AKTIV REISEN & ERLEBEN Wo der rote Drache wohnt Wandern in Wales Bei uns neigt man dazu, Wales und England in einen Topf zu werfen. Das sollte man nicht tun. Wales ist ein separater Landesteil Großbritanniens und in seinen Ursprüngen ein keltisches Land. Die Waliser sind stolz auf ihre Traditionen und ihre Sprache, die nichts mit dem Englischen zu tun hat. Mit seinen wilden, einsamen Gebirgslandschaften und zauberhaften Küsten ist Wales ein Traumziel für Wanderer und Naturliebhaber – und erfreulich wenig überlaufen. Wales, das sind Möwenschreie in der Morgendämmerung und der einsame Reiher, der im Schlick der Sandbänke nach Krebsen Ausschau hält. Wales ist der Tau in den Farnen und der Wind, der über die sanften, wie mit grünem Samt überzogenen Berghänge streicht. Wales, das sind die Mythen von König Artus, die Legenden der Heiligen und die blutigen Geschichten der Rebellion gegen die englische Krone, die Lieder der Bergmanns-Chöre und die raunend-magischen Verse von Dylan Thomas, dem an Trunksucht verstorbenen Poeten der Waliser. Wales ist die gute, starke Tasse Tee am Nachmittag und der Pint dunkles Ale abends im Pub. Wales ist unverkennbar britisch, nicht jedoch englisch, das zeigen die zweisprachigen Schilder und die Flagge mit dem roten Drachen auf grün-weißem Grund, die auf jedem Türmchen flattert. Das Drachensymbol geht zurück auf eine uralte Sage. Sie berichtet, dass ein roter und ein weißer Drache in einer Höhle unter einem walisischen Berg gegeneinander kämpften und durch das Getöse eine Festung zum Einsturz brachten, die ein keltischer König gegen die eingedrungenen Angelsachsen bauen ließ. Der Zauberer Merlin soll den Drachenkampf als Sinnbild des Krieges zwischen den beiden Völkern gedeutet haben. Er prophezeite, dass der schwächere rote Drache, der für die Kelten stand, am Ende doch über den weißen Drachen der Angelsachsen siegen werde. Immerhin konnten die Waliser ihr gebirgiges Land 800 Jahre lang verteidigen, mussten sich aber 1282 dann doch dem englischen König Edward I. geschlagen geben. Der befestigte das Land mit Zwingburgen und machte seinen erstgeborenen Sohn zum Prinzen von Wales – eine Tradition, die im britischen Königshaus bis heute besteht. Der Zwangsvereinigung zum Trotz bewahrten die Waliser aber ein Bewusstsein kultureller Eigenständigkeit und vor allem ihre keltische Sprache. In ganz Wales wird sie von einem Fünftel der Bevölkerung gesprochen, ironischerweise ist sie gerade an der Nordküste, wo Edward die meisten Burgen zur Unterjochung der Waliser bauen ließ, die dominierende Umgangssprache. Burgen und Berge Die zum Teil bestens erhaltenen Burgen wie in Caernarfon und Conwy dokumentieren wie ein geschichtliches Bilderbuch die Kämpfe des Mittelalters. Damals mussten sich die geschlagenen Waliser ins Hinterland zurück- Wales-Infos Nützliche Tipps zu Wales findet man auf der Website des Fremdenverkehrsbüros, www.visitwales.de, sowie auf www.visitbritain.com. 38 Journal für die Apotheke 3 · 2012