Thomas T.: «Endlich kann ich selbstständig wohnen ... - Fragile Suisse
Thomas T.: «Endlich kann ich selbstständig wohnen ... - Fragile Suisse
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Magazin von FRAGILE <strong>Suisse</strong><br />
Journal de FRAGILE <strong>Suisse</strong><br />
01 | März / mars 2013<br />
Schweizerische Vereinigung<br />
für Menschen mit Hirnverletzung<br />
und ihre Angehörigen<br />
Association suisse pour<br />
les personnes cérébro-lésées<br />
et leurs proches<br />
<strong>Thomas</strong> T.: <strong>«Endl<strong>ich</strong></strong> <strong>kann</strong> <strong>ich</strong><br />
<strong>selbstständig</strong> <strong>wohnen</strong>» Seite 4<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong>: Neue Website mit einem Forum Seite 7<br />
<strong>Thomas</strong> T. : Le travail pour<br />
objectif page 16<br />
Nouveau chez FRAGILE <strong>Suisse</strong> : site web et forum en ligne page 23
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
Den Austausch unter Betroffenen, Angehörigen und Fachleuten ermögl<strong>ich</strong>en und<br />
aktuell, offen und genau über das Thema Hirnverletzung informieren – das sind für<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong> w<strong>ich</strong>tige Kernaufgaben. In der Öffentl<strong>ich</strong>keit engagieren wir uns dafür,<br />
die Menschen für die meist uns<strong>ich</strong>tbaren Behinderungen durch eine Hirnverletzung zu<br />
sensibilisieren. In Selbsthilfegruppen, Veranstaltungen, Freizeitangeboten und Kursen<br />
erhalten Betroffene und Angehörige durch FRAGILE <strong>Suisse</strong> und ihre Regionalen Vereinigungen<br />
die Gelegenheit, s<strong>ich</strong> auszutauschen.<br />
Anfang April setzt FRAGILE <strong>Suisse</strong> dazu einen neuen Akzent. Dann geht die neue<br />
Website www.fragile.ch online, mit der s<strong>ich</strong> Nutzerinnen und Nutzer einen Überblick<br />
über die Dienstleistungen von FRAGILE <strong>Suisse</strong> und das Thema verschaffen können. Mit<br />
dem neuen Web verknüpft ist ab April ein Forum. Mit diesem neuen Angebot wollen<br />
wir dem Bedürfnis vieler Betroffener nachkommen, s<strong>ich</strong> in einem geschützten Rahmen<br />
über aktuelle Fragen, Probleme und Projekte austauschen zu können. Wir freuen uns<br />
auf Ihren Besuch auf unserer neuen Website und im neuen Forum.<br />
Die politische Debatte um das Invalidenvers<strong>ich</strong>erungsgesetz (IV-Revision 6b) geht<br />
in diesen Tagen in die heisse Phase. FRAGILE <strong>Suisse</strong> kämpft gegen den Leistungsabbau<br />
in der IV, damit mehrere Tausend Menschen mit einer Hirnverletzung n<strong>ich</strong>t benachteiligt<br />
werden. Einen Etappensieg erre<strong>ich</strong>ten wir gemeinsam mit anderen Behindertenorganisationen<br />
im Dezember, als der Nationalrat die Kürzung der Kinderrenten und<br />
andere Sparmassnahmen ablehnte. Ob der Leistungsabbau tatsächl<strong>ich</strong> gestoppt wird,<br />
entscheidet nun das Bundesparlament. FRAGILE <strong>Suisse</strong> wird das Ergebnis genau prüfen<br />
und einen Leistungsabbau n<strong>ich</strong>t einfach hinnehmen. Nötigenfalls ergreifen wir zusammen<br />
mit dem Verein «Nein zum IV-Abbau» das Referendum.<br />
Marcel Odermatt, Geschäftsleiter<br />
von FRAGILE <strong>Suisse</strong><br />
Herzl<strong>ich</strong>, Marcel Odermatt<br />
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Titelbild Couverture Foto: Reto Schlatter<br />
Herausgeberin Éditrice<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong>, CH-8006 Zür<strong>ich</strong><br />
Redaktion Rédaction<br />
Dominique Marty (Leitung), marty@fragile.ch /<br />
Carine Fluckiger (responsable Romandie)<br />
Übersetzungen Traductions Textrans,<br />
Béatrice Liardon<br />
Gestaltung Graphisme<br />
Frau Schmid, Visuelle Gestaltung, Zür<strong>ich</strong><br />
Auflage Tirage 45400<br />
Druck Impression Prowema GmbH, 8330 Pfäffikon<br />
John Büsser, prowema@bluewin.ch<br />
Abonnement Abonnement<br />
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Tel. 043 444 51 07, Fax 043 444 51 01<br />
info@fachmedien.ch<br />
© 2013, FRAGILE <strong>Suisse</strong><br />
Schweizerische Vereinigung<br />
für hirnverletzte Menschen /<br />
Association suisse pour<br />
les personnes cérébro-lésées<br />
Beckenhofstrasse 70, CH-8006 Zür<strong>ich</strong><br />
Tel. 044 360 30 60, Fax 044 360 30 66<br />
www.fragile.ch, mail@fragile.ch<br />
Spendenkonto FRAGILE <strong>Suisse</strong> PC 80-10132-0<br />
ISSN 1660-7813
Foto: Dagmar Weber<br />
Inhalt<br />
Editorial 2<br />
Testimonial: Peter Bucher 3<br />
Porträt: «Viele glaubten n<strong>ich</strong>t, dass <strong>ich</strong><br />
<strong>selbstständig</strong> leben <strong>kann</strong>» 4<br />
Neue Website und Forum 7<br />
Glücksmützen 7<br />
Zur Therapie ins Blumenbeet 8<br />
Kurz und Hirn 9<br />
Helpline: Sagen oder n<strong>ich</strong>t sagen? 10<br />
«S<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t von der Angst lähmen<br />
lassen» 12<br />
Académie 13<br />
Ergotherapie in den eigenen vier<br />
Wänden 14<br />
«<br />
Peter Bucher ist Neuropsychologe und Mitautor der Informationsschrift «Die uns<strong>ich</strong>tbare<br />
Behinderung» von FRAGILE <strong>Suisse</strong>. Er leitete fast 30 Jahre die Abteilung Neuropsychologie in der<br />
Neurorehabilitation des Luzerner Kantonsspitals. Auf Ende März 2013 geht er in Pension.<br />
Zu Beginn meiner Berufslaufbahn als<br />
Neuropsychologe war <strong>ich</strong> häufig frustriert,<br />
wenn ein Mensch mit einer Hirnverletzung<br />
scheinbar keine Fortschritte mehr machte.<br />
Die S<strong>ich</strong>t auf Betroffene r<strong>ich</strong>tete s<strong>ich</strong><br />
damals, vor 35 Jahren, vor allem auf die<br />
Defizite: Was <strong>kann</strong> der Betroffene n<strong>ich</strong>t<br />
mehr? Was muss er noch alles trainieren?<br />
Alltagsfremde Übungen standen im<br />
Vordergrund. Ich setzte m<strong>ich</strong> und die Betroffenen<br />
damit unter Druck. Irgendwann<br />
aber wechselte <strong>ich</strong> den Blickwinkel und<br />
begann, vermehrt auf die Ressourcen der<br />
Betroffenen zu schauen: Welche Fähigkeiten<br />
sind da? Wie gut können Menschen<br />
mit Hirnverletzungen ihren Alltag trotz<br />
Beeinträchtigungen meistern? Wie lassen<br />
s<strong>ich</strong> neue Strategien entwickeln? Das sind<br />
für m<strong>ich</strong> die zentralen Fragen. Eine solche<br />
konstruktive S<strong>ich</strong>tweise unterstützt den<br />
Betroffenen und seine Angehörigen bei<br />
der Rückkehr in einen <strong>selbstständig</strong>en<br />
Alltag.<br />
Um diesen langwierigen Prozess zu bewältigen,<br />
müssen Betroffene und Angehörige<br />
gut über eine Hirnverletzung und ihre<br />
Folgen informiert sein. Sie müssen wissen,<br />
wie das veränderte Verhalten einzuordnen<br />
ist und dass sie diesen Prozess n<strong>ich</strong>t<br />
beliebig beschleunigen können, weil die<br />
Reorganisation der Netzwerke im Gehirn<br />
ihre Zeit braucht. FRAGILE <strong>Suisse</strong> zeigt diese<br />
S<strong>ich</strong>tweise, indem sie die Betroffenen<br />
und ihre Angehörigen wertvoll unterstützt,<br />
sei es beispielsweise mit der Schaffung<br />
von Austauschmögl<strong>ich</strong>keiten, Beratung,<br />
Kursen und Öffentl<strong>ich</strong>keitsarbeit.<br />
Praktisch seit der Gründung der Organisation<br />
engagiere <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> für FRAGILE<br />
<strong>Suisse</strong>. Ich unterstützte den ersten Mittagstreffpunkt<br />
in der Tagesklinik am<br />
Luzerner Kantonsspital, der noch heute<br />
institutionalisiert ist. Im Kurs «Leben<br />
mit einer Hirnverletzung» der Académie<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong> wirkte <strong>ich</strong> jahrelang als<br />
Kursleiter. Dabei überzeugte m<strong>ich</strong> von<br />
Beginn weg das Konzept, dass im Kurs<br />
Koreferenten, also Betroffene, sehr aktiv<br />
in die Kurse einbezogen werden und sie<br />
von ihren konkreten Erfahrungen mit ihrer<br />
Hirnverletzung ber<strong>ich</strong>ten und diese für<br />
die Teilnehmenden fassbar machen. Dass<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong> die Öffentl<strong>ich</strong>keit für die<br />
meist uns<strong>ich</strong>tbaren Behinderungen durch<br />
eine Hirnverletzung sensibilisiert und für<br />
die Betroffenen eine starke Lobby bildet<br />
und ihnen eine Stimme gibt, ist für m<strong>ich</strong><br />
die w<strong>ich</strong>tigste Motivation, m<strong>ich</strong> für die<br />
Organisation zu engagieren.<br />
»<br />
Mit herzl<strong>ich</strong>en Grüssen<br />
Peter Bucher<br />
Sommaire<br />
Éditorial 15<br />
Portrait : « On ne pensait pas<br />
que je pouvais être autonome » 16<br />
Helpline : Dire ou ne pas dire ? 18<br />
Hortithérapie : une approche<br />
originale en réhabilitation 20<br />
Cerveau en bref 21<br />
Il n’est jamais trop tôt<br />
pour rééduquer le patient 22<br />
Nouveaux site web et forum<br />
de FRAGILE <strong>Suisse</strong> 23<br />
Das Magazin von FRAGILE <strong>Suisse</strong> erscheint<br />
viermal jährl<strong>ich</strong>. Redaktionsschluss für die<br />
nächste Ausgabe: März 2013<br />
Le journal de FRAGILE <strong>Suisse</strong> paraît quatre<br />
fois par an. Délai pour la remise des prochaines<br />
contributions rédactionnelles : mars 2013
<strong>Thomas</strong> T. hat einen geschützten Arbeitsplatz als Lagerist und fährt tägl<strong>ich</strong> mit den öffentl<strong>ich</strong>en Verkehrsmitteln zur Arbeit.<br />
«Viele glaubten n<strong>ich</strong>t, dass <strong>ich</strong><br />
<strong>selbstständig</strong> leben <strong>kann</strong>»<br />
Text: Dominique Marty, Fotos: Reto Schlatter<br />
Der 36-jährige <strong>Thomas</strong> T. aus Uster leidet unter der Erbkrankheit Fibromatose. 16 Mal<br />
wurde er operiert – einmal auch am Gehirn. Durch seinen Einsatz und dank FRAGILE<br />
<strong>Suisse</strong> hat er seine Selbstständigkeit zurückgewonnen.<br />
«Mit zwei Jahren wurde <strong>ich</strong> das erste Mal<br />
operiert», sagt <strong>Thomas</strong> T. Er sitzt am Esstisch<br />
in seiner Zwei-Zimmer-Wohnung in<br />
Uster und erzählt ohne Schnörkel von seinem<br />
Leben. Seit seiner Geburt leidet der<br />
36-Jährige unter Fibromatose NF 1, auch<br />
be<strong>kann</strong>t unter dem Namen Recklinghausen-Syndrom.<br />
«Diese Erbkrankheit wird<br />
durch einen Gendefekt entweder auf dem<br />
Gen 17 oder 21 verursacht, je nach Typus.»<br />
Entlang der Nervenbahnen bilden s<strong>ich</strong><br />
immer wieder Fibrome, kleine, meist gutartige<br />
Tumore. «Alle fünf bis sechs Jahre<br />
werde <strong>ich</strong> generalüberholt», meint er<br />
schelmisch, «dann werden die grössten<br />
Tumore aus meinem Körper entfernt.» Bis<br />
jetzt lag er schon 16 Mal auf dem OP-Tisch.<br />
Als <strong>Thomas</strong> T. 19 Jahre alt ist, entdecken<br />
die Ärzte einen Tumor in seinem<br />
Kopf, vermutl<strong>ich</strong> ausgelöst durch die Fibromatose.<br />
Jahrelang hat er unter stärker<br />
werdenden Kopfschmerzen gelitten,<br />
doch ernst genommen hat das niemand.<br />
«Auf einen Gehirntumor wurde <strong>ich</strong> lange<br />
n<strong>ich</strong>t untersucht. Erst später habe <strong>ich</strong> erfahren,<br />
dass dieser mehrere Jahre in meinem<br />
Kopf gewachsen ist.» Damals hat er<br />
nach einem Jahr im Welschland soeben<br />
mit der Handelsschule begonnen, die er<br />
nun wegen des Tumors unterbrechen<br />
muss. Als «Routinier» in Sachen Operationen<br />
verspürt <strong>Thomas</strong> T. das erste Mal<br />
Angst vor dem Eingriff an seinem Gehirn.<br />
«Zum Glück aber ist alles gut gegangen.»<br />
Lehre als Landschaftsgärtner<br />
Nach der Operation <strong>kann</strong> <strong>Thomas</strong> T. dennoch<br />
n<strong>ich</strong>t mehr dort anknüpfen, wo er<br />
vorher stand. «Ich litt unter starken Kopfschmerzen,<br />
hatte auch Gedächtnisprobleme<br />
und Schwierigkeiten mit der Motorik.»<br />
Auch sein soziales Umfeld verändert s<strong>ich</strong>.<br />
«Plötzl<strong>ich</strong> zeigte s<strong>ich</strong>, wer wirkl<strong>ich</strong> meine<br />
Freunde sind und wer n<strong>ich</strong>t – doch es ist<br />
ja n<strong>ich</strong>t das Schlechteste, das zu erfahren»,<br />
fügt er an.<br />
Die Invalidenvers<strong>ich</strong>erung (IV) will<br />
<strong>Thomas</strong> T., der den Handelsschulabschluss<br />
nachholt, eine Rente sprechen. Er aber will<br />
arbeiten und kämpft um eine Berufsabklärung.<br />
«Eigentl<strong>ich</strong> wollte <strong>ich</strong> Informatiker<br />
lernen, doch das ging wegen der Hirnverletzung<br />
n<strong>ich</strong>t mehr.» Er schnuppert als<br />
Forstwart, Lastwagen-Mechaniker, Typograf,<br />
Grafiker, Hochbauze<strong>ich</strong>ner, bis ihn die<br />
IV drei Jahre nach der Tumoroperation berufl<strong>ich</strong><br />
abklärt und ihn mit 24 Jahren in eine<br />
Anlehre zum Landschaftsgärtner schickt.<br />
«Einen geschützten Arbeitsplatz wollte <strong>ich</strong><br />
danach aber n<strong>ich</strong>t, darum habe <strong>ich</strong> später<br />
noch die Volllehre im freien Arbeitsmarkt<br />
gemacht und mit 29 abgeschlossen.»<br />
Die Einkaufsliste führt er im Computer<br />
Immer wieder ist <strong>Thomas</strong> arbeitslos. Doch<br />
unermüdl<strong>ich</strong> setzt er s<strong>ich</strong> an seinen Computer,<br />
verfasst Bewerbungen und stellt<br />
Zeugnisse und Lebenslauf zusammen.<br />
4<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong> 01 | 2013
Schliessl<strong>ich</strong> findet er einen geschützten<br />
Arbeitsplatz in einer Biogärtnerei in<br />
Nänikon, im Zürcher Oberland.<br />
Er wohnt bei seinen Eltern in Wettingen,<br />
nun aber will er <strong>selbstständig</strong> leben. Mit<br />
Hilfe der Wohnbegleiterin von FRAGILE<br />
<strong>Suisse</strong> begibt er s<strong>ich</strong> auf Wohnungssuche<br />
und wird in Uster fündig. «Viele Freunde,<br />
Be<strong>kann</strong>te und sogar Verwandte glaubten<br />
n<strong>ich</strong>t, dass <strong>ich</strong> es schaffe, <strong>selbstständig</strong><br />
zu <strong>wohnen</strong> und zu leben», erinnert<br />
« Jeden Fünfliber<br />
stecke <strong>ich</strong> in mein<br />
Sparschwein.»<br />
er s<strong>ich</strong>. «Doch <strong>ich</strong> habe den Gegenbeweis<br />
angetreten.» Bis heute unterstützt<br />
ihn die Wohnbegleiterin von FRAGILE<br />
<strong>Suisse</strong> in administrativen Fragen, erstellt<br />
mit ihm ein Budget, ordnet Rechnungen<br />
und Dokumente und geht auch mal mit<br />
zu einem Einkauf. «Vieles habe <strong>ich</strong> mit<br />
Online-Banking automatisiert, und meine<br />
Einkaufsliste führe <strong>ich</strong> im Computer.»<br />
Susanne Fankhauser, die Wohnbegleiterin,<br />
lacht und sagt: «So organisiert wie mit<br />
<strong>Thomas</strong> T. gehe <strong>ich</strong> nie einkaufen.» Jede<br />
Ware, die er in den Wagen legt, hakt er<br />
auf seiner Liste ab und hat den Endbetrag<br />
im Kopf schon zusammengerechnet, bevor<br />
die Kassiererin die Lebensmittel über<br />
den Scanner zieht.<br />
Fünfliber-Schwein für Wünsche<br />
<strong>Thomas</strong> T. lebt von seinem Lohn und bekommt<br />
zudem eine IV-Rente und Ergänzungsleistungen.<br />
«Mein Budget halte <strong>ich</strong><br />
genau ein, und jeden Fünfliber in meinem<br />
Portemonnaie stecke <strong>ich</strong> in mein<br />
Sparschwein.» So hat er s<strong>ich</strong> schon einen<br />
Computer zusammengespart – sein<br />
ganzer Stolz und sein w<strong>ich</strong>tigstes Hobby.<br />
«Nun füttere <strong>ich</strong> mein Schwein wieder.<br />
Mein nächstes Ziel ist eine Reise nach<br />
Australien, doch das dauert noch, bis <strong>ich</strong><br />
das bezahlen <strong>kann</strong>.» Bis es so weit ist,<br />
nimmt er an Wanderungen des Schweizerischen<br />
Alpenclubs (SAC) teil, wenn er<br />
Uster mal den Rücken kehren will. Dem<br />
Verein hat er s<strong>ich</strong> angeschlossen, um Kontakte<br />
zu N<strong>ich</strong>t-Behinderten zu knüpfen.<br />
«Ich will n<strong>ich</strong>t nur mit anderen Betroffenen<br />
zusammen sein.»<br />
Jeden zweiten Tag ist er auch im Fitnesscenter<br />
anzutreffen, wo er an Ausdauer und<br />
Kraft trainiert. Fast noch lieber aber beschäftigt<br />
er s<strong>ich</strong> mit seinen Rennautos,<br />
Töffs, Kehrfahrzeugen und Baggern von<br />
Lego Technic, verrät er dann und greift<br />
hinter s<strong>ich</strong> zu einer Plastikkiste, in der<br />
seine Kunststoff-Schätze stecken. «Die<br />
schenkt mir meistens meine Schwester,<br />
und obwohl <strong>ich</strong> feinmotorisch n<strong>ich</strong>t so<br />
geschickt bin, diese Spielzeuge baue <strong>ich</strong><br />
in null Komma n<strong>ich</strong>ts zusammen.»<br />
Freier Arbeitsmarkt als Ziel<br />
Vier Jahre lang ist <strong>Thomas</strong> T. in der Biogärtnerei<br />
beschäftigt, dann muss er erneut<br />
auf Stellensuche. Eine Pollenallergie,<br />
die s<strong>ich</strong> bereits während der Anlehre<br />
gezeigt hat, zwingt ihn, die Branche zu<br />
wechseln. Seit 2009 arbeitet er nun halbtags<br />
bei der Stiftung Drahtzug an einem<br />
geschützten Arbeitsplatz, zuerst in der<br />
Werkstatt und heute im Lager. «Ich arbeite<br />
genau und bin pünktl<strong>ich</strong>, da stört<br />
es m<strong>ich</strong>, wenn andere schlecht arbeiten»,<br />
sagt der 36-Jährige und fügt an: «An einem<br />
geschützten Arbeitsplatz lässt man<br />
den Leuten manchmal zu viel durchgehen.<br />
Darum würde <strong>ich</strong> irgendwann gerne<br />
wieder im freien Arbeitsmarkt arbeiten,<br />
wo andere Regeln gelten und man<br />
auch besser bezahlt wird.» Damit, ergänzt<br />
er, würde er s<strong>ich</strong> auch seinen grössten Zukunftswunsch<br />
erfüllen: «Ich möchte eine<br />
Arbeit machen, mit der <strong>ich</strong> mir auch mal<br />
etwas leisten <strong>kann</strong>.»<br />
Grosses Hobby: Modelle aus Lego Technic baut<br />
<strong>Thomas</strong> T. in Windeseile zusammen.<br />
Die Wohnbegleiterin von FRAGILE <strong>Suisse</strong><br />
unterstützt <strong>Thomas</strong> T. bei administrativen<br />
Aufgaben.<br />
Begleitetes Wohnen<br />
Mit dem Begleiteten Wohnen schliesst FRAGILE <strong>Suisse</strong> eine Lücke zwischen ambulanter<br />
und stationärer Betreuung für Menschen mit Hirnverletzung, die alleine in einer<br />
eigenen Wohnung leben wollen. Eine Fachperson begleitet eine betroffene Person<br />
während einer begrenzten Zeit im Alltag. Die Wohnbegleiterinnen sind Fachleute<br />
aus den Bere<strong>ich</strong>en Sozialarbeit, Sozialpädagogik oder Neurorehabilitation, die für ihre<br />
Aufgaben im Umgang mit Betroffenen speziell ausgebildet werden. Dies hilft Betroffenen,<br />
ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.<br />
www.fragile.ch<br />
imhof@fragile.ch<br />
Mit genauen Listen organisiert s<strong>ich</strong> <strong>Thomas</strong> T.<br />
<strong>selbstständig</strong> seinen Alltag.<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong> 01 | 2013 5
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und zusätzl<strong>ich</strong> abgedeckt; Cool-System RV-/Klettöffnung in Achselhöhle;<br />
verstell- und abnehmbare, im Kragen einrollbare, helmtaugl<strong>ich</strong>e Kapuze<br />
mit Schirm; einhandbedienbarer, klettverstellbarer Ärmelabschluss;<br />
elastische Saum-/Taillenkordel; inkl. 2 herausnehmbarer Polar<br />
Innenfleece-Jacken (mittel-/hochisolierend: 300/400g/L, div. RV-Aussen-/Innen-Taschen);<br />
Material: 2-lagige, atmungsaktive, 100% wind-/<br />
wasserd<strong>ich</strong>te HIMATEX-Membrane; Nähte wasserfest verschweisst;<br />
Wassersäule: 20‘000 mm, Atmungsaktivität: 6‘000 mvt (g/m 2 /24h);<br />
Special Winter-/Ski-Package: herauszipbarer, elastischer<br />
Hüft-Schneefang für Aussen-/Fleecejacke; Tickettasche auf Ärmel;<br />
herausklappbare, transparente Skiabotasche; im Kragen<br />
verstaubare Helm-/Kopfmaske; 1 Sturm-/Ges<strong>ich</strong>tsmaske;<br />
HIMALAYA OUTDOOR ® by Omlin.<br />
100% Made in Nepal.<br />
11 Farben: 1. gelb, 2. orange, 3. rot, 4. skyblue,<br />
5. iceblue, 6. blau, 7. springgreen, 8. olive, 9. grau, 10. schwarz.<br />
9 Grössen: 2XS, XS, S, M, L, XL, 2XL, 3XL, 4XL<br />
1<br />
2<br />
3<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7 8<br />
Fitness-/Outdoor Uhr + Körperfitness/Analysewaage<br />
+ GPS Pod OMLIN TRAININGSSYSTEM X1<br />
ohne GPS –<br />
inkl. GPS –<br />
statt* 898.– 398.– statt* 698.– 298.–<br />
Erstes vollwertiges, professionelles 2,4 gHz Trainingssystem bestehend aus 2 in 1 Fitness-/<br />
Outdoor-Uhr X1 mit „Swiss made Sensor“+ Körperfitness-Analysewaage: 20 Outdoor-/<br />
Wetterfunktionen (Digitaler Kompaß, Höhenmesser, Barometer, Thermometer, etc.); 13 Sport-/<br />
Fitnessfunktionen (2.4 gHz codierter Herzfrequenz Brustgurt, Logbuch, Schrittzähler, Kalorien,<br />
etc.); 9 Zeit-/Alarmfunktionen (Zeit, Datum, Alarm, Chrono, Count-Down, etc.); einfacher<br />
Batteriewechsel, spritzwassergeschützt, drahtloser Datendownload, Analysesoftware, USB Pod;<br />
5 Körperfitness-Analysefunktionen: Messung von Körpergew<strong>ich</strong>t bis 150 kg, Körperfett, Körperwasser,<br />
Knochenmasse, Muskelmasse, 4 Benutzerprofi le, Echtzeit-Datenübertragung;<br />
GPS/Pod-Funktion: GPS-basierte Streckenaufze<strong>ich</strong>nung, Geschwindigkeit, Distanz u.v.m.;<br />
Schnürsenkel-Clip, Armband, PC Download, USB Ladegerät (Schnellaufl adung).<br />
Bedienungsanleitung in d, e, f, i. 2 Jahre Garantie.<br />
4 Farben: weiss, gelb, blau, schwarz<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7 8<br />
9<br />
9<br />
10<br />
10<br />
Bestellungen: Telefon 0848 900 200, Fax 0848 900 222, www.careshop.ch<br />
Artikel / Grösse / Farbe Menge Preis Adresse Code: <strong>Fragile</strong> <strong>Suisse</strong> 03/13<br />
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Strasse<br />
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Besuchen Sie unsere «Careshop» Verkaufsgeschäfte:<br />
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Mo geschlossen • Dienstag-Freitag 10.00 - 18.00 Uhr • Samstag 10.00 - 16.00 Uhr<br />
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Mo geschlossen • Dienstag-Freitag 14.00 - 18.00 Uhr • Samstag 10.00 - 16.00 Uhr
Wir starten – vernetzen Sie s<strong>ich</strong>!<br />
Text: Verena Paris<br />
Glücksmützen<br />
für FRAGILE <strong>Suisse</strong><br />
Jodelkönigin Melanie Oesch unterstützt<br />
als Fotomodell das Glücksmützenprojekt<br />
für FRAGILE <strong>Suisse</strong> und FRAGILE Bern.<br />
Pünktl<strong>ich</strong> zum Frühlingsanfang erwacht auch die neue Website von FRAGILE <strong>Suisse</strong>:<br />
Informativ wie eh und je, aber noch menschenorientierter und kommunikativer.<br />
Nutzen Sie das Online-Beratungsangebot, tauschen Sie s<strong>ich</strong> schriftl<strong>ich</strong> unter Gle<strong>ich</strong>gesinnten<br />
aus, lernen Sie virtuell – mit einem Klick auf www.fragile.ch.<br />
Bei FRAGILE <strong>Suisse</strong> dreht s<strong>ich</strong> alles um<br />
Menschen – entweder um Menschen mit<br />
einer Hirnverletzung, um Angehörige oder<br />
um Spenderinnen und Spender, aber auch<br />
um Fachpersonen oder um Interessierte.<br />
Diese Menschl<strong>ich</strong>keit spiegelt s<strong>ich</strong> auf der<br />
neuen Website bereits auf der ersten Seite.<br />
Dort <strong>kann</strong> man entscheiden, ob man als<br />
Betroffene oder Angehöriger einsteigen<br />
will oder als Fachperson oder Spenderin.<br />
Die gesuchten Informationen sind somit<br />
einfacher und direkter zu finden, die Artikel<br />
und Beiträge sind entsprechend aufbereitet.<br />
Neues «Mitmach-Web»<br />
Dazugehören, s<strong>ich</strong> verstanden fühlen – das<br />
sind menschl<strong>ich</strong>e Grundbedürfnisse. Wir<br />
sind überzeugt, dass es in der Schweiz<br />
viele Menschen mit einer Hirnverletzung<br />
gibt, die s<strong>ich</strong> aus verschiedenen Gründen<br />
n<strong>ich</strong>t immer persönl<strong>ich</strong> treffen können<br />
oder wollen, s<strong>ich</strong> aber trotzdem freuen,<br />
wenn sie gewisse soziale Kontakte pflegen<br />
können. Dasselbe gilt für Angehörige,<br />
die auf der Suche nach Austausch und<br />
Antworten von Menschen in der gle<strong>ich</strong>en<br />
Situation sind. Aus diesem Grund sind wir<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong> 01 | 2013<br />
diesen Frühling neu mit unserem «Mitmach-Web»<br />
am Start.<br />
Mitmachen und s<strong>ich</strong> vernetzen<br />
Unter www.fragile.ch finden Sie ab April<br />
mit dem Forum eine weitere Mögl<strong>ich</strong>keit,<br />
s<strong>ich</strong> einzubringen. Das Forum soll ein virtueller<br />
Treffpunkt werden, wo man s<strong>ich</strong><br />
anmelden und in einem geschützten Rahmen<br />
mit anderen Betroffenen oder Angehörigen<br />
austauschen <strong>kann</strong>. Seinen Namen<br />
braucht man den anderen Forum-Besucherinnen<br />
und -Besuchern n<strong>ich</strong>t mitzuteilen,<br />
vielmehr melden s<strong>ich</strong> alle unter<br />
einem Benutzernamen an und bleiben<br />
damit anonym. Weiter bieten wir gelegentl<strong>ich</strong><br />
auch «Chat-Mögl<strong>ich</strong>keiten» mit<br />
Fachpersonen an, die Fragen beantworten.<br />
Wir laden Sie herzl<strong>ich</strong> ein, im FRAGILE-<br />
<strong>Suisse</strong>-Web mitzumachen. Bringen Sie<br />
s<strong>ich</strong> ein, stellen Sie Ihre Fragen, lernen Sie<br />
andere kennen. Denn es ist schon so, wie<br />
kürzl<strong>ich</strong> in der NZZ im Artikel «Wie Soziale<br />
Netzwerke funktionieren» zitiert wurde:<br />
soziale Netzwerke machen nur Spass,<br />
wenn sie wirkl<strong>ich</strong> sozial sind – wenn es<br />
also mögl<strong>ich</strong>st viele Nutzerinnen und<br />
Nutzer auf den Portalen gibt.<br />
«Inestäche, umeschlah, durezieh und<br />
abelah» – neu gibt es Strickmützen mit<br />
FRAGILE-<strong>Suisse</strong>-Motiven. Anita Haegeli<br />
und ihr Team vom Verlag Avesani Filfalt<br />
hat das «Glücksmützenprojekt» für<br />
FRAGILE Bern und FRAGILE <strong>Suisse</strong> realisiert<br />
und ein ganzes Strickheft mit Mustern<br />
und Strickvorschlägen herausgegeben.<br />
Alle Mützen sind in den FRAGILE-<strong>Suisse</strong>-<br />
Farben gehalten und teilweise mit dem<br />
Organisationslogo versehen. Die Muster<br />
sind erhältl<strong>ich</strong> im Magazin «Strickmützen<br />
und andere Strickhäppchen». Weiter engagierte<br />
s<strong>ich</strong> auch Jodelkönigin Melanie<br />
Oesch von Oesch’s die Dritten und stellte<br />
s<strong>ich</strong> als Fotomodell zur Verfügung. Den<br />
Hefterlös der Schweizer Ausgabe des Magazins<br />
spendet der Verlag FRAGILE Bern.<br />
Wir danken Anita Haegeli für dieses originelle<br />
Projekt.<br />
Das «Glücksmützen<br />
heft» ist<br />
erhältl<strong>ich</strong> bei:<br />
Verlag Avesani Filfalt<br />
Laubbergweg 52<br />
3053 Münchenbuchsee<br />
Telefon 031 869 53 35<br />
info@avesani.ch<br />
www.avesani.ch<br />
7
Gartenaktivitäten können die mentalen<br />
und körperl<strong>ich</strong>en Funktionen von Hirnschlagbetroffenen<br />
verbessern.<br />
Zur Therapie ins Blumenbeet<br />
Text: Silvan Heuberger, Fotos: Lehrbuch Gartentherapie, Verlag Hans Huber<br />
Rosen schneiden, Unkraut jäten und Pflanzen umtopfen – was Gartenfreunde im<br />
Frühling ins Freie zieht, ist in vielen Rehabilitationskliniken Therapieprogramm.<br />
Betroffene eines Hirnschlags können von einer Gartentherapie profitieren.<br />
Ein starker Duft nach Pfefferminze füllt<br />
das Gewächshaus der Rehabilitationsklinik.<br />
Umgeben von Blumentöpfen, Giess<strong>kann</strong>en<br />
und allerlei Pflanzen füllt Ulr<strong>ich</strong> Z.<br />
eine Topfplatte mit Erde. Mit langsamen,<br />
bedachten Bewegungen nimmt er eine<br />
Handvoll aus der Tüte, die ihm die Therapeutin<br />
hinhält, führt den Arm über das<br />
Kistchen und lässt das Substrat in die Platte<br />
rieseln. Für Ulr<strong>ich</strong> Z. ist diese Bewegung<br />
seit seinem Schlaganfall eine Herausforderung.<br />
Die Gartentherapie bietet ihm<br />
nun die Mögl<strong>ich</strong>keit, die Bewegungsfähigkeit<br />
seines rechten Armes zu trainieren.<br />
Säen, umtopfen, pflücken<br />
Betroffene eines Schlaganfalls besuchen<br />
meist eine Einzeltherapie, da sie oft unter<br />
vermindertem Aufmerksamkeitsvermögen<br />
leiden und die Gefahr der Ablenkung<br />
durch andere gross ist. Die Therapie findet<br />
im witterungsgeschützten Gewächshaus<br />
statt und <strong>kann</strong> deshalb zu jeder Jahreszeit<br />
durchgeführt werden. Der Aufbau<br />
der Sitzungen folgt dem Lebenszyklus der<br />
Pflanzen: In der ersten Sitzung sät der Patient<br />
Samen aus, später topft er die Pflanze<br />
um oder pikiert sie und erntet am Ende<br />
Früchte oder pflückt Blumen. Das Erfolgserlebnis<br />
steht dabei im Vordergrund. Die<br />
Betroffenen arbeiten mit verschiedenen<br />
Pflanzen, die je nach Jahreszeit variieren,<br />
zum Beispiel Kopfsalat im März, Tulpen im<br />
Mai oder Gänseblümchen im November.<br />
Einen Lebenssinn vermitteln<br />
Schlaganfallbetroffene trainieren in der<br />
Gartentherapie unterschiedl<strong>ich</strong>e mentale<br />
und körperl<strong>ich</strong>e Funktionen. So verbessern<br />
sie zum Beispiel ihr Aufmerksamkeits-<br />
und Erinnerungsvermögen<br />
und üben bei der Arbeit mit den Händen<br />
und Armen grob- und feinmotorische Bewegungsabläufe.<br />
Zudem regt der Kontakt<br />
mit Pflanzen Sinne wie Sehen, Schmecken,<br />
Riechen und Tasten an. Besonders<br />
älteren Betroffenen, die n<strong>ich</strong>t mehr berufstätig<br />
sind, <strong>kann</strong> Gartentherapie einen<br />
Lebenssinn vermitteln. Sie eignet s<strong>ich</strong> allerdings<br />
n<strong>ich</strong>t für alle Schlaganfallpatienten;<br />
Teilnehmende sollten für gut 30 bis<br />
60 Minuten belastbar sein und die Kommunikation<br />
mit den Therapeuten darf<br />
ihnen keine Probleme bereiten. Zudem<br />
sollte der Patient keine Pflanzenallergien<br />
haben.<br />
Nachgefragt<br />
Der Patient in der Rolle des Pflegers<br />
Renata Schneiter-Ulmann ist Dozentin<br />
für Biologie an der Zürcher Hochschule<br />
für Angewandte Wissenschaften. Gartenthera<br />
pie ist ihr Forschungsschwerpunkt.<br />
In einem dreijährigen Projekt hat sie an<br />
der RehaClinic Zurzach ein Gartentherapie-Programm<br />
für Schmerz- und Schlag -<br />
anfallpatienten entwickelt und getestet.<br />
Die Erkenntnisse daraus hat sie in einem<br />
Fach- und Lehrbuch veröffentl<strong>ich</strong>t.<br />
Was ist das Besondere an der Gartentherapie?<br />
Das therapeutische Medium Pflanze<br />
ist lebendig, verändert s<strong>ich</strong> ständig und<br />
ermögl<strong>ich</strong>t verschiedene Sinneserfahrungen.<br />
Zudem sind Gartenpflanzen auf<br />
Pflege angewiesen, ein Aspekt, der therapeutisch<br />
bedeutsam ist: Der Patient erfährt<br />
s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t als der Gepflegte, sondern<br />
als der Pflegende. Pflanzen sind zudem<br />
Teil w<strong>ich</strong>tiger Rituale wie Hochzeiten oder<br />
8
Geburtstage. Auf Grund der engen Beziehung<br />
zwischen Mensch und Pflanzen bilden<br />
sie einen fast unermessl<strong>ich</strong>en Fundus<br />
für therapeutische Aktivitäten, mit denen<br />
unterschiedl<strong>ich</strong>e Ziele verfolgt werden<br />
können.<br />
Ist die Gartentherapie auch für Patienten<br />
geeignet, die vor ihrem Schlaganfall wenig<br />
Freude an Gartenarbeit hatten?<br />
Für Menschen, die grundsätzl<strong>ich</strong> weder<br />
an Garten- noch an Zimmerpflanzen<br />
Freude haben oder sogar negative Erfahrungen<br />
und Gefühle damit verbinden, ist<br />
Gartentherapie n<strong>ich</strong>t empfehlenswert. Es<br />
ist w<strong>ich</strong>tig, dass der Patient die vereinbarten<br />
Ziele mitträgt.<br />
Schmerzpatienten besuchen die Gartentherapie<br />
in Gruppen, während Schlaganfallpatienten<br />
einzeln therapiert werden.<br />
Hätte das Arbeiten in der Gruppe n<strong>ich</strong>t<br />
dennoch Vorteile?<br />
Ich denke, dass die Frage nach der Einzel-<br />
oder Gruppentherapie je nach Situation<br />
beurteilt werden muss. So <strong>kann</strong> bei<br />
einer relativ homogenen Gruppe in einem<br />
fortgeschrittenen Stadium der Rehabilitation<br />
eine Gruppentherapie angezeigt sein.<br />
Tatsache ist hingegen, dass zumindest<br />
in einer frühen Phase der Rehabilitation<br />
Schlaganfallpatienten in abgeschirmter,<br />
ruhiger Atmosphäre einzeln therapiert<br />
werden sollten, um Reizüberflutungen<br />
vorzubeugen und um unnötige Vergle<strong>ich</strong>e<br />
auszuschliessen.<br />
Gartentherapie wird in Rehabilitationszentren<br />
angeboten. Können Betroffene<br />
auch für s<strong>ich</strong> zu Hause im Frühling ein<br />
Balkonkistchen pflegen und davon profitieren?<br />
Wir empfehlen nach der stationären<br />
Rehabilitation wieder regelmässige Aktivitäten<br />
mit Pflanzen, so zum Beispiel die<br />
Pflege eines Balkonkistchens. Die während<br />
der Rehabilitation eingeübten Handlungsabläufe<br />
und Verhaltensweisen ermögl<strong>ich</strong>en<br />
nachhaltig wieder geliebte<br />
Tätigkeiten, sorgen für Bewegung, Freude,<br />
Erfolgserlebnisse und bringen Rhythmus<br />
und Abwechslung in den Alltag.<br />
Weitere Infos<br />
Das «Lehrbuch Gartentherapie» (Verlag<br />
Hans Huber, Bern) beleuchtet das Thema<br />
aus der wissenschaftl<strong>ich</strong>en Perspektive.<br />
Darin werden Grundlagen erläutert und<br />
ein Einblick in die therapeutische Praxis<br />
vermittelt.<br />
www.gartentherapie.ch<br />
Kurz und Hirn<br />
Texte: Florinda Biasio<br />
Buch<br />
GastroGuide<br />
Feines Essen, aufmerksame Bedienung:<br />
Solche Orte empfiehlt man gerne weiter.<br />
Erst recht, wenn der Betrieb s<strong>ich</strong> sozial<br />
engagiert. Im GastroGuide, dem anderen<br />
Schweizer Restaurant- und Hotelführer,<br />
sind über 80 Gaststätten porträtiert, die<br />
Menschen mit Beeinträchtigung einen Arbeits-<br />
oder Ausbildungsplatz bieten. Ein<br />
Ausflug dahin lohnt s<strong>ich</strong>. Vielle<strong>ich</strong>t ist eines<br />
dieser Cafés, Bistros, Restaurants ganz<br />
in Ihrer Nähe?<br />
Ausleihe:<br />
biasio@fragile.ch,<br />
Tel. 044 360 30 60<br />
«GastroGuide» von INSOS<br />
Schweiz (2012). Menschen<br />
mit Beeinträchtigung<br />
zeigen ihr Können. Weber<br />
AG Verlag<br />
Therapie<br />
Therapie-Tiergarten<br />
Auf dem Rehab-Gelände in Basel, dem<br />
Zentrum für Menschen mit Querschnittlähmung<br />
und Hirnverletzung, entsteht ein<br />
europaweit einzigartiger Therapie-Tiergarten.<br />
Dank Spendengeldern werden<br />
nebst den bereits eingesetzten Pferden<br />
auch Hasen, Ziegen, Schafe, Esel, Hühner<br />
und Minipigs das Areal bevölkern. Die<br />
tiergestützte Therapie wird wissenschaftl<strong>ich</strong><br />
begleitet. Mit diesem Projekt unterstre<strong>ich</strong>t<br />
das Rehab Basel die Bedeutung<br />
der tiergestützten Therapie in der ganzheitl<strong>ich</strong>en<br />
Rehabilitation. Baustart: Anfang<br />
2013.<br />
www.rehab.ch<br />
Filme<br />
Zwischen Wunsch und Verpfl<strong>ich</strong>tung<br />
Dieser Film ist den pflegenden Angehörigen<br />
gewidmet. Sie sind es, die unterstützen,<br />
auf vieles verz<strong>ich</strong>ten, stark sein<br />
müssen – oft bis zur Überforderung. Wie<br />
gehen sie mit der anspruchsvollen Aufgabe<br />
um? Gelingt es ihnen, s<strong>ich</strong> trotz der<br />
Pfl<strong>ich</strong>ten und Einschränkungen Freiräume<br />
zu schaffen? Das eigene Wohlbefinden zu<br />
erhalten? Wer unterstützt sie dabei? Fünf<br />
Betroffene geben Einblick in ihren Alltag,<br />
sprechen über ihre Erfahrungen, ihre Gefühle<br />
und Gedanken. Ihre Ratschläge an<br />
andere Betroffene sind von besonderer<br />
Bedeutung.<br />
Bezug:<br />
www.ffg-video.ch<br />
Ausleihe:<br />
biasio@fragile.ch,<br />
Tel. 044 360 30 60<br />
«Zwischen Wunsch<br />
und Verpfl<strong>ich</strong>tung»<br />
von Familien- und<br />
Frauen gesundheit (2012).<br />
Angehörige begleiten<br />
und pflegen. DVD,<br />
CH-Deutsch, D, F, 45 Min.<br />
Will werden, wie <strong>ich</strong> war<br />
Anja ist zwölf Jahre alt, als eine Hirnblutung<br />
ihr Leben komplett verändert und<br />
bleibende Spuren hinterlässt: Halbseitenlähmung<br />
und Sprachverlust. Doch Anja<br />
kämpft, übt und trainiert. Mit der Unterstützung<br />
von Logopädie, Physio-, Ergound<br />
Reittherapie verbessern s<strong>ich</strong> ihre Fähigkeiten<br />
stetig. Nun ist sie 17, besucht<br />
zusammen mit einer Assistentin die Regelschule.<br />
Ihr gelingen wieder spontan<br />
ganze Sätze. Wie: «Ich will weitergehen,<br />
n<strong>ich</strong>t auf der Stelle stehen bleiben. Ich<br />
schaff das!» Mach weiter so, Anja!<br />
Bezug:<br />
info@aphasiker.de<br />
Ausleihe:<br />
biasio@fragile.ch,<br />
Tel. 044 360 30 60<br />
«Will werden, wie <strong>ich</strong> war»<br />
von M<strong>ich</strong>ael Bernstein<br />
(2010). Anjas Aphasie. DVD.<br />
Deutsch, 28 Min. abm e.V.<br />
9
Fotolia<br />
Die Rolle der Angehörigen<br />
Begleiten, aber n<strong>ich</strong>t als Kind behandeln,<br />
ermutigen, ohne unrealistische Vorstellungen<br />
zu bestärken, aufpassen ohne zu<br />
kontrollieren: die Rolle der Angehörigen<br />
hat etwas von einem Drahtseilakt. Für<br />
Erics Schwester ist es w<strong>ich</strong>tig, dass sie ihn<br />
n<strong>ich</strong>t als ein «Schlaganfallopfer» behandelt,<br />
sondern seine Kompetenzen hervorhebt,<br />
indem sie ihn beispielsweise um Rat<br />
fragt.<br />
Weitere Infos<br />
Für Angehörige ist es oft n<strong>ich</strong>t le<strong>ich</strong>t, mit einem Betroffenen darüber zu reden, welche Fähigkeiten<br />
er nach einer Hirnverletzung wiedererlangen <strong>kann</strong>.<br />
«Hirnverletzung – eine Familien angelegenheit»,<br />
Begleitheft für Angehörige<br />
von FRAGILE <strong>Suisse</strong>, 2012. Bezug über:<br />
mail@fragile.ch<br />
Helpline: Sagen oder n<strong>ich</strong>t sagen?<br />
Text: Carine Fluckiger<br />
Eric* hatte 2007 einen Schlaganfall. Manchmal verliert er den Mut und die Hoffnung,<br />
dass er s<strong>ich</strong> wieder ganz erholen wird. Seine Schwester weiss, dass er seine<br />
Fähigkeiten nie mehr ganz zurückerlangen wird. Sie hat bei der Helpline von FRAGILE<br />
<strong>Suisse</strong> nachgefragt, ob sie ihm die Wahrheit sagen soll.<br />
Die Situation: Im Jahr 2007 ist Eric ein dynamischer<br />
Jungmanager. Mit 36 Jahren<br />
ist er stellvertretender Unternehmensleiter,<br />
hat eine Frau und zwei Kinder. Nach<br />
einer Familienfeier fühlt er s<strong>ich</strong> unwohl,<br />
führt dies aber auf das zu re<strong>ich</strong>haltige Essen<br />
zurück. Doch tatsächl<strong>ich</strong> spürte er die<br />
Symptome eines Schlaganfalls. Seither ist<br />
er halbseitig gelähmt und hat Schwierigkeiten<br />
mit dem Sprechen. Der energische<br />
und willensstarke Mann tut alles, um seine<br />
verlorenen Fähigkeiten wiederzuerlangen.<br />
Er zwingt s<strong>ich</strong> mit viel Disziplin zu<br />
wöchentl<strong>ich</strong>en Logopädie- und Physiotherapien<br />
und übt mit seinem Vater fast<br />
tägl<strong>ich</strong> Lesen, Textverständnis und Rechnen.<br />
Doch manchmal überkommt ihn<br />
ein Gefühl der Mutlosigkeit, wie er seiner<br />
Schwester anvertraut. Wann wird er<br />
endl<strong>ich</strong> alle verlorenen Fähigkeiten wiedererlangen?<br />
Für seine Schwester ist dies<br />
ein echtes Dilemma: Ihr Bruder erwartet<br />
ermutigende Worte, aber sie möchte ihn<br />
n<strong>ich</strong>t in der Illusion einer vollständigen<br />
Rehabilitation bestärken. Soll sie ihm die<br />
Wahrheit sagen?<br />
Bewusstwerdungsprozess auslösen<br />
Christine Jayet-Ryser von der FRAGILE-<br />
Help line sagt: «Soll man einem Menschen<br />
mit einer Hirnverletzung sagen, dass er<br />
seine Fähigkeiten wahrscheinl<strong>ich</strong> nie wieder<br />
vollständig zurückerlangen wird, oder<br />
n<strong>ich</strong>t? Die Frage ist schwierig zu beantworten,<br />
und hier einen pauschalen Rat<br />
zu geben n<strong>ich</strong>t einfach. Im Allgemeinen<br />
empfehle <strong>ich</strong> Angehörigen, dem Betroffenen<br />
zu sagen, dass s<strong>ich</strong> eine Hirnverletzung<br />
neben den körperl<strong>ich</strong>en Folgen auf<br />
die Persönl<strong>ich</strong>keit auswirken <strong>kann</strong>. Diese<br />
Aussage re<strong>ich</strong>t manchmal schon aus, um<br />
einen Bewusstwerdungsprozess auszulösen.<br />
Der oder die Betroffene <strong>kann</strong> s<strong>ich</strong><br />
eine neue Identität aufbauen statt s<strong>ich</strong> in<br />
dem vergebl<strong>ich</strong>en Bemühen zu erschöpfen,<br />
wieder genau so zu werden wie früher.<br />
Solche Aussagen werden natürl<strong>ich</strong><br />
manchmal schlecht oder gar n<strong>ich</strong>t angenommen.<br />
Ein Mensch mit einer Hirnverletzung<br />
<strong>kann</strong> den Eindruck bekommen, die<br />
Angehörigen hätten kein Vertrauen in die<br />
Zukunft oder in seine Rehabilitationsfähigkeit.<br />
Das <strong>kann</strong> s<strong>ich</strong> negativ auf ihr Verhältnis<br />
zum Betroffenen auswirken. Aus diesem<br />
Grunde <strong>kann</strong> es sinnvoll sein, diese<br />
Aufgabe der Information und Bewusstmachung<br />
einem Neuropsychologen zu überlassen,<br />
der zu Betroffenen eine grössere<br />
emotionale Distanz hat als eine Angehörige<br />
oder ein Angehöriger.<br />
Die Frage, ob die Qualität der Beziehung<br />
es erlaubt, dieses Thema anzusprechen,<br />
können letztl<strong>ich</strong> nur die Angehörigen beantworten.<br />
Ein solches Gespräch führen<br />
sie am besten in aller Ruhe und von Anges<strong>ich</strong>t<br />
zu Anges<strong>ich</strong>t. Ausserdem sollten<br />
sie s<strong>ich</strong> Zeit zum Zuhören nehmen und<br />
die psychische Verfassung der betroffenen<br />
Person zum Zeitpunkt des Gesprächs<br />
berücks<strong>ich</strong>tigen: mit einem Menschen,<br />
der bedrückt ist oder s<strong>ich</strong> in einer depressiven<br />
Phase befindet, ist ein solches Gespräch<br />
s<strong>ich</strong>er n<strong>ich</strong>t angezeigt.<br />
N<strong>ich</strong>t alle Hoffnung rauben<br />
Natürl<strong>ich</strong> dürfen die Angehörigen den<br />
Betroffenen n<strong>ich</strong>t in unrealistischen Vorstellungen<br />
bestärken, aber sie sollten in<br />
ihren Aussagen auch n<strong>ich</strong>t zu pessimistisch<br />
oder kategorisch sein. Dem Betroffenen<br />
jede Hoffnung auf Rehabilitation zu<br />
rauben ist keine gute Idee, da er dann das<br />
Interesse an der Therapie verliert. Zu sagen<br />
ist, dass die grössten Fortschritte in<br />
den ersten Monaten oder im ersten Jahr<br />
nach der Verletzung erzielt werden und<br />
man danach keine spektakulären Entwicklungen<br />
mehr erwarten <strong>kann</strong>. Doch<br />
auch noch Jahre nach der Verletzung lassen<br />
s<strong>ich</strong> Verbesserungen beobachten, die<br />
10 FRAGILE <strong>Suisse</strong> 01 | 2013
vor allem auf die Anpassung der Person<br />
an ihr Umfeld zurückzuführen sind. Tatsächl<strong>ich</strong><br />
hängen die Fortschritte nach der<br />
eigentl<strong>ich</strong>en Rehabilitationsphase von der<br />
Fähigkeit der betroffenen Person ab, s<strong>ich</strong><br />
den eigenen Defiziten anzupassen. Um<br />
jeden Preis wieder so werden zu wollen<br />
wie früher führt allzu häufig zu einem<br />
Gefühl des Versagens und zu Erschöpfung.»<br />
Fortschritte nach einer Hirnverletzung<br />
Die Schwester von Eric hat bei ihrem Bruder<br />
echte Fortschritte festgestellt, vor allem<br />
beim Sprechvermögen und der Motorik.<br />
Wenn ihn der Mut verlässt, verweist<br />
sie ihn darauf. Heute, so stellt sie fest,<br />
sind die Verbesserungen eher auf das<br />
Akzeptieren der Behinderungen und eine<br />
bessere Lebensqualität zurückzuführen.<br />
Eric traut s<strong>ich</strong> jetzt zum Beispiel, an einem<br />
Gespräch mit Personen teilzunehmen,<br />
die er zum ersten Mal trifft. Er fährt<br />
wieder Auto und auch mit dem dreirädrigen<br />
Fahrrad.<br />
*Name geändert<br />
Happy Birthday, Helpline!<br />
Seit zehn Jahren unterstützt und berät die FRAGILE-Helpline<br />
Betroffene und Angehörige in verschiedenen Fragen rund<br />
um das Leben mit einer Hirnverletzung.<br />
Menschen mit einer Hirnverletzung und<br />
ihre Angehörigen sehen s<strong>ich</strong> mit zahlre<strong>ich</strong>en<br />
Fragen konfrontiert: von der Neuorganisation<br />
des Alltags über mögl<strong>ich</strong>e<br />
Therapien bis hin zu Vers<strong>ich</strong>erungs- und<br />
Rechtsfragen. Oftmals fühlen s<strong>ich</strong> Angehörige<br />
auch überfordert. In solchen Situationen<br />
hilft die kostenlose FRAGILE-<br />
Helpline, die dieses Jahr ihr zehnjähriges<br />
Bestehen feiert.<br />
2003 wurde der telefonische Beratungsdienst<br />
von den Regionalen Vereinigungen<br />
Zür<strong>ich</strong> und Zentralschweiz ins Leben<br />
gerufen. Ab 2005 übernahm FRAGILE<br />
<strong>Suisse</strong> die Organisation und Leitung der<br />
Helpline<br />
Wir beraten kostenlos am Telefon,<br />
im Direktgespräch oder in Gruppen.<br />
Helpline 0800 256 256<br />
10 Jahre<br />
Helpline<br />
Helpline, da das Angebot auf weitere Kantone<br />
ausgeweitet wurde. Die Beraterinnen<br />
und Berater von FRAGILE <strong>Suisse</strong> und den<br />
Regionalen Vereinigungen helfen jährl<strong>ich</strong><br />
rund 2100 Ratsuchenden in Kurzberatungen<br />
und begleiten gut 550 Menschen in<br />
längerfristigen Sozialberatungen.<br />
Hilfe für die ganze Schweiz<br />
Die Helpline-Mitarbeitenden sind Fachpersonen<br />
aus den Bere<strong>ich</strong>en Sozialarbeit<br />
und Neurorehabilitation. In Kurzberatungen<br />
geben sie Auskünfte oder weisen auf<br />
Fachstellen und Entlastungsmögl<strong>ich</strong>keiten<br />
hin. In den Sozialberatungen begleiten<br />
sie Menschen über eine längere Zeit.<br />
Das Helpline-Team steht Betroffenen, Angehörigen<br />
und Fachpersonen aus der ganzen<br />
Schweiz zur Seite und arbeitet eng mit<br />
anderen Organisationen und Institutionen<br />
zusammen. (heb)<br />
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oder Fehlhaltungen ausgelöst wurden, können<br />
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werden. Das physische und geistige Befinden wird<br />
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FRAGILE <strong>Suisse</strong> 01 | 2013<br />
11
Foto: Carol Bächler<br />
« Die Diagnose war<br />
eine Erle<strong>ich</strong>terung,<br />
weil es plötzl<strong>ich</strong><br />
eine Erklärung für<br />
alles gab.»<br />
Beatrice Keck<br />
Nach ihrem Hirntumor war Beatrice Kecks Wüsten hund Baly immer an ihrer Seite. In ihrem Buch<br />
«Neuland» spielt er ebenfalls eine grosse Rolle.<br />
«S<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t von der Angst lähmen lassen»<br />
Text: Dominique Marty<br />
Schreibend hat Beatrice Keck ihre Hirntumor-Diagnose und die Folgen ihrer<br />
Hirnverletzung verarbeitet. Nun ist ihr zweites Buch «Neuland» über eine<br />
abenteuerl<strong>ich</strong>e Wüstenexpedition erschienen. Die Autorin, die als Koreferentin für<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong> aktiv ist, will anderen Betroffenen mit diesem Projekt Mut machen.<br />
3010 Kilometer zu Fuss quer durch die<br />
Wüste – diese Expedition nimmt der<br />
Abenteurer und Fotograf Andrea Vogel in<br />
Angriff. Von Timbuktu nach Marrakesch ist<br />
er 2008 rund zweieinhalb Monate lang allein<br />
in der Sahara unterwegs. Von Luzern<br />
aus begleitet ihn seine Ehefrau Beatrice<br />
Keck, die mit ihm jahrelang dieses Abenteuer<br />
vorbereitet hat. Nur über ein Satellitentelefon<br />
ist ab und zu ein Kontakt mögl<strong>ich</strong>.<br />
Während Andrea Vogel s<strong>ich</strong> auf der<br />
Orion-Tour über den heissen Sand quält,<br />
einmal von Banditen bedroht wird und<br />
von der algerischen Botschaft gar aufgefordert<br />
wird, sofort umzukehren, kämpft<br />
Beatrice Keck zu Hause plötzl<strong>ich</strong> mit starken<br />
Sehstörungen. «Doch die Ärzte fanden<br />
n<strong>ich</strong>ts, meinten, die Sehstörungen seien<br />
stressbedingt», erinnert s<strong>ich</strong> die heute<br />
50-Jährige. Die Sehstörungen aber werden<br />
immer stärker, bei Autofahrten wird ihr sofort<br />
schlecht von den vorbeiflirrenden Bildern.<br />
Erst im Frühsommer 2008, Andrea<br />
Vogel ist längst von seiner Expedition zurückgekehrt,<br />
diagnostizieren die Ärzte die<br />
Ursache: ein Hirntumor in der Hypophyse,<br />
der direkt auf den Sehnerv drückt.<br />
Buchabschluss kurz vor der Operation<br />
«Die Diagnose war eine Erle<strong>ich</strong>terung,<br />
weil es plötzl<strong>ich</strong> eine Erklärung für alles<br />
gab. Zugle<strong>ich</strong> aber quälten m<strong>ich</strong> diffuse<br />
Ängste.» Mit Andrea Vogel arbeitet sie<br />
bereits am Bildband «Uferlos» über die<br />
Wüstenexpedition. «Im Juli 2008 sollte <strong>ich</strong><br />
operiert werden», ber<strong>ich</strong>tet sie, «mit letzter<br />
Kraft, starken Sehstörungen und begleitet<br />
von einer grossen Müdigkeit habe<br />
<strong>ich</strong> die Texte am Buch, die Redaktion und<br />
das Korrektorat abgeschlossen. Getrieben<br />
von einem Gedanken: Das Buch muss vor<br />
der Operation fertig werden, wer weiss,<br />
was nachher ist.» Das Schreiben habe sie<br />
aber auch von den Ängsten abgelenkt, ihr<br />
in der Zeit der Untersuchungen und des<br />
Wartens auf die Operation eine Aufgabe<br />
gegeben. «Das hat mir geholfen, den Fokus<br />
von der Krankheit zu nehmen.»<br />
Nach der Operation sucht Beatrice Keck<br />
Unterstützung bei FRAGILE <strong>Suisse</strong>, und<br />
bald steht sie selbst für FRAGILE <strong>Suisse</strong><br />
als Koreferentin im Einsatz (siehe Box). In<br />
Kursen und Weiterbildungen ber<strong>ich</strong>tet sie<br />
als Betroffene von ihrer Hirnverletzung,<br />
den Veränderungen in ihrem Leben durch<br />
die Folgen des Tumors und davon, was ihr<br />
immer wieder Mut macht und Halt gibt.<br />
Drei Monate für das zweite Buch<br />
Der Bildband «Uferlos» verkauft s<strong>ich</strong> inzwischen<br />
gut, und 2011 wird der Herder Verlag<br />
auf das Projekt und auf Beatrice Keck aufmerksam.<br />
Das Buch soll erweitert werden,<br />
stärker ausger<strong>ich</strong>tet auf die S<strong>ich</strong>t der Daheimgebliebenen,<br />
die den Abenteurer von<br />
Luzern aus unterstützt hat, so der Wunsch<br />
des zuständigen Lektors. Auch Beatrice<br />
Kecks algerischer Wüstenhund Baly, der<br />
während der Rehabilitation immer an ihrer<br />
Seite war, soll stärker in die Gesch<strong>ich</strong>te integriert<br />
werden. «Wegen meiner Hirnverletzung<br />
konnte <strong>ich</strong> noch n<strong>ich</strong>t voll arbeiten»,<br />
sagt Beatrice Keck, «auch deswegen<br />
12 FRAGILE <strong>Suisse</strong> 01 | 2013
eizte m<strong>ich</strong> dieses zweite Buch: endl<strong>ich</strong><br />
wieder <strong>selbstständig</strong> und unabhängig arbeiten.<br />
Zugle<strong>ich</strong> aber war <strong>ich</strong> mir n<strong>ich</strong>t s<strong>ich</strong>er,<br />
ob <strong>ich</strong> das schaffe, weil <strong>ich</strong> noch immer<br />
sehr schnell ermüdete.» Schliessl<strong>ich</strong><br />
packt sie die Sache einfach an, «ohne zu<br />
wissen, ob es klappt». In nur drei Monaten<br />
schreibt sie 2012 am Buch «Neuland», ber<strong>ich</strong>tet<br />
darin von ihren Gedanken und Gefühlen<br />
während der Expedition, mal erzählend,<br />
mal in Ged<strong>ich</strong>tform. «Ich konnte<br />
durch das Schreiben meine eigene Situation<br />
reflektieren, zugle<strong>ich</strong> hat m<strong>ich</strong> dieses<br />
Vorhaben daran gehindert, mein Selbstvertrauen<br />
zu verlieren, weil <strong>ich</strong> nun etwas<br />
Sinnvolles zu tun hatte.» Und, fügt sie an,<br />
«<strong>ich</strong> habe m<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t von der Angst, es sei<br />
n<strong>ich</strong>t zu schaffen, lähmen lassen, sondern<br />
es einfach versucht.»<br />
Ihr Buchprojekt sieht die Autorin darum<br />
als Ansporn für Menschen mit einer<br />
Hirnverletzung, s<strong>ich</strong> ebenfalls n<strong>ich</strong>t von<br />
Ängsten bremsen zu lassen, sondern Projekte,<br />
welcher Art auch immer, einfach anzupacken.<br />
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Buchinformationen<br />
«Neuland – durch die Wüste zu mir<br />
selbst» von Beatrice Keck, Verlag<br />
Herder, 2012, ISBN: 978-3-451-30562-7<br />
«Uferlos» von Andrea Vogel und<br />
Beatrice Keck, Südostschweiz Buchverlag,<br />
2008, ISBN: 978-3905688368<br />
Koreferenten bei FRAGILE <strong>Suisse</strong><br />
Die Académie FRAGILE <strong>Suisse</strong> bietet<br />
Veranstaltungen, Vorträge und Weiterbildungen<br />
für Fachpersonen und<br />
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einer Hirnverletzung begleiten. In allen<br />
Angeboten wirken stets Betroffene als<br />
Koreferentinnen und Koreferenten mit.<br />
Sie schildern ihre konkreten Erfahrungen<br />
nach der Hirnverletzung und ergänzen<br />
die fachl<strong>ich</strong>en Ausführungen mit ihrer<br />
S<strong>ich</strong>t weise. Damit tragen sie dazu bei,<br />
gerade die uns<strong>ich</strong>tbaren Behinderungen<br />
einer Hirnverletzung fassbar zu machen,<br />
und zeigen auf, was in der Begegnung<br />
mit Betroffenen unterstützend ist.<br />
Académie<br />
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Körper und Geist<br />
Dieser dreitägige Kurs von Académie<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong> r<strong>ich</strong>tet s<strong>ich</strong> an Menschen<br />
mit einer Hirnverletzung, die gut zu Fuss<br />
sind. Durch Wanderungen und verschiedene<br />
Übungen für Körper und Geist erleben<br />
und erweitern die Kursteilnehmenden<br />
ihre Bewegl<strong>ich</strong>keit, setzen s<strong>ich</strong> mit ihrem<br />
Kräftehaushalt und ihren persönl<strong>ich</strong>en<br />
Mögl<strong>ich</strong>keiten auseinander. Sie nutzen<br />
zudem die Erholungsmögl<strong>ich</strong>keiten, die<br />
die Natur bietet, und lernen neue Menschen<br />
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5. – 7. 7. 2013<br />
Leitung: Sylvianne Imhof Zanaty,<br />
Sozialpädagogin, Barbara Diem,<br />
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Im Gespräch teilen wir unsere Erfahrungen.<br />
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Leitung: Marianne Mani, Ausbilderin<br />
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sind im Internet abrufbar.<br />
www.fragile.ch/kursprogramm<br />
Bei Fragen ist die Académie FRAGILE<br />
<strong>Suisse</strong> per Telefon oder E-Mail erre<strong>ich</strong>bar.<br />
Telefon: 044 360 26 90<br />
E-Mail: afs@fragile.ch<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong> 01 | 2013<br />
13
Die Patientin muss die orangefarbenen Klötze von der Schiene stossen und trainiert damit<br />
das Vorstrecken der Hand – wie beim Öffnen einer Tür.<br />
Ergotherapie in den eigenen vier Wänden<br />
Text: Silvan Heuberger<br />
Holz und Klett statt steriles Weiss: Die Ergotherapeutin Franziska Wälder hat mit<br />
Laptool ein Therapiesystem entwickelt, mit dem Hirnschlagbetroffene zu Hause<br />
trainieren können. Nun ist Laptool mit dem Designpreis Wood Award ausgeze<strong>ich</strong>net<br />
worden.<br />
Ein Element wirkt wie der Griff einer Velopumpe.<br />
Ein anderes wie ein Modell der<br />
internationalen Raumstation. Die verschiedenen<br />
Module von Laptool haben<br />
mit ihrem Design aus Holz und einfarbigen<br />
Teilen den Charakter der Zugwaggons<br />
einer Briobahn. Allerdings sind sie n<strong>ich</strong>t<br />
zum Spielen gedacht, sondern für die Ergotherapie<br />
für Hirnschlagpatienten.<br />
Heimelig dank Holz<br />
Laptool ist ein Therapiesystem für zu<br />
Hause. Es erlaubt Hirnschlagbetroffenen,<br />
die an einer Halbseitenlähmung leiden,<br />
Bewegungsabläufe auch nach dem Aufenthalt<br />
in der Reha-Klinik tägl<strong>ich</strong> zu trainieren.<br />
Hinter jeder Übung steckt eine Alltagsbewegung,<br />
wie das Vorstrecken der<br />
Hand zum Öffnen einer Tür. «Das Wiedererlernen<br />
dieser Bewegung muss aber<br />
stark vereinfacht werden», sagt Ergotherapeutin<br />
Franziska Wälder. «Der Arm muss<br />
beispielsweise so stabilisiert sein, dass<br />
der Patient ihn anfängl<strong>ich</strong> nur in eine<br />
R<strong>ich</strong>tung hin- und herbewegen <strong>kann</strong>.»<br />
Wälder hat Laptool entworfen und arbeitet<br />
schon seit zehn Jahren mit selbstgebauten<br />
Prototypen. Um das System auch<br />
anderen Therapeuten zugängl<strong>ich</strong> zu machen<br />
und visuell ansprechender zu gestalten,<br />
wendete sie s<strong>ich</strong> vergangenes<br />
Jahr an Matthias Bischoff und Christof<br />
Sigerist vom Design büro stock werk3. Sie<br />
brachten die verschiedenen Funktionsweisen<br />
der Elemente in eine einheitl<strong>ich</strong>e<br />
Form. Da die Objekte zu Hause zum Einsatz<br />
kommen, entschieden s<strong>ich</strong> die Designer<br />
für Holz als Basismaterial. «Die Elemente<br />
wirken dadurch n<strong>ich</strong>t wie sterile<br />
Klinikgeräte», sagt Bischoff. «Dies senkt die<br />
Hemmschwelle, sie im Wohnumfeld zu<br />
gebrauchen und auch dort liegen zu lassen.»<br />
Für die Gestaltung von Laptool haben<br />
Bischoff und Sigerist 2012 eine Ausze<strong>ich</strong>nung<br />
gewonnen, den Wood Award<br />
des Verbands Schweizerischer Schreinermeister<br />
und Möbelfabrikanten.<br />
Wälder behandelt vor allem Schwerbetroffene<br />
in ihrer Praxis – auch Menschen,<br />
bei denen die konventionellen Rehabilitationsmethoden<br />
wenig Erfolg hatten.<br />
«Meine Erfahrung zeigt mir, dass auch<br />
diese Patienten eine Erholungschance<br />
haben, sofern sie tägl<strong>ich</strong> mit Laptool trainieren»,<br />
sagt Wälder. Ein Beispiel dafür ist<br />
Daniel Otth, der acht Jahre nach seinem<br />
Hirnschlag seinen Arm nun wieder bewegen<br />
<strong>kann</strong>.<br />
Hoffnungsvoll und motiviert<br />
Daniel Otth sitzt auf einem Stuhl, auf<br />
dem Schoss die Laptool-Grundplatte, deren<br />
Oberfläche mit Klettstreifen bestückt<br />
ist. Die Platte ist mit einem Band um Otths<br />
Oberschenkel fixiert. Auf die Klettstreifen<br />
setzt Otth nun ein Zusatzmodul. Mit der<br />
rechten Hand legt er die gelähmten Finger<br />
seiner linken Hand um den Griff und<br />
beginnt mit der Übung: Der Griff muss einem<br />
Metallbogen nach hoch- und auf<br />
der anderen Seite hinuntergeführt werden,<br />
dann wieder zurück. Für Otth ist diese<br />
Bewegung eine riesige Anstrengung,<br />
noch vor ein paar Jahren wäre sie überhaupt<br />
n<strong>ich</strong>t mögl<strong>ich</strong> gewesen.<br />
Der Informatiker erlitt vor acht Jahren<br />
einen Schlaganfall, seither ist seine linke<br />
obere Körperhälfte gelähmt. Die Ergotherapie<br />
in der Rehabilitation blieb erfolglos,<br />
Otth wurde zunehmend frustriert.<br />
Auf der Suche nach Alternativen stiess<br />
er auf das Therapieangebot von Franziska<br />
Wälder. «Ihre Philosophie fand <strong>ich</strong> ansprechend»,<br />
sagt Otth. Seit drei Jahren<br />
besucht er bei ihr die Ergotherapie und<br />
trainiert mit Laptool. Seither <strong>kann</strong> er seinen<br />
linken Arm immer besser heben und<br />
schwenken und Gegenstände festhalten.<br />
«Dass <strong>ich</strong> nun endl<strong>ich</strong> Fortschritte mache,<br />
stimmt m<strong>ich</strong> hoffnungsvoll und motiviert<br />
m<strong>ich</strong>», sagt Otth.<br />
Zu Hause übt er tägl<strong>ich</strong> mit zwei Modulen.<br />
Einmal in der Woche kommen in<br />
Wälders Praxis weitere Übungen dazu.<br />
«Die Laptool-Elemente sind sehr einfach<br />
zu benützen», sagt Otth. «Die einzige Einr<strong>ich</strong>tung,<br />
die <strong>ich</strong> brauche, ist ein Stuhl.»<br />
Zudem <strong>kann</strong> er sie dank dem Design problemlos<br />
zwischen den Spielsachen seiner<br />
beiden Töchter liegen lassen. <br />
www.panat-laptool.ch<br />
14 FRAGILE <strong>Suisse</strong> 01 | 2013
Éditorial<br />
«<br />
Peter Bucher est neuropsychologue et co-auteur de la brochure d’information « Die uns<strong>ich</strong>tbare<br />
Behinderung » (Le handicap invisible) de FRAGILE <strong>Suisse</strong>. Pendant près de trente ans, il a dirigé<br />
le Département de neuropsychologie de la Clinique de réhabilitation neurologique de l’Hôpital<br />
cantonal de Lucerne. Il prendra sa retraite fin mars 2013.<br />
Au début de ma carrière de neuropsychologue,<br />
j’ai souvent ressenti de la<br />
frustration face à une personne cérébrolésée<br />
qui semblait ne plus progresser. La<br />
perception que l’on en avait, il y a 35 ans<br />
de cela, se focalisait sur ses handicaps :<br />
ce qu’elle n’était plus en mesure de faire<br />
et tout ce qu’elle devait encore entraîner.<br />
Des exercices déconnectés du quotidien<br />
constituaient l’essentiel du programme<br />
de réhabilitation. Tout cela nous mettait<br />
sous pression, moi comme les personnes<br />
concernées. Mais un jour, j’ai abordé le<br />
problème sous un angle nouveau et j’ai<br />
commencé à m’intéresser un peu plus aux<br />
ressources dont ces personnes disposaient :<br />
quelles étaient leurs facultés ? Dans quelle<br />
mesure des personnes cérébro-lésées<br />
pouvaient-elles maîtriser leur quotidien<br />
en dépit de leur handicap ? Comment<br />
pouvait-on élaborer de nouvelles stratégies<br />
? Ce sont là, pour moi, des questions<br />
fondamentales. Une telle approche soutient<br />
le cérébro-lésé et ses proches sur le<br />
chemin vers l’autonomie.<br />
Pour accomplir ce processus de longue<br />
haleine, les personnes cérébro-lésées et<br />
leurs proches doivent être bien informés<br />
sur le problème de la lésion cérébrale<br />
et ses conséquences. Ils doivent savoir<br />
comment s’adapter aux changements<br />
de comportement et être conscients que<br />
ce processus ne peut être accéléré à loisir,<br />
tout simplement parce que la réorganisation<br />
des réseaux cérébraux demande<br />
du temps. FRAGILE <strong>Suisse</strong> applique cette<br />
approche en apportant un soutien précieux<br />
aux cérébro-lésés et à leurs proches,<br />
que ce soit en créant des possibilités<br />
d’échange, en leur proposant des conseils<br />
et des cours, ou par son travail d’information.<br />
Je me suis engagé aux côtés de FRAGILE<br />
<strong>Suisse</strong> quasiment dès la création de l’association.<br />
J’ai apporté mon soutien à la<br />
première rencontre de midi à la clinique<br />
de jour de l’Hôpital cantonal de Lucerne,<br />
rencontres qui entre temps se sont institutionnalisées.<br />
Pendant plusieurs années,<br />
j’ai encadré le cours sur « La vie avec une<br />
lésion cérébrale » de l’Académie FRAGILE<br />
<strong>Suisse</strong>. Dès le début, le concept m’a<br />
convaincu que des témoins cérébro-lésés<br />
devaient être impliqués très activement<br />
dans les cours en tant que co-intervenants.<br />
Pour leur permettre de parler de leur<br />
expérience concrète de la lésion cérébrale<br />
et pour faire comprendre cette dernière<br />
aux participants. Le fait que FRAGILE<br />
<strong>Suisse</strong> sensibilise le public aux handicaps<br />
généralement invisibles qu’entraîne une<br />
lésion cérébrale et qu’elle constitue un<br />
lobby puissant au service des personnes<br />
concernées est pour moi la plus grande<br />
des motivations à m’engager en faveur de<br />
l’organisation.<br />
»<br />
Cordialement, Peter Bucher<br />
Chère lectrice, cher lecteur,<br />
Multiplier les possibilités de dialogue<br />
entre les personnes cérébro-lésées, leurs<br />
proches et les professionnels ; fournir des<br />
informations actuelles et précises sur<br />
les lésions cérébrales : ces tâches sont<br />
essentielles pour FRAGILE <strong>Suisse</strong>. Nous<br />
voulons sensibiliser le public aux handicaps<br />
généralement invisibles qu’entraîne<br />
une lésion cérébrale. FRAGILE <strong>Suisse</strong> offre<br />
aux personnes cérébro-lésées et à leurs<br />
proches l’opportunité d’échanger dans des<br />
groupes d’entraide, des cours et des points<br />
de rencontre, ou encore lors de manifestations<br />
et de moments de loisirs.<br />
Dès le mois d’avril, cette offre sera<br />
encore élargie. FRAGILE <strong>Suisse</strong> lance en<br />
effet un nouveau site web. Convivial,<br />
interactif et facile d’accès, celui-ci proposera<br />
des informations étendues sur nos<br />
prestations et sur les lésions cérébrales.<br />
Autre nouveauté, le site Internet de<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong> comprendra un forum. Cet<br />
espace d’échange et de discussion répond<br />
au besoin qu’éprouvent de nombreuses<br />
personnes cérébro-lésées de dialoguer<br />
dans un lieu protégé sur des questions<br />
d’actualité, sur leurs projets et leurs difficultés.<br />
Nous nous réjouissons d’ores et<br />
déjà de votre visite sur www.fragile.ch!<br />
Notre nouveau site vous permettra<br />
de vous tenir informés des actualités de<br />
notre association. Parmi celles-ci, le débat<br />
politique sur la révision 6b de l’assuranceinvalidité,<br />
qui entre ces jours-ci dans<br />
une phase intense. FRAGILE <strong>Suisse</strong> lutte<br />
contre le démantèlement des prestations<br />
de l’AI pour que des milliers de personnes<br />
cérébro-lésées ne se retrouvent pas sans<br />
protection. En décembre dernier, avec<br />
d’autres organisations du domaine du<br />
handicap, nous remportions une victoire<br />
d’étape avec le refus par le Conseil<br />
national de la diminution du montant des<br />
rentes pour enfants et d’autres mesures<br />
d’économie. Le Parlement doit prochainement<br />
décider s’il met ou non un terme<br />
au démantèlement des prestations de l’AI.<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong> examinera le résultat du<br />
vote avec soin. Nous n’accepterons pas<br />
sans réagir des coupes dans les prestations<br />
et interviendrons au besoin avec<br />
l’association « Non au démantèlement de<br />
l’AI ».<br />
Cordialement, Marcel Odermatt<br />
15
«On lui découvre<br />
une tumeur<br />
au cerveau<br />
à l’âge de 19 ans. »<br />
Atteint de neurofibromatose, <strong>Thomas</strong> T. a déjà subi de nombreuses opérations.<br />
Son entourage ne pensait pas qu’il pourrait vivre seul.<br />
« On ne pensait pas que je pouvais être<br />
autonome »<br />
Texte : Dominique Marty, Photos : Reto Schlatter<br />
Âgé de 36 ans, <strong>Thomas</strong> T. est atteint de neurofibromatose, une maladie génétique.<br />
Après avoir subi seize opérations, dont une au cerveau, il a réussi à reconquérir son<br />
autonomie grâce à sa volonté et avec l’aide de FRAGILE <strong>Suisse</strong>.<br />
« J’avais deux ans lors de ma première<br />
opération », explique <strong>Thomas</strong> T. Assis à la<br />
table du deux-pièces dans lequel il vit à<br />
Uster, il nous parle de sa vie sans détour.<br />
<strong>Thomas</strong> T. est atteint depuis sa naissance<br />
de neurofibromatose NF 1, également<br />
connue sous le nom de la maladie de<br />
Recklinghausen. « Cette maladie génétique<br />
est provoquée par une mutation<br />
localisée, selon le type, sur le gène 17<br />
ou le gène 21. » Des fibromes, de petites<br />
tumeurs généralement bénignes, apparaissent<br />
constamment le long du trajet<br />
d’un nerf. « Tous les cinq à six ans, je fais<br />
une révision complète. À ce moment-là,<br />
on m’enlève les plus grosses tumeurs. »<br />
Âgé de 36 ans, <strong>Thomas</strong> T. a déjà subi seize<br />
opérations.<br />
C’est à l’âge de 19 ans que les médecins<br />
lui diagnostiquent une tumeur au cerveau,<br />
vraisemblablement provoquée par<br />
la neurofibromatose. Depuis des années,<br />
il souffrait de maux de tête de plus en<br />
plus violents, sans que ces symptômes<br />
ne soient vraiment pris au sérieux. « Pendant<br />
longtemps, personne n’a envisagé<br />
l’éventualité d’une tumeur. Je n’ai appris<br />
que plus tard qu’elle se développait dans<br />
mon crâne depuis plusieurs années déjà. »<br />
Après un an passé en <strong>Suisse</strong> romande, il<br />
est contraint d’interrompre les études<br />
qu’il venait de commencer à l’école de<br />
commerce. Bien qu’il soit un « habitué »<br />
des opérations, <strong>Thomas</strong> T. est pour la<br />
première fois angoissé par la perspective<br />
de cette intervention sur son cerveau. « Par<br />
chance, tout s’est bien passé. »<br />
Formation de jardinier-paysagiste<br />
Mais après l’opération, le jeune homme<br />
ne peut pas reprendre ses études là où<br />
il les avait interrompues. « Je souffrais<br />
de violents maux de tête. J’avais des<br />
problèmes de mémoire, ainsi que des<br />
16 FRAGILE <strong>Suisse</strong> 01 | 2013
difficultés motrices. » Son environnement<br />
social, lui aussi, a changé. « J’ai brutalement<br />
compris qui étaient mes vrais amis,<br />
ce qui en définitive n’est pas un mal en<br />
soi », raisonne-t-il.<br />
L’assurance-invalidité (AI) est prête à<br />
octroyer une rente à <strong>Thomas</strong> T. qui tient<br />
néanmoins à travailler. Il se bat pour<br />
passer un bilan de compétences et obtenir<br />
son diplôme commercial. « En fait, je<br />
voulais être informaticien, mais cela n’a<br />
pas été possible à cause de cette lésion<br />
cérébrale. » Il s’essaie aux professions<br />
de forestier, mécanicien poids lourds,<br />
typographe, graphiste, dessinateur en<br />
bâtiment, jusqu’à ce que l’AI lui fasse finalement<br />
passer un bilan de compétences.<br />
Trois ans après l’ablation de la tumeur,<br />
l’assurance l’engage ainsi à suivre une<br />
formation élémentaire de jardinier-paysagiste.<br />
« Mais je ne voulais pas occuper<br />
un emploi protégé. C’est pourquoi j’ai fait<br />
un apprentissage complet sur le marché<br />
du travail libre. J’avais 29 ans lorsque je<br />
l’ai achevé. »<br />
Il fait sa liste des courses sur son<br />
ordinateur<br />
Mais <strong>Thomas</strong> T. ne parviendra pas à trouver<br />
du travail. Inlassablement, il rédige<br />
des lettres de candidature qu’il envoie<br />
accompagné des certificats et CV d’usage.<br />
Il finit par trouver un emploi protégé<br />
dans une jardinerie bio de Nänikon, dans<br />
l’Oberland zur<strong>ich</strong>ois.<br />
Vivant chez ses parents à Wettingen, il<br />
souhaite prendre son indépendance. Une<br />
accompagnatrice de FRAGILE <strong>Suisse</strong> l’aide<br />
à se mettre en quête d’un logement qu’il<br />
trouvera à Uster. « Plusieurs de mes amis,<br />
connaissances et même des membres de<br />
ma famille pensaient que je ne pourrais<br />
pas vivre de manière autonome », se<br />
souvient-il. « Mais je leur ai apporté la<br />
preuve du contraire. » Aujourd’hui encore,<br />
l’accompagnatrice de FRAGILE <strong>Suisse</strong><br />
l’aide sur le plan administratif, établit son<br />
budget avec lui, classe ses factures et ses<br />
papiers et l’accompagne parfois faire ses<br />
achats. « J’effectue beaucoup d’opérations<br />
bancaires en ligne et je gère ma liste de<br />
courses sur mon ordinateur. » Susanne<br />
Fankhauser, son accompagnatrice, sourit :<br />
« Je ne suis jamais aussi bien organisée<br />
que quand je fais les courses avec lui ! »<br />
<strong>Thomas</strong> T. coche méthodiquement sur sa<br />
liste chacun des articles qu’il range dans le<br />
chariot. Au moment de passer à la caisse,<br />
il a déjà calculé le montant total de ses<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong> 01 | 2013<br />
achats avant même que la caissière ne les<br />
ait scannés.<br />
Une tirelire pour se faire plaisir<br />
<strong>Thomas</strong> T. vit de son salaire complété par<br />
une rente AI et des prestations complémentaires.<br />
« Je respecte toujours mon<br />
budget et épargne dans ma tirelire toutes<br />
les pièces de cinq francs qui sont dans<br />
mon porte-monnaie. » Ainsi, a-t-il déjà<br />
réussi à économiser, pièce après pièce, de<br />
quoi s’acheter un ordinateur qui fait toute<br />
sa fierté et auquel il consacre l’essentiel<br />
de ses loisirs. « Je recommence à alimenter<br />
ma tirelire, car mon prochain but est un<br />
voyage en Australie. Mais il me faudra un<br />
certain temps avant de pouvoir me l’offrir. »<br />
D’ici là, quand l’envie lui prend de laisser<br />
Uster derrière lui, <strong>Thomas</strong> T. participe aux<br />
randonnées organisées par le Club Alpin<br />
<strong>Suisse</strong> (CAS). Cette association lui permet<br />
d’élargir ses contacts sociaux. « Je ne veux<br />
pas côtoyer uniquement des personnes<br />
souffrant d’un handicap. »<br />
Un jour sur deux, on peut le voir à la<br />
salle de sport, où il travaille son endurance<br />
et sa force physique. Outre le sport,<br />
il avoue un faible pour ses voitures de<br />
course, motos, balayeuses et autres pelleteuses<br />
Lego Technic, qu’il nous montre<br />
en plongeant la main dans un bac où sont<br />
stockés ses trésors en plastique. « La plupart<br />
m’ont été offerts par ma sœur. Même<br />
si ma motricité fine est déficiente, je suis<br />
capable d’assembler ces jouets en un rien<br />
de temps. »<br />
Le marché du travail libre pour objectif<br />
Après quatre années de travail dans la jardinerie<br />
bio, <strong>Thomas</strong> T. doit se remettre en<br />
quête d’un emploi. Une allergie au pollen,<br />
qui s’était déjà manifestée pendant sa formation,<br />
le contraint à changer de branche.<br />
Depuis trois ans, il occupe à mi-temps un<br />
emploi protégé au sein de la fondation<br />
Drahtzug. D’abord au sein de l’atelier, puis<br />
dans l’entrepôt. « Je suis précis et ponctuel.<br />
Cela me gêne lorsque d’autres ne<br />
travaillent pas bien », explique-t-il avant<br />
d’ajouter : « Dans les emplois protégés, on<br />
a parfois tendance à fermer les yeux sur<br />
pas mal de choses. Voilà pourquoi j’aimerais<br />
retrouver un emploi sur le marché<br />
libre, où d’autres règles s’appliquent et<br />
où l’on est mieux payé. » Ce qui lui permettrait<br />
de réaliser son désir le plus cher<br />
concernant son avenir : « Avoir un travail<br />
qui me donne les moyens de m’offrir parfois<br />
quelque chose. »<br />
La collaboratrice de l’Accompagnement<br />
à domicile aide <strong>Thomas</strong> T. pour son administration.<br />
Grâce à son goût pour les assemblages Lego,<br />
<strong>Thomas</strong> T. exerce sa motricité fine.<br />
Passionné d’informatique, <strong>Thomas</strong> T. aimerait<br />
trouver un travail non protégé.<br />
17
Fotolia<br />
Trouver les bons mots au bon moment: accompagner une personne cérébro-lésée en tant que<br />
proche ne va pas de soi.<br />
Helpline : Dire ou ne pas dire ?<br />
Textes : Carine Fluckiger<br />
Eric* a subi un AVC en 2007. Soutenu par sa famille, il se laisse parfois gagner par le<br />
découragement : quand verra-t-il le bout du tunnel ? Consciente qu’il ne redeviendra<br />
jamais comme avant, sa sœur a demandé à la Helpline si elle devait lui dire la vérité.<br />
Une question qui renvoie au rôle des proches et à celle de la récupération après une<br />
lésion cérébrale. Nos conseils et des pistes pour approfondir ces différents sujets.<br />
Situation : en 2007, Eric est le prototype du<br />
jeune cadre dynamique. Directeur adjoint<br />
dans une entreprise, il a 36 ans, une jolie<br />
femme et deux enfants. De retour d’une<br />
fête de famille, il ressent un malaise qu’il<br />
met d’abord sur le compte d’un repas trop<br />
r<strong>ich</strong>e. En fait, il s’agit des symptômes d’un<br />
accident vasculaire cérébral qui le laissera<br />
hémiplégique et aphasique. Cet homme<br />
énergique et volontaire mettra alors tout en<br />
œuvre pour récupérer ses facultés perdues.<br />
Il s’astreint avec discipline à des séances<br />
hebdomadaires de logopédie et de physiothérapie.<br />
Presque chaque jour, il exerce<br />
avec son père la lecture, la compréhension<br />
des textes et le calcul. Mais il se laisse<br />
parfois gagner par un sentiment de découragement<br />
qu’il confie à sa sœur : quand<br />
retrouvera-t-il toutes ses facultés ? Celle-ci<br />
se trouve alors confrontée à un véritable<br />
dilemme : tandis que son frère attend des<br />
paroles de réconfort, elle ne veut pas le<br />
conforter dans l’illusion d’une récupération<br />
totale. Doit-elle lui dire la vérité ?<br />
Déclencher une prise de conscience<br />
La réponse de Christine Jayet-Ryser, de<br />
la Helpline Romandie : « Dire ou ne pas<br />
dire à une personne cérébro-lésée qu’elle<br />
ne récupérera sans doute jamais toutes<br />
ses facultés ? La question est délicate et<br />
formuler un conseil n’est pas chose facile.<br />
De façon générale, je recommande de<br />
dire que, au-delà des séquelles, de telles<br />
épreuves changent une personne. Parfois,<br />
cela permet de déclencher une prise de<br />
conscience. La personne peut se reconstruire<br />
à partir de là, plutôt que de s’épuiser<br />
à vouloir redevenir comme avant.<br />
Bien entendu, ce genre de propos peut<br />
être mal pris et n’est pas toujours bien<br />
accepté. La personne cérébro-lésée peut<br />
avoir l’impression qu’on n’est pas confiant<br />
dans l’avenir ou dans sa capacité de récupération.<br />
La relation entre vous et votre<br />
proche peut en être affectée. Aussi peut-il<br />
valoir la peine de confier cette mission<br />
d’information et de prise de conscience<br />
à un neuropsychologue, qui a l’avantage<br />
d’être dégagé d’un point de vue émotif et<br />
affectif.<br />
En définitive, c’est aux proches de<br />
déterminer si la qualité de la relation<br />
permet d’aborder ou non ce type de<br />
discussion. On choisira de préférence de<br />
discuter dans le calme, en tête-à-tête, à<br />
un moment où l’on est à l’écoute de la<br />
personne concernée. Et on tiendra compte<br />
de son état psychologique au moment de<br />
la discussion : tenir ce discours à une personne<br />
déprimée ou en phase dépressive<br />
n’est évidemment pas indiqué.<br />
Ne pas enlever tout espoir<br />
S’il faut se garder de conforter la personne<br />
dans des objectifs irréalistes, on évitera<br />
aussi de se montrer trop pessimiste ou<br />
radical dans ses propos. Enlever tout<br />
espoir de récupération n’est pas une<br />
bonne chose, car on prend le risque de<br />
voir la personne se désinvestir des thérapies.<br />
On dira par exemple que les progrès<br />
les plus importants se font au cours des<br />
premiers mois ou de la première année<br />
après l’irruption de la lésion. Qu’on ne<br />
pourra plus s’attendre par la suite à des<br />
évolutions spectaculaires, mais que<br />
des améliorations sont observables des<br />
années après la lésion, notamment du fait<br />
du processus d’adaptation de la personne<br />
et de son environnement. Après la phase<br />
de réhabilitation à proprement parler,<br />
les progrès sont en effet notamment tributaires<br />
de la capacité de la personne à<br />
s’adapter à ses déficits. Vouloir redevenir<br />
à tout prix comme avant revient souvent<br />
à se confronter à des situations d’échec et<br />
à épuisement. » <br />
*Prénom fictif<br />
18 FRAGILE <strong>Suisse</strong> 01 | 2013
Les progrès après une lésion cérébrale<br />
La sœur d’Eric a constaté de réels progrès<br />
chez son frère, notamment sur le plan<br />
du langage et de la récupération motrice.<br />
Elle ne manque pas de les lui rappeler<br />
lorsqu’il se montre découragé. Aujourd’hui,<br />
observe-t-elle, les améliorations relèvent<br />
davantage de l’acceptation des handicaps<br />
et d’une meilleure qualité de vie. Eric ose<br />
par exemple participer à une conversation<br />
avec des personnes qu’il rencontre pour<br />
la première fois.<br />
Récupère-t-on encore un an, deux ans,<br />
dix ans après une lésion cérébrale ?<br />
Comment le cerveau se « répare-t-il » ?<br />
Des questions qui renvoient à la plasticité<br />
cérébrale, un sujet qui passionne les<br />
médias et les scientifiques. Petite revue<br />
de presse :<br />
Glen Johnson, « When will I get<br />
better ? », extrait du livre<br />
« Traumatic Brain Injury Survival<br />
Guide » : www.tbiguide.com<br />
M<strong>ich</strong>ael Barnes et al, « Recovery after<br />
Stroke », Cambridge University Press,<br />
2005.<br />
« Un cerveau à modeler »,<br />
émission 36.9, RTS, 16 février 2011 :<br />
www.rts.ch<br />
« Quand le cerveau est malade »,<br />
emission Impatience, RTS, 8 mars 2012 :<br />
www.rts.ch<br />
« La plasticité cérébrale »,<br />
Sciences humaines, 3 août 2009 :<br />
www.scienceshumaines.com<br />
Le rôle des proches<br />
Accompagner sans infantiliser, encourager<br />
sans faire miroiter des objectifs irréalistes,<br />
veiller sur la personne sans la contrôler : le<br />
rôle des proches tient de l’équilibrisme. La<br />
sœur d’Eric souligne pour sa part l’importance<br />
de s’adresser à lui autrement qu’à<br />
une « victime d’AVC » et de valoriser ses<br />
compétences, par exemple en lui demandant<br />
conseil.<br />
Association suisse pour<br />
les personnes cérébro-lésées<br />
et leurs proches<br />
Lésion cérébrale –<br />
le rôle de la famille<br />
Guide pour les proches<br />
Ce guide est destiné<br />
aux familles de<br />
victimes d’AVC. Pour<br />
le commander,<br />
envoyer un mail à<br />
kommunikation@<br />
fragile.ch<br />
Joyeux anniversaire, Helpline !<br />
Depuis dix ans, la Helpline de FRAGILE soutient et conseille<br />
les victimes et leurs proches en répondant à leurs questions<br />
sur la vie après une lésion cérébrale.<br />
Les personnes ayant une lésion cérébrale<br />
et leurs proches sont confrontés à de<br />
nombreuses questions : de la réorganisation<br />
de leur vie quotidienne à la gamme<br />
des thérapies possibles, en passant par les<br />
prestations des assurances ou encore les<br />
questions juridiques. Souvent, les proches<br />
se sentent également débordés. Dans de<br />
telles situations, la Helpline gratuite de<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong>, qui fête cette année ses<br />
dix ans d’existence, apporte une aide<br />
bienvenue.<br />
En 2003 est lancé le service d’aideconseil<br />
téléphonique des associations<br />
régionales de Zur<strong>ich</strong> et de <strong>Suisse</strong> centrale.<br />
Dès 2005, l’offre est étendue à d’autres<br />
cantons et FRAGILE <strong>Suisse</strong> reprend en<br />
main l’organisation et la gestion de la<br />
Helpline. Les conseillères et les conseillers<br />
de FRAGILE <strong>Suisse</strong> et des associations<br />
régionales aident chaque année quelque<br />
2100 personnes par des informations et<br />
des conseils ponctuels. Ils accompagnent<br />
également près de 550 personnes pour un<br />
suivi social.<br />
Pour plus d’infos<br />
« Lésion cérébrale – le rôle de la<br />
famille », Guide pour les proches<br />
de FRAGILE <strong>Suisse</strong>, 2012.<br />
M<strong>ich</strong>el Leclercq, « Le traumatisme<br />
crânien, Guide à l’usage des proches »,<br />
éd. Solal, 2007.<br />
« Le proche aidant, un partenaire au<br />
coeur de l’action sanitaire et sociale »,<br />
Actes du colloque de septembre 2011 :<br />
www.prochesaidants2011.ch<br />
Plusieurs services et fondations romands<br />
proposent de l’aide pour soulager<br />
les proches. La Helpline Romandie vous<br />
renseigne à ce sujet.<br />
la neuroréhabilitation. Lors des conseils<br />
courts, ils offrent des renseignements,<br />
orientent dans le réseau médico-social<br />
et proposent des solutions d’aide ponctuelles.<br />
Le suivi dans le domaine social<br />
suppose quant à lui un accompagnement<br />
à plus long terme. L’équipe de la Helpline<br />
assiste les cérébro-lésés, les proches et les<br />
professionnels de toute la <strong>Suisse</strong>. Elle travaille<br />
en étroite collaboration avec d’autres<br />
organisations et institutions. (heb)<br />
L’aide de la Helpline Romandie<br />
10années<br />
Helpline<br />
Animée par Christine Jayet-Ryser,<br />
psychologue spécialisée dans les lésions<br />
cérébrales et leurs répercussions au<br />
quotidien, la Helpline Romandie se tient<br />
gratuitement à votre disposition les<br />
lundi, mardi et jeudi, de 10h. à 13h.<br />
Numéro gratuit : 0800 256 256<br />
De l’aide dans toute la <strong>Suisse</strong><br />
Les collaborateurs de la Helpline sont des<br />
spécialistes issus du travail social et de<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong> 01 | 2013<br />
19
Interview<br />
Le patient dans le rôle du soignant<br />
Renata Schneiter-Ulmann est chargée de<br />
cours de biologie à l’Université des<br />
sciences appliquées de Zur<strong>ich</strong>. L’hortithérapie<br />
constitue un axe majeur de ses<br />
recherches. Dans le cadre d’un projet<br />
mené sur trois ans, elle a élaboré et testé<br />
dans l’établissement de réhabilitation de<br />
Zurzach un programme d’hortithérapie<br />
destiné aux patients souffrant de<br />
douleurs chroniques ou victimes d’AVC.<br />
Le jardinage permet d’améliorer l’état physique et mental des personnes victimes d’AVC. Ici, une<br />
thérapeute montre au patient comment les plantes sont étiquetées.<br />
Un parterre de fleurs pour thérapie<br />
Texte : Silvan Heuberger, Photos : Lehrbuch Gartentherapie, Editions Hans Huber<br />
Couper des roses, sarcler les mauvaises herbes et rempoter des plantes. Ce qui, au<br />
printemps, attire les amoureux du jardinage à l’extérieur s’inscrit dans le programme<br />
thérapeutique de nombreuses cliniques de réhabilitation. Les victimes d’un accident<br />
vasculaire cérébral (AVC) peuvent retirer un bénéfice de l’hortithérapie.<br />
Une odeur intense de menthe poivrée<br />
flotte dans la serre de la clinique de réhabilitation.<br />
Entouré de pots de fleurs, d’arrosoirs<br />
et de plantes en tous genres, Ulr<strong>ich</strong> Z.<br />
remplit de terre une plaque de culture.<br />
Avec des mouvements lents et réfléchis,<br />
il en prend une poignée dans un sac que<br />
tient sa thérapeute, tend le bras au-dessus<br />
de la caissette et laisse la terre se déverser<br />
dans la plaque. Depuis son AVC, ce mouvement<br />
s’apparente à un défi. L’hortithérapie<br />
permet aujourd’hui à Ulr<strong>ich</strong> Z. de travailler<br />
la mobilité de son bras droit.<br />
Semer, mettre en pot, cueillir<br />
L’hortithérapie s’adresse en particulier aux<br />
patients souffrant de douleurs chroniques<br />
ou aux victimes d’un AVC. Ces derniers<br />
suivent généralement une thérapie<br />
individuelle, car ils souffrent souvent d’un<br />
déficit d’attention et risquent davantage<br />
d’être distraits par la présence d’autres<br />
personnes. Organisée dans une serre, à<br />
l’abri des intempéries, la thérapie peut<br />
être suivie en toute saison. L’organisation<br />
des séances suit le cycle de vie des<br />
plantes : lors de la première séance, le<br />
patient sème des graines ; il rempotera<br />
ou repiquera ensuite les plantes et, enfin,<br />
récoltera les fruits ou cueillera les fleurs.<br />
L’expérience s’avère ainsi valorisante. Les<br />
patients concernés travaillent avec différentes<br />
plantes, variables selon la saison,<br />
telles que des laitues pommées en mars,<br />
des tulipes en mai et des pâquerettes en<br />
novembre.<br />
Donner un sens à la vie<br />
Dans le cadre de l’hortithérapie, les victimes<br />
d’un AVC font travailler plusieurs<br />
fonctions intellectuelles et physiques. Elles<br />
améliorent ainsi leurs facultés de concentration<br />
et de mémorisation et, grâce à<br />
cette activité manuelle, font travailler leur<br />
motricité globale et fine. Le contact avec<br />
les plantes stimule par ailleurs la vue, le<br />
goût, l’odorat et le toucher. L’hortithérapie<br />
peut aussi donner un sens à la vie des<br />
patients plus âgés qui ne sont plus en activité.<br />
Cependant, elle n’est pas adaptée à<br />
toutes les victimes d’AVC : les participants<br />
doivent être capables de supporter des<br />
sollicitations pendant 30 à 60 minutes. Ils<br />
doivent aussi pouvoir communiquer avec<br />
les thérapeutes. Enfin, ils ne doivent pas<br />
avoir d’allergies aux plantes.<br />
Quelle est la particularité de l’hortithérapie<br />
?<br />
En tant que support thérapeutique, la<br />
plante présente l’avantage d’être vivante,<br />
de changer constamment et de solliciter<br />
différents sens. Par ailleurs, les plantes<br />
de jardin nécessitent des soins, un aspect<br />
non négligeable sur le plan thérapeutique.<br />
Ici, le patient n’est plus dans le rôle du soigné,<br />
mais dans celui du soignant. D’autre<br />
part, les plantes font partie de rituels<br />
importants tels que les mariages et les<br />
enterrements. En raison des liens étroits<br />
qui existent entre l’homme et la plante,<br />
celle-ci constitue une source quasiment<br />
inépuisable d’activités thérapeutiques qui<br />
permettent de poursuivre des objectifs<br />
variés.<br />
L’hortithérapie est-elle aussi adaptée aux<br />
patients qui n’aimaient pas particulièrement<br />
jardiner avant leur AVC ?<br />
L’hortithérapie n’est pas conseillée aux<br />
gens qui n’aiment pas particulièrement les<br />
plantes, ni jardiner, à plus forte raison à<br />
ceux pour qui cette activité est associée à<br />
des expériences ou des sentiments néga-<br />
20 FRAGILE <strong>Suisse</strong> 01 | 2013
tifs. Il est important que le patient adhère<br />
à l’objectif convenu.<br />
Les patients souffrant de douleurs chroniques<br />
suivent l’hortithérapie en groupe,<br />
tandis que les victimes d’AVC bénéficient<br />
d’une thérapie individuelle. Travailler en<br />
groupe ne présenterait-il pas pourtant<br />
des avantages ?<br />
Je pense que la question de la thérapie<br />
individuelle ou collective doit être réglée<br />
au cas par cas. Par exemple, une thérapie<br />
collective peut être indiquée dans le cas<br />
d’un groupe relativement homogène et se<br />
trouvant à un stade avancé de la réhabilitation.<br />
En revanche, il est indiqué d’adopter<br />
une approche thérapeutique individuelle<br />
et réalisée dans un environnement<br />
protégé et calme pour les victimes d’AVC,<br />
notamment au début de la réhabilitation,<br />
afin d’éviter toute sollicitation excessive<br />
ainsi que les comparaisons inutiles.<br />
L’hortithérapie est proposée dans les<br />
cliniques de réhabilitation. Les patients<br />
peuvent-ils aussi s’occuper de fleurs sur<br />
leur balcon et en tirer un quelconque<br />
bénéfice ?<br />
Nous recommandons de poursuivre<br />
des activités régulières au contact des<br />
plantes après la sortie de la clinique de<br />
réhabilitation. Les gestes et comportements<br />
appris pendant la réhabilitation<br />
permettent de retrouver des activités que<br />
l’on aime pratiquer. Ils favorisent aussi<br />
le mouvement, la joie, les expériences<br />
valorisantes et apportent du rythme et du<br />
changement dans le quotidien.<br />
Pour plus d’infos<br />
Le manuel «Lehrbuch Gartentherapie»<br />
(Editions Hans Huber, Berne) aborde la<br />
question de l’hortithérapie d’un point de<br />
vue scientifique. La première partie de ce<br />
livre en explique les concepts, les<br />
différentes applications et les caractéristiques<br />
des plantes en tant que ressources<br />
thérapeutiques. Dans la seconde partie,<br />
les auteurs décrivent les résultats de<br />
plusieurs projets. Le lecteur peut notamment<br />
se faire une idée de la mise en<br />
pratique ainsi que des réflexions thérapeutiques<br />
menées dans le cadre des<br />
différents exercices.<br />
www.gartentherapie.ch<br />
Cerveau en bref<br />
Textes : Carine Fluckiger et Sarah Tschan<br />
Espace d’échange<br />
Rencontres avec Alexandre Jollien<br />
L’Espace Pallium organise cette année<br />
quatre rencontres thématiques avec<br />
Alexandre Jollien. Animées par l’écrivainphilosophe<br />
bien connu, ces soirées aborderont<br />
le thème de la perte d’autonomie<br />
(3 avril 2013), les questions liées à la mort<br />
(29 mai 2013), l’art du repos (9 octobre<br />
2013) et la place du corps dans la méditation<br />
(4 décembre 2013). Ces cafés-rencontres<br />
sont gratuits et ouverts à tous.<br />
Programme détaillé sur :<br />
www.espacepallium.ch<br />
Livre<br />
Aider un proche malade<br />
Soutenir une personne âgée ou un<br />
proche malade ? Un don de soi que<br />
l’on fait souvent spontanément, parfois<br />
dans l’urgence. Un travail aussi qu’on<br />
découvre en se formant sur le tas et à<br />
force d’expérience. Il existe pourtant une<br />
science de l’accompagnement, appelée<br />
la proximologie. Passer de la théorie à<br />
la pratique, pour proposer des conseils<br />
et des outils au lecteur, c’est précisément<br />
l’objet du livre récemment paru de Martine<br />
Golay Ramel, « Les proches aidants ».<br />
Thérapeute spécialisée dans l’accompagnement,<br />
l’auteur propose dans ce guide<br />
pratique une foule d’informations et de<br />
réflexions destinées à mieux accompagner<br />
ceux dont le rôle est d’accompagner…<br />
Pour emprunter ce livre, mail à :<br />
biasio@fragile.ch<br />
« Les proches<br />
aidants », un livre<br />
de Martine Golay<br />
Ramel paru en<br />
2011, avec une<br />
préface<br />
de Rosette Poletti.<br />
L’Espace Pallium est un centre d’information et<br />
de soutien destiné aux proches dans le canton<br />
de Vaud.<br />
Exposition<br />
Des montres à l’effigie de FRAGILE <strong>Suisse</strong><br />
L’atelier créatif du Centre Rencontres, à<br />
Courfaivre, a créé une collection originale<br />
de montres en papier à l’effigie de<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong> et FRAGILE Jura. Appuyés<br />
par l’animateur Alexandre Hof, cinq participants<br />
se sont glissés dans la peau de<br />
designers. Trois projets ont été exposés à<br />
la cafétéria de l’établissement, faisant la<br />
fierté de leurs auteurs.<br />
« Et si on inventait une montre pour<br />
FRAGILE Jura ? » L’idée d’une exposition<br />
de montres en papier est venue de l’un<br />
des participants à l’atelier créatif.<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong> 01 | 2013<br />
21
Il n’est jamais trop tôt pour rééduquer<br />
le patient<br />
Texte : Carine Fluckiger, Photos : ldd<br />
Même dans le coma, certains patients peuvent bénéficier d’une rééducation précoce.<br />
En intervenant dès la phase aiguë et en soins intensifs, on parvient à favoriser leur<br />
récupération. Karin Diserens, médecin associée, nous explique le principe du nouveau<br />
programme introduit au CHUV.<br />
« On essaie d’harmoniser le suivi du patient<br />
tout au long de sa prise en charge. » Karin<br />
Diserens, responsable de l’Unité de neuro rééducation<br />
précoce, Département des neurosciences<br />
cliniques au CHUV.<br />
L’équipe de la Dresse Karin Diserens (au centre)<br />
mobilise rapidement le patient. À l’aide s’il le<br />
faut du robot « Erigo », qui permet de mettre le<br />
patient à la verticale et de simuler le<br />
mouvement de la marche.<br />
Pour plus d’infos<br />
Voir la conférence TEDx de Karin<br />
Diserens, « Hidden Awareness », sur<br />
www.youtube.com (en anglais).<br />
La nouvelle avait choqué l’opinion. Bien<br />
connu des milieux sportifs romands,<br />
Pierre Hegg a été agressé il y a un an, à<br />
la sortie d’un match amical de football<br />
en Allemagne. L’ancien président du<br />
Hockey Club de Lausanne avait fait quatre<br />
semaines de coma avant d’être rapatrié en<br />
<strong>Suisse</strong>. Transféré au CHUV, son état était<br />
jugé critique. « Il était sorti du coma, mais<br />
son regard était vide et il ne bougeait plus<br />
que la main droite », se rappelle sa femme<br />
Meryem.<br />
L’importance du diagnostic<br />
« Trois jours après être arrivé chez nous,<br />
M. Hegg a commencé à interagir avec son<br />
environnement », poursuit Karin Diserens,<br />
médecin associée au CHUV. Une évolution<br />
spectaculaire que la responsable de<br />
l’Unité de neurorééducation précoce met<br />
notamment sur le compte des avancées<br />
en matière de diagnostic et de stimulation<br />
neurosensorielle. En effet, alors que<br />
le patient passait pour comateux, il a<br />
commencé à répondre aux stimuli, grâce<br />
à une prise en charge interdisciplinaire<br />
et à la mobilisation physique. « Toute la<br />
difficulté est là : un patient qui ne réagit<br />
pas n’est pas forcément plongé dans un<br />
coma profond. Il peut tout à fait avoir des<br />
perceptions et un niveau de conscience<br />
éveillé, mais être incapable de répondre<br />
au niveau moteur. »<br />
La conscience cachée<br />
Depuis plus d’un an, le programme mis en<br />
place par le CHUV vise justement à déceler<br />
ces états de « conscience cachée » chez les<br />
patients et à écarter de faux diagnostics<br />
d’états végétatifs. Comment ? « Comme<br />
les réactions au niveau moteur peuvent<br />
être entravées, il faut stimuler les cinq<br />
sens et réactiver les réseaux neurosensoriels<br />
», explique la Dresse Diserens. Autre<br />
condition essentielle : prendre le temps.<br />
Une condition qui peut paraître simple,<br />
mais qui constitue un authentique défi<br />
en milieu hospitalier aigu. Rien ne sert de<br />
tourner le dos au patient qui ne manifeste<br />
pas de réponse. Il faut savoir se montrer<br />
patient : « Les personnes qui sont dans<br />
le coma ou en état confusionnel sont<br />
ralenties et ont des troubles attentionnels.<br />
Il faut leur laisser au minimum vingt<br />
secondes pour répondre. »<br />
« Cothérapies »<br />
L’autre originalité du programme lausannois<br />
est d’introduire la rééducation<br />
en phase aiguë déjà. Désormais, dans la<br />
filière des neurosciences cliniques, soins<br />
intensifs et neurorééducation travaillent<br />
ensemble, main dans la main. Grâce à<br />
des colloques interdisciplinaires, le suivi<br />
du patient est coordonné : « On essaie<br />
d’harmoniser la prise en charge depuis le<br />
début jusqu’au transfert de la personne<br />
dans les centres de rééducation. »<br />
Au chevet du patient, ce sont désormais<br />
infirmières et thérapeutes qui agissent<br />
ensemble : ergothérapeute et physiothérapeute,<br />
logopédiste et neuropsychologue,<br />
interviennent en « cothérapie », même<br />
auprès de patients comateux. Tandis<br />
que l’un exerce des gestes du quotidien,<br />
l’autre aide par exemple le patient à se<br />
tenir assis. Massages, stimuli des cinq<br />
sens, soins pratiqués avec douceur font<br />
également partie d’un programme basé<br />
sur le principe d’une intervention plurielle,<br />
mais adaptée à l’endurance du patient.<br />
Sans oublier le fleuron de ce dispositif,<br />
« Erigo », un robot qui permet de mettre<br />
les patients comateux ou tétraplégiques<br />
en position verticale et de les assister dans<br />
le mouvement de la marche.<br />
Au total, ce sont chaque année quelque<br />
1560 nouveaux patients qui sont évalués<br />
dans le cadre du programme de neurorééducation<br />
précoce, dont une majorité<br />
pourra bénéficier. Avec des résultats qui,<br />
sans forcément être aussi spectaculaires<br />
que dans le cas de Daniel Hegg, attestent<br />
cependant de l’efficacité et de la pertinence<br />
de l’introduction précoce de la<br />
rééducation neurologique. <br />
22 FRAGILE <strong>Suisse</strong> 01 | 2013
Plus d’images, plus d’échanges, plus d’infos:<br />
le nouveau site web de <strong>Fragile</strong> est convivial,<br />
facile d’accès et utile.<br />
Connectez-vous !<br />
Texte : Verena Paris<br />
Le nouveau site Internet de FRAGILE <strong>Suisse</strong> paraît en même temps que le printemps.<br />
Informatif comme toujours, il se veut davantage axé sur les gens et le dialogue. Découvrez<br />
notre offre de conseil en ligne, échangez avec ceux qui ont vécu les mêmes<br />
choses que vous, apprenez au travers du web. Rejoignez-nous en un seul clic sur<br />
www.fragile.ch<br />
Chez FRAGILE <strong>Suisse</strong>, l’être humain est au<br />
cœur de notre mission. Cette humanité<br />
se reflète dès la première page de notre<br />
nouveau site web. On peut choisir d’y<br />
entrer en tant que personne cérébrolésée,<br />
proche, professionnel, donatrice ou<br />
donateur. Les articles et les contributions<br />
y sont classés selon cette logique et les<br />
informations sont ainsi plus simples à<br />
retrouver.<br />
Nouveau « web participatif »<br />
Participer, se sentir compris, sont des<br />
besoins fondamentaux de l’être humain.<br />
Nous sommes convaincus qu’il y a en<br />
<strong>Suisse</strong> de nombreuses personnes qui<br />
souffrent d’une lésion cérébrale et qui,<br />
pour différentes raisons, ne peuvent ou ne<br />
veulent pas nécessairement se rencontrer.<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong> 01 | 2013<br />
Elles ont cependant du plaisir à entretenir<br />
des relations sociales. Il en va de même<br />
pour les proches qui sont à la recherche<br />
d’échanges et de réponses avec des personnes<br />
qui se trouvent dans des situations<br />
semblables. C’est la raison pour laquelle<br />
nous allons démarrer ce printemps avec<br />
une nouveauté, le « web participatif ».<br />
Participer et se connecter<br />
Dès avril, par le biais de son forum,<br />
www.fragile.ch vous offrira une possibilité<br />
supplémentaire de vous impliquer. Point<br />
de rencontre virtuelle, le forum permet<br />
de s’inscrire et d’échanger dans un espace<br />
protégé avec d’autres cérébro-lésés ou des<br />
proches. Il n’est pas nécessaire de communiquer<br />
son nom aux autres visiteurs du<br />
forum. Bien au contraire, chacun choisit<br />
son nom d’utilisateur et peut ainsi rester<br />
anonyme. En outre, nous vous offrons la<br />
possibilité de « chatter » avec des spécialistes<br />
qui répondront à vos questions.<br />
Nous vous invitons cordialement à<br />
visiter le nouveau site Internet de FRAGILE<br />
<strong>Suisse</strong>. Participez, posez des questions et<br />
apprenez à connaître les autres. Comme<br />
le disait un article récemment paru dans<br />
la « Neue Zürcher Zeitung » : les réseaux<br />
sociaux ne sont attrayants que lorsqu’ils<br />
sont vraiment sociaux, c’est-à-dire quand<br />
il y a un grand nombre d’utilisateurs qui<br />
y sont connectés et qui contribuent à les<br />
faire vivre.<br />
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Kontakte / Contacts / Contatti<br />
FRAGILE <strong>Suisse</strong><br />
Beckenhofstrasse 70<br />
8006 Zür<strong>ich</strong><br />
Tel. 044 360 30 60<br />
Fax 044 360 30 66<br />
mail@fragile.ch<br />
www.fragile.ch<br />
Académie: afs@fragile.ch, 044 360 26 90<br />
Begleitetes Wohnen: imhof@fragile.ch<br />
Helpline Deutschschweiz / Romandie :<br />
0800 256 256<br />
Regionale Vereinigungen und Selbsthilfegruppen<br />
/ Associations régionales<br />
et groupes d’entraide<br />
Aargau / Solothurn Ost<br />
FRAGILE Aargau / Solothurn Ost<br />
Vereinigung für hirnverletzte<br />
Menschen und deren Angehörige<br />
Fröhl<strong>ich</strong>strasse 7<br />
5200 Brugg<br />
Tel. 056 442 02 60<br />
fragile.brugg@bluewin.ch<br />
Selbsthilfegruppen in: Aarau, Baden<br />
Basel<br />
FRAGILE Basel<br />
Basler Vereinigung<br />
für hirnverletzte Menschen<br />
Bachlettenstrasse 12<br />
4054 Basel<br />
Tel. 061 271 15 70<br />
Fax 061 271 27 75<br />
basel@fragile.ch<br />
Selbsthilfegruppe in: Basel<br />
Bern Espace Mittelland<br />
FRAGILE Bern Espace Mittelland<br />
für Menschen mit einer Hirnverletzung<br />
und Angehörige<br />
Seftigenstrasse 11<br />
3007 Bern<br />
Tel. 031 376 21 02<br />
Fax 031 376 21 01<br />
bern@fragile.ch<br />
Selbsthilfegruppen in: Bern, Biel,<br />
Grenchen, Langenthal, Solothurn, Thun<br />
Genève<br />
FRAGILE Genève<br />
Association genevoise<br />
pour les traumatisés cranio-cérébraux<br />
Chez Mme Sandrine Bertschy<br />
rue Dr-Alfred-Vincent 7<br />
1201 Genève<br />
Contact et renseignements :<br />
Sophie Gasser,<br />
Tél. 076 382 31 17<br />
geneve@fragile.ch<br />
Groupes d’entraide : Genève<br />
Jura, Neuchâtel<br />
FRAGILE Jura<br />
Région BEJUNE<br />
Route de Soulce 36 / CP 133<br />
2853 Courfaivre<br />
Tél. 032 427 37 00<br />
fragile.jura@bluewin.ch<br />
Ostschweiz: Appenzell Inner- und<br />
Ausserrhoden, St. Gallen, Glarus,<br />
Schaffhausen, Thurgau, Graubünden<br />
FRAGILE Ostschweiz<br />
Ostschweizer Vereinigung<br />
für hirnverletzte Menschen<br />
Sekretariat<br />
Grenzstrasse 17<br />
Postfach 233<br />
9430 St. Margrethen<br />
Tel. 071 740 13 00<br />
Fax 071 740 13 01<br />
ostschweiz@fragile.ch<br />
Selbsthilfegruppen in: Glarus,<br />
Chur, Ilanz, St. Gallen, Buchs SG,<br />
Schaffhausen, Weinfelden<br />
Ticino<br />
FRAGILE Ticino<br />
per le persone con lesioni cerebrali<br />
Via Prada 6<br />
6710 Biasca<br />
Tel. 091 880 00 00<br />
Fax 091 880 00 01<br />
ticino@fragile.ch<br />
Gruppo di auto-aiuto: Biasca, Giubiasco<br />
Valais, Wallis<br />
FRAGILE Valais<br />
Association valaisanne en faveur<br />
des traumatisés cranio-cérébraux<br />
Rue de la Blancherie 23<br />
1950 Sion<br />
Tél. 027 322 56 00<br />
Fax 027 322 56 01<br />
valais@fragile.ch<br />
Groupes d’entraide : Sion, Martigny<br />
Vaud, Fribourg<br />
FRAGILE Vaud<br />
Association vaudoise<br />
pour les traumatisés cranio-cérébraux<br />
Rue du Bugnon 18<br />
1005 Lausanne<br />
Tél. 021 329 02 08<br />
Fax 021 329 02 13<br />
vaud@fragile.ch<br />
Groupes d’entraide : Lausanne<br />
Zentralschweiz: Uri, Ob- und Nidwalden,<br />
Luzern, Zug, Schwyz<br />
FRAGILE Zentralschweiz<br />
Zentralschweizer Vereinigung<br />
für hirnverletzte Menschen<br />
Pilatusstrasse 30<br />
6003 Luzern<br />
Tel. 041 260 78 61<br />
Fax 041 210 78 61<br />
zentralschweiz@fragile.ch<br />
Selbsthilfegruppen in: Emmenbrücke,<br />
Lachen, Luzern, Schwyz, Zug<br />
Zür<strong>ich</strong><br />
FRAGILE Zür<strong>ich</strong><br />
Verein für hirnverletzte Menschen<br />
Region Zür<strong>ich</strong><br />
Kreuzstrasse 55<br />
Postfach 1761<br />
8032 Zür<strong>ich</strong><br />
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Fax 044 262 61 17<br />
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Weitere Treffpunkte auf Anfrage oder<br />
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