2,8 mb - Ludwig-Maximilians-Universität München
2,8 mb - Ludwig-Maximilians-Universität München
2,8 mb - Ludwig-Maximilians-Universität München
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
de und keinen Puls mehr hat, bekommt vom Dozenten<br />
die blaue Karte. Das heißt: Eine individuelle<br />
Behandlung wäre unter derartigen Umständen<br />
hoffnungslos. Sie würde zudem den anderen fünf<br />
Schwerverletzten Überlebenschancen nehmen.<br />
Das Mädchen wird nicht mehr weiter behandelt.<br />
Für die Studierenden ist das ein Beispiel, so Lackner,<br />
an das sie sich noch lange erinnern werden.<br />
DER „HUMAN FACTOR“ ZÄHLT<br />
Das Team am Institut für Notfallmedizin legt einen<br />
besonderen Schwerpunkt auf den „human factor“.<br />
Hinter dem Schlagwort verbergen sich Eigenschaften<br />
wie Kommunikationsfähigkeit, Selbstbeobachtung,<br />
Teamfähigkeit und die Fähigkeit, mit<br />
Fehlern richtig umzugehen. Zwar ist Irren menschlich<br />
– aber systematisches Fehlermanagement steht<br />
in der Medizin erst in den Anfängen. Eine USamerikanische<br />
Studie aus dem Jahr 1999 hat ergeben,<br />
dass jeder achte Todesfall im Krankenhaus auf<br />
eine fehlerhafte medizinische Versorgung zurückzuführen<br />
ist. Fast immer ist nicht die Technik<br />
schuld, sondern der Mensch. Komplikationen oder<br />
Zwischenfälle nehmen ihren Anfang in kleinen Unachtsamkeiten<br />
und können sich zu einem tödlichen<br />
Problem auswachsen. Für Christian Lackner ist daher<br />
entscheidend, wie Ärzte mit Fehlern umgehen.<br />
„Fehlermanagement“ ist eines der Themen, die am<br />
INM intensiv bearbeitet werden. Man möchte Studierende<br />
und Ärzte so aus- und fortbilden, dass sie<br />
über Probleme und Fehler offen sprechen, mit<br />
ihnen konstruktiv umgehen und sich ihrer eigenen<br />
Grenzen bewusst sind. „Akutmediziner und Notärzte<br />
müssen oft unter großem Druck schwerwiegende<br />
Entscheidungen treffen. Das Fehlerpotential ist<br />
groß“, sagt Christian Lackner. Positives Vorbild ist<br />
für ihn die zivile Luftfahrt. Dort haben Kommunikation<br />
und Teamarbeit seit Jahrzehnten einen viel<br />
höheren Stellenwert als in der Medizin. Kommuni-<br />
kationsprozesse in Stresssituationen werden immer<br />
wieder trainiert. „In der Medizin müssen wir für<br />
viele Dinge erst ein Bewusstsein schaffen“, so Lackner.<br />
„Da leisten wir im INM zusammen mit unseren<br />
Partnern aus der Anästhesie und Chirurgie echte<br />
Pionierarbeit.“<br />
Perfekte Medizin und absolute Sicherheit wird es<br />
nie geben. Auch nicht bei einer Fußball-WM 2006,<br />
die bis in Kleinste detailliert durchgeplant ist. Christian<br />
Lackner machen etwa die unzähligen Großleinwände<br />
Sorgen, auf denen überall im Land die Spiele<br />
übertragen werden. Da gibt es dann, anders als<br />
in den Stadien, keine Notausgänge, keine Sicherheitskontrollen<br />
– und es darf Alkohol ausgeschenkt<br />
werden. Trotzdem freut er sich auf die WM, als Fußballfan.<br />
Wenig später müssen sich die Mediziner<br />
auf die nächsten Massenszenarien vorbereiten –<br />
erst kommt der Papst nach Bayern und dann beginnt<br />
das Oktoberfest.<br />
■ gra<br />
5 Seit Monaten bereiten sich Mediziner, Feuerwehr und<br />
Rettungsdienste auf die Fußball-WM 2006 vor.<br />
MUM 01 | 2006 PROFILE<br />
21