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In der Slurmzcit der großen Französischen RcvoliiÜDn war die polnische<br />

AdelsrepuMik untergciiangcn. In den Aufständen von 1794, 1830, 1S16,<br />

18G3 hatte die polnisclie Schlachta vergebens die verlorene stadtliche Selbständigkeit<br />

wiederzuerobern versucht. Die furchtbare Niederlage des Aufslandcs<br />

von 1863 brach die revolutionäre Energie des polnischen Adels. Der<br />

Sturz Napoleons III. im Jahre 1870 raubte ihm alle Hoffnung, daß die<br />

polnische Frage von außen her wieder aufgerollt werden werde. Nicht<br />

mehr die Wiedereroberung der nationalen Staatlichkeit, sondern nur noch<br />

die Rettung des nationalen Seins war nun die Aufgabe, „organische Arbeit"<br />

statt revolutionärer Romantik die Parole des Tages. Schon 1846 hatte die<br />

österreichische Regierung die galizischen Bauern gegen die rebellierenden<br />

Edelleute aufgeboten. 1864 hatte die russische Regierung das Herrenland<br />

auf die Bauern verteilt, um sich auf die Bauern gegen die revolutionäre<br />

Schlachta zu stützen. Ebenso glaubte Bismarck, den „loyalen" polnischen<br />

,<br />

Bauern gegen die rebellische Schlachta ausspielen zu können. Der Adel sah<br />

seine Klassoninteressen bedroht, wenn die Regierungen die Bauern gegen<br />

den Edelmann schützten. So suchte der Adel die Versöhnung mit den Regierungen<br />

der drei Kaisermächte. „Dreifache Loyalität" war nun die<br />

Losung, die die Krakauer Stanczyken dem Adel der drei Teile Polens gaben.<br />

In Galizien trug diese Politik reiche Früchte. Nach dem Ausgleich von<br />

1867 schlössen der Kaiser und die deutsche Bourgeoisie ihren Frieden mit<br />

dem polnischen Adel. Die Schlachta wurde im Reichsrat und in den Delegationen<br />

zur sicheren Stütze jeder österreichischen Regierung. Dafür<br />

aber wurde Galizien ihr völlig ausgeliefert. Hier erstand die polnische<br />

Adelsrepublik wieder. Polnisch waren Verwaltung und Schule. Und die<br />

polnische Schlachta herrschte unbeschränkt über den polnischen und den<br />

rutlaenischen Bauern. Anders im russischen und im preußischen Ant^eil.<br />

Dort blieben alle Bemühungen der Schlachta, die Gnade der Herrschenden<br />

zu erlangen, fruchtlos. Mochte der Adel im Königreich Polen dem Zaren<br />

huldigen, mochte das Kolo polskie im deutschen Reichstag mit seinen<br />

Stimmen die Bewilligung von Militär- und Flotte nvorlagea entscheiden:<br />

dem polnischen Volke blieb dennoch die nationale Schule, blieben dennoch<br />

alle Elemente nationaler Selbstverwaltung versagt. Die preußische<br />

Regierung hatte schon 1832 die deutsche Amtssprache in Posen eingeführt,<br />

1833 die Landratswahkn in Posen suspendiert, im Jahre 1836 die<br />

Woyts beseitigt, an die Stelle der gewählten Dorfvorsteher ernannte<br />

Distriktskommissäre gesetzt, und diese Zertrümmerung aller Selbstverwaltung<br />

hatten die Polen mit ihrem Austritt aus dem Staatsdienst beantwortet.<br />

1873 führte Preußen dann die deutsche Unterrichtssprache in<br />

den Volksschulen ein, 1886 begann die Ansiedlungskommission, polnische<br />

Güter aufzukaufen und auf ihnen deutsche Bauern anzusiedeln. So standen<br />

die Polen in Posen und Westpreußen nach völliger Zerstörung ihrer Selbstverwaltung<br />

unter der Herrschaft einer fremden Bürokratie, die ihnen<br />

mittels der deutschen Schule die Seelen ihrer Kinder, mittels der Ansiedlungspolitik<br />

ihren Boden zu entreißen suchte. Nicht anders erging es nach 1863<br />

den Polen im russischen Anteil. Seit 1863 war alle Selbstverwaltung zerstört,<br />

seit 1869 wurde der gesamte Unterricht, seit 1873 das Gerichtswesen<br />

russifiziert. In Litauen wurde 1865 den Polen der Bodenkauf, 1868 der<br />

öffentliche Gebrauch der polnischen Sprache verboten.<br />

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