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Stimmung ohne Vorbehalt an die Seite der Mittelmächte stellte, für Krieg<br />

und Sieg der Mittelmächte ihren Einfluß auf die Massen einsetzte, lieferte<br />

Renner so der Stimmung der Massen, der Haltung der Partei die Ideologie.<br />

Aber im weiteren Verlauf des Krieges mußte diese österreichischpatriotische<br />

Ideologie in immer schrofferen Gegensatz gegen die Massenstimmung<br />

geraten. Die Blockade der Entente hat Österreich noch viel<br />

schwerer getroffen als Deutschland. Galizien wurde durch' die rus^^schen<br />

Armeen verwüstet, Ungarn sperrte sich gegen Österreich ab; so verfiel<br />

Österreich in furchtbare Lebensmittelnot, die die Rationierungsmaßregeln<br />

des bürokratischen „Kriegssozialismus" nur wenig zu lindern vermochten.<br />

Die entsetzlichen Verluste der Armee in den ersten Kriegsmonaten zwangen<br />

zu immer neuen „Musterungen"; der Militarismus holte Kinder von den<br />

Schulbänken und alte Männer zogen mit ihren Söhnen ins Feld. Brutale<br />

Gewalt suchte die hungernden Arbeitermassen der Kriegsindustrie zur<br />

Arbeit zu peitschen; die Fabriken wurden militarisiert, die Arbeiter unter<br />

Kriegsrecht gestellt, militärische Betriebsleiter kom.mandierten in den Betrieben.<br />

Die Verfassung war sistiert, das Parlament geschlossen, die Presse<br />

geknebelt, die Zivilbevölkerimg der Blutjustiz der Militärgerichte unterworfen.<br />

Die Massen hatten diesen furchtbaren Druck ruhig ertragen, solange<br />

sie noch die Furcht vor der russischen Invasion beherrschte. Nach<br />

dem Durchbruch von Gorlice, nachdem die russischen Heere weit zurückgeworfen<br />

waren, hielt nicht mehr die Furcht vor der fremden Invasion<br />

den Groll gegen die Fortsetzung des Krieges nieder. Nun wuchs die Erbitterung<br />

der Massen.<br />

Der Mann, der dieser Stimmung der Massen Ausdruck gab, war Friedrich<br />

Adler. „Wir haben," das war sein leitender Gedanke, „in diesem Kriege die<br />

Pflicht, als Sozialdemokraten zu handeln, unsere sozialdemokratische<br />

Überzeugung durchzuhalten." Der einzelne Genosse mag, sei er nun<br />

Deutscher oder Franzose, Österreicher oder Russe, auf dem Schlachtfelde<br />

seine Soldatenpflicht erfüllen; die Partei aber darf sich nicht „geistig<br />

assentieren lassen", sie darf nicht zum Werkzeug der Kriegführung der<br />

herrschenden Klassen werden, sie darf ihre Sache weder mit der der<br />

Mittelmächte noch mit der der Entente identifizieren.<br />

Renner glaubte, in der Zeit des imperialistischen Krieges müsse sich das<br />

Proletariat auf die Seite des Imperialismus des eigenen Landes stellen, um<br />

nicht vom fremden Imperialismus !:;eknechtet zu werden. Adler forderte,<br />

das Proletariat müsse in imvcrsölinlicher Opposition gegen den Imperialismus<br />

überhaupt bleiben, vor allem aber überall gegen den Imperialismus<br />

des eigenen Staates für die Beendigung des Krieges, für den Frieden ohne<br />

Annexionen und Kontributionen kämpfen.<br />

Renner betrachtete als Aufgabe des proletarischen Internationalismus<br />

die Verteidigung und Vergrößerung des „übernationalen" Staatsgebildes.<br />

Adler betrachtete als Aufgabe des proletarischen Internationalismus die<br />

Wiederherstellung der internationalen Kampfgemeinschaft des Proletariats<br />

gegen alle nationalen und „übernationalen" Imperialismen.<br />

Renner forderte vom Kriegsabsolutismus die Verwaltungsreform und<br />

Veriassungsrevision, die den Grund legen sollen zur Umgestaltung Österreichs<br />

in einen Bundesstaat der Völker. Renner feierte die Militarisierung, die<br />

„Durchstaatlichung" der Wirtschaft durch den Kriegsabsolutismus als den<br />

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