und Leseprobe (PDF) - Vandenhoeck & Ruprecht
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Holger Lindemann / Christiane Rosenbohm, Die Metaphern-Schatzkiste<br />
■ 2 Metaphern in der Beratung<br />
Metaphern werden alltäglich verwendet, oft ohne dass dies bewusst geschieht.<br />
Diese implizite Verwendung von Metaphern geht sogar soweit, dass man Personengruppen<br />
unterscheiden kann, die zu bestimmten Formen von Sprachbildern<br />
neigen, beispielsweise zu visuellen (»bei Licht besehen«, »den Durchblick<br />
haben«), zu olfaktorischen (»den richtigen Riecher für etwas haben«, »etwas<br />
liegt in der Luft«), zu militärischen Sprachbildern (»einen Warnschuss abgeben«,<br />
»etwas schlägt ein wie eine Bombe«) oder zu Sprachbildern aus dem Bereich<br />
Kochen <strong>und</strong> Essen (»jemandem die Suppe versalzen«, »da liegt der Hase<br />
im Pfeffer«).<br />
2.1 Metaphern, Phraseologismen <strong>und</strong> Sprichwörter<br />
Metaphern bestehen prinzipiell aus Begriffen, die einem anderen Bezugsrahmen<br />
entnommen sind als dem, in dem sie angewendet werden – zum Beispiel<br />
»losschießen« für »anfangen zu erzählen« oder »Galgenfrist« für einen »verlängerten<br />
Termin«, »Kotzbrocken« für »eine unbeliebte Person« oder »Kaderschmiede«<br />
für eine »eliteorientierte Bildungseinrichtung«. Neben solchen<br />
einzelnen bildhaften Begriffen gibt es sogenannte Phraseologismen, also feste<br />
Wortverbindungen, die aus zwei Wörter bestehen – zum Beispiel eine »blumige<br />
Sprache«, ein »rotes Tuch«, der »lachende Dritte« oder eine »gezielte Bemerkung«<br />
–, aus mehreren Wörtern gebildet werden, wie feststehende Redewendungen<br />
– zum Beispiel »jemandem auf der Nase herumtanzen«, »mehrere<br />
Eisen im Feuer haben«, »wie Katz <strong>und</strong> Maus« oder »jemandem reinen Wein<br />
einschenken« –, oder aus ganzen Sätzen bestehen, wie Sprichwörter – zum Beispiel<br />
»Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein«, »Unrecht Gut gedeihet<br />
nicht« oder »Ein gebranntes Kind scheut das Feuer« (vgl. Palm, 1997, S. 1 ff.;<br />
Röhrich, 2003, S. 13).<br />
Bildhaft bzw. metaphorisch sind diese einzelnen Begriffe, Begriffsgruppen<br />
<strong>und</strong> Sätze, weil sie sich in ihrem Wortsinn auf andere Bereiche beziehen <strong>und</strong><br />
sie dadurch in ihrem Verwendungszusammenhang »für etwas anderes« stehen.<br />
Diese Funktion der Metapher erklärt sich auch aus der griechischen Herkunft<br />
des Wortes: metà phérein = anderswohin tragen <strong>und</strong> metaphora = Übertragung.<br />
Metaphern stehen immer implizit oder explizit als bildhafte Übertragung für<br />
die Bezeichnung <strong>und</strong> Bedeutung von Gegenständen, Personen, abstrakten Begriffen<br />
<strong>und</strong> Situationen.<br />
© 2012, <strong>Vandenhoeck</strong> & <strong>Ruprecht</strong> GmbH & Co. KG, Göttingen<br />
ISBN Print: 9783525401750