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Child und andere Scores Die Scores in der Hepatologie bezwecken ...

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<strong>Child</strong> <strong>und</strong> <strong>an<strong>der</strong>e</strong> <strong>Scores</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Scores</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Hepatologie</strong> <strong>bezwecken</strong> vor allem folgendes:<br />

- Abschätzung des Schweregrades <strong>der</strong> Lebererkrankung<br />

- Bestimmung <strong>der</strong> Kurzzeit- u/o Langzeit-Ueberlebenswahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

- Optimale Abschätzung des Transplantationszeitpunktes<br />

- Bestimmung <strong>der</strong> Notfallmässigkeit e<strong>in</strong>er Lebertransplantation<br />

- Beurteilung <strong>der</strong> Effizienz von therapeutischen Massnahmen<br />

Da Lebererkrankungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel sehr langsam <strong>und</strong> über viele Jahre resp.<br />

Jahrzehnte verlaufen, ist die Testung neuer Therapieverfahren oft schwierig, weil die<br />

Verwendung von harten (Ueberlebensrate) o<strong>der</strong> semi-harten Endpunkten (Auftreten<br />

von gastro<strong>in</strong>terst<strong>in</strong>alen Blutungskomplikationen, hepatischer Encephalopathie)<br />

<strong>und</strong>enkbar ist. Studien dieser Art würden Jahrzehnte dauern. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Hepatologie</strong> Ersatz<strong>in</strong>dikatoren o<strong>der</strong> sog. „Surrogate<br />

Markers“, <strong>der</strong>en Aussagekraft meist durch Komb<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> <strong>Scores</strong> erhöhrt wird,<br />

entwickelt worden. Ihre Aufgabe ist es – stellvertretend – bestimmte harte o<strong>der</strong> semiharte<br />

Endpunkte <strong>in</strong> statistisch signifikanter Weise vorauszusagen. <strong>Die</strong>se <strong>Scores</strong><br />

können e<strong>in</strong>erseits bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Effizienz e<strong>in</strong>er neuen Therapie hilfreich<br />

se<strong>in</strong>, <strong>an<strong>der</strong>e</strong>rseit können sie auch helfen, den Schweregrad e<strong>in</strong>er Lebererkrankung<br />

resp. <strong>der</strong>en natürlichen Verlauf abzuschätzen (z.B. Evaluation <strong>der</strong> Notwendigkeit<br />

e<strong>in</strong>er Lebertransplantation) (Christensen, 1997).<br />

E<strong>in</strong>e Ausnahme macht das Scor<strong>in</strong>g System für die Diagnose e<strong>in</strong>er<br />

Autoimmunhepatitis. Dabei handelt es sich nicht um e<strong>in</strong>en prognostischen Score,<br />

son<strong>der</strong>n um e<strong>in</strong>en Score, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>em die Diagnosestellung bei <strong>der</strong> autoimmunen<br />

Hepatitis erleichtern soll.<br />

Folgende <strong>Scores</strong> o<strong>der</strong> Indexe s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Hepatologie</strong> mehr o<strong>der</strong> weniger bekannt:<br />

1) <strong>Child</strong>-Pugh Score<br />

2) MELD Score (The Model for End-Stage Liver Disease)<br />

3) Mayo-Risk Score (PBZ <strong>und</strong> PSC)<br />

4) Orrego Index <strong>und</strong> Maddrey-Score bei <strong>der</strong> alkoholischen Hepatitis<br />

5) CLIP Score (The Cancer of the Liver Italian Program Group)<br />

6) Scor<strong>in</strong>g System zur Diagnose <strong>der</strong> Autoimmunhepatitis<br />

Hiervon hat sich bisher nur gerade <strong>der</strong> <strong>Child</strong>-Pugh Score allgeme<strong>in</strong> durchsetzen<br />

können.


2<br />

1) <strong>Child</strong>-Pugh Score:<br />

Entstanden als Modifikation des <strong>Child</strong>-Turcotte <strong>Scores</strong> (ursprünglich entwickelt zur<br />

Bestimmung <strong>der</strong> hepatozellulären Funktonsreserve resp. zur Verbesserung <strong>der</strong><br />

Selektion von Kandidaten für e<strong>in</strong>e portosystemische Shunt-Operation): Ersatz des<br />

schwierig zu evaluierenden Ernährungsstatus durch die Prothromb<strong>in</strong>zeit (Quick). Es<br />

handelt sich um e<strong>in</strong>en weitgehend willkürlich kreierten Score, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Basis<br />

kl<strong>in</strong>ischer Erfahrung beruht (Pugh et al, 1973).<br />

Kl<strong>in</strong>ische <strong>und</strong> biochemische<br />

Parameter<br />

E<strong>in</strong>heit 1 Punkt 2 Punkte 3 Punkte<br />

Enzephalopathie ke<strong>in</strong>e Grad I-II Grad III-IV<br />

Aszites ke<strong>in</strong> wenig mässig - viel<br />

Bilirub<strong>in</strong> µmol/l 52<br />

Album<strong>in</strong> g/l 35<br />

Prothromb<strong>in</strong>zeit (Quick) % 70<br />

Stadium A = 5 o<strong>der</strong> 6 Punke, Stadium B = 7 bis 9 Punkte, Stadium C = 10 bis 15<br />

Punkte.<br />

Christiansen et al. (1984) haben den prognostischen Wert <strong>der</strong> <strong>Child</strong>-Turcotte<br />

Klassifikation bei konservativ behandelten Zirrhose-Patienten evaluiert. Das <strong>Child</strong>-<br />

Stadium konnte dabei auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite signifikant mit <strong>der</strong> Ueberlebensrate dieser<br />

Patienten korreliert werden. <strong>Die</strong> mittlere Ueberlebensrate s<strong>in</strong>kt von 6.4 Jahren bei<br />

e<strong>in</strong>em <strong>Child</strong>-Stadium A mit 5 Punkten auf 2 Monate bei e<strong>in</strong>em <strong>Child</strong>-Stadium C mit<br />

12 <strong>und</strong> mehr Punkten. Auf <strong>der</strong> <strong>an<strong>der</strong>e</strong>n Seite ist auch aufgezeigt worden, dass e<strong>in</strong>e<br />

multivariate Analyse verschiedener prognostischer Faktoren dem <strong>Child</strong>-Score<br />

überlegen ist. Das von Christensen et al. vorgeschlagene Cox Regression Modell<br />

erlaubt e<strong>in</strong>e Abschätzung <strong>der</strong> Ueberlebenswahrsche<strong>in</strong>lichkeit <strong>der</strong> nächsten 3 o<strong>der</strong> 6<br />

Monate (Christensen et al, 1986), ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „Pocket chart“ zusammengefasst <strong>und</strong><br />

an sich e<strong>in</strong>fach zu benutzen. <strong>Die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Prognosefaktoren werden mittels e<strong>in</strong>er<br />

grösseren Bandbreite von Punkten besser gewichtet. Trotzdem hat sich dieser Score<br />

bisher nicht durchgesetzt, weil er für die Kl<strong>in</strong>ik aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> vielen Variablen doch zu<br />

kompliziert ist. Dasselbe gilt auch für <strong>an<strong>der</strong>e</strong> entwickelte <strong>Scores</strong> (D’Amico et al, 1986;<br />

G<strong>in</strong>és et al, 1987).<br />

Weitere, spezifischere Tests wie z.B. <strong>der</strong> Am<strong>in</strong>opyr<strong>in</strong>-Atemtest, die Indocyan<strong>in</strong>grün-<br />

Clearance o<strong>der</strong> die Galaktoseelim<strong>in</strong>ationskapazität (GEK) (Villeneuve et al, 1986;<br />

Merkel et al, 1991; Merkel et al, 1992) br<strong>in</strong>gen meist nur unbedeutend mehr<br />

prognostische Information als bereits mit den kl<strong>in</strong>ischen <strong>und</strong> biochemischen Markern<br />

erhalten. Von wichtiger zusätzlicher prognostischer Information sche<strong>in</strong>t jedoch die<br />

GEK bei Patienten zu se<strong>in</strong>, die <strong>in</strong>folge von primären o<strong>der</strong> sek<strong>und</strong>ären Lebertumoren<br />

e<strong>in</strong>e Leberteilresektion benötigen (Redaelli et al, 2002).<br />

Der <strong>Child</strong>-Pugh Score ist somit e<strong>in</strong> kl<strong>in</strong>isch anerkannter, e<strong>in</strong>facher Score, <strong>der</strong> meist<br />

recht hilfreich bei <strong>der</strong> Führung von Zirrhose-Patienten, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong><br />

Entscheidung, ob e<strong>in</strong>e Transplantation avisiert werden soll, ist. Das <strong>Child</strong>-Pugh-<br />

Stadium ist entsprechend mit e<strong>in</strong>er bestimmten 1-Jahres- <strong>und</strong> 10-Jahres-<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit verb<strong>und</strong>en:


3<br />

Prognose <strong>der</strong> Leberzirrhose<br />

anhand des <strong>Child</strong>-Pugh <strong>Scores</strong>:<br />

Ueberlebensraten <strong>in</strong> %<br />

Kompensierte<br />

Zirrhose<br />

<strong>Child</strong>-Pugh A<br />

Dekompensierte<br />

Zirrhose<br />

<strong>Child</strong>-Pugh B<br />

<strong>Child</strong>-Pugh C<br />

Lebertransplantation<br />

n. 1 J. ~95% ~80% ~45%<br />

>90%<br />

n. 10 J. ~60% ~7%<br />

?<br />

Der <strong>Child</strong>-Pugh Score hat aber gewisse Schwachpunkte:<br />

1. <strong>Die</strong> sog. „cut-off po<strong>in</strong>ts“ <strong>der</strong> quantitativen Variablen des <strong>Scores</strong><br />

(Prothromb<strong>in</strong>zeit, Bilirub<strong>in</strong>, Album<strong>in</strong>) s<strong>in</strong>d willkürlich gewählt <strong>und</strong> können die<br />

prognostische Information dieser Variablen verm<strong>in</strong><strong>der</strong>n: so wird z.B. e<strong>in</strong>em<br />

Patienten mit e<strong>in</strong>em Bilirub<strong>in</strong> von 60 µmol/l die gleiche Punktezahl von 3<br />

zugeordnet wie e<strong>in</strong>em Patienten mit e<strong>in</strong>em Bilirub<strong>in</strong> von 300 µmol/l, obwohl<br />

letzterer möglicherweise e<strong>in</strong>e deutlich schlechtere Prognose hat. Im<br />

Gegensatz zu e<strong>in</strong>em Cox Regression Model geht hier zusätzliche Information<br />

verloren.<br />

2. <strong>Die</strong> verschiedenen Variablen des <strong>Scores</strong> haben nicht unbed<strong>in</strong>gt die gleiche<br />

prognostische Gewichtung, werden im Score aber bezüglich Punktezahl<br />

„gleichberechtigt“ behandelt.<br />

3. Es gibt noch weitere wichtige Prognosefaktoren, die nicht im Score<br />

berücksichtigt werden <strong>und</strong> die bei Beurteilung <strong>der</strong> Prognose resp. bei e<strong>in</strong>er<br />

therapeutischen Entschlussfassung von Bedeutung s<strong>in</strong>d. Dabei handelt es<br />

sich um Faktoren wie z.B. das Ausmass <strong>der</strong> portalen Hypertonie,<br />

Varizenblutung, Ausmass <strong>der</strong> Nieren<strong>in</strong>suffizienz, Ernährungstatus, spezifische<br />

Therapie <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Lebererkrankung, Alkoholabst<strong>in</strong>enz, kardiovaskuläre<br />

<strong>und</strong> pulmonale Begleiterkrankungen sowie Alter des Patienten<br />

(Schlicht<strong>in</strong>g et al, 1983; D’Amico et al, 1986; G<strong>in</strong>és et al, 1987; Abad-Lacruz et<br />

al, 1993; Selberg et al, 1997).


4<br />

2) MELD Score (The Model of End-Stage Liver Disease)<br />

<strong>Die</strong>ser Score versucht <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en For<strong>der</strong>ung nach e<strong>in</strong>er verkürzten Wartezeit<br />

auf <strong>der</strong> Transplantationsliste gerecht zu werden. Ursprünglich wurde <strong>der</strong> Score zur<br />

Bestimmung des Kurzzeitüberlebens bei Zirrhose-Patienten, bei denen die E<strong>in</strong>lage<br />

e<strong>in</strong>es TIPS geplant war (Mal<strong>in</strong>choc et al, 2000). <strong>Die</strong>ser Score steht <strong>in</strong> Konkurrenz mit<br />

dem bisher benutzten <strong>Child</strong>-Pugh Score, <strong>der</strong> diverse Mängel aufweist (siehe oben).<br />

Er hat gegenüber dem <strong>Child</strong>-Pugh Score folgende Vorteile:<br />

1. Basierung auf prospektiven Daten (CP Score = empirisch);<br />

2. Objektivität, Standardisierbarkeit <strong>und</strong> Reproduktibilität <strong>der</strong> bestimmten<br />

Parameter (im CP Score gibt es zwei subjektive Parameter wie<br />

Encephalopathie <strong>und</strong> Aszites);<br />

3. M<strong>in</strong>imale Paramter-Variabilität, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e da hier <strong>der</strong> INR bestimmt wird<br />

(im CP Score wird <strong>der</strong> Quick-Wert bestimmt);<br />

4. Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es kont<strong>in</strong>uierlichen Spektrums (im CP Score nur 3 Stadien);<br />

5. Bereits erfolgte Validierung für verschiedenste kl<strong>in</strong>ische Situationen<br />

MELD Risk Score =<br />

10 x [0.957 x log e (Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong> mg/dl)<br />

+ 0.378 x log e (Bilirub<strong>in</strong> mg/dl)<br />

+ 1.120 x log e (INR)]<br />

+ 0.643 x Ursache <strong>der</strong> Zirrhose (0 = Alkohol o<strong>der</strong><br />

Cholestatische LE, 1 = <strong>an<strong>der</strong>e</strong> Ursachen)<br />

Der MELD Score wird we<strong>der</strong> durch die Komplikationen <strong>der</strong> portalen Hypertonie noch<br />

wesentlich durch die Aetiologie <strong>der</strong> Lebererkrankung bee<strong>in</strong>flusst (Kamath et al,<br />

2001), weshalb die Aetiologie im Score nicht berücksichtigt zu werden braucht. Er ist<br />

zudem mit <strong>der</strong> residuellen Leberfunktion korreliert. Je höher <strong>der</strong> MELD Score, desto<br />

schlechter ist die residuelle Leberfunktion (Botta et al, 2002). <strong>Die</strong> Aussagekraft des<br />

MELD Score ist e<strong>in</strong>geschränkt bei Patienten mit hepatozellulärem Carz<strong>in</strong>om o<strong>der</strong> bei<br />

metabolischen Krankheiten (Lladó et al, 2002).


5<br />

3) <strong>Scores</strong> bei cholestatischen Lebererkrankungen (Primär biliäre Zirrhose <strong>und</strong><br />

primär sklerosierende Cholangitis)<br />

Beim Mayo-Risk Score für die PBZ handelt es sich um e<strong>in</strong> validiertes, Zeitabhängiges<br />

Modell, das die Prognose bei Aen<strong>der</strong>ung des Krankheitsverlaufs<br />

aktualisiert. Es benötigt ke<strong>in</strong>e Leberbiopsie. Alle Kriterien wie Bilirub<strong>in</strong>, Album<strong>in</strong>,<br />

Alter, Prothromb<strong>in</strong>zeit <strong>und</strong> Oedeme stellen unabhängige Ueberlebensprädiktoren dar<br />

(Dickson et al, 1989; Grambsch et al, 1989; Murtaugh et al, 1994). Es ist gezeigt<br />

worden, dass e<strong>in</strong> tieferer Mayo-Risk Score mit e<strong>in</strong>em besseren Ueberleben nach <strong>der</strong><br />

Transplantation e<strong>in</strong>hergeht (Markus et al, 1989). Auch e<strong>in</strong>e <strong>an<strong>der</strong>e</strong> Studie bei 143<br />

PBZ-Patienten demonstriert, dass das Ueberleben, aber auch <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ische<br />

Aufwand für den Patienten nach <strong>der</strong> Transplantation signifikant vom Mayo-Risk<br />

Score vor <strong>der</strong> Transplantation abhängig s<strong>in</strong>d (Kim et al, 1998). So steigen bei e<strong>in</strong>em<br />

Score von > 7.8 sowohl die Sterberate als auch <strong>der</strong> postoperative Aufwand für den<br />

Patienten fast exponentiell an, während diese Faktoren unterhalb dieses<br />

Schwellenwertes relativ konstant bleiben.<br />

Mayo Risk Score<br />

bei PBZ: R = 0.871 x log e (Bilirub<strong>in</strong> [mg/dl])<br />

- 2.53 x log e (Album<strong>in</strong> [g/dl])<br />

+ 0.039 x Alter<br />

+ 2.380 x log e (Prothromb<strong>in</strong>zeit [sec])<br />

+ 0.859 x Oedeme [0 = ke<strong>in</strong>e Oedeme, ke<strong>in</strong>e<br />

Diuretika; 0.5 = Oedeme, ke<strong>in</strong>e Diuretika o<strong>der</strong><br />

ke<strong>in</strong>e Oedeme, aber Diuretika; 1 = Oedeme <strong>und</strong><br />

Diuretika]<br />

<strong>Die</strong> gleiche Voraussage bezüglich Ueberleben dieser PBZ-Patienten kann mittels<br />

serieller Bestimmung <strong>der</strong> Galaktoseelim<strong>in</strong>ationskapazität (GEK) erreicht werden<br />

(Reichen et al, 1991<br />

). Der „cut-off-po<strong>in</strong>t“ liegt bei < 4mg/kg/m<strong>in</strong>.<br />

Das Ueberleben bei <strong>der</strong> PSC kann mittels des sog. Multicenter Risk <strong>Scores</strong> erfasst<br />

werden, wobei Bilirub<strong>in</strong>, histologisches Stadium, Alter <strong>und</strong> Splenomegalie<br />

unabhängige Variablen darstellen (Wiesner et al, 1989; Dickson et al, 1992).<br />

Mayo Risk Score<br />

bei PSC: R = 0.535 x log e (Bilirub<strong>in</strong> [mg/dl])<br />

+ 0.486 x Histologisches Stadium (1 = Stadium 1<br />

<strong>und</strong> 2; 2 = Stadium 3; 4 = Stadium 4)<br />

+ 0.041 x Alter<br />

+ 0.705 x Splenomegalie (0 = ne<strong>in</strong>; 1 = ja)<br />

Kim et al. haben kürzlich e<strong>in</strong>en neuen Score für die PSC entwickelt, dessen<br />

Genauigkeit den obigen entspricht, aber unabhängig von <strong>der</strong> Leberbiopsie ist (Kim et


6<br />

al, 2000). Der Test stützt sich auf das Labordaten wie Bilirub<strong>in</strong>, ASAT <strong>und</strong> Album<strong>in</strong><br />

sowie auf kl<strong>in</strong>ische Daten wie Alter <strong>und</strong> Anamnese e<strong>in</strong>er Varizenblutung. <strong>Die</strong><br />

Brauchbarkeit des <strong>Scores</strong> ist an 124 PSC-Patienten getestet worden. Dabei besteht<br />

e<strong>in</strong>e gute Korrelation zwischen den geschätzten <strong>und</strong> den effektiven<br />

Ueberlebensraten.<br />

Adaptierter Mayo Risk<br />

Score bei PSC: R = 0.03 x (Alter)<br />

+ 0.54 log e x (Bilirub<strong>in</strong>[mg/dl]<br />

+ 0.54 log e x (ASAT [U/l]<br />

+ 1.24 x Varizenblutung (0 = ne<strong>in</strong>; 1 = ja)<br />

- 0.84 x (Album<strong>in</strong> [g/dl]<br />

<strong>Die</strong>se <strong>Scores</strong> s<strong>in</strong>d hilfreich bei <strong>der</strong> Ueberwachung von Cholestase-Patienten <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Planung <strong>der</strong> Transplantation. Sie s<strong>in</strong>d haben aber ganz klar auch ihre Schwächen:<br />

So liegt die Problematik dieser <strong>Scores</strong> unter <strong>an<strong>der</strong>e</strong>m dar<strong>in</strong>, dass sie nur Faktoren<br />

<strong>der</strong> Lebererkrankung im Endstadium berücksichtigen. An<strong>der</strong>e Parameter wie z.B. die<br />

portal-hypertensive Blutung, die hepatische Enzephalopathie o<strong>der</strong> die<br />

Nieren<strong>in</strong>suffizienz, die die Prognose <strong>in</strong> entscheiden<strong>der</strong> Weise bee<strong>in</strong>flussen können,<br />

werden zum Teil ausser Acht gelassen. <strong>Die</strong>s gilt auch für krankheitsspezifische<br />

Komplikationen wie refraktärer Pruritus, rezidivierende bakterielle Cholangitis<br />

(Komplikation bei PSC-Patienten), Auftreten e<strong>in</strong>es Cholangiocarz<strong>in</strong>oms (10-20% <strong>der</strong><br />

Patienten mit PSC), schwerst bee<strong>in</strong>trächtigte Lebensqualität <strong>und</strong> hepatische<br />

Osteodystrophie, die unter Umständen auch e<strong>in</strong>e Indikation für e<strong>in</strong>e<br />

Lebertransplantation darstellen, auch wenn noch ke<strong>in</strong> Endstadium <strong>der</strong><br />

Lebererkrankung diagnostiziert werden kann.<br />

Bei Patienten mit PBZ ist bekannt, dass sich die Prognose bereits stark<br />

verschlechtert, wenn das Bilirub<strong>in</strong> dauerhaft über 102 µmol/l ansteigt (Shapiro et al,<br />

1979). Solche Patienten sollten deshalb - unabhängig <strong>der</strong> Score-Resultate -<br />

bezüglich Transplantation abgeklärt werden. Auch unter medikamentöser Therapie<br />

mit Ursodeoxycholsäure behalten sowohl das Bilirub<strong>in</strong> als auch <strong>der</strong> Mayo-Risk Score<br />

Ihre prognostische Bedeutung (Bonnand et al, 1999).<br />

Schliesslich ist auch e<strong>in</strong> fortgeschrittenes <strong>Child</strong>-Pugh-Stadium e<strong>in</strong> signifikanter<br />

Prädiktor e<strong>in</strong>er erhöhten Morbidität (Ricci et al, 1997).


7<br />

4) Orrego-Index <strong>und</strong> Maddrey-Score (Alkoholische Hepatitis)<br />

Zur Erfassung des Schweregrades <strong>der</strong> alkoholischen Lebererkrankung haben Orrego<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter e<strong>in</strong>en Index entwickelt, <strong>der</strong> empirisch gewählte kl<strong>in</strong>ische mit<br />

laborchemischen Parametern komb<strong>in</strong>iert (Orrego et al 1983). Zu den kl<strong>in</strong>ischen<br />

Symptomen wie Leberhautzeichen, hepatische Enzephalopathie <strong>und</strong> Aszites werden<br />

Laborwerte addiert, wobei dazu die bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Child</strong>-Klassifikation enthaltenen<br />

Quick-, Album<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Bilirub<strong>in</strong>werte sowie die alkalische Phosphatase <strong>und</strong> das<br />

Hämoglob<strong>in</strong> gehören. <strong>Die</strong>ser Index korreliert sehr gut mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>jahresüberlebensrate<br />

<strong>und</strong> hat damit auch prognostische Bedeutung. Signifikant mit e<strong>in</strong>er<br />

schlechten Prognose verknüpft s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nur vier <strong>der</strong> Variablen, nämlich<br />

Enzephalopathie, e<strong>in</strong> tiefes Album<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e tiefer Quick sowie e<strong>in</strong> tiefes Hämoglob<strong>in</strong>.<br />

Unabhängige Risikofaktoren für e<strong>in</strong>e Fibrose s<strong>in</strong>d neben Alter <strong>und</strong> weiblichem<br />

Geschlecht <strong>der</strong> BMI, <strong>der</strong> Blutglucosewert sowie das Ausmass <strong>der</strong><br />

Leberparenchymsi<strong>der</strong>ose (Raynard et al, 2002). E<strong>in</strong> weiterer wichtiger Faktor, <strong>der</strong> die<br />

Prognose bee<strong>in</strong>flusst, ist die Alkoholzufuhr. 50% <strong>der</strong> Patienten mit alkoholischer<br />

Hepatitis, die weiter tr<strong>in</strong>ken, haben nach 10 – 13 Jahren e<strong>in</strong>e Zirrhose.<br />

Um den Schweregrad <strong>der</strong> alkoholischen Lebererkrankung abschätzen zu können,<br />

gibt es noch e<strong>in</strong>en zweiten Score, den sog. Diskrim<strong>in</strong>ationsfaktor o<strong>der</strong> Maddrey-<br />

Score (Maddrey, 1988):<br />

DF = 4.6 x (Prothromb<strong>in</strong>zeit [TP] – Kontroll-TP [sec]) + Bilirub<strong>in</strong> [mg/kl] > 32<br />

E<strong>in</strong> DF > 32 sagt bei <strong>der</strong> alkoholischen Hepatitis e<strong>in</strong>e schwere Verlaufsform mit e<strong>in</strong>er<br />

hohen 30 Tage Mortalität voraus <strong>und</strong> kann zur Indikationsstellung bei <strong>der</strong> Gabe von<br />

Steroiden verwendet werden. Er ist im Vergleich um Orrego-Index leichter<br />

berechenbar.


8<br />

5) CLIP Score (The Cancer of the Liver Italian Program Group)<br />

Das prognostische Assessment von Patienten mit Leberzirrhose <strong>und</strong><br />

hepatozellulärem Carz<strong>in</strong>om (HCC) sollte auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite die Leberfunktion <strong>und</strong><br />

auf <strong>der</strong> <strong>an<strong>der</strong>e</strong>n die Tumorausbreitung erfassen. Im <strong>Child</strong>-Pugh Score wird lediglich<br />

die Leberfunktion beurteilt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Tumor ausser Acht gelassen. Der CLIP Score<br />

beurteilt sowohl Leberfunktion als auch die Tumorausdehnung <strong>und</strong> ermöglicht es<br />

deshalb, die Prognose von HCC-Patienten genauer abschätzen <strong>und</strong> damit <strong>der</strong>en<br />

Management verbessern zu können. <strong>Die</strong>ser Score vermag die Prognose von<br />

Patienten mit HCC effectiv abzuschätzen: je höher <strong>der</strong> Score, desto schlechter ist die<br />

Prognose (The Cancer of the Liver Italian Program (CLIP) Investigators, 1998).<br />

Variable<br />

Score<br />

<strong>Child</strong>-Pugh Stadium<br />

A 0<br />

B 1<br />

C 2<br />

Tumormorphologie<br />

un<strong>in</strong>odulär <strong>und</strong> Ausdehnung von < 50% 0<br />

mult<strong>in</strong>odulär <strong>und</strong> Ausdehnung von <<br />

1<br />

50%<br />

ausgedehnter Befall <strong>und</strong> Ausdehung von 2<br />

> 50%<br />

AFP<br />

< 400 0<br />

> 400 1<br />

Portalvenenthrombose<br />

Ne<strong>in</strong> 0<br />

Ja 1<br />

In e<strong>in</strong>er kürzlich erschienen Studie an 196 Zirrhose-Patienten mit HCC konnten<br />

mittels des CLIP <strong>Scores</strong> folgende Daten bezüglich Ueberleben errechnet werden: Bei<br />

e<strong>in</strong>em CLIP Score von 0, 1, 2, 3, 4-6 wurde e<strong>in</strong> medianes Ueberleben von 35.7, 22.1,<br />

8.5, 6.9 respektive 3.2 Monaten festgestellt. <strong>Die</strong> entsprechenden 1-Jahres- <strong>und</strong> 2-<br />

Jahresüberlebensraten betrugen 84%, 66%, 45%, 36% <strong>und</strong> 9% respektive 65%,<br />

45%, 17%, 12% <strong>und</strong> 0% (The Cancer of the Liver Italian Program (CLIP)<br />

Investigators, 2000). <strong>Die</strong> Anwendung dieses e<strong>in</strong>fachen <strong>Scores</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik kann bei<br />

<strong>der</strong> Entscheidungsf<strong>in</strong>dung bezüglich Art <strong>und</strong> Aggressivität e<strong>in</strong>er Therapie hilfreich<br />

se<strong>in</strong> (Far<strong>in</strong>ati et al, 2000).


9<br />

6) Scor<strong>in</strong>g System zur Diagnose <strong>der</strong> Autoimmunhepatitis<br />

Es handelt sich um e<strong>in</strong> Scor<strong>in</strong>g System, das vor allem für Studienzwecke entwickelt<br />

worden ist, <strong>in</strong> schwierigen Fällen aber durchaus auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Praxis hilfreich<br />

se<strong>in</strong> kann. Der Score ist lediglich für die Initialpräsentation des Patienten bestimmt.<br />

Für <strong>an<strong>der</strong>e</strong> Situationen, wie z.B. für den Verdacht auf e<strong>in</strong> Rezidiv nach<br />

Lebertransplantation, ist dieser Score nicht validiert worden. Der Score gibt im<br />

weiteren ke<strong>in</strong>e Auskunft über den Schweregrad <strong>der</strong> Erkrankung (Alvarez et al, 1999).<br />

18.06.03/C.Oneta

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