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(2) BGB

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RA Tobias Hermann – Klausurenkurs 2008<br />

Übersicht zur Prüfung des Einspruchs gegen einen Vollstreckungsbescheid<br />

Ausgangspunkt (orientiert an Schellhammer, Zivilprozess, 10. Aufl. 2003):<br />

1. Der Rechtsbehelf des Einspruchs ist auch im Mahnverfahren statthaft, weil der<br />

Vollstreckungsbescheid (Titelfunktion nach § 794 I Nr. 4 ZPO) nach § 700 I ZPO mit der<br />

Wirkung eines 1. Versäumnisurteils gleichgestellt wird.<br />

2. Situation: Antragsgegner hat im Mahnverfahren keinen oder verspätet Widerspruch gegen<br />

den Mahnbescheid eingelegt, § 699 I 1 ZPO.<br />

3. Legt der Antragsgegner Einspruch gegen den VSB ein, gibt der Rechtspfleger (vgl. § 20 Nr.<br />

1 RPflG) des Gerichts, das den VSB erlassen hat, den Rechtsstreit von Amts wegen an das im<br />

Mahnbescheid bezeichnete Gericht (= Prozessgericht, § 696 I 1) ab, § 700 III 1 ZPO.<br />

Der Mahnbescheid soll das Prozessgericht im allgemeinen Gerichtsstand des Schuldners<br />

angeben, die Angabe kann freilich falsch sein. Der Rechtspfleger prüft die Zuständigkeit des<br />

Prozessgerichts nicht; er korrigiert nur offensichtliche Fehler. Deshalb verweist er den<br />

Rechtsstreit nicht, sondern gibt ihn nur ab; die Verweisung würde binden (§ 281 II 4), die<br />

Abgabe bindet nicht (§ 696 V ZPO).<br />

Das Prozessgericht prüft seine Zuständigkeit selbst. Fehlt sie, verweist es den Rechtsstreit auf<br />

Antrag des Gläubigers an das zuständige Gericht (§ 281 ZPO).<br />

Mit Eingang der Akten beim Prozessgericht endet das Mahnverfahren und wird der Rechtsstreit<br />

beim Prozessgericht anhängig, §§ 700 III 2, 696 I 4 ZPO.<br />

Das Prozessgericht entscheidet nach den Regeln, die das Gesetz für den Einspruch gegen das<br />

VU aufstellt, §§ 700 I, 341-345 ZPO).<br />

1


RA Tobias Hermann – Klausurenkurs 2008<br />

Ablauf des Mahnverfahrens (§§ 688-703), wenn Antragsgegner sich verteidigt<br />

Ausgangspunkt:<br />

Das Mahnverfahren<br />

ist ein Schnellverfahren mit stark eingeschränkter Schlüssigkeitsprüfung<br />

(§ 692 I Nr. 2, siehe auch § 688 II Nr. 1 ZPO)<br />

zur Erlangung eines Titels für Zahlungsansprüche (§ 688 I ZPO)<br />

gegen die der Gläubiger keine Verteidigung erwartet.<br />

Differenzieren: Rechtsbehelf gegen<br />

Mahnbescheid 1<br />

↓<br />

Widerspruch<br />

bis zur Verfügung des VSB<br />

1. Versäumnisurteil 2 und<br />

Vollstreckungsbescheid<br />

↓<br />

Einspruch<br />

ab Verfügung des VSB<br />

(§ 694 ZPO) (§§ 700 I, 338 ZPO)<br />

Fragen für Ausgeschlafene:<br />

1. Kann ein „Gläubiger“ im Wege des Mahnverfahrens auch unberechtigte Ansprüche<br />

durchsetzen, wenn der „Schuldner“ weder Widerspruch noch Einspruch einlegt (vgl. § 692 I<br />

Nr. 2 ZPO)? 3 Der Rechtspfleger prüft vor Erlass des Mahnbescheides ja nur, ob die formellen<br />

Voraussetzungen des § 688 ZPO vorliegen.<br />

2. Was passiert mit der Zwangsvollstreckung, wenn der Antragsgegner Einspruch eingelegt<br />

hat? Siehe §§ 719, 707 ZPO.<br />

1 Art, Grund und Höhe des Anspruchs, die der Mahnantrag enthalten muss, bestimmen dann den Umfang der Rechtskraft des 1.<br />

VUs bzw. des Vollstreckungsbescheides, § 690 I Nr. 3 ZPO.<br />

2 Nur gegen das echte VU ist der Einspruch stathaft, § 338 ZPO, gegen ein unechtes VU (Klage unbegründet) dagegen<br />

Berufung und ggf. Revision.<br />

3 Der Mahnantrag wird jedenfalls dann zurückgewiesen, wenn es sich um einen evident unbegründeten oder undurchsetzbaren<br />

Anspruch handelt, vgl. Zöller, § 691 Rn. 1.<br />

2


RA Tobias Hermann – Klausurenkurs 2008<br />

I. Zulässigkeit des Einspruchs, § 341 I 1 ZPO (Prüfung von Amts wegen)<br />

1. Statthaftigkeit, §§ 700 I, 338 ZPO<br />

2. Notfrist von 2 Wochen, §§ 700 I, 338, 339 ZPO 4<br />

(P) verspätet eingelegter Widerspruch = Einspruch, § 694 II ZPO<br />

3. Form, § 340 I, II ZPO<br />

Begründen muss der Schuldner den Einspruch nicht, weil der Gläubiger seinen Anspruch<br />

ebenfalls noch nicht begründet hat (§ 700 III 3 schließt § 340 III ZPO aus).<br />

Zur Rechtskraft des VSB im Hinblick auf Einwendungen, die den Anspruch selbst betreffen<br />

siehe: § 796 II ZPO<br />

4. Folgen des Einspruchs<br />

a) Folge des unzulässigen Einspruchs: §§ 700 I, 341 I 2, II ZPO<br />

→ Verwerfung durch Endurteil und VSB wird rechtskräftig<br />

b) Folge des zulässigen Einspruchs: §§ 700 I, 342 ZPO<br />

aa) Übergang vom Mahn- zum Streitverfahren, vgl. § 700 III 2 ZPO<br />

bb) Hemmung der Rechtskraft des VSB (§ 705 S. 2 ZPO) 5<br />

II. Zulässigkeit der Ausgangsklage<br />

1. Zuständigkeit des Prozessgerichts (s.o.)<br />

2. Sachliche Zuständigkeit<br />

a) streitwertabhängig, §§ 23 Nr. 1, 71 I GVG (Grenze: 5.000 Euro)<br />

b) streitwertunabhängig, § 23 Nr. 2 GVG (z.B. Streit über Wohnraum, lit. a)<br />

3. Örtliche Zuständigkeit<br />

4. Instanzielle Zuständigkeit<br />

a) Amtsgericht: Einzelrichter (§ 22 GVG)<br />

b) Landgericht: Einzelrichter oder Kammer<br />

5. Parteifähigkeit, § 50 ZPO (§ 13 I GmbHG beachten)<br />

4 Die Widerspruchsfrist des § 692 I Nr. 3 ZPO von 2 Wochen ist dagegen keine echte Ausschlussfrist im Sinne einer Notfrist.<br />

Beachte aber die Möglichkeit der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand bei Versäumung einer Notfrist.<br />

5 Daneben kann der Schuldner beantragen, dass die Zwangsvollstreckung einstweilen eingestellt wird, § 719 ZPO.<br />

3


RA Tobias Hermann – Klausurenkurs 2008<br />

III. Begründetheit der Ausgangsklage (nicht: Begründetheit des Einspruchs) 6<br />

1. Aufrechterhaltung des VSB oder<br />

2. Aufhebung des VSB und Klageabweisung (§ 343 ZPO)<br />

3. Teils-Teils-Kombination<br />

Was passiert, wenn der Beklagte im Einspruchstermin(§ 341 a) säumig ist?<br />

→ Dann verwirft das Prozessgericht den Einspruch auf Antrag des Klägers durch 2. VU (§ 345<br />

ZPO); der VSB gilt als erstes VU. § 700 VI stellt jedoch – entgegen der Situation nach Erlass<br />

eines 1. VU - klar, dass die Klage zulässig und schlüssig sein muss.<br />

6 Der zulässige Einspruch führt nach § 342 ZPO dazu, dass der Prozess in die Lage vor Säumnis zurückversetzt wird.<br />

4


RA Tobias Hermann – Klausurenkurs 2008<br />

Übersicht zur Pfändung und Vollstreckung (Fall 4 ZPO II)<br />

A. Die einzelnen Verfahrensstadien<br />

Erkenntnisverfahren → Titel → Klauselerteilung → Vollstreckungsverfahren →<br />

Erlösverteilung aus der Zwangsvollstreckung<br />

B. Grobe Vorüberlegung: Wer vollstreckt und worein?<br />

Gerichtsvollzieher (§ 753) → in bewegliche Sachen (§§ 808 ff. ZPO)<br />

Vollstreckungsgericht (§ 764) → wegen Geldforderungen (§§ 828 ff. ZPO)<br />

Grundbuchamt → in unbewegliche Sachen (§§ 864 ff. ZPO, ZVG)<br />

Pfändung beweglicher Sachen<br />

§ 808 I ZPO § 808 II ZPO<br />

↓<br />

↓<br />

GV nimmt Sachen in Besitz GV lässt Sachen im Gewahrsam des<br />

1. Geld Schuldners<br />

2. Kostbarkeiten ↓<br />

3. Wertpapiere Anlegen des rosa Pfandsiegels<br />

↓<br />

C. Prüfungsschema<br />

gutgläubiger Erwerb (-)<br />

I. Voraussetzungen einer wirksamen Pfändung<br />

1. Antrag des Vollstreckungsgläubigers<br />

2. Titel: Urteil (§§ 704, 709), VSB, Vergleich, Urkunde (§ 794 ZPO) 7<br />

→ wenn (-): Nichtigkeit der Pfändung<br />

7 Bei Schäden aus der unberechtigten Vollstreckung eines Urteils enthält die ZPO eine eigene AGL für SchE des Beklagten in §<br />

717 II. Vor.: ein für vorläufig vollstreckbar erklärtes Urteil wird aufgehoben oder abgeändert.<br />

5


RA Tobias Hermann – Klausurenkurs 2008<br />

3. Klausel auf der vollstreckbaren Ausfertigung, §§ 724 ff. ZPO<br />

a) Sinn: Verhinderung einer Doppelvollstreckung; Prüfung, ob Rechtskraft eingetreten ist<br />

und ob die Sicherheitsleistung geleistet wurde<br />

b) → wenn (-): Erinnerung gegen Art und Weise der Zwangsvollstreckung, § 766 ZPO<br />

4. Zustellung des Urteils an Vollstreckungsschuldner, § 750 ZPO<br />

→ wenn (-): Erinnerung nach § 766 ZPO<br />

→ Pfändung wegen Geldforderungen nach §§ 803, 808 ZPO<br />

II. Rechtsfolgen einer wirksamen Pfändung<br />

1. Verstrickung der gepfändeten Sache<br />

a) ö-r. Beschlagnahme der Sache (oder des Grundstücks) → § 136 StGB<br />

b) relatives behördliches Verfügungsverbot zug. des V-Gl. (§§ 135 I, 136 <strong>BGB</strong>)<br />

- Gerichtsvollzieher = Behörde<br />

c) Überwindung der Verstrickung über §§ 135 II, 932 ff. <strong>BGB</strong> (Gutgl. bzgl.<br />

Verfügungsbefugnis des Veräußerers)<br />

d) Verstrickung auch bei rw. Pfändung (§ 43 VwVfG)<br />

→ in diesem Fall nur Erinnerung nach § 766 ZPO möglich (V-Schuldner ist nicht<br />

namentlich bezeichnet, V-klausel fehlt)<br />

2. Pfändungspfandrecht zug. des Vollstreckungsgläubigers (§ 804 ZPO)<br />

a) Verwertungsrecht und Erlöszuweisung<br />

b) Überwindung nach §§ 804 II ZPO, 1227, 936 <strong>BGB</strong> analog (PPR = Recht eines Dritten),<br />

PPR erlischt natürlich nicht bei Entfernung des Pfandsiegels, gutgl. Erwerb? S.u.<br />

Umstritten ist, welche Voraussetzungen vorliegen müssen, damit ein Pfändungspfandrecht<br />

entsteht. In der Tabelle unten wird nur die herrschende gemischte Pfändungstheorie dargestellt.<br />

6


RA Tobias Hermann – Klausurenkurs 2008<br />

Trennung der Entstehung von Verstrickung und PPR nach h.M.<br />

Gemischte Theorie<br />

Verstrickung PPR 8<br />

↓<br />

↓<br />

ö-r.<br />

privatrechtl. Folge der Verstrickung<br />

↓<br />

↓<br />

§ 43 ff. VwVfG § 804 II ZPO<br />

↓<br />

↓<br />

ö-r. Beschlagnahme der materielles Befriedigungsrecht<br />

verstrickten Sache durch und Rechtsgrund für das<br />

GV Behaltendürfen des Erlöses 9<br />

↓<br />

↓<br />

Grundlage der<br />

Verwertung<br />

kein gutgläubiger Erwerb<br />

mangels Rechtsgeschäfts<br />

(Pfändung kraft Gesetzes)<br />

Übersicht zur Wirksamkeit der Verstrickung<br />

Grundsatz: Auch die rechtswidrige Pfändung ist wirksam, § 43 II VwVfG.<br />

Auch schuldnerfremde Sachen können verstrickt werden, § 808 ZPO.<br />

Ausnahmen: Vollstreckungsakt nichtig, wenn gravierender Verfahrensverstoß<br />

- falsches Vollstreckungsorgan handelt<br />

- Vollstreckungsklausel oder Titel fehlt<br />

- Verstoß gegen § 808 I, II 2 ZPO<br />

8 Legende: PPR = Pfändungspfandrecht, GV = Gerichtsvollzieher, ö-r. = öffentlich-rechtlich.<br />

9 Hier ggf. Anspruch aus Eingriffskondiktion prüfen, falls das Pfändungspfandrecht nicht entstanden ist, weil z.B. eine<br />

schuldnerfremde Sache gepfändet wurde.<br />

7


RA Tobias Hermann – Klausurenkurs 2008<br />

Übersicht Klausur 1316 ZivilR<br />

A. 1. Teil; Frage 1: Zahlungsklage D/C<br />

I. Statthaftigkeit und Zulässigkeit (!) des Einspruchs<br />

1. Statthafter Rechtsbehelf gegen Vollstreckungsbescheid ist<br />

Einspruch gemäß §§ 700 I, 338 ZPO.<br />

2. Auslegung des Schreibens des C als Einspruch.<br />

3. Frist des § 339 I und Anforderungen § 340 I, II ZPO (+)<br />

4. Begründung entbehrlich, § 700 III 3 ZPO<br />

5. ZwErg.: Einspruch statthaft und zulässig.<br />

II. Zulässigkeit der Klage der D<br />

1. Sachliche Zuständigkeit, § 1 ZPO, §§ 23 Nr.1, 71 GVG –<br />

Amtsgericht<br />

2. Örtliche Zuständigkeit, § 13 ZPO (+)<br />

3. Partei- und Prozessfähigkeit, §§ 50, 51 ZPO (+)<br />

4. ZwErg.: Klage D/C ist zulässig<br />

III. Begründetheit der Klage der D<br />

1. § 433 II <strong>BGB</strong> wg. Freisprecheinrichtung<br />

a) Internet nur invitatio ad offerendum der D<br />

b) Angebot des C durch Anklicken, Verzicht des C auf Zugang<br />

der Annahme nach § 151 S. 1 <strong>BGB</strong> (oder Bestätigungsmail).<br />

c) Entfallen des Vertrages durch Schreiben des C vom 30.01.?<br />

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RA Tobias Hermann – Klausurenkurs 2008<br />

aa) Schreiben des C als Widerruf nach § 355 <strong>BGB</strong><br />

(1) Widerrufsrecht aus § 312d I <strong>BGB</strong><br />

(aa) Persönlicher Anwendungsbereich, §§ 13, 14 <strong>BGB</strong> (+)<br />

(bb) Sachlicher Anwendungsbereich<br />

Fernkommunikationsmittel (+), Lieferung von Sachen (+)<br />

Für Fernabsatz organisiertes Vertriebssystem der D (+)<br />

(2) Widerufserklärung des C (+), Auslegung „kündige“<br />

(3) 2-Wochen-Frist, § 355 I 2 <strong>BGB</strong>?<br />

Beginn mit Zugang der Widerrufsbelehrung, frühestens mit<br />

Zugang der Ware beim Verbraucher, Frist am 30.01. eigentlich<br />

verstrichen.<br />

(4) Aber: Textform (-) Kein dauerhafter Datenträger,<br />

Widerrufsbelehrung im www reicht nicht, daher kein<br />

Fristbeginn.<br />

(bb) damit § 355 <strong>BGB</strong> (+), § 357 I 1 i.V.m. §§ 346 ff. <strong>BGB</strong>.<br />

Ergebnis: Klage D/C unbegründet, § 433 II <strong>BGB</strong> (-).<br />

2. Anspruch D/C wg. Sitzkissen aus § 433 II <strong>BGB</strong>:<br />

a) Angebot durch Zusenden, § 145 <strong>BGB</strong><br />

b) Keine ausdrückliche Annahme des C, konkludente<br />

Annahme durch Nutzung kann offen bleiben<br />

→ Voraussetzungen § 241a <strong>BGB</strong> (+)<br />

Vertragsschluss nur ausdrücklich oder durch Zahlung, nicht<br />

konkludent durch Nutzung.<br />

Ergebnis: § 433 II <strong>BGB</strong> (-), Klage D/C unbegründet.<br />

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RA Tobias Hermann – Klausurenkurs 2008<br />

B. 1 Teil; Frage 2: Sonstige Ansprüche D gegen C<br />

§§ 985, 987 ff, 812 ff. ebenfalls (-) wg. § 241a I <strong>BGB</strong><br />

Ergebnis: Kein Anspruch D/C wg. des Kissens<br />

C) 1. Teil, Frage 2: Ansprüche D gegen P wegen der<br />

Beschädigung<br />

I. Anspruch D/P aus §§ 989, 990 <strong>BGB</strong><br />

(-), Vindikationslage (+), aber P wohl gutgläubig hinsichtlich<br />

des Besitzrechts, § 932 II <strong>BGB</strong> analog.<br />

II. Anspruch D/P aus § 991 II <strong>BGB</strong><br />

(-), da kein Schaden der DGmbH (h.M.). P gegenüber C aus<br />

Leihe verantwortlich, aber § 241a I, II <strong>BGB</strong> steht entgegen.<br />

III. Anspruch D/P aus § 823 I <strong>BGB</strong><br />

(-), Sperrwirkung des E-B-V, § 993 I Hs. 2 <strong>BGB</strong>.<br />

IV. Möglicherweise Drittschadensliquidation bei § 241a:<br />

→ Schaden des Dritten wird zum Anspruch gezogen<br />

Unternehmer (D) liquidiert Schaden des Verbrauchers (C),<br />

muss diesen Anspruch aber an Verbraucher gem. § 285 <strong>BGB</strong><br />

analog abtreten.<br />

Hier aber (-), da C aus dem Schuldverhältnis der Leihe selbst<br />

Ansprüche gegen den P hat.<br />

Anmerkung: Die DSL war m.E. nicht zwingend<br />

anzusprechen (anders bei Link, NJW 03, 2812; a.A.: Jakobs,<br />

Jura 04, 490).<br />

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RA Tobias Hermann – Klausurenkurs 2008<br />

D. 2. Teil:<br />

I. Ansprüche des C gegen Ersteigerer G auf Herausgabe<br />

des Autos (Versteigerungsgegenstand)<br />

Ausgangspunkt: abgeschlossene Verwertung durch Auskehr<br />

des Erlöses vollstreckungsinterne Rechtsbehelfe nicht mehr<br />

anwendbar SE und BerR?<br />

1. §§ 687 II 1, 681 S. 2, 667 <strong>BGB</strong><br />

(-), da Erwerb des Eigentums durch Ersteigerer kein Geschäft<br />

des Eigentümers ist.<br />

2. § 985 <strong>BGB</strong><br />

(-), weil Ersteigerer kraft Hoheitsakt mit der Ablieferung<br />

Eigentum erworben hat, § 817 II ZPO<br />

Ausnahme: wesentliche Verfahrensvorschriften nicht<br />

eingehalten (§§ 814, 817 II, IV ZPO)<br />

3. §§ 1007 I, II <strong>BGB</strong><br />

(-), weil Ersteigerer zumeist gutgläubig<br />

4. §§ 861, 869 <strong>BGB</strong><br />

(-), da Pfändung durch GV keine verbotene Eigenmacht<br />

5. § 816 I 1 <strong>BGB</strong><br />

(-), da Ersteigerer keine Verfügung über die Sache trifft<br />

11


RA Tobias Hermann – Klausurenkurs 2008<br />

6. § 812 I 1, Var. 2 <strong>BGB</strong><br />

(-), da Ersteigerer auf Grund hoheitlicher Eigentumszuweisung<br />

mit Rechtsgrund erwirbt<br />

durch Zuschlag kaufrechtsähnlicher ö-r. Vertrag<br />

(§ 817 I ZPO, § 156 <strong>BGB</strong>)<br />

Vorrang der Leistungsbeziehung des Ersteigerers zum Staat<br />

7. § 823 I <strong>BGB</strong><br />

(-), da Erwerb auf Grund rechtmäßigen Hoheitsakts<br />

Ergebnis: Dritter hat regelmäßig keine Ansprüche gegen den<br />

Ersteigerer, der originäres ET erwirbt.<br />

II. Schadensersatz oder Erlösherausgabe gegen<br />

Vollstreckungsgläubiger G (= Ersteigerer)<br />

1. § 280 I i.V.m. gesetzlichem SchV der ZV V-Gl./ET<br />

- SchV entsteht, wenn D Unterlassung verlangt (str.)<br />

- AS (-), wenn Gl. Schuldnerfremdheit nicht kannte oder<br />

kennen musste (Regel, anderes Bsp. bei Musielak, s.u.)<br />

II. §§ 687 II 1, 678 bzw. §§ 681 S. 2, 667 <strong>BGB</strong> (s.o.)<br />

III. §§ 989, 990 <strong>BGB</strong><br />

(-), da keine Vindikationslage im Zeitpunkt der Versteigerung<br />

(§ 985 <strong>BGB</strong> durch § 771 ZPO gesperrt)<br />

Außerdem wurde ET Verfügungsbefugnis entzogen.<br />

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RA Tobias Hermann – Klausurenkurs 2008<br />

IV. § 816 I 1 <strong>BGB</strong><br />

1. (-), weil nicht Gl. eine Verfügung trifft, sondern GV mit<br />

Ablieferung (§ 817 II) einen rechtmäßigen Hoheitsakt<br />

vornimmt<br />

2. Außerdem handelt GV als Berechtigter.<br />

V. § 812 I 1 Var. 2 <strong>BGB</strong> (Ersteigerer = Vollstr.-Gl.)<br />

a) V-Gl. hat Befreiung von Barzahlungspflicht des<br />

§ 817 II erlangt (§ 817 IV 1 ZPO)<br />

b) in sonstiger Weise auf Kosten des ehemaligen ET<br />

c) ohne Rechtsgrund<br />

nach der gemischten Theorie kein Pfändungspfandrecht des V-<br />

Gl. an schuldnerfremden Sachen (BGHZ 119, 75), auch kein<br />

gutgläubiger Erwerb mangels Rechtsgeschäfts<br />

Ergebnis: Anspruch C/G aus § 812 I 1 (2) <strong>BGB</strong> (+).<br />

Anmerkung: So ausführlich musste das in der Klausur nicht<br />

geprüft werden, jedenfalls aber § 812 I 1 <strong>BGB</strong>.<br />

Zur Vertiefung: Musielak, JuS 99, 881; hemmer, ZPO II, Rn.<br />

275; Hauptkurs Fall 4 ZPO II.<br />

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