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-<br />
zwischen<br />
Organisationen zu Organen des Staates und Mitbcherrschern des Staates<br />
zugleich. Sobald der Staat die Massen mit den Mitteln der Gewalt nicderl!all(Mi<br />
kann, bedarf er der Vermittlung der Organisationen nicht mehr.<br />
Die Ansätze zur Entwicklung einer funktionellen Demokratie, die die<br />
llcvolution hervorgebracht hat, verkümmern dann; der Staat fällt auf die<br />
Stufe einer rein parlamentarischen Demokratie zurück. Solange der Staat<br />
über Gewaltmittel zur Niederhaltung des Proletariats nicht verfügt, ist die<br />
Demokratie wirkliche Selbstregierung der Volksgesamlheit. Sobald der<br />
Staat hinreichende Mittel zur Niederhaltung des Proletariats besitzt, vermag:<br />
die Bourgeoisie, wenn nur die Wahlen ihr die Mehrheit in dem Parlament<br />
der Republik sichern, das Proletariat unbeschränkt zu beherrschen; die<br />
Demokratie verwandelt sich dann zur bloßen Form der Klassenherrschaft der<br />
Bourgeoisie. Das also ist der Sinn des Kampfes: es ist der Kampf zwischen<br />
dem Geist und der Gewalt als Regierungsmittel ;<br />
der<br />
f u n k t fo n e 1 1 e n und der bloß parlamenta-rischen Demokratie<br />
als Regierungsme'ihodo; zwischen der Demokratie als wirklicher Selbstregierung<br />
der Volksgesamtheit und der Demokratie als bloßer Form<br />
der Klassenherrschaft.<br />
Von dem Ergebnis dieses Kampfes hängt die ganze Einstellung der<br />
Arbeiterraassen zum Staat ab. Bis zur Revolution von 1918 war der Staat<br />
den Arbeitermassen eine ihnen fremde, ihnen feindliche Gewalt. Durch die<br />
Revolution von 1918 wurde die Arbeiterklasse mit einem Schlag zur<br />
Trägerin des Staatsgedankens. Der Wille, die Republik zu erhalten und zu<br />
schützen, war das mächtige Motiv der Selbstzucht, der Selbstbeherrschung<br />
der Arbeitermassen in den Hunger- und Sturmzeiten von 1919 und 1920.<br />
Der republikanische Enthusiasmus hob die Arbeiterklasse zur Vorkämpferin<br />
der Verteidigung der Republik in der Burgenlandskrise von 1921. Die Entschlossenheit,<br />
die Republik zu retten, war die<br />
Quelle der Opferwilligkeit des<br />
Proletariats in den finanzpolitischen Kämpfen von 1922. Und mit dem Verhältnis<br />
der Arbeiterklasse zum Staat hat sich auch ihr Verhältnis zur<br />
Nation verändert. Bis zur Revolution von 1918 war die Arbeiterklasse die<br />
Todfeindin der nationalen Politik, deren Inhalt die Aufrechterhaltung der<br />
Herrschaft der deutschöstcrreichischen Bourgeoisie und Bürokratie über die<br />
anderen Nationen der Habsburgermonarchie war. Durch die Revolution von<br />
1918 wurde die Arbeiterklasse zur Trägerin der nationalen Politik, deren<br />
Inhalt nun nur noch das Selbstbestimmungsrecht des deutschösterreichi-<br />
. sehen Volkes sein kann.. Die Arbeiterklasse war die Trägerin des nationalen<br />
Gedankens im Kampfe um den Anschluß an Deutschland in den Jahren 1918<br />
und 1919, im Kampfe um das Burgenland 1921, im Kampfe gegen die<br />
Unterwerfung Deutschösterreichs unter die Fremdherrschaft einer internationalen<br />
Finanzkontrolle im Jahre 1922. Aber gerade mit dieser Unterwerfung<br />
hat eine rückläufige Bewegung eingesetzt. Verwandelt sich der<br />
Staat wieder in eine Klassenorganisation der besitzenden Klassen, die die<br />
Arbeiterklasse gew-altsam niederhält, dann entfremden sich die Arbeitermassen<br />
wieder dem Staat, sie beginnen wieder, den Staat als eine ihnen<br />
fremde, ihnen feindliche Gewalt zu betrachten. Organisiert sich die Nation<br />
wieder als Herrschaftsorganisation der besitzenden Klassen, dann tritt die<br />
gewaltsam niedergehaltene Arbeiterklasse unvermeidlich v/ieder in<br />
schroffen Gegtasatz zur Idee der Nation. Was, vom Standpunkt der Arbeiler-<br />
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