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PR31 - Proletarische Revolution

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<strong>Proletarische</strong> <strong>Revolution</strong> 31<br />

ner 1918 und innerhalb von<br />

einer Woche schlossen sich in<br />

Niederösterreich, Steiermark,<br />

aber auch anderen Teilen der<br />

Habsburgermonarchie insgesamt<br />

750.000 Arbeiter/innen<br />

dem Streik an. Der Jännerstreik<br />

1918 war einer der größten<br />

von unten organisierten Massenstreiks<br />

in Österreich, und<br />

er verband wirtschaftliche<br />

mit politischen Forderungen.<br />

Vereinzelte Arbeitsniederlegungen<br />

mit ökonomischen<br />

Forderungen hatte es wegen<br />

der miesen Nahrungsmittelversorgung<br />

im Krieg schon seit<br />

Monaten gegeben. Auch am<br />

14. Jänner, war die Kürzung<br />

der Mehlration um 50% der<br />

unmittelbare Anlass zum Streik<br />

im Daimler-Motorenwerk in<br />

Wr. Neustadt. Streng verdeckt<br />

vor der Polizei, aber auch vor<br />

den rechten Arbeiterverrätern<br />

im SP-Parteivorstand, hatte<br />

die kleine Gruppe der „Linksradikalen“<br />

mit Flugblättern,<br />

Gesprächen und geheimen<br />

Versammlungen im Großraum<br />

Wien-Industrieviertel ein Netz<br />

von revolutionär gesinnten<br />

Arbeiter/innen geschaffen. Die<br />

<strong>Revolution</strong>ären Sozialisten um<br />

Franz Koritschoner und Leo<br />

Rothziegel konnten selbst keine<br />

revolutionäre Stimmung<br />

in der Arbeiterschaft „erzeugen“,<br />

das bewirkten schon die<br />

immer ärgeren Lebensverhältnisse<br />

im Verlauf des Krieges.<br />

Aber durch das konsequente<br />

Eingreifen der Linksradikalen<br />

wurde der Jännerstreik zu einem<br />

gewaltigen politischen<br />

Kampf, der das ganze System<br />

erschütterte. Typischerweise<br />

stellten sich schon damals die<br />

Führer der Sozialdemokratie,<br />

wie z.B. der spätere Bundespräsident<br />

Renner, auf die Seite<br />

des kapitalistischen Staates<br />

und gegen den Kampf der Arbeiter/innen.<br />

Auf zahlreichen<br />

Streikversammlungen und<br />

Sitzungen der Arbeiter-Räte<br />

forderten Renner und seine<br />

Spezi zur Mäßigung und zum<br />

Streikabbruch auf. Während<br />

hunderttausende in Versammlungen<br />

und Aufmärschen den<br />

sofortigen Frieden forderten,<br />

verhandelte die SP-Spitze mit<br />

dem damaligen Ministerpräsidenten<br />

über „Zugeständnisse“,<br />

um den Streik abzuwürgen.<br />

Die SP-Arbeiterzeitung<br />

hetzte gegen „Straßenexzesse“<br />

und SP-Redner drängen<br />

in Streikversammlungen zur<br />

Wiederaufnahme der Arbeit.<br />

Mit einer Verhaftungswelle<br />

unter den „Linksradikalen“<br />

gelang es dem Unterdrückerstaat<br />

schließlich gemeinsam<br />

mit der Beschwichtigungstour<br />

der SP-Führung, den Streik am<br />

23. Jänner niederzuringen.<br />

Trotz der politischen Niederlage<br />

im Jänner blieben die<br />

Parolen des Jännerstreiks 1918<br />

in der Arbeiter/innenklasse lebendig:<br />

Kampf für den sofortigen<br />

allgemeinen Frieden!<br />

Kampf für politische und<br />

soziale Freiheit!<br />

Nieder mit dem Krieg!<br />

Nieder mit der Regierung!<br />

und Soziale <strong>Revolution</strong>!<br />

Diese Losungen wurden in<br />

der November-<strong>Revolution</strong> 10<br />

Monate später wieder aufgegriffen<br />

und (bis auf die entscheidende<br />

letzte Losung)<br />

weitgehend umgesetzt. Auch<br />

wenn es schließlich der Sozialdemokratie<br />

gelang die revolutionäre<br />

Massenbewegung in<br />

bürgerliche Bahnen zu lenken,<br />

und in den Jahren nach 1918<br />

die kapitalistische Ausbeuterordnung<br />

zu retten, so war die<br />

Zeit ab dem Jännerstreik 1918<br />

doch die aussichtsreichste revolutionäre<br />

Situation in Österreich<br />

im 20. Jahrhundert. Was<br />

damals fehlte und heute wieder<br />

fehlt, ist die <strong>Revolution</strong>är<br />

Kommunistische Partei. Es gab<br />

damals und gibt heute keine<br />

proletarische Kampfpartei, die<br />

geeignet wäre, die Arbeiter/<br />

innenklasse auf dem Weg zur<br />

Errichtung der Diktatur des<br />

Proletariats in Österreich und<br />

zum sozialistischen Aufbau anzuführen.<br />

Dokumentation: Flugblatt, 17. Jänner 2008<br />

Mehr über den Jännerstreik 1918:<br />

Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung<br />

1848-1934 (Strobl, Spira,<br />

West)<br />

erhältlich bei ML-Litvertrieb<br />

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