Meine Nichte Julia - www.peter-nagy.de

Plötzlich prallt mein eingeschlafener Finger auf
den bislang nutzlosen Stoppknopf noch bevor ich
begreife, dass da etwas war. Bewusst habe ich nichts
wahrgenommen. Vielleicht ist es ja nur der Protest
meiner überforderten Muskulatur, die sich eine solche
Anspannung einfach nicht mehr bieten lassen wollte
und sich gegen die despoten Anordnungen meines
Gehirns aufbäumte.
Das Teleskop bewegt sich jetzt schneller, es muss
ja die Erdrotation ausgleichen um die Koordinaten
zu halten. Zwei zehntel Sekunden vielleicht bin ich
über die vermutliche Quelle hinausgeschossen. Das
sind drei Bogensekunden. Offenbar zu viel, um noch
im Empfangsbereich zu liegen. In winzigen Schritten
zwinge ich das Teleskop jetzt auf dem Weg zurück.
Noch einmal zwei Minuten höchster Anspannung.
Da ist es!
Das Teleskop sucht automatisch den Punkt höchster
Empfangsstärke, sobald es etwas erkennt, was
sich deutlich aus dem Hintergrundgeräusch des Alls
herauslöst. Ich sehe das Signal ganz deutlich auf dem
Monitor. Noch ist es ungefiltert, scheint keinerlei
Struktur zu haben. Die Computer werden eine Weile
benötigen, bis sie eine mögliche Zeitbasis erkennen
und sich mit dieser dann synchronisieren. Erst dann
können sie grafisch geordnet darstellen, was derzeit
noch ein chaotisches Wirrwarr aus wild durcheinander
springenden Linien ist. Bis dahin kann ich nachsehen,
wo die Quelle des Signals sein könnte.
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© Peter Nagy • Meine Nichte Julia • Leseprobe