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Das Schriftwesen im Mittelalter

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<strong>Das</strong> Schreiben. 223<br />

So schrieb um 1060 der Mainzer Scholasticus Gozechin an<br />

Walcher, der einst in Lüttich sein Schüler gewesen war und<br />

ihm jetzt ein eigenhändig geschriebenes Buch übersandt hatte:<br />

Serio vero triumphat an'<strong>im</strong>us, quod rudes articulos tuos aliquando<br />

ipse 'man'u mea ad scribendum direxer<strong>im</strong>, quodque<br />

male tornatos apices super (lorsum tuum cuder<strong>im</strong>. 1 ) . Es galt<br />

also noch der altägyptische Spruch: ,.Es sind die Ohren eines<br />

Jungen auf seinem Rücken." I) <strong>Das</strong> finden wir auch ausgesprochen<br />

in der schon oben S. 105 erwähnten Weingarter Handschrift,<br />

mit einigen Versuchen zu metrischer Form: Disce puer<br />

pulckras perscribere litteras, ne tua duris rumpan{ur dorsa<br />

{lagellis.<br />

Si bene non scribis, scribam tua dorsa Hagellis,<br />

Ut mihi decantes ux ux lacr<strong>im</strong>abile carmen.<br />

Disce puer varias rerum depingere formas,<br />

Ne tua duris doraa Hagellis rumpantur.<br />

Darauf folgt noch der Spruch Daniel XII, 3 zum Preise<br />

der Gelehrsamkeit.<br />

Sehr sorgtaltig achtete man auf die richtige Haltung der<br />

Feder. Othloh, ein berühmter Schreiber des elften Jahrhunderts,<br />

erzählt aus seiner Kindheit, dars er sich als Schulknabe<br />

in Tegernsee zuerst ohne Lehrer <strong>im</strong> Schreiben versucht habe.<br />

Qua de re contigit, ut pennam ad sC'ribendum inrecto usu retinere<br />

consuescerem, nec postea ab uUo docente super' hoc corrigi<br />

valerem. N<strong>im</strong>ius namque usus prohibuit me emendare.<br />

Quod cum viderent plures, dixerunt omnes nunquam me bene<br />

scripturum. Sie täuschten sich aber, indem er bald grofsen<br />

Ruhm als Schöllschreiber gewann. S) Lubertus Bernen sagte<br />

zu einem Arnänger: Bene addisces scribere, longos en<strong>im</strong> et<br />

molles digitos habes. 4)<br />

') Mabillon, Analectt. p. 438.<br />

I) Lauth in d, Münchener SB, 1872 S. 71.<br />

3) Othl. !ib, de temptatione, Mon. Germ. SS. XI, 392. 'Wllo corr. f. illo.<br />

~) Thomae a Campis Vita discipulorum d. Florentii c. 4. .

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