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öslcrroich und über die Fronl verhängt; sie wurde binnen wenigen Tagen<br />
fühlbar.<br />
An demselben Hr. Oktober, an dem der Generalstreik der tschechischen<br />
Arbeiter den Umsturz in den tschechischen Ländern ankündigte, teilte<br />
Dr. Benes den Enlcntcrcgicrungen mit, daß sich in Paris „im Einvernehmen<br />
mit den politischen Führern in unseren Ländern" die erste tschechische<br />
Regierung konstituiert habe; Masaryk sei zum Präsidenten, Bene§ zum<br />
Minister des Äußern, Stcfanik zum Kriegsminisler ernannt. Schon am<br />
folgenden Tage erkannte Frankreich diese Regierung an. Zwei Tage später,<br />
am 17. Oktober proklamierte Masaryk in Washington, die tschechoslowakische<br />
Republik trete ins Leben.<br />
Im Hauptquartier in Baden wußte mAn. daß die italienische Heeresleitung<br />
eine gewaltige Offensive gegen die hungernde, zerlumpte, zerrüttete<br />
k. u. k. Armee in Venetien vorbereite. Wilson aber ließ Habsburgs Bitte<br />
um Waffenstillstand immer noch unbeantwortet. Er wechselte mit dem'<br />
Deutschen Reiche Noten über die Waffenstillstandsbedingungen; Österreich-<br />
Ungarn würdigte er überhaupt keiner Antwort. Eine furchtbare Angst wurde<br />
am Hofe wach: Wollte die Entente der Monarchie überhaupt keinen Frieden<br />
mehr bewilligen?<br />
Der Kaiser versuchte es, mit den Nationen selbst zu verhandeln. Am<br />
12. Oktober empfing er in Baden 32 Abgeordnete aller Nationen. Er hatte<br />
ein „Völkerministerium" im Sinne. Aber Tschechen und Südslawen antworteten,<br />
sie hätten in einer österreichischen Regierung nichts mehr zu<br />
tun. Sie hätten nur eines zu fordern: Übergabe der ganzen Regierungsgewalt<br />
in ihrem Gebiet an ihre Nationalräte und Räumung ihres Gebiets<br />
durch alle Truppen fremder Nationalität.<br />
Der Hof sah, daß sich der offene Aufruhr in Böhmen, in Kroatien, in<br />
Galizien vorbereitete. Aber hatte man noch die Macht, den Aufruhr<br />
niederzuschlagen? Sind die schwachen hungernden Landsturmformationen<br />
im Hinterland gegen die Volksmassen noch verläßlich? Und wenn sie es<br />
selbst wären: alles hing davon ab, ob die Entente doch noch vor dem<br />
Beginn der drohenden italienischen Offensive einen Waffenstillstand<br />
bewilligt; konnte man die Gnade der Entente hoffen, wenn man die<br />
Volker, die die- Entente als ihre Bundesgenossen anerkannt hatte, blutig<br />
niederwarf? So verzichtete denn Habsburg auf jede Gegenwehr.<br />
Nun sahen auch die deutschbürgerlichen Parteien, daß sich das deutschösterreichische<br />
Volk nicht an das untergehende Reich klammern, daß es<br />
Gesetzgebungs- und VoUziehungsgew^alt in dem neu<br />
sein Geschick in seine eigene Hand nehmen mußte. Sie stimmten unserer<br />
Forderung, daß sich die deutschösterreicjii sehen Abgeordneten als Provisorische<br />
Nationalversammlung des deutschösterreichischen Staates konstituieren<br />
und die volle<br />
zu errichtenden Staate für sich in Anspruch nehmen sollten, endlich zu. Dem<br />
Kaiser blieb nun nichts anderes mehr übrig, als den Schein der Macht<br />
noch dadurch aufrechtzuerhalten, daß er ausdrücklich erlaubte, was ohne<br />
seine Erlaubnis schon beschlossen, schon in Durchführung war. So entschloß<br />
sich der Kaiser zu dem Manifest vom 16. Oktober. „Österreich soll",.<br />
so sagte das kaiserliche Manifest, „zu einem Bundesstaat werden, in dem.<br />
jeder Volksstamm auf seinem Siedlungsgebiet sein eigen(>s staatliches Ge-<br />
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