Nachhaltigkeit in der Weinbaupraxis Nachhaltigkeit ... - Raps - Bayer
Nachhaltigkeit in der Weinbaupraxis Nachhaltigkeit ... - Raps - Bayer
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Magaz<strong>in</strong> für mo<strong>der</strong>nen We<strong>in</strong>bau 1 | 11<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> We<strong>in</strong>baupraxis<br />
Die Grundlagen für die Zukunft
Editorial<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> –<br />
ursprünglich e<strong>in</strong>e „deutsche Erf<strong>in</strong>dung“<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>, lieber Leser,<br />
<strong>der</strong> Begriff „<strong>Nachhaltigkeit</strong>“ wurde im Jahr<br />
1713 von Hans Carl von Carlowitz <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
„Sylvicultura Oeconomica“ als Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong><br />
Waldbewirtschaftung festgeschrieben*. Auf<br />
die Gesamtwirtschaft übertragen wird er erstmals<br />
1952 erwähnt und 1980/81 <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
„World Conservation Strategy“ und <strong>der</strong> Studie<br />
„Global 2000“** als globaler gesellschaftlicher<br />
Auftrag def<strong>in</strong>iert.<br />
Für den We<strong>in</strong>bau ist die nachhaltige Wirtschaftsweise<br />
nicht etwas ganz Neues, vielmehr wird<br />
sie seit jeher betrieben. Vergleichbar <strong>der</strong> Forstwirtschaft<br />
ist Beständigkeit <strong>der</strong> Bewirtschaftung<br />
über Generationen h<strong>in</strong>weg e<strong>in</strong> ehernes Gesetz.<br />
Dennoch ist es notwendig, sich als W<strong>in</strong>zer mit<br />
<strong>der</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er neuen differenzierten<br />
Bedeutung und mit <strong>der</strong>en praktischen Umsetzung<br />
im eigenen Betrieb zu befassen. Der wegweisende<br />
Beitrag von Dr. Arnold Schwab, <strong>Bayer</strong>ische<br />
Landesanstalt <strong>in</strong> Veitshöchheim, kann Ihnen dabei<br />
Hilfestellung geben (Seiten 4 – 7).<br />
E<strong>in</strong> auskömmliches E<strong>in</strong>kommen für zwei Familien-<br />
Generationen von 50 Hektar Rebfläche zu<br />
erwirtschaften, war für Markus Schnei<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Leitgedanke für den Aufbau e<strong>in</strong>es We<strong>in</strong>guts.<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> ist <strong>der</strong> Rote Faden <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Leben. Lesen Sie unsere Reportage über e<strong>in</strong>en<br />
jungen W<strong>in</strong>zer, dessen We<strong>in</strong>e, Homepage,<br />
Bauten und öffentliches Auftreten ihn längst selbst<br />
zu e<strong>in</strong>er Marke gemacht haben (Seiten 8 – 11).<br />
E<strong>in</strong> Fungizid mit völlig neuem Wirkungsmechanismus<br />
br<strong>in</strong>gt Variabilität <strong>in</strong> die Spritzfolge<br />
und Entlastung im Resistenzmanagement. Wenn<br />
bei hoher Wirkungssicherheit die translam<strong>in</strong>are<br />
Wirkung h<strong>in</strong>zukommt, bleiben ke<strong>in</strong>e Wünsche<br />
für den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Bodengeräten und im Hubschrauber<br />
offen. Über se<strong>in</strong>e Praxiserfahrungen<br />
mit Profiler berichtet Dr. Wilfried Zipse vom DLR<br />
Mosel auf den Seiten 12 und 13.<br />
Mit Web 2.0 kostet es wenig, viele Menschen<br />
öfter zu erreichen. Über die neuen Wege digitaler<br />
Kommunikation zum Kunden referiert Bernd<br />
Wechsler vom Kompetenzzentrum <strong>in</strong> Oppenheim<br />
(14 – 15).<br />
Was sich aus deutscher Sicht abwegig anhört,<br />
macht Klaus Pardatscher vom Südtiroler<br />
Beratungsr<strong>in</strong>g <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em <strong>in</strong>teressanten Beitrag<br />
„Rebholzentfernung als Wachstumsbremse“<br />
mit dem Klima-Vergleich verständlich. Bei<br />
deutlich mehr Sonnenstunden und Regenmengen<br />
(800 mm) br<strong>in</strong>gen die Reben e<strong>in</strong>e größere<br />
Photosyntheseleistung. Die Folgen: größere<br />
Mengen, hohe Mostgewichte, alkoholreiche<br />
We<strong>in</strong>e. Die Konsequenz: mit Rebholzentfernung<br />
gegensteuern (Seiten 16 – 17).<br />
Die Zwetschgenschildlaus tritt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Südpfalz<br />
und zunehmend auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Regionen <strong>in</strong><br />
beträchtlicher Stärke auf. In e<strong>in</strong>em aufwändigen<br />
Versuch hat Dr. Karl-Josef Schirra vom DLR <strong>in</strong><br />
Neustadt die Wirkung von Confidor WG 70<br />
auf diesen Schädl<strong>in</strong>g untersucht und dabei<br />
Wirkungsgrade von bis zu 99 Prozent erzielt<br />
(Seiten 18 – 19).<br />
Drei Län<strong>der</strong>, e<strong>in</strong> Fluss, e<strong>in</strong> Ziel, das s<strong>in</strong>d für die<br />
Moselanra<strong>in</strong>er gute Gründe, ihre Vielfalt <strong>in</strong> das<br />
grenzüberschreitende Projekt TERROIR MOSELLE<br />
e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen und nach außen stärker geme<strong>in</strong>sam<br />
aufzutreten. Näheres zum europäischen<br />
Kooperationsprojekt können Sie auf den Seiten<br />
20 und 21 lesen.<br />
Abschließend stellen wir Ihnen unseren<br />
Vertriebsberater für Son<strong>der</strong>kulturen mit dem<br />
Schwerpunkt Pflanzenschutz im We<strong>in</strong>bau,<br />
Markus Borkowski, vor, den die W<strong>in</strong>zer im<br />
geographischen Dreieck zwischen Worms,<br />
Bad Neuenahr und <strong>der</strong> französischen Grenze<br />
bereits gut kennen.<br />
Ich wünsche Ihnen e<strong>in</strong>e anregende Lektüre und<br />
hoffe, dass dieses Heft bedenkenswerte Anstöße<br />
für Ihre Arbeit enthält.<br />
Dr. Hans-Josef Diehl<br />
Leiter Entwicklung, Beratung und Registrierung<br />
<strong>Bayer</strong> CropScience Deutschland GmbH<br />
* „Wird <strong>der</strong>halben die größte Kunst / Wissenschaft/Fleiß und E<strong>in</strong>richtung hiesiger Lande dar<strong>in</strong>nen beruhen /<br />
wie e<strong>in</strong>e sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es e<strong>in</strong>e cont<strong>in</strong>uierliche<br />
beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es e<strong>in</strong>e unentberliche Sache ist / ohne welche das<br />
Land <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Esse (im S<strong>in</strong>ne von Dase<strong>in</strong>, d. Verf.) nicht bleiben mag.“ („Sylvicultura Oeconomica“<br />
S. 105-106, zitiert nach Wikipedia)<br />
** Time to Act 1981.<br />
Internationale Begriffe: susta<strong>in</strong>ability / susta<strong>in</strong>able development<br />
2
Information<br />
Inhalt<br />
Diagnose <strong>der</strong> Schadsymptome<br />
im Netz<br />
<strong>Bayer</strong> CropScience bietet im Internet<br />
e<strong>in</strong>e Übersicht <strong>der</strong> wichtigsten Scha<strong>der</strong>reger<br />
und die dazu gehörenden<br />
Schadsymptome an Reben an. Sie hilft<br />
bei <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen Bestimmung von<br />
Schädl<strong>in</strong>gen, Krankheiten, Unkräutern<br />
sowie Ungräsern und liefert mögliche<br />
Produktempfehlungen. So erleichtert<br />
BayDir-Beratung präzisen Rebschutz.<br />
Nutzen Sie diese praktische Hilfe:<br />
www.bayercropscience.de/<br />
diagnosecenter.cms<br />
Ihr InnoV<strong>in</strong>o-Redaktionsteam<br />
4<br />
8<br />
12<br />
14<br />
16<br />
18<br />
20<br />
22<br />
23<br />
Titelstory<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> We<strong>in</strong>baupraxis –<br />
Der Nutzen für den W<strong>in</strong>zer<br />
Ortsterm<strong>in</strong><br />
We<strong>in</strong>gut Markus Schnei<strong>der</strong>, Ellerstadt,<br />
www.black-pr<strong>in</strong>t.net –<br />
Das Beste aus dem besten Lesegut<br />
<strong>Bayer</strong> Innovation<br />
Praxiserfahrungen mit Profiler ® –<br />
Neuer Wirkungsmechanismus:<br />
- Für sicheren Schutz gegen Peronospora<br />
- Für aktives Resistenzmanagement<br />
Kommunikation<br />
Das Mitmach-Internet Web 2.0 –<br />
Kundenorientierung pur<br />
Technik<br />
Rebholzentfernung als Wuchsbremse<br />
<strong>in</strong> Südtirol – Weniger br<strong>in</strong>gt mehr<br />
Rebschutz<br />
Schildläuse auf dem Vormarsch –<br />
Die W<strong>in</strong>zer s<strong>in</strong>d nicht wehrlos<br />
Regio<br />
Terroir Moselle – Geme<strong>in</strong>sam stärker!<br />
Personalie<br />
Markus Borkowski –<br />
Erster Ansprechpartner im Gebiet<br />
Nachlese<br />
Interessantes rund um den We<strong>in</strong> /<br />
Impressum<br />
Redaktionsanschrift:<br />
<strong>Bayer</strong> CropScience Deutschland GmbH<br />
InnoV<strong>in</strong>o<br />
Kommunikation & Market<strong>in</strong>g-Service<br />
Elisabeth-Selbert-Straße 4a<br />
40764 Langenfeld<br />
Fax: 02173 2076-469<br />
eMail: birgit.stepponat@bayer.com<br />
3
Titelstory<br />
Der Nutzen<br />
für<br />
den W<strong>in</strong>zer<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> We<strong>in</strong>baupraxis<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>? Der Begriff hört sich<br />
gut an, und alle sprechen darüber.<br />
Aber worum geht es eigentlich bei diesem<br />
hochaktuellen Schlüsselbegriff –<br />
und was geht er die W<strong>in</strong>zer an?<br />
„<strong>Nachhaltigkeit</strong> ist nicht<br />
zum Nulltarif zu haben“<br />
S<br />
e<strong>in</strong> häufiger Gebrauch lässt Vertrautheit<br />
vermuten, aber nichts Genaues<br />
weiß man nicht. In solchen Fällen<br />
gibt stets e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition* den besten<br />
E<strong>in</strong>stieg. „E<strong>in</strong>e nachhaltige We<strong>in</strong>wirtschaft<br />
ist ökologisch tragfähig, ökonomisch<br />
existenzfähig, sozial verantwortlich,<br />
ressourcenschonend und dient als<br />
Basis für zukünftige W<strong>in</strong>zer-Generationen.“<br />
Dr. Arnold Schwab, Sachgebietsleiter<br />
für We<strong>in</strong>bau- und Qualitätsmanagement<br />
an <strong>der</strong> <strong>Bayer</strong>ischen Landesanstalt<br />
für We<strong>in</strong>bau und Gartenbau,<br />
Veitshöchheim, gibt profunde Auskunft.<br />
Unternehmen und Unterlassen<br />
Ganz plastisch macht Schwab die<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> an e<strong>in</strong>em bedrückenden<br />
Szenario fest: „Wenn sämtliche W<strong>in</strong>zerbetriebe<br />
auf e<strong>in</strong> paar Großbetriebe<br />
zusammenschmelzen würden, weil für<br />
viele W<strong>in</strong>zer die Flächen zu kle<strong>in</strong> und die<br />
E<strong>in</strong>kommen zu ger<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d, hätte das<br />
gravierende Auswirkungen nicht nur auf<br />
den We<strong>in</strong>bau, son<strong>der</strong>n darüber h<strong>in</strong>aus<br />
auf das Landschaftsbild, auf Tradition<br />
und Kultur.“ E<strong>in</strong>s greift <strong>in</strong>s an<strong>der</strong>e, was<br />
immer <strong>der</strong> W<strong>in</strong>zer unternimmt o<strong>der</strong> unterlässt,<br />
hat direkte Folgen für den Betrieb,<br />
für die Umwelt und für die regionale<br />
Struktur, also für die <strong>Nachhaltigkeit</strong>.<br />
Langlebigkeit und<br />
Arbeitserleichterung<br />
In <strong>der</strong> Produktionstechnik geht es mit<br />
<strong>der</strong> Auswahl von Sorte und Unterlage los.<br />
Mit <strong>der</strong> Neuanlage ist <strong>der</strong> Grundstock<br />
für bis zu 40 Jahre gelegt. Nachhaltig<br />
bedeutet hier, die Sorte und Unterlage<br />
zu treffen, die Langlebigkeit garantiert<br />
und über diesen langen Zeitraum vermarktet<br />
werden kann. Die Entscheidungen<br />
werden sich <strong>in</strong> den kommenden<br />
Jahrzehnten zwischen e<strong>in</strong>er starken traditionellen<br />
L<strong>in</strong>ie mit Silvaner, Riesl<strong>in</strong>g,<br />
Weißburgun<strong>der</strong> und Spätburgun<strong>der</strong> (er<br />
spricht für Franken) sowie auch neuen,<br />
pilzwi<strong>der</strong>standsfähigen Neuzüchtungen<br />
wie Regent, Johanniter und Helios bewegen.<br />
Für die Newcomer auch „PiWis“<br />
genannt, sprechen Arbeitserleichterung,<br />
Umweltschonung und Kostensenkung.<br />
4
„Im Kern geht es<br />
um die Existenzsicherung“<br />
Langlebigkeit und Arbeitserleichterung<br />
stehen auch beim Austausch <strong>der</strong><br />
Holzpfähle gegen Eisenstickel im Vor<strong>der</strong>grund.<br />
Im fränkischen Trockengebiet<br />
wird zur Humusversorgung und als Erosions-<br />
und Tr<strong>in</strong>kwasserschutz die Dauerbegrünung<br />
<strong>in</strong> je<strong>der</strong> zweiten Gasse empfohlen.<br />
Die Nährstoffversorgung erfolgt<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> offenen Gasse. In erosionsgefährdeten<br />
Lagen wird zu Abdeckungen mit<br />
Stroh geraten. Auch das Rebholz bleibt <strong>in</strong><br />
den Anlagen. In <strong>der</strong> steilsten Lage von<br />
Escherndorf, dem Escherndorfer Lump,<br />
wird seit über 30 Jahren grober R<strong>in</strong>denmulch<br />
zur Strukturverbesserung und<br />
zum Erosionsschutz auf über 30 Hektar<br />
erfolgreich e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Ressourcene<strong>in</strong>sparung<br />
und Effizienz<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> ist nicht zum Nulltarif<br />
zu haben, das macht die <strong>Bayer</strong>ische<br />
Landesanstalt ihrer W<strong>in</strong>zer-Klientel laufend<br />
klar. Schritt halten mit dem Fortschritt<br />
wird erwartet, sich dem Neuen<br />
nicht zu verschließen ist Pflicht. Der<br />
E<strong>in</strong>mann-Betrieb <strong>der</strong> Zukunft hat mehr<br />
Fläche, wirtschaftet umweltschonend<br />
und arbeitseffizienter, ist folglich technisch<br />
gut ausgestattet. Konkretes Ziel<br />
ist die Senkung <strong>der</strong> Arbeits- und Kostenbelastung<br />
pro Hektar. Nahe liegen <strong>der</strong><br />
betriebliche Austausch von Masch<strong>in</strong>en<br />
untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> o<strong>der</strong> die Mitgliedschaft <strong>in</strong><br />
Masch<strong>in</strong>enr<strong>in</strong>gen. Es macht eben e<strong>in</strong>en<br />
Unterschied, ob e<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e kooperativ<br />
1.000 Stunden im Jahr e<strong>in</strong>gesetzt<br />
ist o<strong>der</strong> nur 50 Stunden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kle<strong>in</strong>betrieb.<br />
Alle<strong>in</strong> durch den technischen<br />
Fortschritt werden die Masch<strong>in</strong>en alljährlich<br />
2 – 5% teurer, das s<strong>in</strong>d Kostensteigerungen,<br />
die <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Betrieb<br />
bei gleichbleibenden Trauben- und We<strong>in</strong>preisen<br />
kaum auffangen kann.<br />
Der Strukturwandel setzt sich fort, und<br />
deshalb bleiben nicht alle Betriebe erhalten.<br />
Betriebsstrukturen von 10 – 20 Hektar<br />
legen zu, sieht Schwab voraus, und<br />
alle<strong>in</strong> schon daran s<strong>in</strong>d Ressourcene<strong>in</strong>sparung<br />
und bessere Effizienz von<br />
Masch<strong>in</strong>en und Anlagen festzumachen –<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> eben. Angezeigt s<strong>in</strong>d<br />
beispielsweise Gerätekomb<strong>in</strong>ationen,<br />
die beim Spritzen zum Beispiel das<br />
Mulchgerät mitlaufen lassen. Auch neue<br />
Erziehungssysteme mit starken E<strong>in</strong>spareffekten,<br />
wie <strong>der</strong> M<strong>in</strong>imalschnitt, helfen<br />
Kosten sparen.<br />
Arbeiten mit<br />
gestaffelter Intensität<br />
Welche Folgen hat das für den<br />
We<strong>in</strong>? Schwab: „Für den W<strong>in</strong>zer wird<br />
die Arbeitsbelastung heruntergefahren.<br />
Er arbeitet mit e<strong>in</strong>er gestaffelten Intensität.“<br />
Für die Grundwe<strong>in</strong>e hält er den<br />
Arbeitsaufwand niedrig, und im Mittelund<br />
Topsegment nimmt er sich mehr Zeit.<br />
Das geht nicht von heute auf morgen,<br />
räumen die Veitshöchheimer Wissenschaftler<br />
e<strong>in</strong>. Je<strong>der</strong> müsse sich an das<br />
für ihn am besten geeignete System<br />
herantasten. Wenn <strong>der</strong> Standort dafür<br />
geeignet ist und 50 Arbeitsstunden pro<br />
Hektar angepeilt werden, wo bislang<br />
250 Stunden aufgewendet wurden, dann<br />
muss das Equipment auf den Punkt<br />
stimmen. Dann erledigt <strong>der</strong> Vollernter<br />
die Ertragsregulierung, den Rebschutz<br />
und die Traubenernte. Bei richtiger<br />
Strukturierung ist die Arbeitszeit dann<br />
so bemessen, dass <strong>der</strong> Betriebsleiter<br />
mit e<strong>in</strong>igen saisonalen Arbeitskräften<br />
auch 20 Hektar bewältigen kann.<br />
Der Boden muss leben<br />
Am Humusmanagement gibt es unter<br />
dem Aspekt <strong>Nachhaltigkeit</strong> im We<strong>in</strong>bau<br />
wenig zu kritisieren, f<strong>in</strong>det Arnold<br />
Schwab für den fränkischen We<strong>in</strong>bau.<br />
Der Kreislaufgedanke ist <strong>in</strong> W<strong>in</strong>zerkreisen<br />
fest etabliert mit Mulchen, Belassen des<br />
Rebholzes und <strong>der</strong> Blätter im We<strong>in</strong>berg.<br />
Auch die Pressrückstände kommen wie<strong>der</strong><br />
zurück. „Wenn alles im We<strong>in</strong>berg verbleibt,<br />
dann nehme ich nur noch 5 kg/ha<br />
Stickstoff mit den Trauben von <strong>der</strong><br />
Fläche weg, mit e<strong>in</strong>er Weizenernte <strong>in</strong>klusive<br />
Strohabfuhr werden dagegen über<br />
Ökonomische Bewirtschaftung<br />
● Masch<strong>in</strong>enkomb<strong>in</strong>ationen<br />
● Masch<strong>in</strong>enr<strong>in</strong>gnutzung<br />
● Bedarfsgerechte<br />
Bewirtschaftung<br />
● Optimierter<br />
Arbeitsaufwand<br />
200 kg Stickstoff/ha abtransportiert“ vergleicht<br />
er die Stickstoffbilanz zwischen<br />
We<strong>in</strong>bau und Ackerbau. Die Rebe sollte<br />
zur Wuchsregulierung e<strong>in</strong>en mo<strong>der</strong>aten<br />
Stickstoff-Stress, aber ke<strong>in</strong>en echten<br />
Mangel bekommen, weil sonst im Keller<br />
nachgebessert werden muss.<br />
Austarierende Balance ist auch beim<br />
Begriffspaar Biodiversität und Ökonomischer<br />
Verträglichkeit angezeigt. Wer<br />
jedes störende Pflänzchen unter den<br />
Stöcken wegspritzt, hat natürlich e<strong>in</strong><br />
schmaleres Wirtspflanzen-Spektrum und<br />
deshalb auch weniger Insekten. „Man<br />
muss es halt so machen, dass es ökonomisch<br />
und ökologisch vertretbar ist“,<br />
spricht Arnold Schwab das übergeordnete<br />
Gleichgewicht an. Der <strong>in</strong>dividuelle<br />
Arbeitsdruck sorge schon alle<strong>in</strong> dafür,<br />
dass nicht jede Anlage akkurat wie e<strong>in</strong><br />
Soldatenheer dasteht. Intensität um<br />
jeden Preis müsse nicht se<strong>in</strong>. Flurbere<strong>in</strong>igungen<br />
werden neuerd<strong>in</strong>gs mit Augenmaß<br />
betrieben und legen großen Wert auf<br />
Bäume, Sträucher und geschützte Flächen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er organischen Landschaft.<br />
„Der W<strong>in</strong>zer arbeitet mit e<strong>in</strong>er gestaffelten Intensität“<br />
5
Titelstory<br />
Umweltschonende Nutzung<br />
● Vermeidung von Erosion<br />
● Vermeidung von Nitratversickerung<br />
● Ressourcenschonende Bewirtschaftung<br />
● Ger<strong>in</strong>gstmöglicher E<strong>in</strong>trag<br />
an Schwermetallen<br />
● För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bodenfruchtbarkeit<br />
● Erhalt ökologischer Vielfalt<br />
Langfristige Nutzung<br />
„Biodiversität und We<strong>in</strong>bau<br />
s<strong>in</strong>d nicht Gegner, son<strong>der</strong>n Partner“<br />
chen? <strong>Nachhaltigkeit</strong> darf also<br />
nicht dazu führen, dass die<br />
schwächer aufgestellten Betriebe<br />
gänzlich verschw<strong>in</strong>den. Hier s<strong>in</strong>d<br />
neue Formen <strong>der</strong> Kooperation von Seiten<br />
<strong>der</strong> Genossenschaften zu entwickeln,<br />
me<strong>in</strong>t Schwab.<br />
Die Erntemenge br<strong>in</strong>gt es –<br />
o<strong>der</strong> nur die Qualität?<br />
„Die Qualität steht im Mittelpunkt“,<br />
formuliert Arnold Schwab als Basis für<br />
das Bestehen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft. Wenn beispielsweise<br />
die vom Grape-Scan erfassten<br />
Parameter stimmen, kann sich die<br />
Staffelung <strong>der</strong> Auszahlungspreise<br />
danach richten. Nach dieser Logik<br />
handeln die Genossenschaften.<br />
Und so ergibt sich die Rückspiegelung<br />
<strong>der</strong> Arbeit des W<strong>in</strong>zers. Damit<br />
s<strong>in</strong>d aber auch Risiken verbunden,<br />
wenn beispielsweise die Ernte mit<br />
<strong>der</strong> Aussicht auf hochwertigste<br />
Qualität durch aufwändige Ertragsregulierung<br />
auf 50 hl/ha stark reduziert<br />
wurde und wenn, wie 2010,<br />
durch e<strong>in</strong>en regenreichen Spätsommer<br />
mit Schadfäule <strong>der</strong> Ertrag noch<br />
weiter dezimiert wird. Wer gleicht<br />
das aus? Es gilt eben immer noch,<br />
● Unterlagen<br />
und Rebsorten<br />
● Langlebige Unterstützungse<strong>in</strong>richtung<br />
● Pflege <strong>der</strong> Anlagen<br />
● För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Bodenfruchtbarkeit<br />
Probleme unterschiedlicher<br />
Strukturen<br />
„Düngung und Rebschutz s<strong>in</strong>d bedarfsgerecht<br />
zu erledigen“, kommt<br />
Schwab zu konkreten Maßnahmen. Der<br />
Rebschutzdienst gibt die generelle Leitl<strong>in</strong>ie<br />
vor, und das Rebschutz-Fax reagiert<br />
zeitnah auf Befall und Wetterereignisse.<br />
So ist <strong>der</strong> W<strong>in</strong>zer mit se<strong>in</strong>em Rebschutzmanagement<br />
auf <strong>der</strong> sicheren<br />
Seite. Der betriebswirtschaftliche Erfolg<br />
ist letztlich das Ziel aller unternehmerischen<br />
Aufwendungen.<br />
Aber e<strong>in</strong> Blick auf die Struktur des<br />
fränkischen We<strong>in</strong>baus zeigt, dass nicht<br />
je<strong>der</strong> W<strong>in</strong>zer strikt danach verfahren<br />
kann. Die kle<strong>in</strong>strukturierten Betriebe<br />
s<strong>in</strong>d meist nur Traubenerzeuger, die<br />
selbstvermarktenden Betriebe liegen<br />
<strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Flächengröße zwischen<br />
5 – 10 ha. Inhaber von Nebenerwerbsbetrieben<br />
mit bis zu 3 Hektar und Zuverdienst<br />
außerhalb des We<strong>in</strong>baus s<strong>in</strong>d<br />
oft weit über 50 Jahre und haben gar<br />
ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Möglichkeit, als bis zur<br />
Rente weiterzumachen wie bisher. Wer<br />
genau h<strong>in</strong>sieht, erkennt <strong>in</strong> vielen Fällen<br />
e<strong>in</strong>e marg<strong>in</strong>ale Wirtschaftlichkeit. Aber<br />
soll <strong>der</strong> Betrieb aufgeben o<strong>der</strong> ist es nicht<br />
besser, auf se<strong>in</strong>er Schiene weiterzumadass<br />
die Erntemenge das Grundgehalt<br />
und die Qualität die Boni br<strong>in</strong>gt und <strong>der</strong><br />
W<strong>in</strong>zer mit <strong>der</strong> Devise „Qualität um jeden<br />
Preis“ bei <strong>der</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> im Abseits<br />
landen kann.<br />
Informationsträger We<strong>in</strong><br />
Mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung, „sozialverträglich“<br />
zu se<strong>in</strong>, greift die <strong>Nachhaltigkeit</strong> wie<strong>der</strong><br />
6<br />
„Sorte und Unterlage<br />
s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Grundstock für 40 Jahre“
„Die vielgestaltige Landschaft<br />
wird stark positiv erlebt“<br />
● Vorsorge bei <strong>der</strong> Bewirtschaftung<br />
● Unfallverhütung<br />
● Vermeidung von Lärm und Geruch<br />
● Landschaftserhalt statt Monotonie<br />
● Ausgleichsflächen, Ruhepunkte, Wan<strong>der</strong>wege<br />
Sozialverträgliche Bewirtschaftung<br />
weit über den Tellerrand des E<strong>in</strong>zelbetriebs<br />
h<strong>in</strong>aus. Angesprochen s<strong>in</strong>d damit<br />
Arbeitswirtschaft, Umwelt und Region.<br />
E<strong>in</strong>e monotone We<strong>in</strong>baulandschaft ist für<br />
die Gesellschaft nicht mehr sozialverträglich,<br />
e<strong>in</strong>e vielgestaltige Landschaft „wird<br />
stark positiv erlebt“. Mit dem We<strong>in</strong> sollen<br />
auch Informationen vermittelt werden,<br />
so etwa über den umweltschonenden<br />
Anbau, die Landschaftspflege und den<br />
Genusswert. Dafür s<strong>in</strong>d We<strong>in</strong>dozenten<br />
und We<strong>in</strong>erlebnisberater zuständig. Das<br />
Ausrichten von Events geht <strong>in</strong> die gleiche<br />
Richtung und trägt zusätzlich zur Festigung<br />
<strong>der</strong> Kundenb<strong>in</strong>dung bei.<br />
Vor Ort die Arbeitsplätze erhalten,<br />
die Komb<strong>in</strong>ationswirkungen von We<strong>in</strong>bau<br />
und Tourismus nutzen, so könnte<br />
die Sozialverträglichkeit gestärkt werden.<br />
„Langlebig die wirtschaftlichen<br />
Strukturen erhalten“ steht auch auf dem<br />
Lehrplan des Veitshöchheimer Schulzentrums.<br />
E<strong>in</strong>en Blick über die Grenzen<br />
zu werfen und Anregungen e<strong>in</strong>zuholen,<br />
dazu verhilft das EU-Programm<br />
LEONARDO, <strong>in</strong> dessen Rahmen Jungw<strong>in</strong>zer<br />
neun Wochen <strong>in</strong>s Ausland gehen<br />
und dort <strong>in</strong> den We<strong>in</strong>baubetrieben mitarbeiten.<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> ist Zukunft<br />
Letztlich ist die <strong>Nachhaltigkeit</strong> also<br />
ke<strong>in</strong> gerade aktuelles Modewort und ke<strong>in</strong><br />
folgenloses Image-Prädikat, das sich<br />
je<strong>der</strong> W<strong>in</strong>zer ans Hoftor heften kann.<br />
„Die Ökonomie des Betriebes muss stimmen“,<br />
daran gibt es für Arnold Schwab<br />
ke<strong>in</strong>en Zweifel. Nachhaltig wirtschaften<br />
bedeutet nämlich nicht auf Erfolg, Ertrag<br />
und Gew<strong>in</strong>n zu verzichten, son<strong>der</strong>n im<br />
Gegenteil: es bedeutet, den We<strong>in</strong>bau<br />
für die Zukunft auf sichere Be<strong>in</strong>e zu stellen<br />
und für die nachwachsende W<strong>in</strong>zergeneration<br />
erstrebens- und lebenswert<br />
zu machen.<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> muss glaubwürdig und<br />
von konkreten Maßnahmen bestimmt<br />
se<strong>in</strong>, denn gerade Aussagen zu landwirtschaftlichen<br />
Aktivitäten, zu Natur und<br />
Umwelt werden vom gesellschaftlichen<br />
Umfeld beson<strong>der</strong>s kritisch beobachtet.<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> heißt die richtigen –<br />
sprich: nachhaltigen – Entscheidungen<br />
zu treffen. Nicht alles muss neu erfunden<br />
werden. <strong>Nachhaltigkeit</strong> ist ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>malspr<strong>in</strong>t,<br />
son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> betriebswirtschaftlicher<br />
Marathonlauf**. •<br />
* angepasst, nach P. Allen et. al<br />
** Susanne Marell<br />
Zur Person<br />
Dr. Arnold Schwab kommt<br />
aus e<strong>in</strong>em fränkischen W<strong>in</strong>zerbetrieb,<br />
hat We<strong>in</strong>bau gelernt<br />
und <strong>in</strong> Geisenheim We<strong>in</strong>bau<br />
und Kellerwirtschaft, sowie<br />
an <strong>der</strong> Universität Hohenheim<br />
Landwirtschaft und We<strong>in</strong>bau<br />
studiert. Heute ist er Sachgebietsleiter<br />
für We<strong>in</strong>bauund<br />
Qualitätsmanagement<br />
an <strong>der</strong> <strong>Bayer</strong>ischen Landesanstalt<br />
für We<strong>in</strong>bau und<br />
Gartenbau <strong>in</strong> Veitshöchheim.<br />
Weitere<br />
Informationen<br />
zur Titelstory<br />
Dr. Arnold Schwab<br />
0931 9801-554<br />
arnold.schwab@lwg.bayern.dew<br />
ww.lwg.bayern.de<br />
„<strong>Nachhaltigkeit</strong> ist ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>malspr<strong>in</strong>t,<br />
son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> betriebswirtschaftlicher Marathonlauf“<br />
7
Ortsterm<strong>in</strong><br />
We<strong>in</strong>gut<br />
Markus Schnei<strong>der</strong><br />
Ellerstadt<br />
www.black-pr<strong>in</strong>t.net<br />
SCHN<br />
Black Pr<strong>in</strong>t • Tohuwabohu • E<strong>in</strong>zelst<br />
Das Beste<br />
aus dem besten<br />
Lesegut<br />
In dem Ausmaß und mit dieser mutigen Konsequenz macht es sonst<br />
ke<strong>in</strong>er <strong>in</strong> deutschen We<strong>in</strong>landen. Markus Schnei<strong>der</strong> probiert und tüftelt,<br />
geht Risiken e<strong>in</strong>, landet Treffer und br<strong>in</strong>gt es sogar fertig, den erfolgreichen<br />
Experimenten se<strong>in</strong>en ganz eigenen Stempel aufzudrücken.<br />
„Was ich mache,<br />
das kann man nur<br />
mit Begeisterung machen“<br />
B<br />
ei ihm ist alles ungewöhnlich und<br />
orig<strong>in</strong>ell. Genial – das neuerd<strong>in</strong>gs<br />
so abgegriffene Adjektiv ist hier<br />
wohl voll und ganz am Platz, wenn damit<br />
geme<strong>in</strong>t ist, e<strong>in</strong>fache Antworten und<br />
Lösungen zu f<strong>in</strong>den. We<strong>in</strong>e, Homepage,<br />
Bauten, öffentliches Auftreten haben ihn<br />
längst selbst zu e<strong>in</strong>er Marke gemacht.<br />
Wenn sich gelegentlich die Urteile mit<br />
„Superstar <strong>der</strong> W<strong>in</strong>zer“, „Star- und Kultw<strong>in</strong>zer“,<br />
„Newcomer des Jahres“ überschlagen,<br />
quittiert er das absolut<br />
souverän. „Teilweise habe ich mir das<br />
erarbeitet“, sagt Markus Schnei<strong>der</strong><br />
gelassen, „teilweise ist es Balsam für die<br />
Seele. Natürlich bekomme ich auch<br />
Kritik.“ Das Allerwichtigste ist für ihn,<br />
nimmt er zum Gesprächsbeg<strong>in</strong>n fast alles<br />
vorweg, <strong>in</strong> 20 Jahren aus <strong>der</strong> We<strong>in</strong>szene<br />
nicht mehr wegzudenken zu se<strong>in</strong>. Hat er<br />
das nicht schon heute erreicht? Bei ihm<br />
gehen Bescheidenheit und kompromissloser<br />
Anspruch offenbar e<strong>in</strong>e erfolgsbetonte<br />
Komb<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>. Und genau das ist<br />
<strong>der</strong> Rote Faden <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben.<br />
Schritt für Schritt zum Erfolg<br />
„Komb<strong>in</strong>ieren“ <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne, sich<br />
eigene Gedanken zu machen, hat er<br />
schon sehr früh e<strong>in</strong>geübt. Später kamen<br />
betriebliche und produktspezifische Verknüpfungen<br />
h<strong>in</strong>zu, wie sie mit diesem<br />
Schneid und <strong>in</strong> diesem Ausmaß kaum e<strong>in</strong><br />
an<strong>der</strong>er betrieben hat. Nach dem Hauptschulabschluss<br />
und <strong>der</strong> Ausbildung bei<br />
Dr. Bürkl<strong>in</strong>-Wolf <strong>in</strong> Wachenheim war es<br />
für ihn e<strong>in</strong>e abgemachte Sache, dass er<br />
e<strong>in</strong> We<strong>in</strong>gut bewirtschaften wollte. „Aber<br />
nur, wenn wir aus unseren Trauben selbst<br />
We<strong>in</strong> machen. Und nur, wenn zwei Familien<br />
davon leben können.“ Zweiwöchiger<br />
8
EIDER<br />
ück • Ste<strong>in</strong>satz • Kaitui<br />
„Ich habe Hände, Augen, e<strong>in</strong>e Nase<br />
und e<strong>in</strong> gutes Geschmacksempf<strong>in</strong>den“<br />
Jahresurlaub und beispielsweise <strong>der</strong> fällige<br />
Kauf e<strong>in</strong>es Traktors e<strong>in</strong>geschlossen.<br />
„Aus dem besten Lesegut das Beste<br />
zu machen“, hat er 1994 entschieden,<br />
als er geme<strong>in</strong>sam mit se<strong>in</strong>en Eltern die<br />
Weichen des heimischen 7-Hektar-Gemischtbetriebs<br />
auf We<strong>in</strong> umstellte. Die<br />
erste Erweiterung war <strong>der</strong> Erwerb e<strong>in</strong>es<br />
alten Anwesens im Ortskern mit dazugehörigen<br />
0,3 Hektar Rebfläche. Heute<br />
s<strong>in</strong>d dort das Büro und das Flaschenlager,<br />
2006/7 hat er den Betrieb mit<br />
Wohnhaus und Kellerei ausgelagert und<br />
bewirtschaftet heute <strong>in</strong>sgesamt 50 Hektar<br />
Rebfläche. 10.000 Liter im Fassraum<br />
des „Stammhauses“ haben den Anfang<br />
gemacht. Wo <strong>der</strong> Betrieb heute mengenmäßig<br />
steht, lässt sich leicht ausrechnen.<br />
Cuvées – warum nicht?<br />
Die warmen, durchlässigen Böden<br />
des „Edelwe<strong>in</strong>orts Ellerstadt“ (285 ha<br />
Rebfläche) s<strong>in</strong>d seit jeher Rotwe<strong>in</strong>lagen.<br />
Als Markus Schnei<strong>der</strong> irgendwann e<strong>in</strong>mal<br />
<strong>der</strong> erste Bordeaux unter die Nase kam,<br />
e<strong>in</strong> 1990er Latour de France war es, kam<br />
er „auf den Trichter, was das für e<strong>in</strong><br />
Superstoff ist“. E<strong>in</strong>gehende Lektüre hat<br />
aus diesem Schlüsselerlebnis die Idee<br />
geboren. Er wollte von nun an ke<strong>in</strong>e rebsortenechten<br />
We<strong>in</strong>e mehr machen, son<strong>der</strong>n<br />
nur noch Cuvées. Wie<strong>der</strong> pas -<br />
ste etwas zusammen und ließ sich<br />
komb<strong>in</strong>ieren. Der Cabernet wird <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Pfalz eigentlich immer etwas zu grün,<br />
<strong>der</strong> Merlot <strong>in</strong> reifen Jahren marmeladig.<br />
Dazu noch <strong>der</strong> Cabernet Franc –<br />
den er im kommenden Jahr<br />
im größeren Stil anpflanzen<br />
wird – und fertig ist <strong>der</strong><br />
Lack. Viele an<strong>der</strong>e<br />
Cuvées lassen sich<br />
ers<strong>in</strong>nen, erkannte<br />
<strong>der</strong> tatendurstige<br />
Jungw<strong>in</strong>zer vor<br />
15 Jahren,<br />
9
Ortsterm<strong>in</strong><br />
SCHNEIDER<br />
Ursprung • Alte Reben • Takatuka •<br />
„Ich mache nichts an<strong>der</strong>s.<br />
Sonst hätte ich ja den We<strong>in</strong>bau neu erfunden“<br />
Betriebsspiegel<br />
50 ha Rebfläche<br />
50 % weißbestockt:<br />
Riesl<strong>in</strong>g<br />
Weißburgun<strong>der</strong><br />
Grauburgun<strong>der</strong><br />
Sauvignon Blanc<br />
50 % rotbestockt:<br />
Spätburgun<strong>der</strong><br />
Merlot<br />
St. Laurent<br />
Cabernet Sauvignon<br />
Cabernet Franc<br />
Portugieser<br />
Durchschnittlicher Hektarertrag<br />
55 hl<br />
Durchschnittliche Jahresproduktion<br />
360 000 Flaschen<br />
wenn „Deutsch“ mit „Internationalität“<br />
verbunden wird. Portugieser, Sankt Laurent,<br />
die Neuzüchtungen Cabernet<br />
Dorsa, Cabernet Mitos und Cabernet<br />
Cub<strong>in</strong>, alle lassen sie sich mit den Klassikern<br />
Cabernet Sauvignon, Merlot und<br />
Cabernet Franc zusammenbr<strong>in</strong>gen.<br />
Die Geburtsstunde<br />
von „Black Pr<strong>in</strong>t“<br />
Der Jahrgang 1999 brachte e<strong>in</strong>en<br />
sehr ger<strong>in</strong>gen Ertrag. „Ich habe schon<br />
immer sehr stark ertragsreduziert gearbeitet,<br />
<strong>in</strong> dem Jahr hat es aber die Natur<br />
für uns übernommen“, er<strong>in</strong>nert sich Markus<br />
Schnei<strong>der</strong> an die Geburtsstunde<br />
se<strong>in</strong>es Klassikers. Cabernet Sauvignon,<br />
Merlot & Co. werden bei ihm auch sonst<br />
mit 100° Oechsle hochreif. Jedoch <strong>in</strong><br />
dem Jahr lief es „schwarz aus <strong>der</strong> Presse“,<br />
und <strong>der</strong> Geistesblitz „Black Pr<strong>in</strong>t“<br />
erblickte das Licht <strong>der</strong> Welt. Für relativ<br />
kle<strong>in</strong>es Geld wird dieser We<strong>in</strong> <strong>in</strong> jedem<br />
Jahr neu erfunden, denn „völlig gleich“<br />
gibt es nicht und würde auch die Komb<strong>in</strong>ationsfreude<br />
des W<strong>in</strong>zers e<strong>in</strong>engen. Vor<br />
drei Jahren hat er angefangen, Syrah<br />
zuzugeben und erzielte mit dieser „Rebsorte<br />
<strong>der</strong> Zukunft“ e<strong>in</strong>e ganz spezielle<br />
Note.<br />
Der Name br<strong>in</strong>gt den „Kick“<br />
„Black Pr<strong>in</strong>t“ wurde zu se<strong>in</strong>em erfolgreichsten<br />
We<strong>in</strong>. Nach diesem Durchbruch<br />
hat er se<strong>in</strong>e Website <strong>in</strong> „www.blackpr<strong>in</strong>t.net“<br />
umbenannt, um sich von<br />
gleichnamigen We<strong>in</strong>gütern abzugrenzen.<br />
„Die Identifikation e<strong>in</strong>es We<strong>in</strong>s kommt<br />
über den Namen.“ Das ist für Markus<br />
Schnei<strong>der</strong> „ganz klar“. Deshalb denkt er<br />
lange über die Markenzeichen se<strong>in</strong>er<br />
neuen Kreationen nach, und dabei kommen<br />
Wortgebilde wie „Tohuwabohu“<br />
„E<strong>in</strong>zelstück“, „Ste<strong>in</strong>satz“ und „Kaitui“ –<br />
<strong>der</strong> Name Schnei<strong>der</strong> <strong>in</strong> Maori* – heraus.<br />
Se<strong>in</strong>e We<strong>in</strong>e schlagen bei den Kunden,<br />
überwiegend We<strong>in</strong>händler, e<strong>in</strong>. Das<br />
verdankt er neben <strong>der</strong> hohen Qualität<br />
zu e<strong>in</strong>em gerüttelten Maß den orig<strong>in</strong>ellen<br />
Etiketten. „Ursprung“ und all die an<strong>der</strong>en<br />
We<strong>in</strong>e mit ihren typisch Schnei<strong>der</strong>schen<br />
Ecken und Kanten machen auf jeden<br />
Fall neugierig.<br />
Der „Ursprung“ <strong>der</strong> Ideen<br />
Se<strong>in</strong>e Ideen schöpft Markus Schnei<strong>der</strong><br />
aus e<strong>in</strong>em sche<strong>in</strong>bar unversiegbaren<br />
Fundus. „Bei mir ist es eben so“, sagt er<br />
wie beiläufig, „ich fahre zehn Stunden<br />
mit dem Traktor die Zeilen entlang, und<br />
dabei fällt mir soviel e<strong>in</strong>“. Wenn er nur e<strong>in</strong><br />
M<strong>in</strong>imum davon wirken und reifen lässt,<br />
kommt e<strong>in</strong>iges Gutes heraus. E<strong>in</strong> steuerndes<br />
Korrektiv braucht er natürlich<br />
auch, und das ist die Familie. Se<strong>in</strong>e Ideen<br />
knobelt er geme<strong>in</strong>sam mit Agentur, Architekt<br />
und Bauunternehmen aus. Wichtig<br />
ist ihm, dass sich <strong>der</strong> Schnei<strong>der</strong>-Stil konsequent<br />
durchzieht. „Die letzten Meter“<br />
plant und verwirklicht er selbst.<br />
Alle Schnei<strong>der</strong> im Verbund<br />
Vater Klaus Schnei<strong>der</strong>, Mutter Rosi<br />
Schnei<strong>der</strong>, Frau Carol<strong>in</strong>e und Schwester<br />
Nicole, sie alle s<strong>in</strong>d voll <strong>in</strong> die Tagearbeit<br />
e<strong>in</strong>gebunden. Die Mutter ist die gute<br />
Seele des Hauses, für den Privatverkauf<br />
mitzuständig und sorgt für das Mittagessen.<br />
Der Vater erledigt den Außenbetrieb,<br />
se<strong>in</strong>e Frau kümmert sich um die Telefonund<br />
E-Mail-Anfragen, die Schwester führt<br />
die Buchhaltung. Markus Schnei<strong>der</strong> leitet<br />
die Kellerei und den Verkauf. Die acht<br />
Festangestellten, alle Facharbeiter, und<br />
10
Black Pr<strong>in</strong>t<br />
zwei Verkäufer<strong>in</strong>nen werden ab <strong>der</strong> Lese<br />
um zwei Mitarbeiter aufgestockt. Beide<br />
kommen frisch von <strong>der</strong> Schule.<br />
Trauben wie rohe Eier behandeln<br />
Die Frage nach se<strong>in</strong>em Erfolgsgeheimnis<br />
relativiert er bescheiden: „Ich<br />
mache nichts an<strong>der</strong>s als an<strong>der</strong>e. Ich hätte<br />
ja sonst den We<strong>in</strong>bau neu erfunden.“<br />
Ganz normale Kaltpressen stehen <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er hochmo<strong>der</strong>nen Halle neben Edelstahltanks.<br />
E<strong>in</strong> Teil des Ernteguts wird per<br />
Hand, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e per Masch<strong>in</strong>e gelesen.<br />
Im Frühjahr entblättert die Masch<strong>in</strong>e,<br />
über den Sommer steht das Halbieren<br />
an und im August das Entfernen <strong>der</strong> Blätter<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Traubenzone. Hygiene wird<br />
groß geschrieben: Fäulnis wird <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />
Anlagen nicht geduldet, <strong>in</strong>dem äußerst<br />
schonend gearbeitet und ke<strong>in</strong>e botrytisbefallene<br />
Beere auf den Boden geworfen<br />
wird.<br />
Beim Pflanzenschutz und beim Laubschneiden<br />
ist höchste Behutsamkeit angezeigt.<br />
Was irgend machbar ist, wird<br />
darauf verwendet, die Beeren nicht zu<br />
verletzen, son<strong>der</strong>n zu stärken. Wenn die<br />
Lese näher rückt, werden alle Anlagen<br />
noch e<strong>in</strong>mal genauestens <strong>in</strong>spiziert. Der<br />
starke E<strong>in</strong>fluss des Bodens wird <strong>in</strong> je<strong>der</strong><br />
Lage und bei je<strong>der</strong> Sorte berücksichtigt.<br />
Beispielsweise wird das Lesegut<br />
e<strong>in</strong>es Partners von höher gelegenen Flächen,<br />
<strong>der</strong> später und damit e<strong>in</strong>en<br />
ganz an<strong>der</strong>en Typ erntet, <strong>in</strong> die Kuvettierungen<br />
e<strong>in</strong>gebaut. Der Schnei<strong>der</strong>sche<br />
Weißburgun<strong>der</strong> hat dann sowohl die<br />
Ellerstädter Qualität als auch die Säure<br />
aus den Berglagen.<br />
Der We<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Stil, <strong>der</strong> Erfolg<br />
„Was ich mache, das kann man nur<br />
mit Begeisterung machen“, gewährt Markus<br />
Schnei<strong>der</strong> dann doch e<strong>in</strong>en tiefen<br />
E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Son<strong>der</strong>stellung. Immerh<strong>in</strong><br />
lässt er das zu, denn substanzlose<br />
Lobhudelei ist se<strong>in</strong>e Sache nicht.<br />
Aus e<strong>in</strong>er anfänglichen Position <strong>der</strong><br />
Schwäche hat er se<strong>in</strong>en Betrieb schrittweise,<br />
und immer ausgerichtet am Absatz,<br />
vergrößert. Mittlerweile hat er e<strong>in</strong><br />
Stopp-Signal gesetzt, nimmt ke<strong>in</strong>e neuen<br />
Fachhändler mehr <strong>in</strong> die Kundenliste<br />
auf. Das kl<strong>in</strong>gt nach Konsolidierung und<br />
Atemschöpfen.<br />
Markus Schnei<strong>der</strong> ist stolz darauf,<br />
dass er alles aus eigener Kraft geschafft<br />
und nie e<strong>in</strong>en Zuschuss bekommen hat.<br />
„Nullkommanull“, sagt er recht e<strong>in</strong>prägsam.<br />
Nie hat er e<strong>in</strong>en Antrag gestellt. Da<br />
kommt wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> eigene Kopf durch,<br />
wenn er die Sache mit dem Sauvignon<br />
Blanc erklärt. Den hatte er bis 2002 überhaupt<br />
nicht auf <strong>der</strong> Rechnung, erntet ihn<br />
heute aber von 8 Hektar und verkauft ihn<br />
ruck-zuck <strong>in</strong> vier bis fünf Monaten. Da ist<br />
<strong>der</strong> We<strong>in</strong>. Der Stil. Auf Beides kommt es<br />
an. „Es liegt auch an mir“, öffnet er sich<br />
endlich. Kreativität ist natürlich e<strong>in</strong> Faktor.<br />
Wie immer bei erfolgreichen Menschen<br />
hat auch er Nei<strong>der</strong> und Kritiker, aber es<br />
gebe eben auch genug an<strong>der</strong>e, die<br />
ihm „Weltklasse“ besche<strong>in</strong>igen.<br />
Damit kann er leben, und er<br />
zögert ke<strong>in</strong>en Augenblick mit<br />
<strong>der</strong> Aussage, dass er gut lebt.<br />
We<strong>in</strong>bau mit allen<br />
fünf S<strong>in</strong>nen<br />
und Ideenreichtum<br />
„Ich habe Hände und Augen,<br />
e<strong>in</strong>e Nase und e<strong>in</strong> gutes Geschmacksempf<strong>in</strong>den“,<br />
verlässt er sich ganz auf sich<br />
selbst. GrapeScan? GRIPS? Fehlanzeige.<br />
Sogar <strong>der</strong> Refraktometer wäre entbehrlich,<br />
sagt er nicht ganz so nachdrücklich.<br />
Selbst die Säure <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gärung<br />
<strong>in</strong>teressiert ihn wenig. Bei den Trauben ist<br />
er aber sofort bei <strong>der</strong> Sache. Gesund und<br />
reif müssen die se<strong>in</strong> und braun die Kerne.<br />
Überreife ist für ihn tabu. Das aktuelle<br />
Programm hat sich bewährt und wird <strong>in</strong><br />
den nächsten Jahren nur wenige Än<strong>der</strong>ungen<br />
erfahren, mutmaßt er.<br />
Doch bestimmt nicht än<strong>der</strong>n wird sich<br />
se<strong>in</strong> Ideenreichtum, besser: die Komb<strong>in</strong>ationsgabe<br />
des Markus Schnei<strong>der</strong>. Der<br />
Beweis ist e<strong>in</strong> ebenso pfiffiges wie<br />
anrührendes Projekt. Er will zum ersten<br />
Mal e<strong>in</strong>e weiße Cuvée aus Sauvignon<br />
blanc und Chardonnay kreieren und unter<br />
dem Namen „Takatuka“ – nach dem<br />
Roman von Astrid L<strong>in</strong>dgren und dem<br />
schwedischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>film „Pippi <strong>in</strong> Taka-<br />
Tuka-Land“ – verkaufen. Der Re<strong>in</strong>erlös<br />
von Takatuka wird komplett an das K<strong>in</strong><strong>der</strong>hospiz<br />
„Sterntaler“ weitergegeben. •<br />
„E<strong>in</strong> eigenes We<strong>in</strong>gut?<br />
Nur wenn zwei Familien<br />
davon leben können“<br />
*Maori: Ure<strong>in</strong>wohner Neuseelands<br />
Weitere<br />
Informationen<br />
zur Titelstory<br />
Markus Schnei<strong>der</strong><br />
06237 7288<br />
<strong>in</strong>fo@black-pr<strong>in</strong>t.net<br />
www.black-pr<strong>in</strong>t.net<br />
11
Innovation<br />
Neu entwickelte Rebschutzmittel mit e<strong>in</strong>em neuen Wirkungsmechanismus<br />
und hoher Bekämpfungssicherheit erwecken <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis stets große<br />
Aufmerksamkeit. Aber nicht nur deshalb ist dieses vollsystemische<br />
Peronospora-Präparat e<strong>in</strong> Treffer.<br />
Praxiserfahrungen mit Profiler ®<br />
Neuer Wirkungsmechanismus<br />
Für sicheren Schutz gegen Peronospora<br />
Für aktives Resistenzmanagement<br />
D<br />
r. Wilfried Zipse beschreibt zunächst<br />
die Ausgangssituation:<br />
„2009/2010 war <strong>der</strong> härteste W<strong>in</strong>ter<br />
seit langem. Mit Folgen, denn die<br />
Junganlagen zeigten Frostschäden, und<br />
wer sich für die falschen Unterlagen<br />
entschieden hatte, musste sogar Totalausfälle<br />
beklagen. Der Austrieb lag im<br />
langjährigen Mittel, und <strong>der</strong> anfängliche<br />
Vegetationsrückstand kehrte sich bis zur<br />
Blüte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Vorsprung um. Ungünstige<br />
Lagen hatten nach <strong>der</strong> kühleren Periode<br />
während <strong>der</strong> Blüte starke Verrieselungen<br />
zu beklagen.“ Anschließend skizziert <strong>der</strong><br />
Leiter <strong>der</strong> Fachgruppe We<strong>in</strong>bau im DLR<br />
Mosel, Bernkastel-Kues, die Infektionsgefahr<br />
mit Rebenperonospora, wie sie<br />
bei schwül-warmer Witterung und ausreichend<br />
langer Blattfeuchte im We<strong>in</strong>bau<br />
an <strong>der</strong> Mosel auftritt.<br />
Profiler – Zur rechten Zeit<br />
„Das ist e<strong>in</strong> potentes Mittel“, bestätigt<br />
<strong>der</strong> erfahrene Berater, „wir setzen hohe<br />
Erwartungen darauf.“ Er lobt die <strong>in</strong>teressante<br />
Wirkstoffkomb<strong>in</strong>ation, zum e<strong>in</strong>en<br />
den neuen Wirkstoff Fluopicolide und<br />
zum an<strong>der</strong>en das aus an<strong>der</strong>en Pflanzenschutzmitteln<br />
bekannte Fosetyl-Al.<br />
Das Mittel mit dem völlig neuen Wirkungsmechanismus<br />
kommt gerade zur<br />
rechten Zeit, weil das tendenziell etwas<br />
wärmere Klima mit se<strong>in</strong>en früheren Austrieben<br />
schärfere Anfor<strong>der</strong>ungen an das<br />
Resistenzmanagement stellt. „Bestimmte<br />
an<strong>der</strong>e Wirkstoffgruppen s<strong>in</strong>d weitgehend<br />
ausgereizt. Wegen negativer Erfahrungen<br />
<strong>in</strong> den letzten Jahren empfehlen<br />
wir, <strong>in</strong> <strong>der</strong> kritischen Zeit die Intervalle<br />
<strong>der</strong> Hubschrauberspritzungen auf 7 bis<br />
10 Tagen zu verkürzen“, berichtet Zipse.<br />
„Die Hauptstärke liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Hauptzuwachsphase letzte Vorblüte“<br />
„Profiler br<strong>in</strong>gt uns e<strong>in</strong>e gewisse Entlastung“,<br />
erklärt Zipse die spezielle Situation<br />
beim Hubschraubere<strong>in</strong>satz. Wenn<br />
nach dem Traubenschluss die Flüge e<strong>in</strong>gestellt<br />
s<strong>in</strong>d, muss „nach h<strong>in</strong>ten“ immer<br />
noch e<strong>in</strong>e Lücke frei se<strong>in</strong>, die braucht <strong>der</strong><br />
W<strong>in</strong>zer, um vom Boden aus e<strong>in</strong> bis zwei<br />
Applikationen nachzulegen. Jeweils auf<br />
die Situation angepasst wird <strong>der</strong> Praxis<br />
e<strong>in</strong>e Wechselspritzfolge empfohlen: E<strong>in</strong>satz<br />
zum Beispiel von Profiler <strong>in</strong> <strong>der</strong> letzten<br />
Vorblüte, dann Melody ® Combi o<strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es tiefenwirksames Präparat,<br />
dann wie<strong>der</strong> Profiler. Damit ist das Resistenzmanagement<br />
optimal umgesetzt.<br />
Von 150 auf 75 Liter<br />
Von fe<strong>in</strong>tropfig zu grobtropfig<br />
An <strong>der</strong> Mosel s<strong>in</strong>d beim Hubschrauber<br />
seit eh und je 150 l/ha Spritzflüssigkeit<br />
<strong>der</strong> Standard. Vergleichende Tests mit<br />
erheblich mehr Wasser haben ke<strong>in</strong>erlei<br />
Wirkungsunterschiede ergeben. Derzeit<br />
werden Versuche mit 75 Liter je ha gefahren,<br />
die an die Luxemburger Praxis<br />
angelehnt s<strong>in</strong>d. Das wäre e<strong>in</strong>e Arbeits-<br />
12
Peronospora<br />
Versuch 2010:<br />
Standort:<br />
Mülheim/Mosel<br />
Bonitur:<br />
08. 08. 2010<br />
Vorblüte Letzte Vorblüte Nach Traubenschluss<br />
bis Traubenschluss<br />
Kontaktfungizid<br />
Profiler und Melody Combi<br />
Kontaktfungizid<br />
erleichterung, würde die Leistung des<br />
Hubschraubers bei se<strong>in</strong>en kurzen E<strong>in</strong>satzzeiten<br />
erhöhen und die Kosten senken.<br />
Bei den Bodengeräten haben die<br />
Mosel-W<strong>in</strong>zer dagegen ihre festen Erfahrungen<br />
und arbeiten mit 450 bis 600 l/ha.<br />
Bewährt hat sich <strong>der</strong> Umstieg von <strong>der</strong><br />
fe<strong>in</strong>tropfigen Applikation <strong>der</strong> Hohlkegeldüsen<br />
zur grobtropfigen Technik mit<br />
Injektordüsen. „Weit über 100 Versuche<br />
haben ergeben, dass die<br />
biologische Wirksamkeit<br />
<strong>in</strong> beiden Fällen gleich ist<br />
und die grobtropfige Vari -<br />
ante den Vorteil <strong>der</strong> deutlichen<br />
Abdriftreduzierung<br />
hat“, berichtet <strong>der</strong> Berater<br />
über die Erfahrungen mit<br />
<strong>der</strong> Spritztechnik. Bei Tankmischungen <strong>in</strong><br />
Komb<strong>in</strong>ation mit an<strong>der</strong>en Produkten sei<br />
die Reihenfolge <strong>der</strong> Zugabe zu beachten.<br />
„Mit <strong>der</strong> anwen<strong>der</strong>freundlichen Granulat-<br />
Formulierung kommen die W<strong>in</strong>zer gut<br />
zurecht“, lobt Zipse.<br />
Eigenschaften von Profiler<br />
Nutzen für den W<strong>in</strong>zer<br />
„Die Hauptstärke von Profiler“, stellt<br />
<strong>der</strong> Fachgruppenleiter We<strong>in</strong>bau heraus,<br />
„liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauptzuwachsphase im<br />
Bereich letzte Vorblüte, wenn die neuen<br />
Blätter und Gesche<strong>in</strong>e geschützt werden<br />
müssen.“ Das ist <strong>der</strong> Effekt aus <strong>der</strong><br />
Summe <strong>der</strong> verschiedenen Wirkungs-<br />
mechanismen von Profiler:<br />
die vorbeugende Kontaktwirkung<br />
und translam<strong>in</strong>are<br />
Verteilung von Fluopicolide<br />
und die vollsystemische (aufwärts und<br />
abwärts) Mobilität von Fosetyl-Al, das<br />
zusätzlich noch – an<strong>der</strong>s als alle an<strong>der</strong>en<br />
systemischen Wirkstoffe – die pflanzeneigenen<br />
Abwehrmechanismen <strong>der</strong> Rebe<br />
stimuliert.<br />
„Profiler ist e<strong>in</strong> potentes Mittel,<br />
wir setzen hohe Erwartungen darauf“<br />
„Profiler br<strong>in</strong>gt uns e<strong>in</strong>e Entlastung<br />
im Resistenzmanagement“<br />
Profiler hat se<strong>in</strong>e Stärken e<strong>in</strong>deutig<br />
im vorbeugenden E<strong>in</strong>satz, weil se<strong>in</strong> Wirkungsmechanismus<br />
die Sporenkeimung<br />
verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Es kl<strong>in</strong>gt banal, aber im DLR<br />
Mosel, Bernkastel-Kues, wird ausdrücklich<br />
betont, wie wichtig e<strong>in</strong>e zuverlässige<br />
Wirkungsdauer ist. „Aber auch die hat<br />
Grenzen“, schränkt Wilfried Zipse e<strong>in</strong>,<br />
„die Spritzabstände dürfen nicht überdehnt<br />
werden.“ Deshalb empfiehlt es<br />
sich, die Wirkungsdauer nicht auszureizen,<br />
son<strong>der</strong>n besser die nächste<br />
Applikation etwas früher zu setzen. „In<br />
kritischen Stadien zählt je<strong>der</strong> Tag“, warnt<br />
<strong>der</strong> Rebschutz-Experte. Zum Schluss<br />
hebt Dr. Zipse noch e<strong>in</strong>mal die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> translam<strong>in</strong>aren Wirkung von<br />
Profiler hervor, die beson<strong>der</strong>s beim Hubschraubere<strong>in</strong>satz<br />
wichtig ist, „weil die<br />
Blattunterseite fast nichts abbekommt“.<br />
Solche Vorteile überzeugen die Praxis. •<br />
Weitere<br />
Informationen<br />
Dr. Wilfried Zipse<br />
06531 956-444<br />
wilfried.zipse@dlr.rlp.de<br />
www. dlr.rlp.de<br />
13
Kommunikation<br />
/ twitter / facebook / X<strong>in</strong><br />
„Der Kunde ist<br />
nicht mehr sprachlos,<br />
son<strong>der</strong>n br<strong>in</strong>gt sich e<strong>in</strong><br />
und redet mit“<br />
Website war gestern, heute sprechen wir über Social<br />
Media Market<strong>in</strong>g (SMM). Im We<strong>in</strong>bau tut sich mit <strong>der</strong><br />
Erschließung neuer Wege zum Kunden <strong>der</strong><br />
Marktplatz <strong>der</strong> Zukunft auf.<br />
Das Mitmach-Internet Web 2.0<br />
Kundenorientierung pur<br />
14<br />
Die Kommunikation hat sich durch<br />
neue digitale Medien fundamental<br />
geän<strong>der</strong>t. Web 2.0 ist <strong>der</strong> Sammelbegriff<br />
für diese Technologien, die es<br />
Nutzern ermöglichen, sich onl<strong>in</strong>e untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
auszutauschen und Inhalte zu<br />
gestalten. 43 Millionen Nutzer s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
Deutschland bereits über<br />
e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> sozialen Netzwerk<br />
wie Facebook,<br />
Twitter, Blog & Co<br />
onl<strong>in</strong>e im Internet vernetzt. „Man redet<br />
mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, wenn auch auf an<strong>der</strong>en<br />
Wegen“, erklärt Bernd Wechsler. „Es ist<br />
persönliche Kommunikation, jedoch<br />
ohne persönlichen Kontakt“, präzisiert<br />
<strong>der</strong> Leiter des Kompetenzzentrums We<strong>in</strong>markt<br />
und We<strong>in</strong>market<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Oppenheim<br />
die <strong>in</strong>novative Market<strong>in</strong>g-Technik.<br />
Das etwas an<strong>der</strong>e We<strong>in</strong>market<strong>in</strong>g<br />
Während die Website e<strong>in</strong>es Unternehmens<br />
bislang Informationen bot, ohne<br />
dem Kunden die Möglichkeit zur Interaktion<br />
zu bieten, hebt Social Media im<br />
Web 2.0 die E<strong>in</strong>bahnstraße auf. Plötzlich<br />
nimmt <strong>der</strong> Kunde E<strong>in</strong>fluss auf die Vermarktung.<br />
Hofbesuche und We<strong>in</strong>proben<br />
treten <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund, Prospekte und<br />
Hochglanzbroschüren s<strong>in</strong>d „out“, „<strong>in</strong>“<br />
s<strong>in</strong>d dafür <strong>in</strong>dividuelle Wünsche, Lob und<br />
sogar Kritik. Der Kunde ist nicht mehr<br />
anonym und sprachlos, son<strong>der</strong>n br<strong>in</strong>gt<br />
sich e<strong>in</strong> und redet mit.<br />
„Man redet mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />
wenn auch auf an<strong>der</strong>en Wegen“<br />
Vom Kunden zur Fan-Geme<strong>in</strong>de<br />
Da tut sich e<strong>in</strong>e große kommerzielle<br />
Chance auf, <strong>in</strong>dem mehr Besucher für die<br />
eigene Website gewonnen werden, <strong>der</strong><br />
Dialog <strong>in</strong>tensiviert und die Kundenb<strong>in</strong>dung<br />
geför<strong>der</strong>t wird. Der W<strong>in</strong>zer lernt die<br />
<strong>in</strong>dividuellen Kundenwünsche kennen<br />
und kann darauf über unterschiedliche<br />
Kanäle des Social Media Market<strong>in</strong>gs<br />
reagieren. In We<strong>in</strong>blogs, das s<strong>in</strong>d auf<br />
e<strong>in</strong>er Website geführte Tagebücher und<br />
Journale, diskutieren W<strong>in</strong>zer und Leser<br />
mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />
Facebook ist e<strong>in</strong>e Website zur Bildung<br />
sozialer Netzwerke. Der Nutzer stellt sich<br />
vor und h<strong>in</strong>terlässt für jeden e<strong>in</strong>sehbare<br />
Nachrichten. In diesem für das We<strong>in</strong>market<strong>in</strong>g<br />
sehr <strong>in</strong>teressanten Netzwerkportal<br />
werden Kunden zum direkten Kontakt<br />
motiviert. Neue Kontakte und gezielte<br />
Kampagnen verstärken den Multiplikatoreneffekt.<br />
Twitter ist Facebook <strong>in</strong> Kurzform,<br />
<strong>in</strong>dem die Nachrichten auf 140<br />
Zeichen begrenzt s<strong>in</strong>d. W<strong>in</strong>zer können<br />
per Twitter sehr schnell onl<strong>in</strong>e Neuigkeiten<br />
und Events unter ihre Kunden
g / skype / studi VZ / icq / wer kennt wen? / youtube /<br />
„Mit Web 2.0 kostet es wenig,<br />
viele Menschen öfter zu erreichen“<br />
br<strong>in</strong>gen, und die bisher nur e<strong>in</strong>zeln angesprochenen<br />
Kunden werden jetzt zu e<strong>in</strong>er<br />
Gruppe im Netz. Und die lautet schlicht<br />
Kundenb<strong>in</strong>dung bis h<strong>in</strong> zur Bildung e<strong>in</strong>er<br />
Fan-Geme<strong>in</strong>de.<br />
Me<strong>in</strong>ungsbildung <strong>in</strong> Chatroom<br />
und Social Network<br />
Kundenpflege muss <strong>der</strong> W<strong>in</strong>zer <strong>in</strong><br />
jedem Fall betreiben, ob er nun im Internet<br />
unterwegs ist o<strong>der</strong> nicht. Traditionell<br />
schreibt er se<strong>in</strong>e Kunden zweimal im Jahr<br />
an und teilt mit, wie die Lese gewesen<br />
und dass <strong>der</strong> neue Riesl<strong>in</strong>g da ist o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Junior den Hof übernimmt. „Mit den<br />
neuen Medien kostet es wenig, e<strong>in</strong>e<br />
große Gruppe von Menschen öfter zu<br />
erreichen“, sagt Bernd Wechsler, „<strong>der</strong><br />
Werbebrief bleibt wichtig, aber sich<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> neuen Kommunikationswelt zu<br />
bewegen, hat doch e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Qualität.“<br />
Dabei s<strong>in</strong>d belanglose Inhalte unbed<strong>in</strong>gt<br />
zu vermeiden.<br />
Junge W<strong>in</strong>zer, die <strong>in</strong> diesen Communities<br />
groß geworden s<strong>in</strong>d, werden sich<br />
den Aufbau von Web 2.0 Schritt für<br />
Schritt leichter erarbeiten, aber auch die<br />
„älteren Semester“ befassen sich zunehmen<br />
mit neuen Technologien. Dann s<strong>in</strong>d<br />
sie auf ihrer Homepage laufend up-to-<br />
date und haben e<strong>in</strong>en für Diskussionsforen<br />
e<strong>in</strong>gerichteten Blog jenseits von<br />
Facebook und Twitter. In diesem offenen<br />
Medium können die Kunden für den We<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e Bewertung abgeben. Das konnten<br />
sie bisher auch, aber jetzt läuft die Me<strong>in</strong>ungsbildung<br />
<strong>in</strong> Chatrooms und Sozialen<br />
Netzwerken <strong>in</strong> aller Öffentlichkeit ab.<br />
Und wenn <strong>der</strong> W<strong>in</strong>zer <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em traditionellen<br />
Newsletter auf die Internetseiten<br />
verweist, wo Infos zu se<strong>in</strong>en We<strong>in</strong>en und<br />
vieles rund um den We<strong>in</strong>markt e<strong>in</strong>gestellt<br />
s<strong>in</strong>d, geht es an erster Stelle darum, dass<br />
<strong>der</strong> Nutzer sich wertgeschätzt fühlt. Das<br />
Verkaufen ist <strong>der</strong> zweite Schritt.<br />
Regelmäßig<br />
und nicht nur so nebenbei<br />
Ehrliche Kommunikation ist die<br />
Grundlage des Erfolgs. Der Auftritt im<br />
Web ist ke<strong>in</strong>e Show, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> W<strong>in</strong>zer<br />
stellt sich als Person vor und gibt se<strong>in</strong>em<br />
Betrieb und se<strong>in</strong>en We<strong>in</strong>en Konturen. Er<br />
ist offen für den Me<strong>in</strong>ungsaustausch und<br />
stellt sich <strong>der</strong> Kritik. „Technisch ist das<br />
relativ e<strong>in</strong>fach zu lösen“, macht Bernd<br />
Wechsler E<strong>in</strong>steigern Mut, verschweigt<br />
aber auch nicht gewisse Voraussetzungen.<br />
Gern mit Kunden umzugehen, ist<br />
e<strong>in</strong>e davon, Regelmäßigkeit e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e.<br />
E<strong>in</strong>er im Betrieb ist dafür verantwortlich,<br />
<strong>der</strong> das nicht nur so nebenbei<br />
macht. „E<strong>in</strong> bis zwei Stunden am Tag<br />
sollten dafür schon aufgewendet werden,<br />
wenn die Community größer geworden<br />
ist“, überrascht Wechsler. Nicht vom<br />
Schreibtisch aus, son<strong>der</strong>n über den Tag<br />
verteilt mit dem <strong>in</strong>ternetfähigen Handy.<br />
Mit <strong>der</strong> Größe des Betriebs hat <strong>der</strong> lohnende<br />
E<strong>in</strong>satz von Web 2.0 nichts zu tun.<br />
Auch wenn das Schreiben nicht je<strong>der</strong>manns<br />
Sache ist, f<strong>in</strong>den sich doch Möglichkeiten,<br />
extern e<strong>in</strong>en journalistisch<br />
versierten Akteur zu engagieren. „Wichtig<br />
ist, dass es authentisch rüberkommt“,<br />
sagt <strong>der</strong> Experte.<br />
So spreche ich den Kunden an<br />
Viele Wege führen zum Erfolg. Auch<br />
<strong>der</strong> W<strong>in</strong>zer spürt, dass sich Konsum- und<br />
Kommunikationsgewohnheiten heute<br />
än<strong>der</strong>n. Treue Kunden, die nur e<strong>in</strong>- o<strong>der</strong><br />
zweimal im Jahr e<strong>in</strong>kaufen, werden<br />
immer weniger. Der W<strong>in</strong>zer ist also darauf<br />
angewiesen, immer mehr potenzielle<br />
Kunden anzusprechen. Das wie<strong>der</strong>um<br />
klappt sehr gut mit den Instrumenten des<br />
Web 2.0. „Mitmach-Web ist e<strong>in</strong>e tolle<br />
Chance zu kommunizieren, das ist<br />
Kundenorientierung pur“, sagt Bernd<br />
Wechsler, und an die Adresse <strong>der</strong> W<strong>in</strong>zer<br />
gerichtet fügt er h<strong>in</strong>zu: „Wer nicht im<br />
Netz unterwegs ist, über den wird bald<br />
nicht mehr gesprochen.“ – E<strong>in</strong> total überzeugendes<br />
Argument zum Mitmachen. •<br />
Zur Person:<br />
Bernd Wechsler hat <strong>in</strong> Stuttgart-<br />
Hohenheim studiert und ist nach<br />
e<strong>in</strong>er Zeit <strong>in</strong> verantwortlicher Position<br />
beim Deutschen Raiffeisenverband<br />
2003 zum Kompetenzzentrum<br />
We<strong>in</strong>markt und We<strong>in</strong>market<strong>in</strong>g<br />
Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz <strong>in</strong> Oppenheim gekommen,<br />
dessen Leiter er jetzt ist.<br />
Bernd Wechsler<br />
06133 930-311<br />
bernd.wechsler@dlr.rlp.de<br />
www.we<strong>in</strong>market<strong>in</strong>g.rlp.de<br />
Weitere<br />
Informationen<br />
15
Technik<br />
Weniger br<strong>in</strong>gt mehr<br />
Rebholzentfernung als Wuchsbremse<br />
<strong>in</strong> Südtirol<br />
Wenn Reben zu stark wachsen,<br />
s<strong>in</strong>d Übermengen, m<strong>in</strong><strong>der</strong>e Qualität,<br />
Krankheitsdruck und mehr Arbeit<br />
die Folge. Wie die Wuchsstärke<br />
e<strong>in</strong>geschränkt, e<strong>in</strong>e bessere We<strong>in</strong>qualität<br />
erzeugt und e<strong>in</strong> energetischer<br />
Zusatznutzen e<strong>in</strong>gefahren werden<br />
kann, erproben W<strong>in</strong>zer jenseits<br />
<strong>der</strong> Alpen.<br />
V<br />
on den nahezu 800.000 Hektar<br />
des italienischen We<strong>in</strong>baus f<strong>in</strong>den<br />
sich <strong>in</strong> Südtirol gerade e<strong>in</strong>mal<br />
5.000 Hektar, und <strong>der</strong> We<strong>in</strong>bau hat hier<br />
vielleicht sogar e<strong>in</strong>e größere touristische<br />
als wirtschaftliche Bedeutung. Doch <strong>der</strong><br />
Blick über die Grenze lohnt sich <strong>in</strong> vielerlei<br />
H<strong>in</strong>sicht. Wo früher 200 dt vom Hektar<br />
geholt wurden, gibt es seit Anfang <strong>der</strong><br />
90er Jahre das Bestreben, das Erntevolumen<br />
auf 70 – 80 dt/ha zu begrenzen.<br />
Dafür s<strong>in</strong>d Maßnahmen gefragt, die das<br />
Rebenwachstum bremsen.<br />
Was sich aus deutscher Sicht zunächst<br />
abwegig anhört, macht Klaus<br />
Pardatscher mit dem Klima-Vergleich<br />
verständlich. Bei höherer Anzahl Sonnenstunden<br />
und e<strong>in</strong>em Jahresnie<strong>der</strong>schlag<br />
um 800 mm br<strong>in</strong>gen die Reben <strong>in</strong> Südtirol<br />
e<strong>in</strong>e größere Photosyntheseleistung. Das<br />
verursacht gleich zwei Probleme: höhere<br />
Mengen-Produktivität und hohe Mostgewichte<br />
mit <strong>der</strong> Folge zu alkoholreicher<br />
Malerische<br />
Südtiroler We<strong>in</strong>landschaft<br />
We<strong>in</strong>e. So wird mit <strong>der</strong> Rebholzentfernung<br />
die Bodenfruchtbarkeit zurückgefahren,<br />
um die Wüchsigkeit zu reduzieren.<br />
„Von heute auf morgen ist das nicht<br />
zu schaffen, denn die Rebanlagen s<strong>in</strong>d<br />
e<strong>in</strong>st erstellt worden, um Menge zu br<strong>in</strong>gen“,<br />
sagt <strong>der</strong> Berater vom Südtiroler<br />
Beratungsr<strong>in</strong>g. Das wuchernde Wachstum<br />
zwei- bis dreimal wie<strong>der</strong> zu beschneiden,<br />
ist kontraproduktiv, denn die<br />
Rebe braucht für die Qualitätsproduktion<br />
ruhiges Wachstum.<br />
Der ideale We<strong>in</strong>berg<br />
In <strong>der</strong> Praxis werden mit Laubschnei<strong>der</strong>n<br />
Laubwand und Rebhöhe beschnitten,<br />
die Trauben werden ausgedünnt und<br />
geteilt. Wenn bei e<strong>in</strong>er Rebanlage, die<br />
von Natur aus 150 dt/ha br<strong>in</strong>gt, die Hälf -<br />
te mechanisch weggeschnitten wird,<br />
kann das für die Qualitätsverbesserung<br />
nichts br<strong>in</strong>gen. „Ich will Anlagen“, setzt<br />
Pardatscher e<strong>in</strong> Ziel, „die von sich aus 70<br />
o<strong>der</strong> 80 dt produzieren.“ Nach Berechnungen<br />
des Beraters fallen pro Hektar<br />
zwischen 1.500 und 4.000 kg Schnittholz<br />
an, die bis zu 25 kg Stickstoff enthalten.<br />
„Alles, was wegkommt, ist besser als nichts“<br />
16
„In 20 Jahren ist die Anlage im Gleichgewicht“<br />
Das entspricht <strong>der</strong> Erhaltungsdüngung,<br />
die mit dem Entfernen des Rebholzes<br />
dem Boden vorenthalten wird. H<strong>in</strong>zu<br />
kommt aus dem nachhaltigen Katalog<br />
des Beratungsr<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e Reihe weiterer<br />
Maßnahmen: Entfernen <strong>der</strong> Mulchmasse,<br />
Laubarbeiten zum Stress-Zeitpunkt<br />
<strong>der</strong> Blüte, um die Rebe zusätzlich zu<br />
zügeln, Belassen e<strong>in</strong>er Zusatzrute, um<br />
sie vor <strong>der</strong> Blüte zu entfernen, Bremsen<br />
des Spätgipfelwachstums und <strong>der</strong> Verzicht<br />
auf die Bewässerung. Pardatscher:<br />
„Bei e<strong>in</strong>er Standdauer unserer Anlagen<br />
von 30 – 50 Jahren lohnen sich diese<br />
Aufwendungen für e<strong>in</strong> Zurückfahren des<br />
Wachstums.“<br />
Die erfolgreiche Dauerbegrünung<br />
und die Humusgehalte<br />
„Das zu starke Wachstum“, schränkt<br />
Pardatscher e<strong>in</strong>, „betrifft nur e<strong>in</strong>en Teil<br />
des Südtiroler We<strong>in</strong>baus“. Die jahrzehntelange<br />
Begrünung, die aus Gründen des<br />
Erosionsschutzes nötig ist, hat zu hohen<br />
Humusgehalten geführt, die auf etwa<br />
40 Prozent <strong>der</strong> Rebfläche über 4 Prozent<br />
liegen. „Das ist e<strong>in</strong> Luxusproblem”, gibt er<br />
zu, „das es <strong>in</strong> dieser Form <strong>in</strong> Deutschland<br />
nicht gibt.“ Die jährlich zugeführte organische<br />
Substanz vergrößert das Problem<br />
noch mit <strong>der</strong> zusätzlichen Stickstoffmobilisierung.<br />
Daraus resultiert Handlungsbedarf:<br />
<strong>der</strong> Humusgehalt muss begrenzt<br />
o<strong>der</strong> sogar verr<strong>in</strong>gert werden.<br />
So viel Zeit muss se<strong>in</strong><br />
Freilich können zwei Jahrzehnte <strong>in</strong>s<br />
Land gehen, gibt er zu bedenken, „um<br />
die Anlage <strong>in</strong>s Gleichgewicht zu br<strong>in</strong>gen“.<br />
Top-We<strong>in</strong>güter haben es vorgemacht.<br />
Sie setzen nicht auf den kurzfristigen<br />
Effekt, son<strong>der</strong>n<br />
haben die erfor<strong>der</strong>liche<br />
Geduld<br />
aufgebracht.<br />
Die<br />
Südtiroler<br />
Umstellung<br />
<strong>der</strong> Erziehung<br />
ist<br />
solch e<strong>in</strong>e<br />
Zusatzrute bei Sauvignon<br />
Maßnahme. Die Pergola mit <strong>der</strong> hohen<br />
Lichtausnutzung verschw<strong>in</strong>det <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Ebene und <strong>in</strong> Hügellagen. Neuere Anlagen<br />
haben zwischen 5- und 10.000<br />
Stöcke auf den Hektar bei 2-Meter-Rei -<br />
henabstand und e<strong>in</strong>em Abstand von 70<br />
bis 80 cm <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reihe. E<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong><br />
Anlagen ist zwischen zwei und 15 Jahre,<br />
und sie sollen sehr alt werden. „Alte<br />
Reben br<strong>in</strong>gen bessere We<strong>in</strong>e“, rühmt<br />
Pardatscher, „sie tragen von Natur aus<br />
weniger, s<strong>in</strong>d ausgeglichener und mit<br />
ihren tiefen Wurzeln weniger den Witterungsschwankungen<br />
ausgesetzt.” Das<br />
Alter <strong>der</strong> Anlage hat viel mit <strong>der</strong> Qualität<br />
des We<strong>in</strong>s zu tun.<br />
Rebholzentfernung<br />
mit Doppelnutzen<br />
„Alles, was wegkommt, ist besser als<br />
nichts“, fasst <strong>der</strong> Berater die Vorteile <strong>der</strong><br />
Wachstumsbegrenzung <strong>der</strong> Reben zusammen.<br />
Und darum geht es dem Südtiroler<br />
Beratungsr<strong>in</strong>g <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie. Ökonomisch<br />
<strong>in</strong>teressant wird die Angelegenheit<br />
aber erst, wenn noch mehr<br />
Heizungen <strong>in</strong>stalliert s<strong>in</strong>d, die mit Rebholz<br />
bestückt werden können. Der<br />
Gedanke, We<strong>in</strong>baubetriebe <strong>in</strong> Sachen<br />
Energie zu Selbstversorgern zu machen,<br />
beflügelt Überlegungen zur Anschaffung<br />
von Rebholzballenpressen o<strong>der</strong><br />
Rebholzhäcksler. Alle<strong>in</strong> um das<br />
Wachstum zu bremsen, s<strong>in</strong>d<br />
diese Investitionen aber zu teuer.<br />
Der Doppelnutzen <strong>in</strong>klusive Heizung<br />
muss dabei se<strong>in</strong>. •<br />
Südtiroler Beratungsr<strong>in</strong>g<br />
für Obst- und We<strong>in</strong>bau<br />
Die 1957 gegründete private Beratungsorganisation<br />
für den Obst- und We<strong>in</strong>bau<br />
hat 5 500 Mitglie<strong>der</strong>, die e<strong>in</strong>en Beitrag<br />
nach <strong>der</strong> Größe ihres Betriebes zahlen.<br />
Die autonome Prov<strong>in</strong>z Bozen leistet<br />
e<strong>in</strong>en Zuschuss von 40 Prozent.<br />
20 Apfelanbauberater s<strong>in</strong>d im E<strong>in</strong>satz,<br />
im We<strong>in</strong>bau sieben.<br />
„Ich will Anlagen,<br />
die von sich aus<br />
70 o<strong>der</strong> 80 dt produzieren“<br />
Zur Person:<br />
Klaus Pardatscher kommt<br />
aus e<strong>in</strong>em Apfel- und<br />
We<strong>in</strong>baubetrieb und<br />
ist seit 1999 als We<strong>in</strong>bauberater<br />
beim Beratungsr<strong>in</strong>g<br />
tätig. Der<br />
gelernte Agrartechniker<br />
betreut<br />
400 W<strong>in</strong>zer.<br />
Weitere<br />
Informationen<br />
Klaus Pardatscher<br />
+39 0471 968511<br />
klaus.pardatscher@beratungsr<strong>in</strong>g.org<br />
www.beratungsr<strong>in</strong>g.org<br />
17
Rebschutz<br />
Schildläuse<br />
auf dem Vormarsch<br />
Beschützt durch e<strong>in</strong>en Schild, e<strong>in</strong>er natürlichen<br />
Schutzwaffe zur Abwehr von Angreifern<br />
verschiedener Art, ziehen Schildläuse mit den<br />
besten Voraussetzungen für die siegreiche<br />
Belagerung von Bastionen zu Felde. Dass sie <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Vergangenheit mit ihren Feldzügen im We<strong>in</strong>bau<br />
weniger erfolgreich waren, hat verschiedene<br />
Gründe. Seit e<strong>in</strong>igen Jahrzehnten treten sie<br />
allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Südpfalz und <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />
zunehmend auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Regionen <strong>in</strong><br />
beträchtlicher „Mannstärke“ auf und belagern die<br />
Reben mit starken Populationen.<br />
Larven <strong>der</strong><br />
Zwetschgenschildlaus<br />
auf <strong>der</strong> Blattoberseite<br />
Schildläuse*<br />
auf Bogrebe<br />
* Wikipedia:<br />
Der Schild (m., Plural: Schilde)<br />
ist e<strong>in</strong>e von e<strong>in</strong>em Kämpfer<br />
getragene Schutzwaffe.<br />
Er ist e<strong>in</strong>e …. häufig leicht<br />
gewölbte Platte und dient<br />
zur Abwehr von Nahkampfwaffen<br />
und Geschossen<br />
e<strong>in</strong>es Angreifers.<br />
„Diesen Schädl<strong>in</strong>g<br />
müssen wir ständig<br />
beobachten“<br />
Die W<strong>in</strong>zer s<strong>in</strong>d nicht wehrlos<br />
„S<br />
poradisch musste dieser<br />
Schädl<strong>in</strong>g schon immer<br />
bekämpft werden“, sagt Dr.<br />
Karl-Josef Schirra. „Es ist bei<br />
uns vor allem die Zwetschgenschildlaus“,<br />
schränkt <strong>der</strong> Leiter des Arbeitsgebiets<br />
Entomologie im Dienstleistungszentrum<br />
Ländlicher Raum Rhe<strong>in</strong>falz, DLR, Neustadt/We<strong>in</strong>straße,<br />
das Spektrum <strong>der</strong> im<br />
We<strong>in</strong>bau vorkommenden Arten e<strong>in</strong>. Wenn<br />
die napfförmigen, braun gefärbten und<br />
gerade e<strong>in</strong>mal 5 Millimeter messenden<br />
Weibchen gut sichtbar <strong>in</strong> Plots auf den<br />
Bogreben und am Rebstamm sitzen,<br />
gelegentlich sogar <strong>in</strong> mehreren Schichten<br />
übere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, schrillen bei manchem<br />
W<strong>in</strong>zer die Alarmglocken. Statt se<strong>in</strong>es<br />
Rebholzes sieht er dann nur noch Part -<br />
henolecanium corni und muss um se<strong>in</strong>e<br />
Trauben bangen.<br />
Suche nach den Ursachen<br />
Das stärkere Vorkommen hat die Ursachenforschung<br />
auf den Plan gerufen.<br />
Der Rückgang des E<strong>in</strong>satzes breitenwirksamer<br />
Insektizide könnte e<strong>in</strong> Grund se<strong>in</strong>,<br />
an<strong>der</strong>e Erwägungen gehen <strong>in</strong> Richtung<br />
Bodenbeschaffenheit, Nährstoff- und<br />
Wasserversorgung. Auch die Klimaän<strong>der</strong>ung<br />
könnte e<strong>in</strong>e Rolle spielen, wenn<br />
sich zum Beispiel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Südpfalz und <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Mittelhaardt starke Populationen aufbauen.<br />
Gerade diesen Aspekt will Schirra<br />
aber nicht überbetonen, denn Schädl<strong>in</strong>ge<br />
und Nützl<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d ans mitteleuropäische<br />
Klima angepasst und überw<strong>in</strong>tern problemlos.<br />
Es sei denn, lange Feuchtigkeit<br />
und scharfer Frost raffen sie dah<strong>in</strong>. Solche<br />
Klima-Extreme schaden freilich <strong>der</strong><br />
Rebe eher noch stärker.<br />
Die Sauger und die Schäden<br />
Wie kommt es zu den Schäden? Dafür<br />
lohnt <strong>der</strong> Blick auf die Entwicklung <strong>der</strong> an<br />
den Reben gefundenen Schildlausarten.<br />
Bei <strong>der</strong> Zwetschgenschildlaus sieht sie<br />
folgen<strong>der</strong>maßen aus: mit <strong>der</strong> Eiablage<br />
Anfang Mai geht es los. Nach dem Eischlupf<br />
wan<strong>der</strong>n die Larven auf die Blätter<br />
<strong>der</strong> Reben, wo sie sich zum zweiten<br />
Larvenstadium entwickeln und bis zum<br />
Blattfall bleiben, um anschließend auf<br />
Auf dem Rebholz<br />
überw<strong>in</strong>ternde Larven<br />
„Es gibt ke<strong>in</strong>e ernst zu nehmenden<br />
biologischen Gegengewichte“<br />
18
Nach Behandlung mit Confidor WG 70:<br />
abgestorbene Schildlauslarven<br />
dem Holz zu überw<strong>in</strong> -<br />
tern. Zu geschlechtsreifen<br />
Weibchen wachsen<br />
sie erst im Frühjahr<br />
heran. Männchen kommen<br />
auch vor, sie s<strong>in</strong>d<br />
allerd<strong>in</strong>gs selten und nicht<br />
für die Fortpflanzung notwendig;<br />
die Art kann sich<br />
durch Jungfernzeugung vermehren.<br />
Mit dem Saugen an den Blättern<br />
entziehen die Larven den Zellen<br />
den Lebenssaft, und es kommt zum<br />
Kümmerwuchs, schlechtem Blüten- o<strong>der</strong><br />
Beerenansatz. Sie scheiden auch Honigtau<br />
aus, was wie<strong>der</strong>um begehrte Nahrung<br />
für Ameisen und <strong>der</strong> Nährboden für<br />
Rußtaupilze und pilzliche Krankheitserreger<br />
se<strong>in</strong> kann. Die Folgen: die Anlage<br />
bleibt zurück, sie „wächst nicht durch“.<br />
Wenn diese Kalamität zudem noch komb<strong>in</strong>iert<br />
ist mit an<strong>der</strong>em Insektenbefall<br />
o<strong>der</strong> Nährstoffstress, wird die Situation<br />
kritisch.<br />
Die W<strong>in</strong>zer haben erfahren müssen,<br />
dass bei starkem Befall kle<strong>in</strong>ere Trauben<br />
heranwachsen. Schirra: „Dass auch die<br />
Qualität leidet, wird berichtet, es gibt<br />
bislang dazu ke<strong>in</strong>e gesicherten Aussagen.“<br />
Gelegentlich wird die Me<strong>in</strong>ung vertreten,<br />
dass e<strong>in</strong> gewisser Befall durchaus<br />
zu tolerieren ist, weil die Auswirkungen<br />
kaum zu Buche schlagen. Und so hat die<br />
Beratung auch noch ke<strong>in</strong>e Schadensschwellen<br />
festlegen können, was wegen<br />
des herdenweisen Auftretens schwierig<br />
zu ermitteln ist.<br />
„Die Fitness <strong>der</strong> Rebe berücksichtigen“,<br />
ist für Schirra das aussagefähige<br />
Kriterium. Wenn die Rebe optimal versorgt<br />
ist, hält sie deutlich mehr aus als e<strong>in</strong><br />
kümmerndes Gewächs. Also warnt <strong>der</strong><br />
Phytomediz<strong>in</strong>er: „Diesen Schädl<strong>in</strong>g müssen<br />
wir auf jeden Fall beobachten.“<br />
Was tun?<br />
Schildläusen im We<strong>in</strong>berg steht e<strong>in</strong>e<br />
ganze Armada von natürlichen Fe<strong>in</strong>den<br />
gegenüber. Zu nennen s<strong>in</strong>d vor allem<br />
w<strong>in</strong>zige Erzwespen, die es auf Parasitierungsraten<br />
von bis zu 90 Prozent br<strong>in</strong>gen<br />
können. Von Schildläusen ernähren sich<br />
auch Marienkäfer, Samtmilben, Florfliegenlarven,<br />
Raubwanzen und Raubmilben.<br />
Wenn Meisen erst e<strong>in</strong>mal entdeckt<br />
haben, dass sie e<strong>in</strong>e lohnende Beute<br />
s<strong>in</strong>d, räumen sie am Rebstock auch ganz<br />
schön auf. „All das s<strong>in</strong>d aber kaum ernst<br />
zu nehmende biologische Gegengewichte“,<br />
schränkt Schirra e<strong>in</strong>, „und überre-<br />
gio-<br />
nal s<strong>in</strong>d<br />
<strong>der</strong>en Effekte<br />
eher die seltene<br />
Ausnahme.“<br />
E<strong>in</strong> zugelassenes Pflanzenschutzmittel<br />
gegen diesen Schädl<strong>in</strong>g<br />
gibt es <strong>der</strong>zeit nicht. Bis zum Genehmigungsstopp<br />
wurden Öle zur<br />
Austriebsbehandlung<br />
e<strong>in</strong>gesetzt,<br />
und die Schildläuse<br />
erstickten. Gleichwohl<br />
muss <strong>der</strong> W<strong>in</strong> -<br />
zer aktiv werden,<br />
bei Befall e<strong>in</strong>zelner<br />
Stöcke <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelbehandlung<br />
o<strong>der</strong> flächendeckend. Zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
ist <strong>der</strong> schleichende Populationsaufbau<br />
<strong>der</strong> Schildläuse über mehrere<br />
Jahre. Wegen <strong>der</strong> zunehmenden Probleme<br />
mit diesem Schädl<strong>in</strong>g hat Dr. Schirra<br />
<strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>e Reihe von<br />
Bekämpfungsversuchen gegen die an<br />
den Blättern saugenden Larven durchgeführt.<br />
Mit den positiven Ergebnissen<br />
wurde für das geprüfte Mittel Confidor<br />
Antrag auf Genehmigung nach § 18a des<br />
Pflanzenschutzgesetzes (Lücken<strong>in</strong>dikation)<br />
gegen die Schildlaus im We<strong>in</strong>bau<br />
gestellt, <strong>der</strong> 2010 bewilligt wurde.<br />
Den W<strong>in</strong>zern<br />
kann geholfen werden<br />
Confidor ® WG 70 mit dem systemischen<br />
Wirkstoff Imidacloprid ist das Mittel<br />
<strong>der</strong> Wahl, mit dem die lästigen Sauger<br />
<strong>in</strong> Schach gehalten werden können. An<br />
We<strong>in</strong>reben kann es gegen Schildlaus-<br />
Arten, daneben auch gegen die Blattreb -<br />
laus und Tripse e<strong>in</strong>gesetzt werden. Zur<br />
Applikation rät Schirra dr<strong>in</strong>gend, wenn<br />
sehr starke Besiedlung und Schadsymptome<br />
an den Reben erkennbar s<strong>in</strong>d. •<br />
Schlechte Karten für Schildläuse<br />
In e<strong>in</strong>em aufwändigen Versuch hat das DLR die<br />
Schildlausbekämpfung unter die Lupe genommen.<br />
Dazu wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Anlage je<strong>der</strong> Stock auf<br />
Schildlausbesatz ausgewertet und aus vergleichbar<br />
befallenen Stöcken jeweils für „behandelt“ und<br />
„unbehandelt“ passende Paare gebildet. E<strong>in</strong> Stock<br />
lieferte die Kontrolle, und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e wurde mit<br />
Confidor WG 70 behandelt. 14 Tage nach <strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>maligen Applikation wurde <strong>der</strong> Larvenbefall<br />
gezählt. Das Resultat: Confidor WG 70 reduzierte den<br />
Schildlausbefall um 72 bis 99 Prozent, für die<br />
Schildlausbekämpfung s<strong>in</strong>d das<br />
beachtliche Ergebnisse.<br />
„Confidor WG 70<br />
reduzierte den Schildlausbefall<br />
um bis zu 99 Prozent“<br />
Genehmigung nach § 18a PflSchG.<br />
Zur Person:<br />
Dr. Karl-Josef Schirra hat Biologie<br />
mit dem Schwerpunkt Zoologie<br />
studiert und wurde über das<br />
Thema Pheromone im Vergleich<br />
zur konventionellen Behandlung<br />
promoviert. Auch heute beschäftigt<br />
er sich als Leiter des Arbeitsgebiets<br />
Entomologie beim DLR mit <strong>der</strong><br />
Nützl<strong>in</strong>gs- und<br />
Schädl<strong>in</strong>gsfauna<br />
im We<strong>in</strong>bau.<br />
Weitere<br />
Informationen<br />
Dr. Karl-Josef Schirra<br />
06321 671-350<br />
karl-josef.schirra@dlr.rlp.de<br />
www.dlr-rhe<strong>in</strong>landpfalz.rlp.de<br />
19
Regio<br />
www.terroirmoselle.eu<br />
TERROIR MOSELLE<br />
Geme<strong>in</strong>sam stärker!<br />
Vor Jahrzehnten noch undenkbar, vere<strong>in</strong>igen sich die W<strong>in</strong>zer<br />
l<strong>in</strong>ks und rechts <strong>der</strong> Mosel grenzüberschreitend zu e<strong>in</strong>em<br />
Europäischen Projekt, br<strong>in</strong>gen ihre Vielfalt e<strong>in</strong> und treten nach<br />
außen stärker geme<strong>in</strong>sam auf.<br />
Das Geme<strong>in</strong>same<br />
und Verb<strong>in</strong>dende stärken<br />
„Das Projekt Terroir Moselle ist e<strong>in</strong>e<br />
große Bereicherung für unsere Region,<br />
weil wir von <strong>der</strong> engen Partnerschaft<br />
mit <strong>der</strong> deutschen und französischen<br />
Mosel profitieren. Die Dynamik liegt <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>samkeit bei We<strong>in</strong>, Kultur<br />
und Tradition, was nicht bedeutet,<br />
dass wir auf unsere luxemburgische<br />
Son<strong>der</strong>stellung verzichten.“<br />
Marc Weyer<br />
Präsident <strong>der</strong> LAG Miselerland und des<br />
Luxemburger W<strong>in</strong>zerverbands<br />
00352 26 29 99-41<br />
marc.weyer@miselerland.lu<br />
www.miselerland.lu<br />
„Terroir Moselle“ wird als europäisches<br />
Kooperationsprojekt von den LEADER-Gruppen<br />
Pays Terres de Lorra<strong>in</strong>e, Miselerland,<br />
Moselfranken und Mosel, <strong>der</strong> Région Lorra<strong>in</strong>,<br />
dem Großherzogtum Luxemburg, den<br />
Bundeslän<strong>der</strong>n Saarland und Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />
sowie <strong>der</strong> Europäischen Union unterstützt.<br />
Auf 500 Kilometer entlang <strong>der</strong><br />
Mosel durch Lothr<strong>in</strong>gen, Luxemburg,<br />
das Saarland und Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />
kommt e<strong>in</strong>iges zusammen:<br />
mehr als 4.000 We<strong>in</strong>baubetriebe mit rund<br />
10.500 Hektar Rebfläche auf beiden<br />
Ufern. Der größte Anteil liegt auf deutscher<br />
Seite (9.000 ha), gefolgt von<br />
Luxemburg (1.350 ha) und Frankreich<br />
(180 ha). In grenzüberschreiten<strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />
wollen die Moselanra<strong>in</strong>er<br />
nun Image und Bekanntheitsgrad ihrer<br />
We<strong>in</strong>e för<strong>der</strong>n.<br />
Individuelle Vielfalt <strong>in</strong><br />
europäischer Dimension<br />
Im Rahmen des LEADER-Ansatzes<br />
vom Europäischen Landwirtschaftsfonds<br />
für die Entwicklung des ländlichen<br />
Raums (ELER) unterstützt, haben sich<br />
20 Partnerorganisationen zusammengetan<br />
und Großes vorgenommen. Mit<br />
geme<strong>in</strong>samen Kommunikations- und<br />
Absatzstrategien wollen sie den Moselwe<strong>in</strong><br />
zum „europäischsten aller We<strong>in</strong>e“<br />
erheben. Die Vorzeichen für dieses mit<br />
Feuereifer betriebene Vorhaben stehen<br />
gut, weil <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationale We<strong>in</strong>markt<br />
Grünes Licht gibt.<br />
Traditioneller We<strong>in</strong>bau steht heute<br />
beim schier unüberschaubaren weltweiten<br />
Angebot nämlich hoch im Kurs.<br />
Die Verbraucher bes<strong>in</strong>nen sich wie<strong>der</strong><br />
20
E<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />
Außendarstellung<br />
erreichen<br />
„Unsere Leitrebsorte<br />
ist <strong>der</strong> Blauburgun<strong>der</strong>, <strong>der</strong> wie e<strong>in</strong><br />
Weißwe<strong>in</strong> ausgebaut wird. Mit dem<br />
luxemburgischen und deutschen Teil<br />
<strong>der</strong> Mosel verb<strong>in</strong>det uns e<strong>in</strong>e lange<br />
geme<strong>in</strong>same We<strong>in</strong>baugeschichte.<br />
Von den größeren Partnern zu profitieren<br />
und e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Außendarstellung<br />
zu erreichen, dar<strong>in</strong> sehe<br />
ich die großen Vorteile unseres<br />
Projekts.“<br />
Jean-Michel Mangeot,<br />
Appellation d'Orig<strong>in</strong>e Contrôlée<br />
(AOC) Toul<br />
00333 83 64 49 52<br />
doma<strong>in</strong>e-reg<strong>in</strong>a@wanadoo.fr<br />
Unsere We<strong>in</strong>e<br />
passen sehr gut zusammen<br />
„Für uns hat Terroir Moselle den Vorteil,<br />
dass wir jetzt enger zusammenstehen<br />
und nicht im Konkurrenzdenken<br />
verharren. Über 60 Prozent <strong>der</strong><br />
Exporte luxemburgischer und deutscher<br />
Moselwe<strong>in</strong>e gehen nach Belgien.<br />
Wir haben also e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen<br />
Absatzmarkt. Kooperationen<br />
bilden – das ist das eigentliche Ziel.<br />
Die Zeit ist reif für engere Zusammenarbeit,<br />
denn unsere We<strong>in</strong>e passen<br />
sehr gut zusammen.“<br />
Rolf Haxel,<br />
Präsident des W<strong>in</strong>zerverbands<br />
Mosel<br />
0049 2671 7297<br />
we<strong>in</strong>gut@haxel.de<br />
Die W<strong>in</strong>zer von <strong>der</strong> Mosel<br />
leben Europa vor<br />
„Das Projekt hat im wahrsten S<strong>in</strong>n europäische Dimensionen“,<br />
sagt Franz-Josef Strauss, im Ma<strong>in</strong>zer M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft,<br />
Verkehr, Landwirtschaft und We<strong>in</strong>bau zuständig für die Umsetzung<br />
des LEADER-Gedankens. Er bewertet beson<strong>der</strong>s positiv, dass<br />
das Projekt grenzüberschreitend von den W<strong>in</strong>zern, ganz im<br />
S<strong>in</strong>ne des Bottom up-Pr<strong>in</strong>zips, selbst entwickelt wurde.<br />
Franz-Josef Strauss<br />
0049 6131 162674<br />
franz-josef.strauss@mwvlw.rlp.de<br />
www.mwvlw.rlp.de<br />
auf die edlen Gewächse, die <strong>in</strong> ihrer<br />
Region reifen und von denen sie sicher<br />
wissen, dass bei ihrer Herstellung exzellente<br />
fachliche Praxis und Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
lange Erfahrung im Spiel s<strong>in</strong>d. Die Rebenund<br />
Ausbauvielfalt <strong>der</strong> drei Län<strong>der</strong> mit<br />
den Leuchttürmen Moselriesl<strong>in</strong>g (D),<br />
Crémant (LUX) und Gris de Toul (F) s<strong>in</strong>d<br />
die starken Trümpfe. Die <strong>in</strong>dividuelle<br />
Vielfalt <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>beson<strong>der</strong>heiten bleibt<br />
erhalten, sie wird unter dem Dach<br />
„Terroir Moselle“ zu e<strong>in</strong>em Bund zusammengeschlossen.<br />
Drei Län<strong>der</strong>, e<strong>in</strong> Fluss, e<strong>in</strong> Ziel<br />
Das Moseltal, die geme<strong>in</strong>same 2000-<br />
jährigen We<strong>in</strong>baugeschichte, das vergleichbare<br />
Klima <strong>der</strong> nördlichen Breitengrade,<br />
die Steillagen mit den schwierigen,<br />
kostenaufwändigen Bewirtschaftungsformen,<br />
die bewährten Produktionsmethoden<br />
mit den hohen Qualitätsstandards<br />
und die gleichen Absatzmärkte,<br />
das s<strong>in</strong>d die verb<strong>in</strong>denden Elemente<br />
dieser Region. Sie haben <strong>in</strong> den drei Län<strong>der</strong>n<br />
e<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>zertyp geformt, <strong>der</strong> den<br />
gleichen Grundwerten des traditionellen<br />
We<strong>in</strong>baus verbunden ist. „Aus drei mach<br />
e<strong>in</strong>s“ haben sie sich gesagt und die<br />
Zusammenarbeit über die Staatsgrenzen<br />
h<strong>in</strong>weg <strong>in</strong>tensiviert. In län<strong>der</strong>übergreifenden<br />
Arbeitsgruppen werden jetzt die<br />
Themen „Naturraum und Landschaft“,<br />
„We<strong>in</strong>bau und Oenologie“ sowie „Kultur<br />
und Tradition“ untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmt<br />
und auf geme<strong>in</strong>same Ziele ausgerichtet.<br />
Vorrangiges Ziel aller Bemühungen s<strong>in</strong>d<br />
die 12 Millionen E<strong>in</strong>wohner dieser Region<br />
(Belgien e<strong>in</strong>geschlossen), darüber<br />
h<strong>in</strong>aus auch die Liebhaber von Moselwe<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong> ganz Europa und den Märkten<br />
<strong>der</strong> Welt. •
Personalie<br />
E<strong>in</strong>er aus dem Expertenteam<br />
stellt sich vor<br />
Markus Borkowski<br />
Erster Ansprechpartner im Gebiet<br />
Im Wettbewerb bestehen, mit den<br />
W<strong>in</strong>zern auf Augenhöhe kommunizieren<br />
und auch bei kniffligen<br />
Problemen geme<strong>in</strong>sam die beste<br />
Lösung f<strong>in</strong>den, das erfor<strong>der</strong>t viel<br />
Engagement, jede Menge Knowhow<br />
und den richtigen Mann.<br />
Der gebürtige Rhe<strong>in</strong>hesse ist e<strong>in</strong><br />
gestandener Experte im We<strong>in</strong>bau.<br />
Von kle<strong>in</strong> auf ist er an die Materie<br />
herangeführt worden und hat aus se<strong>in</strong>er<br />
Neigung für diese sympathische Spielart<br />
<strong>der</strong> Landwirtschaft nie e<strong>in</strong>en Hehl gemacht.<br />
Trotzdem spricht er davon, dass<br />
se<strong>in</strong>e Berufung „spät“ kam, wobei <strong>der</strong><br />
Faktor Zufall e<strong>in</strong>e tragende Rolle gespielt<br />
hat. An das Abitur schlossen sich zwei<br />
Jahre als Zeitsoldat an, und dann fiel die<br />
Entscheidung für se<strong>in</strong> Leben mit <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft: die erste Station war <strong>der</strong><br />
Großmarkt für Obst und Gemüse <strong>in</strong> Ingelheim.<br />
Hier hat er Groß- und Außenhandelskaufmann<br />
gelernt.<br />
Se<strong>in</strong> Job war schon bald <strong>der</strong> Verkauf<br />
und die Organisation von Versteigerungen,<br />
auch die Vertretung <strong>der</strong> Annahmeleiter<br />
an den Obstannahmestellen gehörte<br />
zu se<strong>in</strong>em Aufgabengebiet. Der nächste<br />
Schritt führte ihn zum privaten Landhandel,<br />
wo er e<strong>in</strong>e Filiale betreut hat und<br />
erster Ansprechpartner für die W<strong>in</strong>zer<br />
war. Mit Weiterbildung <strong>in</strong> Eigen<strong>in</strong>itiative<br />
und speziellen Sachkundelehrgängen,<br />
hat er sich fit gemacht und war 2007<br />
bereit für die neue Herausfor<strong>der</strong>ung als<br />
Vertriebsberater bei <strong>Bayer</strong> CropScience.<br />
Im geographischen Dreieck zwischen<br />
Worms, Bad Neuenahr und <strong>der</strong> französischen<br />
Grenze bildet <strong>der</strong> We<strong>in</strong>bau heute<br />
se<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>deutigen Arbeitsschwerpunkt.<br />
Auch den Obst- und den Gemüsebau, im<br />
Speziellen die Zwiebeln, hat er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
alltäglichen Agenda. „Das passt gut“,<br />
sagt er begeistert, „denn wir s<strong>in</strong>d mit<br />
unseren Produkten sehr gut für diese<br />
Sektoren aufgestellt.“ Ganz wichtig ist für<br />
ihn die Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fläche, und dazu<br />
nutzt er vor allem die Saison. Just dann,<br />
wenn se<strong>in</strong>e Klientel mit Pflege <strong>der</strong> Kulturen<br />
ihre Probleme hat, ist er zur Stelle.<br />
120 regelmäßige Besuchskunden f<strong>in</strong>den<br />
sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Term<strong>in</strong>kalen<strong>der</strong>, und das<br />
s<strong>in</strong>d nicht nur die Multiplikatoren <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Branche.<br />
Amtlicher Dienst,<br />
Großhandel, Handel,<br />
sowohl genossenschaftlich<br />
als auch<br />
privat, Großbetriebe<br />
und Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Hubschrauber-Spritzgeme<strong>in</strong>schaft<br />
for<strong>der</strong>n<br />
ihr Recht. Jährlich<br />
organisiert er 15 We<strong>in</strong>bergsrundgänge<br />
und<br />
stellt die Versuchsstandorte<br />
mit dem<br />
bewährten und neuen<br />
<strong>Bayer</strong>-Produkten vor.<br />
So kl<strong>in</strong>gen Begeisterung und Engagement:<br />
„Jeden Tag br<strong>in</strong>gt mir die Arbeit<br />
neue Anregungen.“ Unterstützt von <strong>der</strong><br />
„Supertruppe“ Expertenteam Son<strong>der</strong>kulturen<br />
bei <strong>Bayer</strong> CropScience<br />
nimmt er die Herausfor<strong>der</strong>ungen voll<br />
an und freut sich auf die sich ankündigenden<br />
„hoch<strong>in</strong>teressanten neuen<br />
Produkte“ für den We<strong>in</strong>bau. Hier hat<br />
e<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>en Traumjob gesucht und<br />
gefunden. •<br />
Markus.borkowski@bayer.com 0171 3360823<br />
22
Nachlese<br />
Nur noch deutsche We<strong>in</strong>e<br />
bei <strong>der</strong> Bundesbahn<br />
In den Fernverkehrszügen <strong>der</strong> Deutschen<br />
Bahn werden ab dem 1. Juni 2011 nur<br />
noch We<strong>in</strong>e aus deutschen Anbaugebieten<br />
serviert. In <strong>der</strong> We<strong>in</strong>karte<br />
<strong>der</strong> Bordgastronomie werden<br />
<strong>in</strong> acht Kategorien We<strong>in</strong>e und<br />
Sekte <strong>in</strong> 0,25-Liter-Flaschen<br />
angeboten.<br />
DWI<br />
Das Eiswe<strong>in</strong>denkmal<br />
<strong>in</strong><br />
B<strong>in</strong>gen-Dromersheim<br />
Die Entdeckung des Eiswe<strong>in</strong>es<br />
nehmen die<br />
Dromersheimer für sich <strong>in</strong><br />
Anspruch. Die Trauben<br />
des 1829er Herbstes<br />
wurden wegen Mangel an Reife an vielen Orten gar nicht gelesen<br />
o<strong>der</strong> ans Vieh verfüttert. Der We<strong>in</strong>gutsbesitzer Henner stellte fest,<br />
dass aus den am 11. Februar 1830 bei 22 Grad Kälte geernteten<br />
Trauben e<strong>in</strong> dickflüssiger süßer Saft gepresst werden konnte, <strong>der</strong><br />
nach Vergärung e<strong>in</strong>en We<strong>in</strong> ergab, <strong>der</strong> die besten Jahrgänge bei<br />
weitem übertraf. Der „Eiswe<strong>in</strong>“, wie ihn die Dromersheimer W<strong>in</strong>zer<br />
nannten, war geboren. Diesem Ereignis haben sie im Juni 2010 e<strong>in</strong><br />
Denkmal gesetzt.<br />
„es gärt“ lautet <strong>der</strong> Titel <strong>der</strong> vom<br />
DWI <strong>in</strong>itiierten ersten We<strong>in</strong>-Theater-<br />
Tournee Deutschlands. Sie startet<br />
am 16. April 2011 <strong>in</strong> Hamburg und<br />
macht im Laufe des Jahres an zwölf<br />
weiteren Standorten Station. In <strong>der</strong><br />
Aufführung kommt <strong>der</strong> We<strong>in</strong> selbst<br />
zur Sprache und richtet sich direkt<br />
an se<strong>in</strong> Publikum. In e<strong>in</strong>er grotesken<br />
Liaison von We<strong>in</strong> und Mensch wird<br />
<strong>der</strong> Zuschauer selbst Teil des Stücks<br />
und <strong>der</strong> Theaterraum zum Gärtank.<br />
„Wir wollen mit dieser Inszenierung<br />
e<strong>in</strong>em breiten Publikum zeigen, dass<br />
unsere We<strong>in</strong>e nicht nur e<strong>in</strong> Genuss,<br />
son<strong>der</strong>n auch Teil unserer Kultur<br />
s<strong>in</strong>d“, erläutert DWI-Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
Monika Reule.<br />
Informationen zur Tournee<br />
www.we<strong>in</strong>theater.deutschewe<strong>in</strong>e.de<br />
o<strong>der</strong> Tel.: 06131-282941<br />
Deutsches<br />
We<strong>in</strong><strong>in</strong>stitut<br />
(DWI) macht Theater<br />
Wie Lebenswasser ist <strong>der</strong> We<strong>in</strong> dem Menschen,<br />
wenn er ihn tr<strong>in</strong>kt <strong>in</strong> rechtem Maße.<br />
Was hat <strong>der</strong> für e<strong>in</strong> Leben, <strong>der</strong> des We<strong>in</strong>s entbehrt.<br />
Anschlag auf Uraltrebe<br />
Auf e<strong>in</strong>en mehrere hun<strong>der</strong>t Jahre alten Rebstock<br />
im Burgenlän<strong>der</strong> Eisenstadt ist e<strong>in</strong> Anschlag verübt<br />
worden. Die Pflanze gilt als Ahn des Grünen Veltl<strong>in</strong>ers.<br />
Der Rebstock wurde von Unbekannten zerstückelt;<br />
es ist unklar, ob er noch zu retten ist. Die Rebe war<br />
bereits e<strong>in</strong>mal Opfer von Vandalismus; vor knapp<br />
zwei Jahren wurden veredelungsfähige Augen ausgebrochen.<br />
We<strong>in</strong>-Plus Magaz<strong>in</strong><br />
Bibel, Buch Jesus Sirach 32<br />
„Hobbyw<strong>in</strong>zer retten<br />
Anbauflächen an <strong>der</strong> Ruwer“<br />
Unter dieser Schlagzeile berichtet<br />
<strong>der</strong> „Trierische Volksfreund“ von<br />
vier Branchenfremden und e<strong>in</strong>em<br />
„Rentner mit We<strong>in</strong>bau-Erfahrung“, die<br />
im Anbaugebiet Ruwer von <strong>der</strong> Aufgabe<br />
bedrohte Anbauflächen übernommen haben.<br />
Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist <strong>der</strong> Ruwer-We<strong>in</strong>bau<br />
auf dem Rückzug, immer mehr W<strong>in</strong>zer geben<br />
altersbed<strong>in</strong>gt auf. Freizeitw<strong>in</strong>zer, die Interesse an den<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen des Steillagenwe<strong>in</strong>baus haben,<br />
melden sich bei Ra<strong>in</strong>er Krämer, Tel.: 06500 910596.<br />
Impressum<br />
9. Jahrgang • Herausgeber: <strong>Bayer</strong> CropScience Deutschland GmbH • Redaktion: Jürgen Decker,<br />
Frank Kuhmann, Dr. Alfred Schnei<strong>der</strong>, Birgit Stepponat • Texte: Klaus Niehörster,<br />
Dr. Alfred Schnei<strong>der</strong> • Verantwortlich für den Inhalt: Birgit Stepponat • Bildnachweis nach Seiten:<br />
Albrecht: 5; <strong>Bayer</strong> CropScience: 2, 3, 19; DWI: 4-7, 12; Borkowski: 22; Pardatscher: 16, 17;<br />
Dr. Schirra: 18, 19; Dr. A, Schnei<strong>der</strong>: 13, 16, 17, 20, 21; Markus Schnei<strong>der</strong>: 8-11; Dr. Schwab: 4-7;<br />
Wechsler: 15.<br />
Verantwortlich für Gestaltung und Produktion: Jürgen Decker • Layout, Titelbild, Illustration:<br />
NB Projekt, Staufenberg • Litho: LSD - Ihr Partner <strong>in</strong> <strong>der</strong> Medienwelt, Düsseldorf • Druck: K&W,<br />
Bad Oeynhausen.<br />
Nachdruck mit Quellenangabe erlaubt. Um Belegexemplare wird gebeten.<br />
Redaktionsanschrift: <strong>Bayer</strong> CropScience Deutschland GmbH, InnoV<strong>in</strong>o,<br />
Kommunikation & Market<strong>in</strong>g-Service, Elisabeth-Selbert-Straße 4a, 40764 Langenfeld<br />
Zukunftsgerichtete Aussagen<br />
InnoV<strong>in</strong>o enthält bestimmte <strong>in</strong> die Zukunft gerichtete Aussagen, die auf den gegenwärtigen Annahmen und Prognosen <strong>der</strong> Unternehmensleitung<br />
<strong>der</strong> <strong>Bayer</strong> CropScience AG beruhen. Verschiedene bekannte wie auch unbekannte Risiken, Ungewissheiten und an<strong>der</strong>e Faktoren können dazu<br />
führen, dass die tatsächlichen Ergebnisse, die F<strong>in</strong>anzlage, die Entwicklung o<strong>der</strong> die Performance <strong>der</strong> <strong>Bayer</strong> CropScience AG o<strong>der</strong> unserer Dachgesellschaft<br />
<strong>Bayer</strong> AG wesentlich von den hier gegebenen E<strong>in</strong>schätzungen abweichen. Diese Faktoren schließen diejenigen e<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> Berichten<br />
<strong>der</strong> <strong>Bayer</strong> AG an die Frankfurter Wertpapierbörse sowie die amerikanische Wertpapieraufsichtsbehörde (<strong>in</strong>kl. Form 20-F) beschrieben worden s<strong>in</strong>d.<br />
We<strong>der</strong> die <strong>Bayer</strong> AG noch die <strong>Bayer</strong> CropScience AG übernehmen die Verpflichtung, solche zukunftsgerichteten Aussagen fortzuschreiben und an<br />
zukünftige Ereignisse o<strong>der</strong> Entwicklungen anzupassen.
BCSD00071326