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slawischen Nationen an. so nuissrn wir dasselbe Selbsthestimmnngsrecht<br />

für das deulschösterreichische Volk fordern. Verwirklichen die slawischen<br />

Nationen ihre Einheit und Freiheit in neuen Nationalstaaten, so müssen<br />

wir die Einheit und Freiheit des deutschen Volkes zu verwirklichen versuchen<br />

durch den Anschluß Deutschösterreichs an Deutschland. Sprengt<br />

die nationale Revolution der slawischen Nationen das Ijeich, so müssen<br />

wir die revolutionäre Krise ausnützen für die Sache der sozialen Revolution;<br />

müssen wir auch auf unserem Boden die Dynastie stürzen, die<br />

demokratische Republik aufrichten, auf dem Boden der demokratischen<br />

Republik den Kampf um den Sozialismus beginnen.<br />

Wollten wir also die Partei zur Erfüllung ihrer Aufgaben in der nahenden<br />

Revolution geistig vorbereiten, so mußten wir den Einfluß der Lehre<br />

Renners von der Notwendigkeit und Überlegenheit des „übernationalen<br />

Staates" brechen, die Massen zur bedingungslosen Anerkennung des Selbstbestimmungsrechtes<br />

der Völker erziehen, das Brünner Nationalitätenprogramm<br />

von 1899 überwinden, auf die alte Tradition der republikanischen<br />

Demokratie, ihre Tradition von 1848 her, zurückgreifen, daß die Aufgabe<br />

der österreichischen Revolution die Auflösung des österreichischen Staates<br />

selbst, die Aufrichtung freier Nationalstaaten auf seinen Trümmern sein<br />

werde.<br />

Ich hatte schon vor dem Kriege, schon seit der Annexianskrise,<br />

im „Kampf" die Auffassung vertreten, daß der nahende<br />

Krieg das revolutionäre Nationalitätsprinzip wieder auf die Tagesordnung<br />

der Geschichte setzen werde. Als ich im September 1917<br />

aus der russichen Kriegsgefangenschaft heimkehrte, begann ich<br />

die Propaganda dieses Gedankens. Freilich, wollten wir öffentlich zu den<br />

Massen sprechen, so mußten wir innerhalb der Schranken bleiben, die die<br />

Preßzensur uns setzte. Wir konnten also nicht offen von der Revolution<br />

sprechen, sondern mußten sie als ,,vollen Sieg der Demokratie", als „Einberufung<br />

konstituierender Nationalversammlungen" umschreiben; wir<br />

konnten nicht offen die Auflösung Österreichs proklamieren, sondern sie<br />

nur umschreiben durch die Forderung, daß den Nationen nur diejenigen<br />

Angelegenheiten gemeinsam bleiben sollen, die sie durch freie Vereinbarung<br />

als gemeinsam feststellen. So fügte ich schon in die „Erklärung", die die<br />

„Linke" auf dem Oktoberparteitag 1917 verfocht, den folgenden, gegen<br />

Renner polemisierenden Satz ein:<br />

„Wie das soziale Prcblem nicht in bloßer Verwaltungsarbeit gelöst werden<br />

kann, sondern nur durch die Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat,<br />

so kann auch das nationale Problem nicht durch ein paar Verwaltungsgesetze<br />

gelöst werden, sondern nur durch den vollen Sieg der Demokratie.<br />

Nicht die Kreisverwaltung kann unsere Losung sein im Kampfe für<br />

die nationale Autonomie, sondern nur die Einberufung Konstituierender<br />

Nationalversammlungen der einzelnen Nationen, von<br />

denen jede die Verfassung und die Verwaltungsorganisation ihrer Nation<br />

souverän festsetzt und die Besorgung der gemeinsamen Angelegenheiten mit<br />

den anderen Nationen vereinbar t."<br />

Aber diese Gedankengänge waren der Partei noch imi Oktober 1917 so<br />

wenig vertraut, daß sie von dem Parteitag überhaupt nicht verstanden<br />

wurden. Derselbe Parteitag, der vor den Auffassungen der „Linken" über<br />

die Stellung der Partei zum Kriege zurückwich, nahm eine Resolution<br />

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