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Fichte versus Sartre Alfred Dandyk Der Vergleich mit anderen ...

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Das Selbstbewusstsein in „Das Sein und das Nichts“<br />

„Das Sein und das Nichts“ ist mehr als eine Theorie des Selbstbewusstseins<br />

Wildenburg geht wie selbstverständlich davon aus, dass <strong>Sartre</strong>s Philosophie eine Theorie des<br />

„Selbstbewusstseins“ sei. Sie schreibt zum Beispiel:<br />

„Die Konstitution des Selbstbewußtseins in <strong>Sartre</strong>s Theorie konnte in ihren wesentlichen<br />

Grundelementen und Argumentationen als transzendentale Genese des Selbstbewußtsein<br />

aufgewiesen und verständlich gemacht werden. An-sich, Nichtung und Für-sich stellen die drei<br />

unauflösbar zusammengehörigen Grundprinzipien - und da<strong>mit</strong> die Grundlage - des<br />

Selbstbewußtseins dar, das Fundament, auf dem die weiteren Analysen <strong>Sartre</strong>s aufgebaut sind. Alle<br />

sich nun anschließende Ausführungen in Das Sein und das Nichts sind Ausarbeitungen oder<br />

Weiterentwicklungen dieser fundamentalen Struktur.“<br />

(Wildenburg, Ist der Existentialismus ein Idealismus?“, Seite 123)<br />

Diese Aussage ist zum Teil richtig, zum Teil fragwürdig und zum Teil falsch. Es ist also schwierig, sie zu<br />

analysieren. Problematisch ist vor allem, dass diese Aussage etwas suggeriert, ohne es klar<br />

auszusprechen, nämlich die Behauptung, es handele sich bei „Das Sein und das Nichts“ um eine<br />

Theorie des Selbstbewusstseins. In der Darstellung Wildenburgs entwickelt <strong>Sartre</strong> dort sein Konzept<br />

des Selbstbewusstseins und macht dieses Konzept zur Grundlage des gesamten Werkes. Demnach<br />

wäre das Selbstbewusstsein also Grundlage und Hauptgegenstand der Analysen in „Das Sein und das<br />

Nichts“. Alle <strong>anderen</strong> Überlegungen wären dann nur „Ausarbeitungen oder Weiterentwicklungen“<br />

dieses Konzeptes. Von dieser Überzeugung ausgehend und in Kombination <strong>mit</strong> der Vorstellung von<br />

<strong>Sartre</strong> als einem Transzendental-Philosophen im Sinne <strong>Fichte</strong>s ist der Weg nicht weit bis zu der<br />

Behauptung, der Existentialismus <strong>Sartre</strong>s sei ein Idealismus. Das Gegenargument lautet, dass die von<br />

Wildenburg gemachten Voraussetzungen nicht zutreffen.<br />

Das Selbstbewusstsein ist für <strong>Sartre</strong> nur eine Abstraktion<br />

Zunächst einmal sprechen <strong>Sartre</strong>s eigene Aussagen gegen Wildenburgs Konstruktionen. Denn für<br />

<strong>Sartre</strong> ist das Bewusstsein - und da<strong>mit</strong> auch das Selbstbewusstsein - nur eine Abstraktion und kann<br />

allein aus diesem Grunde nicht die alleinige Grundlage der menschlichen Realität bilden. Hier ist der<br />

entsprechende Text <strong>Sartre</strong>s:<br />

„Das Konkrete dagegen ist eine Totalität, die durch sich allein existieren kann...Unter diesem<br />

Gesichtspunkt ist das Bewusstsein etwas Abstraktes, denn es enthält in sich selbst einen<br />

ontologischen Ursprung in Richtung auf das An-sich, und andererseits ist das Phänomen auch etwas<br />

Abstraktes, da es dem Bewusstsein „erscheinen“ muss. Das Konkrete kann nur die synthetische<br />

Totalität sein, von der das Bewusstsein wie auch das Phänomen lediglich Momente bilden. Das<br />

Konkrete ist der Mensch in der Welt <strong>mit</strong> jener spezifischen Vereinigung des Menschen <strong>mit</strong> der Welt,<br />

die zum Beispiel Heidegger „In-der-Welt-sein“ nennt.“<br />

(<strong>Sartre</strong>, Das Sein und das Nichts, Rowohlt, 2009, Seite 50)<br />

Das „In-der-Welt-sein“ Heideggers ist für <strong>Sartre</strong> das Konkrete<br />

<strong>Sartre</strong>s Anliegen ist also, vom Konkreten auszugehen und dieses Konkrete ist für ihn Heideggers „Inder-Welt-sein“.<br />

Wenn man <strong>Sartre</strong> verstehen will, muss man bei Heideggers Begriff des „In-der-Weltseins“<br />

beginnen und nachvollziehen, inwiefern <strong>Sartre</strong> diesen Begriff von Heidegger übernimmt und

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