Chronifizierungsscore für Schmerzerkrankungen: - medwis.de
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Schmerzen im Sozialversicherungsrecht<br />
Wie sagte ein Gutachter im Rentenverfahren zu einem meiner Patienten?<br />
„Schmerzen gelten nicht“.<br />
Prägnanter läßt sich sich die verbreitete Ignoranz nicht formulieren.<br />
Bei Akutschmerzen führt in aller Regel wegen einer akuten Gewebeschädigung zur<br />
Arbeitsunfähigkeit. Die Phase <strong>de</strong>s Akutschmerzes ist aber allerspätestens nach 12<br />
Wochen vorbei. Beim Akutschmerz sind die schmerzhemmen<strong>de</strong>n Mechanismen völlig<br />
intakt, auch läßt sich durch NSAID <strong>de</strong>r Schmerz ganz wesentlich reduzieren.<br />
Durch diese Konstellation ist die psychische und die soziale Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r<br />
betroffenen Patienten nicht beeinträchtigt.<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r Schmerzchronifizierung kommt es zunächst zur Ausbildung <strong>de</strong>s<br />
Schmerzgedächtnisses, schmerzfreie Zeiten vermin<strong>de</strong>rn sich immer stärker.<br />
Schmerzhemmen<strong>de</strong> Nervenbahnen stellen mehr und mehr ihren Dienst ein bzw. wer<strong>de</strong>n<br />
schmerzverstärkend wirksam. Es kommt zunehmend zur ungehemmten Reizüberflutung<br />
<strong>de</strong>s Gehirnes, mit allen Folgen, die sich daraus ergeben.<br />
Im Regelfalle sind 90% aller Sinnesreize, die das Gehirn erreichen, optische Reize.<br />
Spätestens bei Schmerzstärke 9 kommt es verständlicherweise zu Sehstörungen, die<br />
meisten Patienten schließen in einer solchen Situation die Augen, um eine<br />
Schmerzsynkope abwen<strong>de</strong>n zu können.<br />
Meist wird die Schmerzstärke 9 (bei Ausgangsstärke 8) durch Reizüberflutung,<br />
Witterungsbelastung, Wärme, Kälte und taktile Reize erreicht.<br />
Der schmerzkranke Patient hat in <strong>de</strong>r Regel einen hohen Anteil <strong>de</strong>r Schmerzstärke 8, ein<br />
Arbeitsumfeld, das eine Schmerzzunahme auf Stufe 9 vermei<strong>de</strong>n kann, ist schlichtweg<br />
unvorstellbar.<br />
Das Problem <strong>de</strong>r Schmerztherapie:<br />
Die Leistungsbreite vom Schmerzpatienten kann medikamentös verbessert, aber auch<br />
verschlechtert wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine gute Einstellung ist stets ein Kompromiss zwischen Schmerzlin<strong>de</strong>rung und<br />
Therapienebenwirkungen.<br />
Erst nach eingestellter Schmerztherapie sollte die Frage nach einer Berentung erwogen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeitigen Fortschritten in <strong>de</strong>r Arzneitherapie erscheint die Berentung auf Zeit<br />
sinnvoll, falls es noch nicht zu schwerwiegen<strong>de</strong>n schmerzbedingten<br />
Persönlichkeitsverän<strong>de</strong>rung gekommen ist.<br />
Im multiaxialen NPA wer<strong>de</strong>n sowohl individuelle als auch soziale Daten <strong>de</strong>r Patienten<br />
erfragt, zusätzlich die Behandlungsqualität und die Erwartungen <strong>de</strong>r Patienten zur Zukunft<br />
bzw. von positiven und negativen Kontextfaktoren.<br />
Der NPA erfasst alle relevanten schmerzbedingten Fakten, ist gut reproduzierbar, selbst<br />
<strong>für</strong> Patienten mit gestörter Konzentration zu bewältigen.<br />
Letztlich muß gesagt wer<strong>de</strong>n: Verän<strong>de</strong>rungen durch Schmerz sowohl individuell als auch<br />
sozial lassen sich mit <strong>de</strong>m NPA reproduzierbar erfassen.<br />
Es sind Fragen im NPA enthalten, bei <strong>de</strong>nen nicht schmerzerkrankte Patienten<br />
„inkongruente“ Antworten geben und so recht gut „auszusortieren“ sind.