„Demokratie & Partizipation“ - Bundesjugendwerk ...
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„Demokratie & Partizipation“ - Bundesjugendwerk ...
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A U S G A B E 2 - 3 2 0 0 5<br />
MAIL UNS<br />
DEINE MEINUNG<br />
E-mail: exzess@bundesjugendwerk.de<br />
SCHWERPUNKTTHEMA:<br />
<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />
AK Internationales<br />
Schönheit…
VORWORT<br />
Liebe Freundinnen und Freunde,<br />
liebe Genossinnen und Genossen,<br />
Die Exzess-LeserInnenschaft wird mit<br />
dieser Ausgabe doppelt fürs Warten<br />
belohnt! Euch erwartet ein großer Extrateil<br />
zum <strong>Bundesjugendwerk</strong>streffen, neben<br />
dem allgemeinen Themenschwerpunkt<br />
<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong>.<br />
Gerade in einer Zeit der sozialen Unsicherheit<br />
ist die Frage nach Demokratie<br />
eine brisante. Sie hat, begleitet von der<br />
Inszenierung des Themas durch die Medien,<br />
durch die Vertrauensfrage und die zu<br />
erwartenden Neuwahlen im September<br />
noch an Bedeutung gewonnen. Sollte es<br />
tatsächlich zu einer Neuwahl des Bundestages<br />
kommen, werden auch wir unsere<br />
Stimme abgeben, um uns im Rahmen unserer<br />
demokratischen Rechte zu positionieren.<br />
Wir sollten uns aber auch fragen,<br />
was Demokratie - jenseits von Verfahrensfragen,<br />
von Wahlkampf und Mehrheitsentscheiden<br />
- für uns bedeutet.<br />
Welchen Anspruch an eine demokratische<br />
Form des Miteinanders setzen wir in unserer<br />
Verbandsarbeit um?<br />
Die Stärke, die das Jugendwerk als Mitgliederverband<br />
von anderen Institutionen<br />
abhebt, ist die Tatsache, dass wir Partizipation<br />
umsetzen. Unser Verband ermöglicht<br />
es, dass Entscheidungen von denjenigen<br />
getroffen werden, die von der Entscheidung<br />
betroffen sind. Die demokratische<br />
Grundlage bildet das Vereinsprinzip.<br />
Im Jugendwerk organisieren sich junge<br />
Menschen auf der Basis von freiwilliger<br />
Mitgliedschaft und Ehrenamtlichkeit, um<br />
langfristig und verbindlich gemeinsame<br />
Ziele über demokratische Bildungs-, Aufklärungs-<br />
und Verständigungsprozesse zu<br />
verwirklichen. Damit unterscheidet sich<br />
die ehrenamtliche Arbeit im Jugendwerk<br />
z.B. von neuen Engagementformen unter<br />
dem Titel „Bürgerschaftliches Engagement“.<br />
Dieses steht für die freiwillige<br />
Dienstleistung, die zeitlich begrenzt, unabhängig<br />
von einer Mitgliedschaft, aber<br />
eben auch unabhängig von Teilhabechancen<br />
geleistet werden kann und somit<br />
an sich keinen Garant für demokratische<br />
Bildungsprozesse darstellt.<br />
Aktuell wird die Zukunftsentwicklung des<br />
Jugendwerks in einer bundesweiten Arbeitsgruppe<br />
offensiv diskutiert. Wir wollen<br />
das Jugendwerk und seine ehrenamtliche<br />
Struktur weiterentwickeln und dabei<br />
die Herzenssache unserer Verbandsarbeit<br />
stärken - unser demokratisches Potential.<br />
So haben wir auch den Diskussionsprozess<br />
unter den Titel „Partizipation und<br />
Verbandsentwicklung“ gestellt. Das Ziel<br />
der Diskussion ist nicht beliebig: Sie war<br />
dann erfolgreich, wenn die Stärkung unserer<br />
Verbandsstrukturen mit der Stärkung<br />
der Teilhabechancen unserer Mitglieder<br />
einhergeht.<br />
Das Bundestreffen hat gezeigt, welche<br />
Partizipationsmöglichkeiten das JW bietet.<br />
Viele erkennen sich auf den Fotos in<br />
dieser Exzess wieder, viele haben das<br />
Treffen gemeinsam gestaltet! Vielen Dank<br />
dafür! ❑<br />
Julia Koretzki<br />
Vorsitzende des<br />
<strong>Bundesjugendwerk</strong>es der AWO<br />
S E I T E V O R W O R T<br />
2
Inhalt<br />
Inhalt<br />
Schwerpunktthema: DEMOKRATIE & PARTIZIPATION<br />
4<br />
5 bis 6<br />
7 bis 8<br />
9 bis 10<br />
10 bis 12<br />
13 bis 14<br />
35 bis 36<br />
15 bis 34<br />
37<br />
38 bis 39<br />
39 bis 40<br />
41 bis 42<br />
43<br />
44 bis 47<br />
DEMOKRATIE UND PARTIZIPATION<br />
„MÜSSEN WIR HEUTE WIEDER MACHEN, WAS WIR WOLLEN ...?“<br />
ÜBER PARTIZIPATION UND DEMOKRATIE<br />
RAINER BRÜCKERS ZU GAST BEI DER AG PARTIZIPATION<br />
UND VERBANDSENTWICKLUNG. DIE AG - DER BERICHT!<br />
EINFÜHRUNG IN DAS THEMA GENDER, TEIL 2: GESCHECHT IST,<br />
WAS WIR TUN, UND NICHT, WAS WIR SIND.<br />
DEMOKRATIE UND ISLAMISMUS<br />
STIMMRECHTALTER 0 - POLITISCHE RECHTE FÜR KINDER<br />
UND JUGENDLICHE AB GEBURT<br />
DEN DEMOKRATISCHEN SCHEIN WAHREN<br />
20 Sonderseiten zum Bundestreffen<br />
<strong>Bundesjugendwerk</strong>streffen 2005 – GEROCKT!<br />
Darin u. a.: Goethe, Markt der Möglichkeiten, JW-Persönlichkeitstest, Breakdance<br />
on the fly, Wir hatten nie eine Chance! Die Sicht der Besucher, Tagebuch<br />
eines interkulturellen Treffens, Einmal hin und wieder zurück, BuJW-<br />
Zeitung, Songtext, Gedicht, 8. Mai 2005: Kein Vergeben und kein Vergessen!<br />
PARTIZIPATION & INTEGRATION<br />
Kinderrechte: Partizipation, Gesundheit und Integration<br />
AK INTERNATIONALES<br />
Internationale Arbeit im Jugendwerk<br />
COME IN CONTRACT<br />
Das Projekt „Bock auf Politik“<br />
SCHÖNHEIT...<br />
Schönheit kotzt mich an!<br />
FSJ<br />
„Soziales Engagement verdient Anerkennung“<br />
INFOS, TIPPS & BÜCHER<br />
S E I T E I N H A L T<br />
3
SCHWERPUNKTTHEMA<br />
<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />
Demokratie und Partizipation<br />
S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />
4<br />
Fotos: Michael Taube<br />
Die Stimme abgeben<br />
Die Form der gesellschaftlichen Organisation<br />
des Staates ist hierzulande<br />
die parlamentarische Demokratie. Sie<br />
regelt die Beteiligungsmöglichkeiten<br />
der StaatsbürgerInnen an politischen<br />
Entscheidungsprozessen. Dadurch,<br />
dass im Regelfall alle StaatsbürgerInnen,<br />
die älter als 18 Jahre sind, Parteien<br />
und direkte Abgeordnete in Parlamente<br />
wählen können, wird das Beteiligungsrecht<br />
der Einzelnen eben an<br />
diese übertragen. Parteien, Verbände<br />
und Medien organisieren die Meinungsbildung.<br />
Dabei kommen manchmal<br />
recht merkwürdige Dinge raus.<br />
Wo bitte kann man das<br />
gute und schöne Leben<br />
wählen?<br />
Nach einer der zur Zeit kursierenden<br />
Meinungsumfragen sind derzeit über<br />
70 % der Befragten für einen Regierungswechsel.<br />
Dieses könnte darauf<br />
hindeuten, dass diese Menschen mit<br />
der derzeitigen Regierung unzufrieden<br />
sind. Wahrscheinlich denken diese,<br />
dass eine andere Regierung irgendwie<br />
eine „bessere“ Politik machen soll.<br />
Weit gefehlt!<br />
Die gleiche Umfrage sagt auch, dass<br />
nur 26 % der Befragten glauben, dass<br />
es nach einem Regierungswechsel<br />
„besser“ wird. Was sagt uns dieses<br />
über Partizipation? Zum einen könnten<br />
wir diese Merkwürdigkeit damit erklären,<br />
dass die Leute so dermaßen<br />
degeneriert sind, dass sie von ihren<br />
Bedürfnissen abgekoppelt die Qualität,<br />
also das „Bessere“, nicht mehr erwarten.<br />
Zum anderen könnte es auch bedeuten,<br />
dass ihnen die alternativen<br />
visionären Politikentwürfe ausgegangen<br />
sind. Hinter der ganzen „Sachzwang“-<br />
Argumentation verbirgt sich der Zwang<br />
der Sachen und eben nicht mehr die<br />
Bedürfnisse der Menschen. Und so<br />
kommt es, dass alle sagen, man müsse<br />
irgendwie sparen, streichen, kürzen,<br />
„reformieren“, etc., aber keiner mehr<br />
einen guten Grund nennt, wofür das<br />
alles gut sein soll - offensichtlich lässt<br />
sich das gute und schöne Leben nicht<br />
wählen.<br />
Ziele, Inhalte und<br />
Methoden<br />
Auch wir als Jugendverband obliegen<br />
den Spielregeln der Demokratie. Dabei<br />
sollten wir jedoch nicht vergessen,<br />
dass Demokratie lediglich eine Form<br />
der Teilhabe darstellt. Jenseits von Satzungen<br />
und Vereinsgesetzen liegt das<br />
Leben der Partizipation. Dieses Leben<br />
erhält unsere Verbandsarbeit durch unsere<br />
Ziele. Diese Ziele versuchen wir,<br />
ausgehend von unserer sozialistischen<br />
Überzeugung, weiterzuentwickeln. Dabei<br />
gehen wir von einem Menschenbild<br />
aus, das Mündigkeit voraussetzt und<br />
den Verein freier Menschen, die voneinander<br />
lernen, zum Ziel hat (siehe<br />
Pädagogisches Konzept). Wir wollen<br />
das gute und schöne Leben! Die Inhalte,<br />
die sich daraus ergeben, sind<br />
Emanzipation und Solidarität. Die Methoden,<br />
dieses zu erreichen, sind partizipatorisch<br />
und demokratisch. Aus den<br />
letzt’ genannten Methoden können sich<br />
wiederum neue Ziele legitimieren und<br />
konkretisieren. So bleibt der gesamte<br />
Prozess dynamisch. Ziele, Inhalte und<br />
Methoden sind in unserer politischen<br />
und pädagogischen Arbeit aufeinander<br />
abzustimmen. Wir sind keine Abteilung<br />
der billigen (weil ehrenamtlichen) sozialen<br />
Dienstleistung der Zivilgesellschaft<br />
- wir rocken! Das gute und schöne<br />
Leben steht offensichtlich nicht zur<br />
Wahl, wir müssen es schon selber machen.<br />
Was bleibt?<br />
Trotzdem Stimme abgeben!<br />
Kritische Vernunft und Mündigkeit behalten!<br />
Ziele definieren, Inhalte setzen und angemessene<br />
Formen finden!<br />
Durchhalten und nicht verrückt werden!<br />
Das Leben ist unser! ❑<br />
Christian Burmeister
SCHWERPUNKTTHEMA<br />
<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />
„Müssen wir heute wieder machen,<br />
was wir wollen …?“<br />
Über Partizipation und Demokratie<br />
Immer wenn das Thema Partizipation<br />
auf die Tagesordnung gesetzt wird -<br />
und beim <strong>Bundesjugendwerk</strong> war es<br />
zum Beispiel schon einmal im Jahre<br />
2003 das Schwerpunktthema -, erinnere<br />
ich mich als Älterer daran, dass diese<br />
Forderung von den Jüngeren gerne<br />
wieder vergessen wird, wenn sie zu<br />
den Älteren gehören. Wie kommt es zu<br />
diesem Generationenbruch? Wohl deshalb,<br />
weil Partizipation an Voraussetzungen<br />
gekoppelt wird, die aus der jeweiligen<br />
Generationenperspektive neu<br />
aufgeladen und eingeschätzt werden.<br />
1 Voraussetzungen<br />
Partizipation unter Vorbehalt zu stellen,<br />
hat eine lange Tradition. So wählten<br />
etwa in Preußen bis zur Novemberrevolution<br />
1918 die wenigen Höchstbesteuerten<br />
genauso viele Wahlmänner<br />
wie die größere Zahl der mittleren<br />
Schichten und die große Masse der<br />
gering besteuerten Bürger (Dreiklassenwahlrecht:<br />
Auf jede Klasse entfiel ein<br />
Drittel der Gesamtsumme der Steuerbeträge).<br />
Und auch heute noch ist es<br />
mehr oder weniger selbstverständlich,<br />
Partizipation, wenn schon nicht vom<br />
Eigentum, so doch zumindest von Erfahrung<br />
oder Verantwortung abhängig<br />
zu machen. Allerdings werden solche<br />
Erwartungen nur an die Jüngeren herangetragen.<br />
Für die sog. Erwachsenen<br />
werden sie einheitlich als gegeben<br />
angenommen - wenngleich sich trefflich<br />
darüber streiten ließe, ob Erfahrung<br />
schon ein Argument und Verantwortung<br />
recht eigentlich anders als über eine<br />
Haftpflichtversicherung abzufedern ist.<br />
Bei den Mitgliedern des Jugendwerks,<br />
die sich in der „Exzess“ zu Wort melden,<br />
höre ich solche Aussagen nicht.<br />
Aber auch sie stehen der Partizipation<br />
nicht voraussetzungslos gegenüber. Im<br />
Grundsatzprogramm des Jugendwerkes<br />
lesen wir auf S. 17: Kinder und Jugendliche<br />
„müssen befähigt werden“, demokratische<br />
Rechte wahrzunehmen. Und<br />
Foto: Michael Taube<br />
Sven Parthie präzisiert diese Befähigung<br />
in Bezug auf den demokratischen<br />
Sozialismus mit den Worten: „Voraussetzung<br />
für den demokratischen Sozialismus<br />
ist (also) ein zur Teilhabe<br />
befähigendes Bildungssystem“ (Exzess<br />
3/2001, S. 4f.). Es ist dieser Bildungsvorbehalt,<br />
den wir aus der Tradition<br />
der Arbeiterbewegung mit ihrem Slogan<br />
„Wissen ist Macht“ kennen, der den<br />
Jüngeren dann wieder einfällt, wenn<br />
sie älter geworden sind.<br />
Nun ist gegen Bildung sicherlich nichts<br />
einzuwenden. Aber so wenig wie der<br />
Eigentumsvorbehalt, so wenig dürfte<br />
die Bildung eine Schranke für die Partizipation<br />
darstellen. Voraussetzung für<br />
die Partizipation unter den Bedingungen<br />
eines demokratischen und sozialen<br />
Rechtsstaates ist einzig die Betroffenheit<br />
von möglichen und tatsächlichen<br />
Entscheidungen. Sie bürgt unabhängig<br />
vom Alter für Kompetenz und<br />
ist daher im Sinne des vom Grundgesetz<br />
her gesicherten Rechtes auf freie<br />
Entfaltung der Persönlichkeit (Art.2 GG)<br />
angemessen zu berücksichtigen.<br />
2 Demokratie<br />
Foto: Mark Unbehend<br />
Ist Partizipation so gewendet schon<br />
identisch mit Demokratie? Grundsätzlich<br />
darf nicht vergessen werden, dass<br />
Teilnahme nicht mit Demokratie gleichzusetzen<br />
ist. Mitbestimmung ist nicht<br />
schon Mitentscheidung. Dies vorausgesetzt,<br />
hat die Frage mindestens zwei<br />
Perspektiven.<br />
Aus einer internen Perspektive ist daran<br />
zu erinnern, dass nicht praktizierte<br />
Partizipation keineswegs ein Ausdruck<br />
von fehlender Demokratie sein muss -<br />
wenn sie denn ermöglicht worden ist.<br />
Diese Ambivalenz zwischen Ermöglichung<br />
und Annahmebereitschaft kommt<br />
in dem treffenden Bonmot zum Ausdruck:<br />
„Müssen wir heute wieder machen,<br />
was wir wollen, oder dürfen wir<br />
tun, was wir sollen?“<br />
Die externe Perspektive kehrt die Konstellation<br />
um und hinterfragt die Forderung,<br />
die Aline Münch vor zwei Jahren<br />
als stellvertretende Vorsitzende des<br />
<strong>Bundesjugendwerk</strong>s erhoben hat: dass<br />
„Selbstbestimmung und Selbstverwaltung“<br />
als Ziele der Jugendarbeit zu sehen<br />
seien (Exzess 2/2003, S. 4). Denn<br />
Selbstbestimmung und Selbstverwaltung<br />
können nur so lange als das<br />
letzte Wort von Demokratie gelten, wie<br />
niemand anders betroffen ist. Sonst<br />
haben diese anderen ein Recht auf<br />
Partizipation und schränken damit die<br />
Selbstbestimmung ein.<br />
Erfüllt eine solche Partizipation aber<br />
nicht nur eine Alibifunktion, wenn<br />
schon vorher die Mehrheits- bzw.<br />
Machtverhältnisse klar sind? Der demokratische<br />
Mehrheitsentscheid oder der<br />
Machtentscheid demokratisch legitimierter<br />
Vertreter sind jeweils nur eine<br />
Verfahrensweise, um zu einem Ergebnis<br />
zu gelangen. Daneben gibt es z.B. den<br />
S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />
5
SCHWERPUNKTTHEMA<br />
<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />
Fotos: Michael Taube<br />
Minderheitenschutz, der immerhin so<br />
weitgehend ausgestaltet werden kann,<br />
dass Entscheidungen nicht gegen den<br />
Willen einer Minderheit getroffen werden<br />
dürfen.<br />
Unabhängig davon gibt es auch noch<br />
die fast schon in Vergessenheit geratene<br />
Möglichkeit, dass selbstbestimmt<br />
entwickelte Gruppenansprüche nicht<br />
nur durch einen Kompromiss beschnitten,<br />
sondern in der Auseinandersetzung<br />
mit anderen selbstbestimmt entwickelten<br />
Gruppenansprüchen neu<br />
gebildet werden können - getreu dem<br />
Grundsatz, dass Gerechtigkeit nicht<br />
teilbar ist.<br />
3 Sozialismus<br />
Spätestens jetzt könnte sich für Mitglieder<br />
des Jugendwerks noch die Frage<br />
stellen, was denn nun Partizipation<br />
und Demokratie mit Sozialismus zu tun<br />
haben. Ohne hier eine neue, alte Debatte<br />
auslösen zu wollen, sei zumindest<br />
so viel gesagt: Demokratie ist<br />
eine Form ohne vorweggenommenen<br />
Inhalt. Sozialismus ist ganz gewiss ein<br />
möglicher Inhalt, aber nur, wenn er<br />
seinen Eigentumsvorbehalt an den Produktionsmitteln<br />
auch der Partizipation<br />
der Eigentümer aussetzt - wohl belehrt<br />
durch die Geschichte, dass der „Sozialismus<br />
in einem Lande“ zwar die Beteiligung<br />
in den Sphären der Gesellschaft<br />
ermöglicht, die Demokratie aber nur in<br />
der Volks- und nicht in der Betriebswirtschaft<br />
eine Chance hat. ❑<br />
Prof. Dr. Helmut Richter<br />
Universität Hamburg<br />
S C h w e r p u n k t t h e m a<br />
6<br />
S E I T E
SCHWERPUNKTTHEMA<br />
<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />
Rainer Brückers zu Gast bei der AG<br />
Partizipation und Verbandsentwicklung<br />
Die AG - Der Bericht!<br />
Die AG - Der Bericht!<br />
beitsweise. Ein großer Teil der Arbeit<br />
der AKs läuft zwischen den Arbeitstagungen<br />
der AG. Um diese Arbeit zu koordinieren,<br />
gibt es für jeden AK SprecherInnen,<br />
die für die nötige Kommunikation<br />
sorgen. Alle AKs arbeiten an den<br />
von ihnen festgelegten Schwerpunkten.<br />
Das Bundestreffen<br />
Auf dem diesjährigen Bundestreffen<br />
setzte die AG einen inhaltlichen<br />
Schwerpunkt: Mit großer Beteiligung<br />
wurde am Samstagvormittag in Form<br />
eines World-Cafés über Partizipation<br />
und Verbandsentwicklung diskutiert.<br />
Dabei präsentierten die vier AKs ihre<br />
bisherige Arbeit.<br />
Foto: Michael Taube<br />
Demokratie und Partizipation ist für<br />
uns nicht einfach ein Schwerpunktthema<br />
der Exzess, sondern gelebter<br />
Verbandsalltag! Ein großes Stück dieser<br />
gelebten innerverbandlichen Demokratie<br />
sind die bundesweiten Arbeitsgruppen.<br />
Nachdem vor einem Jahr die<br />
bundesweite Arbeitsgruppe „Pädagogisches<br />
Konzept“ ihre Arbeit erfolgreich<br />
beendet hat, geht es nach dieser inhaltlichen<br />
Positionsfindung im neuen<br />
Projekt nun an die Verbandsstrukturen.<br />
Wie bereits in der letzten Exzess berichtet,<br />
wurde die auf der Bundeskonferenz<br />
beschlossene bundesweite<br />
Arbeitsgruppe „Partizipation und Verbandsentwicklung“<br />
ins Leben (das ja<br />
bekanntlich unser ist) gerufen.<br />
Innerhalb der AG können ehrenamtliche<br />
und hauptamtliche Aktive im entspannten<br />
und strukturierten Rahmen ihre<br />
Ideen einbringen, austauschen und gemeinsame<br />
Perspektiven entwickeln. Die<br />
AG, die sich zum Ziel gesetzt hat, den<br />
Verband hinsichtlich seiner Strukturen<br />
auf Optimierungspotential zu überprüfen,<br />
gliedert sich in vier Arbeitskreise.<br />
Diese bearbeiten Themenfelder, von<br />
denen wir glauben, dass sie am meisten<br />
Potential für unsere Verbandsentwicklung<br />
aufweisen. Diese sind:<br />
AK Partizipation von Kindern und Jugendlichen<br />
(Sprecher des AK: jetzt Daniel<br />
Kröger/OWL, bisher Karsten Hargens/Hamburg)<br />
AK Gender - Geschlechtergerechtigkeit<br />
(Annegret Runkel/Hamburg)<br />
AK Interkulturelle Öffnung<br />
(Angela Carstensen/Hessen-Süd)<br />
AK Mitgliederverband/-entwicklung<br />
(Michael Taube/Hessen-Süd)<br />
Die Koordination der gesamten AG liegt<br />
bei Julia Koretzki und Christian Burmeister<br />
vom <strong>Bundesjugendwerk</strong>.<br />
Seit der Gründungsarbeitstagung Ende<br />
Januar in Bielefeld hat sich die AG als<br />
Forum der Verbandsentwicklung etabliert.<br />
Die Arbeit der AKs<br />
Partizipation steht nicht nur im Titel<br />
der AG, sie ist auch die Form der Ar-<br />
Foto: Mark Unbehend<br />
Beteiligung an der AWO-<br />
Verbandsentwicklung<br />
Die AWO befindet sich seit ihrer letzten<br />
Konferenz nun auch in einer größeren<br />
Verbandsentwicklungsdiskussion. Diese<br />
Diskussion findet innerhalb von vier<br />
Regionalkommissionen und einer Bundeskommission<br />
statt. Unsere AG hatte<br />
sich zum Ziel gesetzt, diesen Prozess<br />
zu begleiten und sich auch aktiv daran<br />
zu beteiligen, um die Positionen des<br />
Jugendwerks zu koordinieren und einzubringen.<br />
Lediglich die AWO-Regionalkommission<br />
Nord läuft bisher ohne<br />
Beteiligung des Jugendwerks. In allen<br />
anderen wird die Position des Jugend-<br />
S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />
7
SCHWERPUNKTTHEMA<br />
<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />
werks aktiv eingebracht. Auch in der<br />
Bundeskommission ist das Jugendwerk<br />
durch Julia Koretzki gut vertreten. Wir<br />
konnten den Rahmen der AG bisher<br />
nutzen, um uns über den Diskussionsstand<br />
auszutauschen und unsere<br />
Positionen aufeinander abzustimmen.<br />
Arbeitstagung<br />
17.-19. Juni in Köln<br />
Im Zentrum der zweiten Arbeitstagung<br />
stand neben dem wunderschönen<br />
Wetter das Thema „Verbandsentwicklungsdiskussion<br />
innerhalb der AWO“.<br />
Als Gast konnten wir den AWO-Bundesgeschäftsführer<br />
Rainer Brückers begrüßen.<br />
Nachdem uns dieser über den<br />
Stand der Diskussion berichtet hatte,<br />
konnten wir uns mit unseren Standpunkten<br />
einbringen. Dabei ging es<br />
auch um die Zusammenarbeit zwischen<br />
AWO und Jugendwerk sowie um den<br />
Status des JW innerhalb der AWO. Wir<br />
diskutierten sowohl inhaltliche Fragen<br />
als auch strukturelle Finanzierungsthemen.<br />
Der Austausch verlief offen und<br />
konkret, sodass wir am Ende viele<br />
Anregungen aufnehmen konnten, die<br />
es gilt, in nächster Zeit anzugehen.<br />
Fotos: Michael Taube<br />
Die AKs arbeiteten an dem Wochenende<br />
an einem Gliederungsfragebogen.<br />
Dieser soll eine Bestandsaufnahme,<br />
einen IST-Zustand fürs Jugendwerk ergeben.<br />
Die Bestandsaufnahme soll die<br />
Basis für Verbesserungsvorschläge werden.<br />
Dieser Fragebogen ist den Gliederungen<br />
zugesandt worden. Die weitere<br />
Arbeit der AKs hängt von ihm ab. Also<br />
rasch, ehrlich und offen ausfüllen, sodass<br />
wir nicht an der Verbandswirklichkeit<br />
vorbei diskutieren müssen!<br />
Wie weiter?<br />
Als Nächstes geht es erst mal schön<br />
auf Ferienfahrt, Basis-Luft schnappen!<br />
Schon bald nach dem Sommer werden<br />
wir die Ergebnisse der Fragebögen in<br />
den AKs auswerten. Die nächste Arbeitstagung<br />
findet vom 16.-20.11.2005<br />
in Kassel statt. Der Prozess ist selbstverständlich<br />
weiterhin offen für alle Interessierten!<br />
Join the Party! ❑<br />
Für die AG:<br />
Christian Burmeister<br />
S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />
8
SCHWERPUNKTTHEMA<br />
<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />
Einführung in das Thema<br />
gender Teil 2<br />
Teil 2: Geschlecht ist, was wir<br />
tun, und nicht, was wir sind.<br />
Im ersten Teil der Einführung in das<br />
Thema Gender in der letzten Exzessausgabe<br />
habe ich einen Einblick in die Entwicklung<br />
des Geschlechterverhältnisses<br />
gegeben. Auf diesem historischen Hintergrund<br />
ist es zu verstehen, warum heute -<br />
trotz einer formalen Gleichheit von Frauen<br />
und Männern vor dem Gesetz - Frauen<br />
und Mädchen in vielen gesellschaftlichen<br />
Bereichen Männern und Jungen immer<br />
noch den Vortritt lassen (müssen).<br />
Das Rollendiktat, das Mädchen und Jungen<br />
vorschreibt, sich mit der zukünftigen<br />
Mutterrolle (Kinderbetreuung) oder mit<br />
der Rolle des Familienernährers (Erwerbstätigkeit)<br />
zu identifizieren, besteht weiter.<br />
Mädchen und Jungen werden entsprechend<br />
der Rollenerwartung sozialisiert,<br />
prägen Stärken aus, üben Fähigkeiten<br />
ein, die jeweils für die vorgesehene Rolle<br />
notwendig sind. So entstehen die typischen<br />
weiblichen und männlichen Verhaltensweisen.<br />
Mädchen und Frauen können<br />
gut zuhören, lernen sich zurückzunehmen,<br />
übernehmen helfende und unterstützende<br />
Funktionen und werden in diesen<br />
Verhaltensweisen gefördert. Jungen<br />
und Männer preschen eher vor, können<br />
gut und lange reden, lernen eher, auch<br />
mal über Leichen zu gehen, und übernehmen<br />
leitende Funktionen, was ebenfalls<br />
vom Umfeld (Schule, Eltern etc.) gefördert<br />
wird. So eignen wir uns ein Verhalten<br />
und Fähigkeiten an, die unserer Geschlechtsidentität<br />
entsprechen. Wir geben<br />
uns und unserer Umwelt durch unser Verhalten,<br />
unser Aussehen, unsere Sprache<br />
als Frau oder Mann zu erkennen. So wird<br />
unsere Geschlechtlichkeit nicht zu etwas,<br />
das wir sind, sondern in erster Linie zu<br />
etwas, das wir tun. Um diesen Unterschied<br />
eindeutig zu benennen, gibt es<br />
den Begriff „Gender“. Denn anders als im<br />
Deutschen - wo einfach alles Geschlecht<br />
ist - unterscheidet die englische Sprache<br />
zwischen sex (biologisches Geschlecht)<br />
und gender (soziale und kulturelle Geschlechterrolle<br />
- unser Geschlecht im Verhalten,<br />
Denken und Fühlen).<br />
Ist es denn wirklich wahr, dass sich die<br />
Menschen in diese zwei eindeutigen<br />
Kategorien einteilen lassen?<br />
Ihr denkt jetzt bestimmt: Das stimmt<br />
doch alles gar nicht, ich kenne viele<br />
Mädchen und Jungen, da sieht das alles<br />
ganz anders aus. Die Mädchen sind genauso<br />
vorlaut, wollen genauso eine gute<br />
Ausbildung und Arbeit wie die Jungen,<br />
die Mütter, die ich kenne, gehen alle arbeiten<br />
und die Väter kümmern sich auch<br />
um die Kinder. Schön, wenn ihr in eurem<br />
Umfeld so was beobachten könnt. Leider<br />
sieht es gesamtgesellschaftlich ganz anders<br />
aus. Empirische Untersuchungen belegen,<br />
dass viele Frauen (und sogar auch<br />
Männer) zwar eine liberalere Rollenverteilung<br />
wünschen, ist der Familiennachwuchs<br />
dann jedoch da, fallen beide<br />
(Frauen und Männer) allerdings in das<br />
typische Verhalten zurück. Verständlich,<br />
wenn wir uns angucken, wie sie sozialisiert<br />
sind. Meistens ist es die Frau, die<br />
einfacher aus dem Berufsleben aussteigen<br />
kann und dies auch bereitwilliger tut.<br />
Das liegt daran, dass sie meist einen<br />
Beruf - einen Frauenberuf - gewählt hat,<br />
in dem ein Wiedereinstieg und eine anschließende<br />
Teilzeitbeschäftigung möglich<br />
ist. Männern in den typischen Männerberufen<br />
bleiben diese Möglichkeiten weitgehend<br />
verwehrt. Die wenigen Männer, die<br />
ihre berufliche Tätigkeit für die Kinderbetreuung<br />
einschränken, sind meistens in<br />
einem Frauenberuf beschäftigt. Die Struktur<br />
der Arbeitswelt zwingt also selbst willige<br />
Frauen und Männer oft, wieder in die<br />
typischen Rollen zurückzufallen. Zuzufügen<br />
ist hier allerdings die Beobachtung,<br />
dass, auch wenn beide Elternteile erwerbstätig<br />
sind, die Kinderbetreuung und die<br />
Hausarbeit zum weitaus größten Teil bei<br />
der Frau alleine liegt bzw. die Beteiligung<br />
des Mannes keineswegs selbstverständlich<br />
ist, sondern von der Frau erkämpft<br />
werden muss (was dann nicht selten als<br />
Rumgezicke empfunden wird).<br />
Dieses typische Frauen- und Männerverhalten<br />
ist in weiten Teilen sozialisiert. Es<br />
gibt keinen biologischen Grund, warum<br />
Frauen die besseren Kinderbetreuerinnen<br />
und Männer die besseren Manager sein<br />
sollten. Trotzdem sind die typischen Frauen-<br />
und Männer-Rollen (und -Berufe)<br />
weiterhin gesellschaftliche Realität. Frau<br />
Foto: Mark Unbehend<br />
tut dies und Mann eben das - wo eine<br />
Frau karrieregeil ist und sich als Rabenmutter<br />
rechtfertigen muss, ist ein Mann<br />
karrierebewusst und ein erfolgreicher Familienvater,<br />
wo ein Mann ein Weichei ist,<br />
weil er zwei Mal die Woche die Kinder<br />
nimmt, ist eine Frau eine fürsorgliche und<br />
liebevolle Mutter. Wir alle haben diese<br />
Männer- und Frauenbilder verinnerlicht,<br />
und auch wenn wir vielleicht eine andere<br />
Idealvorstellung im Kopf haben und als<br />
junge Generation Gleichberechtigung fordern<br />
und meinen sie zu leben, so zeigt<br />
die gesellschaftliche Realität leider, dass<br />
wir - spätestens wenn in heterosexuellen<br />
Zweierbeziehungen Kinder ankommen - in<br />
die alten Rollen zurückfallen. Da die geschlechttypischen<br />
Rollen mit einem unterschiedlichen<br />
gesellschaftlichen Status versehen<br />
sind, was sich alleine schon darin<br />
ausdrückt, dass es für die eine Tätigkeit<br />
einen Lohn gibt, für die andere nicht,<br />
gibt es das politische Bestreben, das Rollendiktat<br />
aufzuheben. Die familiäre Kinderbetreuung<br />
und Hausarbeit soll zwar<br />
weiter zum Privaten gehören und damit<br />
unentgeltlich geleistet werden, wer diese<br />
Rolle übernimmt und wer die Rolle als<br />
Verdiener/in übernimmt - Mann oder Frau<br />
- soll jedoch nicht mehr gesellschaftlichen<br />
Zwängen unterliegen.<br />
Dieses politische Vorhaben ist keineswegs<br />
neu. In den 80er Jahren war es die<br />
Frauenquote und heute ist es Gender<br />
Mainstreaming, politische Programme, die<br />
Frauen die Teilhabe ermöglichen sollen<br />
und Chancengleichheit und Gleichstellung<br />
der Geschlechter zum Ziel haben.<br />
S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />
9
SCHWERPUNKTTHEMA<br />
<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />
S C h w e r p u n k t t h e m a<br />
10<br />
S E I T E<br />
Aber was hat das jetzt mit uns - dem Jugendwerk - als Kinderund<br />
Jugendverband zu tun?<br />
Erstmal kommen - wenn sie nicht schon da sind - Förderrichtlinien<br />
auf uns zu, die an das Prinzip von Gender Mainstreaming<br />
gebunden sind. Insofern müssen wir uns formal - und idealer<br />
Weise auch inhaltlich - damit auseinandersetzen, was denn das<br />
nun für unseren Verbandsalltag bedeutet.<br />
Das Jugendwerk ist maßgeblich an der Sozialisation von jungen<br />
Menschen beteiligt, macht mancherorts sogar Bildungsarbeit,<br />
auf jeden Fall ist es täglich mit Frauen- und Männerbildern konfrontiert,<br />
da liegt es auf der Hand, dass hier bewusst gehandelt<br />
werden kann. Wenn sich wirklich etwas an der typischen Rollenverteilung<br />
zwischen den Geschlechtern ändern soll, wenn wir uns<br />
und den jungen Menschen im Jugendwerk Freiräume schaffen<br />
wollen, so müssen wir alternative Handlungsmöglichkeiten zulassen,<br />
die vielleicht wider unsere Frauen- oder Männerbilder<br />
ausfallen. Wir sollten geschlechtsuntypisches Verhalten fördern<br />
und jegliche Festschreibung in Form von „Mädchen sind aber<br />
so und Jungen genau so“ versuchen abzulegen. Denn hier liegt<br />
der Schlüssel zum Aufbrechen der rigiden Rollenaufteilung, in<br />
die über 90% unserer Erwachsenenwelt zurückfällt.<br />
Die jungen Menschen im Jugendwerk sind - genauso wie Du und<br />
ich - in erster Linie Menschen, denen eine Fülle von Entwicklungsmöglichkeiten<br />
offen stehen sollte. Wenn wir bewusst mit<br />
unseren Frauen- und Männerbildern umgehen und jegliche stupide<br />
Zuschreibung hinterfragen, besteht die Chance, diese aufzubrechen<br />
und neue Verhaltensmöglichkeiten entstehen zu lassen.<br />
Um Gender in diesem Sinne geht es im Gender-AK der AG Partizipation<br />
und Verbandsentwicklung, um die konkrete Einbeziehung<br />
des Themas im Verbandsalltag und vor allem um die Überprüfung<br />
und Nachbesserung unserer Strukturen, um Teilhabe unabhängig<br />
von Gender zu ermöglichen.<br />
Für alle, die es interessiert, will ich Gender Mainstreaming und<br />
die verbandspolitische Bedeutung noch einmal genau in der<br />
nächsten Exzess vorstellen. ❑<br />
Annegret Runkel<br />
Sprecherin des Gender-AK<br />
LJW Hamburg<br />
annegret@runkel-hamburg.de<br />
Fotos: Mark Unbehend<br />
Demokratie<br />
und Islamismus<br />
In der Exzess 1/2004 berichteten wir von den Übergriffen<br />
auf AktivistInnen der Aktion 3. Welt Saar beim Europäischen<br />
Sozialforum 2003 in Paris. Damals ging es<br />
um ein Flugblatt zum Israel-Palästina-Konflikt. Kürzlich<br />
hat die Aktion 3. Welt Saar ein weiteres Flugblatt veröffentlicht,<br />
mit dem Titel „Mit Islamismus gegen die<br />
Aufklärung”. Darin wird Islamismus als fundamentalistische<br />
Variante des Islam kritisiert. Exzess-Redakteur<br />
Mark Unbehend führte folgendes Interview mit Klaus<br />
Blees, dem Autor des Flugblattes und Aktivisten der<br />
Aktion 3. Welt Saar.<br />
„Selbstverständlich<br />
verteidigen wir<br />
das Recht auf freie<br />
Religionsausübung”<br />
?<br />
Exzess: Lieber Klaus, Du bist der Autor des Flugblattes<br />
„Mit Islamismus gegen die Aufklärung“, welches vor kurzem von<br />
der Aktion 3. Welt Saar herausgegeben wurde - was war Deine<br />
Motivation dafür?<br />
Klaus Blees: Islamisten werden in der Antiglobalisierungsbewegung<br />
unter dem Banner der Toleranz akzeptiert und hofiert, beim<br />
Europäischen Sozialforum (ESF) 2003 in Paris haben wir das<br />
unmittelbar miterlebt. Wir traten dort in einem mehrsprachigen<br />
Flugblatt für das Existenzrecht Israels ein und wurden massiv beschimpft.<br />
Einer unserer Mitarbeiter wurde körperlich angegriffen,<br />
er erhielt Platz- und Saalverweise und Ordner zerrissen seine<br />
Akkreditierungskarte, während gleichzeitig der Soft-Islamist Tariq<br />
Ramadan auf Einladung der Veranstalter redete. Daher kam mir<br />
die Idee, ein Flugblatt zu schreiben, das von der Aktion 3. Welt<br />
Saar beim ESF 2004 in London verteilt werden sollte, um der<br />
Verharmlosung des Islamismus entgegenzutreten und seinen reaktionären<br />
Charakter bloßzustellen. Zum ESF nach London sind<br />
wir dann nicht gefahren, haben die Idee jedoch in Form der<br />
Islamismus-Flugschrift umgesetzt, die wir bei verschiedenen Gelegenheiten<br />
verteilen oder auslegen.<br />
?<br />
Exzess: Gab es schon viele Reaktionen auf das Flugblatt?<br />
Wurdet Ihr auch einer „Islamophobie“ bezichtigt?<br />
Klaus Blees: Es gab zustimmende und kritische Reaktionen,<br />
allerdings bisher nur wenige prinzipiell ablehnende. Mehrfach<br />
haben Leute aus anderen Regionen Flugschriften zum Weiterverteilen<br />
bestellt. Als islamophob hat uns nach meiner Kenntnis<br />
noch niemand bezeichnet, aber als „volksverhetzend“ wurde<br />
die Flugschrift schon etikettiert.
SCHWERPUNKTTHEMA<br />
<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />
Auszüge aus „Mit Islamismus gegen<br />
die Aufklärung“:<br />
?<br />
Foto: Marcus Mesch<br />
Exzess: Seid Ihr grundsätzlich gegen den Islam als Religion<br />
und gegen alle Moslems?<br />
Klaus Blees: Persönlich - da spreche ich nur für mich selbst - bin<br />
ich Atheist und lehne jede Religion ab. Aber selbstverständlich<br />
verteidigen wir als Aktion 3. Welt Saar unabhängig davon, was<br />
wir glauben oder nicht glauben, das Recht auf freie Religionsausübung,<br />
auch das der Moslems. Allerdings gilt dies nur, so lange<br />
dadurch nicht die Freiheit anderer - ob außerhalb oder innerhalb<br />
der eigenen Glaubensgemeinschaft - eingeschränkt wird. Diese<br />
Einschränkung von Freiheit gehört zum Wesen des Islamismus,<br />
womit nicht - was oft missverstanden wird - der Islam als Ganzes<br />
gemeint ist, sondern dessen fundamentalistische Varianten.<br />
[…] Man hat sich daran gewöhnt, den fundamentalistischen Islam<br />
als legitimen Bestandteil einer bunten, kulturellen Vielfalt zu betrachten:<br />
Multi-Kulti eben. Die Islamisten werden dabei nicht nur<br />
toleriert, sondern die von ihnen propagierte Rückkehr zu einem<br />
einfachen, urtümlichen Leben und ihr Kampf gegen die „westliche<br />
Vorherrschaft“, die Moderne im Allgemeinen und die Aufklärung im<br />
Besonderen, stößt teilweise auf Sympathie und Unterstützung. Diejenigen,<br />
die den Islamismus kritisieren und ihn bekämpfen, werden<br />
häufig gar in einem Atemzug mit Rassisten genannt.<br />
Wer an Emanzipation interessiert ist, kann die islamistische Ideologie<br />
nicht tolerieren - auch unter Berücksichtigung der Heterogenität<br />
der unter dem islamistischen Label einzuordnenden Strömungen.<br />
Islamismus ist eine strenge Umsetzung des Islam, die nicht nur das<br />
Privatleben umfasst, sondern Arbeit und Wissenschaft sowie sämtliche<br />
öffentliche und politische Bereiche. In dieser Totalität unterscheidet<br />
diese Ideologie sich von den meisten Strömungen des<br />
christlichen Fundamentalismus.<br />
Islamisten gegen den Rest der Welt<br />
Islamisten propagieren und führen weltweit den „Heiligen Krieg”,<br />
den Jihad, gegen alle „Ungläubigen”, ob Christen, Atheisten oder<br />
vor allem Juden. Zweck des Jihad ist es, den Nichtmoslems den<br />
Islam aufzuzwingen und die ganze Welt dem „einzig wahren Glauben“<br />
zu unterwerfen. […] Mit Befreiung hat das nichts zu tun. Ebenso<br />
wenig ist es aus der Verzweiflung ausgebeuteter, unterdrückter<br />
und verarmter Massen verständlich. Nirgendwo außerhalb des<br />
islamischen Kulturkreises sprengen sich die „Verdammten dieser<br />
Erde“ selbst in die Luft und versuchen dabei, möglichst viele Zivilisten<br />
mit in den Tod zu nehmen.<br />
Auszüge<br />
?<br />
Exzess: Wie siehst Du den Zusammenhang zwischen Demokratie<br />
und Islam bzw. Islamismus?<br />
Klaus Blees: Liberale Moslems haben nicht nur kein Problem mit<br />
Demokratie, sondern gehören oft - wie der Politikwissenschaftler<br />
Bassam Tibi - zu den entschiedensten Befürwortern eines kompromisslosen<br />
Kampfes gegen Islamisten. Wer jedoch wie letztere<br />
bestrebt ist, die Gebote des Koran wörtlich umzusetzen, also die<br />
ganze Welt zu islamisieren, kann nicht als demokratisch bezeichnet<br />
werden. Klar ist hier von bürgerlicher Demokratie die Rede,<br />
also einer Kapitalinteressen dienenden Demokratie. Die Alternative<br />
dazu ist aber bestimmt nicht faschistische bzw. islamistische<br />
Barbarei.<br />
?<br />
Exzess: In Eurem Flugblatt steht „Genuss ist der Feind des<br />
Islamismus“ - sind IslamistInnen Eurer Ansicht nach also nicht<br />
genussfähig?<br />
Klaus Blees: Doppelmoral ist nicht auf das Christentum beschränkt.<br />
?<br />
Exzess: Welche Partizipationsmöglichkeiten siehst Du innerhalb<br />
der islamischen Community für Moslems, die demokratisch<br />
handeln wollen?<br />
Klaus Blees: Diese Community gibt's ja nicht als Monolith. Wenn<br />
Du damit ein strenggläubiges Umfeld meinst, bedeutet das einen<br />
Bruch mit den Normen der Herkunftsfamilie und das Ende der<br />
Identifikation mit einer abgeschotteten Community. Anzustreben<br />
ist eine Integration, nicht im Sinne der Anpassung an eine deutschnationale<br />
Mehrheitsgesellschaft, sondern im Sinne eines Bekenntnisses<br />
gemeinsam mit Nichtmoslems zu den Werten der<br />
Aufklärung. Formale Voraussetzungen sind Wahlrecht für alle, die<br />
in Deutschland leben, und deutsche Staatsbürgerschaft für alle,<br />
die sie wünschen.<br />
Genuss ist der Feind des Islamismus<br />
Der Jihad der Islamisten richtet sich gegen ein befreites, genussbetontes<br />
Leben. Dafür steht bei ihnen „der Westen“, vor allem<br />
repräsentiert durch die USA und Israel. Ihr islamischer „Antiimperialismus”<br />
hat nichts zu tun mit emanzipatorischer Gesellschaftskritik,<br />
mit dem Kampf um Beendigung der Ausbeutung des Menschen<br />
durch den Menschen, sondern ist ein rückwärts-gewandtes, nihilistisches<br />
Projekt. […]<br />
Islamistischer Judenhass<br />
Wichtigste Gemeinsamkeit aller islamistischen Strömungen ist ihr<br />
unbändiger Antisemitismus, der sich vor allem als Antizionismus<br />
äußert und auf die Vernichtung Israels ausgerichtet ist. Der ideologisch<br />
und terroristisch geführte Jihad gegen Israel ist nicht die Folge<br />
israelischer Besatzungspolitik, wie zur Rechtfertigung angeführt<br />
wird. Pogrome gegen Juden in Palästina gab es schon lange vor der<br />
Gründung des Staates Israel, und über die massive Diskriminierung<br />
der Juden in Palästina schrieb schon Karl Marx. Der Vater der arabisch-palästinensischen<br />
Nationalbewegung, der ehemalige Mufti von<br />
Jerusalem, Haj Amin al-Hussaini, wollte die Juden vernichten und<br />
begrüßte die Machtergreifung der Nazis in Deutschland. „Tötet die<br />
Juden, wo immer ihr sie findet”, forderte er in einer Radioansprache<br />
für den Berliner Rundfunk am 1. März 1944. […]<br />
Der Mufti wurde später zum Mentor des ebenfalls aus dem al-Hussaini-Clan<br />
stammenden Yassir Arafat, der sich stolz als einer seiner<br />
Soldaten bezeichnete. […]<br />
Islamische Todesdrohungen gegen Schriftsteller<br />
Liberale Moslems distanzieren sich von einer solchen Haltung und<br />
dürfen auf keinen Fall damit identifiziert werden, eben weil sie die<br />
heiligen Schriften des Islam nicht zur absolut verbindlichen Richtschnur<br />
machen. […]<br />
Kritiker des Islam aus moslemischen Herkunftsfamilien wie der englische<br />
Schriftsteller Salman Rushdie oder die aus Bangladesch stammende<br />
Atheistin und Frauenrechtlerin Taslima Nasrin werden von<br />
den Fundamentalisten mit dem Tode bedroht. Nasrin muss im Exil<br />
leben, Rushdie hält sich versteckt, sein japanischer Übersetzer und<br />
andere, die mit ihm kooperierten, wurden ermordet.<br />
S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />
11
SCHWERPUNKTTHEMA<br />
<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />
Fotos: Marcus Mesch<br />
Auszüge<br />
Antiislamisten als islamophob zu denunzieren<br />
ist zutiefst bösartig und erklärt potentielle<br />
Opfer zu Tätern. Phobien sind krankhafte<br />
Ängste, während Angst vor dem Islamismus<br />
sehr reale Gründe hat. „Islamophobie”<br />
ist ein klerikalfaschistischer Kampfbegriff,<br />
der ursprünglich von iranischen Mullahs gegenüber<br />
Frauen geprägt wurde, die sich der<br />
Zwangsverschleierung widersetzten. Ebenso<br />
ist es absurd, Antiislamisten als Rassisten<br />
zu bezeichnen, denn damit wird dieser Begriff<br />
zum Synonym für Religionskritik und<br />
Kritik einer reaktionären politischen Bewegung<br />
umgedeutet, […].<br />
S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />
12<br />
[…] Für Barbarei gibt es keine Toleranz, auch<br />
nicht unter dem Vorwand der „Kultur“, der<br />
„Tradition“, der „Religion“ oder des „Dialogs”.<br />
Und genau deshalb ist die AKTION<br />
3. WELT SAAR beispielsweise dagegen, die<br />
Grenzen für Flüchtlinge aus islamischen Ländern<br />
zu schließen. Viele von ihnen fliehen<br />
vor der Politik fanatischer Moslems. Ihnen<br />
gehört unsere Solidarität. Gleichzeitig gilt<br />
es, einen klaren Trennungsstrich gegenüber<br />
denjenigen zu ziehen, die den Kampf gegen<br />
den Islamismus lediglich als Vorwand benutzen,<br />
um Europa zu einer Festung zu machen,<br />
ihrem Standortrassismus zu frönen<br />
sowie innenpolitisch Bürgerrechte abzubauen<br />
und ihre deutsch-nationale Leitkultur zu<br />
predigen.<br />
?<br />
Exzess: Fühlt Ihr Euch richtig verstanden,<br />
wenn Ihr in eine Reihe mit Lawand-order-PolitikerInnen<br />
gestellt werdet,<br />
welche die Abschiebung aller fundamentalistischen<br />
IslamistInnen fordern?<br />
Klaus Blees: Die uns so verstehen, verstehen<br />
uns mit Absicht falsch. Es ist doch<br />
nicht falsch, das Richtige zu sagen, nur<br />
weil unsere politischen Gegner wie Schily,<br />
Stoiber und Lafontaine Teile davon für<br />
ihre repressive Flüchtlingspolitik und<br />
ihren Standortrassismus instrumentalisieren!<br />
Wer hier eine Straftat begeht, soll<br />
dafür auch zur Rechenschaft gezogen<br />
werden, und zwar hier! Nicht mehr und<br />
nicht weniger. Der Islamist Metin Kaplan<br />
wurde allerdings nach Verbüßung seiner<br />
Haftstrafe an die Türkei ausgeliefert und<br />
dort jüngst zu lebenslanger Haft verurteilt,<br />
aufgrund einer zweifelhaften Anklage<br />
und von Zeugenaussagen, die möglicherweise<br />
durch Folter zustandekamen.<br />
Eine Folge sogenannter deutscher Rechtsstaatlichkeit.<br />
Insbesondere darf jedoch<br />
nicht vergessen werden, dass viele Asylsuchende<br />
vor der Politik fanatischer Moslems<br />
aus ihren Heimatländern fliehen.<br />
Ihnen gehört unsere Solidarität.<br />
Viele Islamisten können gar nicht abgeschoben<br />
werden, weil sie deutsche<br />
Staatsbürger sind. Darunter sind nicht<br />
nur eingebürgerte ehemalige Ausländer,<br />
sondern auch immer mehr zum Islam<br />
konvertierte Deutsche, etwa Abu Bakr<br />
Rieger, der die „Islamische Zeitung“<br />
herausgibt. Abschiebungen lösen das<br />
Problem des Islamismus nicht.<br />
?<br />
Exzess: Was hältst Du von islamischem<br />
Religionsunterricht an Schulen in<br />
Deutschland und vom Kopftuchstreit?<br />
Klaus Blees: Die Einführung islamischen<br />
Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen<br />
läuft auf eine staatlich geförderte<br />
Islamisierung von Teilen der Gesellschaft<br />
hinaus und erleichtert damit den Islamisten<br />
ihr Geschäft. Sie steht der in<br />
Deutschland meines Erachtens noch ausstehenden<br />
Trennung von Staat und Religion<br />
entgegen. Religionsunterricht an<br />
staatlichen Schulen gehört aus meiner<br />
ganz persönlichen Sicht generell abgeschafft.<br />
Er könnte, wie von säkularen<br />
Verbänden gefordert, durch ein neutrales<br />
Unterrichtsfach ersetzt werden, das sich<br />
der Auseinandersetzung mit ethischen<br />
Fragen widmet und über die verschiedenen<br />
Religionen und Weltanschauungen<br />
informiert. Ob dem Kopftuch als sichtbarem<br />
Zeichen islamischer Frauenunterdrückung<br />
mit Verboten beizukommen ist,<br />
bezweifle ich. Ein Verbot im öffentlichen<br />
Dienst befürworte ich nicht, halte es aber<br />
für aktzeptabel, wenn es die sichtbaren<br />
Symbole aller Religionen einschließt.<br />
?<br />
Exzess: Gibt es Verbindungen zwischen<br />
der islamistischen und der Neonazi-<br />
Szene?<br />
Klaus Blees: Die gibt es, was auch nicht<br />
verwundert, da sich die Ziele und Ideologien<br />
in wesentlichen Punkten überschneiden:<br />
Im autoritären, antiemanzipatorischen<br />
und antiaufklärerischen Denken, im<br />
völkischen, ethnopluralistischen Weltbild,<br />
im antiwestlichen, antiamerikanischen<br />
und insbesondere antizionistischen, antisemitischen<br />
Ressentiment. Zwar zählen<br />
auch Moslems zu den Opfern der Nazis<br />
und ihrer fremdenfeindlichen Verbrechen.<br />
Im Umgang mit dem Islamismus ist die<br />
Naziszene in der Tat uneins, doch die<br />
Bestrebungen für einen Schulterschluss<br />
mehren sich. So hat die Nazizeitschrift<br />
„Junges Forum” ihre ganze Ausgabe<br />
3/2004 der Propaganda für diese Zusammenarbeit<br />
gewidmet. Damit stehen die<br />
Neonazis in historischer Kontinuität zum<br />
nationalsozialistischen Deutschland und<br />
dessen in der Flugschrift erwähnten Bündnis<br />
mit islamischen Judenmörderbanden.<br />
KONTAKT:<br />
Aktion 3. Welt Saar<br />
Fon: 06872/9930-56<br />
e-mail: a3wsaar@t-online.de<br />
www.a3wsaar.de<br />
Foto: Marcus Mesch
SCHWERPUNKTTHEMA<br />
<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />
Stimmrechtalter 0 - politische Rechte<br />
für Kinder und Jugendliche ab Geburt<br />
In der Schweiz wird die Bevölkerung<br />
bis etwa vier Mal im Jahr an die Urnen<br />
gerufen, um über Sachthemen und<br />
Volksinitiativen abzustimmen oder um<br />
Vertreter und Vertreterinnen in die nationalen,<br />
kantonalen oder kommunalen<br />
Parlamente zu wählen. Wobei der Begriff<br />
Bevölkerung etwas übertrieben ist.<br />
Meistens enthalten sich über 55 % der<br />
Stimmberechtigten ihrer Stimme. Daneben<br />
wird etwa einem Fünftel der Bevölkerung<br />
durch ihre Nationalität das<br />
Stimm- und Wahlrecht vorenthalten.<br />
Und etwa jede und jeder Fünfte in der<br />
Schweiz ist noch zu jung, um sich an<br />
der Urne politisch beteiligen zu dürfen.<br />
Die Kinderlobby Schweiz lancierte im<br />
Sommer 2003 die visionäre Kampagne<br />
„Stimmrechtalter 0“, um die (fehlenden)<br />
Möglichkeiten zur politischen<br />
Partizipation der jungen Generation zu<br />
thematisieren und zu verbessern. Viele<br />
mögen sich fragen, ob sich hinter der<br />
Bezeichnung „Stimmrechtalter 0“ ein<br />
ernst gemeintes Anliegen verbirgt.<br />
Ja! Der Kinderlobby<br />
Schweiz und den vielen<br />
Unterzeichnenden aus<br />
Politik, Kultur, der<br />
Arbeit mit jungen<br />
Menschen und Gesellschaft<br />
geht es<br />
darum, dass die<br />
Stimmen von<br />
Kindern und Jugendlichen<br />
ein<br />
politisches Gewicht<br />
erhalten.<br />
Kinder und Jugendliche<br />
sind von den Entscheidungen<br />
in der Politik mindestens genau<br />
so betroffen wie Erwachsene auch.<br />
Es ist somit auch eine Frage der Gerechtigkeit<br />
zwischen den Generationen,<br />
dass diejenigen, welche am längsten<br />
die Konsequenzen der heutigen Entscheidungen<br />
zu tragen haben, sich in<br />
Zukunft zumindest ebenfalls beteiligen<br />
können.<br />
Foto: Klaus Hagemann<br />
In der Politik werden kinder- und<br />
jugendspezifische Anliegen nach wie<br />
vor zu wenig vertreten.<br />
Themen von oder für<br />
Kinder werden bearbeitet,<br />
sofern sie<br />
die Interessen<br />
der Eltern als<br />
Stimmberechtigte<br />
tangieren. Das<br />
Verständnis von<br />
Kindern und Jugendlichen<br />
als eigenständige<br />
Subjekte<br />
mit eigenen Anliegen<br />
und Rechten hat sich bisher<br />
noch nicht breit durchgesetzt. Mit dem<br />
Stimmrecht für Kinder und Jugendliche<br />
müssten Politiker und Politikerinnen ihr<br />
Partei- oder Regierungsprogramm auch<br />
auf die jüngste Generation ausrichten<br />
und in den politischen Debatten Kinder<br />
und Jugendliche mit ihren Anliegen vertreten,<br />
möchten sie später wiederum<br />
deren Stimmen erhalten.<br />
Demokratie weiter<br />
entwickeln<br />
In der schweizerischen<br />
Verfassung<br />
werden<br />
vor allem<br />
die Funktionsweise<br />
des Staates<br />
als Demokratie,<br />
die<br />
politischen Instrumente<br />
und<br />
die Grundrechte jeder<br />
Person im Staat geregelt.<br />
Dazu zählt auch die Rechtsgleichheit aller,<br />
die Gewährleistung der politischen<br />
Rechte und das Verbot der Diskriminierung,<br />
zum Beispiel auf Grund des Alters.<br />
Mit dieser Begründung entschied<br />
das schweizerische Bundesgericht vor<br />
etwa drei Jahren, dass die Einschränkung<br />
der Wählbarkeit für ein politisches<br />
Amt durch eine obere Altersgrenze<br />
nicht zulässig ist, nachdem ein<br />
70-jähriger Gemeinderat von der<br />
Kandidatur ausgeschlossen<br />
wurde. Trotzdem wird<br />
Kindern und Jugendlichen<br />
das Stimm- und<br />
Wahlrecht nach wie<br />
vor aberkannt. Aus<br />
dem demokratischen<br />
Recht wird ein Altersprivileg.<br />
Das Ziel der Kampagne<br />
„Stimmrechtalter 0“ ist es,<br />
die Demokratie in diesem<br />
Punkt weiter zu entwickeln und allen<br />
eigene politische Rechte zuzugestehen.<br />
Das gesellschaftliche Verständnis von<br />
Demokratie ist nicht statisch, sondern<br />
wandelt sich im Laufe der Zeit. So war<br />
bis 1971 nur den Schweizer Männern<br />
das Wählen und Abstimmen auf eidgenössischer<br />
Ebene erlaubt, kantonale<br />
Anliegen in vereinzelten Kantonen<br />
konnten sogar erst ab 1990 auch von<br />
Frauen mit entschieden werden. Trotzdem<br />
ist das Stimmrecht für Mann und<br />
Frau heute eine Selbstverständlichkeit.<br />
Die damaligen Argumente, wie die<br />
Frauen nicht auch mit staatspolitischen<br />
Fragen zu beladen und ihnen ihr unbekümmertes<br />
Frau-Sein zu belassen,<br />
werden heute angepasst und gegen<br />
das Stimmrecht für Kinder und Jugendliche<br />
recycelt.<br />
Im Gegensatz zu einigen Initiativen in<br />
Deutschland verfolgt „Stimmrechtalter<br />
0“ kein Stellvertreterwahlrecht für die<br />
Eltern, sondern versteht das Wahlrecht<br />
als ein persönliches Recht, das wie<br />
bisher individuell nach persönlichen<br />
Möglichkeiten und Interessen selbst<br />
ausgeübt wird.<br />
Das Stimm- und Wahlrecht ohne Altersgrenze<br />
ist auch aus einer pädagogischen<br />
Sicht zu befürworten. Kinder und<br />
Jugendliche würden konkret mit politischen<br />
Fragen konfrontiert, mit denen<br />
sie sich auseinander setzen und sich<br />
Foto: Kinderlobby Schweiz<br />
S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />
13
SCHWERPUNKTTHEMA<br />
<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />
S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />
14<br />
eine Meinung bilden würden. Sie<br />
lernten Zusammenhänge kennen und<br />
würden für die Aufgaben des Staates<br />
sensibilisiert. Die Debatten in den<br />
Schulen, auf dem Spielplatz und auch<br />
in den Familien fördern die sozialen<br />
Kompetenzen, da sich Kinder und Jugendliche<br />
mit den Ansichten anderer<br />
beschäftigen und selbst ihre eigene<br />
Argumentation einbringen. Durch die<br />
aktive Teilnahme an der Abstimmung<br />
lernten sie das politische System und<br />
dessen Strukturen kennen - wenn wir<br />
uns beeilen, sogar noch im Europäischen<br />
Jahr der Politischen Bildung (im<br />
Original: European Year of Citizenship<br />
trough Education - Learning and living<br />
democracy), welches der Europarat<br />
dieses Jahr ausgerufen hat.<br />
Umsetzung mit Pilotgemeinden<br />
In Gemeinden, welche als Pilotprojekte<br />
Kinder und Jugendliche an politischen<br />
Entscheidungen teilhaben lassen, sollen<br />
nun konkrete Erfahrungen gesammelt<br />
und Möglichkeiten aufgezeigt<br />
werden. Mit verschiedenen Gemeinden<br />
sind bereits Gespräche im Gange. Kinder<br />
und Jugendliche sollen an einer<br />
regulären Abstimmung teilnehmen, welche<br />
durch eine kinderspezifische Fragestellung<br />
ergänzt werden kann. Die<br />
Auszählung wird jedoch getrennt von<br />
den Erwachsenenstimmen stattfinden<br />
müssen. Eine gemeinsame Kommunikation<br />
der Ergebnisse und konkrete<br />
Maßnahmen zur Berücksichtigung der<br />
Kinder- und Jugendmeinungen muss<br />
jedoch angestrebt werden.<br />
Eine lokale Trägerschaft mit Unterstützung<br />
einer Fachperson von „Stimmrechtalter<br />
0“ wird die Abstimmung vorbereiten<br />
und organisieren. Der Informationsvermittlung<br />
kommt dabei eine<br />
zentrale Rolle zu. Zum einen muss das<br />
Projekt allen Stimmberechtigten, Eltern<br />
und Behörden bekannt und von ihnen<br />
akzeptiert sein, zum anderen müssen<br />
die oftmals sehr komplexen Abstimmungsinhalte<br />
und die absehbaren<br />
Konsequenzen daraus kinder- und jugendgerecht<br />
vermittelt werden. Dazu<br />
müssen neue Methoden und Formen<br />
gesucht werden.<br />
Dies wird unter anderem dazu führen,<br />
dass es fortan auch einer großen Zahl<br />
Erwachsener möglich sein wird, die<br />
Abstimmungsinhalte zu verstehen. ❑<br />
KONTAKT:<br />
Pascal Kreuer<br />
Projektleiter „Stimmrechtalter 0“<br />
Vorstand Kinderlobby Schweiz<br />
Kinderlobby Schweiz<br />
Fon: 0041/(0)62 888 01 88<br />
E-Mail: info@kinderlobby.ch<br />
www.kinderlobby.ch<br />
Unterschriftenaktion:<br />
www.stimmrechtalter0.ch<br />
Fotos: Kinderlobby Schweiz<br />
Kinderlobby Schweiz<br />
Die Kinderlobby Schweiz setzt sich für<br />
die Wahrnehmung der Rechte, Anliegen<br />
und Bedürfnisse von Kindern in<br />
der Schweiz ein. Sie ist ein Zusammenschluss<br />
von Personen und Organisationen,<br />
welche sich dafür stark<br />
machen, dass die Aufmerksamkeit für<br />
Kinder in unserem Land wächst.<br />
Die Kinderlobby Schweiz stützt sich<br />
bei ihrer Arbeit auf die UN-Kinderrechtskonvention.<br />
Sie setzt sich für deren<br />
Bekanntmachung und Umsetzung<br />
ein. Im Zentrum der Tätigkeiten stehen<br />
Kinder im Alter von 0 bis 18 Jahren.<br />
Die Kinderlobby Schweiz erkennt<br />
sie als vollwertige Menschen an, mit<br />
allen ihnen zustehenden Rechten. Dabei<br />
stehen das Recht auf Partizipation,<br />
das Recht auf günstige Entwicklungsbedingungen<br />
und das Recht auf einen<br />
angemessenen Lebensraum im Vordergrund.<br />
Die eigene Perspektive der<br />
Kinder nimmt in der Tätigkeit der Kinderlobby<br />
Schweiz einen besonderen<br />
Stellenwert ein, darum gehören auch<br />
Kinder der Organisation an.
S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />
15
Vielen Dank an unsere Gastgeber!!!<br />
Das Landesjugendwerk der AWO Thüringen<br />
S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />
16<br />
Vielen Dank auch an alle, die dieses Bundestreffen ermöglicht<br />
haben! Besonderer Dank gilt der Planungsgruppe,<br />
in der folgende JW’lerInnen aktiv waren: Sebastian<br />
Bode, Angela Carstensen, Jessica Dubielzig, Ramon Ecker,<br />
Petra Hildesheim, Julia Koretzki, Annina Meissner, Marcus<br />
Mesch, Alexander Minar, Denny Möller, Dennis Peinze, Natalie<br />
Rohrbeck, Katrin Rose, Michael Scheide, Oliver Sharp,<br />
Nicola Völckel<br />
Fotos der Seiten 16-34: S. Foto-Zuordnung auf den Seiten;<br />
ohne Zuordnung: Klaus Hagemann (S. 18: 2. Reihe v.<br />
oben: rechts; 23); Sven Katzberg (18: 2. Reihe v. unten:<br />
links; 33/34 (4 Fotos)); Denny Möller<br />
(33/34 (1)); Michael<br />
Taube (18: oben, Mitte u. rechts; unten, Mitte u. rechts;<br />
3. Reihe v. unten, links; 19: rechts, 3. v. unten; 20: 2. R.<br />
v. oben; 21: 2. R. v. oben: alle, 3. R.: 1. u. 2. v.r.; 22 (3);<br />
33/34 (11)); Mark Unbehend (16; 18: Rest; 19: oben, 2.<br />
v.l.; 20: 1., 3. u. 4. Reihe von oben; 21: 1. R.: Mitte u.<br />
rechts, 2. R.: 2. v.l., 3. R.: 1. u. 2. v.r., 4. R.; 22 (3); 32;<br />
33/34 (24)); Dennis Wegener (33/34 (1)); Abierto Asturias<br />
(19: Rest; 21: Europa; 33/34 (1))
Liebe JugendwerklerInnen,<br />
liebe LeserInnen,<br />
Willkommen zum Extrateil dieser Exzessausgabe! Auf den folgenden<br />
Seiten erwarten Euch Berichte, Eindrücke und viele Fotos<br />
vom <strong>Bundesjugendwerk</strong>streffen in Thüringen. Bei den Dabeigewesenen<br />
werden sicherlich Erinnerungen wach (Da SINN ma<br />
DABEI gewesen...!) und für die Daheimgebliebenen gibt’s einen<br />
Einblick und Geschmack aufs nächste Mal.<br />
Das Bundestreffen ist die größte Zusammenkunft von JugendwerklerInnen<br />
bundesweit. Bereits in der Vorbereitung wurde<br />
deutlich, dass hier die geballte Vielfalt unseres Verbandes mit unterschiedlichen<br />
Ideen und Meinungen aufeinander trifft. Die Herausforderung<br />
bestand darin, es wirklich als UNSER gemeinsames<br />
Ereignis zu gestalten, an dem auch alle mitwirken. Wir haben im<br />
Vorfeld festgelegt, dass v.a. der innerverbandliche Austausch in<br />
verschiedensten Formen im Mittelpunkt stehen sollte und die<br />
unterschiedlichen Schwerpunkte und Stärken der einzelnen JW-<br />
Gliederungen sichtbar und greifbar gemacht werden sollten.<br />
Diesen Anspruch haben wir - wie ich finde - mit Bravour umgesetzt.<br />
Mehr als 360 Teilnehmende aus 15 Landes- und Bezirksjugendwerken,<br />
von Bundesvorstand und -Geschäftsstelle kamen<br />
auf dem Windberg in Beichlingen zusammen - mehr als bei allen<br />
Bundestreffen zuvor.<br />
Ein Programmhöhepunkt war der Markt der Möglichkeiten. Bei<br />
20 bunt gemischten Workshops und Aktionen, von Tanzworkshops<br />
über spielerische und sportliche Aktionen bis zu Workshops<br />
aus dem Bereich der politischen Bildungsarbeit (z.B. zur<br />
Sozialforumsbewegung, zur Internationalen Arbeit, zum Thema<br />
Kinderarmut und zum 60. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus),<br />
wurde dem Aufruf zum Mitmachen rege gefolgt. Daneben<br />
fand auch das allabendliche Kulturprogramm statt, das von unseren<br />
GastgeberInnen aus Thüringen, von den Gliederungen und<br />
vom BuJW gestaltet wurde.<br />
Trotz der Entscheidung, das Treffen nicht unter ein übergreifendes<br />
inhaltliches Thema zu stellen, stießen die inhaltlichen<br />
Highlights auf großes Interesse. Neben den Workshopangeboten<br />
wurde ein World Café zur Verbandsentwicklung im Jugendwerk<br />
organisiert, bei dem zahlreiche Teilnehmende aktiv die Zukunftsgestaltung<br />
des Jugendwerks diskutierten. Der 8. Mai stand unter<br />
dem Motto „Kein Vergeben und kein Vergessen!“ Im Anschluss<br />
an das Bundestreffen nahmen fast 200 TeilnehmerInnen an einer<br />
gemeinsamen Veranstaltung in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald<br />
teil, um dem 8. Mai als Tag der Befreiung vom Faschismus<br />
und der Opfer des NS-Regimes zu gedenken.<br />
Ungetrübt von den klimatischen Bedingungen konnte sich die<br />
gute Stimmung der Teilnehmenden durchweg halten. Dazu hat<br />
auch eine engagierte Delegiertenversammlung beigetragen, die<br />
aufkommende Knackpunkte souverän ausräumen konnte.<br />
Der Erfolg des Treffens ist v.a. denjenigen zu verdanken, die vor<br />
Ort und in der Vorbereitung die organisatorischen Rahmenbedingungen<br />
für ein gelungenes Treffen geschaffen haben. So<br />
z.B. die Aktiven, die sich in unsere bundesweite Planungsgruppe<br />
eingebracht haben. Ganz besonders möchte ich mich bei unseren<br />
kompetenten und engagierten GastgeberInnen vom LJW Thüringen<br />
für ihre großartige Unterstützung in der monatelangen<br />
Vorarbeit und dann vor Ort bedanken. Das Team aus Thüringen<br />
hat wesentlich dazu beigetragen, dass wir alle ein einmaliges und<br />
reibungsloses Treffen erleben konnten!<br />
Allen JugendwerklerInnen und Gliederungen, die sich eingebracht<br />
haben, sei hier auch noch einmal ganz herzlich gedankt.<br />
Viel Arbeit und Aufregung sind immer mit dem <strong>Bundesjugendwerk</strong>streffen<br />
verbunden. Ob es gelingt, hängt immer von der<br />
Beteiligung aller ab. Nun ist die Sache „überstanden“ und wir<br />
können selbstbewusst und auch stolz darauf zurückblicken: Das<br />
haben wir alle gemeinsam großartig gerockt! Ich denke, wir<br />
sollten diesen Schwung mitnehmen, wenn es heißt, nach vorne<br />
zu blicken, um gemeinsam an das Kommende zu gehen. Es gibt<br />
noch mehr zu machen, zu gestalten, zu entscheiden und zu zeigen:<br />
Das sind wir! Da SINN ma DABEI! DAS ist das Jugendwerk!<br />
Ich hoffe, das Bundestreffen hat Euch motiviert, in diesem Sinne<br />
auch weiter beim <strong>Bundesjugendwerk</strong> mitzurocken und mitzubestimmen,<br />
wohin es mit dem „Bauchladen“ zukünftig gehen soll!<br />
Wie es einst eine große Band (welche war das wohl? Lösungen<br />
bitte ans BuJW schicken!) ausdrückte:<br />
If the Kids are united, they will never be divided!<br />
Eure<br />
Julia Koretzki<br />
Vorsitzende des <strong>Bundesjugendwerk</strong>s der AWO<br />
Fotos: Mark Unbehend<br />
Vorwort<br />
S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />
17
B undesländer<br />
U ngefähr alle, versammelt mitten in der<br />
N atur, im Herzen - Thüringen<br />
D urchorganisiert wochenlang<br />
E ndlich<br />
S inn ma Dabei - Mai 2005<br />
Songtext<br />
S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />
18<br />
R’n’T - Respekt und Toleranz<br />
Songtext aus dem Workshop „Let’s make a song“<br />
1. Wo leben wir? In welcher Zeit?<br />
Öffnet die Augen - schaut Euch um<br />
Die Welt scheint jetzt schon grau und kalt.<br />
Es kommt keiner weit mit Gewalt!<br />
Auf Kosten von Anderen werden Hälse gereckt,<br />
mit Ellenbogen und Hass zu Boden gestreckt.<br />
Es kommt keiner weit mit Gewalt!<br />
Seid nicht so kalt!<br />
Refrain (2x):<br />
Ich bin klein, die Welt ist groß<br />
Alles verstehen - wie soll ich bloß?<br />
Hab’ offene Augen, Respekt’n Toleranz<br />
Für Krieg und Rassismus keine Akzeptanz.<br />
2. Menschen sind gleich – überall<br />
- Ihr habt doch’n Knall!<br />
Euch über Andere zu stell’n<br />
Bis Kriege über Kriege schwell’n<br />
Auf der Suche nach Freiheit und Solidarität<br />
Ist es für Andere - schon längst viel zu spät.<br />
Refrain (2x)<br />
Bridge:<br />
Brauner Fleck an der Wand<br />
Ich zweifle an deinem Verstand<br />
Hast die Welt wohl verkannt<br />
Und Hitler zu Deinem Helden ernannt<br />
Steckst Synagogen in Brand<br />
Im Namen vom Vaterland<br />
Doch es ist bekannt<br />
Ihr habt euch verrannt! Ihr habt euch verrannt!<br />
Refrain (2x)<br />
3. Von überall kommen wir her<br />
Jeder besteht auf Toleranz und mehr<br />
Wir leben im jetzt und hier<br />
Unsere Zukunft gestalten – WIR<br />
Und ist der Weg auch steinig und weit<br />
Wir halten zusammen – wir sind bereit.<br />
J ugendliche, 360 an der Zahl<br />
U nterhaltung gesichert durch<br />
G emixtes Workshopangebot und Abendprogramm<br />
E ngagement auf allen Ebenen<br />
N ächtliche Teambesprechungen<br />
D es öfteren Spaß<br />
W ahlweise durch viel Lachen<br />
E benfalls ernsthafte Themen und<br />
R eichhaltige Ideen<br />
K ulinarische Genüsse<br />
S pätzle zum Beispiel oder Cocktails<br />
T anzen zu<br />
R ock - Bands, Reggae, Hip Hop<br />
E rmüdungserscheinungen konsequent ignorierend<br />
F ässer von Bier<br />
F reunde wiedergetroffen und gefunden<br />
E rlebnisreiche Tage<br />
N ächstes Treffen !!!<br />
Maren Hofmann<br />
Praktikantin beim<br />
Landesjugendwerk der AWO Thüringen
Goethe<br />
Johann Wolfgang is mein Name,<br />
Bin bekannt all um die Welt,<br />
Schrieb manch’ Gedicht und manch’ Ballade,<br />
Wie es euch so wohl gefällt.<br />
Der Vorstand hat Kultur gerufen,<br />
oh mein Gott, was mach’ mern da?<br />
Ich hab’s, wir rufen unsern Goethe,<br />
Doch eigentlich is Schillerjahr.<br />
Denn kommt das Leipziger Labberrei,<br />
Dann ist es mit der Lieb’ vorbei.<br />
Meck-Pomm das is ne tolle Ecke.<br />
Da kann man sich ganz gut verstecke.<br />
Willste da mal wen besuchen gehen,<br />
Da kannste gleich mal Urlaub nehm.<br />
Da gehste nich mal grad ums Eck,<br />
Da biste gleich ne Woche weg.<br />
Büttenrede<br />
Ich sollt euch allen was erzähle,<br />
Was Thüringen so einzig macht,<br />
Doch hab ich da en paar Probleme,<br />
Im Niederrhein herrscht immer Nacht.<br />
Schleswig-Holstein is ein Land,<br />
Das Land der Demokraten.<br />
Die wählen da am Tag fünf Mal<br />
und fühln sich dann verraten.<br />
Denn wer das Volk a bissel kennt,<br />
Die sind belehrungsresistent,<br />
An Vortrag is da nich zu denke,<br />
Da kannste dir dein Hirn ausrenke.<br />
Es gibt nur eins, was die behalten,<br />
Du musst ne Büttenrede halten.<br />
In NRW - das denkt euch mal,<br />
Da liegt doch das Neandertal.<br />
Doch Niederrhein sei nich verdrosse,<br />
Auf den Rest wird auch geschosse.<br />
Da fällt mir meine Jugend ein,<br />
Ich sollt ja mal a Hesse sein.<br />
In Frankfurt da bin ich geboren,<br />
Doch das war keine gute Wahl,<br />
Wie heut noch, können die nich lese<br />
Und schreiben is für die ne Qual.<br />
Stifte warn noch nich erfunde,<br />
So focht ich mit nem Federkiel,<br />
Nur hab ich nie einen gefunden,<br />
nur dumme Gänse gab es viel.<br />
Was hab ich mich als Bub gefreut,<br />
Es hieß, heut kriegst a Äppelwoi,<br />
Ich musst sofort aufs Donnerholz,<br />
Auf Abführessig sind se stolz.<br />
Danach kroch ich auf allen Vieren<br />
Ab nach Leipzig zum studieren.<br />
In diesem wunderschönen Städtchen<br />
Gibt es ein paar hübsche Mädchen.<br />
Da hängt die Zunge bis am Knie,<br />
Nur reden darfst du mit ihr nie.<br />
In Württemberg gibt’s nich nur Wahlen,<br />
Die leiden da ganz andre Qualen.<br />
Schaffe, schaffe, Häusle baue,<br />
So tun die sich den Tag versaue.<br />
Und wenn die Hütte fertig ist,<br />
Dann weiß der nich was Freizeit ist.<br />
Wischen, kehren die ganze Woch,<br />
Was müssen die denn alles noch.<br />
In Hamburg, das weiß jedes Kind,<br />
Das da nich nur der Fischmarkt stinkt.<br />
Da stinkste selber wie ein Schwein,<br />
Springst du mal da ins Wasser rein.<br />
Und ist auch das noch nicht genug,<br />
Scheißt dir ne Möwe auf den Hut.<br />
Da lob ich mir Thüringia,<br />
Denn hier ist alles wunderbar.<br />
Ist der Ton auch manchmal barsch,<br />
Uns scheint die Sonne aus dem Arsch.<br />
Goethe, Schiller und Konsorten,<br />
Trifft man hier an aller Orten.<br />
Weimar, Erfurt, das sind Städte,<br />
Die Niedersachsen gerne hätte.<br />
Doch seid nicht traurig,<br />
Es is halt so.<br />
Wir feiern heute und sind froh,<br />
Das Jugendwerk der AWO.<br />
Schluss jetzt mit der Quasselei!<br />
Ich ruf uns allen:<br />
SINN ma DABEI!<br />
In der Bütt’ stand: Goethe<br />
alias Michael Scheide (LJW Thüringen)<br />
S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />
19
Markt der Mögl<br />
Workshop „Kinderarmut“ (<strong>Bundesjugendwerk</strong>)<br />
Hallo-Wach-Aktionen (LJW Schleswig-Holstein)<br />
B u N D E S T R E F F E N<br />
Workshop „Buchenwald“ (LJW Thüringen & BuJW)<br />
20<br />
S E I T E<br />
„Breakdance on the fly“ (BJW Hessen-Nord)
ichkeiten...<br />
„Geschmack machen auf Europa“<br />
(LJW Thüringen & AK Internationales)<br />
Skat-Workshop<br />
(JW Nordhausen)<br />
Orientalischer Tanz (BJW Hessen-Süd)<br />
Kistenklettern (LJW Thüringen)<br />
Workshop „Sozialforum“ (LJW Thüringen)<br />
Sinnesparcours (LJW Thüringen)<br />
Und dann gab’s da im Markt der Möglichkeiten noch:<br />
- Treffen der AG „Partizipation und Verbandsentwicklung“ (BuJW)<br />
- „Dings-Spiel“ (LJW Hamburg)<br />
- Basteln und Schminken mit Kindern (BJW Hessen-Nord)<br />
- Workshop „Let’s make a song“ (LJW Hamburg)<br />
- JW-Persönlichkeits-Test „Welcher JW-Typ bin ich?“<br />
(BJW Westliches Westfalen)<br />
- Videoclipdance (BJW Hessen-Nord)<br />
- Disku-Shop (BuJW)<br />
- Comic-Workshop (LJW Sachsen-Anhalt)<br />
B u N D E S T R E F F E N<br />
21<br />
S E I T E
„JW-Persönlichkeitstest“<br />
S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />
22<br />
Hallo Ihr Lieben,<br />
das ist er nun, der große „JW-Persönlichkeitstest“, welcher dieser<br />
Exzess auch beiliegt, nachdem ihn ja einige von Euch beim<br />
Bundestreffen bereits ausprobiert haben.<br />
Wir wissen ja nicht, wie es Euch so geht, aber wir im wunderschönen<br />
Westlichen Westfalen lieben es, pseudo-wissenschaftlich<br />
fundierte Persönlichkeitstests zu machen und uns anschließend<br />
zu versichern, dass die Ergebnisse „so ja mal gar nicht auf<br />
uns zutreffen“… Deshalb haben wir uns in einer stillen Minute<br />
(aus der Tage, Wochen und anschließend Monate wurden J …)<br />
zusammengesetzt und den Test entwickelt. Nehmt ihn als eine<br />
Möglichkeit, Euch kurzweilig zu amüsieren, und bitte nicht als<br />
die ultimative Antwort auf Eure Lebensfragen…<br />
Zum Verfahren:<br />
Bei diesem Test ist es so, dass ihr einfach die Antwort, die am<br />
ehesten auf Euch zutrifft, ankreuzt und im Anschluss alle Eure<br />
Ergebnisse zusammenzählt.<br />
Dazu könnt Ihr die Auswertungstabelle verwenden, welche Ihr<br />
am Ende des Fragebogens findet. Das geht ganz leicht. Bei jeder<br />
Frage ist jeder Antwort ein Buchstabe zugeordnet. Ihr führt<br />
einfach eine Strichliste.<br />
Das Testergebnis:<br />
Das Testergebnis besteht aus der Angabe, wie viele As, Bs, Cs<br />
usw. Ihr verbuchen konntet. Wenn Ihr wissen wollt, welcher<br />
JW-Typ Ihr seid, dann schickt uns einfach Euer Testergebnis<br />
unter Angabe des Jugendwerkes, in dem Ihr aktiv seid, per E-<br />
mail oder Post ans BuJW: exzess@bundesjugendwerk.de oder<br />
Oppelner Str. 130, 53119 Bonn (Betreff: JW-Test).<br />
In der nächsten Exzess veröffentlichen wir dann eine Statistik,<br />
wie viele unserer kleinen Umfrage welchem JW-Typ zuzuordnen<br />
sind. Natürlich folgt dann auch die Auflösung, welche JW-<br />
Typen der Test überhaupt erfasst.<br />
Auch Nicht-JWlerInnen können mitmachen. Für sie gilt das<br />
Motto „Welcher JW-Typ WÄRST Du?“ Und bei dem Herkunfts-JW<br />
gebt einfach „nicht im JW aktiv“ an, oder – falls Ihr<br />
wollt – eine andere Organisation, bei der Ihr aktiv seid.<br />
So, jetzt aber mal ran ans Kreuzchen machen...<br />
Mit den herzlichsten Grüßen<br />
von den Verfassern des Tests,<br />
Steffi Reichel & Stefan Born<br />
BJW Westliches Westfalen
Videoclipdance<br />
Breakdance on the fly und Videoclipdance<br />
auf höchstem Niveau<br />
Breakdance<br />
Streetwork Fulda nahm in diesem Jahr<br />
bereits zum wiederholten Male am <strong>Bundesjugendwerk</strong>streffen<br />
teil und reiste mit<br />
ca. 40 anderen Jugendlichen und Teamern<br />
aus dem Einzugsgebiet des Bezirksjugendwerkes<br />
Hessen-Nord an.<br />
In diesem Jahr bestand die Gruppe aus<br />
22 Mädchen und Jungen im Alter von<br />
14-18 Jahren, die vorwiegend russlanddeutscher<br />
Herkunft sind und von 5 Teamern<br />
begleitet wurden.<br />
Um einen aktiven Teil zum Programm<br />
beizutragen, studierten die Jungen in<br />
ihren Gruppentreffen eine Breakdance-<br />
Choreografie ein und die Mädchen zeigten,<br />
was es heißt, wie im Videoclip zu<br />
tanzen.<br />
Gemeinsam führten die Jugendlichen<br />
dann im Markt der Möglichkeiten einen<br />
Breakdance- und Videoclipdancing-<br />
Workshop durch, um auch den anderen<br />
Teilnehmern des <strong>Bundesjugendwerk</strong>streffens<br />
die Möglichkeit zum kennen lernen<br />
und Mitmachen zu geben.<br />
Selbst ein Team des Mitteldeutschen<br />
Rundfunks ließ es sich nicht nehmen,<br />
die Übungen der Jugendlichen aufzunehmen.<br />
Das Ergebnis war, wie man auf den Fotos<br />
sehen kann, beeindruckend und wurde<br />
gleich an zwei Abenden unter vielfachem<br />
Beifall dem Publikum vorgeführt.<br />
Für unsere Jugendlichen war dies die<br />
zweite Fahrt in diesem Jahr nach einem<br />
Wochenende in Nürnberg, wo wir u.a.<br />
das Reichsparteitagsgelände besuchten.<br />
Somit war der Besuch am Ende der<br />
Fahrt in der Gedenkstätte Buchenwald<br />
ein weiterer sinnvoller Programmpunkt,<br />
wie auch die Rückfragen unserer Jugendlichen<br />
zeigten.<br />
Mit diesen Fahrten möchten wir die Jugendlichen<br />
auf ihre Rolle als Gastgeber<br />
der rumänischen Jugendlichen während<br />
des diesjährigen Jugendaustausches in<br />
Fulda im August vorbereiten.<br />
Im Laufe des Wochenendes haben unsere<br />
Jugendlichen viele neue Freunde<br />
kennen gelernt und mit ihnen viel Spaß<br />
gehabt.<br />
Für uns heißt diese positive Erfahrung,<br />
dass in zwei Jahren sicherlich wieder eine<br />
Gruppe von Streetwork Fulda mit der<br />
Gruppe von Hessen-Nord am <strong>Bundesjugendwerk</strong>streffen<br />
teilnehmen wird.<br />
Klaus Hagemann<br />
Streetwork Fulda<br />
Fotos: Klaus Hagemann<br />
S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />
23
Das politische Bundestreffen!<br />
Come in Contract -<br />
Kinderarmut<br />
Das Thema Kinderarmut, das vor vier<br />
Jahren noch einziges Schwerpunktthema<br />
war, wurde auch diesmal behandelt. Nun<br />
sind wir allerdings in der Diskussion weiter<br />
und in den Methoden partizipatorischer.<br />
Das bundesweite Come-in-Contract-Projekt<br />
des BuJW, in dem Jugendliche von<br />
13-17 Jahren zusammenarbeiten, veranstaltete<br />
einen Workshop zum Thema<br />
Kinderarmut. Fast 30 Leute beteiligten<br />
sich daran - ein großer Erfolg!<br />
Sozialforum<br />
S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />
24<br />
Ein Motto, das alle<br />
singen können<br />
Als im Herbst 2004 der Bundesausschuss<br />
über das Bundestreffen 2005 beriet und<br />
sich der Bundesvorstand entschied, ohne<br />
ein politisches Motto oder eine inhaltliche<br />
„Klammer“ in die Beratungen zu<br />
gehen, war wohl nicht abzusehen, welche<br />
inhaltliche Tiefe dieses Bundestreffen<br />
ein halbes Jahr später haben sollte.<br />
Schnell war ein Motto („SINN ma DA-<br />
BEI“) gefunden, das zwar gut zu singen<br />
war, unter dem sich allerdings niemand<br />
etwas Konkretes vorstellen konnte. Irgendwie<br />
„Markt der Möglichkeiten“ und<br />
alle machen, was sie wollen! Der Ball<br />
war bei den Gliederungen. Es galt, den<br />
von den Veranstaltern organisierten Rahmen<br />
mit Inhalten zu füllen. Die Vielfalt<br />
der Jugendwerke sollte das Thema sein.<br />
Während der Vorbereitungstreffen, an<br />
denen sich nur wenige Gliederungen beteiligten,<br />
nahm die ganze Sache langsam<br />
Form an.<br />
60 Jahre Befreiung<br />
Das BuJW legte zusammen mit den<br />
Thüringern einen Schwerpunkt auf den<br />
60. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus.<br />
Die örtliche Nähe zur KZ-<br />
Gedenkstätte Buchenwald sollte genutzt<br />
werden, um diesem Ereignis angemessen<br />
zu gedenken. Während des Marktes der<br />
Möglichkeiten organisierten wir einen<br />
Workshop zum Thema. Ein Film über Buchenwald<br />
wurde gezeigt, und die Frage<br />
„Wer wurde von was befreit?“ diskutiert.<br />
Ein historischer Abriss zum Gedenken in<br />
der BRD und der DDR leitete einen<br />
spannenden Diskurs ein. Wir bereiteten<br />
uns gut auf unsere Form des Gedenkens<br />
vor. Am Sonntag war es dann soweit, mit<br />
ca. 200 JugendwerklerInnen gedachten<br />
wir der Opfer des Nationalsozialismus.<br />
Die Rede von Julia Koretzki und die<br />
anschließende Kranzniederlegung waren<br />
bewegende Zeugnisse einer inhaltlichen<br />
Auseinandersetzung mit dem Thema.<br />
Verbandsentwicklung<br />
und Partizipation<br />
Der zweite große Schwerpunkt wurde<br />
auf das Thema Verbandsentwicklung gelegt.<br />
Zusammen mit den VertreterInnen<br />
der AKs der AG „Partizipation und Verbandsentwicklung“<br />
bereiteten wir das<br />
World-Café zum Thema vor. Am eigentlich<br />
„freien“ Samstagvormittag versammelten<br />
sich immerhin ca. 80 Leute, um<br />
die Entwicklung des Jugendwerks zu<br />
diskutieren. Zu Gast waren zudem die<br />
Thüringer AWO und der Landesvorsitzende<br />
der Jusos. Es war ein großartiges<br />
Gefühl, nach 2 Stunden reger Diskussion<br />
das Feedback zu bekommen, dass die<br />
Veranstaltung zu kurz war. Unglaubliche<br />
Forderungen von VertreterInnen sonst<br />
unverdächtiger Gliederungen, die Veranstaltung<br />
mit einem größeren Zeitrahmen<br />
(„Dann muss halt das Fußballturnier kürzer<br />
sein“) auszustatten, zeigten, dass das<br />
Thema sehr gut präsentiert wurde.<br />
Das im Sommer stattfindende Sozialforum<br />
war ebenso Thema des Bundestreffens.<br />
Auch hierzu gab es einen Workshop, der<br />
zeigte, dass das Jugendwerk Teil einer<br />
sozialpolitischen Opposition ist.<br />
Zusätzlich veranstalteten die Gliederungen<br />
inhaltliche Workshops, die ein rundes<br />
und politisches Gesamtbild des Verbandes<br />
darstellten. So ist es gelungen, einen<br />
Querschnitt durch die Verbandsarbeit<br />
des Jugendwerks zu organisieren, der<br />
sich von dem einfachen Weltbild „Spaß<br />
oder Inhalte“ der Vorstellung annäherte,<br />
dass Inhalte Spaß bringen und gerade<br />
deshalb gefeiert werden kann.<br />
Die viele Arbeit hat sich wieder einmal<br />
gelohnt!<br />
Das Leben ist unser!<br />
Christian Burmeister
Fotos: Dennis Wegener<br />
Wir hatten nie eine Chance!<br />
Dabei sein ist bekanntlich alles, reichen<br />
tut es natürlich nicht. Wer in Hannover<br />
vor vier Jahren miterleben durfte, wie<br />
das „Monopol“ beim Fußballturnier den<br />
Sport zelebrierte, rieb sich in Thüringen<br />
verwundert die Augen. Die „Sprottenspätzle“<br />
spielten keinen gepflegten Ball<br />
und verloren erbärmlich. Bei genauerer<br />
Betrachtung überraschte das Debakel<br />
jedoch nicht, schließlich war bei uns die<br />
DDR im Haus. Die halb abgerissenen<br />
Hütten neben unseren zeigten ihre Asbestplatten<br />
und rundeten das Bild ab.<br />
Wir waren wohl zu spät zum Treffen<br />
angemeldet und mussten uns mit Notunterkünften<br />
am Rande begnügen. In<br />
den ehemaligen Datschen eines FDJ-<br />
Sommerlagers gab es keine Heizung, alte<br />
Betten, kein Wasser und Ausblick auf<br />
die nächste Hütte. Dank der ebenfalls<br />
verschlafenen Anmeldung der Württemberger<br />
hatten wir es zu den alten Freunden<br />
nicht weit. Diese wurden sogleich<br />
zu Leidensgenossen, durften allerdings<br />
nicht ganz so arg jammern, da sie noch<br />
über eine bescheidene Terrasse verfügten.<br />
Die DDR ist zwar seit vielen Jahren<br />
nur noch Geschichte, doch sie hatte uns<br />
die real existierende Ungemütlichkeit<br />
hinterlassen.<br />
Am Tag des großen Turniers waren wir<br />
aufgrund fast dreitägigen Frierens bereits<br />
ganz am Ende, und als die anderen<br />
Mannschaften sich längst dehnten<br />
und ihre Taktik durchsprachen, standen<br />
wir noch am Grill und versuchten, die<br />
Kältekrämpfe zu lösen. Nach dem Anpfiff<br />
waren wir glücklich, unsere Beine<br />
wieder spüren zu können, dass wir das<br />
Toreschießen vergaßen. So war die Vorrunde<br />
das unspektakuläre Ende unserer<br />
Fotos: Michael Taube<br />
Bemühungen und wir fielen allein durch<br />
unqualifizierte Zwischenrufe aus dem<br />
Megafon positiv auf.<br />
Später sollte es eine After-Loosing-Party<br />
geben, doch der uns beherbergende<br />
Pavillon des DGB tat es der befreundeten<br />
SPD gleich und hielt keinem Lüftchen<br />
stand. Der Traum vom gemütlichen<br />
Grillen war geplatzt und wir schlichen<br />
zur Siegerehrung in beheizte Räume.<br />
Die Gewinner des Fußballturniers dürfen<br />
nächstes Jahr zum Bolzen nach Kassel,<br />
doch da hätten wir sowieso keine Zeit<br />
gehabt. Für uns sprang schließlich der<br />
dritte Platz raus und man überreichte<br />
uns allen eine Badehose. Irgendjemand<br />
hatte richtig tollen Humor bewiesen,<br />
hätte es Sonnencreme gegeben, wäre<br />
der Sarkasmus allerdings noch deutlicher<br />
zu Tage getreten.<br />
Die DDR wird schon gewusst haben,<br />
warum sie unseren Platz Sommerlager<br />
genannt hat. In den Fünf-Jahres-Plänen<br />
war die Wärme im Osten wohl nur für<br />
den August vorgesehen, und irgendwie<br />
scheint das noch niemand geändert<br />
zu haben. Die „Sprottenspätzle“<br />
waren allein die Leidtragenden dieser<br />
beispielslosen Fehlplanung und daher zu<br />
bedauern.<br />
Bei der Abreise beschlich uns das Gefühl,<br />
diese Hütten aus Stabilitätsgründen nie<br />
wieder zu sehen, und so wurde auch die<br />
Forderung Einzelner nach dem Abreißen<br />
der Datschen als überflüssig erachtet.<br />
Beim nächsten Bundestreffen werden wir<br />
sicherlich wieder sportlich faire Unterkünfte<br />
vorfinden und man darf gespannt<br />
sein, ob sich andere Mannschaften dann<br />
vor uns fürchten müssen oder wir einfach<br />
nur um eine Ausrede ärmer sind.<br />
Dennis Wegener<br />
LJW Schleswig-Holstein<br />
S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />
25
Die Sicht der Besucher,<br />
die sich zu Hause fühlten<br />
Foto: Marcus Mesch<br />
S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />
26<br />
Wir, die Spanier, kamen nach Beichlingen<br />
als Gäste, dank unserer zweijährigen<br />
Partnerschaft mit dem Jugendwerk Thüringen,<br />
welche sich durch einige Reisen<br />
und Begegnungen in unseren beiden<br />
Ländern herausbildete. Deswegen waren<br />
die Erwartungen, bevor wir unser<br />
Zuhause verließen, bereits viel versprechend:<br />
Lernen, Freunde besuchen und<br />
experimentieren… So nahmen wir die<br />
Koffer und traten eine ewig dauernde<br />
Reise an, die dreizehn endlose Stunden<br />
dauerte. Autos, Verzögerungen, Busse,<br />
Flugzeuge und Züge, bis wir im Sommerferienlager<br />
in Beichlingen ankamen.<br />
Das Willkommen<br />
Angekommen in Erfurt wurden wir zuerst<br />
von unseren alten Freunden Peter<br />
und Stefan (Ordi) abgeholt, die uns,<br />
zwischen Stapeln von Plastikgläsern und<br />
Koffern, zu unserem Bestimmungsort für<br />
die folgenden Tage, Beichlingen, brachten.<br />
Sobald wir dort waren, begrüßten<br />
uns alte (die zwei Christins, der kleine<br />
Paul, Katrin, Denny, Melanie und ihr<br />
Freund, Ben und seine Freundin, die<br />
zwei Alex, Michael, Hilde,...) und neue<br />
Freunde (Emilie und Mark, Barbara, Bryan,<br />
Natalie, Samir, Maren...), gerade erst<br />
kennen gelernte Leute und sogar Unbekannte<br />
hießen uns herzlich willkommen.<br />
Trotz der ganzen Arbeit, der wenigen<br />
Zeit und unserer ungeplanten Anzahl<br />
(wir kamen zu dritt und nicht zu zweit,<br />
wie vorher abgemacht), organisierten sie<br />
es so, dass wir uns wie zu Hause fühlten<br />
und uns nichts fehlte. Ununterbrochen<br />
trafen wir Leute, die uns fragten, ob wir<br />
etwas benötigten, ob wir uns wohl fühlten,<br />
und die sich entschuldigten, dass sie<br />
nicht mehr Zeit mit uns verbringen konnten,<br />
obwohl uns am Ende immer der ein<br />
oder andere begleitete. So kam es, dass<br />
wir immer eine Begleitung hatten bis<br />
Foto: Sven Katzberg<br />
zum Abendessen am letzten Tag und bis<br />
zur Abfahrt am Zug. Das war ein Moment,<br />
den wir uns nicht wünschten, aber<br />
alle guten Sachen haben ja ein Ende.<br />
Die Umgebung<br />
Für diejenigen, die von einer langen<br />
Reise ankommen (wie wir), ist es, einen<br />
Veranstaltungsort zu sehen, der fernab<br />
von der Stadt und ruhig liegt, schon ein<br />
großer Anfang. Ganz umgeben von Natur<br />
und Ruhe, Platz zum Spazieren und<br />
die Sachen ohne Eile zu sehen, innerhalb<br />
des Sommerferienlagers gab es Raum<br />
dazu, Angebote und Möglichkeiten, die<br />
wir uns und unseren jungen Leuten immer<br />
wünschen, da wir seit Jahren nach<br />
so einem Platz suchen, mit Foren der<br />
Debatte, Spielen, Räumen und Discos,<br />
die auf unsere Sommerferienprogramme<br />
passen.<br />
Die Organisation und<br />
die Orgagruppe<br />
Unsere Perspektive ist die von außen,<br />
also können wir das möglicherweise<br />
nicht so einschätzen, aber da die Eindrücke<br />
gut waren, gestehen wir uns<br />
den Luxus zu, es zu tun. Von unserem<br />
ersten Tag an in dem Sommerferienlager<br />
sahen wir Leute, die nicht aufhörten,<br />
zu arbeiten und Sachen zu regeln, die<br />
auch der Erfahrenteste vergessen haben<br />
könnte. Da wir am Tag vor dem Beginn<br />
des Treffens ankamen, bemerkten wir,<br />
dass alles so ähnlich war wie das, was wir<br />
in der Vorbereitung auf unser regionales<br />
Treffen erlebten. Vergleichbar auch mit<br />
unseren Sommerferienmaßnahmen, mit<br />
viel Arbeit und vielen Leuten, die mit ihren<br />
Erfahrungen und Bemühungen dazu<br />
beitrugen, dass am folgenden Tag alles<br />
gut klappte.<br />
Meiner Meinung nach erreichten sie das<br />
zweifellos, weil die 360 Leute, die sich<br />
dort versammelten, eine Menge Sachen<br />
erlebten und in einer großartigen Atmosphäre<br />
zusammen waren und teilten.<br />
Ein großes Angebot an Möglichkeiten<br />
in jedem Moment, sodass jeder wählen<br />
konnte, was ihn/sie interessierte. Aber<br />
auch die Möglichkeit, freie Momente mit<br />
seinen Freunden und eine Pause in der<br />
Umgebung zu verbringen.<br />
Die Gruppenarbeit beeindruckte uns<br />
durch ihre Professionalität und dadurch,<br />
dass, obwohl jeder Verantwortlichkeit<br />
für alles hatte, die meisten Tätigkeiten<br />
einen/eine Koordinator/in hatten, damit<br />
alle wussten, was sie tun mussten.<br />
Das Engagement der Organisatoren war<br />
groß, was sehr wichtig ist, um ein Team
zu bilden. Und es gibt keinen Zweifel,<br />
dass alles, an dem wir teilnahmen, ausführlich<br />
vorbereitet war, egal ob es den<br />
Teilnehmern mehr oder weniger gefallen<br />
hatte. Persönlich kann ich nur über<br />
die Leute etwas sagen, die ich bereits<br />
kannte, die Gruppe von Thüringen, da<br />
ich nicht einordnen konnte, zu welchen<br />
Gruppen all die Anderen gehörten. Und<br />
ich konnte nicht lange Zeit mit allen<br />
verbringen.<br />
Von außen betrachtet erschien das als<br />
eine gute Atmosphäre, mit sehr engagierten<br />
Leuten. Und ich habe den<br />
Eindruck, dass alle etwas mehr als einfache<br />
Teilnehmende, eher Freunde waren.<br />
Schließlich bestätigte mich der letzte Tag<br />
in meinem Eindruck, was zeigt, dass dies<br />
ein wichtiger Teil der Arbeit war, um die<br />
tägliche Spannung und den Druck zusammen<br />
zu ertragen, damit am Ende ein<br />
gutes Ergebnis herauskam.<br />
hauptsächlich teilten wir viele einzigartige<br />
Momente, plaudernd an einem Tisch,<br />
fast immer, wenn es abends ruhiger geworden<br />
war, manchmal bis in den Morgen<br />
des folgenden Tages. Wir lernten<br />
Sachen, die wir in unserer Organisation<br />
anwenden können, und hoffen, den<br />
anderen Leuten auch etwas gegeben zu<br />
haben.<br />
Die Wahrheit ist, dass alles, was an diesen<br />
5 Tagen geschah, in denen wir mit<br />
euch zusammen waren, schwierig zusammen<br />
zu fassen ist. Der Beweis dafür<br />
sind mehr als 500 Fotos, die wir machten.<br />
Es war eine einzigartige Erfahrung,<br />
die wir zu wiederholen hoffen, und eine<br />
großartige Behandlung, von unserer<br />
Ankunft am Bahnhof an, bis sie uns zum<br />
gleichen Platz, als wir abreisen mussten,<br />
brachten, bei jeder Mahlzeit und in jeder<br />
Nacht beim gemütlichen Beisammensein<br />
(mit Bieren selbstverständlich) und bei<br />
jeder Aktivität, an der wir teilnahmen.<br />
Wir waren zu Hause bei einer Familie,<br />
die Tausende von Kilometern entfernt<br />
von uns lebt.<br />
Danke für alles! Und kommt, um uns zu<br />
besuchen!<br />
Javier<br />
von Abierto Asturias<br />
Übersetzung: Barbara Brunelli<br />
Die allgemeine Erfahrung<br />
Es war für mich das erste Mal, dass ich<br />
an einem Treffen dieses Ausmaßes teilnahm,<br />
ohne selbst an der Organisation<br />
mitwirken zu müssen. Das ist der Grund,<br />
vermute ich, weshalb ich einen neuen<br />
Blick auf die Sache habe. Ich sehe, wie<br />
alle Teile einer solchen Veranstaltung Bemühen,<br />
Vorbereitung und Anstrengung<br />
brauchen und wie der – wie in diesem<br />
Fall – volle Erfolg einen belohnt.<br />
Wenn es eine negative Sache gab (die<br />
gibt’s immer!) - nur damit es nicht scheint,<br />
dass wir nur Gelingen vortäuschen -,<br />
könnte es die geringe Teilnahme an einigen<br />
Angeboten gewesen sein oder das<br />
Verhalten einiger Teilnehmer, die nicht in<br />
jedem Moment immer auf dem Niveau<br />
waren, das sie haben sollten.<br />
Während dieser Tage lernten wir eine<br />
Menge Leute aus unterschiedlichen Ländern<br />
kennen. Alle schienen den gleichen<br />
Wissensdurst, Leute kennen lernen und<br />
Erfahrungen mitteilen zu wollen, zu haben<br />
wie wir. Wir können sagen, dass der<br />
Sprachenunterschied, anstatt zu trennen,<br />
Leute dazu einlud, das eigene Niveau in<br />
den Fremdsprachen zu überprüfen. So<br />
kam es zu vielen interessanten Situationen<br />
in einer entspannten und festlichen<br />
Atmosphäre. Wir lernten Aromen,<br />
Tätigkeiten, Empfindungen kennen, die<br />
uns bisher unbekannt waren. So sahen<br />
zum Beispiel unsere Mahlzeiten wie<br />
Sitzungen der Vereinten Nationen aus.<br />
Wir sprachen auf Italienisch, Französisch,<br />
Deutsch, Englisch und Spanisch. Wir<br />
probierten Spätzle und Wasserpfeifen,<br />
wie auch Kistenklettern. Wir tanzten<br />
auf (für uns) neue deutsche Musik und<br />
Foto: Abierto Asturias<br />
Tagebuch eines interkulturellen<br />
Treffens (5/5/05-8/5/05)<br />
Und so sollten wir nach Erfurt in Deutschland<br />
kommen, Javi, Patricia und ich<br />
(Marta), um unseren Verband ABIER-<br />
TO ASTURIAS darzustellen, erfahren in<br />
Kinder- und Jugendlichenfreizeiten. Wir<br />
nahmen ein Flugzeug und erschienen<br />
dort, und abgesehen von der fremden<br />
Sprache schien uns alles vertraut zu sein,<br />
grüne und sonnige Landschaften, viele<br />
Bäume,... Alles sehr sauber und ordentlich,<br />
jede Sache schien an ihrem exakten<br />
Platz zu sein. Um anzukommen waren<br />
wir fast den ganzen Tag unterwegs und<br />
verwendeten praktisch alle Transportmittel:<br />
Auto, Flugzeug, Bus und Zug, aber<br />
dennoch schien uns die gesamte Reise<br />
schnell wie ein Blitz zu sein.<br />
Am Ende kamen wir an unserem Bestimmungsort<br />
mit einer Sonne an, die<br />
alles heller abbildete. Was wir antrafen<br />
waren menschliche Wärme, das Willkommen<br />
und alle Aufmerksamkeit der<br />
Foto: Mark Unbehend<br />
Organisatoren und der Mitglieder des<br />
BUNDESJUGENDWERKES DER AWO.<br />
Alle begrüßten uns mit offenen Armen,<br />
jederzeit besorgt um unser Wohl und<br />
unsere Integration, und dafür sorgend,<br />
dass wir an jeder der Tätigkeiten und der<br />
Arbeitseinteilungen, die durchgeführt<br />
wurden, Teil hatten.<br />
Ich muss den Eindruck des Programms<br />
hervorheben, das vor allem gut organisiert<br />
war. Jede Sache hatte ihren Ort und<br />
ihren Platz. Wir wissen, da wir Mitglieder<br />
einer Organisation sind, die Arbeit<br />
mit Jugendlichen macht, wie schwierig<br />
die Sache der Organisation in dem Fall<br />
ist, wenn die Teilnehmer aus dem ganzen<br />
Land kommen. Eine vollkommene<br />
Kombination der ABLENKUNG und des<br />
BEWUSSTSEINS wurde jederzeit erreicht,<br />
mit einem Schaukasten der Probleme Jugendlicher,<br />
mit der Thematisierung von<br />
Kinderarmut, von Fremdenfeindlichkeit<br />
S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />
27
S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />
28<br />
Foto: Michael Taube<br />
und im Allgemeinen der ganzen Benachteiligung,<br />
die in dieser Welt ausgeschlossen<br />
sein sollte. Bewusste Jugendbildung<br />
ist ein wesentlicher Schritt, um eine<br />
bessere Welt zu erreichen.<br />
Eine spezielle Erwähnung verdient die<br />
Gedenkveranstaltung und die Kranzniederlegung<br />
des Jugendwerkes im Konzentrationslager<br />
Buchenwald, wo den<br />
Opfern und des 60. Jahrestages der Befreiung<br />
vom Nationalsozialismus gedacht<br />
wurde. Wir müssen alle gemeinsam erreichen,<br />
dass eine ähnliche Barbarei sich<br />
nie wiederholt.<br />
Für unseren Verband nahmen wir mit,<br />
wie viel wir von euch erlernen könnten:<br />
die Gastfreundschaft, das Know-how,<br />
das Bewusstsein, die Arbeit in Gruppen.<br />
Jederzeit fühlten wir uns integriert und<br />
wir sind, dank dieser Erfahrung, reicher<br />
geworden. Wir leben in einer egoistischen<br />
Welt, in der man nur an sich selbst<br />
denkt. Erfahrungen wie diese zu erleben,<br />
erweitert unsere Weltanschauung. Dieses<br />
Treffen mit eurer Organisation verursacht,<br />
dass der Begriff INTERKULTURELL<br />
fühlbar und real ist. Die Annäherung<br />
der Kulturen, Erfahrungen, die unterschiedlichen<br />
Formen, mit Jugendlichen<br />
zu arbeiten, neue Projekte zusammen<br />
zu entwickeln... Wir sind mit einem<br />
Rucksack voller Ideen und noch mehr<br />
Freunden nach Hause gefahren.<br />
Wir fühlten uns bei euch wie zu Hause,<br />
sehr geschätzt, und vor allem wurden<br />
wir wie Mitglieder eurer Organisation<br />
behandelt. Ich hoffe, dass die Zukunft<br />
uns noch viele Gelegenheiten gibt, zusammen<br />
zu arbeiten, um von einander<br />
zu lernen, und dass dies der Anfang<br />
einer großen Freundschaft und der Zusammenarbeit<br />
zwischen Kollegen ist, die<br />
ihre allgemeine Ausrichtung der Obacht,<br />
der Freizeit und der Strukturen den Kindern<br />
und den Jugendlichen vermitteln.<br />
Schließlich möchte ich allen danken, für<br />
die Möglichkeit des Teilnehmens an dieser<br />
Veranstaltung, denn es ist uns eine<br />
Ehre gewesen. Ich umarme Euch alle:<br />
Denny, Christin, Peter, Barbara, Emilie,<br />
Dennis, Ordi, Bryan, Natalie, Hilde und<br />
alle anderen. Wir hoffen, dass wir uns<br />
bald in Spanien oder in Deutschland<br />
wieder sehen!<br />
Marta<br />
von Abierto Asturias<br />
Übersetzung: Barbara Brunelli<br />
Einmal hin<br />
und wieder zurück<br />
Eine Geschichte von Human Beutlin (LJW Saarland)<br />
Vorgeschichte<br />
Schwarze Wolken zogen sich über den<br />
Bergen Thüringens zusammen... Das<br />
Böse war wieder erwacht... Ein Hilfeschrei<br />
durchfuhr die Bundesländer und<br />
rief alle mutigen Jugendwerkler an, sich<br />
in der Stadt am Berg des bösen Herrschers<br />
zu versammeln.<br />
Viele Jugendwerke folgten diesem Ruf.<br />
Sie sammelten ihre Gefährten aus allen<br />
Städten des Landes und pilgerten mit<br />
ihnen zu dem Fuße des Berges „Am<br />
Windberg“ in Beichlingen, dem Berg des<br />
bösen Herrschers, dort berieten sie ihr<br />
weiteres Vorgehen. Doch war der Weg<br />
zu diesem Berg nicht einfach und voller<br />
Gefahren. Der böse Herrscher schickte<br />
seine gefährlichsten Geschöpfe aus, um<br />
die Zusammenkunft der Gefährten zu<br />
verhindern.<br />
So wurden die mutigen Jugendwerkler<br />
auf ihrem Weg nach Beichlingen von<br />
vielen abartigen Hindernissen, wie Baustellen<br />
und dummen Autofahrern und<br />
Autofahrerinnen behindert...<br />
Nicht alle Gefährten erreichten so ihr<br />
Ziel und einige Bundesländer kamen nie<br />
an...<br />
Von einer kleinen Gruppe der Gefährten<br />
und ihrer gefahrvollen Reise will ich euch<br />
berichten...<br />
Kapitel 1: Der Aufbruch<br />
„Spät erreicht uns der Ruf, Stefan.“<br />
„Ja, da hast du Recht, der Feind ist wohl<br />
Foto: Mark Unbehend<br />
erstarkt und der Bote kam nicht rechtzeitig<br />
durch, Human.“<br />
„Wie wenige doch auf den Ruf hier erschienen<br />
sind, Stefan.“<br />
Das Auge Humans blickte um sich herum,<br />
nur er und sein Jugendbildungsreferent<br />
Stefan von Ludweiler sind dem Ruf<br />
gefolgt. Als einzige waren sie zu dem Abfahrtsort<br />
ihrer langen Reise erschienen.<br />
„Zu kurz war die Zeit und zu groß die<br />
Gefahr. Nicht ein jeder ist bereit für eine<br />
solch große Aufgabe“, sprach Stefan von<br />
Ludweiler.<br />
„So sei es, so sind wir die 2 einzigen,<br />
die sich an diesem schönen Freitag, dem<br />
6.5., auf den Weg in die Gebirge Thüringens<br />
vorwagen“, verkündete Human<br />
von der Saar und packte seinen Rucksack<br />
in den Ford Courier zu den Sachen seines<br />
Reise-Gefährten Stefan. […]<br />
Kapitel 2: Das Böse schläft<br />
nie...<br />
Ein großes Schild, welches das einzige<br />
dieser Art auf ihrer Reise werden sollte,<br />
verkündete den Abschied aus dem<br />
Saarland. Tränen standen in Stefans und<br />
Humans Augen. Keiner von unseren beiden<br />
Helden wusste, ob sie jemals ihr geliebtes<br />
Heimatland wieder sehen würden.<br />
Ab hier fing die gefährlichste Strecke an:<br />
DIE PFALZ. […] nun setzte der Magier<br />
des bösen Herrschers die ultimativste<br />
und heimtückischste Waffe, die man im<br />
Verkehrskampf einsetzen konnte, ein:<br />
Die BAUSTELLEN.
Fotos: Mark Unbehend<br />
3-spurige Autobahnen wurden nun auf<br />
einspurige reduziert. Große Flächen<br />
schrumpften in Metern auf kleinste Flächen<br />
ein. Der königliche Groove konnte<br />
nicht mehr eingesetzt werden. Und die<br />
Pfälzer Autofahrer setzten sich vor und<br />
hinter unsere Gefährten aus dem Saarland.<br />
Obwohl Männer nicht nach dem Weg<br />
fragen, machten die beiden eine Ausnahme<br />
und hielten an der nächsten Tankstelle.<br />
[…]<br />
„Entschuldigen sie, wir würden gern<br />
wissen, wie wir nach Bleichingen kommen.“<br />
derabend. Jedes Jugendwerk hatte einen<br />
Workshop. Die Württemberger haben<br />
einen Spätzle-Stand gehabt. […] Auch<br />
Apfel-Most konnte man zu günstigen<br />
Preisen erstehen. Es gab auch ein Chill-<br />
Zelt, welches mit Wasserpfeifen und<br />
Chill-Teppichen versehen war. Am Abend<br />
spielte dann noch eine Rockband auf einer<br />
kleinen Bühne. Wer keine Rockmusik<br />
hören wollte, konnte in einem anderen<br />
Raum Hip-Hop hören.<br />
Nachdem die Rockband aufgehört hatte<br />
zu spielen, gab es eine Versteigerung. Jedes<br />
Jugendwerk hatte sinnvolle und weniger<br />
sinnvolle Geschenke mitgebracht,<br />
welche für einen guten Zweck versteigert<br />
werden sollten. Es gab Präsentkörbe, Vasen,<br />
Bierkästen, riesengroße Pappmäuse,<br />
Brettspiele, Fallafeln, CDs und viel anderes<br />
Zeug zu ersteigern.<br />
War dies nun das Ende von Human von<br />
der Saar und Stefan von Ludweiler?<br />
Die Baustellen zogen sich eine Ewigkeit<br />
durch das Land. Die Nerven lagen blank.<br />
Besonders Stefan von Ludweiler, welcher<br />
das Auto steuerte, stand nervlich kurz<br />
vor dem Aus. „Jeder Stau hat auch ein<br />
Ende“, ging Stefan durch den Kopf.<br />
Und so war dem auch. Der böse Herrscher<br />
schaffte es zwar, unsere Helden<br />
zu behindern, doch nicht aufzuhalten.<br />
So plötzlich wie die Baustellen kamen,<br />
so plötzlich waren sie auch wieder verschwunden.<br />
[…]<br />
Kapitel 4: Am Windberg<br />
Inzwischen waren Stefan und Human 6<br />
Stunden unterwegs. […] Und ihre Reise<br />
näherte sich dem Ende entgegen: Sömmerda<br />
war der letzte Ort, den sie durchqueren<br />
mussten, um nach Beichlingen<br />
zu gelangen. Doch schon wieder hatte<br />
der böse Herrscher seine Magier losgeschickt,<br />
um die beiden kurz vor ihrem Ziel<br />
zu stoppen. Ein Verschleierungszauber<br />
versteckte Beichlingen vor den Augen<br />
unserer Helden und so verfuhren sie sich<br />
kurz vor ihrem Ziel.<br />
„BLeichingen???“, schaute uns die hübsche<br />
schwarzhaarige Tankwartin fragend<br />
an.<br />
„Ja, Bleichingen“, wiederholten die beiden.<br />
“Hmm… BLeichingen - kenn ich nicht.“<br />
In diesem Moment ließ der Zauber des<br />
bösen Magiers nach und beide konnten<br />
sich wieder an die richtige Aussprache<br />
erinnern: „Ähm, wir meinen natürlich<br />
BeichLingen.“<br />
„Ahhhhh, BeichLingen.“ „Ja, genau das<br />
meinen wir.“ „Da wohne ich.“ „Ähm,<br />
ach wirklich?“ „Ja, was wollt ihr denn<br />
da?“ „Wir sind verabredet – <strong>Bundesjugendwerk</strong>streffen!“<br />
„Ähm, aaah soo.“<br />
„Wie kommen wir da jetzt hin?“ Endlich<br />
rückte das Mädchen mit der Sprache raus<br />
und wies den beiden den richtigen Weg<br />
nach Beichlingen. […]<br />
Kapitel 5:<br />
Des Saarlands größter Schatz<br />
[…] Sie waren im Stützpunkt der Jugendwerkler<br />
angekommen. […] Das Abendprogramm<br />
lief unter dem Motto: Län-<br />
Human und Stefan schauten sich ratlos<br />
an. Waren sie die einzigen, die mit leeren<br />
Händen gekommen waren? Hatten sie<br />
denn nichts, was sie versteigern konnten?<br />
Doch! […] Aus nostalgischen und<br />
Heimat verbundenen Gefühlen hatten<br />
sie sich einen Talisman aus dem Saarland<br />
mitgebracht. 1 Kiste echtes saarländisches<br />
Urpils-Bier. Doch da sie sich nicht<br />
von dem ganzen Kasten trennen konnten,<br />
beschlossen sie, nur eine Flasche der<br />
Versteigerung beizusteuern.<br />
Diese Flasche fand auch für den stolzen<br />
Preis von 3 Euro einen Bier-Liebhaber,<br />
der Qualität zu schätzen weiß. Im<br />
Rahmen von Studienzwecken erstanden<br />
auch unsere beiden Helden einige Kleinode:<br />
3 Fallafeln zum Preis von 2 und eine<br />
Kiste Flensburger Bier für 27 Euro. […]<br />
Nun hatten unsere Helden 2 Kästen Bier,<br />
durften sie aber nicht trinken, da das<br />
Mitbringen von Getränken verboten war.<br />
So sozial, wie sie waren, taten sie dies<br />
auch. Im Gegensatz zu manch anderen<br />
Leuten. […]<br />
Wie die Geschichte unserer beiden saarländischen<br />
Helden weiter und vor allem<br />
ungekürzt verläuft, können sich alle Interessierten<br />
im Intenet-Forum des LJW der<br />
AWO Saar ansehen:<br />
www.awo-jugend-saar.de (dort unter<br />
„Forum“, und darin unter „Smalltalk“)<br />
S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />
29
30<br />
S E I T E<br />
B U N D E S T R E F F E N - Z E I T U N G
31<br />
S E I T E<br />
B U N D E S T R E F F E N - Z E I T U N G
8. Mai 2005:<br />
Kein Vergeben<br />
und kein Vergessen!<br />
Kundgebung des<br />
Jugendwerkes der<br />
AWO in Buchenwald<br />
Auszüge aus der Rede von Julia Koretzki<br />
(Bundesvorsitzende des Jugendwerkes der AWO):<br />
S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />
32<br />
Liebe Freundinnen und Freunde,<br />
Ich freue mich, dass so viele von Euch<br />
unserem Aufruf gefolgt sind, um heute<br />
an diesem Ort der KZ-Gedenkstätte Buchenwald<br />
zusammen zu kommen.<br />
Vor 60 Jahren, am 8. Mai 1945, musste<br />
das militärisch geschlagene Deutschland<br />
vor den Alliierten kapitulieren. Der 8. Mai<br />
steht für die Beendigung des Krieges.<br />
Er steht für das Ende der Barbarei des<br />
Nationalsozialismus, für das Ende des<br />
Holocausts, mit seinem Programm der<br />
industriellen Vernichtung von Jüdinnen<br />
und Juden. Er symbolisiert das Ende von<br />
Vernichtung, Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung.<br />
Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung für<br />
all jene, die nicht von Terror, Krieg und<br />
Holocaust profitierten. Befreit wurden<br />
die Gegner und Opfer des Nationalsozialismus:<br />
Jüdinnen und Juden, Sinti und<br />
Roma, politische GegnerInnen und all<br />
jene, die nicht ins Bild der Nazi-Ideologie<br />
passten.<br />
Der 8. Mai ist für uns ein Tag des Gedenkens<br />
und der Erinnerung an ein einzigartiges<br />
Menschheitsverbrechen, das von<br />
Nazi-Deutschland ausgelöst und organisiert<br />
wurde. Begangen von Millionen<br />
„anständigen“ Deutschen, pflichtbewussten<br />
Bürgern, Beamten und Soldaten,<br />
unter Beteiligung renommierter deutscher<br />
Institutionen und Großkonzerne.<br />
Gedenken wollen wir heute vor allem der<br />
millionenfachen Opfer des Nationalsozialismus.<br />
Allein hier im KZ Buchenwald<br />
waren 250.000 Menschen inhaftiert, von<br />
denen etwa 50.000 starben, sie wurden<br />
hingerichtet, ermordet oder auf Todesmärschen<br />
liquidiert.<br />
Gedenken möchten wir auch der Minderheit<br />
der Menschen, die sich der Unterdrückung<br />
des Naziregimes verweigerten<br />
und Widerstand leisteten - sogar unter<br />
den entmenschlichten Bedingungen der<br />
Konzentrationslager.<br />
Hier an diesem Ort gilt unser Dank<br />
und Respekt den Häftlingen des KZ Buchenwald,<br />
denen es gelungen ist, ihren<br />
Widerstand zu organisieren und sich der<br />
Vernichtung entgegenzustellen, und denen<br />
es gelang, mit der Selbstbefreiung<br />
am 1. April 1945 Tausende Häftlinge vor<br />
der Vernichtung zu bewahren.<br />
Die Befreiung - das darf nicht vergessen<br />
werden - geschah von außen. Unser<br />
Dank gilt allen Staaten der Anti-Hitlerkoalition,<br />
der Sowjetunion, der USA,<br />
Großbritannien und Frankreich. Er gilt allen<br />
Menschen, die zur Zerschlagung des<br />
NS-Regimes beigetragen haben. [...]<br />
Am 19. April, kurz nach der Befreiung,<br />
leisteten die 21.000 Überlebenden<br />
des KZ Buchenwald auf diesem<br />
Platz den „Schwur von Buchenwald“.<br />
Daraus möchte ich einen Teil zitieren:<br />
„Wir schwören vor aller Welt auf diesem<br />
Appellplatz, an dieser Stätte des faschistischen<br />
Grauens: Wir stellen den Kampf<br />
erst ein, wenn auch der letzte Schuldige<br />
vor den Richtern der Völker steht! Die<br />
Vernichtung des Nazismus mit seinen<br />
Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau<br />
einer neuen Welt des Friedens und der<br />
Freiheit ist unser Ziel.“<br />
Der 8. Mai ist uns ein Tag der Mahnung<br />
und Aufforderung für die Zukunft!<br />
Die Befreiung vom Faschismus und die<br />
Vernichtung seiner Wurzeln ist keine<br />
abgeschlossene Errungenschaft, sie muss<br />
immer wieder erhalten bzw. erstritten<br />
werden.<br />
Denn wir erleben heute, dass Antisemitismus,<br />
Rassismus, Nationalismus, Großmachtsstreben<br />
und andere Formen des<br />
Überlegenheitsdenkens in Deutschland<br />
wieder weit verbreitet sind. Gerade deshalb<br />
darf es keinen Schlussstrich in Bezug<br />
auf unsere historische Verantwortung<br />
geben. Wir können aus dieser deutschen<br />
Geschichte nicht einfach aussteigen!<br />
Als Jugendverband in der Tradition der<br />
sozialistischen ArbeiterInnenjugendbewegung,<br />
der sich seinem Erbe des antifaschistischen<br />
Widerstands verpflichtet<br />
fühlt, gilt es gerade für uns, diese Tradition<br />
auch heute und in Zukunft mit Leben<br />
zu füllen.<br />
Dazu gehört es, gegen jede Form von<br />
Antisemitismus, von Nationalismus und<br />
Rassismus Widerstand zu leisten! Dazu<br />
gehört es, sich gegen jede Verharmlosung<br />
des Nationalsozialismus und des<br />
Holocausts zu wenden! Es gilt, sich gegen<br />
Militarisierung und jedes Bestreben<br />
zu wenden, deutsche Großmachtsträume<br />
wieder hoffähig zu machen!<br />
Dazu gehört, jede Tendenz der Schuldabwehr<br />
und alle Versuche, die Geschichte<br />
umzudeuten und deutsche Täter zu Opfern<br />
zu stilisieren, zu bekämpfen! Und<br />
dazu gehört es, jeder Politik entgegenzutreten,<br />
die Opfer des Nationalsozialismus<br />
zu Bittstellern macht und ihnen eine<br />
zumindest symbolische Entschädigung<br />
versagt.<br />
Für uns ist der Schwur von Buchenwald<br />
bleibende Verpflichtung!<br />
Wir sagen: Kein Vergeben und kein Vergessen!<br />
NIE WIEDER FASCHISMUS!
S E I T E<br />
B u N D E S T R E F F E N<br />
33
S E I T E B u N D E S T R E F F E N<br />
34
SCHWERPUNKTTHEMA<br />
<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />
Den demokratischen Schein wahren<br />
Oder: Warum die Referenden zur EU-Verfassung<br />
einer Farce gleichen<br />
Schon einige Stunden nach der Wahl<br />
in Frankreich ging der diskursive<br />
Kampf um die Wertung des Referendums<br />
los. Doch viel zu kämpfen gab es<br />
da scheinbar nicht; bis auf ganz wenige<br />
Ausnahmen wurde in der massenmedialen<br />
Welt die gleiche Interpretation<br />
geliefert. Es wurde so getan, als sei<br />
es eine Entscheidung gegen Europa<br />
und als sei diese verwunderlich. Dabei<br />
ist es doch wahnwitzig zu glauben,<br />
mensch könne ein fertiges Papier von<br />
über 300 Seiten einfach so en bloque<br />
vorlegen und alle stimmten dem dann<br />
vorbehaltlos zu. Eigentlich wäre doch<br />
ein Ja das verwunderliche Ergebnis gewesen!<br />
Es ist doch normal, wenn es<br />
dazu Einwände von verschiedener Seite<br />
gibt, die dann aus unterschiedlichen<br />
Beweggründen zu einem Nein führen.<br />
Eine andere Erwartung zeugt von Autoritätsgläubigkeit:<br />
Mensch wählt RepräsentantInnen<br />
und die sollen das dann<br />
entscheiden! Lebendige Demokratie<br />
funktioniert anders.<br />
Am 29. Mai schauten viele EuropäerInnen gespannt darauf, wie in<br />
Frankreich über den EU-Verfassungsentwurf abgestimmt werden würde.<br />
Das Ergebnis ist bekannt: 55 % der Wahlberechtigten drückten ihr<br />
NON zu dieser Verfassung aus - und das bei einer hohen Wahlbeteiligung<br />
von 70 %. Noch deutlicher fiel drei Tage später das Referendum<br />
in den Niederlanden aus. Dort waren sogar 61,6 % der WählerInnen<br />
gegen den Verfassungsentwurf. Eine demokratische Entscheidung,<br />
möchte mensch meinen. Doch weit gefehlt!<br />
nen und Teile der „Eliten“ das „Wahlvolk“<br />
vor einem „falschen“ Wahlausgang<br />
„warnten“ und ihm drohten, nur<br />
ja „richtig“ zu wählen. Schon im Vorfeld<br />
gab es - aufgrund der erwartbaren<br />
französischen Ablehnung dieser Verfassung<br />
- Überlegungen zu einem „Plan<br />
B“, um die Verfassung doch noch irgendwie<br />
durchzuboxen. Im Falle des<br />
aus eigener Sicht positiven Wahlausgangs<br />
interpretiert das PolitikerInnenmensch<br />
als bewussten und freien Entscheid<br />
„des Volkes“, und läuft es umgekehrt<br />
und mensch bleibt - wie im<br />
Falle eines Referendums - an der<br />
Macht, dann tut mensch trotzdem, was<br />
sie oder er vorher schon wollte.<br />
„Entscheidung gegen Europa“ sah.<br />
Keine einzige Person, die mit Nein<br />
gestimmt hatte, wurde interviewt!<br />
Fotos: Mark Unbehend<br />
Die Doppelmoral repräsentativer Parteien-Demokratie<br />
zeigte sich schon vor<br />
der Wahl, als verschiedene PolitikerIn-<br />
Diese Ignoranz gegenüber der Entscheidung<br />
von WählerInnen zeigte sich nach<br />
dem Referendum in Frankreich noch<br />
deutlicher in den Massenmedien. Als<br />
das Wahlergebnis gerade erst feststand,<br />
wurde im - immer noch als seriös<br />
geltenden - ZDF-“heute journal“<br />
bereits Polit-Propaganda erster Güte<br />
geboten. DIE Französinnen und Franzosen<br />
hätten „gegen die europäische<br />
Vernunft“, „gegen die Türkei und die<br />
Osterweiterung“ oder „für Le Pen“ gewählt.<br />
All’ das gaben die WächterInnen<br />
journalistischer Objektivität da zu den<br />
Ohren der Zusehenden. Genauso beschämend<br />
war die Auswahl der gezeigten<br />
InterviewpartnerInnen in dem<br />
Kommentar, welches als Bericht getarnt<br />
war. Neben mehreren Ja-WählerInnen<br />
wurde ein CDU-Europa-Parlamentarier<br />
gezeigt, der in der Abstimmung eine<br />
Und der angebliche Frankreich-Kenner<br />
Ulrich Wickert legte danach in den<br />
„tagesthemen“ der ARD - auch seriös<br />
und noch dazu öffentlich-rechtlich - mit<br />
gespielter Betroffenheit noch einen<br />
drauf: „Was wird aus Europa nach dem<br />
Debakel?“, fragte er suggestiv in Richtung<br />
der Fernseh-Gemeinde. Es sei „ein<br />
schwarzer Tag für Europa“. Auch in der<br />
ARD schien die wirkliche Perspektive<br />
der VerfassungsgegnerInnen nicht berichtenswert.<br />
Im Gegenteil! Die Polit-<br />
Posse wurde noch gekrönt, indem der<br />
„Place de la Bastille“ mit jubelnden<br />
Menschen gezeigt wurde, während die<br />
Journalisten-Stimme im Hintergrund diese<br />
als unvernünftige Masse darstellte.<br />
Abgesehen davon, dass solch eine herablassende<br />
und einseitige „Berichterstattung“<br />
keine solche mehr ist, wird<br />
S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />
35
SCHWERPUNKTTHEMA<br />
<strong>„Demokratie</strong> & <strong>Partizipation“</strong><br />
S E I T E S C h w e r p u n k t t h e m a<br />
36<br />
Foto: xxxxxxxx<br />
Fotos: Mark Unbehend<br />
damit der Sinn der, im Verfassungsentwurf<br />
enthaltenen Phrasen von Demokratie<br />
konterkariert. Erst darf VOLK abstimmen<br />
und dann wird das mehrheitliche<br />
Non als Zeichen des Irrglaubens<br />
der Wählenden interpretiert. Da sind<br />
die Erklärungen der herrschenden Eliten<br />
- aus Ökonomie, Parteipolitik und<br />
Medien - schnell zur Hand und ersetzen<br />
jede Art fundierter Analyse:<br />
Die Wählenden hätten gegen Europa<br />
gestimmt - dabei stand Europa gar<br />
nicht zur Abstimmung, sondern eben<br />
einer von vielen möglichen Verfassungstexten!<br />
Sie hätten gegen Chirac und gegen<br />
die Regierung Rafarins gestimmt. Sie<br />
hätten gegen die Osterweiterung und<br />
gegen den Beitritt der Türkei gestimmt.<br />
Sie hätten für Le Pen gestimmt. Und<br />
so weiter und so fort.<br />
Kein einziges Kommentar in den deutschen<br />
Massenmedien, in dem auch nur<br />
vermutet wurde, dass die Abstimmenden<br />
einigermaßen gewusst hätten,<br />
über was sie da abstimmen. Sollte es<br />
etwa im Bereich des Möglichen liegen,<br />
dass die Mehrheit der Bevölkerung<br />
schlicht und einfach gegen DIESEN Verfassungstext<br />
war? Gegen eine Verfassung,<br />
welche der Ökonomisierung aller<br />
Lebensbereiche Vorschub leistet, welche<br />
die Militarisierung Europas voran<br />
treibt, welche Menschen zu Verfassungsfeinden<br />
erklärt, wenn sie die freie<br />
Marktwirtschaft ablehnen!? (keine andere<br />
Verfassung schreibt das Wirtschaftssystem<br />
vor!) Gegen eine Verfassung,<br />
die schon in ihrem Entstehungsprozess<br />
undemokratisch und ohne Mitwirkungsmöglichkeiten<br />
der Bevölkerung zustande<br />
kam? Und selbst wenn viele ohne<br />
informiert zu sein gewählt hätten, was<br />
wäre dann der Unterschied zu anderen<br />
Wahlen?<br />
Die Debatte erinnert an die Stimmung,<br />
als Schröder meinte, alle Gegnerschaft<br />
zur Agenda 2010 sei schlicht ein „Vermittlungsproblem“.<br />
Das ist doch undemokratisch!<br />
Es wird ein Papier oder ein<br />
Konzept als das Non plus ultra präsentiert<br />
- und wenn die Leute dagegen<br />
sind, tja, dann haben sie es einfach<br />
nicht verstanden<br />
und es muss ihnen<br />
dann nur so<br />
lange erklärt werden,<br />
bis sie zustimmen.<br />
Genau so wurde<br />
nach dem Nein<br />
aus Frankreich in<br />
den wirtschaftsliberalen<br />
Medien -<br />
und nicht nur dort - diskutiert. Nach?<br />
Bereits am 26.5. - drei Tage vor dem<br />
Wahltag - stand in der „Financial Times“<br />
zu lesen: „Selbst wenn die Franzosen<br />
die EU-Verfassung ablehnen, wäre<br />
sie nicht gescheitert. Nach einer intensiven<br />
Debatte sollte erneut abgestimmt<br />
werden. [...] Im Falle eines<br />
„Non“ am 29. Mai sollte das Referendum<br />
innerhalb eines Jahres wiederholt<br />
werden. Nur durch eine erneute Abstimmung<br />
werden die Chancen auf ein<br />
Inkrafttreten der Verfassung gewahrt.<br />
[...] Bei einem erneuten Wahlgang wird<br />
das Bewusstsein der Bevölkerung für<br />
die tatsächlichen Reforminhalte und für<br />
die politische Tragweite eines negativen<br />
Volksentscheids gestärkt.“ Alles<br />
klar, Ihr vermittlungsbedürftigen Franzosen?<br />
Wenn Ihr Nein sagt, dann stimmen<br />
wir eben so lange ab, bis Ihr<br />
endlich ja sagt und gerafft habt, was<br />
die „tatsächlichen“ und notwendigen<br />
„Reformen“ sind.<br />
Wer die Stimmung vor der Wahl in<br />
Frankreich verfolgt hat, wusste, dass<br />
dort die Debatte zur EU-Verfassung<br />
und die Kenntnis des Entwurftextes<br />
wesentlich weiter ausgeprägt war, als<br />
in Deutschland. Und trotzdem, oder<br />
gerade deswegen, stimmte die Mehrheit<br />
mit Nein. Und das, obwohl einige<br />
Tage vor der Wahl bei allen Wahlberechtigten<br />
der - wohlwissend um den<br />
ökonomischen Mittelteil gekürzte -<br />
Verfassungstext mit einem Anschreiben<br />
der Regierung im Briefkasten lag, worin<br />
noch einmal die Dringlichkeit des JA<br />
betont wurde.<br />
Warum sparen sich die europäischen<br />
Herrschafts-Oligarchien dann nicht einfach<br />
den ganzen demokratischen<br />
Schein dieser Referenden? Das heißt,<br />
genau so lief<br />
es ja auch in<br />
Deutschland. Dort<br />
bestimmte die<br />
Regierung, dass<br />
eine Abstimmung<br />
im Parlament<br />
reichen müsse.<br />
Genug der Demokratie<br />
eben! Basta!<br />
Wieso sollte<br />
Regierungs-mensch auch die Interessen<br />
des Kapitals gefährden, wenn dies gar<br />
nicht nötig ist, da kaum spürbarer<br />
Widerstand erkennbar ist? Und selbst<br />
wenn Gegenwehr da wäre - das sitzen<br />
sie einfach aus, die Herrschenden!<br />
Zumal sie ja der Unterstützung all der<br />
Wickerts & Co. sicher sein können,<br />
die ihre Rolle der Ablenkung von einer<br />
wirklich demokratischen Debatte perfekt<br />
spielten. ❑<br />
Simon Möbius
PARTIZIPATION & INTEGRATION<br />
Kinderrechte: Partizipation,<br />
Gesundheit und Integration<br />
Jahrestagung der Kinderlobby Schweiz<br />
Bei der Tagung der Kinderlobby Schweiz im Juni in Olten standen<br />
die Kinderrechte im Zentrum, insbesondere die Beteiligung<br />
und Mitsprache von Kindern. 60 Fachleute aus Wissenschaft,<br />
Schule, Jugendarbeit und Politik diskutierten, wie sich Partizipation<br />
auf das Wohlbefinden von Kindern auswirkt.<br />
Im einführenden Referat zeigte der Erziehungswissenschaftler<br />
Horst Biedermann<br />
von der Uni Freiburg auf, wie positiv<br />
sich Mitsprache in Familie, Freizeit,<br />
Schule und Beruf auf die Selbst- und<br />
Sozialkompetenz von jungen Menschen<br />
auswirkt. Konkret haben so beteiligte<br />
Kinder und Jugendliche ein besseres<br />
Selbstbild, sind sozial integriert, autonom,<br />
standfest und sehen Perspektiven<br />
in ihrem Leben. Dass diese sozialen Komponenten<br />
für die Gesundheit ebenso<br />
wichtig sind wie psychische und physische,<br />
betonte auch Doris Summermatter<br />
von der Gesundheitsförderung Schweiz.<br />
„Partizipation ist kein Allheilmittel“ - darin<br />
waren sich die Lehrpersonen, Jugendarbeiter<br />
und ElternvertreterInnen in den<br />
nachfolgenden Workshops einig. Wer Kinder<br />
erfolgreich beteiligen will, muss erst<br />
gute Rahmenbedingungen dafür schaffen.<br />
Unter anderem ist es von zentraler Bedeutung,<br />
dass den Kindern und Jugendlichen<br />
zugehört wird, dass ihre Meinungen<br />
ernst genommen werden. Es ist auch<br />
wichtig, dass ein Teil der Ideen in absehbarer<br />
Zeit in die Tat umgesetzt wird.<br />
Sonst bleibt es bei einer Pseudo-Partizipation,<br />
welche sich - wie Biedermann<br />
ebenfalls zeigen konnte - deutlich negativ<br />
auf die Stimmung von jungen Menschen<br />
auswirkt. Erwachsene, welche sich für<br />
eine vermehrte Beteiligung von Kindern<br />
und Jugendlichen einsetzen, müssen bereit<br />
sein, sie in die Entscheidungen einzubeziehen<br />
und ein Stück Verantwortung<br />
abzugeben. In einem zweiten Schritt<br />
tauschten die Teilnehmenden Ideen aus,<br />
wie der Tag des Kindes am 20. November<br />
in Schulen und Gemeinden zur Plattform<br />
für partizipative Aktionen mit Kindern und<br />
Erwachsenen genutzt werden kann. So<br />
entwerfen Kinder der Stadt Bern Plakate<br />
zu zehn ausgewählten Kinderrechten, welche<br />
auf Deutsch und Albanisch gedruckt<br />
und am Tag des Kindes auf dem Bärenplatz<br />
in Bern aufgestellt werden. Zusammen<br />
mit Spielangeboten, welche verschiedene<br />
Kinderorganisationen anbieten,<br />
ist dies eine viel beachtete informative<br />
Aktion für Eltern und Kinder. In der Stadt<br />
Zürich erscheint zum Tag des Kindes am<br />
20. November eine weitere Nummer der<br />
bunten Kinderclubzeitung, welche vollständig<br />
von Acht- bis Zwölfjährigen gezeichnet<br />
und geschrieben wird.<br />
Über die Zusammenhänge zwischen Partizipation<br />
und Integration von MigrantInnen<br />
sprach bei der Tagung außerdem<br />
Nazmi Kurtaj von der Abteilung Integration<br />
der Caritas Schweiz. Doch auch sein<br />
Schluss war, dass Partizipation „leichter<br />
gesagt als getan“ ist. Teilnahme und Mitverantwortung<br />
brauchen gezielte Anstrengungen<br />
und eine gegenseitige Öffnung.<br />
Es gibt viele Hindernisse - nicht zuletzt<br />
mangelnde Sprachkenntnisse, welche zu<br />
gegenseitigen Missverständnissen führen<br />
können. Sowohl Zugewanderte als auch<br />
Einheimische müssen ihren Teil dazu beitragen.<br />
Diesen Bogen spannte die Luzerner<br />
Nationalrätin Cécile Bühlmann weiter<br />
zur Politik. Sie führte aus, wie nachhaltig<br />
negativ sich die Ablehnung der Volksabstimmung<br />
für eine erleichterte Einbürgerung<br />
im Herbst 2004 auf die Stimmung<br />
junger Ausländerinnen und Ausländer<br />
auswirkte und betonte die Bedeutung der<br />
Kinder- und Menschenrechtsbildung in<br />
der Schule.<br />
Das letzte Wort hatten die Kinder. Mit<br />
temporeich vorgetragenen Songs und<br />
Szenen parodierte die Theatergruppe<br />
Kaba-Kids aus Luzern die fragwürdigen<br />
Methoden und hohlen Phrasen, mit denen<br />
Erwachsene immer wieder versuchen,<br />
die Aussagen und Meinungen der Kinder<br />
zu manipulieren. ❑<br />
Blanca Steinmann<br />
kinag pressebüro<br />
KONTAKT:<br />
kinag pressebüro<br />
Fon: 0041/(0)62/8880180<br />
kinag@kinderlobby.ch<br />
Beteiligung von Kindern<br />
an Schulen<br />
Die Kinderlobby Schweiz macht in<br />
der Nummer 7 der Schriftenreihe<br />
„Stichwort Kinderpolitik“ die Schulmitsprache<br />
zum zentralen Thema.<br />
Es finden sich in der Broschüre<br />
„Schule beteiligt Kinder“ eine Fülle<br />
von Informationen und Beispielen<br />
zum Thema Kinderbeteiligung an<br />
Schulen.<br />
Alle finden es grundsätzlich eine<br />
gute Sache, wenn SchülerInnen am<br />
Schulgeschehen mitbestimmen können.<br />
Nur: Funktioniert dies dann<br />
auch wirklich? Machen die Betroffenen<br />
mit? Weiss ich genug über Klassenrat<br />
oder Schulparlament? Was<br />
meinen Eltern und Behörden dazu?<br />
Solche und andere Fragen beantwortet<br />
die Broschüre, in der Grundlagen<br />
von echter Partizipation ebenso<br />
zu finden sind wie Handlungsanleitungen.<br />
Der Alltag von Schulen<br />
mit Partizipationsprojekten wird mit<br />
Beispielen lebendig dargestellt.<br />
LITERATUR<br />
Foto: Kinderlobby Schweiz<br />
Kinderlobby Schweiz –<br />
Kinderbüro Basel (Hrsg.):<br />
Schule beteiligt Kinder<br />
Bestellungen (Preis: 10 CHF,<br />
Euro-Betrag zu erfragen!):<br />
www.kinderlobby.ch,<br />
e-mail: info@kinderlobby.ch,<br />
Fon: 0041/(0)62/8880188<br />
S E I T E P A R T I Z I P A T I O N & I N T E G R A T I O N<br />
37
AK INTERNATIONALES<br />
Internationale Arbeit im Jugendwerk<br />
Zitat: „Die Bundeskonferenz möge beschließen: Die Konferenz beauftragt<br />
den Vorstand des <strong>Bundesjugendwerk</strong>es, einen Arbeitskreis<br />
Internationales einzurichten. Die Teilnahme an diesem Arbeitskreis<br />
soll allen Interessierten aus Untergliederungen des <strong>Bundesjugendwerk</strong>s<br />
ermöglicht werden.“ (Beschluss der JW-BuKo 2004)<br />
S E I T E A K I N T E R N A T I O N A L E S<br />
38<br />
Foto: Abierto Asturias<br />
So ergab es sich, dass einige Monate<br />
später der AK Internationales<br />
ins Leben gerufen wurde. Viele folgten<br />
dem Aufruf und nahmen am Gründungstreffen<br />
in Duisburg teil. Ideen<br />
wurden ausgetauscht, Pläne geschmiedet<br />
und alle gingen begeistert zurück<br />
in ihre Gliederungen. Dort angekommen<br />
konnten sie den JugendwerklerInnen<br />
mitteilen, dass sich der AK Internationales<br />
in Zukunft vor jedem Ausschuss<br />
treffen würde, dass aber auch<br />
andere Treffen, die länger dauern, nicht<br />
ausgeschlossen sind.<br />
Nach einigen Ausschüssen und Treffen<br />
ist es noch deutlicher geworden, wie<br />
wichtig die internationale Arbeit für<br />
den Verband ist und vor allem was für<br />
Möglichkeiten sich dahinter verbergen.<br />
Um mehr zu erfahren, haben einige Jugendliche<br />
der „Uschi Weltweit“ Fragen<br />
zum AK Internationales gestellt:<br />
?<br />
Jugend: Tach Uschi!<br />
Uschi: Hallo!<br />
?<br />
Jugend: Sag ma, was geht bei<br />
euch so ab im AK und warum ist er so<br />
wichtig?<br />
Uschi: Der AK ist insofern wichtig, da<br />
er eine Plattform bietet, auf der sich<br />
ehren- und hauptamtliche JugendwerklerInnen<br />
aus verschiedenen Gliederungen<br />
treffen und über Erfahrungen und<br />
Methoden der internationalen Arbeit<br />
austauschen können.<br />
Jugend: Ist es aber nicht so, dass<br />
?<br />
eine Gliederung für internationale<br />
Arbeit Asche braucht?<br />
Uschi: Auch das ist eines unserer zentralen<br />
Themen, denn wir tauschen uns<br />
gemeinsam im AK über die unterschiedlichen<br />
Finanztöpfe aus, wer sie<br />
in Anspruch nehmen kann und unter<br />
welchen Voraussetzungen. Aber wir<br />
suchen auch gemeinsam nach neuen<br />
Finanzierungsmöglichkeiten.<br />
?<br />
Jugend: Wo siehst du sonst noch<br />
Vorteile des AK für die Teilnehmenden<br />
und die Gliederungen?<br />
Uschi: Neben dem Austausch über die<br />
praktische Arbeit werden innerhalb des<br />
AK neue Ideen entwickelt und dann<br />
auch ausprobiert. Wir wollen aber auch<br />
Gliederungen, die noch nicht so drin<br />
sind in der internationalen Arbeit, helfen,<br />
einen Einstieg zu finden. Dafür<br />
können die Erfahrungen und die Kontakte<br />
der einzelnen Mitglieder genutzt<br />
werden. Auch für Gliederungen, die<br />
schon international aktiv sind, kann es<br />
von Vorteil sein, sich am AK zu beteiligen.<br />
Es wurde nämlich festgestellt,<br />
dass einige Gliederungen die gleichen<br />
Sachen machen und damit auch die<br />
gleichen Probleme haben, z.B. beim<br />
Europäischen Freiwilligen-Dienst (EFD).<br />
Da wäre es viel einfacher, wenn es eine<br />
Zentralstelle gäbe, die sowohl entsendet<br />
als auch die Koordination für<br />
das Empfangen übernehmen würde.<br />
Man darf auch nicht vergessen, dass<br />
über die internationale Arbeit eine<br />
Menge neuer Mitglieder gewonnen werden<br />
können. Denn es ist für jedeN,<br />
die oder der einen Austausch mitmacht<br />
oder mit vorbereitet und durchführt,<br />
eine tolle Erfahrung, durch die man<br />
sich persönlich weiter entwickelt und<br />
meist bleiben dann auch einige dem<br />
Verband treu.<br />
Nirgendwo hat man sonst die Möglichkeit,<br />
so viel zu reisen, für so wenig<br />
Geld. Dazu kommen die Freundschaften<br />
und alles andere, was sich sonst so<br />
Foto: LJW Thüringen<br />
ergibt. Ich selber habe, seitdem ich im<br />
JW bin, schon einiges in diesem Bereich<br />
mitgemacht, und das in verschiedenen<br />
Ländern und mit vielen Menschen.<br />
Und obwohl ich heute kaum<br />
noch Zeit für ehrenamtliche Arbeit habe,<br />
bleibe ich in diesem Bereich aktiv.<br />
Wir wollen versuchen, diese Arbeit innerhalb<br />
des JW zu koordinieren, aber<br />
auch zu optimieren, da wo es möglich<br />
ist. Denn es gibt noch andere Bereiche,<br />
wo ein zentrales Auftreten von Vorteil<br />
wäre.<br />
?<br />
Jugend: Du hast gesagt, dass im<br />
AK Ideen entwickelt werden, heißt das,<br />
dass ihr auch konkrete Sachen plant<br />
und durchführt?<br />
Uschi: Natürlich ist es so. Wir wollen<br />
keine theoretische Plaudergruppe sein.<br />
Aus diesem Grund haben wir für Ende<br />
des Jahres (genauer Termin steht noch<br />
nicht fest) als erste Aktion ein Treffen<br />
in Deutschland mit 6-7 Partnern aus<br />
verschiedenen Ländern zum Thema „Internationale<br />
Jugendarbeit und interkulturelle<br />
Öffnung“ geplant. Es soll dazu<br />
dienen, sich auszutauschen und gemeinsam<br />
konkrete Projekte zu planen.<br />
Alle, die Interesse haben, können sich<br />
beteiligen. Leute, die Interesse an der<br />
Planung haben, sind auch herzlich eingeladen.
COme in COntraCt<br />
?<br />
Jugend: Wann findet denn das<br />
nächste Treffen statt?<br />
Uschi: Das nächste Treffen wird am<br />
4./5. November stattfinden und es würde<br />
uns freuen, neue Leute dabei zu<br />
haben. Wie gesagt, es lohnt sich, dabei<br />
zu sein, denn bei uns sind alle<br />
hübsch und süß (außer Christin, die<br />
nicht süß sein möchte). Erwähnen<br />
möchte ich noch unser Forum auf der<br />
Homepage www.bundesjugendwerk.de.<br />
Hier können die Mitglieder rund um<br />
das Thema diskutieren.<br />
?<br />
Jugend: Wir sagen danke, Uschi,<br />
und versprechen, das nächste Mal dabei<br />
zu sein, denn es scheint eine echt<br />
krasse Sache zu sein.<br />
Uschi: Ich danke euch und freue mich<br />
schon auf die weitere Arbeit!<br />
Solltet Ihr Interesse an einer Mitarbeit<br />
am AK Internationales haben, könnt ihr<br />
euch beim <strong>Bundesjugendwerk</strong> melden.<br />
Mehr Infos gibt es bei den AnsprechpartnerInnen<br />
des AK Internationales,<br />
dem Samir und der Barbara:<br />
samir.elalami@bundesjugendwerk.de<br />
und barbara.brunelli@bundesjugend<br />
werk.de, Fon: 0228/6685-118. ❑<br />
Internationale Grüße<br />
Foto: Abierto Asturias<br />
Foto: Mark Unbehend<br />
Euer AK Internationales<br />
Come in Contract<br />
Das Projekt „Bock auf Politik –<br />
Migrantinnen und Migranten<br />
beziehen Position“<br />
„<br />
„Come in Contract“ heißt die Partizipationskampagne des Deutschen<br />
Bundesjugendringes (DBJR). „Come in Contract“ ist Teil der Kampagne<br />
„Projekt P“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen<br />
und Jugend (BMFSFJ), welche gemeinsam mit dem DBJR und der Bundeszentrale<br />
für politische Bildung durchgeführt wird.<br />
In der Exzess wurde schon einiges über „Come in Contract“ berichtet.<br />
In den kommenden Ausgaben wollen wir den Come-in-Contract-Projekten<br />
aus dem Jugendwerk und der AWO die Möglichkeit geben, sich<br />
selbst genauer vorzustellen. Es startet das Projekt „Bock auf Politik“<br />
des AWO-Unterbezirks Hochsauerland/Soest, welches vom Juni bis<br />
Oktober 2004 stattfand.<br />
Mark Unbehend<br />
Infos zu „Come in Contract“:<br />
www.dbjr.de und www.projekt-p.de<br />
Sie leben hier, sind hier aufgewachsen<br />
und haben trotzdem<br />
nicht die gleichen Chancen“, machte<br />
der Projektgruppenleiter Georg Majewski<br />
beim ersten Treffen von PolitikerInnen<br />
und jungen MigrantInnen aus<br />
Soest deutlich, was letztere bewogen<br />
hatte, an dem Projekt „Bock auf Politik“<br />
teilzunehmen.<br />
Die AWO-Jugendmigrationsdienste im<br />
Kreis Soest und Paderborn, spezielle<br />
Beratungs- und Betreuungsdienste<br />
für junge MigrantInnen, führten das<br />
Projekt durch.<br />
Ziel des Projektes war es, jugendliche<br />
MigrantInnen in Kontakt mit der kommunalen<br />
Politik zu bringen, Wege der<br />
politischen Entscheidungen transparenter<br />
und Möglichkeiten der politischen<br />
Einflussnahme deutlich zu machen. Roter<br />
Faden, der sich durch das Projekt<br />
zog, war der Abschluss einer Vereinbarung<br />
(Contract) zwischen den Jugendlichen<br />
und den Politikern auf den örtlichen<br />
Ebenen.<br />
Um das Thema für die Jugendlichen<br />
greifbar zu machen und sie zur Mitarbeit<br />
zu motivieren, startete das Projekt<br />
im direkten Lebensumfeld der Migrantinnen<br />
und Migranten.<br />
In der Planungs- und Vorbereitungsphase<br />
erarbeiteten die Projektteilnehmer<br />
einen Themenkatalog, der angestrebte<br />
Veränderungen im kommunalen<br />
Bereich beinhaltete.<br />
Beispielhaft sei hier der Projektstart<br />
der Gruppe in Soest beschrieben:<br />
Die Soester Projektgruppe konnte bei<br />
ihrem ersten Treffen Politiker fast aller<br />
kommunalen Fraktionen begrüßen<br />
(CDU, SPD, Bündnis90/Die Grünen). Der<br />
Sprecher der Gruppe, Salah El Jamaa,<br />
erläuterte zunächst die Beweggründe<br />
der Jugendlichen, die dazu geführt haben,<br />
sich an dem Projekt zu beteiligen:<br />
„Wir haben uns gefragt, wieso gibt es<br />
keine Sachbearbeiter beim Ausländer-<br />
/Sozialamt, die selbst Migranten sind?“<br />
Außerdem führten die Jugendlichen<br />
folgende Punkte an:<br />
• Ihre Freunde, Bekannten, Nachbarn<br />
und Verwandten haben oft Schwierig-<br />
S E I T E C O m e i n C O n t r a C t<br />
39
COme in COntraCt<br />
keiten, sich an Behörden und Ämter<br />
zu wenden. Dies ist nicht selten mit<br />
Angst verbunden.<br />
• Die Bescheide und Briefe der Behörden<br />
werden oft nicht verstanden, das<br />
Widerspruchsrecht deshalb nicht genutzt.<br />
• Unsere Eltern sollen wissen, dass wir<br />
uns hier wohl und vor allem sicher<br />
fühlen.<br />
Die Jugendlichen stellten im Hinblick<br />
auf ihre Erwartungen auch ihre Stärken,<br />
die sie zur Verfügung stellten, heraus:<br />
• Viele von uns sind in Soest geboren,<br />
wir kennen uns hier aus.<br />
• Wir sprechen mindestens zwei<br />
Sprachen.<br />
• Wir habend das Vertrauen der Migranten<br />
aus der Siedlung, weil wir<br />
selbst von hier sind.<br />
• Wir haben Hintergrundwissen über<br />
die Systeme, Kulturen, Mentalitäten<br />
und Sprachen verschiedener Länder<br />
(interkulturelle Kompetenz).<br />
des Projektes. Bei einem gemeinsamen<br />
Treffen wurden Informationen über die<br />
jeweiligen Ideen, den Stand ihrer Umsetzung<br />
und Erfahrungen mit PolitikerInnen<br />
und politischen Gremien ausgetauscht.<br />
Die Akzeptanz der Idee im sozialen<br />
Umfeld, Erfolge, Schwierigkeiten<br />
und weitere Aspekte wurden besprochen<br />
und dadurch Synergieeffekte erzielt,<br />
die jede einzelne Gruppe in ihrem<br />
Vorgehen vor Ort unterstützte. Im Rahmen<br />
dieser gemeinsamen Veranstaltung<br />
fanden auch Informationsgespräche mit<br />
Landtagsabgeordneten/Europa-Parlamentariern<br />
statt, um den Weg der politischen<br />
Entscheidungen auch auf einer<br />
höheren als der kommunalen Ebene zu<br />
verdeutlichen.<br />
S E I T E C O m e i n C O n t r a C t<br />
40<br />
• Die Behörden werden als mächtiger<br />
Gegner, gegen den man keine Chance<br />
hat, wahrgenommen.<br />
• Oft stehen Migranten den Beamten<br />
und Sachbearbeitern hilflos gegenüber<br />
und erklären sich Misserfolge auf<br />
eigene Weise (Fremdenfeindlichkeit,<br />
Rassismus…).<br />
Anschließend erläuterten die Jugendlichen<br />
ihre Erwartungen an die PolitikerInnen:<br />
• Wir möchten, dass Sie uns ermöglichen,<br />
Praktika beim Ausländer- und<br />
Sozialamt zu machen. Diese sind notwendig,<br />
um zu verstehen, wie Behörden<br />
funktionieren. Wir wollen die<br />
Verfahrensabläufe verstehen, die Entscheidungsträger<br />
kennen lernen. Wir<br />
wollen uns fit machen, indem wir erfahren,<br />
wie das System funktioniert.<br />
• Verwaltungsmitarbeiter sollen uns<br />
schulen, damit wir das Wissen in<br />
einer Selbsthilfegruppe weitergeben<br />
können und so die Zugewanderten<br />
unterstützen können.<br />
• Wenn wir dann jemanden zur Behörde<br />
begleiten, kommen wir schon als<br />
Bekannte und nicht als Fremde und<br />
können uns gegenseitig helfen.<br />
• Wir wollen keine hilflosen Fremden<br />
sein, sondern mündige Bürger, die aus<br />
eigener Kraft ihre Zukunft gestalten.<br />
Gleich beim ersten Treffen kam es zum<br />
Abschluss einer Vereinbarung zwischen<br />
den Jugendlichen und den PolitikerInnen.<br />
Vereinbarung<br />
1. Die anwesenden PolitikerInnen werden<br />
sich um ein Gespräch mit Frau<br />
Czock und Herrn Sander bemühen,<br />
in dem mögliche Praktika für Jugendliche<br />
des Projektes beim Sozialamt<br />
der Stadt Soest (evtl. bei anderen<br />
Ämtern) vereinbart werden. Ziel der<br />
Praktika: Hilfestellung bei sprachlichen<br />
Problemen für Bewohner der<br />
„englischen Siedlung“.<br />
2. Die Projektgruppe erklärt sich bereit,<br />
die Praktika anzutreten und engagiert<br />
durchzuführen.<br />
Diese Vereinbarung wurde von allen<br />
anwesenden PolitikerInnen und Jugendlichen<br />
unterschrieben.<br />
Seitens der Politik und der Stadt Soest<br />
gab es danach positive Signale. Beim<br />
zweiten Treffen waren auch der Bürgermeister,<br />
der Landrat sowie die Fachdienstleiter<br />
des Jugendamtes, des Sozialamtes<br />
und der Ausländerbehörde dabei.<br />
Die Kooperation der einzelnen Gruppen<br />
aus den Jugendmigrationsdiensten im<br />
Kreis Soest und Paderborn war ein<br />
weiterer wichtiger Aspekt im Verlauf<br />
Fotos: AWO Hochsauerland/Soest<br />
Die Jugendlichen erfuhren in diesem<br />
Projekt, dass persönliches Engagement<br />
in politischer Hinsicht etwas bewirken<br />
kann und sie selbst Einfluss nehmen<br />
können. Die jungen MigrantInnen lernten<br />
das Grundprinzip der demokratischen<br />
Gesellschaft kennen, das den<br />
persönlichen Einsatz der Menschen voraussetzt,<br />
um Veränderungen in der Gesellschaft<br />
zu gestalten. Der Verlauf des<br />
Projektes im Hinblick auf die zumindest<br />
teilweise Umsetzung und Verwirklichung<br />
ihrer Anliegen bewirkte, dass<br />
sich einzelne der beteiligten jungen MigrantInnen<br />
auch weiterhin politisch und<br />
sozial engagieren. ❑<br />
Elena Schmidt<br />
(AWO-Unterbezirk Hochsauerland/Soest)<br />
& Barbara Brewer<br />
(AWO-Kreisverband Paderborn)
SCHÖNHEIT…<br />
Schönheit kotzt mich an!<br />
Das KJW Nürnberg organisierte Projektwoche zu Schönheitswahn und Körperkult<br />
Wusstet Ihr schon, dass Schönheitsoperationen<br />
in den letzten 10<br />
Jahren um 61% zugenommen haben?<br />
Dass Frauen fast doppelt soviel Geld<br />
für Bekleidung ausgeben wie Männer?<br />
Oder dass pro Monat durchschnittlich<br />
10 Diätbücher in Deutschland erscheinen?<br />
So lauteten nur einige der überraschenden<br />
Erkenntnisse der Projektwoche<br />
mit dem Titel „Schönheit kotzt<br />
mich an!“, die das Kreisjugendwerk<br />
der AWO Nürnberg in Kooperation mit<br />
der Jugend Information Nürnberg und<br />
der Präventiven Jugendhilfe im Jugendamt<br />
Nürnberg vom 11.-15. April im<br />
Nürnberger „K4“ veranstaltete.<br />
Den Anstoß dazu lieferte eine Plakatausstellung<br />
der Jugendwerkerin Melanie<br />
Jilg, die unter dem gleichen Titel<br />
die Themen Schönheitswahn und<br />
Körperkult künstlerisch umsetzte. Das<br />
Landesjugendwerk der bayerischen<br />
AWO veröffentlichte die sehr eindrückliche<br />
Ausstellung.<br />
Diese Plakatausstellung war es, die<br />
wir ursprünglich mit einem Begleitprogramm<br />
der Öffentlichkeit zugänglich<br />
machen wollten. Nach näherer Auseinandersetzung<br />
zeigte sich jedoch<br />
schnell, dass das Thema mehr forderte.<br />
Ergebnis der Planungen war schließlich<br />
eine ausgefüllte Projektwoche, für<br />
die wir den Fokus auf eine kritische<br />
Betrachtung des allgemeinen Schönheitsbegriffs<br />
setzten.<br />
Neben der Ausstellung konnten wir<br />
Dank der finanziellen Förderung durch<br />
das Programm „5000xZukunft“ der<br />
„Aktion Mensch“ Angebote für verschiedene<br />
Zielgruppen im Programm<br />
aufnehmen:<br />
JUGENDLICHE<br />
Bei zahlreichen Veranstaltungen wurden<br />
Jugendliche dazu angeregt, sich<br />
aktiv-kreativ mit dem medial konstruierten<br />
Schönheitsideal zu beschäftigen,<br />
es kritisch zu hinterfragen und ihr<br />
Selbstbewusstsein zu steigern:<br />
Im Workshop „Ey echt cool“ beschäftigten<br />
sich Klassen aus Haupt-, Real-,<br />
Förder- und Berufsschulen mit<br />
Fragen wie „Was ist momentan<br />
cool?“, „Wie müssen<br />
Jungs und Mädchen<br />
aussehen, um „in“ zu<br />
sein?“ und „Wie weit gehen<br />
Jugendliche, um ihrem<br />
Idealbild zu entsprechen?“.<br />
Heiße Diskussionen und<br />
manch überraschende Erkenntnis<br />
(„Jungs wollen gar<br />
keine dünnen Freundinnen.“)<br />
waren inbegriffen.<br />
An den Nachmittagen gab es<br />
dann für Jugendliche Gelegenheit,<br />
ganz praktisch ins Thema einzusteigen:<br />
Beim Wellnessnachmittag „Tu dir etwas<br />
Gutes“ konnten Jugendliche mit einer<br />
selbst hergestellten Gesichtsmaske<br />
ihrer Haut Gutes tun. Mit dem selbst<br />
gemischten Lieblingsöl lernten sie von<br />
einer Fachfrau verschiedene Massagegriffe<br />
kennen, konnten sich verwöhnen<br />
lassen, selbst aktiv verwöhnen und<br />
dabei so richtig entspannen. Denn<br />
Schönheit bedeutet auch, dass ich<br />
mich wohl fühle - so die Erkenntnis.<br />
Zwei Apothekerinnen gaben beim<br />
Workshop „Natürlich und gesund<br />
schminken“ fundierte Auskunft zu richtiger<br />
Hautpflege, hautfreundlichem<br />
Schminken, passenden Farben und<br />
dem Kaschieren von Problemzonen. Die<br />
fachmännische Anleitung beim praktischen<br />
Ausprobieren war heiß begehrt.<br />
Ganz ausführlich konnten sich Jugendliche<br />
an zwei Nachmittagen beim Schattentheater-Workshop<br />
„im Licht“ der eigenen<br />
Einzigartigkeit bewusst bewegen.<br />
Das Experimentieren mit Licht und<br />
Schatten animierte zu einer kreativen<br />
Auseinandersetzung mit sich selbst und<br />
schaffte die Möglichkeit, sich einmal in<br />
einem anderen Licht zu sehen, Facetten<br />
der eigenen Identität kennen zu lernen,<br />
darzustellen und wertzuschätzen.<br />
„Tanzen wie die Stars“ war das Motto<br />
einer sportlichen Einheit. Unter fachkundiger<br />
Anleitung wurde eine Choreographie<br />
zu einem aktuellen<br />
Hit einstudiert. Neben<br />
Spaß und Bewegung wurden<br />
Körperbewusstsein und Selbstvertrauen<br />
im Umgang mit der<br />
eigenen Ausdrucks- und Bewegungsart<br />
gefördert.<br />
MULTIPLIKATOREN<br />
Für Mitarbeiter/innen und<br />
Multiplikator/innen der Kinder-<br />
und Jugendarbeit bestand<br />
die Möglichkeit zu theoretischem<br />
und praktischem Input<br />
für die Jugendarbeit:<br />
Die jeweils gut besuchten Angebote<br />
zeigten das starke Interesse an konkreten<br />
Spiel- und Projektideen (Workshop<br />
„Ich find` mich richtig“), Möglichkeiten<br />
und Übungen, das Thema Schönheitswahn<br />
in der Arbeit mit Jugendlichen<br />
aufzugreifen und zu vertiefen sowie<br />
an einem Exkurs zur Arbeit mit jungen<br />
Männern, deren Umgang mit Körperlichkeit<br />
sich von dem junger Frauen in<br />
vielem unterscheidet, teilzunehmen<br />
(Fortbildungsnachmittag).<br />
INTERESSIERTE ÖFFENTLICHKEIT<br />
Dass „Schönheitswahn“ und speziell<br />
Essstörungen allgegenwärtige und<br />
emotionale Themen sind, zeigte ein<br />
vollbesetzter Saal beim Fachvortrag<br />
„Hunger nach dem Ich“. Dabei lieferte<br />
die Fachärztin für Allgemeinmedizin,<br />
Gertrud Corell, medizinische Basisinformationen<br />
zum Thema „Essstörungen“<br />
sowie wichtige Hinweise zum Erkennen,<br />
Unterscheiden und Handeln. Ergänzt<br />
wurden die Ausführungen von der<br />
Kinder- und Jugendpsychotherapeutin,<br />
Lydia Hahn, die über notwendige<br />
Schritte und die psychotherapeutische<br />
Fotos: KJW Nürnberg<br />
S E I T E S C H Ö N H E I T …<br />
41
INFOS, TIPPS & BÜCHER<br />
Dauerthemen mit<br />
manchmal krankhaften<br />
Auswirkungen<br />
sind.<br />
Hier gilt es vorzubeugen! Deshalb ist<br />
geplant, die Inhalte und Methoden der<br />
Projektwoche und weiterführende Informationen<br />
nachhaltig für die Jugendarbeit<br />
nutzbar zu machen. ❑<br />
Margrit Stähle<br />
KJW Nürnberg<br />
Fotos: KJW Nürnberg<br />
Arbeit mit Jugendlichen und jungen<br />
Frauen referierte. Fachleute, Eltern und<br />
Betroffene beteiligten sich intensiv an<br />
der anschließenden Diskussion und<br />
nahmen das Informationsangebot der<br />
vielen Beratungsstellen, die sich vor<br />
Ort mit ihrem Angebot vorstellten,<br />
interessiert wahr.<br />
Das KOMM-KINO im K4 zeigte im Rahmen<br />
der Projektwoche die Filme „Echte<br />
Frauen haben Kurven“ und „Secret<br />
Society“. Dass einige Pfunde zuviel der<br />
Verwirklichung ganz eigener Lebensvorstellungen<br />
nicht im Weg stehen,<br />
vermittelten die beiden Heldinnen auf<br />
äußerst unterhaltsame Weise und<br />
rundeten die Projektwoche damit ab!<br />
Wir vom Kreisjugendwerk Nürnberg<br />
können also auf eine sehr erfolgreiche<br />
Projektwoche zurückblicken. Das große<br />
Interesse der zahlreichen Besucher und<br />
auch der Presse zeigt uns, dass Schönheitswahn<br />
und Körperkult keine kurzfristigen<br />
Modeerscheinungen, sondern<br />
KOntakt & InfOs:<br />
Kreisjugendwerk Nürnberg<br />
Fon: 0911/428830<br />
E-mail: info@kjw-nuernberg.de<br />
www.kjw-nuernberg.de<br />
Infos zur Plakatausstellung<br />
„Schönheit kotzt mich an!“:<br />
Landesjugendwerk der<br />
bayerischen AWO<br />
Tel: 089/547260-10<br />
E-mail: ljw-bayern@t-online.de<br />
www.ljw-bayern.de<br />
S E I T E S C H Ö N H E I T …<br />
42
FSJ<br />
„Soziales Engagement<br />
verdient Anerkennung“<br />
Bundestagsabgeordneter Bürsch zu<br />
Besuch bei FSJ-Abschluss-Seminar<br />
Im Zusammenhang mit der Sympathiekampagne des Bundesarbeitskreises<br />
FsJ (Freiwilliges soziales Jahr)/FöJ (Freiwilliges ökologisches<br />
Jahr), der die Förderung und Qualitätssicherung von FsJ<br />
und FöJ vorantreiben möchte, wurde der Bundestagsabgeordnete<br />
Dr. Michael Bürsch (SPD) auf ein Abschlussseminar der FsJler<br />
beim Landesjugendwerk der AWO Schleswig-Holstein eingeladen.<br />
Das Ziel hierbei ist es, einen Austausch zwischen FsJlern und der<br />
Politik herzustellen und die Zukunft des FsJ gemeinsam zu gestalten.<br />
Herrn Bürsch wurde von der aktuellen Arbeitssituation<br />
der FsJler berichtet. Er konnte sich ein tatsächliches und aktuelles<br />
Bild der Tätigkeiten von FsJlern machen und es fand ein inhaltlicher<br />
Austausch über Themen, wie z.B. Migration als Arbeitsfeld<br />
für FsJler, Anerkennung des FsJ auf dem Arbeitsmarkt und<br />
vieles mehr, statt.<br />
Der Besuch vom Dr. Michael Bürsch war ein wahrer Höhepunkt<br />
des Abschlussseminars. In einer Begrüßungsrunde stellte sich<br />
Herr Bürsch kurz vor - er hat intensiv mitgewirkt im Ausschuss<br />
für bürgerschaftliches Engagement und hatte dadurch auch<br />
schon eine Vorstellung vom FsJ und anderen Freiwilligendiensten.<br />
Danach stellte sich jeder FsJler einzeln vor, erzählte von<br />
seiner/ihrer Arbeit und jeder sagte kurz, warum er das FsJ für<br />
ihn als wichtig erachtet. Bürsch zeigte enormes Interesse daran<br />
und hakte das ein oder andere Mal auch nach.<br />
Dieses Interesse nutzte die Gruppe dann auch sogleich für ihr<br />
sorgsam vorbereitetes Programm: Zunächst stand eine simulierte<br />
Zugfahrt von Kiel nach Berlin auf dem Tagesplan. Hierbei erzählten<br />
die FsJler gute und schlechte Erlebnisse aus dem FsJ und<br />
sprachen unterschiedliche Themenbereiche allgemein zum FsJ an.<br />
Wieder zeigte sich Bürsch sehr interessiert und stand auch bei<br />
Bedarf Rede und Antwort. Das Gespräch war sehr spannend und<br />
abwechslungsreich durch immer wieder „ein- und aussteigende“<br />
Fahrgäste. In Berlin angekommen wurde Herr Bürsch von der<br />
„Presse“ empfangen und zu einer Ausstellung eingeladen.<br />
In dieser Ausstellung wurden die Ergebnisse der Projektarbeiten<br />
der FSJler in ihren Einrichtungen präsentiert. Vom Keks-Backen<br />
mit Älteren bis zum T-Shirt-Bemalen mit Jüngeren war alles dabei<br />
und wurde in einem wunderschön dekorierten Raum präsentiert.<br />
Dr. Bürsch zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt der Arbeiten<br />
und lobte das Engagement.<br />
Nach einer kurzen Pause, in der Michael Bürsch dem einen oder<br />
anderen Interessierten von dem neuen Wahlkampfprogramm der<br />
SPD erzählte, lud Moderator Christian Burmeister zu einer starbesetzten<br />
Talkshow im Stile einer Sabine Christiansen ein. Gäste<br />
waren neben dem Bundestagsabgeordneten eine FSJlerin, ein<br />
ehrenamtliches Mitglied eines Sportvereins, eine Kindergartenleiterin<br />
und der Vater eines FSJlers (außer Bürsch wurden auch hier<br />
alle Personen von FSJlern gespielt). Nachdem man von jedem ein<br />
Statement gehört hatte, wurde die Runde auch für das Publikum<br />
geöffnet. Themen waren u. a. die Abschaffung der Wehrpflicht,<br />
die Zukunft des FSJ, ehrenamtliches Engagement in der Gesellschaft<br />
und allgemeine Anerkennung des FSJ. Dabei entstand eine<br />
rege Diskussion, die leider aus zeitlichen Gründen unterbrochen<br />
werden musste.<br />
Das Ende der Veranstaltung nahte und Herr Bürsch stellte in seinem<br />
Schlusswort an die Gruppe noch klar heraus, dass „soziales<br />
Engagement Anerkennung verdient“. Dann musste er auch schon<br />
wieder gehen, um sich mit dem Wahlkampf zu beschäftigen. Wir<br />
wünschen ihm dabei sehr viel Glück und drücken die Daumen!<br />
Vielen Dank für ihren Besuch! ❑<br />
Paul Schulz & Knut Friedrichs<br />
FSJler des LJW der AWO<br />
Schleswig-Holstein<br />
Fotos: LJW Schleswig-Holstein<br />
S E I T E F S J<br />
43
INFOS, TIPPS & BÜCHER<br />
S E I T E I N F O S , T I P P S & B Ü C H E R<br />
44<br />
Der Neue beim BuJW:<br />
Geballte Ladung<br />
JW-Erfahrung<br />
Lieber Jugendwerklerinnen<br />
und Jugendwerkler,<br />
auf dem Bundestreffen wurde es offiziell<br />
verkündet und nun möchte ich mich noch<br />
mal kurz bei all denjenigen vorstellen,<br />
die bisher keine Gelegenheit hatten, mich<br />
zu beschnuppern.<br />
Mein Name ist Dennis Peinze, ich bin<br />
(seit kurzem) 39 Jahre jung und nun also<br />
seit 1. Mai 2005 der neue Geschäftsführer<br />
des <strong>Bundesjugendwerk</strong>es. Nach dem Abitur<br />
habe ich Maschinenbau studiert und<br />
in diesem Tätigkeitsfeld auch einige Zeit<br />
gearbeitet. Schnell habe ich jedoch gemerkt,<br />
dass mir die Arbeit mit Maschinen<br />
wenig Spaß bereitet und ich lieber für und<br />
mit Menschen, vorrangig Kindern und<br />
Jugendlichen, tätig sein wollte. Bei der<br />
AWO in Eisenach begann ich als Streetworker<br />
im Bereich Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit<br />
in einem Antigewaltprojekt.<br />
Um mir den notwendigen theoretischen<br />
Hintergrund anzueignen, absolvierte ich<br />
an der Schiller-Uni in Jena ein erziehungswissenschaftliches<br />
Begleitstudium. Im<br />
Rahmen des Projektes haben wir mit<br />
Jugendlichen ein Jugendhaus aufgebaut,<br />
welches auch heute noch ein fester Bestandteil<br />
der Jugendhilfestruktur ist.<br />
Nach achtjähriger Tätigkeit im Bereich der<br />
offenen Kinder- und Jugendarbeit wollte<br />
ich mich neu orientieren. Der Vorstand<br />
Einführung in die<br />
Sozialisationstheorie<br />
So heißt ein Buch des Bielefelder Sozialforschers<br />
Klaus Hurrelmann, welches im<br />
Beltz-Verlag erschien. Dieses Buch liefert<br />
eine einfach geschriebene Einführung in<br />
die gängigen Theorien und empirischen<br />
Ergebnisse der Sozialisationsforschung.<br />
Im Pädagogischen Konzept des Jugendwerkes<br />
der AWO bezeichnet sich das Jugendwerk<br />
der AWO selbst als Sozialisationsinstanz.<br />
Was unter Sozialisation verstanden<br />
werden kann, wie sie gedeutet<br />
und erklärt wird, dazu liefert Hurrelmann<br />
soziologische Ergänzungen und Interpretationshilfen.<br />
Foto: Mark Unbehend<br />
des Landesjugendwerks der AWO Thüringen<br />
bot mir die Möglichkeit, mich als<br />
Geschäftsführer zu bewähren. In den vergangenen<br />
fünf Jahren haben wir das Landesjugendwerk<br />
gut in der Verbandslandschaft<br />
etabliert, neue Projekte initiiert<br />
und auch letztendlich die finanziellen Einschnitte<br />
durch die „glorreiche“ Thüringer<br />
Landesregierung kompensieren können.<br />
Für mich persönlich eine sehr schöne Zeit<br />
mit vielen neuen Erfahrungen, welche ich<br />
nun gerne in meine neue Tätigkeit einbringen<br />
möchte. Viele von euch, ob ehren-<br />
oder hauptamtlich in unserem Verband<br />
engagiert, kennen mich bereits aus<br />
dieser Zeit.<br />
Nun hat mich also der Bundesvorstand<br />
mit der Leitung der Bundesgeschäftsstelle<br />
betraut. Ich verspreche, mein Bestes zu<br />
tun, um dieser Aufgabe gerecht zu werden.<br />
Ich stehe euch jederzeit als kompetenter<br />
Ansprechpartner und Unterstützer<br />
für unsere gemeinsame Sache zur Verfügung<br />
und freue mich auf die Zusammenarbeit.<br />
Mit solidarischen Grüßen<br />
Euer Dennis<br />
Selbstverständlich ist<br />
ein solches Buch weniger<br />
eine konkrete<br />
Handlungsanleitung<br />
für die Praxis der Jugendverbandsarbeit.<br />
Dafür wurde es auch<br />
nicht geschrieben.<br />
Aber es kann sicherlich<br />
eine wertvolle<br />
Ergänzung zur Reflexion des eigenen<br />
Tuns in der pädagogischen Tätigkeit mit<br />
Kindern und Jugendlichen sein. ❑<br />
Mark Unbehend<br />
LITERATUR<br />
Klaus Hurrelmann (2002): Einführung<br />
in die Sozialisationstheorie<br />
Jugend unter<br />
der NS-Diktatur<br />
1933-1945<br />
Unter diesem Titel<br />
hat Karl Heinz<br />
Jahnke eine beeindruckende<br />
Darstellung<br />
der lebensweltlichen<br />
Umstände von<br />
Jugendlichen in der<br />
Zeit des NS-Regimes<br />
im Ingo-Koch-Verlag<br />
dokumentiert.<br />
Zunächst scheinen die 690 Seiten des<br />
Buches unüberwindlich, doch beim Einlesen<br />
überzeugt die eingängige Zusammenstellung<br />
der vielen historischen Quellen.<br />
Der Band enthält 311 Dokumente aus den<br />
Jahren 1933 bis 1945, die den LeserInnen<br />
ein eigenes Urteil erlauben.<br />
„In unseren Augen da muß der deutsche<br />
Junge der Zukunft schlank und rank sein,<br />
flink wie ein Windhund, zäh wie Leder<br />
und hart wie Kruppstahl.“ Dieser Satz<br />
Hitlers verdeutlicht die Ansprüche der<br />
Nazis an die Jugend. Nur wenige stellten<br />
sich diesen entgegen. Die meisten gingen<br />
in der Masse der Nazi-Jugendorganisationen<br />
auf.<br />
Daher ist besonders erwähnenswert, dass<br />
Jahnke auch den jugendlichen Widerstand<br />
gegen die Nazi-Herrschaft in zahlreichen<br />
Dokumenten berücksichtigt hat. Es sind<br />
mehrere Porträts einzelner junger Opfer,<br />
die Widerstand leisteten, enthalten.<br />
Neben der Verfolgung des Widerstands<br />
und der Verweigerung von Jugendlichen<br />
konzentrierte sich der Autor auf folgende<br />
Schwerpunktthemen: die Rolle und<br />
Stellung der Reichsjugendführung im NS-<br />
Staat, die Hitler-Jugend (HJ) im System<br />
der Machtausübung, das Verhältnis von<br />
NSDAP und HJ, die Beziehungen von<br />
Reichsjugendführung und HJ zur Wehrmacht<br />
und SS sowie die Folgen des<br />
Zweiten Weltkrieges für die junge Generation.<br />
❑<br />
Mark Unbehend<br />
LITERATUR<br />
Karl Heinz Jahnke (2003): Jugend<br />
unter der NS-Diktatur 1933-1945.<br />
Eine Dokumentation
INFOS, TIPPS & BÜCHER<br />
Jugendverbände öffnen<br />
sich interkulturell<br />
Anfang Juni trafen sich in Berlin VertreterInnen von Jugendverbänden,<br />
Wissenschaft und Politik zu einem Fachgespräch<br />
über die interkulturelle Öffnung der Jugendverbände, zu dem die<br />
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und<br />
Integration, der Deutsche Bundesjugendring (DBJR), die Deutsche<br />
Sportjugend (dsj) und das Informations- und Dokumentationszentrum<br />
für Antirassismusarbeit (IDA) eingeladen hatten.<br />
Die einleitenden Stellungnahmen von Marieluise Beck (Integrationsbeauftragte<br />
der Bundesregierung), Torsten Raedel (DBJR),<br />
Benjamin Folkmann (dsj) und Thilo Scholle (IDA) machten deutlich,<br />
dass die Jugendverbände Deutschland ganz selbstverständlich<br />
als Einwanderungsland wahrnehmen und beginnen, diesen<br />
Realitäten auch in ihren Verbänden zu entsprechen. Projekte,<br />
Maßnahmen und Stellungnahmen zur Migrationsgesellschaft und<br />
Partizipation von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund<br />
zeugen von dem Prozess der interkulturellen Öffnung.<br />
Gleichzeitig besteht jedoch ein erheblicher Mangel an empirischen<br />
Daten zur tatsächlichen Situation in den Jugendverbänden<br />
in Hinblick auf den Stand der interkulturellen Öffnung, wie Prof.<br />
Andreas Thimmel von der Fachhochschule Köln in seinem Vortrag<br />
ausführte. Interkulturelle Öffnung bei Verbänden könne aber<br />
nicht wie bei Behörden von oben verordnet, sondern müsse aus<br />
den Verbänden heraus entwickelt werden. Die regen Diskussionen<br />
der Teilnehmenden machten deutlich, dass auf Seiten der<br />
Jugendverbände erhebliches Interesse an einer Zusammenarbeit<br />
mit der Wissenschaft besteht, um Daten und Modelle zur weiteren<br />
Optimierung des Öffnungsprozesses zu erhalten.<br />
Die Podiumsdiskussionen mit VertreterInnen von MigrantInnenselbstorganisationen<br />
und den klassischen Jugendverbänden boten<br />
ein Forum des Austauschs zwischen den Visionen, Verbandserfahrungen<br />
und Ergebnissen verschiedener Modellprojekte. Dabei<br />
wurde deutlich, dass die VertreterInnen der Selbstorganisationen<br />
den Wunsch nach Kooperation mit anderen Vereinen haben<br />
und in den Strukturen der organisierten Jugendverbandsarbeit<br />
mitwirken möchten, wenngleich sie auch die Erfahrungen<br />
von Zurückweisung, Misstrauen und Diskriminierung seitens der<br />
Mehrheitsgesellschaft thematisierten.<br />
Offenheit und Dialog prägten die Atmosphäre des Fachgesprächs.<br />
Die Jugendverbände in der Bundesrepublik Deutschland haben<br />
sich auf den Weg gemacht, die plurale Zusammensetzung der<br />
Gesellschaft in ihren Vereinsstrukturen widerzuspiegeln. Dieser<br />
Weg muss nun, darin waren sich alle Teilnehmenden einig, konsequent<br />
weitergegangen werden, um gerechte Partizipationsmöglichkeiten<br />
für alle in Deutschland lebenden Kinder und Jugendlichen<br />
zu erreichen. ❑<br />
Dr. Stephan Bundschuh<br />
Geschäftsführer, IDA e.V.<br />
Noch Plätze frei in den<br />
Freizeiten des Jugendwerks<br />
der AWO Württemberg<br />
Auf einigen Ferienfreizeiten des BJW der AWO Württemberg<br />
gibt es noch freie Plätze. Kanuabenteuer in Schweden oder<br />
am Strand entspannen in Spanien, Wandern durch die Cevennen<br />
mit dem Esel oder doch lieber zur Kinderrepublik nach Selker<br />
Noor? Noch gibt es viele Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche<br />
zwischen 10 und 20 Jahren, einen spannenden Urlaub ohne<br />
Eltern zu erleben. Alle Freizeiten werden von pädagogischen Betreuern<br />
begleitet, die natürlich auch für Spaß und Action sorgen.<br />
Das Programm kann kostenlos bestellt werden. ❑<br />
Infos: BJW der AWO Württemberg, www.jugendwerk24.de,<br />
Fon: 0711/522841<br />
Fußballturnier „Kids und Cops“ war ein Riesenerfolg<br />
Foto: KJW Essen<br />
Die Kicker vom JZ Schonnebeck des Kreisjugendwerks der<br />
AWO Essen verteidigten Wanderpokal und belegten wiederholt<br />
den ersten Platz beim Fußballturnier „Kids und Cops“ in<br />
Katernberg.<br />
Unter der Schirmherrschaft von Polizeipräsident Herbert Schenkelberg<br />
fand Anfang Juni das mittlerweile traditionelle Fußballturnier<br />
„Kids und Cops“ in der Gustav-Heinemann-Gesamtschule<br />
in Essen-Katernberg statt. Auswahlmannschaften der Polizei<br />
Essen, der Jugendhäuser, der Moscheevereine und der RAG Ausbildungsgesellschaft<br />
kämpften um den begehrten Wanderpokal.<br />
Nach packenden Vorrunden- und Halbfinalspielen standen sich<br />
die Auswahlmannschaft der Polizei und die Kicker des Jugendzentrums<br />
Schonnebeck im Finale gegenüber. Nach einem 12-<br />
minütigen Finalspiel stand es fest: Das Jugendzentrum Schonnebeck<br />
ist die fußballerische Nr. 1 im Essener Norden. Während<br />
der Spielpausen sorgten ehrenamtliche Helfer des Jugendzentrums<br />
und der Moscheevereine für eine ausgewogene Verpflegung<br />
der Spieler und der Besucher.<br />
Das Turnier ist Teil der interkulturellen Arbeit des Jugendzentrums.<br />
Nach dem Turnier stellte der Trainer der Jugendzentrumsmannschaft,<br />
Khordr Semmo, fest: „Solche Veranstaltungen mit<br />
der Polizei sind eine gute Möglichkeit, die Beamten auf einer<br />
anderen Ebene kennen zu lernen. In unserem Jugendzentrum arbeiten<br />
wir seit vielen Jahren mit der Polizei zusammen, doch die<br />
Begegnung auf dem Fußballplatz ist immer etwas Besonderes.“ ❑<br />
Stefan Hoeps<br />
KJW Essen<br />
S E I T E I N F O S , T I P P S & B Ü C H E R<br />
45
INFOS, TIPPS & BÜCHER<br />
S E I T E I N F O S , T I P P S & B Ü C H E R<br />
46<br />
„Kinderurlaubspatenschaften“ ermöglichen<br />
48 Kindern aus finanzschwachen<br />
Familien einen Sommerurlaub<br />
Das Kreisjugendwerk der AWO Essen<br />
setzt sich traditionell für junge Menschen<br />
ein, die sozial benachteiligt sind.<br />
Seit einigen Jahren machen wir die Erfahrung,<br />
dass es sich immer mehr einkommensschwache<br />
Familien nicht mehr leisten<br />
können, ihren Kindern eine Ferienfreizeit<br />
zu ermöglichen. Doch gerade Ferienfreizeiten<br />
bedeuten Abwechslung vom<br />
Alltag, Erweiterung des Horizonts, Spaß<br />
und Entspannung. Um möglichst vielen<br />
Kindern eine Teilnahme zu ermöglichen,<br />
hat das Jugendwerk die Aktion „Kinderurlaubspatenschaften“<br />
ins Leben gerufen.<br />
Jugendwerkler des Kreisjugendwerks<br />
bemühten sich durch öffentliche Aufrufe<br />
in den Medien und durch Sammelaktionen<br />
in den AWO-Ortsvereinen bzw. beim<br />
AWO-Vorstand, Spenden für die Aktion zu<br />
sammeln. Bis zum Juli 2005 konnten somit<br />
über 3.500 Euro gesammelt werden.<br />
Die Spenden werden genutzt, um besonders<br />
Kinder von Alleinerziehenden sowie<br />
Recht für Jugendliche<br />
aus kinderreichen und bedürftigen Familien<br />
zu unterstützen. Insgesamt konnte somit<br />
48 Kindern der Urlaub ermöglicht<br />
werden.<br />
Interessierte Personen, die auch eine<br />
„Patenschaft“ übernehmen möchten oder<br />
einen Beitrag - egal in welcher Höhe -<br />
hierzu leisten wollen, wenden sich bitte<br />
direkt an das KJW Essen. Unter dem<br />
Stichwort „Kinderurlaubspatenschaften“<br />
können Spenden auch direkt auf das<br />
Konto des KJW überwiesen werden: Konto<br />
272096, BLZ 360 501 05. ❑<br />
KONTAKT:<br />
Ist es strafbar, an der Tankstelle mein Mofa voll zu tanken<br />
und nur einen Kaugummi zu bezahlen? Dürfen meine Eltern<br />
mir verbieten, meine Oma zu besuchen? Dürfen sie mit dem<br />
Geld, das ich von Tante Anja geerbt habe, ohne mein Wissen<br />
ihr neues Auto bezahlen? Dies sind nur einige Beispiele aus<br />
dem Lexikon und Rechtsratgeber für Jugendliche von Ulrike<br />
Hinrichs, der im Verlag an der Ruhr erschienen ist. Mit der<br />
Leitfrage "Was mache ich, wenn …?" erklärt Hinrichs in nachvollziehbaren<br />
Beispielen die Rechte und Pflichten Jugendlicher. Leicht verständlich<br />
und mit vielen Verweisen gibt sie das notwendige Hintergrundwissen und informiert<br />
über die wichtigsten Schritte. Durch die alphabetische Ordnung und die optisch<br />
übersichtliche Darstellung findet man schnell, was man sucht. Inhaltlich war<br />
es Anliegen der Autorin, die Themen möglichst aktuell und nah an der Lebenswelt<br />
Jugendlicher zu formulieren, und das merkt man der Auswahl an.<br />
Kein heißes Eisen bleibt im Feuer und die Antworten sind auch für Erwachsene<br />
sehr informativ. Nachteil ist der Preis: Mit € 18 ist die Schwelle für Jugendliche<br />
sehr hoch gesetzt und es bleibt zu hoffen, dass der Ratgeber zumindest in Jugendzentren<br />
und Schulen leicht zugänglich angeboten wird. Und für eine nächste<br />
Auflage sollte der Verlag anderes Papier verwenden: Ich habe mir durch das störrische<br />
Papier bei der Lektüre zahlreiche Schnittwunden zugezogen. ❑<br />
Julia Seim<br />
LITERATUR<br />
Ulrike Hinrichs (2004): Ich hab doch Recht! Oder?<br />
Lexikon und Rechtsratgeber für Jugendliche, Verlag an der Ruhr<br />
Frank Bente<br />
KJW Essen<br />
KJW der AWO Essen<br />
Fon: 0201/233249<br />
E-mail: info@jugendwerk-essen.de<br />
www.jugendwerk-essen.de<br />
Alles Gute und<br />
Schöne, liebe Nicola!<br />
Drei Jahre und acht Monate lenkte<br />
sie hauptamtlich die Geschäfte des<br />
<strong>Bundesjugendwerk</strong>es. Nun hat Nicola sich<br />
entschieden, sich beruflich anderwärtig<br />
einzubringen. In den Jahren beim BuJW<br />
hat Nicola allerhand Neues angestoßen<br />
und viele Impulse fürs Jugendwerk gegeben.<br />
Dafür und für alles Andere und für<br />
die schöne Zeit mit ihr möchten wir ihr<br />
ganz herzlich danken. Wir wünschen Dir,<br />
liebe Nicola, weiterhin alles erdenklich<br />
Gute für Deine weitere Zukunft! ❑<br />
Dein BuJW<br />
DBJR-Newsletter zur<br />
Bundestagswahl<br />
Der Deutsche Bundesjugendring (DBJR)<br />
informiert mit einem Extra-Newsletter<br />
zur Bundestagswahl alle Interessierten.<br />
Diese können sich auf der DBJR-Homepage<br />
www.dbjr.de unter dem Punkt „Newsletter<br />
zur Bundestagswahl“ aufnehmen<br />
lassen.<br />
Der Newsletter liefert Infos zu vier<br />
Schwerpunkten: Aktuelle (politische) Entwicklungen,<br />
Aktivitäten und Positionierungen,<br />
v. a. mit Relevanz für die Jugendpolitik,<br />
Termine und Aktivitäten des DBJR<br />
sowie der DBJR-Mitgliedsorganisationen. ❑<br />
Infos: newsletter@dbjr.de<br />
Datenbank zu Jugendverbandsaktivitäten<br />
zur Bundestagswahl<br />
Auf der Homepage des Deutschen<br />
Bundesjugendrings www.dbjr.de<br />
(Bereich Bundestagswahl/Datenbank) ist<br />
eine Datenbank online verfügbar, in der<br />
Angebote und Aktivitäten der Jugendverbände<br />
zur Wahl dargestellt werden. ❑<br />
Foto: Privat
INFOS, TIPPS & BÜCHER<br />
IDA-Broschüren<br />
zu Antisemitismus<br />
Das Informations- und Dokumentationszentrum<br />
für Antirassismusarbeit<br />
(IDA) hat einen zwei Bände umfassenden<br />
Reader zum Thema „Antisemitismus“<br />
veröffentlicht. Band 1 enthält Informationen<br />
zu Geschichte und Gegenwart von<br />
Antisemitismus, Band 2 Handreichungen<br />
für die pädagogische Praxis.<br />
Die Broschüren geben einen Einblick in<br />
die unterschiedlichen Erscheinungsformen<br />
des Antisemitismus und Anregungen<br />
für die Jugend- und Bildungsarbeit. Der<br />
Reader enthält auch einen Serviceteil,<br />
in dem auf neuere Literatur, Unterrichtsund<br />
Bildungsmaterialien sowie weiterführende<br />
Internetseiten verwiesen wird.<br />
Er kann gegen eine Schutzgebühr von<br />
5 Euro bei IDA bestellt werden:<br />
IDA, Volmerswerther Str. 20,<br />
40221 Düsseldorf, Fon: 0211/159255-5,<br />
e-mail: info@IDAeV.de<br />
Quelle: IDA-Pressemitteilung<br />
Arbeitszeitverlängerung<br />
- der falsche Weg<br />
I<br />
mmer wieder erheben Arbeitgeber die<br />
Forderung, die Arbeitszeiten der Beschäftigten<br />
müssten verlängert werden -<br />
ohne zusätzlichen Lohn! Angesichts 5 Millionen<br />
registrierter Arbeitsloser, die gern<br />
arbeiten würden, ist eine solche Belastung<br />
der Arbeitenden unsinnig. Und angesichts<br />
wieder gestiegener Gewinne oft<br />
auch schamlos. Die Befürworter erwarten,<br />
dass durch gesunkene Arbeitskosten die<br />
Produkte billiger werden und der Konsum<br />
steigt. Genau das Gegenteil würde passieren:<br />
Werden die Arbeitszeiten verlängert,<br />
kann die Arbeit mit weniger Menschen erledigt<br />
werden. Es werden mehr Menschen<br />
zu Arbeitslosen, die ihren Konsum reduzieren<br />
und andere Härten ertragen müssen.<br />
Die Stimmung würde noch schlechter.<br />
Die Preise der Produkte eines Industrieunternehmens<br />
können um ca. 2 %<br />
sinken, wenn die Beschäftigen 10 % länger<br />
arbeiten. Glaubt jemand ehrlich, dass<br />
eine so geringe Preissenkung den Konsum<br />
spürbar beflügeln kann? Umgekehrt<br />
wäre es richtig: die Arbeitszeiten sollten<br />
kontinuierlich verkürzt werden. Aber: bei<br />
den Arbeitszeiten geht es leider nicht um<br />
wirtschaftliche Vernunft: es geht um die<br />
Machtfrage. ❑<br />
Karsten Pöhl<br />
karsten.poehl@web.de<br />
Eine runde Sache – DBJR-Praxis-CD<br />
macht Jugendliche fit fürs Mitmischen<br />
Mit der Jugendgruppe etwas bewegen und sich engagieren?<br />
Menschen in Entscheidungspositionen für<br />
die eigenen Pläne und Vorstellungen begeistern? Von der<br />
Idee bis zur Umsetzung lauern einige Stolpersteine, aber<br />
das ist kein Problem mehr. Der Deutsche Bundesjugendring<br />
(DBJR) unterstützt Jugendliche und junge Erwachsene<br />
jetzt mit einer umfangreichen CD-ROM, die zum Gelingen<br />
von Aktionen und Projekten beitragen kann.<br />
Auf der CD-ROM „Come in Contract – VERTRAGt euch!“<br />
sind erfolgreiche Praxisbeispiele von Projekten innerhalb von „Come in Contract“<br />
beschrieben.<br />
Jeder Tipp und jede Beschreibung wird mit Anschauungsmaterial unterstützt. Es<br />
finden sich Verträge, die Jugendliche mit Politiker/innen geschlossen haben, es sind<br />
Filmausschnitte von Projektdokumentationen zu sehen sowie Fotos und Visualisierungen<br />
der theoretischen Beschreibungen. Jede Methode, jedes Spiel oder Kapitel<br />
kann einzeln ausgedruckt werden.<br />
Zahlreiche Linktipps und die ausführliche Literaturliste verweisen auf weitere erfolgreiche<br />
Projekte und Aktionen von Jugendlichen und erweitern die fundierten Texte.<br />
Die CD ist handlich, kompakt und bietet ständig verfügbar alle wichtigen Infos für<br />
eine gelungene Projektarbeit. Damit entfallen ausgedehntes Stöbern und hohe Online-Kosten.<br />
Kurz gesagt: Eine unverzichtbare Datenbank im Pocketformat.<br />
Die CD-ROM kann direkt beim DBJR bestellt werden: Einen adressierten und mit<br />
1,44 Euro frankierten DIN-A4-Rückumschlag schicken an: Deutscher Bundesjugendring,<br />
Mühlendamm 3, 10178 Berlin, Stichwort „Praxis-CD-ROM“. Bei größeren<br />
Bestellmengen werden ebenfalls lediglich die Versandkosten in Rechnung gestellt.<br />
Weitere Informationen unter: 030/400404-41 oder -42. ❑<br />
Quelle: Pressemitteilung des DBJR<br />
Ja, die EXZESS interessiert mich!!!<br />
Ich bestelle<br />
ein Probeheft der Exzess<br />
die Exzess per kostenlosem Direktabo<br />
(Voraussetzung: Mitglied im Jugendwerk)<br />
___ Exemplare der Exzess zum Jahresabopreis,<br />
d.h., vier Ausgaben à 1 € pro Exemplar<br />
___ Exemplare der Exzess zum Förder-Jahresabopreis,<br />
d.h., vier Ausgaben à 2 € pro Exemplar<br />
Name, Vorname:<br />
Adresse:<br />
Telefon:<br />
Datum + Unterschrift:<br />
COUPON<br />
Senden an: <strong>Bundesjugendwerk</strong> der Arbeiterwohlfahrt<br />
Oppelner Str. 130 • 53119 Bonn • oder per Fax: 0228/6685286<br />
S E I T E I N F O S , T I P P S & B Ü C H E R<br />
47
Termine<br />
September<br />
15./16. Seminar „Gründung von Jugendwerken<br />
und Gewinnung von Ehrenamtlichen“,<br />
Bonn<br />
23.-25. Seminar „Kinderarmut“, Berlin<br />
OktOber<br />
15./16. Vorsitzendentreffen, Köln<br />
21.-23. Seminar „Die Gruppe rocken - und<br />
wie macht Ihr das?!“, Osnabrück<br />
24.-26. HauptamtlerInnen-Tagung, Würzburg<br />
NOvember<br />
5./6. Bundesausschuss &<br />
AK Internationales, Bonn<br />
18.-20. AG „Partizipation und<br />
Verbandsentwicklung“, Kassel<br />
Redaktionsschluss der nächsten Exzess 4/2005: 26.10.2005<br />
Schwerpunktthema „Grundeinkommen“<br />
Impressum<br />
<strong>Bundesjugendwerk</strong> der Arbeiterwohlfahrt e.V.<br />
Oppelner Str. 130 • 53119 Bonn<br />
Tel.: 0228/6685-117<br />
Fax: 0228/6685-286<br />
e-mail: info@bundesjugendwerk.de<br />
Ausgabe: 2-3/2005<br />
Auflage: 2.600<br />
Diese Exzess enthält eine Beilage der<br />
DFG-VK und einen Fragebogen. Wir bitten<br />
um freundliche Beachtung.<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Bundesjugendwerk</strong> der Arbeiterwohlfahrt e.V.<br />
Redaktion:<br />
Mark Unbehend (V.i.S.d.P.)<br />
Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Barbara Brunelli, Helga Feierabend, Dennis<br />
Peinze, Natalie Rohrbeck, Bryan Verheyden<br />
Redaktionsbeirat:<br />
Julia Koretzki, Denny Möller, Michael Rosellen<br />
Fotos:<br />
Mark Unbehend (Titelfoto), alle weiteren Fotos<br />
sind auf den Seiten selbst bzw. auf S. 16 den<br />
FotografInnen zugeordnet.<br />
Layout:<br />
Lubica Rosenberger, Bonn<br />
Anzeigenleitung:<br />
Mark Unbehend<br />
Gesamtherstellung:<br />
<strong>Bundesjugendwerk</strong> der Arbeiterwohlfahrt e.V.<br />
Druck:<br />
Courir-Druck GmbH, Bonn<br />
Vertrieb:<br />
Eigenvertrieb<br />
Redaktionsanschrift:<br />
<strong>Bundesjugendwerk</strong> der Arbeiterwohlfahrt e.V.<br />
Oppelner Str. 130 • 53119 Bonn<br />
Tel.: 0228/6685-119 • Fax: 0228/6685-286<br />
e-mail: exzess@bundesjugendwerk.de<br />
Gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.<br />
Exzess erscheint vierteljährlich. Für unverlangt<br />
eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine<br />
Haftung übernommen. Der Abdruck und die<br />
Vervielfältigung des Inhalts, auch auszugsweise,<br />
insbesondere von der Agentur gestalteter<br />
Anzeigen, ist nur mit schriftlicher Genehmigung<br />
der Agentur gestattet. Alle Rechte liegen beim<br />
<strong>Bundesjugendwerk</strong> der AWO. Das <strong>Bundesjugendwerk</strong><br />
ist Mitglied im Bundesjugendring.