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Roggwil - Auszug aus Berichterstattungsband ... - Kanton Bern

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Verluste <strong>Roggwil</strong> Verluste <strong>Roggwil</strong><br />

roggwil<br />

<strong>Roggwil</strong> Gugelmann-Areal<br />

<strong>Roggwil</strong> Gugelmann-Areal<br />

Situation<br />

Situation<br />

NICHT DRUCKEN<br />

NICHT DRUCKEN<br />

Plan Nr. Aufnahme Zeichnung Format Status<br />

Nov. 2010 RB A4<br />

def.<br />

Nov. 2010 RB A4<br />

def.<br />

AW <strong>Roggwil</strong> Gugelmann-Areal<br />

AW <strong>Roggwil</strong> Gugelmann-Areal<br />

Situation<br />

1:50<br />

Situation<br />

1:5000<br />

Denkmalpflege des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong><br />

Denkmalpflege des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong><br />

Dateipfad<br />

Plan Nr. Aufnahme Zeichnung Format Status<br />

Dateipfad<br />

Nr. 5 Die ehemalige Baumwollweberei wurde wahrscheinlich<br />

1880 erbaut. Der vom Historismus beeinflusste Backsteinbau mit<br />

Sheddach begrenzte den Fabrikplatz westseitig. Foto 1992 (SS).<br />

Nr. 7 Das die Nordseite des Fabrikplatzes begrenzende Fabrikgebäude<br />

mit zentralem Querbau wurde um 1920 erbaut und 2005<br />

abgebrochen. Foto 1992 (SS).<br />

Nr. 9 Das Fabrikations- und Verwaltungsgebäude,<br />

ein anspruchsvoller historistischer<br />

Flachdachbau, entstand um 1890. Anfang 2010<br />

wurde es abgebrochen. Foto 1992 (SS).<br />

Nr. 17 Die «Malerei», entstanden um 1925. Foto 1992 (SS).<br />

Brunnmatt. Gugelmann-Areal.<br />

1990 wurde die einst bedeutende<br />

Buntweberei Gugelmann in <strong>Roggwil</strong><br />

stillgelegt. In den folgenden Jahren<br />

begannen die wirtschafts- und<br />

architekturhistorisch interessanten<br />

Fabrikbauten zu verschwinden.<br />

Unmittelbar südlich der Bahnlinie Olten–<br />

<strong>Bern</strong> liegt das <strong>aus</strong>gedehnte Gelände der<br />

einstigen Buntweberei Gugelmann. Der<br />

Besitzer hat längst gewechselt, die Weberei<br />

ist seit Jahren geschlossen. Geblieben<br />

ist der Name: das Gugelmann-Areal.<br />

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

war dieses Gelände für die Ansiedlung von<br />

Industriebetrieben geradezu ideal: etwas<br />

abseits des Dorfes gelegen, von zahlreichen<br />

Wasserläufen durchflossen, unmittelbar<br />

angrenzend an den 1857 erbauten<br />

Bahnhof. 1864 eröffnete Johann Friedrich<br />

Gugelmann hier eine Weberei mit 60 Webstühlen.<br />

Zwanzig Jahre später produzierte<br />

die Firma bereits auf 366 Stühlen und 1935<br />

– trotz Wirtschaftskrise – gar auf 738; 723<br />

Angestellte beschäftigte das Unternehmen<br />

zu dieser Zeit. Hergestellt wurden alle möglichen<br />

Textilien, Woll-, Baumwoll-, Leinenund<br />

Seidenstoffe, Zelttuch sowie rohe und<br />

gefärbte Garne.<br />

Für die Gemeinde <strong>Roggwil</strong> war die Firma<br />

Gugelmann von existentieller Bedeutung.<br />

Ganze Jahrgänge von Schulabgängerinnen<br />

und -abgängern traten «nahezu geschlossen»<br />

in die Firma ein, wie die Dorfchronik<br />

«<strong>Roggwil</strong> im Wandel der Zeit» berichtet. In<br />

den 1970er Jahren begann sich die wirtschaftliche<br />

Situation des Betriebs aber<br />

drastisch zu verschlechtern; Umstrukturierungen<br />

und Diversifizierung halfen nur<br />

vorübergehend. 1989 wurde das Unternehmen<br />

an Adrian Gasser verkauft und in die<br />

Lorze AG, Baar (ZG), eingegliedert. Zu<br />

jener Zeit beschäftigte es noch 600 Angestellte.<br />

Gasser plante die Erstellung einer<br />

Spinnerei im Umfeld der bestehenden Anlage.<br />

Die Pläne zerschlugen sich, und<br />

so legte er den Betrieb 1990 still; die Beschäftigten<br />

– damals 250 – verloren ihre<br />

22<br />

18<br />

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26<br />

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A<br />

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9<br />

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Amtliche Vermessung Reduziert (AVR) © Amt für Geoinformation des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>. Umzeichnung 2010 (RB).<br />

Amtliche Vermessung Reduziert (AVR) © Amt für Geoinformation des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>. Umzeichnung 2010 (RB).<br />

Das Gugelmann-Areal mit den in den<br />

0<br />

0 100 m<br />

100 m<br />

frühen 1990er Jahren ins Bauinventar<br />

aufgenommenen Objekten. 1:5000<br />

Das Gugelmann-Areal mit den in den frühen 1990er Jahren ins Bauinventar aufgenommenen Objekten<br />

A zentraler Fabrikplatz<br />

Das Gugelmann-Areal A Zentraler Fabrikplatz mit den in den frühen 1990er Jahren ins Bauinventar aufgenommenen Objekten<br />

5 Baumwollweberei<br />

A Zentraler Fabrikplatz<br />

7 Fabrikgebäude mit zentralem Querbau<br />

9 Fabrikations- und Verwaltungsgebäude<br />

17 sogenannte Malerei<br />

18 Buntwebereigebäude<br />

22 Industriehalle<br />

26 Kosth<strong>aus</strong><br />

220 Denkmalpflege des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong> 1979 – 2004 Berichte Gemeinden J – Z<br />

Denkmalpflege des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong> 1979 – 2004 Berichte Gemeinden J – Z 221


Verluste <strong>Roggwil</strong> Verluste <strong>Roggwil</strong><br />

Nr. 18 Das Buntwebereigebäude von etwa 1910<br />

wurde 1998 <strong>aus</strong> dem Inventar gestrichen. Foto<br />

1992 (SS).<br />

Nr. 22 Die grosse, neoklassizistische Industriehalle entstand<br />

um 1920. Rund zehn Jahre später wurde ihr auf der Ostseite ein<br />

Treppenh<strong>aus</strong>trakt im Stil des Neuen Bauens angefügt.<br />

Foto 1992 (SS).<br />

Nr. 26 Das kleine Kosth<strong>aus</strong> von etwa 1920 wurde 2005<br />

abgebrochen. Foto 1992 (SS).<br />

Stelle. In den folgenden Jahren wurde die<br />

Fabrik durch eine Serie von teilweise ungeklärten<br />

Bränden immer wieder beschädigt.<br />

Besonders verheerend wirkte sich ein<br />

Grossbrand im Juni 2001 <strong>aus</strong>; mehrere<br />

Bauten mussten danach abgebrochen<br />

werden.<br />

Die Gebäude der Firma Gugelmann waren<br />

fast durchwegs von guter architektonischer<br />

Qualität. Die durch das Gelände führende<br />

Strasse glich einem Lehrpfad durch die<br />

Industriearchitektur der Jahre zwischen<br />

1880 und 1925: Der Historismus war ebenso<br />

vertreten wie der Heimatstil und das<br />

Neue Bauen. Eine Besonderheit – zumindest<br />

im <strong>Kanton</strong> <strong>Bern</strong> – war ein nahezu<br />

quadratischer, urban wirkender Platz mit<br />

einem Brunnen. Er bildete gewissermassen<br />

das Herzstück der Firma: Hier stand – neben<br />

grossen Produktionshallen – auch der Verwaltungsbau<br />

der Gugelmann AG.<br />

In Zusammenhang mit der Erstellung des<br />

Bauinventars der Gemeinde <strong>Roggwil</strong> begann<br />

die Denkmalpflege in den frühen<br />

1990er Jahren mit der Erfassung der eben<br />

stillgelegten Fabrik. Sieben Gebäude nahm<br />

sie ins Inventar auf. Nach dem Grossbrand<br />

vom Juni 2001 mussten zwei der inventarisierten<br />

Objekte abgebrochen werden: das<br />

Kosth<strong>aus</strong> (Nr. 26) und das grosse Produktionsgebäude<br />

am Fabrikplatz (Nr. 7). Das<br />

Verschwinden des letzteren schmerzte<br />

besonders, denn der Platz verlor dadurch<br />

seine Geschlossenheit. Danach wurde das<br />

Gugelmann-Areal zunehmend von platt<br />

gewalzten Flächen bestimmt. Mehrere<br />

Häuser standen leer, darunter die imposante<br />

Industriehalle <strong>aus</strong> den 1920er Jahren (Nr. 22).<br />

In anderen Gebäuden hatten sich private<br />

Firmen und öffentliche Institutionen eingemietet.<br />

Die abseits des Dorfes gelegenen<br />

Industriehallen wurden auch von der Freizeitindustrie<br />

gern genutzt.<br />

Anfang 2010 wurde das Verwaltungsgebäude<br />

(Nr. 9) abgebrochen. Im Frühsommer<br />

2010 bewilligte die Gemeinde den Abbruch<br />

sämtlicher übrig gebliebener Gebäude des<br />

wirtschafts- und architekturhistorisch bedeutenden<br />

Industriekomplexes. UM<br />

222 Denkmalpflege des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong> 1979 – 2004 Berichte Gemeinden J – Z<br />

Denkmalpflege des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong> 1979 – 2004 Berichte Gemeinden J – Z 223

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