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Das Schriftwesen im Mittelalter

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~16 Die Schreibgeräthe und ihre Anwendung.<br />

Vollständig sicher dagegen ist die noch erhaltene Privii&­<br />

gienbestätigung, welche Lothar 111 am 22. September 1137<br />

auf Bitten des Abts Wibald flir Stavelot in Goldschrift ausg&­<br />

stellt hat. Unter Konrad 111 erhielt derselbe Abt am 23. März<br />

1147 fUr das Kloster Corvey eine aurserordentlich schöne Urkunde<br />

in Goldschrift auf purpurnem Pergament mit goldener<br />

Bulle (Stumpf 3543). Merkwürdig ist, dars von derselben Ur-<br />

.kunde ein zweites, ganz ähnliches, aber unbesiegeltes Exemplar<br />

.1848 in Wien zum Verkauf ausgeboten wurde, während auch<br />

noch andere Exemplare in gewöhnlicher Form vorhanden sind.<br />

Auch Friedrich I gewährte am 18. Mai 1152 Wibald ein Privileg<br />

flir Corvey in Goldschrift. 1)<br />

Die Schrift jener Urkunde Konrads ist Bücherschrift, wie<br />

die der Urkunde flir Theophano, und es ergiebt sich also<br />

hieraus, dars solche Prachtstücke nicht eigentlich aus der k.<br />

Kanzlei hervorgingen, welche dazu wohl gar nicht befähigt<br />

war. Wie sie aber entstanden, zeigt uns eine überaus merkwürdige<br />

Urkunde Friedrichs II fUr den Bischof von Ivrea von<br />

1219 bei Boehmer Regg. Frid. II. 262. Darin erla~bt nämlich<br />

der König dem Bischof, ein seiner Kirche ertheiltes Privileg<br />

mit goldenen Buchstaben schreiben zu lassen; dann wolle. d~r<br />

König seine goldene Bulle daran hängen lassen. Ein benachbartes<br />

Stift besars schon einen solchen Schatz, und der Bischof<br />

von Ivrea wollte nicht hinter ihm zurückstehen. Auffallend<br />

ist, dars Ivrea sich auch schon einer solchen Urkunde von<br />

Otto III flir den Bischof Warmund vom 9. Juli 1000 rühmte,<br />

welche Prof. Stumpf als unecht bezeichnet.<br />

~1ir scheint aber aus diesen Beispielen eine Mahnung zur<br />

Vorsicht in der Kritik von Kaiserurkunden sich zu ergeben.<br />

Deutlich erkennen wir daraus die Möglichkeit, dars aurserhalb<br />

der Kanzlei von einem Kalligraphen verfertigte Urkunden von<br />

dem König dennoch mit· seinem Namenszug und Siegel versehen<br />

werden konnten. 2) Geschah das bei Goldschrift, so<br />

') 8channat, Ann. Paderborn. I, 551. Erhard sagt weder <strong>im</strong> Cod.<br />

Dip!.. 11, 64 noch in .den Regesten etwas über die Schrift.<br />

i) Bei nicht vom König ausgestellten Urkunden kommt die Hekrii,f-

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