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: sehen<br />
abwies. Sie wollte unsere Stellung gegen den Rolschewlsmiis befeslisen,<br />
indem sie uns für die großen Verluste in Nord und Süd im Osten eine Entschädigung<br />
auf Kosten des bolschewistischen Ungarn in Aussicht stellte.<br />
Endlich brachte uns der zweite Friedensentwurf auch eine wesentliche<br />
Verbesserung der wirtschaftlichen Bestinnnungen des ersten Entwurfes<br />
Während der Entwurf vom 2. Juni unsere w^irlschaftlichen Beziehungen zu<br />
den Nachfolgestaaten nach denselben Grundsätzen regelte wie unsere Beziehungen<br />
zu den Ententemächten, wurde dieses Prinzip in dem Entwurf<br />
vom 20. Juli durchbrochen. So wurde insbesondere die gefährliclie Bestimmung<br />
über die Liquidierung des Eigentums deutschöstcrreichischer Staatsbürger<br />
in den Nachfolgestaaten aufgehoben. Auch die Bestimmungen über<br />
die Verteilung der Staatsschuld kamen unseren Forderungen einigermaßen<br />
entgegen. Diese sehr wichtigen Erfolge waren eine Frucht unseres Kampfes<br />
um den Anschluß. Im Kampfe gegen unsere These, daß Deutschosterreich,<br />
auf sich selbst gestellt, nicht lebensfähig sei, hatte der französische<br />
Imperialismus immer wieder versprochen, er werde Deutscliösterreich<br />
durch günstigere wirtschaftliche Bestimmungen des Friedensvertrages<br />
lebensfähig machen. Er mußte wenigstens einen Teil seiner Versprechungen<br />
einlösen; mußte wenigstens diejenigen Klauseln des ersten Entwurfes<br />
•streichen, die den sofortigen wirtschaftlichen Zusammenbruch Wiens<br />
lierbeigeführt, die Lebensfähigkeit Deutschösterreichs vollends vernichtet<br />
hätten.<br />
Aber so bedeutend der Fortschritt auch war, den wir mit dem Friedensentwurf<br />
vom 20. Juli erreicht hatten, so mußten die Bemühungen, eine Verbesserung<br />
des Friedensvertrages zu erreichen, doch selbstverständlich fortgesetzt<br />
werden. Dazu erschien uns nun eine taktische Wendung notwendig.<br />
Aus zwei Gründen waren wir in Konflikt mit Frankreich geraten: erstens<br />
wegen unseres Festhaltens am Anschluß, zweitens wegen unserer W^eigerung,<br />
uns in die gegen die ungarische Räterepublik geschlossene Koalition<br />
hineinzwingen zu lassen. Beide Ursachen des Konflikts hatte aber die Geschichte<br />
indessen aus dem Wege geräumt. Einerseits hatte die Entente die<br />
Einwendungen der reichsdeutschen Friedensdelegation gegen der Artikel 80<br />
des deutschen Friedensvertrages zurückgewiesen; das Reich hatte sich<br />
fügen müf^sen, es hatte den Friedensvertrag am 28. Juni unterzeichnet.<br />
Damit war die Bestimmung, daß Deutschösterreich nur im Falle einstimjniger<br />
Zustimmung des Völkerbundsrates in das Deutsche Reich aufgenommen<br />
werden dürfe, zu einem Bestandteil des Völkerrechtes geworden.<br />
Anderseits wußten wir, daß die ungarische Räteregierung schwer erschüttert<br />
war; wir konnten nicht mehr bezweifeln, daß ihr Zusammenbruch unmittelbar<br />
bevorstand. Unter solchen Umständen konnte es weder die<br />
deutsche noch die ungarische Frage rechtfertigen, im Konflikt mit Frankreich<br />
zu verharren. Und eine Annäherung an Frankreich erschien jetzt<br />
nicht nur möglich, sondern auch notwendig. Unser Versuch, in Italien<br />
eine<br />
Stütze gegen Frankreich zu finden, war daran gescheitert, daß Italien auf<br />
der Annexion Deutsch-Südtirols beharrte. Und Frankreichs Feindschaft<br />
gegen uns konnte viel gefährlicher werden, wenn erst der Bolschewismus<br />
in Ungarn gefallen war, als sie sein konnte, solange die Furcht, daß der<br />
Bolschewismus nach Deutschösterreich übergreifen könnte, der französi-<br />
Feindschaft Hemmungen auferlegte. So mußten wir jetzt den Versuch<br />
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