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Fichte versus Sartre Alfred Dandyk Der Vergleich mit anderen ...

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<strong>Fichte</strong>:<br />

Ich komme nun zum eigentlichen Thema dieser Arbeit, zum Verhältnis von <strong>Fichte</strong> und <strong>Sartre</strong>,<br />

so wie dieses von Dorothea Wildenburg in ihrem Buch „Ist der Existentialismus ein<br />

Idealismus?“ dargestellt wird. Die obigen Beispiele zeigen, dass in vielen Fällen hinsichtlich<br />

des Verhältnisses von <strong>Sartre</strong> zu <strong>anderen</strong> Philosophen wilde Behauptungen aufgestellt<br />

werden, die sich bei genauer Betrachtung in Luft auflösen. Es handelt sich bei diesen<br />

Behauptungen oft um Beschuldigungen, insbesondere um Plagiatsvorwürfe, aber auch um<br />

Konstruktionen eines einseitigen Abhängigkeitsverhältnisses, welche die Originalität von<br />

<strong>Sartre</strong>s Philosophie in Frage stellen sollen. Es muss hier gesagt werden, dass ein solcher<br />

Vorwurf gegen Wildenburgs Buch nicht erhoben werden kann. Sie bezichtigt <strong>Sartre</strong> weder<br />

des Plagiates, noch behauptet sie ein gedankliches Abhängigkeitsverhältnis von <strong>Sartre</strong> zu<br />

<strong>Fichte</strong>. Insofern unterscheidet sich dieses Buch wohltuend von den oben genannten<br />

Abhandlungen. Andererseits darf nicht verschwiegen werden, dass es sich bei Wildenburgs<br />

Abhandlung um eine besonders subtile Form des Mißbrauches handelt, die darin besteht,<br />

durch „Verbesserung“ der Argumentationen <strong>Sartre</strong>s aus ihm ein Abbild oder einen<br />

Nachfolger <strong>Fichte</strong>s machen zu wollen.<br />

Die Grundthese Wildenburgs<br />

Wildenburgs Grundthese lautet, „daß sich wesentliche Argumentationsweisen und Resultate von<br />

<strong>Sartre</strong>s Selbstbewußtseinstheorie vor dem Hintergrund der <strong>Fichte</strong>schen Transzendentalphilosophie<br />

interpretieren und einsichtig machen lassen“. (Klappentext) Es muss dazu gesagt werden, dass sich<br />

Wildenburgs Projekt primär auf die „Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre“ von 1794/95<br />

einerseits und „Das Sein und das Nichts“ andererseits bezieht. Es geht also weniger um einen<br />

<strong>Vergleich</strong> von <strong>Fichte</strong> und <strong>Sartre</strong> insgesamt, sondern eher um eine Interpretation von „Das Sein und<br />

das Nichts“ vor dem Hintergrund der „Wissenschaftslehre“.<br />

Diese These Wildenburgs enthält einige Voraussetzungen, die hier zunächst analysiert und kritisiert<br />

werden sollen. Dabei sollen zunächst allgemeine Gründe für die Ansicht benannt werden, dass<br />

Wildenburgs Grundthese fehlgeleitet ist. Diese „allgemeinen Gründe“ lassen sich<br />

dahingehend zusammenfassen, dass „Das Sein und das Nichts“ meines Erachtens ein Buch<br />

ganz anderer ist als die Wissenschaftslehre <strong>Fichte</strong>s. In ihm wird ein andereres Thema unter<br />

<strong>anderen</strong> Voraussetzungen besprochen als das bei <strong>Fichte</strong> der Fall ist. Aus diesem Grunde<br />

erscheint es für mich abwegig, die „Wissenschaftslehre“ als Interpretationsmodell für „Das<br />

Sein und das Nichts zu benutzen. Darüber hinaus gehende Detailfragen werden in den<br />

späteren Kapiteln untersucht.<br />

Die „Wissenschaftslehre“ ist mindestens so unklar wie „Das Sein und das Nichts“<br />

Das Anliegen Wildenburgs ist nur verständlich, wenn man annimmt, dass <strong>Sartre</strong>s „Das Sein und das<br />

Nichts“ nicht aus sich heraus verstehbar sei. Zumindest behauptet Wildenburg, dass dieses Buch<br />

besser zu interpretieren sei, wenn man es vor dem Hintergrund der Philosophie <strong>Fichte</strong>s liest. Diese<br />

Aussage ist wiederum nur sinnvoll, wenn man annimmt, <strong>Fichte</strong>s Überlegungen seien deutlich<br />

einfacher zu verstehen als diejenigen <strong>Sartre</strong>s. Es ist für mich zweifelhaft, dass diese Voraussetzungen<br />

wirklich erfüllt sind. Denn es ist ja bekannt, dass <strong>Fichte</strong>s „Wissenschaftslehre“ schwierig zu verstehen<br />

ist und wegen der vielen und häufigen „Missverständnisse“ von <strong>Fichte</strong> immer wieder überarbeitet<br />

werden musste.

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