Fütterung der Muttersau.pdf - AG für Tiergesundheit
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<strong>Fütterung</strong> <strong>der</strong> <strong>Muttersau</strong><br />
Energieversorgung <strong>der</strong> <strong>Muttersau</strong>:<br />
Die <strong>Muttersau</strong> ist ein Hochleistungstier und muss entsprechend gefüttert werden. Dies<br />
beginnt schon bei <strong>der</strong> Jungsauenaufzucht geht über die Trächtigkeit, Laktation zur<br />
nächsten Trächtigkeit. Jungsauen sollten beim ersten Decken eine Speckschicht von 20<br />
mm haben. Dazu brauchen sie ein energiereiches Futter ab 95 kg Lebendgewicht und ein<br />
Alter von 230 Tagen. Vor dem Decken ist ein Flushing sinnvoll. Anschliessend brauchen<br />
sie etwa die gleiche Ration wie eine ältere Sau. In <strong>der</strong> Laktation darf die <strong>Muttersau</strong> nicht<br />
mehr als 20 kg Gewicht verlieren. Beim Verlust an Körpergewicht, verliert die Sau vor<br />
allem Muskulatur, Knochen und Blut. Bei einer Wurfgrösse von 12 Ferkeln entspricht das<br />
einer Leistung von 12’000 bis 15’000 Litern Milch einer Kuh. Sauenmilch enthält ca. 8 %<br />
Fett, 6% Eiweiss und 5% Laktose. Um ein Kilogramm Ferkel zu produzieren braucht es<br />
4,3 Liter Milch. In Laktation kann also eine Sau nicht zuviel fressen. Sauen, welche<br />
während <strong>der</strong> Trächtigkeit wie<strong>der</strong> aufgefüttert werden müssen, haben in <strong>der</strong> folgenden<br />
Laktation die schlechtere Futterverwertung und kommen so in einen Teufelskreis. Das<br />
heisst also, dass es sich lohnt während <strong>der</strong> Laktation acht zu geben, dass die <strong>Muttersau</strong><br />
nicht abmagert. Sie sollten im Idealfall nicht mehr als 10 kg verlieren.<br />
Das Abmagern während <strong>der</strong> Säugezeit kann durch folgende Massnahmen verhin<strong>der</strong>t<br />
werden:<br />
- dreimal füttern<br />
- Nassfütterung<br />
- Viel Wasser zusätzlich<br />
- Faserreich in <strong>der</strong> Trächtigkeit<br />
- Zuviel Mineralstoffgehalt vermin<strong>der</strong>t Appetit<br />
- Ferkel zufüttern<br />
- Im Sommer Fettzulage<br />
- Stalltemperatur von 15 bis 24° C Grad<br />
- Schmackhaftigkeit<br />
Angaben gibt es auch unter www.oblat.uzh.ch.<br />
1
Mineralstoffversorgung:<br />
Die Mineralstoffversorgung <strong>der</strong> <strong>Muttersau</strong> hängt von verschiedenen Faktoren ab. Sie wird<br />
beeinflusst von <strong>der</strong> Leistung, Futterzusammensetzung und Verfügbarkeit <strong>der</strong> Mineralstoffe<br />
aus dem Futter, <strong>der</strong> Interaktion <strong>der</strong> einzelnen Elemente untereinan<strong>der</strong> und <strong>der</strong><br />
Ausscheidung.<br />
Die Ausscheidung wie<strong>der</strong>um wird von <strong>der</strong> Kationen/ Anionen-Bilanz beeinflusst. Wird zum<br />
Beispiel versucht den Harn anzusäuern, werden Calcium und Natrium um ein vielfaches<br />
über den Kot ausgeschieden.<br />
Angaben zu den einzelnen Mineralstoffen:<br />
Calcium:<br />
Phosphor:<br />
Bei Mangelzuständen entstehen Beinschwäche, Störungen <strong>der</strong><br />
Skelettentwicklung, Wehenschwäche und Krampfanfälle. Calciummangel<br />
können bei säurenden Rationen, engem Ca/P-Verhältnis, P-Überschuss<br />
und Mangel sowie hohe Phytatgehalte entstehen, welche vor allem im Mais,<br />
Soja, Gersten- und Weizenkleie vorkommen.<br />
Bei Mangelzuständen kommt es zu Skelettstörungen, Durchtrittigkeit,<br />
Bewegungsunlust, Schwäche, Hinterhandlähmungen, Blutmangel,<br />
Störungen im Säure-Basenhaushalt und Tod. Mangel kann entstehen bei<br />
geringer Zufuhr, weites CA/P-Verhältnis, hohe Phytatgehalte, Vit D-Mangel<br />
und anorganischem Phosphor sowie säuernden Rationen. Auch mit<br />
Phytasen ist die Verdaulichkeit nie über 60 %.<br />
Magnesium: Ist beim Schwein sehr wenig bekannt, kann eventuell erhöhten Stress<br />
auslösen, schlecht <strong>für</strong> Rausche und Konzeption sein.<br />
Natrium:<br />
Beim Mangel kommt es zur verlängerten Trächtigkeit, Schwäche bei<br />
Geburt, Totgeburten, Mumien, schwache Ferkel, Kannibalismus, Lecksucht<br />
und Verhaltensstörungen.<br />
Werden die Schweine durchgehend acidotisch gefüttert, zum Beispiel um den Harn-PH zu<br />
senken, kommt es zu Skeletterkrankungen, erhöhte Ausscheidung von Mengenelementen<br />
mit dem Harn, Wachstumsdepression und Mangelerscheinungen wie oben beschrieben.<br />
Dies ist also nur geeignet <strong>für</strong> den kurzfristigen Einsatz. Ameisensäure, Propionsäure usw.<br />
löst diesen Effekt nicht aus.<br />
Knappe Berechnungen von Mineralstoffen setzt ein grösseres Wissen über Ernährung bei<br />
den Anwen<strong>der</strong>n voraus als Empfehlungen mit idiotensicheren Sicherheitsspannen.<br />
Umweltschutz versus <strong>Tiergesundheit</strong><br />
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Bedeutung <strong>der</strong> Futterstruktur:<br />
Bei <strong>der</strong> Sau sind nicht die langfaserigen Bestandteile massgebend wie bei <strong>der</strong> Kuh,<br />
son<strong>der</strong>n die Partikelgrösse <strong>der</strong> Futterbestandteile. Die wird beeinflusst durch die<br />
Inhaltstoffe (Gerste, Weizen, Mineralstoffe), die Zerkleinerungstechnik (mahlen o<strong>der</strong><br />
zertrümmern), die Verarbeitung (z.B. pelletieren) und die Verabreichung (nass, trocken<br />
o<strong>der</strong> gequellt). So hat zum Beispiel Gerste viel mehr grobe Anteile als Weizen, wenn man<br />
ihn schrotet. Die Struktur des Futters wird also verän<strong>der</strong>t, wenn man einen Bestandteil<br />
erhöht bei gleicher Siebung. Ebenfalls wird das Futter feiner bei einer anschliessenden<br />
Pelletierung.<br />
Zu feines Futter kann Magengeschwüre auslösen, die Darmpassage verlangsamen, was<br />
wie<strong>der</strong>um eher zu MMA und Trägheit <strong>der</strong> <strong>Muttersau</strong> führt o<strong>der</strong> die Sauen werden<br />
aggressiv.<br />
Grobes Futter führt zu weicherem Kot, welcher auch besser durch die Spalten hindurch<br />
getreten werden kann. Wenn man Trockenschnitzel o<strong>der</strong> Ligninocellulose beimischt,<br />
kommt es ebenfalls zu weicherem Kot. Dieser wird jedoch eher klebrig. Gibt man<br />
gleichzeitig Melasse dazu, wird die Klebrigkeit verbessert.<br />
Untersuchungen haben gezeigt, dass mit gröberem Futter die Verdaulichkeit nicht<br />
signifikant abnimmt. Weiter wurde gezeigt, dass bei gröberem Futter, <strong>der</strong> Stärkeeinstrom<br />
in den Dickdarm zunimmt, was die guten Bakterien för<strong>der</strong>t und die Sauen beruhigt, weil<br />
<strong>der</strong> Dickdarm etwas zu tun hat.<br />
Protein- und Aminosäurenversorgung:<br />
Eiweisse sind aus Aminosäuren aufgebaut. Diese Aminosäuren kann die Sau zum Teil<br />
selber aufbauen, zum Teil müssen sie aufgenommen werden. Diese Aminosäuren nennt<br />
man essentielle Aminosäuren. Diese müssen in den Futtermitteln zwingend vorkommen<br />
und zwar in einem idealen Verhältnis. Diejenigen Aminosäuren, welche im Grundfutter<br />
nicht vorkommen, müssen ergänzt werden. Dabei ist Lysin die massgebende Aminosäure.<br />
Ein ideales Futter enthält <strong>für</strong> tragende Sauen 10 Gramm Protein /MJ VES und 0,43<br />
Gramm verdauliches Lysin, <strong>für</strong> säugende Sauen 12 Gramm Eiweiss und 0,68 Gramm<br />
verdauliches Lysin. Gut verdauliches Lysin hat es zum Beispiel in Schotte, Soja, Erbsen<br />
o<strong>der</strong> Fischmehl, mässig verdauliches Lysin kommt in Gerste, Mais o<strong>der</strong> in Grassilage vor.<br />
Die Jungsau braucht <strong>für</strong> das Wachstum auch relativ viel Eiweiss, weil sie noch Muskeln<br />
aufbaut. Deshalb braucht sie auch ebensoviel Futter wie eine erwachsene tragende Sau.<br />
Fehlerquellen <strong>der</strong> Eiweissversorgung sind:<br />
- Verzehr nicht angepasst<br />
- Gehalt <strong>der</strong> kommerziellen Futter stimmt nicht<br />
- Ergänzer zu betriebseigenem Futter passt nicht<br />
- Rationsanteile stimmen nicht<br />
Wenn zum Beispiel statt 50 % Körnermais 60% Körnermais mit dem gleichen Ergänzer<br />
gefüttert wird, fehlt zum Beispiel 16 % Lysin o<strong>der</strong> 20 % Calcium. Dies kann schnell einmal<br />
passieren, wenn die Trockensubstanz von CCM nicht bekannt ist.<br />
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Dasselbe kann bei Grassilage geschehen. Dieses ist sowieso sehr schwierig zu ergänzen,<br />
weil die Sauen unterschiedlich viel davon fressen. Es entsteht schnell einmal ein<br />
Proteinüberschuss.<br />
Proteinüberschuss bewirkt unausgeglichenere Würfe und weniger Ferkel. Die Verdauung<br />
von Eiweiss braucht relativ viel Energie und es entstehen embryotoxische Substanzen.<br />
Bei Proteinmangel ist das Wurfgewicht <strong>der</strong> Ferkel herabgesetzt, was viele<br />
Folgeerkrankungen auslösen kann, wie Milchmangel, dann Durchfall, schlechte<br />
Absetzgewichte und mehr Probleme in <strong>der</strong> Jageraufzucht.<br />
Futterzusatzstoffe:<br />
Unter den Zusatzstoffen werden Spurenelemente und Vitamine gehandelt. Diese<br />
Inhaltstoffe werden in sehr vielen Vorgängen im Tier benötigt. Sie können bei Über o<strong>der</strong><br />
Unterversorgung an sehr vielen Problemen wie Fruchtbarkeitsprobleme, Fundament und<br />
Klauenprobleme, Infektionsanfälligkeit usw. beteiligt sein. Zu einer Unterversorgung kann<br />
es zum Beispiel bei vermin<strong>der</strong>ter Gabe kommen, Wechselwirkungen zwischen einzelnen<br />
Bestandteilen, Fressunlust, schlechter Futterqualität, vermehrter Verbrauch bei<br />
Krankheiten und vermehrter Ausscheidung. So bindet zum Beispiel Calcium Eisen,<br />
Mangan, Kupfer und Zink.<br />
Auch kann die Zugabe von Mineralstoffen zum falschen Zeitpunkt erfolgen. Gibt man den<br />
Sauen nach dem Absetzen Mineralstoffe, gebären sie zwar mehr Ferkel, aber setzen<br />
trotzdem nicht mehr ab. Gibt man es ihnen während <strong>der</strong> Trächtigkeit, ist <strong>der</strong> Effekt besser.<br />
Die Zugaben von einzelnen Stoffen sind gesetzlich reglementiert, so dürfen zum Beispiel<br />
Zink, Kupfer, Chrom usw. nicht unbeschränkt eingesetzt werden.<br />
Setzt man organische Spurenelemente ein, wie zum Beispiel Selen aus gewissen<br />
Hefeprodukten, sind diese viel besser verfügbar als anorganische also künstlich<br />
hergestellte. Zudem belasten sie die Umwelt weniger. Zudem können sie auch höher<br />
dosiert werden, sodass ein positiver Effekt auf Immunität und Reproduktion erwartet<br />
werden kann.<br />
Steckbrief zu einigen Vitaminen:<br />
Beta-Karotin:<br />
Vitamin A:<br />
Zusammen mit Selen kann es die Fruchtbarkeit <strong>der</strong> <strong>Muttersau</strong><br />
beeinflussen. Beta-Karotin ist <strong>für</strong> die Sau aber sehr begrenzt<br />
verfügbar, wird über das Absetzen bis drei Wochen nach dem<br />
Decken gegeben.<br />
Normalerweise genügend supplementiert im Futter. Zuviel führt zu<br />
Futteraufnahmestörungen, rauem Borstenkleid, rissiger Haut und<br />
Blutungen, Blut in Harn und Kot, Festliegen und Krämpfen sowie<br />
Beeinträchtigung des Selenstoffwechsels.<br />
4
Vitamin D:<br />
Vitamin E:<br />
Vitamin K:<br />
Biotin:<br />
Folsäure:<br />
Bei Überversorgung kommt es zu Inappetenz, Untertemperatur,<br />
Erbrechen und Aborte. Bei Unterversorgung gibt es Probleme mit<br />
dem Calcium und Phosphorstoffwechsel. Das führt zu Problemen<br />
mit dem Fundament und Wehenschwäche.<br />
Bei 40 IU pro kg Futter wurden bessere Würfe erzielt. Eine<br />
Unterversorgung entsteht bei Aufnahme von poliungesättigter<br />
Fettsäure, hohe Vitamin A-Gaben o<strong>der</strong> verdorbenem Fett. Ein<br />
Mangel kann zu embryonalem Fruchttod o<strong>der</strong> Muskelproblemen<br />
führen. Bei einer Eiseninjektion kann ein Schock entstehen. Bei<br />
Überversorgung gibt es Lähmungen <strong>der</strong> Hinterhand, totgeborene<br />
Ferkel, Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Klauen bis zu Ausschuhen.<br />
Wird genügend von <strong>der</strong> Sau im Darm gebildet. Erhöhter Bedarf<br />
kann entstehen bei verschimmeltem Futter bei Aufnahme von<br />
Avitaminen o<strong>der</strong> viel Calcium.<br />
Bei Mangel können Klauen- und Fruchtbarkeitsprobleme<br />
entstehen. Das Vitamin ist sehr unterschiedlich verfügbar, eine<br />
Supplementierung ist also angezeigt.<br />
Mit Zugaben kann die Fruchtbarkeit gesteigert werden, weil<br />
weniger Embryonen absterben. Auf ein richtiges Verhältnis mit<br />
Vitamin B12 muss geachtet werden.<br />
Einsatz von L-Carnitin:<br />
L-Carnitin hat eine Struktur ähnlich von Aminosäuren. Prinzipiell ist L-Carnitin zuständig<br />
<strong>für</strong> die Freisetzung von Energie aus Fettsäuren. Zusammen mit Eisen wird es in <strong>der</strong> Leber<br />
und Niere synthetisiert. Es kommt vor allem im Fleisch vor, weniger in Pflanzen.<br />
Carnitinzusatz von 50 mg/kg Futter verbessert die Leistung <strong>der</strong> <strong>Muttersau</strong>. Die Sau macht<br />
mehr Ferkel, welche grösser sind bei <strong>der</strong> Geburt und deshalb auch stärker. Die<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Plazenta wird positiv beeinflusst. Stärkere Ferkel saugen von Anfang an<br />
besser, was wie<strong>der</strong>um zu grösserer Milchleistung führt. Das hat zur Folge, dass die Ferkel<br />
grösser und vitaler sind beim Absetzen. Die <strong>Muttersau</strong> wird auch weniger abgesäugt, weil<br />
sie die Energie besser verwerten kann. Carnitin sollte die ganze Zeit gefüttert werden.<br />
In verschiedenen Studien wurde gezeigt, dass sich die Mehrkosten <strong>für</strong> den Futterzusatz<br />
lohnen. Ein Einsatz kann also empfohlen werden.<br />
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