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Das Sterben gehört zum Leben dazu

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Mary-Claire Becker<br />

<strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

Praktische Begleitung des Schülers<br />

beim Umgang mit <strong>Sterben</strong> und Tod<br />

Facharbeit im Rahmen des Praxisanleiterkurses am Klinikum Aachen<br />

Abgabedatum: 17.07.2009


Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong>


Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Seite<br />

Einleitung 1<br />

1. Was ist <strong>Sterben</strong>, was ist Tod? 2<br />

1.1 Definition <strong>Sterben</strong> 2<br />

1.2 Definition Tod 2<br />

2. Warum ist „<strong>Sterben</strong> und Tod“ (immer noch) ein Tabuthema? 3<br />

3. Wie erleben Pflegende <strong>Sterben</strong> und Tod? 4<br />

3.1 Belastung 4<br />

3.2 Bereicherung 5<br />

4. Wie werden Schüler auf dieses Thema vorbereitet? 6<br />

4.1 Theoretisch 6<br />

4.2 Praktisch 7<br />

5. Bewältigungsstrategien 8<br />

5.1 Allgemein 8<br />

5.2 Wie kann der PA den Schüler im Umgang mit <strong>Sterben</strong> und Tod<br />

unterstützen?<br />

6. Zusammenfassung / Fazit 15<br />

Literaturverzeichnis / Quellenangaben 16<br />

Anlage 1 17<br />

Thesenpapier 19<br />

9


Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

Einleitung<br />

Warum dieses Thema:<br />

Ich habe mich für dieses Thema entschieden weil <strong>Sterben</strong> und Tod meiner Meinung<br />

nach immer noch sehr „stiefmütterlich“ behandelt werden.<br />

Schüler wurden und werden häufig mangelhaft, oder <strong>zum</strong> Teil garnicht, auf das Thema<br />

vorbereitet bevor sie sich das erste mal im Pflegealltag mit dem Thema konfrontiert<br />

sehen. So geschehen auch hier:<br />

„ ...meinen ersten Kontakt mit dem Tod hatte ich als Krankenpflegeschülerin auf<br />

meiner ersten Praktikumstation, einer Internen Abteilung. Vorwiegend ältere Leute,<br />

sehr viele die von Pflegeheimen kamen, Alkoholiker ....<br />

Wir waren zu zweit aus meinem Jahrgang im Tagdienst. Erste Praktikumsstation,<br />

keine Erfahrung und vor allem noch nie Kontakt mit sterbenden Patienten gehabt. Auf<br />

einmal kam eine Schwester von der Station zu meiner Kollegin und mir und meinte:<br />

im Zimmer eins ist Hr. Maier (ich nenne ihn halt mal so) gestorben. Er muß noch<br />

gewaschen werden und dann müßt ihr ihn in ein Leintuch einwickeln.<br />

Da standen wir nun, und wußten nicht was wir machen sollten! Zwischen Theorie und<br />

Praxis ist halt ein Unterschied. Wir wußten zwar was zu tun ist aber fühlten uns<br />

einfach alleine gelassen... „ 1<br />

So, oder so ähnlich, hört man leider immer wieder Schüler berichten. Daher ist es an<br />

der Zeit einmal zu überdenken wie man Schüler auch ohne vorherige Theorie<br />

praktisch an dieses Thema heranführen kann.<br />

Hieraus können sowohl für die pflegerische Qualität als auch für die Persönlichkeit<br />

der Schüler schwere Folgen eintreten. Die Distanz der Gesellschaft <strong>zum</strong><br />

Themenbereich „Tod und <strong>Sterben</strong>“ fordert daher gerade von den Begleitern der<br />

Schüler, Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen.<br />

Ich selber habe <strong>zum</strong> Glück bessere Erfahrungen gemacht.<br />

1 Gaby Bartl (2002), „Mein erster Kontakt mit dem Tod“<br />

http://www.krankenschwester.de/forum/leben-tod-krankenhaus-umgang-sterbenden/231-ersterkontakt-tod.html<br />

1


Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

Ich wurde doch recht behutsam an das Thema herangeführt und hatte im Anschluss<br />

daran die Möglichkeit über erlebtes zu sprechen. Doch ist das in der Praxis auch<br />

häufig anders.<br />

So ist diese Facharbeit auch als Denkanstoß zu sehen, der die mit der Anleitung von<br />

Schülern beauftragten Praxisanleiter für das Thema besonders sensibilisieren soll.<br />

1. Was ist <strong>Sterben</strong>, was ist Tod?<br />

Die Begriffe Tod und <strong>Sterben</strong> haben je nach Kontext in dem sie genannt sind<br />

verschiedene Bedeutungen. Um einen Einstieg in das Thema zu ermöglichen, gebe ich<br />

hier die Definitionen wieder die von größter Bedeutung für den pflegerischen Alltag<br />

sind.<br />

1.1 Definition <strong>Sterben</strong><br />

<strong>Sterben</strong>: (engl) dying; Vorgang des Erlöschens der <strong>Leben</strong>sfunktionen; am Ende steht<br />

der Tod* als Zusammenbruch integrierender Organsysteme; vgl. Agonie, Hirntod,<br />

Nekrose, Todeszeitpunkt 2<br />

1.2. Definition Tod<br />

Tod: (engl.) death; Ende des <strong>Leben</strong>s eines Individuums; med. beschrieben als<br />

irreversibler Funktionsverlust des Atmungs-, Keislauf- u. Zentralnervensystems;<br />

Phasen: 1. klinischer T.: völliger Kreislaufstillstand (Fehlen von Karotispuls u.<br />

Atmung, max. Pupillenerweiterung, zyanot. Verfärbung von Haut und Schleimhäuten)<br />

mit potentiell reversibler (durch Reanimation) Aufhebung jeder Großhirnaktivität (s.<br />

Wiederbelebungszeit); 2. Hirntod*; 3. biologischer T.: Ende aller Organ u.<br />

Zellfunktionen. Vgl. Scheintod; <strong>Sterben</strong>; Syndrom, apallisches; Todeszeichen 3<br />

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer definierte am 29. Juni 1991 den<br />

Hirntod als einen:<br />

2 Pschyrembel 259. Aufl., S.1585<br />

3 Pschyrembel 259. Aufl., S.1665<br />

2


Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

„Zustand des irreversiblen Erloschenseins der Gesamtfunktion des Großhirns, des<br />

Kleinhirns und des Hirnstamms bei einer durch kontrollierte Beatmung künstlich noch<br />

aufrechterhaltenen Herz-Kreislauffunktion. Mit dem Hirntod ist naturwissenschaftlichmedizinisch<br />

der Tod des Menschen festgestellt.“ 4<br />

2. Warum ist „<strong>Sterben</strong> und Tod“ (immer noch) ein Tabuthema?<br />

Gesellschaftlich gesehen ist das Thema „<strong>Sterben</strong> und Tod“ immer noch ein<br />

Tabuthema, sozusagen ein blinder Fleck in der gesellschaftlichen Wahrnehmung.<br />

Jugend, Vitalität, Sportlichkeit - eben das pure <strong>Leben</strong> stehen im Mittelpunkt.<br />

Medial gesehen ist der Tod allenfalls dann von Interesse wenn ein Prominenter<br />

gestorben ist, oder in Form von Opfern bei Unfällen, Katastrophen oder Kriegen.<br />

Wer Fernsehen schaut und oder sich mit gedruckten Medien befasst wird schon<br />

unzählige Tote gesehen haben, aber die wenigstens werden schon unmittelbare<br />

Erfahrungen mit Tod und <strong>Sterben</strong> gemacht haben.<br />

Der Tod ist also in gewisser Weise immer gegenwärtig, aber dennoch etwas über das<br />

nicht gesprochen wird solange es einen nicht selber betrifft.<br />

Früher war das anders. Gerade in ländlichen Gebieten war es noch üblich das zuhause<br />

gestorben wurde, im Kreis der Familie. Die Toten wurden aufgebahrt, Freunde und<br />

Familie konnten sich in aller Ruhe in häuslicher Umgebung verabschieden. Selbst<br />

Kinder kamen so schon frühzeitig mit <strong>Sterben</strong> und Tod in Berührung. Es wurde als<br />

etwas Normales angesehen, <strong>Sterben</strong> und Tod hatte Platz in der Gesellschaft, es war<br />

kein Tabu.<br />

Heute verbringen viele Menschen ihr letzten Tage, Wochen oder Monate in Heimen,<br />

im Krankenhaus oder alleine in ihrer Wohnung. Oft wird schon fast „heimlich“<br />

gestorben.<br />

Niemand möchte darüber sprechen weil man sich damit gezwungener Maßen auch mit<br />

der eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen muss,<br />

4 http://de.wikipedia.org/wiki/Hirntod<br />

3


Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

mit der Gewissheit daß das <strong>Leben</strong> endlich ist. Man assoziiert mit dem Thema Dinge<br />

wie Schmerz, Leid, Gebrechen und ähnlichem.<br />

Mögliche positive Aspekte des <strong>Sterben</strong>s, wie dem Abschluss eines <strong>Leben</strong>s, einem<br />

würdevollen Gehen, werden von Ängsten überschattet.<br />

Selbst Menschen die sich beruflich mit dem Thema <strong>Sterben</strong> und Tod befassen<br />

(müssen) sind oft nicht gut vorbereitet und empfinden das <strong>Sterben</strong> eines Patienten als<br />

Niederlage. Über Niederlagen spricht man nicht gerne.<br />

Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das weiß, daß es sterben wird. Die<br />

Verdrängung dieses Wissens ist das einzige Drama des Menschen.<br />

(Friedrich Dürrenmatt)<br />

3. Wie erleben Pflegende <strong>Sterben</strong> und Tod?<br />

<strong>Sterben</strong> und Tod können gleichwohl Belastung als auch Bereicherung für Pflegende<br />

sein, deshalb möchte ich kurz auf beide Teile eingehen.<br />

3.1 Belastung<br />

Oftmals entwickelt sich zwischen Patient und Pflegenden eine Art Beziehung,<br />

insbesondere dann wenn man die Patienten über eine längere Zeit hinweg versorgt.<br />

Neigt sich deren <strong>Leben</strong> dem Ende zu kann es für die Pflegenden zur Belastung werden<br />

die Patienten beim <strong>Sterben</strong> zu begleiten und die entstandene Beziehung aufzugeben,<br />

den Menschen gehen zu lassen.<br />

Ausserdem können auch äussere Umstände zur Belastung werden:<br />

• Im pflegerischen Alltag ist leider oft kaum Zeit für eine vernünftige Sterbebegleitung<br />

wegen hoher Arbeitsbelastung.<br />

• Oft stehen in pflegerischen Einrichtungen keine geeigneten Räumlichkeiten für eine<br />

ruhige Abschiednahme zur Verfügung.<br />

4


Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

• Patienten könnten nicht ausreichend mit Schmerzmedikation versorgt sein und leiden.<br />

• Unsicherheit des Pflegepersonals mit dem Gefühl selbst nicht optimal für solche<br />

Situationen ausgebildet zu sein.<br />

• Ängste sich dem <strong>Sterben</strong>den gegenüber „falsch“ zu verhalten in Bezug auf den<br />

Balanceakt zwischen professioneller, wirtschaftlicher Pflege und dem Respekt vor<br />

einem Menschenleben.<br />

• Gefühl der Niederlage bzw. der Hilflosigkeit, da beruflich Pflegende hauptsächlich<br />

darin ausgebildet wurden Heilung zu unterstützen und nicht <strong>Sterben</strong> zu begleiten.<br />

• Der Umgang mit trauernden Angehörigen und Freunden ist im Rahmen eines<br />

Stationsalltages eine große Herausforderung.<br />

Die Bedürfnisse eines wirtschaftlich orientierten Arbeitgebers, der ein zu erledigendes<br />

Arbeitspensum vorgibt und dem oft dringenden Wunsch der Trauernden nach<br />

Ansprache sind vielfach nicht in dem Maße unter einen Hut zu bringen, wie man es<br />

sich wünschen würde.<br />

• Der Tod eines Menschen im beruflichen Umfeld kann die Erinnerungen an private<br />

Begegnungen mit dem Tod vergegenwärtigen bzw. die Gefühle, die jeder normale<br />

Mensch beim Gedanken an Tod und Verlust erlebt.<br />

3.2 Bereicherung<br />

Die Pflege <strong>Sterben</strong>der kann allerdings auch eine Bereicherung sein.<br />

Gerade wenn zwischen Pflegenden und Patient eine Beziehung entstanden ist, kann es<br />

für die Pflegenden bereichernd sein die Patienten auf ihrem letzten Weg begleiten zu<br />

können.<br />

Die Pflege <strong>Sterben</strong>der kann eine Herausforderung sein, eine große Aufgabe,<br />

Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit existentiellen Fragen des <strong>Leben</strong>s, der eigenen<br />

Sterblichkeit.<br />

Ausserdem kann die Pflege <strong>Sterben</strong>der vielseitig und umfassend sein, man arbeitet<br />

nicht nach Plan sondern erhält Gelegenheit auf individuelle Bedürfnisse einzugehen,<br />

die Pflege steht im Vordergrund, alles andere steht hinten an.<br />

5


Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

4. Wie werden Schüler auf dieses Thema vorbereitet?<br />

An dieser Stelle möchte ich auf Ausbildungsrichtlinien und praktische Aspekte<br />

bezüglich des Themas eingehen. Welche Vorgaben, Empfehlungen und moralischen<br />

Aspekte zu beachten sind im Umgang mit Schülern.<br />

4.1 Theoretisch<br />

Laut der Ausbildungsrichtlinie für staatlich anerkannte Gesundheits- und Kranken-,<br />

sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpflegeschulen des Landes NRW werden<br />

insgesamt 24 Stunden <strong>zum</strong> Thema „<strong>Sterben</strong>de Menschen pflegen“ empfohlen. Davon<br />

12 Stunden für die Pflege.<br />

Weiterhin wird empfohlen 4 Stunden gleich an den Beginn der Ausbildung zu legen.<br />

Die Hauptsequenz sollte an das Ende des 2ten Ausbildungsjahres gelegt werden.<br />

(siehe Anlage 1)<br />

In der Praxis schaut es aber wohl meistens so aus das die volle Stundenzahl <strong>zum</strong><br />

Thema erst an das Ende des Mittelkurses gelegt wird in Form eines mehrtägigen<br />

„Sterbeseminars“.<br />

Dieses Seminar wird von den meisten Schülern dankend angenommen, allerdings<br />

kommen sie in der Praxis in aller Regel schon weitaus früher mit dem Thema in<br />

Berührung. Treffen dort also, in der Theorie noch völlig unvorbereitet, darauf. Daher<br />

ist es an den Kollegen, und inbesondere den Praxisanleitern, die Schüler nicht einfach<br />

ins „kalte Wasser“ zu werfen.<br />

Stimmen von Schülern <strong>zum</strong> Sterbeseminar:<br />

Dieses Seminar war sehr hilfreich - aber auch sehr emotional anstrengend. Ich würde<br />

es jederzeit wieder machen! 5<br />

„...eine sehr intensive und anrührige Woche auf die man sich sicher freuen kann.“ 6<br />

5 Nickname: Nutella Women (2006), „Sterbe-Seminar“ http://www.krankenschwester.de/forum/lebentod-krankenhaus-umgang-sterbenden/7872-sterbe-seminar.html<br />

6 Nickname: Leonessa (2006), Quelle: vorige<br />

6


Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

„Es ist wichtig, dass man so was als Pflegekraft mal gemacht hat, finde ich.“ 7<br />

„Man sollte es vielleicht nicht erst am Ende des zweiten Lehrjahres machen, dass find<br />

ich persönlich auch sehr spät.“ 8<br />

4.2 Praktisch<br />

Eigentlich sollte man Schüler, in Anbetracht der Tatsache das sie in aller Regel noch<br />

keine theoretischen Grundkenntnisse haben wenn sie das erste mal mit <strong>Sterben</strong> und<br />

Tod in Kontakt kommen, ganz besonders feinfühlig an das Thema heranführen.<br />

Leider gibt es immer wieder Kollegen die wenig sensibel damit umgehen oder sich<br />

sogar einen Spass daraus machen Schüler auflaufen zu lassen. So auch hier geschehen:<br />

„...war den 2. Tag im ersten Einsatz als Erstkursschülerin auf der psychiatrischen<br />

Geriatrie. Nebenbei gesagt, war das die Hölle und ich wollte die Ausbildung hin<br />

werfen, weil es DAS ganz sicher nicht war, was ich suchte.<br />

Jedenfalls kam ich an diesem besagten Tag <strong>zum</strong> Frühdienst auf Station und sollte<br />

gegen 8 Uhr einer Pat.das Essen eingeben. <strong>Das</strong> Stammpersonal lahte schon hinter<br />

mir, als ich die Tür der Pat.öffnete und hinter mir wieder schloß...<br />

...als ich sie berührte war mir schlagartig klar, daß ich eine Tote anfasse...<br />

...Vor der Tür standen 3 Sr dieser Station,2Putzfrauen dieser Stat.und 1<br />

Altenpflegehelferin. Sie lachten sich halb kaputt, weil ich mit Tränen in den Augen aus<br />

dem Zi kam....“ 9<br />

Da es keinen praxisorientierten Rahmenlehrplan in der Krankenpflege gibt, gibt es<br />

auch keine verbindlichen Aussagen wie das Thema zu behandeln ist. Aber so sollte es<br />

nicht sein!<br />

7 Nickname: Mobitz (2006), Quelle: vorige<br />

8 Nickname: Kajko (2006), Quelle: vorige<br />

9 Carmen (2002), „Mein erster Kontakt mit dem Tod“ http://www.krankenschwester.de/forum/lebentod-krankenhaus-umgang-sterbenden/231-erster-kontakt-tod.html<br />

7


Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

5. Bewältigungsstrategien<br />

5.1 Allgemein<br />

„Die Bearbeitung des Todes ist nie umfassend, sie kontrolliert ihren Gegenstand<br />

vollständig. Ein unbearbeitbarer Rest bleibt. Versuche den Tod im Berufsalltag „in<br />

Griff“ zu bekommen, schlagen fehl.“ 10<br />

Eine Bewältigungsstrategie könnten z.B. die 3 Arten des Copings (Stressbewältigung)<br />

nach Lazarus sein.<br />

Problemorientiertes Coping:<br />

Darunter versteht man das man versucht durch Informationssuche direkte Handlungen<br />

oder auch durch Unterlassung von Handlungen Problemsituationen zu überwinden<br />

oder sich den Gegebenheiten versucht anzupassen. Diese Bewältigungsstrategie<br />

bezieht sich auf die Ebene der Situation bzw. des Reizes.<br />

Würde für den Umgang mit sterbenden Patienten bedeuten das man entweder versucht<br />

für sich eine Lösung zu finden mit der man die Situation durchstehen kann, oder aber<br />

seine Grenzen erkennt und sich aus der Situation entfernt. Soll heissen, das<br />

Patientezimmer verlässt und Kollegen bittet zu übernehmen.<br />

Emotionsorientiertes Coping:<br />

<strong>Das</strong> emotionsorientierte Coping wird auch „intrapsychisches“ Coping genannt.<br />

Hierbei wird in erster Linie versucht die, durch die Situation entstandene emotionale<br />

Erregung abzubauen, ohne sich mit der Ursache auseinanderzusetzen.<br />

Bezogenen auf den Umgang mit sterbenden Patienten würde das bedeuten das man, ist<br />

man erstmal aus der Situation heraus, versucht sich abzulenken ohne über das<br />

Geschehene zu sprechen oder nachzudenken.<br />

Hilfreich können hier sein: Musik, Sport, Lesen, Freunde... eben alles was ablenkt.<br />

10 Salis Gross (2001), S.309<br />

8


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Bewertungsorientiertes Coping:<br />

Die betroffene Person soll ihr Verhältnis zur Umwelt kognitiv neu bewerten, um so<br />

adäquat damit umzugehen.<br />

<strong>Das</strong> Hauptziel beim bewertungsorientierten Coping liegt darin eine Belastung eher als<br />

Herausforderung zu sehen weil so ein <strong>Leben</strong>sumstand positiv belegt wird und dadurch<br />

Ressourcen frei werden um angemessen zu reagieren.<br />

Dennoch kann dies nur gelingen, wenn konkrete Problemlösungsansätze gefunden<br />

werden (siehe Problemorientiertes Coping) Es müssen also verschiedene<br />

Bewältigungstrategien kombiniert werden.<br />

Hier könnten Gespräche im Team, mit Kollegen oder Supervision helfen konkrete<br />

Problemlösungsansätze zu finden die aus einer Belastung eine positive Situation<br />

machen können weil man gewappnet ist sich der Belastung zu stellen.<br />

5.2 Wie kann der PA den Schüler im Umgang mit <strong>Sterben</strong> und Tod unterstützen?<br />

Begleitung des <strong>Sterben</strong>den und des Schülers aufgezeigt an den 5 Sterbephasen nach<br />

Elisabeth Kübler-Ross<br />

(Schweizer Psychiaterin und Sterbeforscherin, 08.07.1926 – 24.08.2004)<br />

Phase 1: Nicht wahrhaben wollen<br />

Der Betroffene kann eine Nachricht über seine schwere oder unheilbare Erkrankung<br />

innerlich noch nicht anerkennen. Er reagiert mit Nicht wahrhaben wollen und fordert<br />

neue Untersuchungen, glaubt an Verwechslungen oder beschuldigt die behandelnden<br />

Ärzte und Pflegepersonen der Unfähigkeit.<br />

Andere <strong>Sterben</strong>de verdrängen die Nachricht und verhalten sich so, als sei sie gar nicht<br />

ausgesprochen worden. Die Verleugnung mildert den Schock. So gewinnt der Kranke<br />

Zeit, Kraft zu sammeln, um mit der Wahrheit fertig zu werden wenn er –<br />

möglicherweise mit Hilfe – diese zu verarbeiten bereit ist.<br />

In dieser Phase wäre es nicht gut den <strong>Sterben</strong>den mit aller Gewalt die Wahrheit<br />

aufzwingen zu wollen damit er endlich begreift.<br />

9


Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

Vielmehr ist es wichtiger Gesprächsbereitschaft zu signalisieren und zuhören zu<br />

können.<br />

Gesprächsbereitschaft muss auch dem Schüler gegenüber vermittelt werden weil er<br />

sich sonst evtl. überfordert fühlen könnte.<br />

Die kommunikativen Fähigkeiten des Schülers werden hierbei in besonderem Maße<br />

gefordert und die Begleitung des Schülers auf diesem Abschnitt seines Lernwegs sollte<br />

regelmäßig, ungezwungen und vertraulich erfolgen. Zu bedenken ist, das der Kontakt<br />

mit einem sterbenden Menschen im pflegerischen Alltag nicht auf eine einzelne<br />

Episode beschränkt ist und die Handlungskompetenz ist nicht durch ein Vermitteln<br />

eines Durchhaltegedanken getan.<br />

Phase 2: Zorn<br />

Es wachsen Zorn und Eifersucht auf die anderen, die leben dürfen. "Warum muss es<br />

mich treffen?“<br />

Es kommt zu einer Flut negativer Gefühle, die den <strong>Sterben</strong>den mit sich fortreißen<br />

können.<br />

Dies äußert sich dann oft in "Kleinigkeiten" wie Unzufriedenheit mit dem Essen, dem<br />

Zimmer, den Mitbewohnern oder den Pflegekräften, in Sonderwünschen, aber auch in<br />

heftigen Streitigkeiten mit der Familie und aggressiven Beschuldigungen auch<br />

gegenüber dem Pflegepersonal.<br />

Diese Phase ist die vielleicht unangenehmste aller Phasen für Aussenstehende.<br />

Wichtig ist es negative Dinge, die der Patient womöglich äußert nicht persönlich zu<br />

nehmen. Man sollte sich nicht abschütteln lassen, sich aber doch emotional abgrenzen.<br />

Man sollte zulassen das Patienten ihre Ängste äussern können und die besondere<br />

Situation, in der sich der Patient befindet in der Bewertung niemals außer Acht lassen.<br />

Gleichzeitig muss deutlich sein, das keine dem Schüler oder dem Pflegepersonal zur<br />

Verfügung stehende <strong>Leben</strong>serfahrung hier ein Patentrezept bieten kann.<br />

Auch sollte man Schüler in dieser Phase nicht unbedingt alleine zu dem Patienten<br />

schicken bzw. nur dann, wenn der Schüler sich zutraut mit einer solchen Situation<br />

umgehen zu können und die Stärke besitzt im Falle einer Fehleinschätzung seiner<br />

10


Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

Fähigkeiten an seine Kolleginnen und Kollegen heranzutreten um Trost, Zuspruch und<br />

weitere Anleitung im Umgang mit solchen Situationen zu erhalten.<br />

Hilfreich an der Stelle können Gespräche im Team oder zwischen einzelnen Kollegen,<br />

Anleitern / Schülern sein.<br />

Phase 3: Verhandeln<br />

Diese Phase ist meist nur recht flüchtig. Als Helfende haben wir jetzt den Eindruck,<br />

der Patient habe sich ein gutes Stück weit mit seinem Schicksal abgefunden. Sie oder<br />

er wirkt vielleicht sogar ruhiger, entspannter, wieder aktiver und umgänglicher. „Ich<br />

weiß, dass ich <strong>Sterben</strong> muss – aber ich würde doch so gerne noch die Einschulung<br />

meines Enkelkindes erleben.“ Der Patient verhandelt mit Gott und der Welt.<br />

Ist das Ziel dann erreicht, tauchen unweigerlich noch weitere attraktive Ziele und<br />

Wegstationen auf die der kranke Mensch erreichen möchte.<br />

Patienten sind in dieser Phase sehr verletzlich. Man sollte keine unrealistischen<br />

Hoffnungen wecken, allerdings kann man Hoffnung geben auf Schmerzfreiheit und<br />

nicht allein sein beim sterben.<br />

Auch hier ist die Begleitung von Schülern von größter Bedeutung da die besonderen<br />

Umstände des Patienten, insbesondere das Durchleben solcher Phasen, in aller Regel<br />

vollkommenes Neuland ist und abgesehen von der falschen Hoffnung, die man einem<br />

Patienten machen könnte ist die Nichterfüllung einer leichtfertig oder mitleidig<br />

geäußerten Zusage ein Weg, den Tod des Patienten zu einem eigenen Scheitern zu<br />

entwickeln, was auf Dauer nicht gut gehen kann.<br />

Phase 4: Depression<br />

Den <strong>Sterben</strong>den überwältigt das Gefühl eines entsetzlichen Verlustes. Er bereut<br />

vielleicht zurückliegende Versäumnisse und trauert um all das, was er verlieren wird:<br />

Partner, Kinder und Freunde.<br />

Begangene Fehler rufen Schuldgefühle hervor. In dieser Zeit ist es dem <strong>Sterben</strong>den<br />

möglich sich umfassend mit der Realität auseinander zusetzen. Er verfasst z.B. ein<br />

Testament oder regelt noch letzte persönliche Dinge.<br />

Der Patient wird stiller und zieht sich zurück.<br />

11


Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

Dieser Rückzug kann für die Angehörigen schmerzlich sein, ist aber ein Zeichen dafür<br />

das es ihm gelingt sich von seinen Bindungen zu lösen und die Dinge der Welt hinter<br />

sich zu lassen.<br />

Man sollte Trauer zulassen, sollte Unterstützung bei Erledigung persönlicher Dinge<br />

anbieten und ausserdem Gesprächsbereitschaft gegenüber den Angehörigen<br />

signalisieren.<br />

In dieser Phase ist es möglich Schüler mit Unterstützung aktiv werden zu lassen. Sie<br />

können z.B. behilflich sein bei der Erledigung persönlicher Dinge.<br />

Im Umgang mit dem trauernden Patienten sollte man sie weiterhin nicht alleine lassen.<br />

Evtl. trauern auch die Schüler, sie sollten Gelegenheit haben dieses Trauer<br />

verbalisieren zu können ohne befürchten zu müssen nicht ernst genommen oder<br />

ausgelacht zu werden.<br />

Im Gegenteil, der richtige Umgang mit Gefühlen ist in einem emotionsgeladenen<br />

Arbeitsumfeld von größter Bedeutung für die langfristige Arbeitsfähigkeit des<br />

Pflegepersonals.<br />

Damit der „Traumberuf“ Gesundheits- und Krankenpfleger nicht <strong>zum</strong> Albtraum wird<br />

ist hier unbedingt Kompetenz zu vermitteln die sich im Gegensatz zu vielen anderen<br />

Bereichen der Pflege weniger im fachlichen Bereich ansiedeln lässt.<br />

Phase 5: Zustimmung<br />

Die letzte Phase ist gekennzeichnet von Zustimmung und ruhiger Erwartung des<br />

Endes.<br />

Der Patient hat seinen Frieden gefunden und akzeptiert den nahenden Tod, auch wenn<br />

oft noch eine schwache Hoffnung aufrecht erhalten wird doch nicht sterben zu<br />

müssen. Der <strong>Sterben</strong>de ist müde, schwach, schläft viel und möchte meist nicht gestört<br />

werden. Er verständigt sich oft nur noch (wenn überhaupt) mit Gesten oder wenigen<br />

Worten.<br />

Hautkontakt und körperliche Nähe lassen den <strong>Sterben</strong>den spüren, dass er nicht<br />

alleingelassen wird und er nach wie vor wichtig ist. Es können letzte Wünsche erfüllt<br />

werden.<br />

Vordringliche Aufgabe ist es, die Bedürfnisse <strong>Sterben</strong>der zu beachten.<br />

12


Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

Die Erkenntnis des Pflegepersonals, wenn ein Patient diese Phase erreicht hat, lässt<br />

üblicherweise die vorherigen Phasen Revue passieren.<br />

Schüler sind hier der besonderen Gefahr ausgesetzt ihre bis dahin erbrachten<br />

Leistungen an solchen Patienten falsch, d.h. in der Regel als zu schlecht zu<br />

bezeichnen. Die Anleiter sind hier gefordert ein realistisches Bild zu vermitteln damit<br />

die Schüler in dieser Phase einen stabilisierenden Abschluss finden und die Fähigkeit<br />

gewinnen wohlwollend auf die eigenen Leistungen im Umgang mit sterbenden<br />

Patienten zu blicken.<br />

Sinnvoll könnte es sein bereits in einem der ersten Gepräche nachzufragen ob, und<br />

wenn ja in wie weit, der Schüler bereits schon Erfahrungen mit <strong>Sterben</strong> und Tod<br />

gemacht hat. Insbesondere dann wenn der Schüler in einem Bereich eingesetzt ist in<br />

dem die Begleitung sterbender Patienten häufiger vorkommt, wie z.B. Hospiz,<br />

Langzeitpflege, Onkologie, etc.<br />

Niemals sollte man ihn unvorbereitet in eine Situation bringen in der er plötzlich mit<br />

dem Thema konfrontiert wird. Dies funktioniert natürlich nicht bei unvorhergesehenen<br />

Notfällen, aber in allen anderen Fällen sollte der Anleiter dies schon ein wenig steuern.<br />

Geht es <strong>zum</strong> Beispiel um die Versorgung Verstorbener, vorher nachfragen ob der<br />

Schüler bereit ist zur Hand zu gehen und ihm auch jederzeit die Möglichkeit lassen<br />

sich aus dem Geschehen wieder zurückzuziehen.<br />

Respektvoller Umgang mit den Verstorbenen sollte selbstverständlich sein, und<br />

jegliche Handlung am Verstorbenen und im Umfeld sollten erklärt werden.<br />

Oftmals erlebt man nämlich leider doch recht pietätlosen Umgang seitens des<br />

Pflegepersonals mit gerade Verstorbenen. Sie verrichten die anfallenden Arbeiten mit<br />

scheinbarer Gleichgültigkeit oder, was noch viel schlimmer ist, mit makaberen Witzen<br />

auf der Zunge.<br />

Eigenschutz? Wer weiss. Jedoch wird dieser dann höher gewertet als pietätvoller<br />

Umgang mit dem Verstorbenen, das darf natürlich nicht sein.<br />

Weiterhin wichtig ist es jederzeit Gesprächsbereitschaft zu signalisieren. Der Schüler<br />

sollte wissen das ihm, wann immer nötig,<br />

13


Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

ein offenes Ohr zur Verfügung steht um über Erlebtes zu sprechen.<br />

Nimmt ein Schüler dieses Angebot nicht wahr liegt es weiterhin in der Verantwortung<br />

des Anleiters, aber auch in der unserer Kollegen, auf den Schüler zu achten. Sprich ihn<br />

aufzufangen oder aus der Situation zu nehmen wenn man merkt er kommt an seine<br />

Grenzen oder ist sogar schon darüber hinaus.<br />

Man könnte Schülern womöglich auch folgenden Text an die Hand geben um sich<br />

gedanklich mit dem Thema <strong>Sterben</strong> und Tod auseinander zusetzen um anschliessend<br />

mit ihnen darüber zu sprechen.<br />

In diesem Text, der schon seit Jahren in verschiedenen Formen durch das Internet<br />

kursiert geht es um die Wünsche eines <strong>Sterben</strong>den und den Umgang mit ihm.<br />

Weiterhin geht es darum daß die Begleitung eines <strong>Sterben</strong>den auch durchaus eine<br />

Bereicherung sein kann.<br />

Bitten eines <strong>Sterben</strong>den<br />

Lass mich in meiner schwersten<br />

Stunde nicht allein.<br />

Bleibe bei mir wenn mich<br />

Zorn, Angst,<br />

Traurigkeit und Verzweiflung<br />

heimsuchen und hilf mir<br />

<strong>zum</strong> Frieden zu gelangen.<br />

Denke nicht<br />

wenn du ratlos an meinem Bett<br />

sitzt<br />

dass ich tot sei.<br />

Ich höre alles was du sagst,<br />

auch wenn meine Augen<br />

gebrochen scheinen.<br />

Darum sage nicht irgendwas,<br />

sondern das Richtige.<br />

<strong>Das</strong> Richtige wäre, mir etwas zu<br />

sagen<br />

was es leichter macht mich zu<br />

trennen.<br />

So vieles fast alles,<br />

ist jetzt nicht mehr wichtig.<br />

Ich höre, obwohl ich schweigen<br />

muss,<br />

und nun auch schweigen will.<br />

Halte meine Hand.<br />

Ich will es dir mit der Hand<br />

sagen.<br />

Wische mir den Schweiß von der<br />

Stirn.<br />

Streiche mir das Laken glatt.<br />

Wenn nur noch Zeichen sprechen<br />

können,<br />

so lass sie sprechen.<br />

Dann wird das Wort <strong>zum</strong> Zeichen.<br />

Und ich wünsche mir das du beten<br />

kannst.<br />

Klage nicht an, es gibt keinen<br />

Grund,<br />

sage Dank.<br />

Du sollst von mir wissen<br />

dass ich der Auferstehung näher<br />

bin<br />

als du selbst.<br />

Lass mein <strong>Sterben</strong> dein Gewinn<br />

sein.<br />

Lebe dein <strong>Leben</strong> fortan etwas<br />

bewusster.<br />

Es wird schöner, reifer und tiefer,<br />

inniger und freudiger sein<br />

als es zuvor war.<br />

Vor meiner letzten Stunde,<br />

die meine Erste ist. 11<br />

11 Autor unbekannt, Quelle: eigene Unterlagen<br />

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Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

6. Zusammenfassung / Fazit<br />

Die Anleitung von Schülern die mit sterbenden Patienten konfrontiert werden ist in<br />

vielerlei Hinsicht anders als die Anleitung bei Patienten die ihrer Genesung<br />

entgegensehen.<br />

Die Anforderungen an Schüler und Praxisanleiter sind gleichermaßen hoch und<br />

berühren neben den zu vermittelnden fachlichen Inhalten auch solche, die die<br />

Persönlichkeit berühren und möglicherweise auch nachhaltig beeinflussen. Die<br />

Anleitung ist daher mit großer Sorgfalt und viel Einfühlungsvermögen durchzuführen,<br />

was im teilweise hektischen Alltag auf einer wirtschaftlichen Erfordernissen<br />

unterworfenen Station ein Balanceakt ist. Dieser ist nur zu schaffen wenn der<br />

Praxisanleiter vorbereitet ist und so einen zwischenmenschlich aufmerksamen und<br />

sorgsamen Umgang des Themas zwischen sich und dem Schüler aufbauen kann.<br />

Sich dieser Herausforderung als Praxisanleiter zu stellen ist trotzdem eine<br />

Bereicherung, die die Mühen bei weitem aufwiegt. Immerhin gilt es, je nach Schüler<br />

mehr oder weniger, auch einen Reifungsprozess in Gang zu setzen, an dessen Ende<br />

eine Persönlichkeit steht, die einen positiven Umgang mit <strong>Sterben</strong> und Tod in eine<br />

professionelle Pflegeleistung am Patienten umsetzen kann.<br />

Pflegepersonal, das sich in einem Umfeld fachlich wie seelisch sicher zurechtfindet in<br />

dem Patienten den letzten Weg gehen.<br />

Dies wirkt sich unmittelbar auf die <strong>Leben</strong>squalität aus, der sich das Pflegepersonal,<br />

vor allem in Hospizen, Palliativstationen oder auch der Onkologie gegenüber den<br />

Patienten verpflichtet fühlt.<br />

Ein Einsatz, der es für Schüler, Patienten und Pflegequalität wert ist.<br />

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Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

Literaturverzeichnis / Quellenangaben<br />

http://christoph-student.homepage.t-online.de<br />

http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Campus-fuer-Alten-und-Krankenpflege<br />

http://www.krankenschwester.de/forum/leben-tod-krankenhaus-umgang-sterbenden<br />

http://www.mags.nrw.de/08_PDF/002/ausbildungsrichtlinien-krankenpflege-nrw.pdf<br />

http://www.med1.de/Forum/Pflege/<br />

http://www.pflegewiki.de<br />

http://www.tabuthema-sterben.de/Sterbebegleitung.htm<br />

http://www.treffpunkt-altenpflege.de<br />

http://de.wikipedia.org<br />

Pschyrembel (2002), Klinisches Wörterbuch, 259. Auflage<br />

<strong>Leben</strong> bis zuletzt, Impulse für Praxis und Gottesdienst, Hrsg.: Sekreteriat der dt.<br />

Bischofskonferenz, Kirchenamt der evangelischen Kirche<br />

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Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

Anlage 1<br />

Aus der Ausbildungsrichtlinie für staatlich anerkannte Gesundheits- und Kranken-,<br />

sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpflegeschulen des Landes NRW <strong>zum</strong> Thema<br />

„<strong>Sterben</strong>de Menschen pflegen“:<br />

Lerneinheit I.38: <strong>Sterben</strong>de Menschen pflegen<br />

Zielsetzung<br />

Im Sinn der existentiellen Bedeutung des Themas soll den SchülerInnen genügend Freiraum<br />

gelassen werden, über ihre eigene Haltung <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> und Tod, <strong>Sterben</strong> und Trauern zu<br />

reflektieren.<br />

Eine Auseinandersetzung mit Ergebnissen aus der Sterbeforschung soll ihnen u.a. eine erste<br />

Orientierung <strong>zum</strong> Umgang und Kontakt mit <strong>Sterben</strong>den und Trauernden bieten. Konkretere<br />

pflegerische Aufgaben bzw. Hilfen bei der Begleitung <strong>Sterben</strong>der und ihrer Angehörigen sind<br />

dann sowohl im Blick auf unterschiedliche institutionelle Bedingungen als auch individuelle<br />

Anforderungen herauszuarbeiten. Dies ist wiederum um Diskussionen über ethische und<br />

religiöse Fragen bzw. über die Rechtslage um Zusammenhang mit der "Sterbehilfe" zu<br />

ergänzen.<br />

Empfohlen wird, aus der Lerneinheit eine kurze Sequenz (ca. 4 Std.) herauszunehmen, mit der<br />

die SchülerInnen direkt zu Ausbildungsbeginn auf das Thema "Tod und <strong>Sterben</strong>" vorbereitet<br />

werden.<br />

Inhalte der Gesundheits- und Krankenpflege, der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege<br />

sowie der Pflege - und Gesundheitswissenschaften:<br />

• Reflexion: Was bedeuten für mich <strong>Leben</strong>, Tod und <strong>Sterben</strong>? (Wie) kann ich das <strong>Sterben</strong><br />

akzeptieren? (Wie) spreche ich mit anderen über <strong>Sterben</strong> und Tod? Was heißt Trauern<br />

für mich? Wie erging es mir bei der Betreuung eines sterbenden Menschen?<br />

• Forschungsergebnisse <strong>zum</strong> <strong>Sterben</strong> und Trauern: Berichte klinisch Toter, <strong>Sterben</strong> und<br />

Trauern als Prozess, die Symbolsprache der <strong>Sterben</strong>den<br />

• Pflege von <strong>Sterben</strong>den im Krankenhaus, Heim, Hospiz, auf der Palliativstation,<br />

zuhause<br />

• Pflege von <strong>Sterben</strong>den mit unterschiedlichen religiös-kulturellen Überzeugungen und<br />

Bedürfnissen<br />

• "Wahrheit und Trost am Sterbebett": Gespräche zwischen <strong>Sterben</strong>den, ihren<br />

Angehörigen und Pflegenden<br />

• Physiologische Vorgänge beim <strong>Sterben</strong> und deren Berücksichtigung bei der Pflege<br />

• Aufgaben der Pflegenden nach dem Tod des/der Pflegebedürftigen<br />

• Die Hospizidee bzw. -bewegung<br />

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Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

Pflegerelevante Inhalte der Geistes- und Sozialwissenschaften:<br />

• <strong>Sterben</strong> und Tod aus der Sich verschiedener Weltreligionen<br />

• Euthanasieauffassungen in Geschichte und Gegenwart<br />

Pflegerelevante Inhalte aus Recht, Politik und Wirtschaft:<br />

• Begriffsbestimmung(en) "Tod" aus rechtlicher Sicht<br />

• Sterbehilfe, Grundgesetz und Strafrecht; Sterbehilfe durch Angehörige der<br />

Pflegeberufe<br />

• Zur besonderen Problematik der Tötung auf Verlangen, der Tötung Kranker gegen<br />

ihren Willen sowie der Tötung Kranker, von denen keine Willensäußerung vorliegt<br />

• PatientInnenverfügungen<br />

• Rechtliche Regelungen <strong>zum</strong> Thema "Testament"<br />

Stundenempfehlung: 24 Std. Beachte: Ggf. Sequenz auf Lerneinheit I.23 anschließen<br />

Zuordnung:<br />

1 Pflege: 12 Std.<br />

3 Sozialwissenschaften: 6 Std.<br />

4 Recht/Politik/Wirtsch.: 6 Std.<br />

Themenbereich der KrPflAPrV:<br />

2 Pflegemaßnahmen auswählen, durchführen und auswerten. 12<br />

12 Uta Oelke (1998), Überarbeitung: Gertrud Hundenborn/Cornelia Kühn (2003), Hrsg.: MAGS NRW,<br />

http://www.mags.nrw.de/08_PDF/002/ausbildungsrichtlinien-krankenpflege-nrw.pdf<br />

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Mary-Claire Becker – <strong>Das</strong> <strong>Sterben</strong> <strong>gehört</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> <strong>dazu</strong><br />

Thesenpapier<br />

• „<strong>Sterben</strong> und Tod“, weiterhin ein gesellschaftliches Tabuthema. Trotz<br />

allgegenwärtiger Präsenz in den Medien ist dieses Thema nichts mit dem<br />

man sich auseinandersetzen möchte. Früher war das anders.<br />

Aktuell: Michael Jackson, Bilder aus Afghanistan, Bilder von Massengräbern...<br />

Familie früher und heute<br />

Persönliche Erfahrungen<br />

• <strong>Sterben</strong> und Tod, darüber sollte schon zu Beginn der Aubildung<br />

gesprochen werden. Schüler werden oft noch völlig unvorbereitet mit dem<br />

Thema konfrontiert.<br />

Erste Erfahrungen von Schülern mit <strong>Sterben</strong> und Tod<br />

Ausbildungsrichtlinie<br />

Empfohlene Stundenzahl und deren Verteilung<br />

Erfahrungswerte Sterbeseminar<br />

• Unfähigkeit von Kollegen Schüler an dieses Thema heranzuführen. Woran<br />

liegt es?<br />

Pietätloser Umgang mit Verstorbenen<br />

Emotionaler Eigenschutz<br />

Fehlende Empathie gegenüber den Schülern<br />

Belastung<br />

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