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Ostern 2009 - der Stadtpfarre St. Ruprecht / Völkermarkt

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2<br />

Pfarrer Josef Damej<br />

<strong>Ostern</strong> – das Leben bahnt<br />

sich seinen Weg<br />

Ein junger Priester berichtet über folgendes<br />

Ereignis: »Ich glaube ... an Jesus Christus,<br />

... auferstanden von den Toten ...« - dieser<br />

nüchterne und gewohnte Satz hat mich<br />

kürzlich neu angesprungen: Ich war mit einem<br />

Freund auf einem Friedhof unterwegs<br />

zum Grab eines lieben Verstorbenen, ins<br />

Gespräch vertieft, als im Vorbeigehen ein<br />

Grabstein unwillkürlich meine Aufmerksamkeit<br />

auf sich zog: Die schwere, granitene<br />

Grabplatte war von oben bis unten aufgebrochen,<br />

<strong>der</strong> Grabstein also zweigeteilt<br />

und in dem Riss quoll Erde und Efeu ... Was<br />

war da wohl passiert, dachte ich erschrocken<br />

in <strong>der</strong> ersten Reaktion. Bei näherem<br />

Hinsehen wurde mir dann rasch klar, dass<br />

dieser Grabstein genau so beabsichtigt war:<br />

<strong>der</strong> Bruch in <strong>der</strong> ganzen Länge, das Grün<br />

dazwischen. Da hat jemand ganz ernst<br />

nachgedacht und ist zum Entschluss gekommen:<br />

<strong>der</strong> Grabstein ist kein Schluss-<br />

<strong>St</strong>ein, er bedeutet eben nicht Schluss und<br />

Punkt. - Mich hat gewissermaßen hinterrücks<br />

das Zeugnis eines tiefen Glaubens<br />

angesprochen: Hier wird die Sprengkraft<br />

des Lebens ganz deutlich gezeigt, besser<br />

geht das nicht. Ich bin dankbar für dieses<br />

überraschende Gepacktwerden, denn ich<br />

befürchte, dass mir die Rede von <strong>der</strong> Auferstehung<br />

schon zu selbstverständlich geworden<br />

ist, so glatt, so schnell, so häufig sie in<br />

Gottesdienst und Gebet erwähnt wird.<br />

So weit das Erlebnis des jungen Priesters.<br />

Gar nicht selbstverständlich aber stellt uns<br />

unser Osterevangelium die Szene am Grab<br />

vor Augen: Die Frauen, die sich dem Grab<br />

näherten, um dem toten Jesus einen Dienst<br />

zu tun, erschraken zutiefst bei <strong>der</strong> Botschaft<br />

des jungen Mannes am Grab: »Er ist auferstanden,<br />

er ist nicht hier ...«. Keineswegs<br />

sind sie in Anbetung und Jubel verfallen. Es<br />

hat ihnen die <strong>St</strong>imme verschlagen. Denn<br />

war <strong>der</strong> Tod auch schrecklich, er war eine<br />

Tatsache. Und dann am Grab die Erfahrung:<br />

<strong>der</strong> Tod ist aus den Fugen! Todsicher<br />

gilt nicht mehr! Die Grabesstille, die Friedhofsruhe<br />

ist gebrochen - die Erschütterung<br />

durch das Ungeheuerliche war komplett!<br />

Das Markusevangelium endet mit <strong>der</strong> entsetzten<br />

und erschrockenen Flucht <strong>der</strong> Frauen.<br />

»Sie sagten niemand etwas, denn sie<br />

fürchteten sich sehr.« Der Evangelist hat<br />

dieses Ende seines Evangeliums nicht abgeschwächt;<br />

er hat die Bewegung, die entstanden<br />

ist, für sich sprechen lassen. Tatsächlich<br />

sind die Frauen eben nicht stumm<br />

geblieben, die Botschaft von Jesu Auferstehung<br />

müssen sie den an<strong>der</strong>en Jüngern mitreißend<br />

erzählt haben, schließlich sind sie<br />

nach Galiläa aufgebrochen - dorthin, wo sie<br />

Jesus finden würden, wie ihnen angekündigt<br />

war. Denn nach Galiläa sind sie geschickt,<br />

wo ihr Zuhause ist, ihre Familien, ihre Arbeit,<br />

ihr Alltag. Dort, wo sie mit Jesus gelebt<br />

haben - und wo ihnen erst richtig aufgehen<br />

wird, worum es Jesus gegangen ist: dass<br />

um Gottes Willen sich überall sein gutes Leben<br />

durchsetzt; dass Menschen Heilung erleben,<br />

befreit werden von allem, was sie<br />

nie<strong>der</strong>drückt, Augen und Hände bekommen<br />

füreinan<strong>der</strong>. In Galiläa geht die Geschichte<br />

mit Jesus noch einmal an; das Leben Jesu<br />

wird jetzt, aus dem österlichen Blick heraus,<br />

verstanden.<br />

Heute sind wir es, die in unser Galiläa, in<br />

unseren Alltag geschickt werden, um mit<br />

neuen Augen, mit Oster-Augen, die Bil<strong>der</strong><br />

und Geschichten unseres Lebens neu sehen<br />

zu lernen: die Sonne, die nach finsterer<br />

Nacht und undurchsichtigem Nebel strahlend<br />

hervorbricht, die keimenden Blüten an<br />

scheinbar dürren Zweigen, die überraschende<br />

Wendung in einer verfahrenen Situation,<br />

einen Schwerkranken, in dessen Nähe wir<br />

eine Ahnung vom wirklich Wichtigen im Leben<br />

bekommen. Solche Erfahrungen kön-

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