Bartgeier in Vorarlberg - Vorarlberger Jägerschaft
Bartgeier in Vorarlberg - Vorarlberger Jägerschaft
Bartgeier in Vorarlberg - Vorarlberger Jägerschaft
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Foto: Michael Knollseisen Foto: Sigrid Frey-Kubka<br />
Glocknerlady konnte am 5. Mai wieder <strong>in</strong> die Freiheit entlassen werden.<br />
normal und hält <strong>in</strong>zwischen<br />
auch ihr Gefieder sauber,<br />
was lange Zeit nicht der Fall<br />
war. Zwei weitere Geier (Nicola<br />
und Doraja) konnten<br />
nur mehr tot geborgen werden.<br />
Bei ersterer belegten<br />
drei Schrotkörner <strong>in</strong> zwei<br />
verschiedenen Kalibern zusätzlich<br />
e<strong>in</strong>en zweimaligen<br />
Beschuss (!).<br />
Der Befund stellte leider ke<strong>in</strong>e<br />
Überraschung dar, da die<br />
Mehrzahl der tot aufgefundenen<br />
<strong>Bartgeier</strong> <strong>in</strong> Österreich<br />
alte Schussverletzungen aufweisen.<br />
Doraja war schon 2005 mit<br />
e<strong>in</strong>er Bleivergiftung e<strong>in</strong>gefangen<br />
und später wieder freigelassen<br />
worden. Nach e<strong>in</strong>iger<br />
Zeit im Tiroler Oberland<br />
hatte sie im Raum Dachste<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong> Revier übernommen. Ihr<br />
Alter und der Fundort ihrer<br />
Überreste (e<strong>in</strong> Fußr<strong>in</strong>g und<br />
drei Knochen) mitten im<br />
Wald auf 1200 m Seehöhe<br />
lässt den Schluss auf neuerliche<br />
Bleiprobleme zu. E<strong>in</strong>e<br />
Analyse der Knochen wird<br />
hoffentlich mehr Aufschluss<br />
über die genaue Todesursache<br />
br<strong>in</strong>gen.<br />
Mehr Glück hatte Glocknerlady:<br />
Dank ihres Senders<br />
konnte sie frühzeitig gefunden<br />
und gerettet werden.<br />
Seit e<strong>in</strong>igen Jahren hat <strong>Vorarlberg</strong><br />
e<strong>in</strong>en neuen Sommergast:<br />
den Gänsegeier.<br />
Gänsegeier brüten <strong>in</strong> großen<br />
Kolonien im Mittelmeergebiet<br />
und verbr<strong>in</strong>gen seit Menschengedenken<br />
den Sommer<br />
<strong>in</strong> den Alpen. Die massive<br />
Zunahme der Bestände <strong>in</strong><br />
Südfrankreich br<strong>in</strong>gt aktuell<br />
immer mehr Geier <strong>in</strong> die<br />
West- und Zentralalpen und<br />
damit auch nach <strong>Vorarlberg</strong>.<br />
Der Nationalpark Hohe Tauern<br />
betreibt <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit der Gänsegeierstation<br />
am Lago di Corn<strong>in</strong>o <strong>in</strong><br />
Friaul e<strong>in</strong> Monitor<strong>in</strong>gprojekt<br />
und bittet um ihre Mithilfe.<br />
Beobachtungen können unter<br />
+43 (0)664 1417429 oder bartgeier@gmx.at<br />
gemeldet werden.<br />
Unter www.riservacorn<strong>in</strong>o.<br />
it/webcam-riserva-dei-grifoni/<br />
kann man Gänsegeier live<br />
an e<strong>in</strong>em Futterplatz <strong>in</strong> Friaul<br />
beobachten.<br />
Michael Knollseisen<br />
Zwei Wochen nach den ersten<br />
Auffälligkeiten und 400<br />
km weiter verschlechterte<br />
sich ihr Zustand so rapide,<br />
dass sie <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Tages<br />
flugunfähig wurde und leicht<br />
e<strong>in</strong>gefangen werden konnte.<br />
Tags zuvor hatte sie noch 50<br />
km zurückgelegt. Die Bleiwerte<br />
im Blut überstiegen die<br />
angenommene tödliche Dosis<br />
um das Dreifache. Dennoch<br />
konnte sie nach längerer Pflege<br />
erfolgreich entgiftet und<br />
wieder freigelassen werden.<br />
Seit 5. Mai zieht sie wieder<br />
ihre Kreise, derzeit noch <strong>in</strong><br />
den Hohen Tauern (siehe<br />
Foto l<strong>in</strong>ks oben). Im Zuge ihrer<br />
Freilassung verpflichtete<br />
sich die Kärntner <strong>Jägerschaft</strong>,<br />
den landesweiten Umstieg<br />
auf bleifreie Munition <strong>in</strong> die<br />
Wege zu leiten. Auch die Tiroler<br />
<strong>Jägerschaft</strong> diskutiert<br />
erste Konsequenzen. Die<br />
Tatsache, dass Wildbret bei<br />
Schwermetallanalysen immer<br />
wieder die Grenzwerte überschreitet<br />
bereitet immer mehr<br />
Jagdfunktionären berechtigtes<br />
Kopfzerbrechen. Der Nationalpark<br />
Hohe Tauern geht<br />
dabei mit gutem Beispiel voraus<br />
und bewirtschaftet alle<br />
von ihm betreuten Reviere<br />
(ca. 40.000 ha) ausschließlich<br />
bleifrei. Sollten Nachbarreviere<br />
umsteigen, wird das<br />
E<strong>in</strong>schießen der Waffen auf<br />
die neue Munition gefördert.<br />
Freilassungen<br />
Erstmals seit 1997 wird es<br />
heuer <strong>in</strong> Österreich ke<strong>in</strong>e <strong>Bartgeier</strong>freilassung<br />
geben. Der<br />
Zuchterfolg ist etwas ger<strong>in</strong>ger<br />
als <strong>in</strong> den vorangegangenen<br />
Jahren, außerdem wurden <strong>in</strong><br />
letzter Zeit zwei neue Freilassungsplätze<br />
<strong>in</strong> Südfrankreich<br />
e<strong>in</strong>gerichtet, um e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung<br />
zur spanischen <strong>Bartgeier</strong>population<br />
aufzubauen.<br />
Diese neuen Freilassungsplätze<br />
werden den traditionellen<br />
Freilassungsplätzen <strong>in</strong> den<br />
Alpen vorgezogen. Aufgrund<br />
des ungünstigen Geschlechterverhältnisses<br />
und der<br />
zahlreichen Verluste durch<br />
Blei und mögliche Abschüsse<br />
werden aber wohl noch e<strong>in</strong>ige<br />
Freilassungen <strong>in</strong> Österreich<br />
von Nöten se<strong>in</strong>.<br />
Gänsegeier <strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong><br />
Foto: Fulvio Genero<br />
8 <strong>Vorarlberg</strong>er Jagd WILDBIOLOGIE