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Eiundeslicrrcs, die die KommandoRowaU des bürgerlich jresinnlon Offiziers^<br />
korps durch die sozialistische Gesinnung und Organisation der Wehrinänner<br />
und die Befugnisse ihrer Soldatenräte begrenzte, und in den Machtverhältnissen<br />
zwischen den bürgerlichen Selbstschutzverbänden einerseits,.<br />
der proletarischen Ordnerorganisation anderseits, die einander in Schach,<br />
hielten.<br />
Die Republik wurde seit dem Oktober 1920 von einer bürgerlichen Regierung,<br />
von einer bürgerlichen Parlamentsmehrheit regiert. Trotzdem war<br />
sie kein Klassenstaat der Bourgeoisie, keine Bourgeoisrepublik. Diestarken<br />
Machtpositionen des Proletariats im Heer, in der Ordnerorganisation,<br />
in den lebensnotwendigen Verkehrsbetrieben setzten der Macht der<br />
bürgerlichen Rej^ierung enge Schranken. Sie konnte es nicht v/agcn, die<br />
Arbeiterklasse zum Entscheidungskampie herauszufordern. Sie konnte<br />
nicht anders regieren als durch tägliche Kompromisse mit der Vertretun;^<br />
der Arbeiterklasse im Parlament und mit den proletarischen Organisationen<br />
außerhalb des Parlaments. In allen großen Krisen diespr Periode, in der<br />
Zeit des Kapp-Putsches, des Osterputsches Karl Habsburgs, der Burgenlandkrise<br />
konnte die Arbeiterklasse den Kurs der bürgerlichen Re'^icrung<br />
mächtic beeinflussen.<br />
Die Arbeiterklasse v/ar eine starke Macht in der Republik. TroLzdem<br />
war die Repubhk kein Klassenstaat des Proletariats, keine proletarische<br />
Republik. Die Arbeiterklasse konnte die kapitalistische Wirtschaftsverlassung,<br />
auf der das Staatswesen ruhte,<br />
nicht aufheben. Die Arbeiterklasse<br />
konnte zwar die politische Macht der Bourgeoisie eng einschränken, aber<br />
nicht die Macht an sich reißen. Die ganze wirtschaftliche Entwicklung<br />
der Republik, die Aufhebung der Ivriegswirtschaft, die Wiederherstellung<br />
der kapitalistischen Handelsfreiheit vor allem bedeutete die Wiederherstellung<br />
der Wirtschaftsverfassung der Bourgeoisie.<br />
Die Republik war also weder eine Bourgeoisrepublik noch eine<br />
proletarische Republik. Sie vrar weder ein Instrument der. Klassenherrschaft<br />
der Bourgeoisie über das Proletariat noch ein Instrument der<br />
Klassenherrschaft des Proletariats über die Bourgeoisie. Die Republik war<br />
in dieser PJiase kein Klassenstaat, das heißt kein Instrument der Herrschaft<br />
einer Klasse über die andere Klasse, sondern ein Ergebnis des Kompromisses<br />
zwischen den Klassen, ein Resultat des Gleichgewichts der<br />
Klassenkräfte. Wie die Republik im Oktober 1918 aus einem Contrat.<br />
social, aus einem staatsbildenden Vertrag der drei großen Parteien, die<br />
die drei großen Klassen der Gesellschaft vertraten, entstanden ist. so lebte<br />
sie nur in täglichen Kompromissen zwischen den Klassen.<br />
Die Revolution von 1918 hat die politischen und rechtlichen Klassenprivilegien<br />
der herrschenden Klassen zertrümmert. Einige der Republiken,<br />
die aus der Revolution von 1918 hervorgegangen sind, so die ungarische<br />
und die westukrainische, haben sich damals „Volksrepubliken" genannt.<br />
Sie wollten damit sagen, daß nunmehr, nach der Zertrümmerung der<br />
Klassenprivileden, das Volk als Ganzes seine Regierung in seine Hand<br />
nehme. Aber hier war die Phrase der Volksrepublik nur der Ausdruck<br />
einer kleinbürgerlichen Illusion. Durch die Aufhebung der politischen und<br />
rechtlichen Klassenprivilegien werden die Klassengegensätze nicht auf-<br />
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