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„Demokratie & Partizipation“ - Bundesjugendwerk ...

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A U S G A B E 2 - 3 2 0 0 5<br />

MAIL UNS<br />

DEINE MEINUNG<br />

E-mail: exzess@bundesjugendwerk.de<br />

SCHWERPUNKTTHEMA:<br />

<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />

AK Internationales<br />

Schönheit…


VORWORT<br />

Liebe Freundinnen und Freunde,<br />

liebe Genossinnen und Genossen,<br />

Die Exzess-LeserInnenschaft wird mit<br />

dieser Ausgabe doppelt fürs Warten<br />

belohnt! Euch erwartet ein großer Extrateil<br />

zum <strong>Bundesjugendwerk</strong>streffen, neben<br />

dem allgemeinen Themenschwerpunkt<br />

<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong>.<br />

Gerade in einer Zeit der sozialen Unsicherheit<br />

ist die Frage nach Demokratie<br />

eine brisante. Sie hat, begleitet von der<br />

Inszenierung des Themas durch die Medien,<br />

durch die Vertrauensfrage und die zu<br />

erwartenden Neuwahlen im September<br />

noch an Bedeutung gewonnen. Sollte es<br />

tatsächlich zu einer Neuwahl des Bundestages<br />

kommen, werden auch wir unsere<br />

Stimme abgeben, um uns im Rahmen unserer<br />

demokratischen Rechte zu positionieren.<br />

Wir sollten uns aber auch fragen,<br />

was Demokratie - jenseits von Verfahrensfragen,<br />

von Wahlkampf und Mehrheitsentscheiden<br />

- für uns bedeutet.<br />

Welchen Anspruch an eine demokratische<br />

Form des Miteinanders setzen wir in unserer<br />

Verbandsarbeit um?<br />

Die Stärke, die das Jugendwerk als Mitgliederverband<br />

von anderen Institutionen<br />

abhebt, ist die Tatsache, dass wir Partizipation<br />

umsetzen. Unser Verband ermöglicht<br />

es, dass Entscheidungen von denjenigen<br />

getroffen werden, die von der Entscheidung<br />

betroffen sind. Die demokratische<br />

Grundlage bildet das Vereinsprinzip.<br />

Im Jugendwerk organisieren sich junge<br />

Menschen auf der Basis von freiwilliger<br />

Mitgliedschaft und Ehrenamtlichkeit, um<br />

langfristig und verbindlich gemeinsame<br />

Ziele über demokratische Bildungs-, Aufklärungs-<br />

und Verständigungsprozesse zu<br />

verwirklichen. Damit unterscheidet sich<br />

die ehrenamtliche Arbeit im Jugendwerk<br />

z.B. von neuen Engagementformen unter<br />

dem Titel „Bürgerschaftliches Engagement“.<br />

Dieses steht für die freiwillige<br />

Dienstleistung, die zeitlich begrenzt, unabhängig<br />

von einer Mitgliedschaft, aber<br />

eben auch unabhängig von Teilhabechancen<br />

geleistet werden kann und somit<br />

an sich keinen Garant für demokratische<br />

Bildungsprozesse darstellt.<br />

Aktuell wird die Zukunftsentwicklung des<br />

Jugendwerks in einer bundesweiten Arbeitsgruppe<br />

offensiv diskutiert. Wir wollen<br />

das Jugendwerk und seine ehrenamtliche<br />

Struktur weiterentwickeln und dabei<br />

die Herzenssache unserer Verbandsarbeit<br />

stärken - unser demokratisches Potential.<br />

So haben wir auch den Diskussionsprozess<br />

unter den Titel „Partizipation und<br />

Verbandsentwicklung“ gestellt. Das Ziel<br />

der Diskussion ist nicht beliebig: Sie war<br />

dann erfolgreich, wenn die Stärkung unserer<br />

Verbandsstrukturen mit der Stärkung<br />

der Teilhabechancen unserer Mitglieder<br />

einhergeht.<br />

Das Bundestreffen hat gezeigt, welche<br />

Partizipationsmöglichkeiten das JW bietet.<br />

Viele erkennen sich auf den Fotos in<br />

dieser Exzess wieder, viele haben das<br />

Treffen gemeinsam gestaltet! Vielen Dank<br />

dafür! ❑<br />

Julia Koretzki<br />

Vorsitzende des<br />

<strong>Bundesjugendwerk</strong>es der AWO<br />

S E I T E V O R W O R T<br />

2


Inhalt<br />

Inhalt<br />

Schwerpunktthema: DEMOKRATIE & PARTIZIPATION<br />

4<br />

5 bis 6<br />

7 bis 8<br />

9 bis 10<br />

10 bis 12<br />

13 bis 14<br />

35 bis 36<br />

15 bis 34<br />

37<br />

38 bis 39<br />

39 bis 40<br />

41 bis 42<br />

43<br />

44 bis 47<br />

DEMOKRATIE UND PARTIZIPATION<br />

„MÜSSEN WIR HEUTE WIEDER MACHEN, WAS WIR WOLLEN ...?“<br />

ÜBER PARTIZIPATION UND DEMOKRATIE<br />

RAINER BRÜCKERS ZU GAST BEI DER AG PARTIZIPATION<br />

UND VERBANDSENTWICKLUNG. DIE AG - DER BERICHT!<br />

EINFÜHRUNG IN DAS THEMA GENDER, TEIL 2: GESCHECHT IST,<br />

WAS WIR TUN, UND NICHT, WAS WIR SIND.<br />

DEMOKRATIE UND ISLAMISMUS<br />

STIMMRECHTALTER 0 - POLITISCHE RECHTE FÜR KINDER<br />

UND JUGENDLICHE AB GEBURT<br />

DEN DEMOKRATISCHEN SCHEIN WAHREN<br />

20 Sonderseiten zum Bundestreffen<br />

<strong>Bundesjugendwerk</strong>streffen 2005 – GEROCKT!<br />

Darin u. a.: Goethe, Markt der Möglichkeiten, JW-Persönlichkeitstest, Breakdance<br />

on the fly, Wir hatten nie eine Chance! Die Sicht der Besucher, Tagebuch<br />

eines interkulturellen Treffens, Einmal hin und wieder zurück, BuJW-<br />

Zeitung, Songtext, Gedicht, 8. Mai 2005: Kein Vergeben und kein Vergessen!<br />

PARTIZIPATION & INTEGRATION<br />

Kinderrechte: Partizipation, Gesundheit und Integration<br />

AK INTERNATIONALES<br />

Internationale Arbeit im Jugendwerk<br />

COME IN CONTRACT<br />

Das Projekt „Bock auf Politik“<br />

SCHÖNHEIT...<br />

Schönheit kotzt mich an!<br />

FSJ<br />

„Soziales Engagement verdient Anerkennung“<br />

INFOS, TIPPS & BÜCHER<br />

S E I T E I N H A L T<br />

3


SCHWERPUNKTTHEMA<br />

<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />

Demokratie und Partizipation<br />

S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />

4<br />

Fotos: Michael Taube<br />

Die Stimme abgeben<br />

Die Form der gesellschaftlichen Organisation<br />

des Staates ist hierzulande<br />

die parlamentarische Demokratie. Sie<br />

regelt die Beteiligungsmöglichkeiten<br />

der StaatsbürgerInnen an politischen<br />

Entscheidungsprozessen. Dadurch,<br />

dass im Regelfall alle StaatsbürgerInnen,<br />

die älter als 18 Jahre sind, Parteien<br />

und direkte Abgeordnete in Parlamente<br />

wählen können, wird das Beteiligungsrecht<br />

der Einzelnen eben an<br />

diese übertragen. Parteien, Verbände<br />

und Medien organisieren die Meinungsbildung.<br />

Dabei kommen manchmal<br />

recht merkwürdige Dinge raus.<br />

Wo bitte kann man das<br />

gute und schöne Leben<br />

wählen?<br />

Nach einer der zur Zeit kursierenden<br />

Meinungsumfragen sind derzeit über<br />

70 % der Befragten für einen Regierungswechsel.<br />

Dieses könnte darauf<br />

hindeuten, dass diese Menschen mit<br />

der derzeitigen Regierung unzufrieden<br />

sind. Wahrscheinlich denken diese,<br />

dass eine andere Regierung irgendwie<br />

eine „bessere“ Politik machen soll.<br />

Weit gefehlt!<br />

Die gleiche Umfrage sagt auch, dass<br />

nur 26 % der Befragten glauben, dass<br />

es nach einem Regierungswechsel<br />

„besser“ wird. Was sagt uns dieses<br />

über Partizipation? Zum einen könnten<br />

wir diese Merkwürdigkeit damit erklären,<br />

dass die Leute so dermaßen<br />

degeneriert sind, dass sie von ihren<br />

Bedürfnissen abgekoppelt die Qualität,<br />

also das „Bessere“, nicht mehr erwarten.<br />

Zum anderen könnte es auch bedeuten,<br />

dass ihnen die alternativen<br />

visionären Politikentwürfe ausgegangen<br />

sind. Hinter der ganzen „Sachzwang“-<br />

Argumentation verbirgt sich der Zwang<br />

der Sachen und eben nicht mehr die<br />

Bedürfnisse der Menschen. Und so<br />

kommt es, dass alle sagen, man müsse<br />

irgendwie sparen, streichen, kürzen,<br />

„reformieren“, etc., aber keiner mehr<br />

einen guten Grund nennt, wofür das<br />

alles gut sein soll - offensichtlich lässt<br />

sich das gute und schöne Leben nicht<br />

wählen.<br />

Ziele, Inhalte und<br />

Methoden<br />

Auch wir als Jugendverband obliegen<br />

den Spielregeln der Demokratie. Dabei<br />

sollten wir jedoch nicht vergessen,<br />

dass Demokratie lediglich eine Form<br />

der Teilhabe darstellt. Jenseits von Satzungen<br />

und Vereinsgesetzen liegt das<br />

Leben der Partizipation. Dieses Leben<br />

erhält unsere Verbandsarbeit durch unsere<br />

Ziele. Diese Ziele versuchen wir,<br />

ausgehend von unserer sozialistischen<br />

Überzeugung, weiterzuentwickeln. Dabei<br />

gehen wir von einem Menschenbild<br />

aus, das Mündigkeit voraussetzt und<br />

den Verein freier Menschen, die voneinander<br />

lernen, zum Ziel hat (siehe<br />

Pädagogisches Konzept). Wir wollen<br />

das gute und schöne Leben! Die Inhalte,<br />

die sich daraus ergeben, sind<br />

Emanzipation und Solidarität. Die Methoden,<br />

dieses zu erreichen, sind partizipatorisch<br />

und demokratisch. Aus den<br />

letzt’ genannten Methoden können sich<br />

wiederum neue Ziele legitimieren und<br />

konkretisieren. So bleibt der gesamte<br />

Prozess dynamisch. Ziele, Inhalte und<br />

Methoden sind in unserer politischen<br />

und pädagogischen Arbeit aufeinander<br />

abzustimmen. Wir sind keine Abteilung<br />

der billigen (weil ehrenamtlichen) sozialen<br />

Dienstleistung der Zivilgesellschaft<br />

- wir rocken! Das gute und schöne<br />

Leben steht offensichtlich nicht zur<br />

Wahl, wir müssen es schon selber machen.<br />

Was bleibt?<br />

Trotzdem Stimme abgeben!<br />

Kritische Vernunft und Mündigkeit behalten!<br />

Ziele definieren, Inhalte setzen und angemessene<br />

Formen finden!<br />

Durchhalten und nicht verrückt werden!<br />

Das Leben ist unser! ❑<br />

Christian Burmeister


SCHWERPUNKTTHEMA<br />

<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />

„Müssen wir heute wieder machen,<br />

was wir wollen …?“<br />

Über Partizipation und Demokratie<br />

Immer wenn das Thema Partizipation<br />

auf die Tagesordnung gesetzt wird -<br />

und beim <strong>Bundesjugendwerk</strong> war es<br />

zum Beispiel schon einmal im Jahre<br />

2003 das Schwerpunktthema -, erinnere<br />

ich mich als Älterer daran, dass diese<br />

Forderung von den Jüngeren gerne<br />

wieder vergessen wird, wenn sie zu<br />

den Älteren gehören. Wie kommt es zu<br />

diesem Generationenbruch? Wohl deshalb,<br />

weil Partizipation an Voraussetzungen<br />

gekoppelt wird, die aus der jeweiligen<br />

Generationenperspektive neu<br />

aufgeladen und eingeschätzt werden.<br />

1 Voraussetzungen<br />

Partizipation unter Vorbehalt zu stellen,<br />

hat eine lange Tradition. So wählten<br />

etwa in Preußen bis zur Novemberrevolution<br />

1918 die wenigen Höchstbesteuerten<br />

genauso viele Wahlmänner<br />

wie die größere Zahl der mittleren<br />

Schichten und die große Masse der<br />

gering besteuerten Bürger (Dreiklassenwahlrecht:<br />

Auf jede Klasse entfiel ein<br />

Drittel der Gesamtsumme der Steuerbeträge).<br />

Und auch heute noch ist es<br />

mehr oder weniger selbstverständlich,<br />

Partizipation, wenn schon nicht vom<br />

Eigentum, so doch zumindest von Erfahrung<br />

oder Verantwortung abhängig<br />

zu machen. Allerdings werden solche<br />

Erwartungen nur an die Jüngeren herangetragen.<br />

Für die sog. Erwachsenen<br />

werden sie einheitlich als gegeben<br />

angenommen - wenngleich sich trefflich<br />

darüber streiten ließe, ob Erfahrung<br />

schon ein Argument und Verantwortung<br />

recht eigentlich anders als über eine<br />

Haftpflichtversicherung abzufedern ist.<br />

Bei den Mitgliedern des Jugendwerks,<br />

die sich in der „Exzess“ zu Wort melden,<br />

höre ich solche Aussagen nicht.<br />

Aber auch sie stehen der Partizipation<br />

nicht voraussetzungslos gegenüber. Im<br />

Grundsatzprogramm des Jugendwerkes<br />

lesen wir auf S. 17: Kinder und Jugendliche<br />

„müssen befähigt werden“, demokratische<br />

Rechte wahrzunehmen. Und<br />

Foto: Michael Taube<br />

Sven Parthie präzisiert diese Befähigung<br />

in Bezug auf den demokratischen<br />

Sozialismus mit den Worten: „Voraussetzung<br />

für den demokratischen Sozialismus<br />

ist (also) ein zur Teilhabe<br />

befähigendes Bildungssystem“ (Exzess<br />

3/2001, S. 4f.). Es ist dieser Bildungsvorbehalt,<br />

den wir aus der Tradition<br />

der Arbeiterbewegung mit ihrem Slogan<br />

„Wissen ist Macht“ kennen, der den<br />

Jüngeren dann wieder einfällt, wenn<br />

sie älter geworden sind.<br />

Nun ist gegen Bildung sicherlich nichts<br />

einzuwenden. Aber so wenig wie der<br />

Eigentumsvorbehalt, so wenig dürfte<br />

die Bildung eine Schranke für die Partizipation<br />

darstellen. Voraussetzung für<br />

die Partizipation unter den Bedingungen<br />

eines demokratischen und sozialen<br />

Rechtsstaates ist einzig die Betroffenheit<br />

von möglichen und tatsächlichen<br />

Entscheidungen. Sie bürgt unabhängig<br />

vom Alter für Kompetenz und<br />

ist daher im Sinne des vom Grundgesetz<br />

her gesicherten Rechtes auf freie<br />

Entfaltung der Persönlichkeit (Art.2 GG)<br />

angemessen zu berücksichtigen.<br />

2 Demokratie<br />

Foto: Mark Unbehend<br />

Ist Partizipation so gewendet schon<br />

identisch mit Demokratie? Grundsätzlich<br />

darf nicht vergessen werden, dass<br />

Teilnahme nicht mit Demokratie gleichzusetzen<br />

ist. Mitbestimmung ist nicht<br />

schon Mitentscheidung. Dies vorausgesetzt,<br />

hat die Frage mindestens zwei<br />

Perspektiven.<br />

Aus einer internen Perspektive ist daran<br />

zu erinnern, dass nicht praktizierte<br />

Partizipation keineswegs ein Ausdruck<br />

von fehlender Demokratie sein muss -<br />

wenn sie denn ermöglicht worden ist.<br />

Diese Ambivalenz zwischen Ermöglichung<br />

und Annahmebereitschaft kommt<br />

in dem treffenden Bonmot zum Ausdruck:<br />

„Müssen wir heute wieder machen,<br />

was wir wollen, oder dürfen wir<br />

tun, was wir sollen?“<br />

Die externe Perspektive kehrt die Konstellation<br />

um und hinterfragt die Forderung,<br />

die Aline Münch vor zwei Jahren<br />

als stellvertretende Vorsitzende des<br />

<strong>Bundesjugendwerk</strong>s erhoben hat: dass<br />

„Selbstbestimmung und Selbstverwaltung“<br />

als Ziele der Jugendarbeit zu sehen<br />

seien (Exzess 2/2003, S. 4). Denn<br />

Selbstbestimmung und Selbstverwaltung<br />

können nur so lange als das<br />

letzte Wort von Demokratie gelten, wie<br />

niemand anders betroffen ist. Sonst<br />

haben diese anderen ein Recht auf<br />

Partizipation und schränken damit die<br />

Selbstbestimmung ein.<br />

Erfüllt eine solche Partizipation aber<br />

nicht nur eine Alibifunktion, wenn<br />

schon vorher die Mehrheits- bzw.<br />

Machtverhältnisse klar sind? Der demokratische<br />

Mehrheitsentscheid oder der<br />

Machtentscheid demokratisch legitimierter<br />

Vertreter sind jeweils nur eine<br />

Verfahrensweise, um zu einem Ergebnis<br />

zu gelangen. Daneben gibt es z.B. den<br />

S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />

5


SCHWERPUNKTTHEMA<br />

<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />

Fotos: Michael Taube<br />

Minderheitenschutz, der immerhin so<br />

weitgehend ausgestaltet werden kann,<br />

dass Entscheidungen nicht gegen den<br />

Willen einer Minderheit getroffen werden<br />

dürfen.<br />

Unabhängig davon gibt es auch noch<br />

die fast schon in Vergessenheit geratene<br />

Möglichkeit, dass selbstbestimmt<br />

entwickelte Gruppenansprüche nicht<br />

nur durch einen Kompromiss beschnitten,<br />

sondern in der Auseinandersetzung<br />

mit anderen selbstbestimmt entwickelten<br />

Gruppenansprüchen neu<br />

gebildet werden können - getreu dem<br />

Grundsatz, dass Gerechtigkeit nicht<br />

teilbar ist.<br />

3 Sozialismus<br />

Spätestens jetzt könnte sich für Mitglieder<br />

des Jugendwerks noch die Frage<br />

stellen, was denn nun Partizipation<br />

und Demokratie mit Sozialismus zu tun<br />

haben. Ohne hier eine neue, alte Debatte<br />

auslösen zu wollen, sei zumindest<br />

so viel gesagt: Demokratie ist<br />

eine Form ohne vorweggenommenen<br />

Inhalt. Sozialismus ist ganz gewiss ein<br />

möglicher Inhalt, aber nur, wenn er<br />

seinen Eigentumsvorbehalt an den Produktionsmitteln<br />

auch der Partizipation<br />

der Eigentümer aussetzt - wohl belehrt<br />

durch die Geschichte, dass der „Sozialismus<br />

in einem Lande“ zwar die Beteiligung<br />

in den Sphären der Gesellschaft<br />

ermöglicht, die Demokratie aber nur in<br />

der Volks- und nicht in der Betriebswirtschaft<br />

eine Chance hat. ❑<br />

Prof. Dr. Helmut Richter<br />

Universität Hamburg<br />

S C h w e r p u n k t t h e m a<br />

6<br />

S E I T E


SCHWERPUNKTTHEMA<br />

<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />

Rainer Brückers zu Gast bei der AG<br />

Partizipation und Verbandsentwicklung<br />

Die AG - Der Bericht!<br />

Die AG - Der Bericht!<br />

beitsweise. Ein großer Teil der Arbeit<br />

der AKs läuft zwischen den Arbeitstagungen<br />

der AG. Um diese Arbeit zu koordinieren,<br />

gibt es für jeden AK SprecherInnen,<br />

die für die nötige Kommunikation<br />

sorgen. Alle AKs arbeiten an den<br />

von ihnen festgelegten Schwerpunkten.<br />

Das Bundestreffen<br />

Auf dem diesjährigen Bundestreffen<br />

setzte die AG einen inhaltlichen<br />

Schwerpunkt: Mit großer Beteiligung<br />

wurde am Samstagvormittag in Form<br />

eines World-Cafés über Partizipation<br />

und Verbandsentwicklung diskutiert.<br />

Dabei präsentierten die vier AKs ihre<br />

bisherige Arbeit.<br />

Foto: Michael Taube<br />

Demokratie und Partizipation ist für<br />

uns nicht einfach ein Schwerpunktthema<br />

der Exzess, sondern gelebter<br />

Verbandsalltag! Ein großes Stück dieser<br />

gelebten innerverbandlichen Demokratie<br />

sind die bundesweiten Arbeitsgruppen.<br />

Nachdem vor einem Jahr die<br />

bundesweite Arbeitsgruppe „Pädagogisches<br />

Konzept“ ihre Arbeit erfolgreich<br />

beendet hat, geht es nach dieser inhaltlichen<br />

Positionsfindung im neuen<br />

Projekt nun an die Verbandsstrukturen.<br />

Wie bereits in der letzten Exzess berichtet,<br />

wurde die auf der Bundeskonferenz<br />

beschlossene bundesweite<br />

Arbeitsgruppe „Partizipation und Verbandsentwicklung“<br />

ins Leben (das ja<br />

bekanntlich unser ist) gerufen.<br />

Innerhalb der AG können ehrenamtliche<br />

und hauptamtliche Aktive im entspannten<br />

und strukturierten Rahmen ihre<br />

Ideen einbringen, austauschen und gemeinsame<br />

Perspektiven entwickeln. Die<br />

AG, die sich zum Ziel gesetzt hat, den<br />

Verband hinsichtlich seiner Strukturen<br />

auf Optimierungspotential zu überprüfen,<br />

gliedert sich in vier Arbeitskreise.<br />

Diese bearbeiten Themenfelder, von<br />

denen wir glauben, dass sie am meisten<br />

Potential für unsere Verbandsentwicklung<br />

aufweisen. Diese sind:<br />

AK Partizipation von Kindern und Jugendlichen<br />

(Sprecher des AK: jetzt Daniel<br />

Kröger/OWL, bisher Karsten Hargens/Hamburg)<br />

AK Gender - Geschlechtergerechtigkeit<br />

(Annegret Runkel/Hamburg)<br />

AK Interkulturelle Öffnung<br />

(Angela Carstensen/Hessen-Süd)<br />

AK Mitgliederverband/-entwicklung<br />

(Michael Taube/Hessen-Süd)<br />

Die Koordination der gesamten AG liegt<br />

bei Julia Koretzki und Christian Burmeister<br />

vom <strong>Bundesjugendwerk</strong>.<br />

Seit der Gründungsarbeitstagung Ende<br />

Januar in Bielefeld hat sich die AG als<br />

Forum der Verbandsentwicklung etabliert.<br />

Die Arbeit der AKs<br />

Partizipation steht nicht nur im Titel<br />

der AG, sie ist auch die Form der Ar-<br />

Foto: Mark Unbehend<br />

Beteiligung an der AWO-<br />

Verbandsentwicklung<br />

Die AWO befindet sich seit ihrer letzten<br />

Konferenz nun auch in einer größeren<br />

Verbandsentwicklungsdiskussion. Diese<br />

Diskussion findet innerhalb von vier<br />

Regionalkommissionen und einer Bundeskommission<br />

statt. Unsere AG hatte<br />

sich zum Ziel gesetzt, diesen Prozess<br />

zu begleiten und sich auch aktiv daran<br />

zu beteiligen, um die Positionen des<br />

Jugendwerks zu koordinieren und einzubringen.<br />

Lediglich die AWO-Regionalkommission<br />

Nord läuft bisher ohne<br />

Beteiligung des Jugendwerks. In allen<br />

anderen wird die Position des Jugend-<br />

S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />

7


SCHWERPUNKTTHEMA<br />

<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />

werks aktiv eingebracht. Auch in der<br />

Bundeskommission ist das Jugendwerk<br />

durch Julia Koretzki gut vertreten. Wir<br />

konnten den Rahmen der AG bisher<br />

nutzen, um uns über den Diskussionsstand<br />

auszutauschen und unsere<br />

Positionen aufeinander abzustimmen.<br />

Arbeitstagung<br />

17.-19. Juni in Köln<br />

Im Zentrum der zweiten Arbeitstagung<br />

stand neben dem wunderschönen<br />

Wetter das Thema „Verbandsentwicklungsdiskussion<br />

innerhalb der AWO“.<br />

Als Gast konnten wir den AWO-Bundesgeschäftsführer<br />

Rainer Brückers begrüßen.<br />

Nachdem uns dieser über den<br />

Stand der Diskussion berichtet hatte,<br />

konnten wir uns mit unseren Standpunkten<br />

einbringen. Dabei ging es<br />

auch um die Zusammenarbeit zwischen<br />

AWO und Jugendwerk sowie um den<br />

Status des JW innerhalb der AWO. Wir<br />

diskutierten sowohl inhaltliche Fragen<br />

als auch strukturelle Finanzierungsthemen.<br />

Der Austausch verlief offen und<br />

konkret, sodass wir am Ende viele<br />

Anregungen aufnehmen konnten, die<br />

es gilt, in nächster Zeit anzugehen.<br />

Fotos: Michael Taube<br />

Die AKs arbeiteten an dem Wochenende<br />

an einem Gliederungsfragebogen.<br />

Dieser soll eine Bestandsaufnahme,<br />

einen IST-Zustand fürs Jugendwerk ergeben.<br />

Die Bestandsaufnahme soll die<br />

Basis für Verbesserungsvorschläge werden.<br />

Dieser Fragebogen ist den Gliederungen<br />

zugesandt worden. Die weitere<br />

Arbeit der AKs hängt von ihm ab. Also<br />

rasch, ehrlich und offen ausfüllen, sodass<br />

wir nicht an der Verbandswirklichkeit<br />

vorbei diskutieren müssen!<br />

Wie weiter?<br />

Als Nächstes geht es erst mal schön<br />

auf Ferienfahrt, Basis-Luft schnappen!<br />

Schon bald nach dem Sommer werden<br />

wir die Ergebnisse der Fragebögen in<br />

den AKs auswerten. Die nächste Arbeitstagung<br />

findet vom 16.-20.11.2005<br />

in Kassel statt. Der Prozess ist selbstverständlich<br />

weiterhin offen für alle Interessierten!<br />

Join the Party! ❑<br />

Für die AG:<br />

Christian Burmeister<br />

S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />

8


SCHWERPUNKTTHEMA<br />

<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />

Einführung in das Thema<br />

gender Teil 2<br />

Teil 2: Geschlecht ist, was wir<br />

tun, und nicht, was wir sind.<br />

Im ersten Teil der Einführung in das<br />

Thema Gender in der letzten Exzessausgabe<br />

habe ich einen Einblick in die Entwicklung<br />

des Geschlechterverhältnisses<br />

gegeben. Auf diesem historischen Hintergrund<br />

ist es zu verstehen, warum heute -<br />

trotz einer formalen Gleichheit von Frauen<br />

und Männern vor dem Gesetz - Frauen<br />

und Mädchen in vielen gesellschaftlichen<br />

Bereichen Männern und Jungen immer<br />

noch den Vortritt lassen (müssen).<br />

Das Rollendiktat, das Mädchen und Jungen<br />

vorschreibt, sich mit der zukünftigen<br />

Mutterrolle (Kinderbetreuung) oder mit<br />

der Rolle des Familienernährers (Erwerbstätigkeit)<br />

zu identifizieren, besteht weiter.<br />

Mädchen und Jungen werden entsprechend<br />

der Rollenerwartung sozialisiert,<br />

prägen Stärken aus, üben Fähigkeiten<br />

ein, die jeweils für die vorgesehene Rolle<br />

notwendig sind. So entstehen die typischen<br />

weiblichen und männlichen Verhaltensweisen.<br />

Mädchen und Frauen können<br />

gut zuhören, lernen sich zurückzunehmen,<br />

übernehmen helfende und unterstützende<br />

Funktionen und werden in diesen<br />

Verhaltensweisen gefördert. Jungen<br />

und Männer preschen eher vor, können<br />

gut und lange reden, lernen eher, auch<br />

mal über Leichen zu gehen, und übernehmen<br />

leitende Funktionen, was ebenfalls<br />

vom Umfeld (Schule, Eltern etc.) gefördert<br />

wird. So eignen wir uns ein Verhalten<br />

und Fähigkeiten an, die unserer Geschlechtsidentität<br />

entsprechen. Wir geben<br />

uns und unserer Umwelt durch unser Verhalten,<br />

unser Aussehen, unsere Sprache<br />

als Frau oder Mann zu erkennen. So wird<br />

unsere Geschlechtlichkeit nicht zu etwas,<br />

das wir sind, sondern in erster Linie zu<br />

etwas, das wir tun. Um diesen Unterschied<br />

eindeutig zu benennen, gibt es<br />

den Begriff „Gender“. Denn anders als im<br />

Deutschen - wo einfach alles Geschlecht<br />

ist - unterscheidet die englische Sprache<br />

zwischen sex (biologisches Geschlecht)<br />

und gender (soziale und kulturelle Geschlechterrolle<br />

- unser Geschlecht im Verhalten,<br />

Denken und Fühlen).<br />

Ist es denn wirklich wahr, dass sich die<br />

Menschen in diese zwei eindeutigen<br />

Kategorien einteilen lassen?<br />

Ihr denkt jetzt bestimmt: Das stimmt<br />

doch alles gar nicht, ich kenne viele<br />

Mädchen und Jungen, da sieht das alles<br />

ganz anders aus. Die Mädchen sind genauso<br />

vorlaut, wollen genauso eine gute<br />

Ausbildung und Arbeit wie die Jungen,<br />

die Mütter, die ich kenne, gehen alle arbeiten<br />

und die Väter kümmern sich auch<br />

um die Kinder. Schön, wenn ihr in eurem<br />

Umfeld so was beobachten könnt. Leider<br />

sieht es gesamtgesellschaftlich ganz anders<br />

aus. Empirische Untersuchungen belegen,<br />

dass viele Frauen (und sogar auch<br />

Männer) zwar eine liberalere Rollenverteilung<br />

wünschen, ist der Familiennachwuchs<br />

dann jedoch da, fallen beide<br />

(Frauen und Männer) allerdings in das<br />

typische Verhalten zurück. Verständlich,<br />

wenn wir uns angucken, wie sie sozialisiert<br />

sind. Meistens ist es die Frau, die<br />

einfacher aus dem Berufsleben aussteigen<br />

kann und dies auch bereitwilliger tut.<br />

Das liegt daran, dass sie meist einen<br />

Beruf - einen Frauenberuf - gewählt hat,<br />

in dem ein Wiedereinstieg und eine anschließende<br />

Teilzeitbeschäftigung möglich<br />

ist. Männern in den typischen Männerberufen<br />

bleiben diese Möglichkeiten weitgehend<br />

verwehrt. Die wenigen Männer, die<br />

ihre berufliche Tätigkeit für die Kinderbetreuung<br />

einschränken, sind meistens in<br />

einem Frauenberuf beschäftigt. Die Struktur<br />

der Arbeitswelt zwingt also selbst willige<br />

Frauen und Männer oft, wieder in die<br />

typischen Rollen zurückzufallen. Zuzufügen<br />

ist hier allerdings die Beobachtung,<br />

dass, auch wenn beide Elternteile erwerbstätig<br />

sind, die Kinderbetreuung und die<br />

Hausarbeit zum weitaus größten Teil bei<br />

der Frau alleine liegt bzw. die Beteiligung<br />

des Mannes keineswegs selbstverständlich<br />

ist, sondern von der Frau erkämpft<br />

werden muss (was dann nicht selten als<br />

Rumgezicke empfunden wird).<br />

Dieses typische Frauen- und Männerverhalten<br />

ist in weiten Teilen sozialisiert. Es<br />

gibt keinen biologischen Grund, warum<br />

Frauen die besseren Kinderbetreuerinnen<br />

und Männer die besseren Manager sein<br />

sollten. Trotzdem sind die typischen Frauen-<br />

und Männer-Rollen (und -Berufe)<br />

weiterhin gesellschaftliche Realität. Frau<br />

Foto: Mark Unbehend<br />

tut dies und Mann eben das - wo eine<br />

Frau karrieregeil ist und sich als Rabenmutter<br />

rechtfertigen muss, ist ein Mann<br />

karrierebewusst und ein erfolgreicher Familienvater,<br />

wo ein Mann ein Weichei ist,<br />

weil er zwei Mal die Woche die Kinder<br />

nimmt, ist eine Frau eine fürsorgliche und<br />

liebevolle Mutter. Wir alle haben diese<br />

Männer- und Frauenbilder verinnerlicht,<br />

und auch wenn wir vielleicht eine andere<br />

Idealvorstellung im Kopf haben und als<br />

junge Generation Gleichberechtigung fordern<br />

und meinen sie zu leben, so zeigt<br />

die gesellschaftliche Realität leider, dass<br />

wir - spätestens wenn in heterosexuellen<br />

Zweierbeziehungen Kinder ankommen - in<br />

die alten Rollen zurückfallen. Da die geschlechttypischen<br />

Rollen mit einem unterschiedlichen<br />

gesellschaftlichen Status versehen<br />

sind, was sich alleine schon darin<br />

ausdrückt, dass es für die eine Tätigkeit<br />

einen Lohn gibt, für die andere nicht,<br />

gibt es das politische Bestreben, das Rollendiktat<br />

aufzuheben. Die familiäre Kinderbetreuung<br />

und Hausarbeit soll zwar<br />

weiter zum Privaten gehören und damit<br />

unentgeltlich geleistet werden, wer diese<br />

Rolle übernimmt und wer die Rolle als<br />

Verdiener/in übernimmt - Mann oder Frau<br />

- soll jedoch nicht mehr gesellschaftlichen<br />

Zwängen unterliegen.<br />

Dieses politische Vorhaben ist keineswegs<br />

neu. In den 80er Jahren war es die<br />

Frauenquote und heute ist es Gender<br />

Mainstreaming, politische Programme, die<br />

Frauen die Teilhabe ermöglichen sollen<br />

und Chancengleichheit und Gleichstellung<br />

der Geschlechter zum Ziel haben.<br />

S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />

9


SCHWERPUNKTTHEMA<br />

<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />

S C h w e r p u n k t t h e m a<br />

10<br />

S E I T E<br />

Aber was hat das jetzt mit uns - dem Jugendwerk - als Kinderund<br />

Jugendverband zu tun?<br />

Erstmal kommen - wenn sie nicht schon da sind - Förderrichtlinien<br />

auf uns zu, die an das Prinzip von Gender Mainstreaming<br />

gebunden sind. Insofern müssen wir uns formal - und idealer<br />

Weise auch inhaltlich - damit auseinandersetzen, was denn das<br />

nun für unseren Verbandsalltag bedeutet.<br />

Das Jugendwerk ist maßgeblich an der Sozialisation von jungen<br />

Menschen beteiligt, macht mancherorts sogar Bildungsarbeit,<br />

auf jeden Fall ist es täglich mit Frauen- und Männerbildern konfrontiert,<br />

da liegt es auf der Hand, dass hier bewusst gehandelt<br />

werden kann. Wenn sich wirklich etwas an der typischen Rollenverteilung<br />

zwischen den Geschlechtern ändern soll, wenn wir uns<br />

und den jungen Menschen im Jugendwerk Freiräume schaffen<br />

wollen, so müssen wir alternative Handlungsmöglichkeiten zulassen,<br />

die vielleicht wider unsere Frauen- oder Männerbilder<br />

ausfallen. Wir sollten geschlechtsuntypisches Verhalten fördern<br />

und jegliche Festschreibung in Form von „Mädchen sind aber<br />

so und Jungen genau so“ versuchen abzulegen. Denn hier liegt<br />

der Schlüssel zum Aufbrechen der rigiden Rollenaufteilung, in<br />

die über 90% unserer Erwachsenenwelt zurückfällt.<br />

Die jungen Menschen im Jugendwerk sind - genauso wie Du und<br />

ich - in erster Linie Menschen, denen eine Fülle von Entwicklungsmöglichkeiten<br />

offen stehen sollte. Wenn wir bewusst mit<br />

unseren Frauen- und Männerbildern umgehen und jegliche stupide<br />

Zuschreibung hinterfragen, besteht die Chance, diese aufzubrechen<br />

und neue Verhaltensmöglichkeiten entstehen zu lassen.<br />

Um Gender in diesem Sinne geht es im Gender-AK der AG Partizipation<br />

und Verbandsentwicklung, um die konkrete Einbeziehung<br />

des Themas im Verbandsalltag und vor allem um die Überprüfung<br />

und Nachbesserung unserer Strukturen, um Teilhabe unabhängig<br />

von Gender zu ermöglichen.<br />

Für alle, die es interessiert, will ich Gender Mainstreaming und<br />

die verbandspolitische Bedeutung noch einmal genau in der<br />

nächsten Exzess vorstellen. ❑<br />

Annegret Runkel<br />

Sprecherin des Gender-AK<br />

LJW Hamburg<br />

annegret@runkel-hamburg.de<br />

Fotos: Mark Unbehend<br />

Demokratie<br />

und Islamismus<br />

In der Exzess 1/2004 berichteten wir von den Übergriffen<br />

auf AktivistInnen der Aktion 3. Welt Saar beim Europäischen<br />

Sozialforum 2003 in Paris. Damals ging es<br />

um ein Flugblatt zum Israel-Palästina-Konflikt. Kürzlich<br />

hat die Aktion 3. Welt Saar ein weiteres Flugblatt veröffentlicht,<br />

mit dem Titel „Mit Islamismus gegen die<br />

Aufklärung”. Darin wird Islamismus als fundamentalistische<br />

Variante des Islam kritisiert. Exzess-Redakteur<br />

Mark Unbehend führte folgendes Interview mit Klaus<br />

Blees, dem Autor des Flugblattes und Aktivisten der<br />

Aktion 3. Welt Saar.<br />

„Selbstverständlich<br />

verteidigen wir<br />

das Recht auf freie<br />

Religionsausübung”<br />

?<br />

Exzess: Lieber Klaus, Du bist der Autor des Flugblattes<br />

„Mit Islamismus gegen die Aufklärung“, welches vor kurzem von<br />

der Aktion 3. Welt Saar herausgegeben wurde - was war Deine<br />

Motivation dafür?<br />

Klaus Blees: Islamisten werden in der Antiglobalisierungsbewegung<br />

unter dem Banner der Toleranz akzeptiert und hofiert, beim<br />

Europäischen Sozialforum (ESF) 2003 in Paris haben wir das<br />

unmittelbar miterlebt. Wir traten dort in einem mehrsprachigen<br />

Flugblatt für das Existenzrecht Israels ein und wurden massiv beschimpft.<br />

Einer unserer Mitarbeiter wurde körperlich angegriffen,<br />

er erhielt Platz- und Saalverweise und Ordner zerrissen seine<br />

Akkreditierungskarte, während gleichzeitig der Soft-Islamist Tariq<br />

Ramadan auf Einladung der Veranstalter redete. Daher kam mir<br />

die Idee, ein Flugblatt zu schreiben, das von der Aktion 3. Welt<br />

Saar beim ESF 2004 in London verteilt werden sollte, um der<br />

Verharmlosung des Islamismus entgegenzutreten und seinen reaktionären<br />

Charakter bloßzustellen. Zum ESF nach London sind<br />

wir dann nicht gefahren, haben die Idee jedoch in Form der<br />

Islamismus-Flugschrift umgesetzt, die wir bei verschiedenen Gelegenheiten<br />

verteilen oder auslegen.<br />

?<br />

Exzess: Gab es schon viele Reaktionen auf das Flugblatt?<br />

Wurdet Ihr auch einer „Islamophobie“ bezichtigt?<br />

Klaus Blees: Es gab zustimmende und kritische Reaktionen,<br />

allerdings bisher nur wenige prinzipiell ablehnende. Mehrfach<br />

haben Leute aus anderen Regionen Flugschriften zum Weiterverteilen<br />

bestellt. Als islamophob hat uns nach meiner Kenntnis<br />

noch niemand bezeichnet, aber als „volksverhetzend“ wurde<br />

die Flugschrift schon etikettiert.


SCHWERPUNKTTHEMA<br />

<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />

Auszüge aus „Mit Islamismus gegen<br />

die Aufklärung“:<br />

?<br />

Foto: Marcus Mesch<br />

Exzess: Seid Ihr grundsätzlich gegen den Islam als Religion<br />

und gegen alle Moslems?<br />

Klaus Blees: Persönlich - da spreche ich nur für mich selbst - bin<br />

ich Atheist und lehne jede Religion ab. Aber selbstverständlich<br />

verteidigen wir als Aktion 3. Welt Saar unabhängig davon, was<br />

wir glauben oder nicht glauben, das Recht auf freie Religionsausübung,<br />

auch das der Moslems. Allerdings gilt dies nur, so lange<br />

dadurch nicht die Freiheit anderer - ob außerhalb oder innerhalb<br />

der eigenen Glaubensgemeinschaft - eingeschränkt wird. Diese<br />

Einschränkung von Freiheit gehört zum Wesen des Islamismus,<br />

womit nicht - was oft missverstanden wird - der Islam als Ganzes<br />

gemeint ist, sondern dessen fundamentalistische Varianten.<br />

[…] Man hat sich daran gewöhnt, den fundamentalistischen Islam<br />

als legitimen Bestandteil einer bunten, kulturellen Vielfalt zu betrachten:<br />

Multi-Kulti eben. Die Islamisten werden dabei nicht nur<br />

toleriert, sondern die von ihnen propagierte Rückkehr zu einem<br />

einfachen, urtümlichen Leben und ihr Kampf gegen die „westliche<br />

Vorherrschaft“, die Moderne im Allgemeinen und die Aufklärung im<br />

Besonderen, stößt teilweise auf Sympathie und Unterstützung. Diejenigen,<br />

die den Islamismus kritisieren und ihn bekämpfen, werden<br />

häufig gar in einem Atemzug mit Rassisten genannt.<br />

Wer an Emanzipation interessiert ist, kann die islamistische Ideologie<br />

nicht tolerieren - auch unter Berücksichtigung der Heterogenität<br />

der unter dem islamistischen Label einzuordnenden Strömungen.<br />

Islamismus ist eine strenge Umsetzung des Islam, die nicht nur das<br />

Privatleben umfasst, sondern Arbeit und Wissenschaft sowie sämtliche<br />

öffentliche und politische Bereiche. In dieser Totalität unterscheidet<br />

diese Ideologie sich von den meisten Strömungen des<br />

christlichen Fundamentalismus.<br />

Islamisten gegen den Rest der Welt<br />

Islamisten propagieren und führen weltweit den „Heiligen Krieg”,<br />

den Jihad, gegen alle „Ungläubigen”, ob Christen, Atheisten oder<br />

vor allem Juden. Zweck des Jihad ist es, den Nichtmoslems den<br />

Islam aufzuzwingen und die ganze Welt dem „einzig wahren Glauben“<br />

zu unterwerfen. […] Mit Befreiung hat das nichts zu tun. Ebenso<br />

wenig ist es aus der Verzweiflung ausgebeuteter, unterdrückter<br />

und verarmter Massen verständlich. Nirgendwo außerhalb des<br />

islamischen Kulturkreises sprengen sich die „Verdammten dieser<br />

Erde“ selbst in die Luft und versuchen dabei, möglichst viele Zivilisten<br />

mit in den Tod zu nehmen.<br />

Auszüge<br />

?<br />

Exzess: Wie siehst Du den Zusammenhang zwischen Demokratie<br />

und Islam bzw. Islamismus?<br />

Klaus Blees: Liberale Moslems haben nicht nur kein Problem mit<br />

Demokratie, sondern gehören oft - wie der Politikwissenschaftler<br />

Bassam Tibi - zu den entschiedensten Befürwortern eines kompromisslosen<br />

Kampfes gegen Islamisten. Wer jedoch wie letztere<br />

bestrebt ist, die Gebote des Koran wörtlich umzusetzen, also die<br />

ganze Welt zu islamisieren, kann nicht als demokratisch bezeichnet<br />

werden. Klar ist hier von bürgerlicher Demokratie die Rede,<br />

also einer Kapitalinteressen dienenden Demokratie. Die Alternative<br />

dazu ist aber bestimmt nicht faschistische bzw. islamistische<br />

Barbarei.<br />

?<br />

Exzess: In Eurem Flugblatt steht „Genuss ist der Feind des<br />

Islamismus“ - sind IslamistInnen Eurer Ansicht nach also nicht<br />

genussfähig?<br />

Klaus Blees: Doppelmoral ist nicht auf das Christentum beschränkt.<br />

?<br />

Exzess: Welche Partizipationsmöglichkeiten siehst Du innerhalb<br />

der islamischen Community für Moslems, die demokratisch<br />

handeln wollen?<br />

Klaus Blees: Diese Community gibt's ja nicht als Monolith. Wenn<br />

Du damit ein strenggläubiges Umfeld meinst, bedeutet das einen<br />

Bruch mit den Normen der Herkunftsfamilie und das Ende der<br />

Identifikation mit einer abgeschotteten Community. Anzustreben<br />

ist eine Integration, nicht im Sinne der Anpassung an eine deutschnationale<br />

Mehrheitsgesellschaft, sondern im Sinne eines Bekenntnisses<br />

gemeinsam mit Nichtmoslems zu den Werten der<br />

Aufklärung. Formale Voraussetzungen sind Wahlrecht für alle, die<br />

in Deutschland leben, und deutsche Staatsbürgerschaft für alle,<br />

die sie wünschen.<br />

Genuss ist der Feind des Islamismus<br />

Der Jihad der Islamisten richtet sich gegen ein befreites, genussbetontes<br />

Leben. Dafür steht bei ihnen „der Westen“, vor allem<br />

repräsentiert durch die USA und Israel. Ihr islamischer „Antiimperialismus”<br />

hat nichts zu tun mit emanzipatorischer Gesellschaftskritik,<br />

mit dem Kampf um Beendigung der Ausbeutung des Menschen<br />

durch den Menschen, sondern ist ein rückwärts-gewandtes, nihilistisches<br />

Projekt. […]<br />

Islamistischer Judenhass<br />

Wichtigste Gemeinsamkeit aller islamistischen Strömungen ist ihr<br />

unbändiger Antisemitismus, der sich vor allem als Antizionismus<br />

äußert und auf die Vernichtung Israels ausgerichtet ist. Der ideologisch<br />

und terroristisch geführte Jihad gegen Israel ist nicht die Folge<br />

israelischer Besatzungspolitik, wie zur Rechtfertigung angeführt<br />

wird. Pogrome gegen Juden in Palästina gab es schon lange vor der<br />

Gründung des Staates Israel, und über die massive Diskriminierung<br />

der Juden in Palästina schrieb schon Karl Marx. Der Vater der arabisch-palästinensischen<br />

Nationalbewegung, der ehemalige Mufti von<br />

Jerusalem, Haj Amin al-Hussaini, wollte die Juden vernichten und<br />

begrüßte die Machtergreifung der Nazis in Deutschland. „Tötet die<br />

Juden, wo immer ihr sie findet”, forderte er in einer Radioansprache<br />

für den Berliner Rundfunk am 1. März 1944. […]<br />

Der Mufti wurde später zum Mentor des ebenfalls aus dem al-Hussaini-Clan<br />

stammenden Yassir Arafat, der sich stolz als einer seiner<br />

Soldaten bezeichnete. […]<br />

Islamische Todesdrohungen gegen Schriftsteller<br />

Liberale Moslems distanzieren sich von einer solchen Haltung und<br />

dürfen auf keinen Fall damit identifiziert werden, eben weil sie die<br />

heiligen Schriften des Islam nicht zur absolut verbindlichen Richtschnur<br />

machen. […]<br />

Kritiker des Islam aus moslemischen Herkunftsfamilien wie der englische<br />

Schriftsteller Salman Rushdie oder die aus Bangladesch stammende<br />

Atheistin und Frauenrechtlerin Taslima Nasrin werden von<br />

den Fundamentalisten mit dem Tode bedroht. Nasrin muss im Exil<br />

leben, Rushdie hält sich versteckt, sein japanischer Übersetzer und<br />

andere, die mit ihm kooperierten, wurden ermordet.<br />

S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />

11


SCHWERPUNKTTHEMA<br />

<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />

Fotos: Marcus Mesch<br />

Auszüge<br />

Antiislamisten als islamophob zu denunzieren<br />

ist zutiefst bösartig und erklärt potentielle<br />

Opfer zu Tätern. Phobien sind krankhafte<br />

Ängste, während Angst vor dem Islamismus<br />

sehr reale Gründe hat. „Islamophobie”<br />

ist ein klerikalfaschistischer Kampfbegriff,<br />

der ursprünglich von iranischen Mullahs gegenüber<br />

Frauen geprägt wurde, die sich der<br />

Zwangsverschleierung widersetzten. Ebenso<br />

ist es absurd, Antiislamisten als Rassisten<br />

zu bezeichnen, denn damit wird dieser Begriff<br />

zum Synonym für Religionskritik und<br />

Kritik einer reaktionären politischen Bewegung<br />

umgedeutet, […].<br />

S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />

12<br />

[…] Für Barbarei gibt es keine Toleranz, auch<br />

nicht unter dem Vorwand der „Kultur“, der<br />

„Tradition“, der „Religion“ oder des „Dialogs”.<br />

Und genau deshalb ist die AKTION<br />

3. WELT SAAR beispielsweise dagegen, die<br />

Grenzen für Flüchtlinge aus islamischen Ländern<br />

zu schließen. Viele von ihnen fliehen<br />

vor der Politik fanatischer Moslems. Ihnen<br />

gehört unsere Solidarität. Gleichzeitig gilt<br />

es, einen klaren Trennungsstrich gegenüber<br />

denjenigen zu ziehen, die den Kampf gegen<br />

den Islamismus lediglich als Vorwand benutzen,<br />

um Europa zu einer Festung zu machen,<br />

ihrem Standortrassismus zu frönen<br />

sowie innenpolitisch Bürgerrechte abzubauen<br />

und ihre deutsch-nationale Leitkultur zu<br />

predigen.<br />

?<br />

Exzess: Fühlt Ihr Euch richtig verstanden,<br />

wenn Ihr in eine Reihe mit Lawand-order-PolitikerInnen<br />

gestellt werdet,<br />

welche die Abschiebung aller fundamentalistischen<br />

IslamistInnen fordern?<br />

Klaus Blees: Die uns so verstehen, verstehen<br />

uns mit Absicht falsch. Es ist doch<br />

nicht falsch, das Richtige zu sagen, nur<br />

weil unsere politischen Gegner wie Schily,<br />

Stoiber und Lafontaine Teile davon für<br />

ihre repressive Flüchtlingspolitik und<br />

ihren Standortrassismus instrumentalisieren!<br />

Wer hier eine Straftat begeht, soll<br />

dafür auch zur Rechenschaft gezogen<br />

werden, und zwar hier! Nicht mehr und<br />

nicht weniger. Der Islamist Metin Kaplan<br />

wurde allerdings nach Verbüßung seiner<br />

Haftstrafe an die Türkei ausgeliefert und<br />

dort jüngst zu lebenslanger Haft verurteilt,<br />

aufgrund einer zweifelhaften Anklage<br />

und von Zeugenaussagen, die möglicherweise<br />

durch Folter zustandekamen.<br />

Eine Folge sogenannter deutscher Rechtsstaatlichkeit.<br />

Insbesondere darf jedoch<br />

nicht vergessen werden, dass viele Asylsuchende<br />

vor der Politik fanatischer Moslems<br />

aus ihren Heimatländern fliehen.<br />

Ihnen gehört unsere Solidarität.<br />

Viele Islamisten können gar nicht abgeschoben<br />

werden, weil sie deutsche<br />

Staatsbürger sind. Darunter sind nicht<br />

nur eingebürgerte ehemalige Ausländer,<br />

sondern auch immer mehr zum Islam<br />

konvertierte Deutsche, etwa Abu Bakr<br />

Rieger, der die „Islamische Zeitung“<br />

herausgibt. Abschiebungen lösen das<br />

Problem des Islamismus nicht.<br />

?<br />

Exzess: Was hältst Du von islamischem<br />

Religionsunterricht an Schulen in<br />

Deutschland und vom Kopftuchstreit?<br />

Klaus Blees: Die Einführung islamischen<br />

Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen<br />

läuft auf eine staatlich geförderte<br />

Islamisierung von Teilen der Gesellschaft<br />

hinaus und erleichtert damit den Islamisten<br />

ihr Geschäft. Sie steht der in<br />

Deutschland meines Erachtens noch ausstehenden<br />

Trennung von Staat und Religion<br />

entgegen. Religionsunterricht an<br />

staatlichen Schulen gehört aus meiner<br />

ganz persönlichen Sicht generell abgeschafft.<br />

Er könnte, wie von säkularen<br />

Verbänden gefordert, durch ein neutrales<br />

Unterrichtsfach ersetzt werden, das sich<br />

der Auseinandersetzung mit ethischen<br />

Fragen widmet und über die verschiedenen<br />

Religionen und Weltanschauungen<br />

informiert. Ob dem Kopftuch als sichtbarem<br />

Zeichen islamischer Frauenunterdrückung<br />

mit Verboten beizukommen ist,<br />

bezweifle ich. Ein Verbot im öffentlichen<br />

Dienst befürworte ich nicht, halte es aber<br />

für aktzeptabel, wenn es die sichtbaren<br />

Symbole aller Religionen einschließt.<br />

?<br />

Exzess: Gibt es Verbindungen zwischen<br />

der islamistischen und der Neonazi-<br />

Szene?<br />

Klaus Blees: Die gibt es, was auch nicht<br />

verwundert, da sich die Ziele und Ideologien<br />

in wesentlichen Punkten überschneiden:<br />

Im autoritären, antiemanzipatorischen<br />

und antiaufklärerischen Denken, im<br />

völkischen, ethnopluralistischen Weltbild,<br />

im antiwestlichen, antiamerikanischen<br />

und insbesondere antizionistischen, antisemitischen<br />

Ressentiment. Zwar zählen<br />

auch Moslems zu den Opfern der Nazis<br />

und ihrer fremdenfeindlichen Verbrechen.<br />

Im Umgang mit dem Islamismus ist die<br />

Naziszene in der Tat uneins, doch die<br />

Bestrebungen für einen Schulterschluss<br />

mehren sich. So hat die Nazizeitschrift<br />

„Junges Forum” ihre ganze Ausgabe<br />

3/2004 der Propaganda für diese Zusammenarbeit<br />

gewidmet. Damit stehen die<br />

Neonazis in historischer Kontinuität zum<br />

nationalsozialistischen Deutschland und<br />

dessen in der Flugschrift erwähnten Bündnis<br />

mit islamischen Judenmörderbanden.<br />

KONTAKT:<br />

Aktion 3. Welt Saar<br />

Fon: 06872/9930-56<br />

e-mail: a3wsaar@t-online.de<br />

www.a3wsaar.de<br />

Foto: Marcus Mesch


SCHWERPUNKTTHEMA<br />

<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />

Stimmrechtalter 0 - politische Rechte<br />

für Kinder und Jugendliche ab Geburt<br />

In der Schweiz wird die Bevölkerung<br />

bis etwa vier Mal im Jahr an die Urnen<br />

gerufen, um über Sachthemen und<br />

Volksinitiativen abzustimmen oder um<br />

Vertreter und Vertreterinnen in die nationalen,<br />

kantonalen oder kommunalen<br />

Parlamente zu wählen. Wobei der Begriff<br />

Bevölkerung etwas übertrieben ist.<br />

Meistens enthalten sich über 55 % der<br />

Stimmberechtigten ihrer Stimme. Daneben<br />

wird etwa einem Fünftel der Bevölkerung<br />

durch ihre Nationalität das<br />

Stimm- und Wahlrecht vorenthalten.<br />

Und etwa jede und jeder Fünfte in der<br />

Schweiz ist noch zu jung, um sich an<br />

der Urne politisch beteiligen zu dürfen.<br />

Die Kinderlobby Schweiz lancierte im<br />

Sommer 2003 die visionäre Kampagne<br />

„Stimmrechtalter 0“, um die (fehlenden)<br />

Möglichkeiten zur politischen<br />

Partizipation der jungen Generation zu<br />

thematisieren und zu verbessern. Viele<br />

mögen sich fragen, ob sich hinter der<br />

Bezeichnung „Stimmrechtalter 0“ ein<br />

ernst gemeintes Anliegen verbirgt.<br />

Ja! Der Kinderlobby<br />

Schweiz und den vielen<br />

Unterzeichnenden aus<br />

Politik, Kultur, der<br />

Arbeit mit jungen<br />

Menschen und Gesellschaft<br />

geht es<br />

darum, dass die<br />

Stimmen von<br />

Kindern und Jugendlichen<br />

ein<br />

politisches Gewicht<br />

erhalten.<br />

Kinder und Jugendliche<br />

sind von den Entscheidungen<br />

in der Politik mindestens genau<br />

so betroffen wie Erwachsene auch.<br />

Es ist somit auch eine Frage der Gerechtigkeit<br />

zwischen den Generationen,<br />

dass diejenigen, welche am längsten<br />

die Konsequenzen der heutigen Entscheidungen<br />

zu tragen haben, sich in<br />

Zukunft zumindest ebenfalls beteiligen<br />

können.<br />

Foto: Klaus Hagemann<br />

In der Politik werden kinder- und<br />

jugendspezifische Anliegen nach wie<br />

vor zu wenig vertreten.<br />

Themen von oder für<br />

Kinder werden bearbeitet,<br />

sofern sie<br />

die Interessen<br />

der Eltern als<br />

Stimmberechtigte<br />

tangieren. Das<br />

Verständnis von<br />

Kindern und Jugendlichen<br />

als eigenständige<br />

Subjekte<br />

mit eigenen Anliegen<br />

und Rechten hat sich bisher<br />

noch nicht breit durchgesetzt. Mit dem<br />

Stimmrecht für Kinder und Jugendliche<br />

müssten Politiker und Politikerinnen ihr<br />

Partei- oder Regierungsprogramm auch<br />

auf die jüngste Generation ausrichten<br />

und in den politischen Debatten Kinder<br />

und Jugendliche mit ihren Anliegen vertreten,<br />

möchten sie später wiederum<br />

deren Stimmen erhalten.<br />

Demokratie weiter<br />

entwickeln<br />

In der schweizerischen<br />

Verfassung<br />

werden<br />

vor allem<br />

die Funktionsweise<br />

des Staates<br />

als Demokratie,<br />

die<br />

politischen Instrumente<br />

und<br />

die Grundrechte jeder<br />

Person im Staat geregelt.<br />

Dazu zählt auch die Rechtsgleichheit aller,<br />

die Gewährleistung der politischen<br />

Rechte und das Verbot der Diskriminierung,<br />

zum Beispiel auf Grund des Alters.<br />

Mit dieser Begründung entschied<br />

das schweizerische Bundesgericht vor<br />

etwa drei Jahren, dass die Einschränkung<br />

der Wählbarkeit für ein politisches<br />

Amt durch eine obere Altersgrenze<br />

nicht zulässig ist, nachdem ein<br />

70-jähriger Gemeinderat von der<br />

Kandidatur ausgeschlossen<br />

wurde. Trotzdem wird<br />

Kindern und Jugendlichen<br />

das Stimm- und<br />

Wahlrecht nach wie<br />

vor aberkannt. Aus<br />

dem demokratischen<br />

Recht wird ein Altersprivileg.<br />

Das Ziel der Kampagne<br />

„Stimmrechtalter 0“ ist es,<br />

die Demokratie in diesem<br />

Punkt weiter zu entwickeln und allen<br />

eigene politische Rechte zuzugestehen.<br />

Das gesellschaftliche Verständnis von<br />

Demokratie ist nicht statisch, sondern<br />

wandelt sich im Laufe der Zeit. So war<br />

bis 1971 nur den Schweizer Männern<br />

das Wählen und Abstimmen auf eidgenössischer<br />

Ebene erlaubt, kantonale<br />

Anliegen in vereinzelten Kantonen<br />

konnten sogar erst ab 1990 auch von<br />

Frauen mit entschieden werden. Trotzdem<br />

ist das Stimmrecht für Mann und<br />

Frau heute eine Selbstverständlichkeit.<br />

Die damaligen Argumente, wie die<br />

Frauen nicht auch mit staatspolitischen<br />

Fragen zu beladen und ihnen ihr unbekümmertes<br />

Frau-Sein zu belassen,<br />

werden heute angepasst und gegen<br />

das Stimmrecht für Kinder und Jugendliche<br />

recycelt.<br />

Im Gegensatz zu einigen Initiativen in<br />

Deutschland verfolgt „Stimmrechtalter<br />

0“ kein Stellvertreterwahlrecht für die<br />

Eltern, sondern versteht das Wahlrecht<br />

als ein persönliches Recht, das wie<br />

bisher individuell nach persönlichen<br />

Möglichkeiten und Interessen selbst<br />

ausgeübt wird.<br />

Das Stimm- und Wahlrecht ohne Altersgrenze<br />

ist auch aus einer pädagogischen<br />

Sicht zu befürworten. Kinder und<br />

Jugendliche würden konkret mit politischen<br />

Fragen konfrontiert, mit denen<br />

sie sich auseinander setzen und sich<br />

Foto: Kinderlobby Schweiz<br />

S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />

13


SCHWERPUNKTTHEMA<br />

<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />

S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />

14<br />

eine Meinung bilden würden. Sie<br />

lernten Zusammenhänge kennen und<br />

würden für die Aufgaben des Staates<br />

sensibilisiert. Die Debatten in den<br />

Schulen, auf dem Spielplatz und auch<br />

in den Familien fördern die sozialen<br />

Kompetenzen, da sich Kinder und Jugendliche<br />

mit den Ansichten anderer<br />

beschäftigen und selbst ihre eigene<br />

Argumentation einbringen. Durch die<br />

aktive Teilnahme an der Abstimmung<br />

lernten sie das politische System und<br />

dessen Strukturen kennen - wenn wir<br />

uns beeilen, sogar noch im Europäischen<br />

Jahr der Politischen Bildung (im<br />

Original: European Year of Citizenship<br />

trough Education - Learning and living<br />

democracy), welches der Europarat<br />

dieses Jahr ausgerufen hat.<br />

Umsetzung mit Pilotgemeinden<br />

In Gemeinden, welche als Pilotprojekte<br />

Kinder und Jugendliche an politischen<br />

Entscheidungen teilhaben lassen, sollen<br />

nun konkrete Erfahrungen gesammelt<br />

und Möglichkeiten aufgezeigt<br />

werden. Mit verschiedenen Gemeinden<br />

sind bereits Gespräche im Gange. Kinder<br />

und Jugendliche sollen an einer<br />

regulären Abstimmung teilnehmen, welche<br />

durch eine kinderspezifische Fragestellung<br />

ergänzt werden kann. Die<br />

Auszählung wird jedoch getrennt von<br />

den Erwachsenenstimmen stattfinden<br />

müssen. Eine gemeinsame Kommunikation<br />

der Ergebnisse und konkrete<br />

Maßnahmen zur Berücksichtigung der<br />

Kinder- und Jugendmeinungen muss<br />

jedoch angestrebt werden.<br />

Eine lokale Trägerschaft mit Unterstützung<br />

einer Fachperson von „Stimmrechtalter<br />

0“ wird die Abstimmung vorbereiten<br />

und organisieren. Der Informationsvermittlung<br />

kommt dabei eine<br />

zentrale Rolle zu. Zum einen muss das<br />

Projekt allen Stimmberechtigten, Eltern<br />

und Behörden bekannt und von ihnen<br />

akzeptiert sein, zum anderen müssen<br />

die oftmals sehr komplexen Abstimmungsinhalte<br />

und die absehbaren<br />

Konsequenzen daraus kinder- und jugendgerecht<br />

vermittelt werden. Dazu<br />

müssen neue Methoden und Formen<br />

gesucht werden.<br />

Dies wird unter anderem dazu führen,<br />

dass es fortan auch einer großen Zahl<br />

Erwachsener möglich sein wird, die<br />

Abstimmungsinhalte zu verstehen. ❑<br />

KONTAKT:<br />

Pascal Kreuer<br />

Projektleiter „Stimmrechtalter 0“<br />

Vorstand Kinderlobby Schweiz<br />

Kinderlobby Schweiz<br />

Fon: 0041/(0)62 888 01 88<br />

E-Mail: info@kinderlobby.ch<br />

www.kinderlobby.ch<br />

Unterschriftenaktion:<br />

www.stimmrechtalter0.ch<br />

Fotos: Kinderlobby Schweiz<br />

Kinderlobby Schweiz<br />

Die Kinderlobby Schweiz setzt sich für<br />

die Wahrnehmung der Rechte, Anliegen<br />

und Bedürfnisse von Kindern in<br />

der Schweiz ein. Sie ist ein Zusammenschluss<br />

von Personen und Organisationen,<br />

welche sich dafür stark<br />

machen, dass die Aufmerksamkeit für<br />

Kinder in unserem Land wächst.<br />

Die Kinderlobby Schweiz stützt sich<br />

bei ihrer Arbeit auf die UN-Kinderrechtskonvention.<br />

Sie setzt sich für deren<br />

Bekanntmachung und Umsetzung<br />

ein. Im Zentrum der Tätigkeiten stehen<br />

Kinder im Alter von 0 bis 18 Jahren.<br />

Die Kinderlobby Schweiz erkennt<br />

sie als vollwertige Menschen an, mit<br />

allen ihnen zustehenden Rechten. Dabei<br />

stehen das Recht auf Partizipation,<br />

das Recht auf günstige Entwicklungsbedingungen<br />

und das Recht auf einen<br />

angemessenen Lebensraum im Vordergrund.<br />

Die eigene Perspektive der<br />

Kinder nimmt in der Tätigkeit der Kinderlobby<br />

Schweiz einen besonderen<br />

Stellenwert ein, darum gehören auch<br />

Kinder der Organisation an.


S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />

15


Vielen Dank an unsere Gastgeber!!!<br />

Das Landesjugendwerk der AWO Thüringen<br />

S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />

16<br />

Vielen Dank auch an alle, die dieses Bundestreffen ermöglicht<br />

haben! Besonderer Dank gilt der Planungsgruppe,<br />

in der folgende JW’lerInnen aktiv waren: Sebastian<br />

Bode, Angela Carstensen, Jessica Dubielzig, Ramon Ecker,<br />

Petra Hildesheim, Julia Koretzki, Annina Meissner, Marcus<br />

Mesch, Alexander Minar, Denny Möller, Dennis Peinze, Natalie<br />

Rohrbeck, Katrin Rose, Michael Scheide, Oliver Sharp,<br />

Nicola Völckel<br />

Fotos der Seiten 16-34: S. Foto-Zuordnung auf den Seiten;<br />

ohne Zuordnung: Klaus Hagemann (S. 18: 2. Reihe v.<br />

oben: rechts; 23); Sven Katzberg (18: 2. Reihe v. unten:<br />

links; 33/34 (4 Fotos)); Denny Möller<br />

(33/34 (1)); Michael<br />

Taube (18: oben, Mitte u. rechts; unten, Mitte u. rechts;<br />

3. Reihe v. unten, links; 19: rechts, 3. v. unten; 20: 2. R.<br />

v. oben; 21: 2. R. v. oben: alle, 3. R.: 1. u. 2. v.r.; 22 (3);<br />

33/34 (11)); Mark Unbehend (16; 18: Rest; 19: oben, 2.<br />

v.l.; 20: 1., 3. u. 4. Reihe von oben; 21: 1. R.: Mitte u.<br />

rechts, 2. R.: 2. v.l., 3. R.: 1. u. 2. v.r., 4. R.; 22 (3); 32;<br />

33/34 (24)); Dennis Wegener (33/34 (1)); Abierto Asturias<br />

(19: Rest; 21: Europa; 33/34 (1))


Liebe JugendwerklerInnen,<br />

liebe LeserInnen,<br />

Willkommen zum Extrateil dieser Exzessausgabe! Auf den folgenden<br />

Seiten erwarten Euch Berichte, Eindrücke und viele Fotos<br />

vom <strong>Bundesjugendwerk</strong>streffen in Thüringen. Bei den Dabeigewesenen<br />

werden sicherlich Erinnerungen wach (Da SINN ma<br />

DABEI gewesen...!) und für die Daheimgebliebenen gibt’s einen<br />

Einblick und Geschmack aufs nächste Mal.<br />

Das Bundestreffen ist die größte Zusammenkunft von JugendwerklerInnen<br />

bundesweit. Bereits in der Vorbereitung wurde<br />

deutlich, dass hier die geballte Vielfalt unseres Verbandes mit unterschiedlichen<br />

Ideen und Meinungen aufeinander trifft. Die Herausforderung<br />

bestand darin, es wirklich als UNSER gemeinsames<br />

Ereignis zu gestalten, an dem auch alle mitwirken. Wir haben im<br />

Vorfeld festgelegt, dass v.a. der innerverbandliche Austausch in<br />

verschiedensten Formen im Mittelpunkt stehen sollte und die<br />

unterschiedlichen Schwerpunkte und Stärken der einzelnen JW-<br />

Gliederungen sichtbar und greifbar gemacht werden sollten.<br />

Diesen Anspruch haben wir - wie ich finde - mit Bravour umgesetzt.<br />

Mehr als 360 Teilnehmende aus 15 Landes- und Bezirksjugendwerken,<br />

von Bundesvorstand und -Geschäftsstelle kamen<br />

auf dem Windberg in Beichlingen zusammen - mehr als bei allen<br />

Bundestreffen zuvor.<br />

Ein Programmhöhepunkt war der Markt der Möglichkeiten. Bei<br />

20 bunt gemischten Workshops und Aktionen, von Tanzworkshops<br />

über spielerische und sportliche Aktionen bis zu Workshops<br />

aus dem Bereich der politischen Bildungsarbeit (z.B. zur<br />

Sozialforumsbewegung, zur Internationalen Arbeit, zum Thema<br />

Kinderarmut und zum 60. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus),<br />

wurde dem Aufruf zum Mitmachen rege gefolgt. Daneben<br />

fand auch das allabendliche Kulturprogramm statt, das von unseren<br />

GastgeberInnen aus Thüringen, von den Gliederungen und<br />

vom BuJW gestaltet wurde.<br />

Trotz der Entscheidung, das Treffen nicht unter ein übergreifendes<br />

inhaltliches Thema zu stellen, stießen die inhaltlichen<br />

Highlights auf großes Interesse. Neben den Workshopangeboten<br />

wurde ein World Café zur Verbandsentwicklung im Jugendwerk<br />

organisiert, bei dem zahlreiche Teilnehmende aktiv die Zukunftsgestaltung<br />

des Jugendwerks diskutierten. Der 8. Mai stand unter<br />

dem Motto „Kein Vergeben und kein Vergessen!“ Im Anschluss<br />

an das Bundestreffen nahmen fast 200 TeilnehmerInnen an einer<br />

gemeinsamen Veranstaltung in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald<br />

teil, um dem 8. Mai als Tag der Befreiung vom Faschismus<br />

und der Opfer des NS-Regimes zu gedenken.<br />

Ungetrübt von den klimatischen Bedingungen konnte sich die<br />

gute Stimmung der Teilnehmenden durchweg halten. Dazu hat<br />

auch eine engagierte Delegiertenversammlung beigetragen, die<br />

aufkommende Knackpunkte souverän ausräumen konnte.<br />

Der Erfolg des Treffens ist v.a. denjenigen zu verdanken, die vor<br />

Ort und in der Vorbereitung die organisatorischen Rahmenbedingungen<br />

für ein gelungenes Treffen geschaffen haben. So<br />

z.B. die Aktiven, die sich in unsere bundesweite Planungsgruppe<br />

eingebracht haben. Ganz besonders möchte ich mich bei unseren<br />

kompetenten und engagierten GastgeberInnen vom LJW Thüringen<br />

für ihre großartige Unterstützung in der monatelangen<br />

Vorarbeit und dann vor Ort bedanken. Das Team aus Thüringen<br />

hat wesentlich dazu beigetragen, dass wir alle ein einmaliges und<br />

reibungsloses Treffen erleben konnten!<br />

Allen JugendwerklerInnen und Gliederungen, die sich eingebracht<br />

haben, sei hier auch noch einmal ganz herzlich gedankt.<br />

Viel Arbeit und Aufregung sind immer mit dem <strong>Bundesjugendwerk</strong>streffen<br />

verbunden. Ob es gelingt, hängt immer von der<br />

Beteiligung aller ab. Nun ist die Sache „überstanden“ und wir<br />

können selbstbewusst und auch stolz darauf zurückblicken: Das<br />

haben wir alle gemeinsam großartig gerockt! Ich denke, wir<br />

sollten diesen Schwung mitnehmen, wenn es heißt, nach vorne<br />

zu blicken, um gemeinsam an das Kommende zu gehen. Es gibt<br />

noch mehr zu machen, zu gestalten, zu entscheiden und zu zeigen:<br />

Das sind wir! Da SINN ma DABEI! DAS ist das Jugendwerk!<br />

Ich hoffe, das Bundestreffen hat Euch motiviert, in diesem Sinne<br />

auch weiter beim <strong>Bundesjugendwerk</strong> mitzurocken und mitzubestimmen,<br />

wohin es mit dem „Bauchladen“ zukünftig gehen soll!<br />

Wie es einst eine große Band (welche war das wohl? Lösungen<br />

bitte ans BuJW schicken!) ausdrückte:<br />

If the Kids are united, they will never be divided!<br />

Eure<br />

Julia Koretzki<br />

Vorsitzende des <strong>Bundesjugendwerk</strong>s der AWO<br />

Fotos: Mark Unbehend<br />

Vorwort<br />

S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />

17


B undesländer<br />

U ngefähr alle, versammelt mitten in der<br />

N atur, im Herzen - Thüringen<br />

D urchorganisiert wochenlang<br />

E ndlich<br />

S inn ma Dabei - Mai 2005<br />

Songtext<br />

S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />

18<br />

R’n’T - Respekt und Toleranz<br />

Songtext aus dem Workshop „Let’s make a song“<br />

1. Wo leben wir? In welcher Zeit?<br />

Öffnet die Augen - schaut Euch um<br />

Die Welt scheint jetzt schon grau und kalt.<br />

Es kommt keiner weit mit Gewalt!<br />

Auf Kosten von Anderen werden Hälse gereckt,<br />

mit Ellenbogen und Hass zu Boden gestreckt.<br />

Es kommt keiner weit mit Gewalt!<br />

Seid nicht so kalt!<br />

Refrain (2x):<br />

Ich bin klein, die Welt ist groß<br />

Alles verstehen - wie soll ich bloß?<br />

Hab’ offene Augen, Respekt’n Toleranz<br />

Für Krieg und Rassismus keine Akzeptanz.<br />

2. Menschen sind gleich – überall<br />

- Ihr habt doch’n Knall!<br />

Euch über Andere zu stell’n<br />

Bis Kriege über Kriege schwell’n<br />

Auf der Suche nach Freiheit und Solidarität<br />

Ist es für Andere - schon längst viel zu spät.<br />

Refrain (2x)<br />

Bridge:<br />

Brauner Fleck an der Wand<br />

Ich zweifle an deinem Verstand<br />

Hast die Welt wohl verkannt<br />

Und Hitler zu Deinem Helden ernannt<br />

Steckst Synagogen in Brand<br />

Im Namen vom Vaterland<br />

Doch es ist bekannt<br />

Ihr habt euch verrannt! Ihr habt euch verrannt!<br />

Refrain (2x)<br />

3. Von überall kommen wir her<br />

Jeder besteht auf Toleranz und mehr<br />

Wir leben im jetzt und hier<br />

Unsere Zukunft gestalten – WIR<br />

Und ist der Weg auch steinig und weit<br />

Wir halten zusammen – wir sind bereit.<br />

J ugendliche, 360 an der Zahl<br />

U nterhaltung gesichert durch<br />

G emixtes Workshopangebot und Abendprogramm<br />

E ngagement auf allen Ebenen<br />

N ächtliche Teambesprechungen<br />

D es öfteren Spaß<br />

W ahlweise durch viel Lachen<br />

E benfalls ernsthafte Themen und<br />

R eichhaltige Ideen<br />

K ulinarische Genüsse<br />

S pätzle zum Beispiel oder Cocktails<br />

T anzen zu<br />

R ock - Bands, Reggae, Hip Hop<br />

E rmüdungserscheinungen konsequent ignorierend<br />

F ässer von Bier<br />

F reunde wiedergetroffen und gefunden<br />

E rlebnisreiche Tage<br />

N ächstes Treffen !!!<br />

Maren Hofmann<br />

Praktikantin beim<br />

Landesjugendwerk der AWO Thüringen


Goethe<br />

Johann Wolfgang is mein Name,<br />

Bin bekannt all um die Welt,<br />

Schrieb manch’ Gedicht und manch’ Ballade,<br />

Wie es euch so wohl gefällt.<br />

Der Vorstand hat Kultur gerufen,<br />

oh mein Gott, was mach’ mern da?<br />

Ich hab’s, wir rufen unsern Goethe,<br />

Doch eigentlich is Schillerjahr.<br />

Denn kommt das Leipziger Labberrei,<br />

Dann ist es mit der Lieb’ vorbei.<br />

Meck-Pomm das is ne tolle Ecke.<br />

Da kann man sich ganz gut verstecke.<br />

Willste da mal wen besuchen gehen,<br />

Da kannste gleich mal Urlaub nehm.<br />

Da gehste nich mal grad ums Eck,<br />

Da biste gleich ne Woche weg.<br />

Büttenrede<br />

Ich sollt euch allen was erzähle,<br />

Was Thüringen so einzig macht,<br />

Doch hab ich da en paar Probleme,<br />

Im Niederrhein herrscht immer Nacht.<br />

Schleswig-Holstein is ein Land,<br />

Das Land der Demokraten.<br />

Die wählen da am Tag fünf Mal<br />

und fühln sich dann verraten.<br />

Denn wer das Volk a bissel kennt,<br />

Die sind belehrungsresistent,<br />

An Vortrag is da nich zu denke,<br />

Da kannste dir dein Hirn ausrenke.<br />

Es gibt nur eins, was die behalten,<br />

Du musst ne Büttenrede halten.<br />

In NRW - das denkt euch mal,<br />

Da liegt doch das Neandertal.<br />

Doch Niederrhein sei nich verdrosse,<br />

Auf den Rest wird auch geschosse.<br />

Da fällt mir meine Jugend ein,<br />

Ich sollt ja mal a Hesse sein.<br />

In Frankfurt da bin ich geboren,<br />

Doch das war keine gute Wahl,<br />

Wie heut noch, können die nich lese<br />

Und schreiben is für die ne Qual.<br />

Stifte warn noch nich erfunde,<br />

So focht ich mit nem Federkiel,<br />

Nur hab ich nie einen gefunden,<br />

nur dumme Gänse gab es viel.<br />

Was hab ich mich als Bub gefreut,<br />

Es hieß, heut kriegst a Äppelwoi,<br />

Ich musst sofort aufs Donnerholz,<br />

Auf Abführessig sind se stolz.<br />

Danach kroch ich auf allen Vieren<br />

Ab nach Leipzig zum studieren.<br />

In diesem wunderschönen Städtchen<br />

Gibt es ein paar hübsche Mädchen.<br />

Da hängt die Zunge bis am Knie,<br />

Nur reden darfst du mit ihr nie.<br />

In Württemberg gibt’s nich nur Wahlen,<br />

Die leiden da ganz andre Qualen.<br />

Schaffe, schaffe, Häusle baue,<br />

So tun die sich den Tag versaue.<br />

Und wenn die Hütte fertig ist,<br />

Dann weiß der nich was Freizeit ist.<br />

Wischen, kehren die ganze Woch,<br />

Was müssen die denn alles noch.<br />

In Hamburg, das weiß jedes Kind,<br />

Das da nich nur der Fischmarkt stinkt.<br />

Da stinkste selber wie ein Schwein,<br />

Springst du mal da ins Wasser rein.<br />

Und ist auch das noch nicht genug,<br />

Scheißt dir ne Möwe auf den Hut.<br />

Da lob ich mir Thüringia,<br />

Denn hier ist alles wunderbar.<br />

Ist der Ton auch manchmal barsch,<br />

Uns scheint die Sonne aus dem Arsch.<br />

Goethe, Schiller und Konsorten,<br />

Trifft man hier an aller Orten.<br />

Weimar, Erfurt, das sind Städte,<br />

Die Niedersachsen gerne hätte.<br />

Doch seid nicht traurig,<br />

Es is halt so.<br />

Wir feiern heute und sind froh,<br />

Das Jugendwerk der AWO.<br />

Schluss jetzt mit der Quasselei!<br />

Ich ruf uns allen:<br />

SINN ma DABEI!<br />

In der Bütt’ stand: Goethe<br />

alias Michael Scheide (LJW Thüringen)<br />

S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />

19


Markt der Mögl<br />

Workshop „Kinderarmut“ (<strong>Bundesjugendwerk</strong>)<br />

Hallo-Wach-Aktionen (LJW Schleswig-Holstein)<br />

B u N D E S T R E F F E N<br />

Workshop „Buchenwald“ (LJW Thüringen & BuJW)<br />

20<br />

S E I T E<br />

„Breakdance on the fly“ (BJW Hessen-Nord)


ichkeiten...<br />

„Geschmack machen auf Europa“<br />

(LJW Thüringen & AK Internationales)<br />

Skat-Workshop<br />

(JW Nordhausen)<br />

Orientalischer Tanz (BJW Hessen-Süd)<br />

Kistenklettern (LJW Thüringen)<br />

Workshop „Sozialforum“ (LJW Thüringen)<br />

Sinnesparcours (LJW Thüringen)<br />

Und dann gab’s da im Markt der Möglichkeiten noch:<br />

- Treffen der AG „Partizipation und Verbandsentwicklung“ (BuJW)<br />

- „Dings-Spiel“ (LJW Hamburg)<br />

- Basteln und Schminken mit Kindern (BJW Hessen-Nord)<br />

- Workshop „Let’s make a song“ (LJW Hamburg)<br />

- JW-Persönlichkeits-Test „Welcher JW-Typ bin ich?“<br />

(BJW Westliches Westfalen)<br />

- Videoclipdance (BJW Hessen-Nord)<br />

- Disku-Shop (BuJW)<br />

- Comic-Workshop (LJW Sachsen-Anhalt)<br />

B u N D E S T R E F F E N<br />

21<br />

S E I T E


„JW-Persönlichkeitstest“<br />

S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />

22<br />

Hallo Ihr Lieben,<br />

das ist er nun, der große „JW-Persönlichkeitstest“, welcher dieser<br />

Exzess auch beiliegt, nachdem ihn ja einige von Euch beim<br />

Bundestreffen bereits ausprobiert haben.<br />

Wir wissen ja nicht, wie es Euch so geht, aber wir im wunderschönen<br />

Westlichen Westfalen lieben es, pseudo-wissenschaftlich<br />

fundierte Persönlichkeitstests zu machen und uns anschließend<br />

zu versichern, dass die Ergebnisse „so ja mal gar nicht auf<br />

uns zutreffen“… Deshalb haben wir uns in einer stillen Minute<br />

(aus der Tage, Wochen und anschließend Monate wurden J …)<br />

zusammengesetzt und den Test entwickelt. Nehmt ihn als eine<br />

Möglichkeit, Euch kurzweilig zu amüsieren, und bitte nicht als<br />

die ultimative Antwort auf Eure Lebensfragen…<br />

Zum Verfahren:<br />

Bei diesem Test ist es so, dass ihr einfach die Antwort, die am<br />

ehesten auf Euch zutrifft, ankreuzt und im Anschluss alle Eure<br />

Ergebnisse zusammenzählt.<br />

Dazu könnt Ihr die Auswertungstabelle verwenden, welche Ihr<br />

am Ende des Fragebogens findet. Das geht ganz leicht. Bei jeder<br />

Frage ist jeder Antwort ein Buchstabe zugeordnet. Ihr führt<br />

einfach eine Strichliste.<br />

Das Testergebnis:<br />

Das Testergebnis besteht aus der Angabe, wie viele As, Bs, Cs<br />

usw. Ihr verbuchen konntet. Wenn Ihr wissen wollt, welcher<br />

JW-Typ Ihr seid, dann schickt uns einfach Euer Testergebnis<br />

unter Angabe des Jugendwerkes, in dem Ihr aktiv seid, per E-<br />

mail oder Post ans BuJW: exzess@bundesjugendwerk.de oder<br />

Oppelner Str. 130, 53119 Bonn (Betreff: JW-Test).<br />

In der nächsten Exzess veröffentlichen wir dann eine Statistik,<br />

wie viele unserer kleinen Umfrage welchem JW-Typ zuzuordnen<br />

sind. Natürlich folgt dann auch die Auflösung, welche JW-<br />

Typen der Test überhaupt erfasst.<br />

Auch Nicht-JWlerInnen können mitmachen. Für sie gilt das<br />

Motto „Welcher JW-Typ WÄRST Du?“ Und bei dem Herkunfts-JW<br />

gebt einfach „nicht im JW aktiv“ an, oder – falls Ihr<br />

wollt – eine andere Organisation, bei der Ihr aktiv seid.<br />

So, jetzt aber mal ran ans Kreuzchen machen...<br />

Mit den herzlichsten Grüßen<br />

von den Verfassern des Tests,<br />

Steffi Reichel & Stefan Born<br />

BJW Westliches Westfalen


Videoclipdance<br />

Breakdance on the fly und Videoclipdance<br />

auf höchstem Niveau<br />

Breakdance<br />

Streetwork Fulda nahm in diesem Jahr<br />

bereits zum wiederholten Male am <strong>Bundesjugendwerk</strong>streffen<br />

teil und reiste mit<br />

ca. 40 anderen Jugendlichen und Teamern<br />

aus dem Einzugsgebiet des Bezirksjugendwerkes<br />

Hessen-Nord an.<br />

In diesem Jahr bestand die Gruppe aus<br />

22 Mädchen und Jungen im Alter von<br />

14-18 Jahren, die vorwiegend russlanddeutscher<br />

Herkunft sind und von 5 Teamern<br />

begleitet wurden.<br />

Um einen aktiven Teil zum Programm<br />

beizutragen, studierten die Jungen in<br />

ihren Gruppentreffen eine Breakdance-<br />

Choreografie ein und die Mädchen zeigten,<br />

was es heißt, wie im Videoclip zu<br />

tanzen.<br />

Gemeinsam führten die Jugendlichen<br />

dann im Markt der Möglichkeiten einen<br />

Breakdance- und Videoclipdancing-<br />

Workshop durch, um auch den anderen<br />

Teilnehmern des <strong>Bundesjugendwerk</strong>streffens<br />

die Möglichkeit zum kennen lernen<br />

und Mitmachen zu geben.<br />

Selbst ein Team des Mitteldeutschen<br />

Rundfunks ließ es sich nicht nehmen,<br />

die Übungen der Jugendlichen aufzunehmen.<br />

Das Ergebnis war, wie man auf den Fotos<br />

sehen kann, beeindruckend und wurde<br />

gleich an zwei Abenden unter vielfachem<br />

Beifall dem Publikum vorgeführt.<br />

Für unsere Jugendlichen war dies die<br />

zweite Fahrt in diesem Jahr nach einem<br />

Wochenende in Nürnberg, wo wir u.a.<br />

das Reichsparteitagsgelände besuchten.<br />

Somit war der Besuch am Ende der<br />

Fahrt in der Gedenkstätte Buchenwald<br />

ein weiterer sinnvoller Programmpunkt,<br />

wie auch die Rückfragen unserer Jugendlichen<br />

zeigten.<br />

Mit diesen Fahrten möchten wir die Jugendlichen<br />

auf ihre Rolle als Gastgeber<br />

der rumänischen Jugendlichen während<br />

des diesjährigen Jugendaustausches in<br />

Fulda im August vorbereiten.<br />

Im Laufe des Wochenendes haben unsere<br />

Jugendlichen viele neue Freunde<br />

kennen gelernt und mit ihnen viel Spaß<br />

gehabt.<br />

Für uns heißt diese positive Erfahrung,<br />

dass in zwei Jahren sicherlich wieder eine<br />

Gruppe von Streetwork Fulda mit der<br />

Gruppe von Hessen-Nord am <strong>Bundesjugendwerk</strong>streffen<br />

teilnehmen wird.<br />

Klaus Hagemann<br />

Streetwork Fulda<br />

Fotos: Klaus Hagemann<br />

S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />

23


Das politische Bundestreffen!<br />

Come in Contract -<br />

Kinderarmut<br />

Das Thema Kinderarmut, das vor vier<br />

Jahren noch einziges Schwerpunktthema<br />

war, wurde auch diesmal behandelt. Nun<br />

sind wir allerdings in der Diskussion weiter<br />

und in den Methoden partizipatorischer.<br />

Das bundesweite Come-in-Contract-Projekt<br />

des BuJW, in dem Jugendliche von<br />

13-17 Jahren zusammenarbeiten, veranstaltete<br />

einen Workshop zum Thema<br />

Kinderarmut. Fast 30 Leute beteiligten<br />

sich daran - ein großer Erfolg!<br />

Sozialforum<br />

S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />

24<br />

Ein Motto, das alle<br />

singen können<br />

Als im Herbst 2004 der Bundesausschuss<br />

über das Bundestreffen 2005 beriet und<br />

sich der Bundesvorstand entschied, ohne<br />

ein politisches Motto oder eine inhaltliche<br />

„Klammer“ in die Beratungen zu<br />

gehen, war wohl nicht abzusehen, welche<br />

inhaltliche Tiefe dieses Bundestreffen<br />

ein halbes Jahr später haben sollte.<br />

Schnell war ein Motto („SINN ma DA-<br />

BEI“) gefunden, das zwar gut zu singen<br />

war, unter dem sich allerdings niemand<br />

etwas Konkretes vorstellen konnte. Irgendwie<br />

„Markt der Möglichkeiten“ und<br />

alle machen, was sie wollen! Der Ball<br />

war bei den Gliederungen. Es galt, den<br />

von den Veranstaltern organisierten Rahmen<br />

mit Inhalten zu füllen. Die Vielfalt<br />

der Jugendwerke sollte das Thema sein.<br />

Während der Vorbereitungstreffen, an<br />

denen sich nur wenige Gliederungen beteiligten,<br />

nahm die ganze Sache langsam<br />

Form an.<br />

60 Jahre Befreiung<br />

Das BuJW legte zusammen mit den<br />

Thüringern einen Schwerpunkt auf den<br />

60. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus.<br />

Die örtliche Nähe zur KZ-<br />

Gedenkstätte Buchenwald sollte genutzt<br />

werden, um diesem Ereignis angemessen<br />

zu gedenken. Während des Marktes der<br />

Möglichkeiten organisierten wir einen<br />

Workshop zum Thema. Ein Film über Buchenwald<br />

wurde gezeigt, und die Frage<br />

„Wer wurde von was befreit?“ diskutiert.<br />

Ein historischer Abriss zum Gedenken in<br />

der BRD und der DDR leitete einen<br />

spannenden Diskurs ein. Wir bereiteten<br />

uns gut auf unsere Form des Gedenkens<br />

vor. Am Sonntag war es dann soweit, mit<br />

ca. 200 JugendwerklerInnen gedachten<br />

wir der Opfer des Nationalsozialismus.<br />

Die Rede von Julia Koretzki und die<br />

anschließende Kranzniederlegung waren<br />

bewegende Zeugnisse einer inhaltlichen<br />

Auseinandersetzung mit dem Thema.<br />

Verbandsentwicklung<br />

und Partizipation<br />

Der zweite große Schwerpunkt wurde<br />

auf das Thema Verbandsentwicklung gelegt.<br />

Zusammen mit den VertreterInnen<br />

der AKs der AG „Partizipation und Verbandsentwicklung“<br />

bereiteten wir das<br />

World-Café zum Thema vor. Am eigentlich<br />

„freien“ Samstagvormittag versammelten<br />

sich immerhin ca. 80 Leute, um<br />

die Entwicklung des Jugendwerks zu<br />

diskutieren. Zu Gast waren zudem die<br />

Thüringer AWO und der Landesvorsitzende<br />

der Jusos. Es war ein großartiges<br />

Gefühl, nach 2 Stunden reger Diskussion<br />

das Feedback zu bekommen, dass die<br />

Veranstaltung zu kurz war. Unglaubliche<br />

Forderungen von VertreterInnen sonst<br />

unverdächtiger Gliederungen, die Veranstaltung<br />

mit einem größeren Zeitrahmen<br />

(„Dann muss halt das Fußballturnier kürzer<br />

sein“) auszustatten, zeigten, dass das<br />

Thema sehr gut präsentiert wurde.<br />

Das im Sommer stattfindende Sozialforum<br />

war ebenso Thema des Bundestreffens.<br />

Auch hierzu gab es einen Workshop, der<br />

zeigte, dass das Jugendwerk Teil einer<br />

sozialpolitischen Opposition ist.<br />

Zusätzlich veranstalteten die Gliederungen<br />

inhaltliche Workshops, die ein rundes<br />

und politisches Gesamtbild des Verbandes<br />

darstellten. So ist es gelungen, einen<br />

Querschnitt durch die Verbandsarbeit<br />

des Jugendwerks zu organisieren, der<br />

sich von dem einfachen Weltbild „Spaß<br />

oder Inhalte“ der Vorstellung annäherte,<br />

dass Inhalte Spaß bringen und gerade<br />

deshalb gefeiert werden kann.<br />

Die viele Arbeit hat sich wieder einmal<br />

gelohnt!<br />

Das Leben ist unser!<br />

Christian Burmeister


Fotos: Dennis Wegener<br />

Wir hatten nie eine Chance!<br />

Dabei sein ist bekanntlich alles, reichen<br />

tut es natürlich nicht. Wer in Hannover<br />

vor vier Jahren miterleben durfte, wie<br />

das „Monopol“ beim Fußballturnier den<br />

Sport zelebrierte, rieb sich in Thüringen<br />

verwundert die Augen. Die „Sprottenspätzle“<br />

spielten keinen gepflegten Ball<br />

und verloren erbärmlich. Bei genauerer<br />

Betrachtung überraschte das Debakel<br />

jedoch nicht, schließlich war bei uns die<br />

DDR im Haus. Die halb abgerissenen<br />

Hütten neben unseren zeigten ihre Asbestplatten<br />

und rundeten das Bild ab.<br />

Wir waren wohl zu spät zum Treffen<br />

angemeldet und mussten uns mit Notunterkünften<br />

am Rande begnügen. In<br />

den ehemaligen Datschen eines FDJ-<br />

Sommerlagers gab es keine Heizung, alte<br />

Betten, kein Wasser und Ausblick auf<br />

die nächste Hütte. Dank der ebenfalls<br />

verschlafenen Anmeldung der Württemberger<br />

hatten wir es zu den alten Freunden<br />

nicht weit. Diese wurden sogleich<br />

zu Leidensgenossen, durften allerdings<br />

nicht ganz so arg jammern, da sie noch<br />

über eine bescheidene Terrasse verfügten.<br />

Die DDR ist zwar seit vielen Jahren<br />

nur noch Geschichte, doch sie hatte uns<br />

die real existierende Ungemütlichkeit<br />

hinterlassen.<br />

Am Tag des großen Turniers waren wir<br />

aufgrund fast dreitägigen Frierens bereits<br />

ganz am Ende, und als die anderen<br />

Mannschaften sich längst dehnten<br />

und ihre Taktik durchsprachen, standen<br />

wir noch am Grill und versuchten, die<br />

Kältekrämpfe zu lösen. Nach dem Anpfiff<br />

waren wir glücklich, unsere Beine<br />

wieder spüren zu können, dass wir das<br />

Toreschießen vergaßen. So war die Vorrunde<br />

das unspektakuläre Ende unserer<br />

Fotos: Michael Taube<br />

Bemühungen und wir fielen allein durch<br />

unqualifizierte Zwischenrufe aus dem<br />

Megafon positiv auf.<br />

Später sollte es eine After-Loosing-Party<br />

geben, doch der uns beherbergende<br />

Pavillon des DGB tat es der befreundeten<br />

SPD gleich und hielt keinem Lüftchen<br />

stand. Der Traum vom gemütlichen<br />

Grillen war geplatzt und wir schlichen<br />

zur Siegerehrung in beheizte Räume.<br />

Die Gewinner des Fußballturniers dürfen<br />

nächstes Jahr zum Bolzen nach Kassel,<br />

doch da hätten wir sowieso keine Zeit<br />

gehabt. Für uns sprang schließlich der<br />

dritte Platz raus und man überreichte<br />

uns allen eine Badehose. Irgendjemand<br />

hatte richtig tollen Humor bewiesen,<br />

hätte es Sonnencreme gegeben, wäre<br />

der Sarkasmus allerdings noch deutlicher<br />

zu Tage getreten.<br />

Die DDR wird schon gewusst haben,<br />

warum sie unseren Platz Sommerlager<br />

genannt hat. In den Fünf-Jahres-Plänen<br />

war die Wärme im Osten wohl nur für<br />

den August vorgesehen, und irgendwie<br />

scheint das noch niemand geändert<br />

zu haben. Die „Sprottenspätzle“<br />

waren allein die Leidtragenden dieser<br />

beispielslosen Fehlplanung und daher zu<br />

bedauern.<br />

Bei der Abreise beschlich uns das Gefühl,<br />

diese Hütten aus Stabilitätsgründen nie<br />

wieder zu sehen, und so wurde auch die<br />

Forderung Einzelner nach dem Abreißen<br />

der Datschen als überflüssig erachtet.<br />

Beim nächsten Bundestreffen werden wir<br />

sicherlich wieder sportlich faire Unterkünfte<br />

vorfinden und man darf gespannt<br />

sein, ob sich andere Mannschaften dann<br />

vor uns fürchten müssen oder wir einfach<br />

nur um eine Ausrede ärmer sind.<br />

Dennis Wegener<br />

LJW Schleswig-Holstein<br />

S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />

25


Die Sicht der Besucher,<br />

die sich zu Hause fühlten<br />

Foto: Marcus Mesch<br />

S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />

26<br />

Wir, die Spanier, kamen nach Beichlingen<br />

als Gäste, dank unserer zweijährigen<br />

Partnerschaft mit dem Jugendwerk Thüringen,<br />

welche sich durch einige Reisen<br />

und Begegnungen in unseren beiden<br />

Ländern herausbildete. Deswegen waren<br />

die Erwartungen, bevor wir unser<br />

Zuhause verließen, bereits viel versprechend:<br />

Lernen, Freunde besuchen und<br />

experimentieren… So nahmen wir die<br />

Koffer und traten eine ewig dauernde<br />

Reise an, die dreizehn endlose Stunden<br />

dauerte. Autos, Verzögerungen, Busse,<br />

Flugzeuge und Züge, bis wir im Sommerferienlager<br />

in Beichlingen ankamen.<br />

Das Willkommen<br />

Angekommen in Erfurt wurden wir zuerst<br />

von unseren alten Freunden Peter<br />

und Stefan (Ordi) abgeholt, die uns,<br />

zwischen Stapeln von Plastikgläsern und<br />

Koffern, zu unserem Bestimmungsort für<br />

die folgenden Tage, Beichlingen, brachten.<br />

Sobald wir dort waren, begrüßten<br />

uns alte (die zwei Christins, der kleine<br />

Paul, Katrin, Denny, Melanie und ihr<br />

Freund, Ben und seine Freundin, die<br />

zwei Alex, Michael, Hilde,...) und neue<br />

Freunde (Emilie und Mark, Barbara, Bryan,<br />

Natalie, Samir, Maren...), gerade erst<br />

kennen gelernte Leute und sogar Unbekannte<br />

hießen uns herzlich willkommen.<br />

Trotz der ganzen Arbeit, der wenigen<br />

Zeit und unserer ungeplanten Anzahl<br />

(wir kamen zu dritt und nicht zu zweit,<br />

wie vorher abgemacht), organisierten sie<br />

es so, dass wir uns wie zu Hause fühlten<br />

und uns nichts fehlte. Ununterbrochen<br />

trafen wir Leute, die uns fragten, ob wir<br />

etwas benötigten, ob wir uns wohl fühlten,<br />

und die sich entschuldigten, dass sie<br />

nicht mehr Zeit mit uns verbringen konnten,<br />

obwohl uns am Ende immer der ein<br />

oder andere begleitete. So kam es, dass<br />

wir immer eine Begleitung hatten bis<br />

Foto: Sven Katzberg<br />

zum Abendessen am letzten Tag und bis<br />

zur Abfahrt am Zug. Das war ein Moment,<br />

den wir uns nicht wünschten, aber<br />

alle guten Sachen haben ja ein Ende.<br />

Die Umgebung<br />

Für diejenigen, die von einer langen<br />

Reise ankommen (wie wir), ist es, einen<br />

Veranstaltungsort zu sehen, der fernab<br />

von der Stadt und ruhig liegt, schon ein<br />

großer Anfang. Ganz umgeben von Natur<br />

und Ruhe, Platz zum Spazieren und<br />

die Sachen ohne Eile zu sehen, innerhalb<br />

des Sommerferienlagers gab es Raum<br />

dazu, Angebote und Möglichkeiten, die<br />

wir uns und unseren jungen Leuten immer<br />

wünschen, da wir seit Jahren nach<br />

so einem Platz suchen, mit Foren der<br />

Debatte, Spielen, Räumen und Discos,<br />

die auf unsere Sommerferienprogramme<br />

passen.<br />

Die Organisation und<br />

die Orgagruppe<br />

Unsere Perspektive ist die von außen,<br />

also können wir das möglicherweise<br />

nicht so einschätzen, aber da die Eindrücke<br />

gut waren, gestehen wir uns<br />

den Luxus zu, es zu tun. Von unserem<br />

ersten Tag an in dem Sommerferienlager<br />

sahen wir Leute, die nicht aufhörten,<br />

zu arbeiten und Sachen zu regeln, die<br />

auch der Erfahrenteste vergessen haben<br />

könnte. Da wir am Tag vor dem Beginn<br />

des Treffens ankamen, bemerkten wir,<br />

dass alles so ähnlich war wie das, was wir<br />

in der Vorbereitung auf unser regionales<br />

Treffen erlebten. Vergleichbar auch mit<br />

unseren Sommerferienmaßnahmen, mit<br />

viel Arbeit und vielen Leuten, die mit ihren<br />

Erfahrungen und Bemühungen dazu<br />

beitrugen, dass am folgenden Tag alles<br />

gut klappte.<br />

Meiner Meinung nach erreichten sie das<br />

zweifellos, weil die 360 Leute, die sich<br />

dort versammelten, eine Menge Sachen<br />

erlebten und in einer großartigen Atmosphäre<br />

zusammen waren und teilten.<br />

Ein großes Angebot an Möglichkeiten<br />

in jedem Moment, sodass jeder wählen<br />

konnte, was ihn/sie interessierte. Aber<br />

auch die Möglichkeit, freie Momente mit<br />

seinen Freunden und eine Pause in der<br />

Umgebung zu verbringen.<br />

Die Gruppenarbeit beeindruckte uns<br />

durch ihre Professionalität und dadurch,<br />

dass, obwohl jeder Verantwortlichkeit<br />

für alles hatte, die meisten Tätigkeiten<br />

einen/eine Koordinator/in hatten, damit<br />

alle wussten, was sie tun mussten.<br />

Das Engagement der Organisatoren war<br />

groß, was sehr wichtig ist, um ein Team


zu bilden. Und es gibt keinen Zweifel,<br />

dass alles, an dem wir teilnahmen, ausführlich<br />

vorbereitet war, egal ob es den<br />

Teilnehmern mehr oder weniger gefallen<br />

hatte. Persönlich kann ich nur über<br />

die Leute etwas sagen, die ich bereits<br />

kannte, die Gruppe von Thüringen, da<br />

ich nicht einordnen konnte, zu welchen<br />

Gruppen all die Anderen gehörten. Und<br />

ich konnte nicht lange Zeit mit allen<br />

verbringen.<br />

Von außen betrachtet erschien das als<br />

eine gute Atmosphäre, mit sehr engagierten<br />

Leuten. Und ich habe den<br />

Eindruck, dass alle etwas mehr als einfache<br />

Teilnehmende, eher Freunde waren.<br />

Schließlich bestätigte mich der letzte Tag<br />

in meinem Eindruck, was zeigt, dass dies<br />

ein wichtiger Teil der Arbeit war, um die<br />

tägliche Spannung und den Druck zusammen<br />

zu ertragen, damit am Ende ein<br />

gutes Ergebnis herauskam.<br />

hauptsächlich teilten wir viele einzigartige<br />

Momente, plaudernd an einem Tisch,<br />

fast immer, wenn es abends ruhiger geworden<br />

war, manchmal bis in den Morgen<br />

des folgenden Tages. Wir lernten<br />

Sachen, die wir in unserer Organisation<br />

anwenden können, und hoffen, den<br />

anderen Leuten auch etwas gegeben zu<br />

haben.<br />

Die Wahrheit ist, dass alles, was an diesen<br />

5 Tagen geschah, in denen wir mit<br />

euch zusammen waren, schwierig zusammen<br />

zu fassen ist. Der Beweis dafür<br />

sind mehr als 500 Fotos, die wir machten.<br />

Es war eine einzigartige Erfahrung,<br />

die wir zu wiederholen hoffen, und eine<br />

großartige Behandlung, von unserer<br />

Ankunft am Bahnhof an, bis sie uns zum<br />

gleichen Platz, als wir abreisen mussten,<br />

brachten, bei jeder Mahlzeit und in jeder<br />

Nacht beim gemütlichen Beisammensein<br />

(mit Bieren selbstverständlich) und bei<br />

jeder Aktivität, an der wir teilnahmen.<br />

Wir waren zu Hause bei einer Familie,<br />

die Tausende von Kilometern entfernt<br />

von uns lebt.<br />

Danke für alles! Und kommt, um uns zu<br />

besuchen!<br />

Javier<br />

von Abierto Asturias<br />

Übersetzung: Barbara Brunelli<br />

Die allgemeine Erfahrung<br />

Es war für mich das erste Mal, dass ich<br />

an einem Treffen dieses Ausmaßes teilnahm,<br />

ohne selbst an der Organisation<br />

mitwirken zu müssen. Das ist der Grund,<br />

vermute ich, weshalb ich einen neuen<br />

Blick auf die Sache habe. Ich sehe, wie<br />

alle Teile einer solchen Veranstaltung Bemühen,<br />

Vorbereitung und Anstrengung<br />

brauchen und wie der – wie in diesem<br />

Fall – volle Erfolg einen belohnt.<br />

Wenn es eine negative Sache gab (die<br />

gibt’s immer!) - nur damit es nicht scheint,<br />

dass wir nur Gelingen vortäuschen -,<br />

könnte es die geringe Teilnahme an einigen<br />

Angeboten gewesen sein oder das<br />

Verhalten einiger Teilnehmer, die nicht in<br />

jedem Moment immer auf dem Niveau<br />

waren, das sie haben sollten.<br />

Während dieser Tage lernten wir eine<br />

Menge Leute aus unterschiedlichen Ländern<br />

kennen. Alle schienen den gleichen<br />

Wissensdurst, Leute kennen lernen und<br />

Erfahrungen mitteilen zu wollen, zu haben<br />

wie wir. Wir können sagen, dass der<br />

Sprachenunterschied, anstatt zu trennen,<br />

Leute dazu einlud, das eigene Niveau in<br />

den Fremdsprachen zu überprüfen. So<br />

kam es zu vielen interessanten Situationen<br />

in einer entspannten und festlichen<br />

Atmosphäre. Wir lernten Aromen,<br />

Tätigkeiten, Empfindungen kennen, die<br />

uns bisher unbekannt waren. So sahen<br />

zum Beispiel unsere Mahlzeiten wie<br />

Sitzungen der Vereinten Nationen aus.<br />

Wir sprachen auf Italienisch, Französisch,<br />

Deutsch, Englisch und Spanisch. Wir<br />

probierten Spätzle und Wasserpfeifen,<br />

wie auch Kistenklettern. Wir tanzten<br />

auf (für uns) neue deutsche Musik und<br />

Foto: Abierto Asturias<br />

Tagebuch eines interkulturellen<br />

Treffens (5/5/05-8/5/05)<br />

Und so sollten wir nach Erfurt in Deutschland<br />

kommen, Javi, Patricia und ich<br />

(Marta), um unseren Verband ABIER-<br />

TO ASTURIAS darzustellen, erfahren in<br />

Kinder- und Jugendlichenfreizeiten. Wir<br />

nahmen ein Flugzeug und erschienen<br />

dort, und abgesehen von der fremden<br />

Sprache schien uns alles vertraut zu sein,<br />

grüne und sonnige Landschaften, viele<br />

Bäume,... Alles sehr sauber und ordentlich,<br />

jede Sache schien an ihrem exakten<br />

Platz zu sein. Um anzukommen waren<br />

wir fast den ganzen Tag unterwegs und<br />

verwendeten praktisch alle Transportmittel:<br />

Auto, Flugzeug, Bus und Zug, aber<br />

dennoch schien uns die gesamte Reise<br />

schnell wie ein Blitz zu sein.<br />

Am Ende kamen wir an unserem Bestimmungsort<br />

mit einer Sonne an, die<br />

alles heller abbildete. Was wir antrafen<br />

waren menschliche Wärme, das Willkommen<br />

und alle Aufmerksamkeit der<br />

Foto: Mark Unbehend<br />

Organisatoren und der Mitglieder des<br />

BUNDESJUGENDWERKES DER AWO.<br />

Alle begrüßten uns mit offenen Armen,<br />

jederzeit besorgt um unser Wohl und<br />

unsere Integration, und dafür sorgend,<br />

dass wir an jeder der Tätigkeiten und der<br />

Arbeitseinteilungen, die durchgeführt<br />

wurden, Teil hatten.<br />

Ich muss den Eindruck des Programms<br />

hervorheben, das vor allem gut organisiert<br />

war. Jede Sache hatte ihren Ort und<br />

ihren Platz. Wir wissen, da wir Mitglieder<br />

einer Organisation sind, die Arbeit<br />

mit Jugendlichen macht, wie schwierig<br />

die Sache der Organisation in dem Fall<br />

ist, wenn die Teilnehmer aus dem ganzen<br />

Land kommen. Eine vollkommene<br />

Kombination der ABLENKUNG und des<br />

BEWUSSTSEINS wurde jederzeit erreicht,<br />

mit einem Schaukasten der Probleme Jugendlicher,<br />

mit der Thematisierung von<br />

Kinderarmut, von Fremdenfeindlichkeit<br />

S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />

27


S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />

28<br />

Foto: Michael Taube<br />

und im Allgemeinen der ganzen Benachteiligung,<br />

die in dieser Welt ausgeschlossen<br />

sein sollte. Bewusste Jugendbildung<br />

ist ein wesentlicher Schritt, um eine<br />

bessere Welt zu erreichen.<br />

Eine spezielle Erwähnung verdient die<br />

Gedenkveranstaltung und die Kranzniederlegung<br />

des Jugendwerkes im Konzentrationslager<br />

Buchenwald, wo den<br />

Opfern und des 60. Jahrestages der Befreiung<br />

vom Nationalsozialismus gedacht<br />

wurde. Wir müssen alle gemeinsam erreichen,<br />

dass eine ähnliche Barbarei sich<br />

nie wiederholt.<br />

Für unseren Verband nahmen wir mit,<br />

wie viel wir von euch erlernen könnten:<br />

die Gastfreundschaft, das Know-how,<br />

das Bewusstsein, die Arbeit in Gruppen.<br />

Jederzeit fühlten wir uns integriert und<br />

wir sind, dank dieser Erfahrung, reicher<br />

geworden. Wir leben in einer egoistischen<br />

Welt, in der man nur an sich selbst<br />

denkt. Erfahrungen wie diese zu erleben,<br />

erweitert unsere Weltanschauung. Dieses<br />

Treffen mit eurer Organisation verursacht,<br />

dass der Begriff INTERKULTURELL<br />

fühlbar und real ist. Die Annäherung<br />

der Kulturen, Erfahrungen, die unterschiedlichen<br />

Formen, mit Jugendlichen<br />

zu arbeiten, neue Projekte zusammen<br />

zu entwickeln... Wir sind mit einem<br />

Rucksack voller Ideen und noch mehr<br />

Freunden nach Hause gefahren.<br />

Wir fühlten uns bei euch wie zu Hause,<br />

sehr geschätzt, und vor allem wurden<br />

wir wie Mitglieder eurer Organisation<br />

behandelt. Ich hoffe, dass die Zukunft<br />

uns noch viele Gelegenheiten gibt, zusammen<br />

zu arbeiten, um von einander<br />

zu lernen, und dass dies der Anfang<br />

einer großen Freundschaft und der Zusammenarbeit<br />

zwischen Kollegen ist, die<br />

ihre allgemeine Ausrichtung der Obacht,<br />

der Freizeit und der Strukturen den Kindern<br />

und den Jugendlichen vermitteln.<br />

Schließlich möchte ich allen danken, für<br />

die Möglichkeit des Teilnehmens an dieser<br />

Veranstaltung, denn es ist uns eine<br />

Ehre gewesen. Ich umarme Euch alle:<br />

Denny, Christin, Peter, Barbara, Emilie,<br />

Dennis, Ordi, Bryan, Natalie, Hilde und<br />

alle anderen. Wir hoffen, dass wir uns<br />

bald in Spanien oder in Deutschland<br />

wieder sehen!<br />

Marta<br />

von Abierto Asturias<br />

Übersetzung: Barbara Brunelli<br />

Einmal hin<br />

und wieder zurück<br />

Eine Geschichte von Human Beutlin (LJW Saarland)<br />

Vorgeschichte<br />

Schwarze Wolken zogen sich über den<br />

Bergen Thüringens zusammen... Das<br />

Böse war wieder erwacht... Ein Hilfeschrei<br />

durchfuhr die Bundesländer und<br />

rief alle mutigen Jugendwerkler an, sich<br />

in der Stadt am Berg des bösen Herrschers<br />

zu versammeln.<br />

Viele Jugendwerke folgten diesem Ruf.<br />

Sie sammelten ihre Gefährten aus allen<br />

Städten des Landes und pilgerten mit<br />

ihnen zu dem Fuße des Berges „Am<br />

Windberg“ in Beichlingen, dem Berg des<br />

bösen Herrschers, dort berieten sie ihr<br />

weiteres Vorgehen. Doch war der Weg<br />

zu diesem Berg nicht einfach und voller<br />

Gefahren. Der böse Herrscher schickte<br />

seine gefährlichsten Geschöpfe aus, um<br />

die Zusammenkunft der Gefährten zu<br />

verhindern.<br />

So wurden die mutigen Jugendwerkler<br />

auf ihrem Weg nach Beichlingen von<br />

vielen abartigen Hindernissen, wie Baustellen<br />

und dummen Autofahrern und<br />

Autofahrerinnen behindert...<br />

Nicht alle Gefährten erreichten so ihr<br />

Ziel und einige Bundesländer kamen nie<br />

an...<br />

Von einer kleinen Gruppe der Gefährten<br />

und ihrer gefahrvollen Reise will ich euch<br />

berichten...<br />

Kapitel 1: Der Aufbruch<br />

„Spät erreicht uns der Ruf, Stefan.“<br />

„Ja, da hast du Recht, der Feind ist wohl<br />

Foto: Mark Unbehend<br />

erstarkt und der Bote kam nicht rechtzeitig<br />

durch, Human.“<br />

„Wie wenige doch auf den Ruf hier erschienen<br />

sind, Stefan.“<br />

Das Auge Humans blickte um sich herum,<br />

nur er und sein Jugendbildungsreferent<br />

Stefan von Ludweiler sind dem Ruf<br />

gefolgt. Als einzige waren sie zu dem Abfahrtsort<br />

ihrer langen Reise erschienen.<br />

„Zu kurz war die Zeit und zu groß die<br />

Gefahr. Nicht ein jeder ist bereit für eine<br />

solch große Aufgabe“, sprach Stefan von<br />

Ludweiler.<br />

„So sei es, so sind wir die 2 einzigen,<br />

die sich an diesem schönen Freitag, dem<br />

6.5., auf den Weg in die Gebirge Thüringens<br />

vorwagen“, verkündete Human<br />

von der Saar und packte seinen Rucksack<br />

in den Ford Courier zu den Sachen seines<br />

Reise-Gefährten Stefan. […]<br />

Kapitel 2: Das Böse schläft<br />

nie...<br />

Ein großes Schild, welches das einzige<br />

dieser Art auf ihrer Reise werden sollte,<br />

verkündete den Abschied aus dem<br />

Saarland. Tränen standen in Stefans und<br />

Humans Augen. Keiner von unseren beiden<br />

Helden wusste, ob sie jemals ihr geliebtes<br />

Heimatland wieder sehen würden.<br />

Ab hier fing die gefährlichste Strecke an:<br />

DIE PFALZ. […] nun setzte der Magier<br />

des bösen Herrschers die ultimativste<br />

und heimtückischste Waffe, die man im<br />

Verkehrskampf einsetzen konnte, ein:<br />

Die BAUSTELLEN.


Fotos: Mark Unbehend<br />

3-spurige Autobahnen wurden nun auf<br />

einspurige reduziert. Große Flächen<br />

schrumpften in Metern auf kleinste Flächen<br />

ein. Der königliche Groove konnte<br />

nicht mehr eingesetzt werden. Und die<br />

Pfälzer Autofahrer setzten sich vor und<br />

hinter unsere Gefährten aus dem Saarland.<br />

Obwohl Männer nicht nach dem Weg<br />

fragen, machten die beiden eine Ausnahme<br />

und hielten an der nächsten Tankstelle.<br />

[…]<br />

„Entschuldigen sie, wir würden gern<br />

wissen, wie wir nach Bleichingen kommen.“<br />

derabend. Jedes Jugendwerk hatte einen<br />

Workshop. Die Württemberger haben<br />

einen Spätzle-Stand gehabt. […] Auch<br />

Apfel-Most konnte man zu günstigen<br />

Preisen erstehen. Es gab auch ein Chill-<br />

Zelt, welches mit Wasserpfeifen und<br />

Chill-Teppichen versehen war. Am Abend<br />

spielte dann noch eine Rockband auf einer<br />

kleinen Bühne. Wer keine Rockmusik<br />

hören wollte, konnte in einem anderen<br />

Raum Hip-Hop hören.<br />

Nachdem die Rockband aufgehört hatte<br />

zu spielen, gab es eine Versteigerung. Jedes<br />

Jugendwerk hatte sinnvolle und weniger<br />

sinnvolle Geschenke mitgebracht,<br />

welche für einen guten Zweck versteigert<br />

werden sollten. Es gab Präsentkörbe, Vasen,<br />

Bierkästen, riesengroße Pappmäuse,<br />

Brettspiele, Fallafeln, CDs und viel anderes<br />

Zeug zu ersteigern.<br />

War dies nun das Ende von Human von<br />

der Saar und Stefan von Ludweiler?<br />

Die Baustellen zogen sich eine Ewigkeit<br />

durch das Land. Die Nerven lagen blank.<br />

Besonders Stefan von Ludweiler, welcher<br />

das Auto steuerte, stand nervlich kurz<br />

vor dem Aus. „Jeder Stau hat auch ein<br />

Ende“, ging Stefan durch den Kopf.<br />

Und so war dem auch. Der böse Herrscher<br />

schaffte es zwar, unsere Helden<br />

zu behindern, doch nicht aufzuhalten.<br />

So plötzlich wie die Baustellen kamen,<br />

so plötzlich waren sie auch wieder verschwunden.<br />

[…]<br />

Kapitel 4: Am Windberg<br />

Inzwischen waren Stefan und Human 6<br />

Stunden unterwegs. […] Und ihre Reise<br />

näherte sich dem Ende entgegen: Sömmerda<br />

war der letzte Ort, den sie durchqueren<br />

mussten, um nach Beichlingen<br />

zu gelangen. Doch schon wieder hatte<br />

der böse Herrscher seine Magier losgeschickt,<br />

um die beiden kurz vor ihrem Ziel<br />

zu stoppen. Ein Verschleierungszauber<br />

versteckte Beichlingen vor den Augen<br />

unserer Helden und so verfuhren sie sich<br />

kurz vor ihrem Ziel.<br />

„BLeichingen???“, schaute uns die hübsche<br />

schwarzhaarige Tankwartin fragend<br />

an.<br />

„Ja, Bleichingen“, wiederholten die beiden.<br />

“Hmm… BLeichingen - kenn ich nicht.“<br />

In diesem Moment ließ der Zauber des<br />

bösen Magiers nach und beide konnten<br />

sich wieder an die richtige Aussprache<br />

erinnern: „Ähm, wir meinen natürlich<br />

BeichLingen.“<br />

„Ahhhhh, BeichLingen.“ „Ja, genau das<br />

meinen wir.“ „Da wohne ich.“ „Ähm,<br />

ach wirklich?“ „Ja, was wollt ihr denn<br />

da?“ „Wir sind verabredet – <strong>Bundesjugendwerk</strong>streffen!“<br />

„Ähm, aaah soo.“<br />

„Wie kommen wir da jetzt hin?“ Endlich<br />

rückte das Mädchen mit der Sprache raus<br />

und wies den beiden den richtigen Weg<br />

nach Beichlingen. […]<br />

Kapitel 5:<br />

Des Saarlands größter Schatz<br />

[…] Sie waren im Stützpunkt der Jugendwerkler<br />

angekommen. […] Das Abendprogramm<br />

lief unter dem Motto: Län-<br />

Human und Stefan schauten sich ratlos<br />

an. Waren sie die einzigen, die mit leeren<br />

Händen gekommen waren? Hatten sie<br />

denn nichts, was sie versteigern konnten?<br />

Doch! […] Aus nostalgischen und<br />

Heimat verbundenen Gefühlen hatten<br />

sie sich einen Talisman aus dem Saarland<br />

mitgebracht. 1 Kiste echtes saarländisches<br />

Urpils-Bier. Doch da sie sich nicht<br />

von dem ganzen Kasten trennen konnten,<br />

beschlossen sie, nur eine Flasche der<br />

Versteigerung beizusteuern.<br />

Diese Flasche fand auch für den stolzen<br />

Preis von 3 Euro einen Bier-Liebhaber,<br />

der Qualität zu schätzen weiß. Im<br />

Rahmen von Studienzwecken erstanden<br />

auch unsere beiden Helden einige Kleinode:<br />

3 Fallafeln zum Preis von 2 und eine<br />

Kiste Flensburger Bier für 27 Euro. […]<br />

Nun hatten unsere Helden 2 Kästen Bier,<br />

durften sie aber nicht trinken, da das<br />

Mitbringen von Getränken verboten war.<br />

So sozial, wie sie waren, taten sie dies<br />

auch. Im Gegensatz zu manch anderen<br />

Leuten. […]<br />

Wie die Geschichte unserer beiden saarländischen<br />

Helden weiter und vor allem<br />

ungekürzt verläuft, können sich alle Interessierten<br />

im Intenet-Forum des LJW der<br />

AWO Saar ansehen:<br />

www.awo-jugend-saar.de (dort unter<br />

„Forum“, und darin unter „Smalltalk“)<br />

S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />

29


30<br />

S E I T E<br />

B U N D E S T R E F F E N - Z E I T U N G


31<br />

S E I T E<br />

B U N D E S T R E F F E N - Z E I T U N G


8. Mai 2005:<br />

Kein Vergeben<br />

und kein Vergessen!<br />

Kundgebung des<br />

Jugendwerkes der<br />

AWO in Buchenwald<br />

Auszüge aus der Rede von Julia Koretzki<br />

(Bundesvorsitzende des Jugendwerkes der AWO):<br />

S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />

32<br />

Liebe Freundinnen und Freunde,<br />

Ich freue mich, dass so viele von Euch<br />

unserem Aufruf gefolgt sind, um heute<br />

an diesem Ort der KZ-Gedenkstätte Buchenwald<br />

zusammen zu kommen.<br />

Vor 60 Jahren, am 8. Mai 1945, musste<br />

das militärisch geschlagene Deutschland<br />

vor den Alliierten kapitulieren. Der 8. Mai<br />

steht für die Beendigung des Krieges.<br />

Er steht für das Ende der Barbarei des<br />

Nationalsozialismus, für das Ende des<br />

Holocausts, mit seinem Programm der<br />

industriellen Vernichtung von Jüdinnen<br />

und Juden. Er symbolisiert das Ende von<br />

Vernichtung, Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung.<br />

Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung für<br />

all jene, die nicht von Terror, Krieg und<br />

Holocaust profitierten. Befreit wurden<br />

die Gegner und Opfer des Nationalsozialismus:<br />

Jüdinnen und Juden, Sinti und<br />

Roma, politische GegnerInnen und all<br />

jene, die nicht ins Bild der Nazi-Ideologie<br />

passten.<br />

Der 8. Mai ist für uns ein Tag des Gedenkens<br />

und der Erinnerung an ein einzigartiges<br />

Menschheitsverbrechen, das von<br />

Nazi-Deutschland ausgelöst und organisiert<br />

wurde. Begangen von Millionen<br />

„anständigen“ Deutschen, pflichtbewussten<br />

Bürgern, Beamten und Soldaten,<br />

unter Beteiligung renommierter deutscher<br />

Institutionen und Großkonzerne.<br />

Gedenken wollen wir heute vor allem der<br />

millionenfachen Opfer des Nationalsozialismus.<br />

Allein hier im KZ Buchenwald<br />

waren 250.000 Menschen inhaftiert, von<br />

denen etwa 50.000 starben, sie wurden<br />

hingerichtet, ermordet oder auf Todesmärschen<br />

liquidiert.<br />

Gedenken möchten wir auch der Minderheit<br />

der Menschen, die sich der Unterdrückung<br />

des Naziregimes verweigerten<br />

und Widerstand leisteten - sogar unter<br />

den entmenschlichten Bedingungen der<br />

Konzentrationslager.<br />

Hier an diesem Ort gilt unser Dank<br />

und Respekt den Häftlingen des KZ Buchenwald,<br />

denen es gelungen ist, ihren<br />

Widerstand zu organisieren und sich der<br />

Vernichtung entgegenzustellen, und denen<br />

es gelang, mit der Selbstbefreiung<br />

am 1. April 1945 Tausende Häftlinge vor<br />

der Vernichtung zu bewahren.<br />

Die Befreiung - das darf nicht vergessen<br />

werden - geschah von außen. Unser<br />

Dank gilt allen Staaten der Anti-Hitlerkoalition,<br />

der Sowjetunion, der USA,<br />

Großbritannien und Frankreich. Er gilt allen<br />

Menschen, die zur Zerschlagung des<br />

NS-Regimes beigetragen haben. [...]<br />

Am 19. April, kurz nach der Befreiung,<br />

leisteten die 21.000 Überlebenden<br />

des KZ Buchenwald auf diesem<br />

Platz den „Schwur von Buchenwald“.<br />

Daraus möchte ich einen Teil zitieren:<br />

„Wir schwören vor aller Welt auf diesem<br />

Appellplatz, an dieser Stätte des faschistischen<br />

Grauens: Wir stellen den Kampf<br />

erst ein, wenn auch der letzte Schuldige<br />

vor den Richtern der Völker steht! Die<br />

Vernichtung des Nazismus mit seinen<br />

Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau<br />

einer neuen Welt des Friedens und der<br />

Freiheit ist unser Ziel.“<br />

Der 8. Mai ist uns ein Tag der Mahnung<br />

und Aufforderung für die Zukunft!<br />

Die Befreiung vom Faschismus und die<br />

Vernichtung seiner Wurzeln ist keine<br />

abgeschlossene Errungenschaft, sie muss<br />

immer wieder erhalten bzw. erstritten<br />

werden.<br />

Denn wir erleben heute, dass Antisemitismus,<br />

Rassismus, Nationalismus, Großmachtsstreben<br />

und andere Formen des<br />

Überlegenheitsdenkens in Deutschland<br />

wieder weit verbreitet sind. Gerade deshalb<br />

darf es keinen Schlussstrich in Bezug<br />

auf unsere historische Verantwortung<br />

geben. Wir können aus dieser deutschen<br />

Geschichte nicht einfach aussteigen!<br />

Als Jugendverband in der Tradition der<br />

sozialistischen ArbeiterInnenjugendbewegung,<br />

der sich seinem Erbe des antifaschistischen<br />

Widerstands verpflichtet<br />

fühlt, gilt es gerade für uns, diese Tradition<br />

auch heute und in Zukunft mit Leben<br />

zu füllen.<br />

Dazu gehört es, gegen jede Form von<br />

Antisemitismus, von Nationalismus und<br />

Rassismus Widerstand zu leisten! Dazu<br />

gehört es, sich gegen jede Verharmlosung<br />

des Nationalsozialismus und des<br />

Holocausts zu wenden! Es gilt, sich gegen<br />

Militarisierung und jedes Bestreben<br />

zu wenden, deutsche Großmachtsträume<br />

wieder hoffähig zu machen!<br />

Dazu gehört, jede Tendenz der Schuldabwehr<br />

und alle Versuche, die Geschichte<br />

umzudeuten und deutsche Täter zu Opfern<br />

zu stilisieren, zu bekämpfen! Und<br />

dazu gehört es, jeder Politik entgegenzutreten,<br />

die Opfer des Nationalsozialismus<br />

zu Bittstellern macht und ihnen eine<br />

zumindest symbolische Entschädigung<br />

versagt.<br />

Für uns ist der Schwur von Buchenwald<br />

bleibende Verpflichtung!<br />

Wir sagen: Kein Vergeben und kein Vergessen!<br />

NIE WIEDER FASCHISMUS!


S E I T E<br />

B u N D E S T R E F F E N<br />

33


S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />

34


SCHWERPUNKTTHEMA<br />

<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />

Den demokratischen Schein wahren<br />

Oder: Warum die Referenden zur EU-Verfassung<br />

einer Farce gleichen<br />

Schon einige Stunden nach der Wahl<br />

in Frankreich ging der diskursive<br />

Kampf um die Wertung des Referendums<br />

los. Doch viel zu kämpfen gab es<br />

da scheinbar nicht; bis auf ganz wenige<br />

Ausnahmen wurde in der massenmedialen<br />

Welt die gleiche Interpretation<br />

geliefert. Es wurde so getan, als sei<br />

es eine Entscheidung gegen Europa<br />

und als sei diese verwunderlich. Dabei<br />

ist es doch wahnwitzig zu glauben,<br />

mensch könne ein fertiges Papier von<br />

über 300 Seiten einfach so en bloque<br />

vorlegen und alle stimmten dem dann<br />

vorbehaltlos zu. Eigentlich wäre doch<br />

ein Ja das verwunderliche Ergebnis gewesen!<br />

Es ist doch normal, wenn es<br />

dazu Einwände von verschiedener Seite<br />

gibt, die dann aus unterschiedlichen<br />

Beweggründen zu einem Nein führen.<br />

Eine andere Erwartung zeugt von Autoritätsgläubigkeit:<br />

Mensch wählt RepräsentantInnen<br />

und die sollen das dann<br />

entscheiden! Lebendige Demokratie<br />

funktioniert anders.<br />

Am 29. Mai schauten viele EuropäerInnen gespannt darauf, wie in<br />

Frankreich über den EU-Verfassungsentwurf abgestimmt werden würde.<br />

Das Ergebnis ist bekannt: 55 % der Wahlberechtigten drückten ihr<br />

NON zu dieser Verfassung aus - und das bei einer hohen Wahlbeteiligung<br />

von 70 %. Noch deutlicher fiel drei Tage später das Referendum<br />

in den Niederlanden aus. Dort waren sogar 61,6 % der WählerInnen<br />

gegen den Verfassungsentwurf. Eine demokratische Entscheidung,<br />

möchte mensch meinen. Doch weit gefehlt!<br />

nen und Teile der „Eliten“ das „Wahlvolk“<br />

vor einem „falschen“ Wahlausgang<br />

„warnten“ und ihm drohten, nur<br />

ja „richtig“ zu wählen. Schon im Vorfeld<br />

gab es - aufgrund der erwartbaren<br />

französischen Ablehnung dieser Verfassung<br />

- Überlegungen zu einem „Plan<br />

B“, um die Verfassung doch noch irgendwie<br />

durchzuboxen. Im Falle des<br />

aus eigener Sicht positiven Wahlausgangs<br />

interpretiert das PolitikerInnenmensch<br />

als bewussten und freien Entscheid<br />

„des Volkes“, und läuft es umgekehrt<br />

und mensch bleibt - wie im<br />

Falle eines Referendums - an der<br />

Macht, dann tut mensch trotzdem, was<br />

sie oder er vorher schon wollte.<br />

„Entscheidung gegen Europa“ sah.<br />

Keine einzige Person, die mit Nein<br />

gestimmt hatte, wurde interviewt!<br />

Fotos: Mark Unbehend<br />

Die Doppelmoral repräsentativer Parteien-Demokratie<br />

zeigte sich schon vor<br />

der Wahl, als verschiedene PolitikerIn-<br />

Diese Ignoranz gegenüber der Entscheidung<br />

von WählerInnen zeigte sich nach<br />

dem Referendum in Frankreich noch<br />

deutlicher in den Massenmedien. Als<br />

das Wahlergebnis gerade erst feststand,<br />

wurde im - immer noch als seriös<br />

geltenden - ZDF-“heute journal“<br />

bereits Polit-Propaganda erster Güte<br />

geboten. DIE Französinnen und Franzosen<br />

hätten „gegen die europäische<br />

Vernunft“, „gegen die Türkei und die<br />

Osterweiterung“ oder „für Le Pen“ gewählt.<br />

All’ das gaben die WächterInnen<br />

journalistischer Objektivität da zu den<br />

Ohren der Zusehenden. Genauso beschämend<br />

war die Auswahl der gezeigten<br />

InterviewpartnerInnen in dem<br />

Kommentar, welches als Bericht getarnt<br />

war. Neben mehreren Ja-WählerInnen<br />

wurde ein CDU-Europa-Parlamentarier<br />

gezeigt, der in der Abstimmung eine<br />

Und der angebliche Frankreich-Kenner<br />

Ulrich Wickert legte danach in den<br />

„tagesthemen“ der ARD - auch seriös<br />

und noch dazu öffentlich-rechtlich - mit<br />

gespielter Betroffenheit noch einen<br />

drauf: „Was wird aus Europa nach dem<br />

Debakel?“, fragte er suggestiv in Richtung<br />

der Fernseh-Gemeinde. Es sei „ein<br />

schwarzer Tag für Europa“. Auch in der<br />

ARD schien die wirkliche Perspektive<br />

der VerfassungsgegnerInnen nicht berichtenswert.<br />

Im Gegenteil! Die Polit-<br />

Posse wurde noch gekrönt, indem der<br />

„Place de la Bastille“ mit jubelnden<br />

Menschen gezeigt wurde, während die<br />

Journalisten-Stimme im Hintergrund diese<br />

als unvernünftige Masse darstellte.<br />

Abgesehen davon, dass solch eine herablassende<br />

und einseitige „Berichterstattung“<br />

keine solche mehr ist, wird<br />

S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />

35


SCHWERPUNKTTHEMA<br />

<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />

S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />

36<br />

Foto: xxxxxxxx<br />

Fotos: Mark Unbehend<br />

damit der Sinn der, im Verfassungsentwurf<br />

enthaltenen Phrasen von Demokratie<br />

konterkariert. Erst darf VOLK abstimmen<br />

und dann wird das mehrheitliche<br />

Non als Zeichen des Irrglaubens<br />

der Wählenden interpretiert. Da sind<br />

die Erklärungen der herrschenden Eliten<br />

- aus Ökonomie, Parteipolitik und<br />

Medien - schnell zur Hand und ersetzen<br />

jede Art fundierter Analyse:<br />

Die Wählenden hätten gegen Europa<br />

gestimmt - dabei stand Europa gar<br />

nicht zur Abstimmung, sondern eben<br />

einer von vielen möglichen Verfassungstexten!<br />

Sie hätten gegen Chirac und gegen<br />

die Regierung Rafarins gestimmt. Sie<br />

hätten gegen die Osterweiterung und<br />

gegen den Beitritt der Türkei gestimmt.<br />

Sie hätten für Le Pen gestimmt. Und<br />

so weiter und so fort.<br />

Kein einziges Kommentar in den deutschen<br />

Massenmedien, in dem auch nur<br />

vermutet wurde, dass die Abstimmenden<br />

einigermaßen gewusst hätten,<br />

über was sie da abstimmen. Sollte es<br />

etwa im Bereich des Möglichen liegen,<br />

dass die Mehrheit der Bevölkerung<br />

schlicht und einfach gegen DIESEN Verfassungstext<br />

war? Gegen eine Verfassung,<br />

welche der Ökonomisierung aller<br />

Lebensbereiche Vorschub leistet, welche<br />

die Militarisierung Europas voran<br />

treibt, welche Menschen zu Verfassungsfeinden<br />

erklärt, wenn sie die freie<br />

Marktwirtschaft ablehnen!? (keine andere<br />

Verfassung schreibt das Wirtschaftssystem<br />

vor!) Gegen eine Verfassung,<br />

die schon in ihrem Entstehungsprozess<br />

undemokratisch und ohne Mitwirkungsmöglichkeiten<br />

der Bevölkerung zustande<br />

kam? Und selbst wenn viele ohne<br />

informiert zu sein gewählt hätten, was<br />

wäre dann der Unterschied zu anderen<br />

Wahlen?<br />

Die Debatte erinnert an die Stimmung,<br />

als Schröder meinte, alle Gegnerschaft<br />

zur Agenda 2010 sei schlicht ein „Vermittlungsproblem“.<br />

Das ist doch undemokratisch!<br />

Es wird ein Papier oder ein<br />

Konzept als das Non plus ultra präsentiert<br />

- und wenn die Leute dagegen<br />

sind, tja, dann haben sie es einfach<br />

nicht verstanden<br />

und es muss ihnen<br />

dann nur so<br />

lange erklärt werden,<br />

bis sie zustimmen.<br />

Genau so wurde<br />

nach dem Nein<br />

aus Frankreich in<br />

den wirtschaftsliberalen<br />

Medien -<br />

und nicht nur dort - diskutiert. Nach?<br />

Bereits am 26.5. - drei Tage vor dem<br />

Wahltag - stand in der „Financial Times“<br />

zu lesen: „Selbst wenn die Franzosen<br />

die EU-Verfassung ablehnen, wäre<br />

sie nicht gescheitert. Nach einer intensiven<br />

Debatte sollte erneut abgestimmt<br />

werden. [...] Im Falle eines<br />

„Non“ am 29. Mai sollte das Referendum<br />

innerhalb eines Jahres wiederholt<br />

werden. Nur durch eine erneute Abstimmung<br />

werden die Chancen auf ein<br />

Inkrafttreten der Verfassung gewahrt.<br />

[...] Bei einem erneuten Wahlgang wird<br />

das Bewusstsein der Bevölkerung für<br />

die tatsächlichen Reforminhalte und für<br />

die politische Tragweite eines negativen<br />

Volksentscheids gestärkt.“ Alles<br />

klar, Ihr vermittlungsbedürftigen Franzosen?<br />

Wenn Ihr Nein sagt, dann stimmen<br />

wir eben so lange ab, bis Ihr<br />

endlich ja sagt und gerafft habt, was<br />

die „tatsächlichen“ und notwendigen<br />

„Reformen“ sind.<br />

Wer die Stimmung vor der Wahl in<br />

Frankreich verfolgt hat, wusste, dass<br />

dort die Debatte zur EU-Verfassung<br />

und die Kenntnis des Entwurftextes<br />

wesentlich weiter ausgeprägt war, als<br />

in Deutschland. Und trotzdem, oder<br />

gerade deswegen, stimmte die Mehrheit<br />

mit Nein. Und das, obwohl einige<br />

Tage vor der Wahl bei allen Wahlberechtigten<br />

der - wohlwissend um den<br />

ökonomischen Mittelteil gekürzte -<br />

Verfassungstext mit einem Anschreiben<br />

der Regierung im Briefkasten lag, worin<br />

noch einmal die Dringlichkeit des JA<br />

betont wurde.<br />

Warum sparen sich die europäischen<br />

Herrschafts-Oligarchien dann nicht einfach<br />

den ganzen demokratischen<br />

Schein dieser Referenden? Das heißt,<br />

genau so lief<br />

es ja auch in<br />

Deutschland. Dort<br />

bestimmte die<br />

Regierung, dass<br />

eine Abstimmung<br />

im Parlament<br />

reichen müsse.<br />

Genug der Demokratie<br />

eben! Basta!<br />

Wieso sollte<br />

Regierungs-mensch auch die Interessen<br />

des Kapitals gefährden, wenn dies gar<br />

nicht nötig ist, da kaum spürbarer<br />

Widerstand erkennbar ist? Und selbst<br />

wenn Gegenwehr da wäre - das sitzen<br />

sie einfach aus, die Herrschenden!<br />

Zumal sie ja der Unterstützung all der<br />

Wickerts & Co. sicher sein können,<br />

die ihre Rolle der Ablenkung von einer<br />

wirklich demokratischen Debatte perfekt<br />

spielten. ❑<br />

Simon Möbius


PARTIZIPATION & INTEGRATION<br />

Kinderrechte: Partizipation,<br />

Gesundheit und Integration<br />

Jahrestagung der Kinderlobby Schweiz<br />

Bei der Tagung der Kinderlobby Schweiz im Juni in Olten standen<br />

die Kinderrechte im Zentrum, insbesondere die Beteiligung<br />

und Mitsprache von Kindern. 60 Fachleute aus Wissenschaft,<br />

Schule, Jugendarbeit und Politik diskutierten, wie sich Partizipation<br />

auf das Wohlbefinden von Kindern auswirkt.<br />

Im einführenden Referat zeigte der Erziehungswissenschaftler<br />

Horst Biedermann<br />

von der Uni Freiburg auf, wie positiv<br />

sich Mitsprache in Familie, Freizeit,<br />

Schule und Beruf auf die Selbst- und<br />

Sozialkompetenz von jungen Menschen<br />

auswirkt. Konkret haben so beteiligte<br />

Kinder und Jugendliche ein besseres<br />

Selbstbild, sind sozial integriert, autonom,<br />

standfest und sehen Perspektiven<br />

in ihrem Leben. Dass diese sozialen Komponenten<br />

für die Gesundheit ebenso<br />

wichtig sind wie psychische und physische,<br />

betonte auch Doris Summermatter<br />

von der Gesundheitsförderung Schweiz.<br />

„Partizipation ist kein Allheilmittel“ - darin<br />

waren sich die Lehrpersonen, Jugendarbeiter<br />

und ElternvertreterInnen in den<br />

nachfolgenden Workshops einig. Wer Kinder<br />

erfolgreich beteiligen will, muss erst<br />

gute Rahmenbedingungen dafür schaffen.<br />

Unter anderem ist es von zentraler Bedeutung,<br />

dass den Kindern und Jugendlichen<br />

zugehört wird, dass ihre Meinungen<br />

ernst genommen werden. Es ist auch<br />

wichtig, dass ein Teil der Ideen in absehbarer<br />

Zeit in die Tat umgesetzt wird.<br />

Sonst bleibt es bei einer Pseudo-Partizipation,<br />

welche sich - wie Biedermann<br />

ebenfalls zeigen konnte - deutlich negativ<br />

auf die Stimmung von jungen Menschen<br />

auswirkt. Erwachsene, welche sich für<br />

eine vermehrte Beteiligung von Kindern<br />

und Jugendlichen einsetzen, müssen bereit<br />

sein, sie in die Entscheidungen einzubeziehen<br />

und ein Stück Verantwortung<br />

abzugeben. In einem zweiten Schritt<br />

tauschten die Teilnehmenden Ideen aus,<br />

wie der Tag des Kindes am 20. November<br />

in Schulen und Gemeinden zur Plattform<br />

für partizipative Aktionen mit Kindern und<br />

Erwachsenen genutzt werden kann. So<br />

entwerfen Kinder der Stadt Bern Plakate<br />

zu zehn ausgewählten Kinderrechten, welche<br />

auf Deutsch und Albanisch gedruckt<br />

und am Tag des Kindes auf dem Bärenplatz<br />

in Bern aufgestellt werden. Zusammen<br />

mit Spielangeboten, welche verschiedene<br />

Kinderorganisationen anbieten,<br />

ist dies eine viel beachtete informative<br />

Aktion für Eltern und Kinder. In der Stadt<br />

Zürich erscheint zum Tag des Kindes am<br />

20. November eine weitere Nummer der<br />

bunten Kinderclubzeitung, welche vollständig<br />

von Acht- bis Zwölfjährigen gezeichnet<br />

und geschrieben wird.<br />

Über die Zusammenhänge zwischen Partizipation<br />

und Integration von MigrantInnen<br />

sprach bei der Tagung außerdem<br />

Nazmi Kurtaj von der Abteilung Integration<br />

der Caritas Schweiz. Doch auch sein<br />

Schluss war, dass Partizipation „leichter<br />

gesagt als getan“ ist. Teilnahme und Mitverantwortung<br />

brauchen gezielte Anstrengungen<br />

und eine gegenseitige Öffnung.<br />

Es gibt viele Hindernisse - nicht zuletzt<br />

mangelnde Sprachkenntnisse, welche zu<br />

gegenseitigen Missverständnissen führen<br />

können. Sowohl Zugewanderte als auch<br />

Einheimische müssen ihren Teil dazu beitragen.<br />

Diesen Bogen spannte die Luzerner<br />

Nationalrätin Cécile Bühlmann weiter<br />

zur Politik. Sie führte aus, wie nachhaltig<br />

negativ sich die Ablehnung der Volksabstimmung<br />

für eine erleichterte Einbürgerung<br />

im Herbst 2004 auf die Stimmung<br />

junger Ausländerinnen und Ausländer<br />

auswirkte und betonte die Bedeutung der<br />

Kinder- und Menschenrechtsbildung in<br />

der Schule.<br />

Das letzte Wort hatten die Kinder. Mit<br />

temporeich vorgetragenen Songs und<br />

Szenen parodierte die Theatergruppe<br />

Kaba-Kids aus Luzern die fragwürdigen<br />

Methoden und hohlen Phrasen, mit denen<br />

Erwachsene immer wieder versuchen,<br />

die Aussagen und Meinungen der Kinder<br />

zu manipulieren. ❑<br />

Blanca Steinmann<br />

kinag pressebüro<br />

KONTAKT:<br />

kinag pressebüro<br />

Fon: 0041/(0)62/8880180<br />

kinag@kinderlobby.ch<br />

Beteiligung von Kindern<br />

an Schulen<br />

Die Kinderlobby Schweiz macht in<br />

der Nummer 7 der Schriftenreihe<br />

„Stichwort Kinderpolitik“ die Schulmitsprache<br />

zum zentralen Thema.<br />

Es finden sich in der Broschüre<br />

„Schule beteiligt Kinder“ eine Fülle<br />

von Informationen und Beispielen<br />

zum Thema Kinderbeteiligung an<br />

Schulen.<br />

Alle finden es grundsätzlich eine<br />

gute Sache, wenn SchülerInnen am<br />

Schulgeschehen mitbestimmen können.<br />

Nur: Funktioniert dies dann<br />

auch wirklich? Machen die Betroffenen<br />

mit? Weiss ich genug über Klassenrat<br />

oder Schulparlament? Was<br />

meinen Eltern und Behörden dazu?<br />

Solche und andere Fragen beantwortet<br />

die Broschüre, in der Grundlagen<br />

von echter Partizipation ebenso<br />

zu finden sind wie Handlungsanleitungen.<br />

Der Alltag von Schulen<br />

mit Partizipationsprojekten wird mit<br />

Beispielen lebendig dargestellt.<br />

LITERATUR<br />

Foto: Kinderlobby Schweiz<br />

Kinderlobby Schweiz –<br />

Kinderbüro Basel (Hrsg.):<br />

Schule beteiligt Kinder<br />

Bestellungen (Preis: 10 CHF,<br />

Euro-Betrag zu erfragen!):<br />

www.kinderlobby.ch,<br />

e-mail: info@kinderlobby.ch,<br />

Fon: 0041/(0)62/8880188<br />

S E I T E P A R T I Z I P A T I O N & I N T E G R A T I O N<br />

37


AK INTERNATIONALES<br />

Internationale Arbeit im Jugendwerk<br />

Zitat: „Die Bundeskonferenz möge beschließen: Die Konferenz beauftragt<br />

den Vorstand des <strong>Bundesjugendwerk</strong>es, einen Arbeitskreis<br />

Internationales einzurichten. Die Teilnahme an diesem Arbeitskreis<br />

soll allen Interessierten aus Untergliederungen des <strong>Bundesjugendwerk</strong>s<br />

ermöglicht werden.“ (Beschluss der JW-BuKo 2004)<br />

S E I T E A K I N T E R N A T I O N A L E S<br />

38<br />

Foto: Abierto Asturias<br />

So ergab es sich, dass einige Monate<br />

später der AK Internationales<br />

ins Leben gerufen wurde. Viele folgten<br />

dem Aufruf und nahmen am Gründungstreffen<br />

in Duisburg teil. Ideen<br />

wurden ausgetauscht, Pläne geschmiedet<br />

und alle gingen begeistert zurück<br />

in ihre Gliederungen. Dort angekommen<br />

konnten sie den JugendwerklerInnen<br />

mitteilen, dass sich der AK Internationales<br />

in Zukunft vor jedem Ausschuss<br />

treffen würde, dass aber auch<br />

andere Treffen, die länger dauern, nicht<br />

ausgeschlossen sind.<br />

Nach einigen Ausschüssen und Treffen<br />

ist es noch deutlicher geworden, wie<br />

wichtig die internationale Arbeit für<br />

den Verband ist und vor allem was für<br />

Möglichkeiten sich dahinter verbergen.<br />

Um mehr zu erfahren, haben einige Jugendliche<br />

der „Uschi Weltweit“ Fragen<br />

zum AK Internationales gestellt:<br />

?<br />

Jugend: Tach Uschi!<br />

Uschi: Hallo!<br />

?<br />

Jugend: Sag ma, was geht bei<br />

euch so ab im AK und warum ist er so<br />

wichtig?<br />

Uschi: Der AK ist insofern wichtig, da<br />

er eine Plattform bietet, auf der sich<br />

ehren- und hauptamtliche JugendwerklerInnen<br />

aus verschiedenen Gliederungen<br />

treffen und über Erfahrungen und<br />

Methoden der internationalen Arbeit<br />

austauschen können.<br />

Jugend: Ist es aber nicht so, dass<br />

?<br />

eine Gliederung für internationale<br />

Arbeit Asche braucht?<br />

Uschi: Auch das ist eines unserer zentralen<br />

Themen, denn wir tauschen uns<br />

gemeinsam im AK über die unterschiedlichen<br />

Finanztöpfe aus, wer sie<br />

in Anspruch nehmen kann und unter<br />

welchen Voraussetzungen. Aber wir<br />

suchen auch gemeinsam nach neuen<br />

Finanzierungsmöglichkeiten.<br />

?<br />

Jugend: Wo siehst du sonst noch<br />

Vorteile des AK für die Teilnehmenden<br />

und die Gliederungen?<br />

Uschi: Neben dem Austausch über die<br />

praktische Arbeit werden innerhalb des<br />

AK neue Ideen entwickelt und dann<br />

auch ausprobiert. Wir wollen aber auch<br />

Gliederungen, die noch nicht so drin<br />

sind in der internationalen Arbeit, helfen,<br />

einen Einstieg zu finden. Dafür<br />

können die Erfahrungen und die Kontakte<br />

der einzelnen Mitglieder genutzt<br />

werden. Auch für Gliederungen, die<br />

schon international aktiv sind, kann es<br />

von Vorteil sein, sich am AK zu beteiligen.<br />

Es wurde nämlich festgestellt,<br />

dass einige Gliederungen die gleichen<br />

Sachen machen und damit auch die<br />

gleichen Probleme haben, z.B. beim<br />

Europäischen Freiwilligen-Dienst (EFD).<br />

Da wäre es viel einfacher, wenn es eine<br />

Zentralstelle gäbe, die sowohl entsendet<br />

als auch die Koordination für<br />

das Empfangen übernehmen würde.<br />

Man darf auch nicht vergessen, dass<br />

über die internationale Arbeit eine<br />

Menge neuer Mitglieder gewonnen werden<br />

können. Denn es ist für jedeN,<br />

die oder der einen Austausch mitmacht<br />

oder mit vorbereitet und durchführt,<br />

eine tolle Erfahrung, durch die man<br />

sich persönlich weiter entwickelt und<br />

meist bleiben dann auch einige dem<br />

Verband treu.<br />

Nirgendwo hat man sonst die Möglichkeit,<br />

so viel zu reisen, für so wenig<br />

Geld. Dazu kommen die Freundschaften<br />

und alles andere, was sich sonst so<br />

Foto: LJW Thüringen<br />

ergibt. Ich selber habe, seitdem ich im<br />

JW bin, schon einiges in diesem Bereich<br />

mitgemacht, und das in verschiedenen<br />

Ländern und mit vielen Menschen.<br />

Und obwohl ich heute kaum<br />

noch Zeit für ehrenamtliche Arbeit habe,<br />

bleibe ich in diesem Bereich aktiv.<br />

Wir wollen versuchen, diese Arbeit innerhalb<br />

des JW zu koordinieren, aber<br />

auch zu optimieren, da wo es möglich<br />

ist. Denn es gibt noch andere Bereiche,<br />

wo ein zentrales Auftreten von Vorteil<br />

wäre.<br />

?<br />

Jugend: Du hast gesagt, dass im<br />

AK Ideen entwickelt werden, heißt das,<br />

dass ihr auch konkrete Sachen plant<br />

und durchführt?<br />

Uschi: Natürlich ist es so. Wir wollen<br />

keine theoretische Plaudergruppe sein.<br />

Aus diesem Grund haben wir für Ende<br />

des Jahres (genauer Termin steht noch<br />

nicht fest) als erste Aktion ein Treffen<br />

in Deutschland mit 6-7 Partnern aus<br />

verschiedenen Ländern zum Thema „Internationale<br />

Jugendarbeit und interkulturelle<br />

Öffnung“ geplant. Es soll dazu<br />

dienen, sich auszutauschen und gemeinsam<br />

konkrete Projekte zu planen.<br />

Alle, die Interesse haben, können sich<br />

beteiligen. Leute, die Interesse an der<br />

Planung haben, sind auch herzlich eingeladen.


COme in COntraCt<br />

?<br />

Jugend: Wann findet denn das<br />

nächste Treffen statt?<br />

Uschi: Das nächste Treffen wird am<br />

4./5. November stattfinden und es würde<br />

uns freuen, neue Leute dabei zu<br />

haben. Wie gesagt, es lohnt sich, dabei<br />

zu sein, denn bei uns sind alle<br />

hübsch und süß (außer Christin, die<br />

nicht süß sein möchte). Erwähnen<br />

möchte ich noch unser Forum auf der<br />

Homepage www.bundesjugendwerk.de.<br />

Hier können die Mitglieder rund um<br />

das Thema diskutieren.<br />

?<br />

Jugend: Wir sagen danke, Uschi,<br />

und versprechen, das nächste Mal dabei<br />

zu sein, denn es scheint eine echt<br />

krasse Sache zu sein.<br />

Uschi: Ich danke euch und freue mich<br />

schon auf die weitere Arbeit!<br />

Solltet Ihr Interesse an einer Mitarbeit<br />

am AK Internationales haben, könnt ihr<br />

euch beim <strong>Bundesjugendwerk</strong> melden.<br />

Mehr Infos gibt es bei den AnsprechpartnerInnen<br />

des AK Internationales,<br />

dem Samir und der Barbara:<br />

samir.elalami@bundesjugendwerk.de<br />

und barbara.brunelli@bundesjugend<br />

werk.de, Fon: 0228/6685-118. ❑<br />

Internationale Grüße<br />

Foto: Abierto Asturias<br />

Foto: Mark Unbehend<br />

Euer AK Internationales<br />

Come in Contract<br />

Das Projekt „Bock auf Politik –<br />

Migrantinnen und Migranten<br />

beziehen Position“<br />

„<br />

„Come in Contract“ heißt die Partizipationskampagne des Deutschen<br />

Bundesjugendringes (DBJR). „Come in Contract“ ist Teil der Kampagne<br />

„Projekt P“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend (BMFSFJ), welche gemeinsam mit dem DBJR und der Bundeszentrale<br />

für politische Bildung durchgeführt wird.<br />

In der Exzess wurde schon einiges über „Come in Contract“ berichtet.<br />

In den kommenden Ausgaben wollen wir den Come-in-Contract-Projekten<br />

aus dem Jugendwerk und der AWO die Möglichkeit geben, sich<br />

selbst genauer vorzustellen. Es startet das Projekt „Bock auf Politik“<br />

des AWO-Unterbezirks Hochsauerland/Soest, welches vom Juni bis<br />

Oktober 2004 stattfand.<br />

Mark Unbehend<br />

Infos zu „Come in Contract“:<br />

www.dbjr.de und www.projekt-p.de<br />

Sie leben hier, sind hier aufgewachsen<br />

und haben trotzdem<br />

nicht die gleichen Chancen“, machte<br />

der Projektgruppenleiter Georg Majewski<br />

beim ersten Treffen von PolitikerInnen<br />

und jungen MigrantInnen aus<br />

Soest deutlich, was letztere bewogen<br />

hatte, an dem Projekt „Bock auf Politik“<br />

teilzunehmen.<br />

Die AWO-Jugendmigrationsdienste im<br />

Kreis Soest und Paderborn, spezielle<br />

Beratungs- und Betreuungsdienste<br />

für junge MigrantInnen, führten das<br />

Projekt durch.<br />

Ziel des Projektes war es, jugendliche<br />

MigrantInnen in Kontakt mit der kommunalen<br />

Politik zu bringen, Wege der<br />

politischen Entscheidungen transparenter<br />

und Möglichkeiten der politischen<br />

Einflussnahme deutlich zu machen. Roter<br />

Faden, der sich durch das Projekt<br />

zog, war der Abschluss einer Vereinbarung<br />

(Contract) zwischen den Jugendlichen<br />

und den Politikern auf den örtlichen<br />

Ebenen.<br />

Um das Thema für die Jugendlichen<br />

greifbar zu machen und sie zur Mitarbeit<br />

zu motivieren, startete das Projekt<br />

im direkten Lebensumfeld der Migrantinnen<br />

und Migranten.<br />

In der Planungs- und Vorbereitungsphase<br />

erarbeiteten die Projektteilnehmer<br />

einen Themenkatalog, der angestrebte<br />

Veränderungen im kommunalen<br />

Bereich beinhaltete.<br />

Beispielhaft sei hier der Projektstart<br />

der Gruppe in Soest beschrieben:<br />

Die Soester Projektgruppe konnte bei<br />

ihrem ersten Treffen Politiker fast aller<br />

kommunalen Fraktionen begrüßen<br />

(CDU, SPD, Bündnis90/Die Grünen). Der<br />

Sprecher der Gruppe, Salah El Jamaa,<br />

erläuterte zunächst die Beweggründe<br />

der Jugendlichen, die dazu geführt haben,<br />

sich an dem Projekt zu beteiligen:<br />

„Wir haben uns gefragt, wieso gibt es<br />

keine Sachbearbeiter beim Ausländer-<br />

/Sozialamt, die selbst Migranten sind?“<br />

Außerdem führten die Jugendlichen<br />

folgende Punkte an:<br />

• Ihre Freunde, Bekannten, Nachbarn<br />

und Verwandten haben oft Schwierig-<br />

S E I T E C O m e i n C O n t r a C t<br />

39


COme in COntraCt<br />

keiten, sich an Behörden und Ämter<br />

zu wenden. Dies ist nicht selten mit<br />

Angst verbunden.<br />

• Die Bescheide und Briefe der Behörden<br />

werden oft nicht verstanden, das<br />

Widerspruchsrecht deshalb nicht genutzt.<br />

• Unsere Eltern sollen wissen, dass wir<br />

uns hier wohl und vor allem sicher<br />

fühlen.<br />

Die Jugendlichen stellten im Hinblick<br />

auf ihre Erwartungen auch ihre Stärken,<br />

die sie zur Verfügung stellten, heraus:<br />

• Viele von uns sind in Soest geboren,<br />

wir kennen uns hier aus.<br />

• Wir sprechen mindestens zwei<br />

Sprachen.<br />

• Wir habend das Vertrauen der Migranten<br />

aus der Siedlung, weil wir<br />

selbst von hier sind.<br />

• Wir haben Hintergrundwissen über<br />

die Systeme, Kulturen, Mentalitäten<br />

und Sprachen verschiedener Länder<br />

(interkulturelle Kompetenz).<br />

des Projektes. Bei einem gemeinsamen<br />

Treffen wurden Informationen über die<br />

jeweiligen Ideen, den Stand ihrer Umsetzung<br />

und Erfahrungen mit PolitikerInnen<br />

und politischen Gremien ausgetauscht.<br />

Die Akzeptanz der Idee im sozialen<br />

Umfeld, Erfolge, Schwierigkeiten<br />

und weitere Aspekte wurden besprochen<br />

und dadurch Synergieeffekte erzielt,<br />

die jede einzelne Gruppe in ihrem<br />

Vorgehen vor Ort unterstützte. Im Rahmen<br />

dieser gemeinsamen Veranstaltung<br />

fanden auch Informationsgespräche mit<br />

Landtagsabgeordneten/Europa-Parlamentariern<br />

statt, um den Weg der politischen<br />

Entscheidungen auch auf einer<br />

höheren als der kommunalen Ebene zu<br />

verdeutlichen.<br />

S E I T E C O m e i n C O n t r a C t<br />

40<br />

• Die Behörden werden als mächtiger<br />

Gegner, gegen den man keine Chance<br />

hat, wahrgenommen.<br />

• Oft stehen Migranten den Beamten<br />

und Sachbearbeitern hilflos gegenüber<br />

und erklären sich Misserfolge auf<br />

eigene Weise (Fremdenfeindlichkeit,<br />

Rassismus…).<br />

Anschließend erläuterten die Jugendlichen<br />

ihre Erwartungen an die PolitikerInnen:<br />

• Wir möchten, dass Sie uns ermöglichen,<br />

Praktika beim Ausländer- und<br />

Sozialamt zu machen. Diese sind notwendig,<br />

um zu verstehen, wie Behörden<br />

funktionieren. Wir wollen die<br />

Verfahrensabläufe verstehen, die Entscheidungsträger<br />

kennen lernen. Wir<br />

wollen uns fit machen, indem wir erfahren,<br />

wie das System funktioniert.<br />

• Verwaltungsmitarbeiter sollen uns<br />

schulen, damit wir das Wissen in<br />

einer Selbsthilfegruppe weitergeben<br />

können und so die Zugewanderten<br />

unterstützen können.<br />

• Wenn wir dann jemanden zur Behörde<br />

begleiten, kommen wir schon als<br />

Bekannte und nicht als Fremde und<br />

können uns gegenseitig helfen.<br />

• Wir wollen keine hilflosen Fremden<br />

sein, sondern mündige Bürger, die aus<br />

eigener Kraft ihre Zukunft gestalten.<br />

Gleich beim ersten Treffen kam es zum<br />

Abschluss einer Vereinbarung zwischen<br />

den Jugendlichen und den PolitikerInnen.<br />

Vereinbarung<br />

1. Die anwesenden PolitikerInnen werden<br />

sich um ein Gespräch mit Frau<br />

Czock und Herrn Sander bemühen,<br />

in dem mögliche Praktika für Jugendliche<br />

des Projektes beim Sozialamt<br />

der Stadt Soest (evtl. bei anderen<br />

Ämtern) vereinbart werden. Ziel der<br />

Praktika: Hilfestellung bei sprachlichen<br />

Problemen für Bewohner der<br />

„englischen Siedlung“.<br />

2. Die Projektgruppe erklärt sich bereit,<br />

die Praktika anzutreten und engagiert<br />

durchzuführen.<br />

Diese Vereinbarung wurde von allen<br />

anwesenden PolitikerInnen und Jugendlichen<br />

unterschrieben.<br />

Seitens der Politik und der Stadt Soest<br />

gab es danach positive Signale. Beim<br />

zweiten Treffen waren auch der Bürgermeister,<br />

der Landrat sowie die Fachdienstleiter<br />

des Jugendamtes, des Sozialamtes<br />

und der Ausländerbehörde dabei.<br />

Die Kooperation der einzelnen Gruppen<br />

aus den Jugendmigrationsdiensten im<br />

Kreis Soest und Paderborn war ein<br />

weiterer wichtiger Aspekt im Verlauf<br />

Fotos: AWO Hochsauerland/Soest<br />

Die Jugendlichen erfuhren in diesem<br />

Projekt, dass persönliches Engagement<br />

in politischer Hinsicht etwas bewirken<br />

kann und sie selbst Einfluss nehmen<br />

können. Die jungen MigrantInnen lernten<br />

das Grundprinzip der demokratischen<br />

Gesellschaft kennen, das den<br />

persönlichen Einsatz der Menschen voraussetzt,<br />

um Veränderungen in der Gesellschaft<br />

zu gestalten. Der Verlauf des<br />

Projektes im Hinblick auf die zumindest<br />

teilweise Umsetzung und Verwirklichung<br />

ihrer Anliegen bewirkte, dass<br />

sich einzelne der beteiligten jungen MigrantInnen<br />

auch weiterhin politisch und<br />

sozial engagieren. ❑<br />

Elena Schmidt<br />

(AWO-Unterbezirk Hochsauerland/Soest)<br />

& Barbara Brewer<br />

(AWO-Kreisverband Paderborn)


SCHÖNHEIT…<br />

Schönheit kotzt mich an!<br />

Das KJW Nürnberg organisierte Projektwoche zu Schönheitswahn und Körperkult<br />

Wusstet Ihr schon, dass Schönheitsoperationen<br />

in den letzten 10<br />

Jahren um 61% zugenommen haben?<br />

Dass Frauen fast doppelt soviel Geld<br />

für Bekleidung ausgeben wie Männer?<br />

Oder dass pro Monat durchschnittlich<br />

10 Diätbücher in Deutschland erscheinen?<br />

So lauteten nur einige der überraschenden<br />

Erkenntnisse der Projektwoche<br />

mit dem Titel „Schönheit kotzt<br />

mich an!“, die das Kreisjugendwerk<br />

der AWO Nürnberg in Kooperation mit<br />

der Jugend Information Nürnberg und<br />

der Präventiven Jugendhilfe im Jugendamt<br />

Nürnberg vom 11.-15. April im<br />

Nürnberger „K4“ veranstaltete.<br />

Den Anstoß dazu lieferte eine Plakatausstellung<br />

der Jugendwerkerin Melanie<br />

Jilg, die unter dem gleichen Titel<br />

die Themen Schönheitswahn und<br />

Körperkult künstlerisch umsetzte. Das<br />

Landesjugendwerk der bayerischen<br />

AWO veröffentlichte die sehr eindrückliche<br />

Ausstellung.<br />

Diese Plakatausstellung war es, die<br />

wir ursprünglich mit einem Begleitprogramm<br />

der Öffentlichkeit zugänglich<br />

machen wollten. Nach näherer Auseinandersetzung<br />

zeigte sich jedoch<br />

schnell, dass das Thema mehr forderte.<br />

Ergebnis der Planungen war schließlich<br />

eine ausgefüllte Projektwoche, für<br />

die wir den Fokus auf eine kritische<br />

Betrachtung des allgemeinen Schönheitsbegriffs<br />

setzten.<br />

Neben der Ausstellung konnten wir<br />

Dank der finanziellen Förderung durch<br />

das Programm „5000xZukunft“ der<br />

„Aktion Mensch“ Angebote für verschiedene<br />

Zielgruppen im Programm<br />

aufnehmen:<br />

JUGENDLICHE<br />

Bei zahlreichen Veranstaltungen wurden<br />

Jugendliche dazu angeregt, sich<br />

aktiv-kreativ mit dem medial konstruierten<br />

Schönheitsideal zu beschäftigen,<br />

es kritisch zu hinterfragen und ihr<br />

Selbstbewusstsein zu steigern:<br />

Im Workshop „Ey echt cool“ beschäftigten<br />

sich Klassen aus Haupt-, Real-,<br />

Förder- und Berufsschulen mit<br />

Fragen wie „Was ist momentan<br />

cool?“, „Wie müssen<br />

Jungs und Mädchen<br />

aussehen, um „in“ zu<br />

sein?“ und „Wie weit gehen<br />

Jugendliche, um ihrem<br />

Idealbild zu entsprechen?“.<br />

Heiße Diskussionen und<br />

manch überraschende Erkenntnis<br />

(„Jungs wollen gar<br />

keine dünnen Freundinnen.“)<br />

waren inbegriffen.<br />

An den Nachmittagen gab es<br />

dann für Jugendliche Gelegenheit,<br />

ganz praktisch ins Thema einzusteigen:<br />

Beim Wellnessnachmittag „Tu dir etwas<br />

Gutes“ konnten Jugendliche mit einer<br />

selbst hergestellten Gesichtsmaske<br />

ihrer Haut Gutes tun. Mit dem selbst<br />

gemischten Lieblingsöl lernten sie von<br />

einer Fachfrau verschiedene Massagegriffe<br />

kennen, konnten sich verwöhnen<br />

lassen, selbst aktiv verwöhnen und<br />

dabei so richtig entspannen. Denn<br />

Schönheit bedeutet auch, dass ich<br />

mich wohl fühle - so die Erkenntnis.<br />

Zwei Apothekerinnen gaben beim<br />

Workshop „Natürlich und gesund<br />

schminken“ fundierte Auskunft zu richtiger<br />

Hautpflege, hautfreundlichem<br />

Schminken, passenden Farben und<br />

dem Kaschieren von Problemzonen. Die<br />

fachmännische Anleitung beim praktischen<br />

Ausprobieren war heiß begehrt.<br />

Ganz ausführlich konnten sich Jugendliche<br />

an zwei Nachmittagen beim Schattentheater-Workshop<br />

„im Licht“ der eigenen<br />

Einzigartigkeit bewusst bewegen.<br />

Das Experimentieren mit Licht und<br />

Schatten animierte zu einer kreativen<br />

Auseinandersetzung mit sich selbst und<br />

schaffte die Möglichkeit, sich einmal in<br />

einem anderen Licht zu sehen, Facetten<br />

der eigenen Identität kennen zu lernen,<br />

darzustellen und wertzuschätzen.<br />

„Tanzen wie die Stars“ war das Motto<br />

einer sportlichen Einheit. Unter fachkundiger<br />

Anleitung wurde eine Choreographie<br />

zu einem aktuellen<br />

Hit einstudiert. Neben<br />

Spaß und Bewegung wurden<br />

Körperbewusstsein und Selbstvertrauen<br />

im Umgang mit der<br />

eigenen Ausdrucks- und Bewegungsart<br />

gefördert.<br />

MULTIPLIKATOREN<br />

Für Mitarbeiter/innen und<br />

Multiplikator/innen der Kinder-<br />

und Jugendarbeit bestand<br />

die Möglichkeit zu theoretischem<br />

und praktischem Input<br />

für die Jugendarbeit:<br />

Die jeweils gut besuchten Angebote<br />

zeigten das starke Interesse an konkreten<br />

Spiel- und Projektideen (Workshop<br />

„Ich find` mich richtig“), Möglichkeiten<br />

und Übungen, das Thema Schönheitswahn<br />

in der Arbeit mit Jugendlichen<br />

aufzugreifen und zu vertiefen sowie<br />

an einem Exkurs zur Arbeit mit jungen<br />

Männern, deren Umgang mit Körperlichkeit<br />

sich von dem junger Frauen in<br />

vielem unterscheidet, teilzunehmen<br />

(Fortbildungsnachmittag).<br />

INTERESSIERTE ÖFFENTLICHKEIT<br />

Dass „Schönheitswahn“ und speziell<br />

Essstörungen allgegenwärtige und<br />

emotionale Themen sind, zeigte ein<br />

vollbesetzter Saal beim Fachvortrag<br />

„Hunger nach dem Ich“. Dabei lieferte<br />

die Fachärztin für Allgemeinmedizin,<br />

Gertrud Corell, medizinische Basisinformationen<br />

zum Thema „Essstörungen“<br />

sowie wichtige Hinweise zum Erkennen,<br />

Unterscheiden und Handeln. Ergänzt<br />

wurden die Ausführungen von der<br />

Kinder- und Jugendpsychotherapeutin,<br />

Lydia Hahn, die über notwendige<br />

Schritte und die psychotherapeutische<br />

Fotos: KJW Nürnberg<br />

S E I T E S C H Ö N H E I T …<br />

41


INFOS, TIPPS & BÜCHER<br />

Dauerthemen mit<br />

manchmal krankhaften<br />

Auswirkungen<br />

sind.<br />

Hier gilt es vorzubeugen! Deshalb ist<br />

geplant, die Inhalte und Methoden der<br />

Projektwoche und weiterführende Informationen<br />

nachhaltig für die Jugendarbeit<br />

nutzbar zu machen. ❑<br />

Margrit Stähle<br />

KJW Nürnberg<br />

Fotos: KJW Nürnberg<br />

Arbeit mit Jugendlichen und jungen<br />

Frauen referierte. Fachleute, Eltern und<br />

Betroffene beteiligten sich intensiv an<br />

der anschließenden Diskussion und<br />

nahmen das Informationsangebot der<br />

vielen Beratungsstellen, die sich vor<br />

Ort mit ihrem Angebot vorstellten,<br />

interessiert wahr.<br />

Das KOMM-KINO im K4 zeigte im Rahmen<br />

der Projektwoche die Filme „Echte<br />

Frauen haben Kurven“ und „Secret<br />

Society“. Dass einige Pfunde zuviel der<br />

Verwirklichung ganz eigener Lebensvorstellungen<br />

nicht im Weg stehen,<br />

vermittelten die beiden Heldinnen auf<br />

äußerst unterhaltsame Weise und<br />

rundeten die Projektwoche damit ab!<br />

Wir vom Kreisjugendwerk Nürnberg<br />

können also auf eine sehr erfolgreiche<br />

Projektwoche zurückblicken. Das große<br />

Interesse der zahlreichen Besucher und<br />

auch der Presse zeigt uns, dass Schönheitswahn<br />

und Körperkult keine kurzfristigen<br />

Modeerscheinungen, sondern<br />

KOntakt & InfOs:<br />

Kreisjugendwerk Nürnberg<br />

Fon: 0911/428830<br />

E-mail: info@kjw-nuernberg.de<br />

www.kjw-nuernberg.de<br />

Infos zur Plakatausstellung<br />

„Schönheit kotzt mich an!“:<br />

Landesjugendwerk der<br />

bayerischen AWO<br />

Tel: 089/547260-10<br />

E-mail: ljw-bayern@t-online.de<br />

www.ljw-bayern.de<br />

S E I T E S C H Ö N H E I T …<br />

42


FSJ<br />

„Soziales Engagement<br />

verdient Anerkennung“<br />

Bundestagsabgeordneter Bürsch zu<br />

Besuch bei FSJ-Abschluss-Seminar<br />

Im Zusammenhang mit der Sympathiekampagne des Bundesarbeitskreises<br />

FsJ (Freiwilliges soziales Jahr)/FöJ (Freiwilliges ökologisches<br />

Jahr), der die Förderung und Qualitätssicherung von FsJ<br />

und FöJ vorantreiben möchte, wurde der Bundestagsabgeordnete<br />

Dr. Michael Bürsch (SPD) auf ein Abschlussseminar der FsJler<br />

beim Landesjugendwerk der AWO Schleswig-Holstein eingeladen.<br />

Das Ziel hierbei ist es, einen Austausch zwischen FsJlern und der<br />

Politik herzustellen und die Zukunft des FsJ gemeinsam zu gestalten.<br />

Herrn Bürsch wurde von der aktuellen Arbeitssituation<br />

der FsJler berichtet. Er konnte sich ein tatsächliches und aktuelles<br />

Bild der Tätigkeiten von FsJlern machen und es fand ein inhaltlicher<br />

Austausch über Themen, wie z.B. Migration als Arbeitsfeld<br />

für FsJler, Anerkennung des FsJ auf dem Arbeitsmarkt und<br />

vieles mehr, statt.<br />

Der Besuch vom Dr. Michael Bürsch war ein wahrer Höhepunkt<br />

des Abschlussseminars. In einer Begrüßungsrunde stellte sich<br />

Herr Bürsch kurz vor - er hat intensiv mitgewirkt im Ausschuss<br />

für bürgerschaftliches Engagement und hatte dadurch auch<br />

schon eine Vorstellung vom FsJ und anderen Freiwilligendiensten.<br />

Danach stellte sich jeder FsJler einzeln vor, erzählte von<br />

seiner/ihrer Arbeit und jeder sagte kurz, warum er das FsJ für<br />

ihn als wichtig erachtet. Bürsch zeigte enormes Interesse daran<br />

und hakte das ein oder andere Mal auch nach.<br />

Dieses Interesse nutzte die Gruppe dann auch sogleich für ihr<br />

sorgsam vorbereitetes Programm: Zunächst stand eine simulierte<br />

Zugfahrt von Kiel nach Berlin auf dem Tagesplan. Hierbei erzählten<br />

die FsJler gute und schlechte Erlebnisse aus dem FsJ und<br />

sprachen unterschiedliche Themenbereiche allgemein zum FsJ an.<br />

Wieder zeigte sich Bürsch sehr interessiert und stand auch bei<br />

Bedarf Rede und Antwort. Das Gespräch war sehr spannend und<br />

abwechslungsreich durch immer wieder „ein- und aussteigende“<br />

Fahrgäste. In Berlin angekommen wurde Herr Bürsch von der<br />

„Presse“ empfangen und zu einer Ausstellung eingeladen.<br />

In dieser Ausstellung wurden die Ergebnisse der Projektarbeiten<br />

der FSJler in ihren Einrichtungen präsentiert. Vom Keks-Backen<br />

mit Älteren bis zum T-Shirt-Bemalen mit Jüngeren war alles dabei<br />

und wurde in einem wunderschön dekorierten Raum präsentiert.<br />

Dr. Bürsch zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt der Arbeiten<br />

und lobte das Engagement.<br />

Nach einer kurzen Pause, in der Michael Bürsch dem einen oder<br />

anderen Interessierten von dem neuen Wahlkampfprogramm der<br />

SPD erzählte, lud Moderator Christian Burmeister zu einer starbesetzten<br />

Talkshow im Stile einer Sabine Christiansen ein. Gäste<br />

waren neben dem Bundestagsabgeordneten eine FSJlerin, ein<br />

ehrenamtliches Mitglied eines Sportvereins, eine Kindergartenleiterin<br />

und der Vater eines FSJlers (außer Bürsch wurden auch hier<br />

alle Personen von FSJlern gespielt). Nachdem man von jedem ein<br />

Statement gehört hatte, wurde die Runde auch für das Publikum<br />

geöffnet. Themen waren u. a. die Abschaffung der Wehrpflicht,<br />

die Zukunft des FSJ, ehrenamtliches Engagement in der Gesellschaft<br />

und allgemeine Anerkennung des FSJ. Dabei entstand eine<br />

rege Diskussion, die leider aus zeitlichen Gründen unterbrochen<br />

werden musste.<br />

Das Ende der Veranstaltung nahte und Herr Bürsch stellte in seinem<br />

Schlusswort an die Gruppe noch klar heraus, dass „soziales<br />

Engagement Anerkennung verdient“. Dann musste er auch schon<br />

wieder gehen, um sich mit dem Wahlkampf zu beschäftigen. Wir<br />

wünschen ihm dabei sehr viel Glück und drücken die Daumen!<br />

Vielen Dank für ihren Besuch! ❑<br />

Paul Schulz & Knut Friedrichs<br />

FSJler des LJW der AWO<br />

Schleswig-Holstein<br />

Fotos: LJW Schleswig-Holstein<br />

S E I T E F S J<br />

43


INFOS, TIPPS & BÜCHER<br />

S E I T E I N F O S , T I P P S & B Ü C H E R<br />

44<br />

Der Neue beim BuJW:<br />

Geballte Ladung<br />

JW-Erfahrung<br />

Lieber Jugendwerklerinnen<br />

und Jugendwerkler,<br />

auf dem Bundestreffen wurde es offiziell<br />

verkündet und nun möchte ich mich noch<br />

mal kurz bei all denjenigen vorstellen,<br />

die bisher keine Gelegenheit hatten, mich<br />

zu beschnuppern.<br />

Mein Name ist Dennis Peinze, ich bin<br />

(seit kurzem) 39 Jahre jung und nun also<br />

seit 1. Mai 2005 der neue Geschäftsführer<br />

des <strong>Bundesjugendwerk</strong>es. Nach dem Abitur<br />

habe ich Maschinenbau studiert und<br />

in diesem Tätigkeitsfeld auch einige Zeit<br />

gearbeitet. Schnell habe ich jedoch gemerkt,<br />

dass mir die Arbeit mit Maschinen<br />

wenig Spaß bereitet und ich lieber für und<br />

mit Menschen, vorrangig Kindern und<br />

Jugendlichen, tätig sein wollte. Bei der<br />

AWO in Eisenach begann ich als Streetworker<br />

im Bereich Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit<br />

in einem Antigewaltprojekt.<br />

Um mir den notwendigen theoretischen<br />

Hintergrund anzueignen, absolvierte ich<br />

an der Schiller-Uni in Jena ein erziehungswissenschaftliches<br />

Begleitstudium. Im<br />

Rahmen des Projektes haben wir mit<br />

Jugendlichen ein Jugendhaus aufgebaut,<br />

welches auch heute noch ein fester Bestandteil<br />

der Jugendhilfestruktur ist.<br />

Nach achtjähriger Tätigkeit im Bereich der<br />

offenen Kinder- und Jugendarbeit wollte<br />

ich mich neu orientieren. Der Vorstand<br />

Einführung in die<br />

Sozialisationstheorie<br />

So heißt ein Buch des Bielefelder Sozialforschers<br />

Klaus Hurrelmann, welches im<br />

Beltz-Verlag erschien. Dieses Buch liefert<br />

eine einfach geschriebene Einführung in<br />

die gängigen Theorien und empirischen<br />

Ergebnisse der Sozialisationsforschung.<br />

Im Pädagogischen Konzept des Jugendwerkes<br />

der AWO bezeichnet sich das Jugendwerk<br />

der AWO selbst als Sozialisationsinstanz.<br />

Was unter Sozialisation verstanden<br />

werden kann, wie sie gedeutet<br />

und erklärt wird, dazu liefert Hurrelmann<br />

soziologische Ergänzungen und Interpretationshilfen.<br />

Foto: Mark Unbehend<br />

des Landesjugendwerks der AWO Thüringen<br />

bot mir die Möglichkeit, mich als<br />

Geschäftsführer zu bewähren. In den vergangenen<br />

fünf Jahren haben wir das Landesjugendwerk<br />

gut in der Verbandslandschaft<br />

etabliert, neue Projekte initiiert<br />

und auch letztendlich die finanziellen Einschnitte<br />

durch die „glorreiche“ Thüringer<br />

Landesregierung kompensieren können.<br />

Für mich persönlich eine sehr schöne Zeit<br />

mit vielen neuen Erfahrungen, welche ich<br />

nun gerne in meine neue Tätigkeit einbringen<br />

möchte. Viele von euch, ob ehren-<br />

oder hauptamtlich in unserem Verband<br />

engagiert, kennen mich bereits aus<br />

dieser Zeit.<br />

Nun hat mich also der Bundesvorstand<br />

mit der Leitung der Bundesgeschäftsstelle<br />

betraut. Ich verspreche, mein Bestes zu<br />

tun, um dieser Aufgabe gerecht zu werden.<br />

Ich stehe euch jederzeit als kompetenter<br />

Ansprechpartner und Unterstützer<br />

für unsere gemeinsame Sache zur Verfügung<br />

und freue mich auf die Zusammenarbeit.<br />

Mit solidarischen Grüßen<br />

Euer Dennis<br />

Selbstverständlich ist<br />

ein solches Buch weniger<br />

eine konkrete<br />

Handlungsanleitung<br />

für die Praxis der Jugendverbandsarbeit.<br />

Dafür wurde es auch<br />

nicht geschrieben.<br />

Aber es kann sicherlich<br />

eine wertvolle<br />

Ergänzung zur Reflexion des eigenen<br />

Tuns in der pädagogischen Tätigkeit mit<br />

Kindern und Jugendlichen sein. ❑<br />

Mark Unbehend<br />

LITERATUR<br />

Klaus Hurrelmann (2002): Einführung<br />

in die Sozialisationstheorie<br />

Jugend unter<br />

der NS-Diktatur<br />

1933-1945<br />

Unter diesem Titel<br />

hat Karl Heinz<br />

Jahnke eine beeindruckende<br />

Darstellung<br />

der lebensweltlichen<br />

Umstände von<br />

Jugendlichen in der<br />

Zeit des NS-Regimes<br />

im Ingo-Koch-Verlag<br />

dokumentiert.<br />

Zunächst scheinen die 690 Seiten des<br />

Buches unüberwindlich, doch beim Einlesen<br />

überzeugt die eingängige Zusammenstellung<br />

der vielen historischen Quellen.<br />

Der Band enthält 311 Dokumente aus den<br />

Jahren 1933 bis 1945, die den LeserInnen<br />

ein eigenes Urteil erlauben.<br />

„In unseren Augen da muß der deutsche<br />

Junge der Zukunft schlank und rank sein,<br />

flink wie ein Windhund, zäh wie Leder<br />

und hart wie Kruppstahl.“ Dieser Satz<br />

Hitlers verdeutlicht die Ansprüche der<br />

Nazis an die Jugend. Nur wenige stellten<br />

sich diesen entgegen. Die meisten gingen<br />

in der Masse der Nazi-Jugendorganisationen<br />

auf.<br />

Daher ist besonders erwähnenswert, dass<br />

Jahnke auch den jugendlichen Widerstand<br />

gegen die Nazi-Herrschaft in zahlreichen<br />

Dokumenten berücksichtigt hat. Es sind<br />

mehrere Porträts einzelner junger Opfer,<br />

die Widerstand leisteten, enthalten.<br />

Neben der Verfolgung des Widerstands<br />

und der Verweigerung von Jugendlichen<br />

konzentrierte sich der Autor auf folgende<br />

Schwerpunktthemen: die Rolle und<br />

Stellung der Reichsjugendführung im NS-<br />

Staat, die Hitler-Jugend (HJ) im System<br />

der Machtausübung, das Verhältnis von<br />

NSDAP und HJ, die Beziehungen von<br />

Reichsjugendführung und HJ zur Wehrmacht<br />

und SS sowie die Folgen des<br />

Zweiten Weltkrieges für die junge Generation.<br />

❑<br />

Mark Unbehend<br />

LITERATUR<br />

Karl Heinz Jahnke (2003): Jugend<br />

unter der NS-Diktatur 1933-1945.<br />

Eine Dokumentation


INFOS, TIPPS & BÜCHER<br />

Jugendverbände öffnen<br />

sich interkulturell<br />

Anfang Juni trafen sich in Berlin VertreterInnen von Jugendverbänden,<br />

Wissenschaft und Politik zu einem Fachgespräch<br />

über die interkulturelle Öffnung der Jugendverbände, zu dem die<br />

Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und<br />

Integration, der Deutsche Bundesjugendring (DBJR), die Deutsche<br />

Sportjugend (dsj) und das Informations- und Dokumentationszentrum<br />

für Antirassismusarbeit (IDA) eingeladen hatten.<br />

Die einleitenden Stellungnahmen von Marieluise Beck (Integrationsbeauftragte<br />

der Bundesregierung), Torsten Raedel (DBJR),<br />

Benjamin Folkmann (dsj) und Thilo Scholle (IDA) machten deutlich,<br />

dass die Jugendverbände Deutschland ganz selbstverständlich<br />

als Einwanderungsland wahrnehmen und beginnen, diesen<br />

Realitäten auch in ihren Verbänden zu entsprechen. Projekte,<br />

Maßnahmen und Stellungnahmen zur Migrationsgesellschaft und<br />

Partizipation von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund<br />

zeugen von dem Prozess der interkulturellen Öffnung.<br />

Gleichzeitig besteht jedoch ein erheblicher Mangel an empirischen<br />

Daten zur tatsächlichen Situation in den Jugendverbänden<br />

in Hinblick auf den Stand der interkulturellen Öffnung, wie Prof.<br />

Andreas Thimmel von der Fachhochschule Köln in seinem Vortrag<br />

ausführte. Interkulturelle Öffnung bei Verbänden könne aber<br />

nicht wie bei Behörden von oben verordnet, sondern müsse aus<br />

den Verbänden heraus entwickelt werden. Die regen Diskussionen<br />

der Teilnehmenden machten deutlich, dass auf Seiten der<br />

Jugendverbände erhebliches Interesse an einer Zusammenarbeit<br />

mit der Wissenschaft besteht, um Daten und Modelle zur weiteren<br />

Optimierung des Öffnungsprozesses zu erhalten.<br />

Die Podiumsdiskussionen mit VertreterInnen von MigrantInnenselbstorganisationen<br />

und den klassischen Jugendverbänden boten<br />

ein Forum des Austauschs zwischen den Visionen, Verbandserfahrungen<br />

und Ergebnissen verschiedener Modellprojekte. Dabei<br />

wurde deutlich, dass die VertreterInnen der Selbstorganisationen<br />

den Wunsch nach Kooperation mit anderen Vereinen haben<br />

und in den Strukturen der organisierten Jugendverbandsarbeit<br />

mitwirken möchten, wenngleich sie auch die Erfahrungen<br />

von Zurückweisung, Misstrauen und Diskriminierung seitens der<br />

Mehrheitsgesellschaft thematisierten.<br />

Offenheit und Dialog prägten die Atmosphäre des Fachgesprächs.<br />

Die Jugendverbände in der Bundesrepublik Deutschland haben<br />

sich auf den Weg gemacht, die plurale Zusammensetzung der<br />

Gesellschaft in ihren Vereinsstrukturen widerzuspiegeln. Dieser<br />

Weg muss nun, darin waren sich alle Teilnehmenden einig, konsequent<br />

weitergegangen werden, um gerechte Partizipationsmöglichkeiten<br />

für alle in Deutschland lebenden Kinder und Jugendlichen<br />

zu erreichen. ❑<br />

Dr. Stephan Bundschuh<br />

Geschäftsführer, IDA e.V.<br />

Noch Plätze frei in den<br />

Freizeiten des Jugendwerks<br />

der AWO Württemberg<br />

Auf einigen Ferienfreizeiten des BJW der AWO Württemberg<br />

gibt es noch freie Plätze. Kanuabenteuer in Schweden oder<br />

am Strand entspannen in Spanien, Wandern durch die Cevennen<br />

mit dem Esel oder doch lieber zur Kinderrepublik nach Selker<br />

Noor? Noch gibt es viele Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche<br />

zwischen 10 und 20 Jahren, einen spannenden Urlaub ohne<br />

Eltern zu erleben. Alle Freizeiten werden von pädagogischen Betreuern<br />

begleitet, die natürlich auch für Spaß und Action sorgen.<br />

Das Programm kann kostenlos bestellt werden. ❑<br />

Infos: BJW der AWO Württemberg, www.jugendwerk24.de,<br />

Fon: 0711/522841<br />

Fußballturnier „Kids und Cops“ war ein Riesenerfolg<br />

Foto: KJW Essen<br />

Die Kicker vom JZ Schonnebeck des Kreisjugendwerks der<br />

AWO Essen verteidigten Wanderpokal und belegten wiederholt<br />

den ersten Platz beim Fußballturnier „Kids und Cops“ in<br />

Katernberg.<br />

Unter der Schirmherrschaft von Polizeipräsident Herbert Schenkelberg<br />

fand Anfang Juni das mittlerweile traditionelle Fußballturnier<br />

„Kids und Cops“ in der Gustav-Heinemann-Gesamtschule<br />

in Essen-Katernberg statt. Auswahlmannschaften der Polizei<br />

Essen, der Jugendhäuser, der Moscheevereine und der RAG Ausbildungsgesellschaft<br />

kämpften um den begehrten Wanderpokal.<br />

Nach packenden Vorrunden- und Halbfinalspielen standen sich<br />

die Auswahlmannschaft der Polizei und die Kicker des Jugendzentrums<br />

Schonnebeck im Finale gegenüber. Nach einem 12-<br />

minütigen Finalspiel stand es fest: Das Jugendzentrum Schonnebeck<br />

ist die fußballerische Nr. 1 im Essener Norden. Während<br />

der Spielpausen sorgten ehrenamtliche Helfer des Jugendzentrums<br />

und der Moscheevereine für eine ausgewogene Verpflegung<br />

der Spieler und der Besucher.<br />

Das Turnier ist Teil der interkulturellen Arbeit des Jugendzentrums.<br />

Nach dem Turnier stellte der Trainer der Jugendzentrumsmannschaft,<br />

Khordr Semmo, fest: „Solche Veranstaltungen mit<br />

der Polizei sind eine gute Möglichkeit, die Beamten auf einer<br />

anderen Ebene kennen zu lernen. In unserem Jugendzentrum arbeiten<br />

wir seit vielen Jahren mit der Polizei zusammen, doch die<br />

Begegnung auf dem Fußballplatz ist immer etwas Besonderes.“ ❑<br />

Stefan Hoeps<br />

KJW Essen<br />

S E I T E I N F O S , T I P P S & B Ü C H E R<br />

45


INFOS, TIPPS & BÜCHER<br />

S E I T E I N F O S , T I P P S & B Ü C H E R<br />

46<br />

„Kinderurlaubspatenschaften“ ermöglichen<br />

48 Kindern aus finanzschwachen<br />

Familien einen Sommerurlaub<br />

Das Kreisjugendwerk der AWO Essen<br />

setzt sich traditionell für junge Menschen<br />

ein, die sozial benachteiligt sind.<br />

Seit einigen Jahren machen wir die Erfahrung,<br />

dass es sich immer mehr einkommensschwache<br />

Familien nicht mehr leisten<br />

können, ihren Kindern eine Ferienfreizeit<br />

zu ermöglichen. Doch gerade Ferienfreizeiten<br />

bedeuten Abwechslung vom<br />

Alltag, Erweiterung des Horizonts, Spaß<br />

und Entspannung. Um möglichst vielen<br />

Kindern eine Teilnahme zu ermöglichen,<br />

hat das Jugendwerk die Aktion „Kinderurlaubspatenschaften“<br />

ins Leben gerufen.<br />

Jugendwerkler des Kreisjugendwerks<br />

bemühten sich durch öffentliche Aufrufe<br />

in den Medien und durch Sammelaktionen<br />

in den AWO-Ortsvereinen bzw. beim<br />

AWO-Vorstand, Spenden für die Aktion zu<br />

sammeln. Bis zum Juli 2005 konnten somit<br />

über 3.500 Euro gesammelt werden.<br />

Die Spenden werden genutzt, um besonders<br />

Kinder von Alleinerziehenden sowie<br />

Recht für Jugendliche<br />

aus kinderreichen und bedürftigen Familien<br />

zu unterstützen. Insgesamt konnte somit<br />

48 Kindern der Urlaub ermöglicht<br />

werden.<br />

Interessierte Personen, die auch eine<br />

„Patenschaft“ übernehmen möchten oder<br />

einen Beitrag - egal in welcher Höhe -<br />

hierzu leisten wollen, wenden sich bitte<br />

direkt an das KJW Essen. Unter dem<br />

Stichwort „Kinderurlaubspatenschaften“<br />

können Spenden auch direkt auf das<br />

Konto des KJW überwiesen werden: Konto<br />

272096, BLZ 360 501 05. ❑<br />

KONTAKT:<br />

Ist es strafbar, an der Tankstelle mein Mofa voll zu tanken<br />

und nur einen Kaugummi zu bezahlen? Dürfen meine Eltern<br />

mir verbieten, meine Oma zu besuchen? Dürfen sie mit dem<br />

Geld, das ich von Tante Anja geerbt habe, ohne mein Wissen<br />

ihr neues Auto bezahlen? Dies sind nur einige Beispiele aus<br />

dem Lexikon und Rechtsratgeber für Jugendliche von Ulrike<br />

Hinrichs, der im Verlag an der Ruhr erschienen ist. Mit der<br />

Leitfrage "Was mache ich, wenn …?" erklärt Hinrichs in nachvollziehbaren<br />

Beispielen die Rechte und Pflichten Jugendlicher. Leicht verständlich<br />

und mit vielen Verweisen gibt sie das notwendige Hintergrundwissen und informiert<br />

über die wichtigsten Schritte. Durch die alphabetische Ordnung und die optisch<br />

übersichtliche Darstellung findet man schnell, was man sucht. Inhaltlich war<br />

es Anliegen der Autorin, die Themen möglichst aktuell und nah an der Lebenswelt<br />

Jugendlicher zu formulieren, und das merkt man der Auswahl an.<br />

Kein heißes Eisen bleibt im Feuer und die Antworten sind auch für Erwachsene<br />

sehr informativ. Nachteil ist der Preis: Mit € 18 ist die Schwelle für Jugendliche<br />

sehr hoch gesetzt und es bleibt zu hoffen, dass der Ratgeber zumindest in Jugendzentren<br />

und Schulen leicht zugänglich angeboten wird. Und für eine nächste<br />

Auflage sollte der Verlag anderes Papier verwenden: Ich habe mir durch das störrische<br />

Papier bei der Lektüre zahlreiche Schnittwunden zugezogen. ❑<br />

Julia Seim<br />

LITERATUR<br />

Ulrike Hinrichs (2004): Ich hab doch Recht! Oder?<br />

Lexikon und Rechtsratgeber für Jugendliche, Verlag an der Ruhr<br />

Frank Bente<br />

KJW Essen<br />

KJW der AWO Essen<br />

Fon: 0201/233249<br />

E-mail: info@jugendwerk-essen.de<br />

www.jugendwerk-essen.de<br />

Alles Gute und<br />

Schöne, liebe Nicola!<br />

Drei Jahre und acht Monate lenkte<br />

sie hauptamtlich die Geschäfte des<br />

<strong>Bundesjugendwerk</strong>es. Nun hat Nicola sich<br />

entschieden, sich beruflich anderwärtig<br />

einzubringen. In den Jahren beim BuJW<br />

hat Nicola allerhand Neues angestoßen<br />

und viele Impulse fürs Jugendwerk gegeben.<br />

Dafür und für alles Andere und für<br />

die schöne Zeit mit ihr möchten wir ihr<br />

ganz herzlich danken. Wir wünschen Dir,<br />

liebe Nicola, weiterhin alles erdenklich<br />

Gute für Deine weitere Zukunft! ❑<br />

Dein BuJW<br />

DBJR-Newsletter zur<br />

Bundestagswahl<br />

Der Deutsche Bundesjugendring (DBJR)<br />

informiert mit einem Extra-Newsletter<br />

zur Bundestagswahl alle Interessierten.<br />

Diese können sich auf der DBJR-Homepage<br />

www.dbjr.de unter dem Punkt „Newsletter<br />

zur Bundestagswahl“ aufnehmen<br />

lassen.<br />

Der Newsletter liefert Infos zu vier<br />

Schwerpunkten: Aktuelle (politische) Entwicklungen,<br />

Aktivitäten und Positionierungen,<br />

v. a. mit Relevanz für die Jugendpolitik,<br />

Termine und Aktivitäten des DBJR<br />

sowie der DBJR-Mitgliedsorganisationen. ❑<br />

Infos: newsletter@dbjr.de<br />

Datenbank zu Jugendverbandsaktivitäten<br />

zur Bundestagswahl<br />

Auf der Homepage des Deutschen<br />

Bundesjugendrings www.dbjr.de<br />

(Bereich Bundestagswahl/Datenbank) ist<br />

eine Datenbank online verfügbar, in der<br />

Angebote und Aktivitäten der Jugendverbände<br />

zur Wahl dargestellt werden. ❑<br />

Foto: Privat


INFOS, TIPPS & BÜCHER<br />

IDA-Broschüren<br />

zu Antisemitismus<br />

Das Informations- und Dokumentationszentrum<br />

für Antirassismusarbeit<br />

(IDA) hat einen zwei Bände umfassenden<br />

Reader zum Thema „Antisemitismus“<br />

veröffentlicht. Band 1 enthält Informationen<br />

zu Geschichte und Gegenwart von<br />

Antisemitismus, Band 2 Handreichungen<br />

für die pädagogische Praxis.<br />

Die Broschüren geben einen Einblick in<br />

die unterschiedlichen Erscheinungsformen<br />

des Antisemitismus und Anregungen<br />

für die Jugend- und Bildungsarbeit. Der<br />

Reader enthält auch einen Serviceteil,<br />

in dem auf neuere Literatur, Unterrichtsund<br />

Bildungsmaterialien sowie weiterführende<br />

Internetseiten verwiesen wird.<br />

Er kann gegen eine Schutzgebühr von<br />

5 Euro bei IDA bestellt werden:<br />

IDA, Volmerswerther Str. 20,<br />

40221 Düsseldorf, Fon: 0211/159255-5,<br />

e-mail: info@IDAeV.de<br />

Quelle: IDA-Pressemitteilung<br />

Arbeitszeitverlängerung<br />

- der falsche Weg<br />

I<br />

mmer wieder erheben Arbeitgeber die<br />

Forderung, die Arbeitszeiten der Beschäftigten<br />

müssten verlängert werden -<br />

ohne zusätzlichen Lohn! Angesichts 5 Millionen<br />

registrierter Arbeitsloser, die gern<br />

arbeiten würden, ist eine solche Belastung<br />

der Arbeitenden unsinnig. Und angesichts<br />

wieder gestiegener Gewinne oft<br />

auch schamlos. Die Befürworter erwarten,<br />

dass durch gesunkene Arbeitskosten die<br />

Produkte billiger werden und der Konsum<br />

steigt. Genau das Gegenteil würde passieren:<br />

Werden die Arbeitszeiten verlängert,<br />

kann die Arbeit mit weniger Menschen erledigt<br />

werden. Es werden mehr Menschen<br />

zu Arbeitslosen, die ihren Konsum reduzieren<br />

und andere Härten ertragen müssen.<br />

Die Stimmung würde noch schlechter.<br />

Die Preise der Produkte eines Industrieunternehmens<br />

können um ca. 2 %<br />

sinken, wenn die Beschäftigen 10 % länger<br />

arbeiten. Glaubt jemand ehrlich, dass<br />

eine so geringe Preissenkung den Konsum<br />

spürbar beflügeln kann? Umgekehrt<br />

wäre es richtig: die Arbeitszeiten sollten<br />

kontinuierlich verkürzt werden. Aber: bei<br />

den Arbeitszeiten geht es leider nicht um<br />

wirtschaftliche Vernunft: es geht um die<br />

Machtfrage. ❑<br />

Karsten Pöhl<br />

karsten.poehl@web.de<br />

Eine runde Sache – DBJR-Praxis-CD<br />

macht Jugendliche fit fürs Mitmischen<br />

Mit der Jugendgruppe etwas bewegen und sich engagieren?<br />

Menschen in Entscheidungspositionen für<br />

die eigenen Pläne und Vorstellungen begeistern? Von der<br />

Idee bis zur Umsetzung lauern einige Stolpersteine, aber<br />

das ist kein Problem mehr. Der Deutsche Bundesjugendring<br />

(DBJR) unterstützt Jugendliche und junge Erwachsene<br />

jetzt mit einer umfangreichen CD-ROM, die zum Gelingen<br />

von Aktionen und Projekten beitragen kann.<br />

Auf der CD-ROM „Come in Contract – VERTRAGt euch!“<br />

sind erfolgreiche Praxisbeispiele von Projekten innerhalb von „Come in Contract“<br />

beschrieben.<br />

Jeder Tipp und jede Beschreibung wird mit Anschauungsmaterial unterstützt. Es<br />

finden sich Verträge, die Jugendliche mit Politiker/innen geschlossen haben, es sind<br />

Filmausschnitte von Projektdokumentationen zu sehen sowie Fotos und Visualisierungen<br />

der theoretischen Beschreibungen. Jede Methode, jedes Spiel oder Kapitel<br />

kann einzeln ausgedruckt werden.<br />

Zahlreiche Linktipps und die ausführliche Literaturliste verweisen auf weitere erfolgreiche<br />

Projekte und Aktionen von Jugendlichen und erweitern die fundierten Texte.<br />

Die CD ist handlich, kompakt und bietet ständig verfügbar alle wichtigen Infos für<br />

eine gelungene Projektarbeit. Damit entfallen ausgedehntes Stöbern und hohe Online-Kosten.<br />

Kurz gesagt: Eine unverzichtbare Datenbank im Pocketformat.<br />

Die CD-ROM kann direkt beim DBJR bestellt werden: Einen adressierten und mit<br />

1,44 Euro frankierten DIN-A4-Rückumschlag schicken an: Deutscher Bundesjugendring,<br />

Mühlendamm 3, 10178 Berlin, Stichwort „Praxis-CD-ROM“. Bei größeren<br />

Bestellmengen werden ebenfalls lediglich die Versandkosten in Rechnung gestellt.<br />

Weitere Informationen unter: 030/400404-41 oder -42. ❑<br />

Quelle: Pressemitteilung des DBJR<br />

Ja, die EXZESS interessiert mich!!!<br />

Ich bestelle<br />

ein Probeheft der Exzess<br />

die Exzess per kostenlosem Direktabo<br />

(Voraussetzung: Mitglied im Jugendwerk)<br />

___ Exemplare der Exzess zum Jahresabopreis,<br />

d.h., vier Ausgaben à 1 € pro Exemplar<br />

___ Exemplare der Exzess zum Förder-Jahresabopreis,<br />

d.h., vier Ausgaben à 2 € pro Exemplar<br />

Name, Vorname:<br />

Adresse:<br />

Telefon:<br />

Datum + Unterschrift:<br />

COUPON<br />

Senden an: <strong>Bundesjugendwerk</strong> der Arbeiterwohlfahrt<br />

Oppelner Str. 130 • 53119 Bonn • oder per Fax: 0228/6685286<br />

S E I T E I N F O S , T I P P S & B Ü C H E R<br />

47


Termine<br />

September<br />

15./16. Seminar „Gründung von Jugendwerken<br />

und Gewinnung von Ehrenamtlichen“,<br />

Bonn<br />

23.-25. Seminar „Kinderarmut“, Berlin<br />

OktOber<br />

15./16. Vorsitzendentreffen, Köln<br />

21.-23. Seminar „Die Gruppe rocken - und<br />

wie macht Ihr das?!“, Osnabrück<br />

24.-26. HauptamtlerInnen-Tagung, Würzburg<br />

NOvember<br />

5./6. Bundesausschuss &<br />

AK Internationales, Bonn<br />

18.-20. AG „Partizipation und<br />

Verbandsentwicklung“, Kassel<br />

Redaktionsschluss der nächsten Exzess 4/2005: 26.10.2005<br />

Schwerpunktthema „Grundeinkommen“<br />

Impressum<br />

<strong>Bundesjugendwerk</strong> der Arbeiterwohlfahrt e.V.<br />

Oppelner Str. 130 • 53119 Bonn<br />

Tel.: 0228/6685-117<br />

Fax: 0228/6685-286<br />

e-mail: info@bundesjugendwerk.de<br />

Ausgabe: 2-3/2005<br />

Auflage: 2.600<br />

Diese Exzess enthält eine Beilage der<br />

DFG-VK und einen Fragebogen. Wir bitten<br />

um freundliche Beachtung.<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Bundesjugendwerk</strong> der Arbeiterwohlfahrt e.V.<br />

Redaktion:<br />

Mark Unbehend (V.i.S.d.P.)<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Barbara Brunelli, Helga Feierabend, Dennis<br />

Peinze, Natalie Rohrbeck, Bryan Verheyden<br />

Redaktionsbeirat:<br />

Julia Koretzki, Denny Möller, Michael Rosellen<br />

Fotos:<br />

Mark Unbehend (Titelfoto), alle weiteren Fotos<br />

sind auf den Seiten selbst bzw. auf S. 16 den<br />

FotografInnen zugeordnet.<br />

Layout:<br />

Lubica Rosenberger, Bonn<br />

Anzeigenleitung:<br />

Mark Unbehend<br />

Gesamtherstellung:<br />

<strong>Bundesjugendwerk</strong> der Arbeiterwohlfahrt e.V.<br />

Druck:<br />

Courir-Druck GmbH, Bonn<br />

Vertrieb:<br />

Eigenvertrieb<br />

Redaktionsanschrift:<br />

<strong>Bundesjugendwerk</strong> der Arbeiterwohlfahrt e.V.<br />

Oppelner Str. 130 • 53119 Bonn<br />

Tel.: 0228/6685-119 • Fax: 0228/6685-286<br />

e-mail: exzess@bundesjugendwerk.de<br />

Gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.<br />

Exzess erscheint vierteljährlich. Für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine<br />

Haftung übernommen. Der Abdruck und die<br />

Vervielfältigung des Inhalts, auch auszugsweise,<br />

insbesondere von der Agentur gestalteter<br />

Anzeigen, ist nur mit schriftlicher Genehmigung<br />

der Agentur gestattet. Alle Rechte liegen beim<br />

<strong>Bundesjugendwerk</strong> der AWO. Das <strong>Bundesjugendwerk</strong><br />

ist Mitglied im Bundesjugendring.

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