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einem Schlage vollständig unn:iöglich geworden. Damit hätte jede Möglichkeit<br />

des Bezuges ausländischer Lebensmittel, Kohle, Rohstoffe aufgehört. Die<br />

Hungerkatastrophe, der Bürgerkrieg, die Invasion, die Konterrevolution<br />

durch fremde Bajonette wären die unvermeidlichen Folgen gewesen. Wollten<br />

wir den völligen Zusammenbruch des Geldwertes und damit die wirtschaftliche<br />

Katastrophe verhüten, so gab es nur einen Weg: mit den bürgerlichen<br />

Parteien zusammen eine Konzentrationsregierung zu bilden und uns innerhalb<br />

ihrer die Kontrolle über die Finanzpolitik und die äußere Politik zu<br />

sichern. Aber nicht bedingungslos konnten wir ia eine solche Regierung eintreten.<br />

Das Manifest der Konferenz vom 23. August sagte:<br />

-Erst wenn die bürgerlichen Parteien endlich die Gefahr des vollständigen<br />

Zusammenbruchs unserer Volkswirtschaft erkennen; erst wenn sie sich dessen<br />

bewußt werden, daß, wenn alles zusammenbricht, sich auch die besitzenden<br />

Klassen nicht aus dem Zusammenbruch werden retten können; erst wenn die<br />

Furcht vor dieser Katastrophe die besitzenden Klassen dazu zwingt, die notwendigen<br />

Opfer zu bringen, und sie bereit macht, unsere wichtigsten und<br />

'dringendsten Forderungen zu erfüllen und ihre Sabotage gegen alle wirtschafthchen<br />

und sozialen Notwendigkeiten aufzugeben, erst dann und nur dann besteht<br />

die Möglictikeit, in Vereinbarungen mit den bürgerlichen Parteien durchzusetzen,<br />

was durchgesetzt werden muß, erst dann und nur dann könnte eine zeitweilige<br />

Kooperation mit den bürgerlichen Parteien für uns ein Mittel sein, die Republik<br />

und die Volkswirtschaft aus der schwersten Gefahr zu retten."<br />

Die Beschlüsse der Konferenz vom 23. August waren von der Überzeugung<br />

bestimmt, daß das politische System, das in der Republik seit dem<br />

Herbst 1919 herrschte, das System des Gleichgewichts der Klassenkräfte<br />

an der Aufgabe, das Gleichgewicht im Staatshaushalt wiederherzustellen,<br />

der Vermehrung des Papiergeldes ein Ende zu setzen und dadurch die<br />

drohende Währungskatastrophe zu verhüten, vorläufig gescheitert war.<br />

In der Tat war diese Aufgabe überaus schwer. Die Republik hatte von<br />

der alten Monarchie einen Staatsapparat geerbt, der für den neuen Kleinstaat<br />

viel zu groß, viel zu kostspielig war. Das Funktionieren dieses<br />

Apparats war überdies durch die Wirkungen des Krieges, der Auflösung<br />

•des alten Wirtschaftsgebietes, der Revolution und des Länderpartikularismus<br />

gestört, kompliziert und verteuert worden. Die Kosten dieses Apparats<br />

aus Steuereinnahmen zu decken, war desto schwerer, da der Untergang<br />

des Rentnertums und der Mieterschutz die ergiebigsten alten Steuerquellen<br />

verschüttet hatten, während sich der neue Reichtum in Formen barg, die<br />

sich der Erfassung durch die Steuerbehörden überaus leicht entziehen.<br />

Die Lösung dieses überaus schweren Problems war nicht gelungen,<br />

solange die Kräfte der Klassen einander im Gleichgewicht hielten. Der<br />

Widerstand der Bourgeoisie und der Bauernschaft war zu stark, als daß es dem<br />

Proletariat hätte gelingen können, die Lösung mit sozialistischen Mitteln,<br />

mittels rücksichtsloser Eingriffe in das Eigentumsrecht zu erzwingen. Der<br />

Widerstand der Arbeiterklasse war zu mächtig, als daß es der Bourgeoisie<br />

möglich gewesen wäre, die Lösung auf Kosten des Proletariats, die Lösung<br />

durch rücksichtslosen Abbau der Sfaatsangestellten und rücksichtslosen<br />

Ausbau des Systems der indirekten Steuern durchzusetzen. So war das<br />

System des Gleichgewichts der Klassenkräfte an der Währungskatastrophe<br />

gescheitert. Die Entwicklung mußte weitergehen entweder zur Wiederherstellung<br />

der<br />

Bourgeoisie.<br />

Vorherrschaft der Arbeiterklasse oder zur Restauration der<br />

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