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IN WEITER FERNE, SO NAH! - Michael Poliza Photography

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ABENTEUER<br />

LEBEN<br />

mit DEM MANN, DER TRÄUME<br />

ERFÜLLT, DER DEUTSCHEN<br />

OLYMPIA-HOFFNUNG & DEM<br />

PARTY KÖNIG VON BERL<strong>IN</strong><br />

<strong>IN</strong> <strong>WEITER</strong><br />

<strong>FERNE</strong>, <strong>SO</strong> <strong>NAH</strong>!<br />

Mit dem Helikopter durch Kenias unzugänglichen Norden, eine<br />

Dinnertafel mitten in der Steppe – bei der Organisation extravaganter<br />

Luxusreisen kennt <strong>Michael</strong> <strong>Poliza</strong> kein Limit<br />

TEXT ALEXANDER STILCKEN<br />

Sehnsuchtsort Afrika:<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Poliza</strong> bei<br />

Sonnen aufgang auf dem<br />

Silali-Krater in Nordkenia<br />

46 GalaMEN


D<br />

Die Flugzeuge werden von Airport zu Airport kleiner,<br />

bis man nach dem vierten Umsteigen im Okavango<br />

Delta aus einer winzigen Propellermaschine klettert.<br />

Ganz offiziell ist man nun ganz weit weg von Deutschland,<br />

irgendwo im Nirgendwo auf einer Schotterpiste in<br />

Bots wana, wo es nicht mal Handyempfang gibt. Auf dem<br />

Weg ins Vumbura Plains Camp, nach der dritten Giraffe<br />

und noch vor der ersten Elefantenfamilie am Wegesrand,<br />

fragt der Fahrer des Landrover die Frage aller Small-Talk-<br />

Fragen: „Where do you guys come frome?“ Wir kommen<br />

aus Hamburg in Germany. Was hier und jetzt genau so<br />

gut eine Galaxie am anderen Ende der Milchstraße sein<br />

könnte. Bei allem Hanseaten-Stolz wird deshalb nicht<br />

ernsthaft erwartet, dass der Guide die Stadt kennt. Aber<br />

er antwortet: „Oh, Hamburg!“ Von dort kenne er einen<br />

verrückten Typen: „<strong>Michael</strong>. <strong>Michael</strong> <strong>Poliza</strong>.“ Erst kürzlich<br />

sei der mal wieder da gewesen.<br />

Den verrückten Typen, so wird sich herausstellen,<br />

kennt so ziemlich jeder im afrikanischen Tourismus- und<br />

Safarigewerbe. Und das liegt nicht allein daran, dass die<br />

Fotobände des Wildlife-Fotografen in fast jeder Lodge<br />

ausliegen. Es liegt an den Reisen, die <strong>Poliza</strong> inzwischen<br />

veranstaltet – und den Gästen, die er mitbringt. <strong>Poliza</strong>:<br />

„Die sind zu mir gekommen und haben gesagt: Michi,<br />

wir wollen Afrika mit deinen Augen sehen.“<br />

Genau daraus hat der 54-Jährige ein Geschäft gemacht,<br />

organisiert Reisen, die mit gewöhnlichem Safari-<br />

Tourismus nichts mehr zu tun haben. <strong>Poliza</strong> will seinen<br />

Gästen Sehnsuchts-Orte zeigen. Orte von denen er sicher<br />

ist, „dass die menschliche Seele sie braucht, weil sie eine<br />

starke regenerative Kraft haben.“ Er erklärt: „Im Kino<br />

können wir uns die tollsten Bilder anschauen, Filme wie<br />

„Avatar“ ansehen und träumen – aber das alles ist nicht<br />

authentisch. Wie viel aufregender ist es, bei Sonnenaufgang<br />

in Afrika zu stehen und das Gefühl zu haben: Vielleicht<br />

hat seit tausenden Jahren kein Mensch an dieser<br />

Stelle mehr gestanden.“<br />

Ihm geht es um Orte, an denen selbst den stärksten<br />

Kerlen Tränen kommen können. Orte wie den Lake<br />

Turkana im Norden Kenias oder die Salzwüsten Äthiopiens<br />

mit ihren Schwefelquellen. Mal lässt er Nachtlager<br />

am Rande von aktiven Vulkanen errichten, mal mitten<br />

in der Masai Mara. Häufig sind diese Orte so besonders<br />

reizvoll, weil sie nur schwer erreichbar sind. Am liebsten<br />

reist <strong>Poliza</strong> deshalb im Helikopter: „Eine Reise in den<br />

Norden Kenias mit dem Auto zu machen wäre wahnsinnig<br />

destruktiv. Da müsste man wahlweise extra Straßen<br />

bauen oder querfeldein fahren. Reisen im Heli ist<br />

hier die sensibelste Lösung. Die wenigen Spuren die <br />

GalaMEN 47


ABENTEUER Reise<br />

Im Heli über dem Magadi-See<br />

südwestlich von Nairobi.<br />

Pro Person und Tag kostet<br />

so eine Flug-Expedition gut<br />

4000 Euro. <strong>Poliza</strong> besetzt<br />

jeden Hubschrauber im<br />

Normalfall mit maximal drei<br />

Gästen: „Damit auch jeder<br />

einen Fensterplatz hat“<br />

man an diesen Stellen hinterlässt, wischt der<br />

Hubschrauber beim Abflug mit seinen Rotor-Blättern<br />

weg.“<br />

Vier bis fünftausend Euro kann so eine<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Poliza</strong> Experience kosten – pro<br />

Person und pro Tag. Der Fotograf erklärt:<br />

„Mir geht es nicht darum, die schönsten<br />

Lodges mit den goldensten Wasserhähnen<br />

abzuklappern, sondern um das Erlebnis, die<br />

Überraschung. Wenn sich beides kombinieren<br />

lässt, dann ist das wunderbar, wenn<br />

man dafür aber auch mal eine Nacht unter<br />

freiem Himmel schlafen muss, dann sollte<br />

das für die Gäste auch in Ordnung sein.“<br />

Für solche Open-Air-Nachtlager schafft<br />

er dann Matratzen aus hunderte Kilometer<br />

entfernten Städten heran, einmal ließ er für<br />

einen Gast sogar ein Bad mit fließendem<br />

Wasser und funktionierender Toilette in der<br />

Wüste aufbauen – für eine einzige Nacht.<br />

48 GalaMEN<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Poliza</strong> beim Frühstück<br />

in Kenia. Der tierische Gast<br />

war nicht eingeladen, aber<br />

herzlich willkommen


Luxus irgendwo im Nirgendwo: Zu<br />

den Safaris gehören auch Lunch-<br />

Tafeln mitten in der Steppe<br />

FOTOS: MICHAEL POLIZA (6), DDP, PRIVAT<br />

Wegen dieser Mischung aus hohem Anspruch<br />

und Perfektionismus, gepaart mit<br />

einem kleinen Hauch von Wahnsinn, kennt<br />

man <strong>Poliza</strong> in Afrika. Acht bis neun mal im<br />

Jahr ist er inzwischen dort unterwegs, und<br />

mit ihm scheint so ziemlich alles möglich.<br />

Einmal war er mit einem „sehr jungen, sehr<br />

reichen Russen“ unterwegs – der mit seiner<br />

Freundin und insgesamt fünf Fluggeräten<br />

anreiste: „Ein Gulfstream-<br />

Jet, um überhaupt nach Afrika<br />

zu kommen – der wartete<br />

dann die ganze Zeit in<br />

Botswana auf dem Rollfeld<br />

der Stadt Maun. Dann hatte<br />

er noch eine größere Propellermaschine<br />

dabei, mit<br />

der ging es von Camp zu<br />

Camp. Dieser Maschine<br />

flog immer ein Heli hinterher,<br />

falls man sich die<br />

Landschaft gelegentlich<br />

noch genauer anschauen<br />

wollte. Außerdem gab es<br />

eine 12-sitzige Maschine,<br />

um Bands und Entertainment<br />

einzufliegen, und<br />

eine weitere Maschine für<br />

kleinere Besorgungen.“ Die<br />

Kosten gingen in die hunderttausende.<br />

Derlei Extravaganzen<br />

seien aber Extremfälle<br />

und ganz sicher nicht<br />

die klas sischen <strong>Poliza</strong>-<br />

Kunden. Denen käme<br />

schon eher jener Vater<br />

nahe, der mit seinen<br />

beiden Söhnen spektakuläre<br />

Landschaften sehen<br />

wollte, und nebenher<br />

darauf hoffte, seinem entfremdeten<br />

Nachwuchs<br />

wieder näher zu kommen.<br />

Oder die Vorstandsvorsitzenden,<br />

die einfach<br />

mal richtig raus und weg<br />

vom Alltag wollen.<br />

Diese Kunden seien Leute, die ihr Geld<br />

niemals sinnlos zum Fenster rauswerfen<br />

würden. Als Zeremonienmeister und Organisator<br />

ist er sich bewusst, dass zehntausende<br />

Euro viel Geld für eine Reise sind. <strong>Poliza</strong>:<br />

„Aber ist es vernünftiger, sich ein teures<br />

Auto zu kaufen? Ich kenne Menschen, die<br />

kaufen für 120000 Euro einen Wagen, fahren<br />

den ein paar mal um den Block, und<br />

schon ist die ganz große Freude weg. Meine<br />

Reisen haben da eine ganz andere Kraft –<br />

da kriegen viele Leute noch Jahre später ein<br />

breites Grinsen im Gesicht.“ Natur pur,<br />

KARRIERE<br />

Schon vor Afrika war das Leben von<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Poliza</strong> aufregend: Als Kind<br />

spielte er in TV- und Filmproduktionen,<br />

darunter 1975 in „Tadellöser<br />

& Wolff“ (1). Später kam er<br />

als Austauschschüler nach Amerika,<br />

lernte Bill Gates kennen (2) und<br />

verdiente in den Achtzigern Millionen<br />

mit dem Vertrieb von Computern<br />

in Deutschland. Vor gut<br />

zehn Jahren machte <strong>Poliza</strong> seine<br />

Liebe zur Fotografie und zu Abenteuern<br />

(3) zum Beruf. (Kontakt:<br />

experiences@michaelpoliza.com)<br />

2<br />

Tiere in ihrer angestammten Umgebung –<br />

das alles sei deutlich mehr wert als ein<br />

Jachturlaub im Mittelmeer.<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Poliza</strong> weiß eben genau, wie Erfolgsmenschen<br />

denken. Er kennt deren Welt<br />

des Strebens nach Erfolg mindestens so gut<br />

wie die Sehnsucht nach der Natur – aus seinem<br />

eigenen, früheren Leben. Erste Erfolge<br />

feierte er bereits als Jugendlicher in der<br />

Kempowski-Verfilmung<br />

„Tadellöser und Wolff“<br />

1<br />

3<br />

und dutzenden T V-Pro -<br />

duktionen. Als Twen folgte<br />

Karriere Nummer zwei,<br />

als IT-Unternehmer, der<br />

mit dem Import von Computern<br />

und dem Vertrieb<br />

von Programmen ein kleines<br />

Vermögen machte. <strong>Poliza</strong><br />

war mit Steve Jobs bekannt<br />

und posierte mit<br />

Bill Gates gemeinsam für<br />

Fotos. Über diese so andere<br />

Karriere sagt der heutige<br />

Erfolgs-Fotograf: „Als<br />

Kind habe ich immer gern<br />

fotografiert und mit meinem<br />

Taschenrechner gespielt.<br />

Ich habe also auch<br />

als IT-Unternehmer etwas<br />

getan, was ich sehr mochte.“<br />

Ende der Neunziger<br />

stieg <strong>Poliza</strong> schließlich aus<br />

dem IT-Geschäft aus und<br />

verkaufte seine Firma. Es<br />

folgten eine Millenniums-<br />

Weltreise auf einer gesponsorten<br />

Motorjacht,<br />

einige Jahre in Kapstadt,<br />

und schließlich die Neu-<br />

Erfindung als Wildlife-<br />

Fotograf und Reise-<br />

Unternehmer.<br />

Es scheint der vierte<br />

große Erfolg im Leben<br />

eines Rastlosen zu sein.<br />

In seiner Hamburger<br />

Altbauwohnung – vor der Tür sein Landrover,<br />

im Herzen seine Lebensgefährtin und<br />

das Gefühl endlich angekommen zu sein –<br />

sagt er dazu nur: „Ich habe gelernt, dass<br />

man das, was man macht und wie man lebt,<br />

wirklich lieben muss. Dann folgt die Anerkennung,<br />

und irgendwann kommt auch<br />

der finanzielle Erfolg.“ Er sei wahrlich kein<br />

Adrenalin-Junkie, aber ganz ohne Abenteuer<br />

sei das Leben eben auch langweilig.<br />

Morgen geht es wieder auf große Reise.<br />

Und in Afrika sagen sie: „Gerade hat <strong>Michael</strong><br />

angerufen – und seinen nächsten Besuch<br />

angekündigt.“<br />

<br />

GalaMEN 49

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