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Pascal Arthur Gonet wurde 1956 in Lausanne<br />

geboren. Bevor er si<strong>ch</strong> als freier Journalist<br />

betätigte, war er Kunstrestaurator und<br />

besu<strong>ch</strong>te zwei Jahre lang die Kunstakademie<br />

in Florenz. Seine Wissensbegierde und<br />

der Drang, verborgene S<strong>ch</strong>ätze aufzustöbern,<br />

bra<strong>ch</strong>ten ihn auf die Fährte der Goldsu<strong>ch</strong>er<br />

früherer Zeiten. Die Ergebnisse seiner<br />

ausgedehnten Studien haben in diesem<br />

Bu<strong>ch</strong> ihren Nieders<strong>ch</strong>lag gefunden.<br />

Benteli Verlag Bern<br />

2


Pascal Arthur Gonet<br />

Gold<br />

su<strong>ch</strong>er<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

Ein heute no<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>es Abenteuer!<br />

Benteli Verlag Bern<br />

3


© 1978 Benteli Verlag, 3011 Bern<br />

Die Originalausgabe ist unter dem Titel „Histoires et Actualité<br />

des <strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>eures d'or en Suisse“ bei Editions Pierre­Marcel<br />

Favre in Lausanne ers<strong>ch</strong>ienen. Bere<strong>ch</strong>tigte Lizenzausgabe für die<br />

S<strong>ch</strong>weiz, Deuts<strong>ch</strong>land und Österrei<strong>ch</strong>: Benteli Verlag Bern.<br />

Deuts<strong>ch</strong>e Übersetzung: Jürgen Graf<br />

Gestaltung, Satz und Druck: Benteli AG Bern<br />

Printed in Switzerland<br />

ISBN 3­7165­0266­9<br />

4


6<br />

Eine Gruppe von Goldwäs<strong>ch</strong>ern, wie man ihnen,<br />

bis zu Anfang dieses Jahrhunderts an den Ufern<br />

der S<strong>ch</strong>weizer Flüsse begegnen konnte.


Na<strong>ch</strong> Golde drängt,<br />

Am Golde hängt<br />

Do<strong>ch</strong> alles! (Goethe, Faust)<br />

Einleitung<br />

In Neuhelvetien, jenem Teil Kaliforniens also,<br />

den der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Idealist und Abenteurer<br />

Johann August Sutter erworben und dur<strong>ch</strong><br />

unermüdli<strong>ch</strong>e Arbeit in eine Kornkammer verwandelt<br />

hatte, ma<strong>ch</strong>te ein Arbeiter am 24. Januar<br />

1848 eine Entdeckung, die weitrei<strong>ch</strong>ende<br />

Folgen haben sollte. Er fand im Abflussrohr einer<br />

neu erri<strong>ch</strong>teten Sägerei am Ufer des Sacramentoflusses<br />

einige Stücke eines glitzernden,<br />

gelben Metalls.<br />

S<strong>ch</strong>on wenige Wo<strong>ch</strong>en darauf strömte eine ungeheure<br />

Anzahl von Goldsu<strong>ch</strong>ern na<strong>ch</strong> Neuhelvetien.<br />

San Francisco, ein bisher hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

von Fis<strong>ch</strong>ern bewohntes Städt<strong>ch</strong>en,<br />

erlebte binnen kürzester Zeit einen beispiellosen<br />

Aufs<strong>ch</strong>wung. Ein S<strong>ch</strong>iff na<strong>ch</strong> dem<br />

anderen fuhr in den Hafen ein und bra<strong>ch</strong>te<br />

neue S<strong>ch</strong>aren von Mens<strong>ch</strong>en,<br />

wel<strong>ch</strong>e die Hoffnung auf ras<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong>tum in<br />

diesen Teil der Welt gelockt hatte.<br />

Diese Entwicklung bereitete Sutters Traum von<br />

einem friedli<strong>ch</strong>en Agrarland ein jähes Ende,<br />

bedeutete aber für den jungen amerikanis<strong>ch</strong>en<br />

Staat wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Aufs<strong>ch</strong>wung und Millionen<br />

neuer Einwanderer.<br />

Während allgemein bekannt ist, dass Neuhelvetien<br />

einst einen Goldraus<strong>ch</strong> ohne glei<strong>ch</strong>en<br />

erlebt hat, sind si<strong>ch</strong> viele gar ri<strong>ch</strong>tig bewusst,<br />

dass au<strong>ch</strong> in der Erde unserer guten alten<br />

S<strong>ch</strong>weiz Gold ruht ­ zwar ni<strong>ch</strong>t genug, um<br />

S<strong>ch</strong>aren von Abenteurern anzulocken und dadur<strong>ch</strong><br />

unseren Frieden zu stören, aber do<strong>ch</strong><br />

immerhin so viel, dass es si<strong>ch</strong> lohnt, seine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

zu erzählen.<br />

Die Gesamtmenge, des – Goldes, das der<br />

Mens<strong>ch</strong> in seiner bisherigen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ge­<br />

7


fördert hat, entspri<strong>ch</strong>t einem Würfel von 17 bis<br />

18 Meter Seitenlänge. Damit liesse si<strong>ch</strong> ein<br />

Miethaus mit 15 bis 20 Wohnungen erri<strong>ch</strong>ten.<br />

Mit dem bisher in der S<strong>ch</strong>weiz gefundenen<br />

Gold könnte man, um den Verglei<strong>ch</strong> fortzuführen,<br />

die ersten dreissig Stufen der; Treppe<br />

bauen. Aber die Förderung dieser wenigen<br />

Tonnen Gold ist mit ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Ereignissen<br />

verknüpft, die si<strong>ch</strong>, wenn au<strong>ch</strong> oft in<br />

weit grösserem Umfang, au<strong>ch</strong> anderswo abgespielt<br />

haben.<br />

Au<strong>ch</strong> bei uns löste die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> dem edelsten<br />

aller Metalle zeitweise ein regelre<strong>ch</strong>tes<br />

Fieber aus und bra<strong>ch</strong>te einigen plötzli<strong>ch</strong>en<br />

Rei<strong>ch</strong>tum, anderen aber ni<strong>ch</strong>ts als Entbehrungen<br />

und Enttäus<strong>ch</strong>ungen. Jedes goldene<br />

S<strong>ch</strong>muckstück am Hals oder Arm einer Dame<br />

hat eine lange Vorges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te: Stollen mussten<br />

in den Boden getrieben werden, in denen kräftige<br />

Männerhände na<strong>ch</strong> dem begehrten glitzernden<br />

Stoff gruben. Seltsame Gestalten zogen<br />

einst dur<strong>ch</strong> unsere Berge, um die Stelle,<br />

wo das Gold. in der Erde verborgen war, mir<br />

Hilfe eines Pendels oder einer Wüns<strong>ch</strong>elrute<br />

ausfindig zu ma<strong>ch</strong>en; andere vertrauten bei ihrer<br />

Su<strong>ch</strong>e den Aufzei<strong>ch</strong>nungen auf einem alten<br />

Pergament. Do<strong>ch</strong> selbst wer den Ort entdeckt<br />

hatte, wo. das Gestein den ersehnten ­ S<strong>ch</strong>atz<br />

barg, konnte seines Erfolges no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong>er<br />

sein: Häufig galt es no<strong>ch</strong> einen Teufel oder<br />

bösartigen Zwerg zu überlisten, der eifersü<strong>ch</strong>tig<br />

über das Gold wa<strong>ch</strong>te.<br />

Wie viele Anekdoten und Legenden mit der<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Goldes verknüpft<br />

sind, wurde uns im Verlauf der Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />

klar, die wir, teils bei der Si<strong>ch</strong>tung der<br />

vorliegenden Literatur, teils an jenen Orten, wo<br />

man heute no<strong>ch</strong> Gold gewinnt, dur<strong>ch</strong>zuführen<br />

hatten. Aus den vielen Mosaikstein<strong>ch</strong>en, die<br />

wir in Enzyklopädien, Zeitungsartikeln und Ge­<br />

sprä­<br />

Das Prägen von Goldmünzen in Luzern; ein<br />

Teil des Metalles stammt aus den Ans<strong>ch</strong>wemmungen<br />

des Napfgebietes.<br />

<strong>ch</strong>en sammelten, ergab si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> ein<br />

Gesamtbild von erstaunli<strong>ch</strong>em Rei<strong>ch</strong>tum.<br />

Das vorliegende Bu<strong>ch</strong> will dem Leser einen<br />

Eindruck davon vermitteln, wie stark der Drang<br />

na<strong>ch</strong> dem Gold einst au<strong>ch</strong> in unserem Land die<br />

Sehnsu<strong>ch</strong>t der Mens<strong>ch</strong>en beflügelte und viele<br />

von ihnen zu verwegenen Abenteuern trieb. Es<br />

vers<strong>ch</strong>weigt aber au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, wie mühsam und<br />

unromantis<strong>ch</strong> das, Leben derjenigen war, wel<strong>ch</strong>e<br />

die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> den S<strong>ch</strong>ätzen unser es<br />

Bodens zu ihrem Brotberuf gema<strong>ch</strong>t hatten.<br />

S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> will es au<strong>ch</strong> dem Amateurgoldsu<strong>ch</strong>er<br />

unserer Zeit nützli<strong>ch</strong>e Hinweise vermitteln,<br />

denn weshalb sollten wir, es ni<strong>ch</strong>t unseren Vorfahren<br />

glei<strong>ch</strong>tun und uns am Sonntag oder in<br />

den Ferien in Goldgräber verwandeln, die der<br />

Erde ein wenig von ihrem edelsten S<strong>ch</strong>atz zu<br />

entreissen versu<strong>ch</strong>en?<br />

8


Der goldene Traum<br />

Die S<strong>ch</strong>weiz ist ni<strong>ch</strong>t Kalifornien. Ihre Berge<br />

und Flüsse enthalten nur bes<strong>ch</strong>eidene Goldvorkommen.<br />

Denno<strong>ch</strong> sind in früheren Zeiten<br />

viele ihrer Einwohner vom gelben Fieber befallen<br />

worden, jener Epidemie, die den Augen einen<br />

eigentümli<strong>ch</strong>en Glanz verleiht, den Geist in<br />

eine phantastis<strong>ch</strong>e Traumwelt versetzt und si<strong>ch</strong><br />

physis<strong>ch</strong> in einer merkwürdigen Besessenheit<br />

äussert, Lö<strong>ch</strong>er in den Boden zu graben.<br />

Gewiss: jene Stellen, an denen tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

Gold vorkommt, haben die Phantasie weniger<br />

angeregt und weniger Mens<strong>ch</strong>en angezogen<br />

als gewisse riesenhafte Goldadern und Goldklumpen,<br />

die in Wirkli<strong>ch</strong>keit gar ni<strong>ch</strong>t existierten.<br />

Do<strong>ch</strong> von Genf bis Romanshorn, von Lugano<br />

bis Basel – überall<br />

Goldwäs<strong>ch</strong>er im 16.Jahrhundert.<br />

9


gab und gibt es kräftige S<strong>ch</strong>weizer, meist keine<br />

Phantasten, sondern vernünftige und friedli<strong>ch</strong>e<br />

Bürger, die s<strong>ch</strong>on beim geringsten Hinweis auf<br />

Goldvorkommen zäh und geduldig tonnenweise<br />

Kies abtragen.<br />

Sol<strong>ch</strong>e Goldsu<strong>ch</strong>er waren die Pioniere der<br />

Höhlenfors<strong>ch</strong>ung und des Alpinismus. Wenn<br />

ein Jäger, den es auf einen unwegsamen Gebirgspfad<br />

vers<strong>ch</strong>lagen hatte, dort ein Körn<strong>ch</strong>en<br />

Gold entdeckte, so wurde die Stelle bald darauf<br />

aufs genaueste untersu<strong>ch</strong>t und die Felswände<br />

Punkt für Punkt auf mögli<strong>ch</strong>e Goldspuren hin<br />

geprüft. Jede Grotte konnte den Eingang zu einem<br />

unterirdis<strong>ch</strong>en Gebäude bilden, das unermessli<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>ätze barg, wel<strong>ch</strong>e Kobolde oder<br />

andere Zauberwesen ges<strong>ch</strong>affen hatten. Man<br />

näherte si<strong>ch</strong> ihnen, na<strong>ch</strong>dem man eine<br />

Die Quellen des Aveyron im Tal von Chamonix,<br />

wo man einst den Ursprung des Goldes in den<br />

Genfer Flüssen vermutete.<br />

10


Unzahl von Bes<strong>ch</strong>wörungsformeln auswendig<br />

gelernt hatte, bereit, den Wä<strong>ch</strong>tern des S<strong>ch</strong>atzes<br />

seine Seele gegen Gold zu verkaufen.<br />

Den berufsmässigen Goldsu<strong>ch</strong>ern und Goldwäs<strong>ch</strong>ern<br />

si<strong>ch</strong>erte das gelbe Metall nur ein bes<strong>ch</strong>eidenes<br />

Einkommen. Abenteurer und Phantasien<br />

hingegen haben zu allen Zeiten von<br />

mär<strong>ch</strong>enhaften Rei<strong>ch</strong>tümern geträumt, die irgendwo<br />

in der Erde verborgen sind und die<br />

dem glückli<strong>ch</strong>en Finder bis ans Ende seiner<br />

Tage ein glückli<strong>ch</strong>es und sorgenfreies Leben<br />

verheissen.<br />

Heutzutage werden überall auf der Welt Millionensummen<br />

in die Lotterie investiert. Die Lotterie<br />

vergangener Epo<strong>ch</strong>en war die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong><br />

Gold. Die Entdeckung einer Goldader war<br />

glei<strong>ch</strong>bedeutend mit der Mögli<strong>ch</strong>keit, ein völlig<br />

neues Leben zu beginnen und si<strong>ch</strong> Wüns<strong>ch</strong>e<br />

zu erfüllen, von denen man zuvor ni<strong>ch</strong>t einmal<br />

zu träumen gewagt hätte.<br />

Die Herkunft des Goldes in den Flüssen<br />

Früher meinte man, der von den Flüssen mitges<strong>ch</strong>wemmte<br />

Goldstaub stamme von verborgene<br />

Ader, die kompakte Massen Gold enthielten.<br />

Statt si<strong>ch</strong> auf die mühsame Arbeit des<br />

Sandwas<strong>ch</strong>ens einzulassen folgten zahlrei<strong>ch</strong>e<br />

Goldsu<strong>ch</strong>er dem Lauf der Flüsse und Wildbä<strong>ch</strong>e,<br />

beseelt von der Hoffnung, eines Tages auf<br />

die Quelle des Rei<strong>ch</strong>tums zu stossen. Man<br />

stellte si<strong>ch</strong> vor, das Gold ströme wie ein Wasserfall<br />

aus einer Felsenöffnung, die den Eingang<br />

zu einer mär<strong>ch</strong>enhaften Höhle bilde, und<br />

werde dann dur<strong>ch</strong> die Strömung des Wassers<br />

allmähli<strong>ch</strong> zerrieben.<br />

In Genf herrs<strong>ch</strong>te lange Zeit die Ansi<strong>ch</strong>t. das<br />

Gold der Rhone und ihrer Nebenflüsse entspringe<br />

einer geheimnisvollen Ader im Massiv<br />

des Montblanc. Die Grotte von<br />

Goldblätt<strong>ch</strong>en aus den Genfer Flüssen, im Mikroskop<br />

35fa<strong>ch</strong> vergrössert.<br />

L'Abeyron, die am Fuss des Glets<strong>ch</strong>ers liegt,<br />

ist s<strong>ch</strong>ön oft von eifrigen Goldsu<strong>ch</strong>ern dur<strong>ch</strong>stöbert<br />

worden. Boshafte Zungen behaupteten,<br />

dieser wunderbare S<strong>ch</strong>atz zeige si<strong>ch</strong> den Mens<strong>ch</strong>en<br />

zweimal jährli<strong>ch</strong>, nämli<strong>ch</strong> an Weihna<strong>ch</strong>ten<br />

und am Johannistag. Voraussetzung sei allerdings<br />

die Anwesenheit des Dorfgeistli<strong>ch</strong>en.<br />

Da aber dieses Wunder nur zu jener Stunde<br />

ges<strong>ch</strong>ehen konnte, in der die Messe abgehalten<br />

wurde, war der Geistli<strong>ch</strong>e jedes mal am<br />

Kommen verhindert, so dass bis zum heutigen<br />

Tage no<strong>ch</strong> keiner den S<strong>ch</strong>atz erblickt hat ...<br />

Im Napfgebiet (Kanton Luzern), das an goldhaltigem<br />

Sand besonders rei<strong>ch</strong> ist, versu<strong>ch</strong>te<br />

man die Ader mit Hilfe von Pendeln und Wüns<strong>ch</strong>elruten<br />

ausfindig zu ma<strong>ch</strong>en Im 16. Jahrhundert<br />

wurde dort sogar eine Mine gegraben,<br />

und no<strong>ch</strong> heute su<strong>ch</strong>en man<strong>ch</strong>e Bewohner der<br />

Gegend an den Ufern des Goldba<strong>ch</strong>s na<strong>ch</strong><br />

dem magis<strong>ch</strong>en gelben Metall.<br />

11


Die Goldminen auf dem Dent de Vaulion<br />

Erstaunli<strong>ch</strong>erweise hat die Goldsu<strong>ch</strong>erei im<br />

waadtländis<strong>ch</strong>en Jura, die für viele ni<strong>ch</strong>ts als<br />

Enttäus<strong>ch</strong>ungen und fru<strong>ch</strong>tlose Arbeit bedeutete,<br />

bisher no<strong>ch</strong> keinen Di<strong>ch</strong>ter zu melan<strong>ch</strong>olis<strong>ch</strong>en<br />

oder ironis<strong>ch</strong>en Versen über die Unvernunft<br />

des Mens<strong>ch</strong>en inspiriert. Dabei böte ihre<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te genügend Stoff für eine ganze Reihe<br />

von Strophen: "Goldsu<strong>ch</strong>ende Meute“ würde<br />

si<strong>ch</strong> gut auf „Grosse Pleite“ reimen.<br />

Aber urteilen Sie selbst:<br />

Das "Dictionnaire géographique et statistique<br />

du canton de Vaud“ (1867) s<strong>ch</strong>reibt unter dem<br />

Sti<strong>ch</strong>wort „Dent de Vaulion“: ... Der Dent de<br />

Vaulion stand bei der Bevölkerung lange Zeit<br />

im Ruf, Goldvorräte zu bergen. Vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Volkssagen beri<strong>ch</strong>ten, vom Glück begünstigte<br />

Goldsu<strong>ch</strong>er hätten dort S<strong>ch</strong>ätze entdeckt, die<br />

ihnen grossen Rei<strong>ch</strong>tum bra<strong>ch</strong>ten ...<br />

Diese Legenden die von den Erzählern zweifellos<br />

no<strong>ch</strong> ausges<strong>ch</strong>mückt wurden, erregten die<br />

Phantasie zahlrei<strong>ch</strong>er Mens<strong>ch</strong>en und lockten<br />

immer neue Goldgräber an, die si<strong>ch</strong> zu oft sehr<br />

grossen Verbänden zusammens<strong>ch</strong>lossen. Es<br />

kam vor, dass si<strong>ch</strong> fast alle männli<strong>ch</strong>en Einwohner<br />

eines Dorfes ges<strong>ch</strong>lossen zur Goldsu<strong>ch</strong>e<br />

auf dem Dent de Vaulion meldeten und<br />

dort ihre Zeit und ihr Geld verloren. Kaum eine<br />

Stelle des Berges blieb von den Hacken der<br />

Gräber unberührt.<br />

Die dem Dorf Vallorbe zugewandte Bergseite<br />

ist von sehr tiefen Stollen dur<strong>ch</strong>fur<strong>ch</strong>t, die oft<br />

bis zum gewa<strong>ch</strong>senen Fels vorstossen.<br />

Trotz unzähligen Enttäus<strong>ch</strong>ungen liessen si<strong>ch</strong><br />

man<strong>ch</strong>e Goldgräber ni<strong>ch</strong>t entmutigen. Vergebli<strong>ch</strong><br />

versu<strong>ch</strong>ten boshafte Spötter, ihre Geduld<br />

und ihre Anstrengungen der<br />

Lä<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong>keit preiszugeben; ihr Glaube blieb<br />

unbeirrbar. Sie vertrauen auf die magis<strong>ch</strong>e<br />

Kraft der Wüns<strong>ch</strong>elrute, wel<strong>ch</strong>e den Weg zu<br />

den Goldvorkommen weist, und auf den Spiegel<br />

Salomons, mit dem man ins Innere der Erde<br />

blicken kann ... No<strong>ch</strong> vor ni<strong>ch</strong>t allzu langer<br />

Zeit hat eine Französin die Gutgläubigkeit dieser<br />

Mens<strong>ch</strong>en auf s<strong>ch</strong>äbige Weise ausgenutzt<br />

und viele von ihnen in den Ruin getrieben. Hoffentli<strong>ch</strong><br />

werden die Verbreitung der Aufklärung<br />

und die Erkenntnisse der Wissens<strong>ch</strong>aft der töri<strong>ch</strong>ten<br />

Goldgräberei bald ein Ende bereiten;<br />

s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> gilt es als wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> erwiesen,<br />

dass Goldminen von Bedeutung in erdges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

jungen Kalks<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten – und aus sol<strong>ch</strong>en<br />

besteht der Dent de Vaulion – gar ni<strong>ch</strong>t<br />

vorkommen.<br />

Marc Weidmann hat kürzli<strong>ch</strong> versu<strong>ch</strong>t, dur<strong>ch</strong><br />

Na<strong>ch</strong>fors<strong>ch</strong>ungen an Ort und Stelle sowie<br />

dur<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>en im kantonalen Ar<strong>ch</strong>iv die<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Goldgräber auf dem Dent de<br />

Vaulion zu rekonstruieren und ausfindig zu ma<strong>ch</strong>en,<br />

was Tatsa<strong>ch</strong>e und was Legende ist. Hier<br />

einige Auss<strong>ch</strong>nitte aus seinem Artikel "Une<br />

ruée vers l'or vaudoise" ("Ein Goldraus<strong>ch</strong> im<br />

Waadtland“), der im August 1973 in der Zeits<strong>ch</strong>rift<br />

„Cristalier suisse" ers<strong>ch</strong>ienen ist:<br />

„Zur Erweiterung unseres Wissens über dieses<br />

Thema haben wir im Vallée de Joux eine Untersu<strong>ch</strong>ung<br />

dur<strong>ch</strong>geführt. Ihre Ergebnisse bestätigten<br />

die Sage von den Goldminen; sie<br />

wiesen au<strong>ch</strong> darauf hin, dass no<strong>ch</strong> vor<br />

wenigen Jahrzehnten Goldsu<strong>ch</strong>er am Werke<br />

waren, die si<strong>ch</strong> bemühten, ihre Absi<strong>ch</strong>ten zu<br />

verheimli<strong>ch</strong>en.<br />

Frau Léonie Reymond­Ro<strong>ch</strong>at von Piguet­<br />

Dessous, die im Jahre 1878 geboren ist, beri<strong>ch</strong>tet<br />

etwa:<br />

„In meiner Kindheit hat unsere Mutter uns die<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten erzählt, die damals im Umlauf waren.<br />

Es handelte si<strong>ch</strong> um das Gold<br />

12


auf dem Dent de Vaulion. Die Leute von Pontde­Joux<br />

sollen im Spätherbst ihre Keller mit der<br />

berühmten Erde dieses Berges gefüllt haben,<br />

um dann im Winter na<strong>ch</strong> Gold su<strong>ch</strong>en zu können,<br />

ohne si<strong>ch</strong> der Kälte auszusetzen. I<strong>ch</strong><br />

weiss ni<strong>ch</strong>t, was aus dieser Erde geworden ist,<br />

aber eines weiss i<strong>ch</strong> ganz si<strong>ch</strong>er: Rei<strong>ch</strong> geworden<br />

ist dadur<strong>ch</strong> niemand!<br />

Diese Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te habe i<strong>ch</strong> um das Jahr 1885<br />

herum gehört.“<br />

Zahlrei<strong>ch</strong>e Dokumente beweisen, dass die Beri<strong>ch</strong>te<br />

vom Goldraus<strong>ch</strong> in jener Gegend dur<strong>ch</strong>aus<br />

stimmen.<br />

Einer der Pläne der Minen des Dent de Vaulion,<br />

mit deren Hilfe gewisse Leute das Glück<br />

zu Wu<strong>ch</strong>erpreisen verkauften (1760).<br />

13


Das ans<strong>ch</strong>einend älteste Dokument ist der<br />

Plan einer Mine. Aus wel<strong>ch</strong>em Jahr er stammt,<br />

ist ni<strong>ch</strong>t angegeben; er ist mit zahlrei<strong>ch</strong>en<br />

astrologis<strong>ch</strong>en Zei<strong>ch</strong>en, Linien und der Zei<strong>ch</strong>nung<br />

einer Wüns<strong>ch</strong>elrute aus dem Holz eines<br />

Haselnussstrau<strong>ch</strong>es versehen (siehe Illustration).<br />

Zu ihm gehören mehrere von Hand ges<strong>ch</strong>riebene<br />

Texte, von denen wir einen Auss<strong>ch</strong>nitt<br />

wiedergeben:<br />

„Plan von Quaza (Quazu). Mine, die ein in Den<br />

Haag wohnhafter Kaufmann aus Savoyen am<br />

5. Februar 1759 bes<strong>ch</strong>rieben hat.<br />

Es gibt dort eine Berghütte, oberhalb derer si<strong>ch</strong><br />

ein Brunnen befindet. No<strong>ch</strong> weiter, oben muss<br />

man einen dunklen Wald dur<strong>ch</strong>queren, dessen<br />

Dur<strong>ch</strong>messer etwa der Rei<strong>ch</strong>weite eines Gewehrs<br />

entspri<strong>ch</strong>t. Steigt man weiter hinauf, so<br />

stösst man auf drei Felsen. Der erste weist die<br />

Form eines Pferdezahns auf, und diese Bezei<strong>ch</strong>nung<br />

ist mit roter Kreide daraufges<strong>ch</strong>rieben.<br />

Der nä<strong>ch</strong>ste Felsen trägt die ebenfalls<br />

mit roter Kreide angebra<strong>ch</strong>te Ins<strong>ch</strong>rift<br />

'Dent de Vaulion', und der dritte heisst 'Löwens<strong>ch</strong>wanz'.<br />

Der Eingang zur Mine bildet zusammen<br />

mit den drei Felsen ein Viereck.<br />

Er ist vermauert oder mit grossen Steinen versperrt;<br />

seine Höhe beträgt etwa dreieinhalb<br />

Fuss. Na<strong>ch</strong> fünf oder se<strong>ch</strong>s S<strong>ch</strong>ritten kommt<br />

man zu einem Abstieg, der aus in den Felsen<br />

getriebenen Steinplatten besteht. Man steigt etwa<br />

30 Stufen hinab und stösst dann auf einen<br />

Stein, hinter dem eine Hacke, ein Hammer und<br />

andere Werkzeuge verborgen sind. Die Mine<br />

ist sehr ergiebig. Der erwähnte Kaufmann aus<br />

Savoyen förderte das erste Mal ungefähr dreissig<br />

Pfund und erhielt davon von dem Genfer<br />

Golds<strong>ch</strong>mied Jacques Lullin die Summe von<br />

200 Goldmünzen. Er blieb zwei Wo<strong>ch</strong>en in<br />

Genf, und während seines Aufenthaltes bedrängte<br />

man ihn, die Mine<br />

Goldsu<strong>ch</strong>er.<br />

ein zweites Mal aufzusu<strong>ch</strong>en, was er dann<br />

au<strong>ch</strong> tat. Er bra<strong>ch</strong>te diesmal 70 Pfund mit und<br />

bekam dafür 1000 Goldmünzen. Mit seinem<br />

Rei<strong>ch</strong>tum zufrieden, zog er ins Ausland. Er<br />

wagte ni<strong>ch</strong>t, in seine Heimat zurückzukehren,<br />

denn er für<strong>ch</strong>tete, man könnte ihn verdä<strong>ch</strong>tigen,<br />

sein Vermögen auf unredli<strong>ch</strong>e Weise erworben<br />

zu haben.“ Bekanntli<strong>ch</strong> beri<strong>ch</strong>ten man<strong>ch</strong>e<br />

Seemannsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten von Plänen einsamer<br />

Inseln, wo irgendein einäugiger Pirat eine<br />

mit Gold gefüllte Truhe verborgen haben soll.<br />

An diese Erzählungen fühlt man si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />

phantastis<strong>ch</strong>e und verworrene Manuskripte wie<br />

das hier erwähnte unwillkürli<strong>ch</strong> erinnert. Zweifellos<br />

gab es davon zahlrei<strong>ch</strong>e Exemplare, die<br />

oftmals abges<strong>ch</strong>rieben, ausges<strong>ch</strong>mückt und zu<br />

horrenden Preisen an Gutgläubige oder Abenteurer<br />

verkauft wurden. In der Tat haben Generationen<br />

von Goldgräbern fast zwei Jahrhunderte<br />

lang auf dem Dent de Vaulion na<strong>ch</strong> dem<br />

magis<strong>ch</strong>en gelben Metall ges<strong>ch</strong>ürft,<br />

angespornt von der Hoffnung auf ras<strong>ch</strong>en<br />

Rei<strong>ch</strong>tum.<br />

14


Tragbare Förderlampe. Oft glaubt man, das<br />

goldhaltige Erz glänze im s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>en Li<strong>ch</strong>t der<br />

Lampe auf, so wie der S<strong>ch</strong>atz des Ali Baba. In<br />

Wirkli<strong>ch</strong>keit findet man dieses Metall selten im<br />

Reinzustand, und das Erz besteht nur aus<br />

glanzlosen Steinen.<br />

Vers<strong>ch</strong>iedene Urkunden aus früherer Zeit legen<br />

Zeugnis davon ab, beweisen aber glei<strong>ch</strong>zeitig,<br />

wie skeptis<strong>ch</strong> die Behörden diesem<br />

Goldfieber gegenüberstanden.<br />

"Im Verlauf des Sommers 1808 führte eine<br />

Gruppe von Neuenburgern auf dem Dent de<br />

Vaulion Ausgrabungen dur<strong>ch</strong>. Sie wagten es<br />

aber ni<strong>ch</strong>t, si<strong>ch</strong> selber in Lausanne um die vom<br />

Gemeinderat von Vaulion verlangte S<strong>ch</strong>ürfgenehmigung<br />

zu bemühen, sondern übertrugen<br />

diese Aufgabe einem Waadtländer<br />

Strohmann. Der für Minen und Salzbergwerke<br />

zuständige Rat wüns<strong>ch</strong>te Näheres über ihn zu<br />

wissen und erkundigte si<strong>ch</strong> beim Friedensri<strong>ch</strong>ter<br />

von Moudon. Dieser kam dem Täus<strong>ch</strong>ungsmanöver<br />

auf die Spur. Denno<strong>ch</strong> wurde dem<br />

Gemeinderat von Vaulion ein Antrag auf Verleihung<br />

einer S<strong>ch</strong>ürfgenehmigung unterbreitet.<br />

Am 1. November 1808 erteilte er abs<strong>ch</strong>lägigen<br />

Bes<strong>ch</strong>eid, und zwar 'wegen der Gefahr, dass<br />

Wald und Weiden dadur<strong>ch</strong> zu S<strong>ch</strong>aden kommen<br />

könnten'. Wie si<strong>ch</strong> die Sa<strong>ch</strong>e weiter entwickelt<br />

hat, wissen wir ni<strong>ch</strong>t, da im Dossier<br />

ni<strong>ch</strong>ts darüber steht.“<br />

"1812 wurde die für den Bergbau zuständige<br />

Kommission erneut um eine S<strong>ch</strong>ürfgenehmigung<br />

gebeten. Ein François Henry Bally aus<br />

Boussens wollte 'beim Berg von Epoizats' na<strong>ch</strong><br />

blei­ und kupferhaltigen Mineralien graben.<br />

Viellei<strong>ch</strong>t hielt Bally es für klüger, ni<strong>ch</strong>t von<br />

Gold zu spre<strong>ch</strong>en, um keine unnötige Aufmerksamkeit<br />

zu erregen.<br />

Na<strong>ch</strong>dem das Guta<strong>ch</strong>ten der Kommission negativ<br />

ausgefallen war, lehnte der Kleine Rat<br />

das Gesu<strong>ch</strong> ab, und zwar mit einer Begründung,<br />

die geradezu väterli<strong>ch</strong>e Sorge um<br />

das Wohlergehen des Antragstellers bewies:<br />

'Die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> diesen Mineralien würde mit<br />

grösster Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit erfolglos bleiben<br />

und dem Bürger Bally<br />

15


ni<strong>ch</strong>ts als unnötige Ausgaben verursa<strong>ch</strong>en.“<br />

„Vom Kantonnements<strong>ch</strong>ef im Vallée de Joux<br />

informiert, meldete der Kommandant der<br />

waadtländis<strong>ch</strong>en Gendarmerie am 28. Februar<br />

1813 der für den Bergbau zuständigen Kommission,<br />

dass vers<strong>ch</strong>iedene Personen na<strong>ch</strong><br />

Gold und Silber su<strong>ch</strong>ten, und fragte an, ob<br />

S<strong>ch</strong>ürfgenehmigungen erforderli<strong>ch</strong> seien, obwohl<br />

'sol<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ungen auf den Bergen<br />

dieser Gegend in der glei<strong>ch</strong>en Absi<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>on<br />

seit jeher dur<strong>ch</strong>geführt worden sind ...' Da keine<br />

Genehmigung erteilt worden war, erkundigte<br />

er si<strong>ch</strong> am 6. März: 'Hätten Sie die Güte, mir<br />

mitzuteilen, ob die Gendarmerie Personen, die<br />

na<strong>ch</strong> Metallen graben, ganz allgemein festnehmen<br />

sollte, und ob dies im besonderen auf<br />

jene Leute zutrifft, die auf dem Dent de Vaulion<br />

dieser Bes<strong>ch</strong>äftigung na<strong>ch</strong>gehen ...' Wir<br />

kennen die Antwort der Kommission ni<strong>ch</strong>t."<br />

Marc Waldmann weist darauf hin, dass es am<br />

Fuss des Dent de Vaulion etwa ein Dutzend<br />

S<strong>ch</strong>utthügel gibt, die mehr oder weniger deutli<strong>ch</strong><br />

auf frühere Ausgrabungen hinweisen (siehe<br />

Karte S. 13).<br />

Mögli<strong>ch</strong>erweise handelt es bei man<strong>ch</strong>en von<br />

ihnen um die Überreste militäris<strong>ch</strong>er Anlagen,<br />

aber in mindestens drei Fällen sind ehemalige<br />

Minens<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>te erkennbar, die früher offenbar<br />

in Stollen einmündeten; darauf lässt die Grösse<br />

der S<strong>ch</strong>utthaufen, die jeweils etwa 100 Kubikmeter<br />

messen, eindeutig s<strong>ch</strong>liessen. Nur eine<br />

speleologis<strong>ch</strong>e Expedition könnte hier völlige<br />

Klarheit s<strong>ch</strong>affen.<br />

Fanatis<strong>ch</strong>e Goldsu<strong>ch</strong>er – tiefe Stollen ... Hat<br />

man nun eigentli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> nur ein einziges Mal<br />

einen Goldklumpen gefunden, der die ganze<br />

Mühe gere<strong>ch</strong>tfertigt hätte? Ni<strong>ch</strong>ts deutet darauf<br />

hin.<br />

Geologis<strong>ch</strong> gesehen ist es äusserst unwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>,<br />

dass das Gestein des Dent de Vaulion<br />

und die dünne Moränens<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t, die das<br />

westli<strong>ch</strong> von ihm gelegene Gebiet von Epoizats<br />

bedeckt, Gold enthalten. Wohl gab es in der<br />

letztgenannten Gegend von 1787 an Bergwerke,<br />

do<strong>ch</strong> wurde in ihnen ni<strong>ch</strong>t Gold, sondern<br />

Asphalt gefördert. Der Volksglaube und die<br />

Phantasie einiger Sensationskrämer haben aus<br />

diesen Asphaltbergwerken mär<strong>ch</strong>enhafte Goldminen<br />

gema<strong>ch</strong>t. Ähnli<strong>ch</strong>es hat si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> an anderen<br />

Orten abgespielt. Das gelbe Fieber sorgte<br />

dann für den Rest ...<br />

Die unterirdis<strong>ch</strong>en Gewölbe von Naye<br />

In einem anderen Teil des Kantons Waadt,<br />

nämli<strong>ch</strong> in den waadtländis<strong>ch</strong>en Alpen, gibt es<br />

einen Berg, der ebenso wie der Dent de Vaulion<br />

einen regelre<strong>ch</strong>ten Goldraus<strong>ch</strong> hervorgerufen<br />

hat.<br />

Die zahlrei<strong>ch</strong>en Grotten in der Gegend der Felsen<br />

von Naye sind s<strong>ch</strong>on in frühen Zeiten von<br />

Amateurgoldsu<strong>ch</strong>ern dur<strong>ch</strong>stöbert worden. Davon<br />

zeugen die Leitern und Hacken, die von<br />

den ersten Speleologen gefunden wurden.<br />

Alfred Ceresole spri<strong>ch</strong>t in seinem Bu<strong>ch</strong> „Légendes<br />

des Alpes vaudoises" von diesen Goldsu<strong>ch</strong>ern<br />

und nennt au<strong>ch</strong> einige Namen:<br />

Jean Blanc, genannt "der Kräuterhändler“,<br />

kehrte seinem Weinberg zeitweilig den Rücken,<br />

um die in Naye und bei den Ruinen von<br />

Salencex verborgenen S<strong>ch</strong>ätze aufzuspüren.<br />

Er bra<strong>ch</strong>te von seinen Fors<strong>ch</strong>ungsreisen einige<br />

Steine mit, die deutli<strong>ch</strong>e Spuren einer wie Gold<br />

glänzenden Substanz enthielten. Dies genügte<br />

bereits, um viele Gemüter in Wallung zu bringen<br />

und s<strong>ch</strong>arenweise Goldgräber anzulocken.<br />

16


In der Mitte des letzten Jahrhunderts investierte<br />

David Talon von Pertit mehrere tausend<br />

Franken in Untersu<strong>ch</strong>ungen dieser Art. Seinen<br />

Aufzei<strong>ch</strong>nungen na<strong>ch</strong> zu s<strong>ch</strong>liessen, befinden<br />

si<strong>ch</strong> unterhalb der Felsen von Naye re<strong>ch</strong>t grosse<br />

und tiefe Gewölbe. Ein leider verlorengegangener<br />

Plan dieses Labyrinths stellte einen<br />

Baum dar, dessen Äste in vers<strong>ch</strong>iedenen Farben<br />

gemalt waren und so auf die Art der Adern<br />

(Gold oder Silber) hinwiesen.<br />

Um si<strong>ch</strong> für die bevorstehenden Abenteuer zu<br />

wappnen, bes<strong>ch</strong>äftigte er si<strong>ch</strong> mit den Geheimnissen<br />

der Magie. So konnte man den Bock,<br />

der die verborgenen S<strong>ch</strong>ätze hütete, sowie seine<br />

aus Kobolden bestehende Leibwa<strong>ch</strong>e günstig<br />

stimmen, indem man ihnen die Eingeweide<br />

und die Brust eines Kalbes als Opfergabe dar<br />

bra<strong>ch</strong>te.<br />

Mi<strong>ch</strong>el Mamin (gestorben 1779), der diese Gewölbe<br />

wiederholt aufgesu<strong>ch</strong>t hat, hinterliess ein<br />

originelles Testament. Er verma<strong>ch</strong>te sein bes<strong>ch</strong>eidenes<br />

Vermögen von etwa 2000 Franken<br />

"allen Armen des Erdballs“. Hätte er den<br />

S<strong>ch</strong>atz von Naye gefunden, so hätte er damit<br />

zweifellos viele Bedürftige glückli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t.<br />

Das Goldkorn von Val Mesolcina<br />

Um 1920 herum entdeckte man am Ende eines<br />

Tannenstrunks, der beim Bahnhof von San Vittore<br />

im Misox verladen wurde, einen Quarzbrocken,<br />

der ein Goldkorn von respektabler<br />

Grösse (½ cm Dur<strong>ch</strong>messer) enthielt.<br />

Dieser Fund kam völlig überras<strong>ch</strong>end, denn in<br />

unseren Alpen kommt Gold Oberhaupt nur in<br />

der Form feiner Blätt<strong>ch</strong>en vor. Ein Fa<strong>ch</strong>mann<br />

von Rang, Professor Niggli von der Universität<br />

Basel, stellte fest, dass es si<strong>ch</strong> in der Tat um<br />

Gold und ni<strong>ch</strong>t, wie in<br />

Arbeit in einem Bergwerk des letzten Jahrhunderts.<br />

Das Gold, Symbol des Li<strong>ch</strong>ts, hatte<br />

früher man<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>weizer in den dunklen<br />

S<strong>ch</strong>oss der Erde gelockt.<br />

ähnli<strong>ch</strong>en Fällen, um Pyrit handelte. Über seine<br />

Herkunft konnte er allerdings ni<strong>ch</strong>ts Bestimmtes<br />

aussagen.<br />

Einige glaubten, ein Spassvogel habe seine<br />

Hand im Spiel gehabt. Man spra<strong>ch</strong> sogar von<br />

einem ehemaligen Goldgräber, der in Transvaal<br />

(Südafrika) gearbeitet habe. Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>er<br />

s<strong>ch</strong>ien indessen, dass der Strunk bei seinem<br />

Herabrollen vom Berg, von wo ihn die<br />

Holzfäller herabgewälzt hatten, eine Goldader<br />

blossgelegt haben könnte.<br />

Die älteren Bewohner jener, Gegend erinnerten<br />

si<strong>ch</strong> an die Legende vom S<strong>ch</strong>neider Bologna.<br />

Als dieser im Jahre 1650 na<strong>ch</strong><br />

17


einer verirrten Ziege su<strong>ch</strong>te, stiess er auf eine<br />

Quelle, aus der wunderbarerweise mit Goldstaub<br />

vermengtes Wasser sprudelte.<br />

Bologna war bis zu diesem Tage ein armer<br />

S<strong>ch</strong>lucker gewesen. Na<strong>ch</strong>dem er in aller Heimli<strong>ch</strong>keit<br />

na<strong>ch</strong> Como gereist war, stellte man<br />

fest, dass er plötzli<strong>ch</strong> Geld wie Heu hatte.<br />

S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> fand man heraus, dass er jeden<br />

Monat na<strong>ch</strong> Italien fuhr, um dort einen Beutel<br />

Goldstaub abzusetzen.<br />

Genaueres konnte man leider ni<strong>ch</strong>t ausfindig<br />

ma<strong>ch</strong>en, denn der s<strong>ch</strong>laue S<strong>ch</strong>neider bra<strong>ch</strong>te<br />

es jedesmal fertig, die Leute, die ihm na<strong>ch</strong>spionierten,<br />

abzus<strong>ch</strong>ütteln. Auf dem Totenbett wollte<br />

er das Geheimnis der Goldquelle seinen Erben<br />

enthüllen. Dummerweise fasste er diesen<br />

Vorsatz allzu spät, denn er gab in jenem Augenblick<br />

den Geist auf, in dem er si<strong>ch</strong> ans<strong>ch</strong>ickte,<br />

ihnen die genaue Stelle zu s<strong>ch</strong>ildern.<br />

Dreihundert Jahre später kam das gelbe Fieber<br />

also wiederum über die Bewohner des Misoxer<br />

Tales. Jeder wollte als erster den Ort entdecken,<br />

wo der Tannenstrunk bei seiner Talfahrt<br />

die Goldader aufgerissen hatte.<br />

Na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> wurden sämtli<strong>ch</strong>e Quarzadern<br />

der Gegend bis zum Gipfel des San Bernardino<br />

von den Goldsu<strong>ch</strong>ern überprüft, do<strong>ch</strong> leider<br />

blieben alle Bemühungen erfolglos. Viellei<strong>ch</strong>t<br />

war das Goldkorn meteoritis<strong>ch</strong>er Herkunft und<br />

die geheimnisvolle Quelle das Ergebnis eines<br />

Wolkenbru<strong>ch</strong>s gewesen. (Na<strong>ch</strong> dem 1959 in<br />

"Alpe, Neige, Roc“ ers<strong>ch</strong>ienenen Artikel „L'or<br />

des Alpes“ von G. Tonnela.)<br />

Ein Goldklumpen, der in Frankrei<strong>ch</strong> gefunden<br />

wurde (543 Gramm Gewi<strong>ch</strong>t). Ein sol<strong>ch</strong>er Fund<br />

ist in unserem Lande sehr selten, und do<strong>ch</strong><br />

wurde ein Klumpen von glei<strong>ch</strong>er Grösse im Misox<br />

gefunden ... Die tollsten Träume können<br />

si<strong>ch</strong> also no<strong>ch</strong> erfüllen.<br />

Der Glets<strong>ch</strong>ertunnel vom Monte Rosa<br />

Die bedeutendsten Goldvorkommen der Alpen<br />

befinden si<strong>ch</strong> am Fuss des Monte­Rosa­Massivs<br />

sowie in den Minen von<br />

18


Gondo, Macugnaga und Alagna (letzteres liegt<br />

in Italien).<br />

Vor einigen Jahren hielt si<strong>ch</strong> eine Gruppe von<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftlern ni<strong>ch</strong>t weniger als drei Monate<br />

lang in 4150 in Höhe auf, offenbar in der Hoffnung,<br />

auf eine ergiebige Goldader zu stossen.<br />

Der berühmte Hubs<strong>ch</strong>rauberpilot Hermann<br />

Geiger, der den Fors<strong>ch</strong>ern Ausrüstungsgegenstände<br />

und Verpflegung bra<strong>ch</strong>te, kommt in seinem<br />

Bu<strong>ch</strong> „Glets<strong>ch</strong>erpilot“ auf sie zu spre<strong>ch</strong>en:<br />

«Eine Gruppe von jungen britis<strong>ch</strong>en und amerikanis<strong>ch</strong>en<br />

Geologen unter der Führung eines<br />

von der anderen Seite des Atlantiks stammenden<br />

Professors stellten auf dem hö<strong>ch</strong>sten<br />

Punkt des Monte­Rosa­Glets<strong>ch</strong>ers ihre Zelte<br />

auf. Die S<strong>ch</strong>neewehen der Na<strong>ch</strong>t hüllten das<br />

Lager in eine weisse Decke, so dass i<strong>ch</strong> es am<br />

Morgen kaum wiederfinden konnte ...<br />

Man muss s<strong>ch</strong>on ein eingefleis<strong>ch</strong>ter Naturwissens<strong>ch</strong>aftler<br />

sein, um es drei Sommermonate<br />

lang in dieser eisigen Kälte auszuhalten<br />

und einen Tunnel von über 100 m Länge ins<br />

Eis des Monte Rosa zu treiben. I<strong>ch</strong> bra<strong>ch</strong>te ihnen<br />

einen Pressluftbohrer sowie Treibstoff,<br />

einen Motor, Fleis<strong>ch</strong> und andere zum Arbeiten<br />

und Leben notwendigen Dinge mit.<br />

Bisweilen flog einer von ihnen mit mir na<strong>ch</strong><br />

Zermatt, um dort das Wo<strong>ch</strong>enende zu verbringen.<br />

Sie erinnerten mi<strong>ch</strong> an Matrosen, die ja<br />

au<strong>ch</strong> ab und zu festes Land unter den Füssen<br />

verspüren wollen. Drei Monate lang arbeiteten,<br />

lebten und s<strong>ch</strong>liefen sie im Eis. Ziel ihrer Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />

sei es, so sagten sie mir, die Bewegungen<br />

im Inneren des Glets<strong>ch</strong>ers zu erfors<strong>ch</strong>en.<br />

Da sie unter allen Umständen bis zu den Felsen<br />

vorstossen wollten, wel<strong>ch</strong>e das Eis ums<strong>ch</strong>loss,<br />

erlaubte i<strong>ch</strong> mir die Frage, ob sie etwa<br />

auf eine Verzweigung der Goldader<br />

Mine aus dem 16. Jahrhundert. Bei einem Felsen<br />

wird ein Feuer entfa<strong>ch</strong>t, um ihn wei<strong>ch</strong> zu<br />

ma<strong>ch</strong>en. Dieses Vorgehen wurde in den Minen<br />

bis zur Erfindung der Sprengstoffe angewandt,<br />

und au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> später, wenn eine Sprengung<br />

zu gewagt s<strong>ch</strong>ien. Ein sinnrei<strong>ch</strong>es System von<br />

Rau<strong>ch</strong>fängen und Luftzügen liess den Rau<strong>ch</strong><br />

abziehen.<br />

19


zu stossen hofften, die man auf der italienis<strong>ch</strong>en<br />

Seite des Berges s<strong>ch</strong>on seit über 100<br />

Jahren ausbeutet.<br />

Der Verlauf dieser Ader lässt nämli<strong>ch</strong> darauf<br />

s<strong>ch</strong>liessen, dass sie in der S<strong>ch</strong>weiz ihren Anfang<br />

nimmt, und zwar genau an der Stelle, wo<br />

die Geologengruppe si<strong>ch</strong> so brennend für die<br />

Bewegungen im Innern des Glets<strong>ch</strong>ers interessierte.<br />

Als i<strong>ch</strong> ihnen diese Frage stellte, antworteten<br />

sie mir mit einer Miene, die derartige Verblüffung<br />

verriet, dass i<strong>ch</strong> mir vorkam, als hätte i<strong>ch</strong><br />

in einem vornehmen Salon eine s<strong>ch</strong>were Unhöfli<strong>ch</strong>keit<br />

begangen.<br />

Ob sie nun Goldsu<strong>ch</strong>er oder Glets<strong>ch</strong>erfors<strong>ch</strong>er<br />

waren: Sie haben mir ni<strong>ch</strong>ts von ihrem Geheimnis<br />

verraten. Aber S<strong>ch</strong>weigen ist Gold<br />

wert ...“<br />

Muss man Amerikaner sein, um no<strong>ch</strong> an Goldvorkommen<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz und an einen verborgenen<br />

S<strong>ch</strong>atz in unseren Bergen glauben<br />

zu können?<br />

Bilden die Verwei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>ung unserer Lebensweise,<br />

unser angebli<strong>ch</strong> streng wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

begründeter Rationalismus und die Entwertung<br />

des gelben Metalls einen wirksamen S<strong>ch</strong>utz<br />

vor einer neuen Woge des Goldraus<strong>ch</strong>es?<br />

Wohl kaum. Die Faszination, die das Gold au<strong>ch</strong><br />

heute no<strong>ch</strong> auf die Mens<strong>ch</strong>en ausübt, und ihre<br />

Bereitwilligkeit, jedem Sensationskrämer ihr<br />

Ohr zu leihen, lassen vermuten. dass die<br />

Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t von einem sensationellen Goldfund<br />

in unserem Land au<strong>ch</strong> heute no<strong>ch</strong> eine wahre<br />

Völkerwanderung auslösen würde.<br />

Sollte dies ni<strong>ch</strong>t der Fall sein, so würde dies<br />

bedeuten, dass unsere Fähigkeit zu träumen<br />

erlos<strong>ch</strong>en ist und dass wir uns endgültig einem<br />

spröden Rationalismus vers<strong>ch</strong>rieben haben.<br />

Eine Familie beim Goldwas<strong>ch</strong>en.<br />

20


Die Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />

No<strong>ch</strong> zu Beginn unseres Jahrhunderts lockten<br />

jene Bä<strong>ch</strong>e und Flüsse unseres Landes, in<br />

denen si<strong>ch</strong> Spuren des begehrten gelben Metalls<br />

finden, Goldwäs<strong>ch</strong>er an. Sie konnten si<strong>ch</strong><br />

rühmen, einen Beruf auszuüben, der in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz eine ausserordentli<strong>ch</strong> lange Tradition<br />

hatte.<br />

In Genf, längs der Rhone und ihrer Nebenflüsse,<br />

im Napfgebiet (Kt. Luzern), wo fast alle<br />

Wildbä<strong>ch</strong>e goldhaltig sind, an den Ufern der<br />

Aare, der kleinen Emme, der Reuss, des<br />

Rheines und anderer Flüsse – überall waren<br />

Goldwäs<strong>ch</strong>er am Werk.<br />

Man glaubte lange Zeit, der von diesen<br />

Flüssen mitgeführte Goldstaub entspringe<br />

einer geheimnisvollen Ader und werde dur<strong>ch</strong><br />

den steten Lauf des Wassers langsam zerrieben.<br />

Von dieser Theorie sind die Geologen längst<br />

abgekommen. Man weiss heutzutage,<br />

dass die Glets<strong>ch</strong>er, die si<strong>ch</strong> während der<br />

Eiszeit über weite Teile der heutigen S<strong>ch</strong>weiz<br />

ausbreiteten, goldhaltiges alpines Gestein mit<br />

si<strong>ch</strong> führten. Die Flüsse, wel<strong>ch</strong>e in diesen Moränengebieten<br />

ihr Bett gegraben haben, enthalten<br />

deshalb no<strong>ch</strong> heute Steine aus jener Epo<strong>ch</strong>e.<br />

Die Verteilung der einzelnen Mineralien in<br />

den Alluvionen hängt von ihrem spezifis<strong>ch</strong>en<br />

Gewi<strong>ch</strong>t ab, alle Wildbä<strong>ch</strong>e und das Gold,<br />

dessen spezifis<strong>ch</strong>es Gewi<strong>ch</strong>t besonders ho<strong>ch</strong><br />

ist (14,8), findet si<strong>ch</strong> im allgemeinen an den<br />

glei<strong>ch</strong>en Stellen wie grosse Kiesel und s<strong>ch</strong>werer<br />

Sand, nämli<strong>ch</strong> vor allem oberhalb von Hindernissen,<br />

die der Wasserlauf umfliesst, und in<br />

den Spalten steiniger Flussbetten.<br />

Ohne die Flüsse und Bä<strong>ch</strong>e unseres Landes<br />

wäre das Gold für immer im Boden der einst<br />

von Glets<strong>ch</strong>ern bedeckten Gebiete verborgen<br />

geblieben.<br />

21


Goldwäs<strong>ch</strong>er, die ein auf dem Wasser<br />

treibendes Was<strong>ch</strong>brett benützen. Das zeitraubende<br />

Wassers<strong>ch</strong>leppen entfällt bei dieser Methode;<br />

allerdings kann dabei nur eine kleine<br />

Menge Sand gewas<strong>ch</strong>en werden.<br />

Das anges<strong>ch</strong>wemmte Gold weist die Form<br />

kleiner Blätt<strong>ch</strong>en und Flimmer<strong>ch</strong>en von 0,2 bis<br />

2 mm Dur<strong>ch</strong>messer auf; es gibt aber au<strong>ch</strong> Körner,<br />

wel<strong>ch</strong>e die Grösse von Bohnensamen errei<strong>ch</strong>en.<br />

Es handelt si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>wegs um sehr<br />

reines Gold mit nur 2 bis 3% Silbergehalt. Seine<br />

Farbe ist ein leu<strong>ch</strong>tendes Gelb, das bisweilen<br />

ins Grünli<strong>ch</strong>e übergeht. Der erste Beleg für<br />

die Goldwäs<strong>ch</strong>erei in<br />

22


der S<strong>ch</strong>weiz stammt aus dem 11. Jahrhundert.<br />

Die Abtei von Muri bezahlte den "Denarus aureus“,<br />

eine dem Papst zu entri<strong>ch</strong>tende Steuer,<br />

in Form von Goldsand, der aus der Reuss gewonnen<br />

wurde. Allerdings muss die Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />

s<strong>ch</strong>on weit früher existiert haben, da<br />

sie bedeutend einfa<strong>ch</strong>er zu betreiben ist als die<br />

Ausbeutung einer Ader. Wer weiss, ob das<br />

erste Gold, das vor vielen tausend Jahren von<br />

unseren Vorfahren, den Mammutjägern, gewonnen<br />

wurde, ni<strong>ch</strong>t aus unseren Flüssen<br />

stammte?<br />

Diese Goldblätt<strong>ch</strong>en müssen ni<strong>ch</strong>t ges<strong>ch</strong>molzen<br />

werden, um zu S<strong>ch</strong>muckstücken verarbeitet<br />

werden zu können. Aus der Helvetierzeit<br />

stammende Ringe und Ketten beweisen,<br />

dass dieses Volk ebenso wie seine<br />

Na<strong>ch</strong>barn, die Gallier, mit der Kunst der Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />

wohlvertraut waren. Au<strong>ch</strong> die<br />

römis<strong>ch</strong>en Münzen, die das Bildnis des jeweiligen<br />

Kaisers aufwiesen, waren aus Gold<br />

hergestellt, das aus denselben Quellen stammte.<br />

Vom 14. bis zum 19. Jahrhundert gab es<br />

Hunderte von S<strong>ch</strong>weizern, die von der Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />

lebten. Den Beweis dafür liefern vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Dokumente, in denen die Arbeit<br />

dieser Mens<strong>ch</strong>en genau bes<strong>ch</strong>rieben wird. Wir<br />

wollen uns im folgenden vor allem mit der letzten<br />

Phase in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Goldwäs<strong>ch</strong>erei befassen.<br />

Seitdem es im letzten Jahrhundert in Amerika,<br />

Afrika und Australien zu spektakulären Ausbrü<strong>ch</strong>en<br />

des Goldraus<strong>ch</strong>es kam, stellt man si<strong>ch</strong><br />

die Goldsu<strong>ch</strong>er meist als verwegene Abenteurer<br />

vor, die, wenn das Glück ihnen hold ist, mit<br />

einem einzigen Spatensti<strong>ch</strong> ein Vermögen gewinnen.<br />

Dieses romantis<strong>ch</strong>e Bild trifft keineswegs<br />

auf die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Goldwäs<strong>ch</strong>er zu.<br />

Bei ihnen handelte es si<strong>ch</strong> fast dur<strong>ch</strong>wegs um<br />

nü<strong>ch</strong>terne Handwerker, die über besondere<br />

Verbesserte Form des Was<strong>ch</strong>bretts; das Gold<br />

und die s<strong>ch</strong>weren Bestandteile setzen si<strong>ch</strong> in<br />

den Lö<strong>ch</strong>ern fest.<br />

Werkzeuge und Te<strong>ch</strong>niken verfügten und si<strong>ch</strong><br />

mit einem bes<strong>ch</strong>eidenen Einkommen begnügen<br />

mussten.<br />

S<strong>ch</strong>on in der frühesten Zeit ma<strong>ch</strong>te man si<strong>ch</strong><br />

bei der Trennung des Goldes vom Sand die<br />

Tatsa<strong>ch</strong>e zunutze, dass es ein viel grösseres<br />

spezifis<strong>ch</strong>es Gewi<strong>ch</strong>t aufweist als die meisten<br />

anderen Metalle, mit denen es vermengt ist. Es<br />

geht also zunä<strong>ch</strong>st darum, es auf eine<br />

mögli<strong>ch</strong>st einfa<strong>ch</strong>e Weise von den lei<strong>ch</strong>teren<br />

Stoffen zu trennen und an einer bestimmten<br />

Stelle zu konzentrieren.<br />

In gewissen Gegenden des Orients legte man<br />

den goldhaltigen Sand auf eine Getreides<strong>ch</strong>winge<br />

und wartete, bis der Wind die lei<strong>ch</strong>ten<br />

Bestandteile weggeblasen hatte. In unserem<br />

an Wasserläufen so rei<strong>ch</strong>en Land war<br />

die Methode des Goldwas<strong>ch</strong>ens s<strong>ch</strong>on seit frühesten<br />

Zeiten bekannt. Man legte vor dem<br />

Ho<strong>ch</strong>wasser ein Weidengefle<strong>ch</strong>t oder S<strong>ch</strong>affell<br />

ins Flussbett oder auf die Uferbös<strong>ch</strong>ung, und<br />

na<strong>ch</strong>dem das stei­<br />

23


gende Wasser eine genügend grosse Menge<br />

goldhaltigen Sandes daraufges<strong>ch</strong>wemmt hatte,<br />

gewann man diesen dur<strong>ch</strong> Verbrennen oder<br />

Ausbürsten des Gefle<strong>ch</strong>ts bzw. Fells. Bei dem<br />

sagenhaften „goldenen Vlies" das Jason und<br />

die Argonauten in Kol<strong>ch</strong>is gewannen, dürfte es<br />

si<strong>ch</strong> um das S<strong>ch</strong>affell eines Goldwäs<strong>ch</strong>ers gehandelt<br />

haben.<br />

Diese einfa<strong>ch</strong>e Methode wurde no<strong>ch</strong> im 19.<br />

Jahrhundert gelegentli<strong>ch</strong> praktiziert.<br />

Eine andere Te<strong>ch</strong>nik, die ebenfalls eine lange<br />

Tradition besitzt und heute no<strong>ch</strong> verwendet<br />

wird, besteht darin, den dem Flussbett oder<br />

den Uferbös<strong>ch</strong>ungen entnommenen Sand in<br />

einem kegelförmigen Korb oder einem Holzgefäss<br />

zu si<strong>ch</strong>ten (die Art des Gefässes<br />

s<strong>ch</strong>wankte je na<strong>ch</strong> Epo<strong>ch</strong>e und Land; so<br />

verwendete man in Südamerika ein Büffelhorn,<br />

in Afrika einen Behälter aus Palmenholz und in<br />

Kalifornien eine Pfanne). In Europa hängt man<br />

das Gefäss man<strong>ch</strong>mal wie das Brett einer<br />

S<strong>ch</strong>aukel an zwei Stricken auf, was seine<br />

Handhabung erlei<strong>ch</strong>tert. Diese ist zwar ni<strong>ch</strong>t<br />

allzu s<strong>ch</strong>wierig, erfordert aber do<strong>ch</strong> eine gewisse<br />

Ges<strong>ch</strong>ickli<strong>ch</strong>keit. Der Wäs<strong>ch</strong>er füllt den<br />

Behälter mit goldhaltigem Sand, legt ihn auf die<br />

Wasseroberflä<strong>ch</strong>e und dreht ihn so, dass das<br />

einströmende Wasser die lei<strong>ch</strong>ten Bestandteile<br />

weg spült. Na<strong>ch</strong> einiger Zeit sind nur no<strong>ch</strong> Substanzen<br />

von hohem spezifis<strong>ch</strong>em Gewi<strong>ch</strong>t übrig.<br />

Wenn si<strong>ch</strong> Gold darunter befindet, so verrät<br />

es si<strong>ch</strong> dem geübten Auge dur<strong>ch</strong> einen<br />

S<strong>ch</strong>immer, der si<strong>ch</strong> von der dunklen Farbe der<br />

anderen Mineralien abhebt. Diese Goldstäub<strong>ch</strong>en<br />

sind winzig klein, und es brau<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t<br />

weniger als 20000 von ihnen, um ein Gramm<br />

Gold zu gewinnen.<br />

Zur Trennung des Goldes von den übrigen<br />

Substanzen verwendete man früher die Methode<br />

der Amalgamierung mit Quecksilber.<br />

Na<strong>ch</strong>dem man die lei<strong>ch</strong>ten Bestandteile<br />

auf die zuvor ges<strong>ch</strong>ilderte Weise weg gespült<br />

hatte, goss man einen Tropfen Quecksilber ins<br />

Gefäss und liess ihn so lange hin und her<br />

rollen, bis er das Gold aufgesaugt hatte.<br />

(Quecksilber bildet zusammen mit Gold ein<br />

Amalgam.)<br />

Na<strong>ch</strong> den Angaben Rütimeyers zogen die<br />

s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Goldwäs<strong>ch</strong>er eine andere<br />

Methode vor. Sie s<strong>ch</strong>ütteten den Inhalt des Gefässes<br />

in einen Kessel, der zur Hälfte mit<br />

Quecksilber gefüllt war. Das Ganze wurde kräftig<br />

ges<strong>ch</strong>üttelt, und die auf der Oberflä<strong>ch</strong>e der<br />

so entstandenen Mis<strong>ch</strong>ung treibenden Teile<br />

wurden weggeworfen. Den Rest wickelte man<br />

in ein Gemsfell. Die Flüssigkeit entwi<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />

die Poren, und übrig blieb ein Amalgam aus<br />

Quecksilber und Gold, wel<strong>ch</strong>es von weissli<strong>ch</strong>er<br />

Farbe war und aussah wie Zinn. Aus diesem<br />

Amalgam vertrieb man das Quecksilber dur<strong>ch</strong><br />

Erhitzen und erhielt so den Goldrückstand.<br />

Das am sinnrei<strong>ch</strong>sten konstruierte Gerät, über<br />

das die Goldwäs<strong>ch</strong>er bis zu Beginn der<br />

Industrialisierung verfügten, war der<br />

„Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>“, au<strong>ch</strong> „Was<strong>ch</strong>kanal“ genannt. Er<br />

war s<strong>ch</strong>on den Helvetiern bekannt und hat<br />

zweifellos den Me<strong>ch</strong>anismus der mä<strong>ch</strong>tigen<br />

Mas<strong>ch</strong>inen beeinflusst, die heutzutage zur<br />

Goldgewinnung benutzt werden. Es handelte<br />

si<strong>ch</strong> dabei um einen s<strong>ch</strong>rägen Holzkanal,<br />

dessen Boden mit Fell bedeckt war oder feine<br />

Lö<strong>ch</strong>er enthielt. Das dur<strong>ch</strong>fliessende Wasser<br />

s<strong>ch</strong>wemmte den goldhaltigen Sand dur<strong>ch</strong> den<br />

Kanal, wobei si<strong>ch</strong> die s<strong>ch</strong>weren Bestandteile<br />

absetzten. Ans<strong>ch</strong>liessend wurde das Gold<br />

na<strong>ch</strong> der vorher bes<strong>ch</strong>riebenen Methode der<br />

Amalgamierung gewonnen.<br />

Diese Te<strong>ch</strong>nik weist eine Reihe von Varianten<br />

auf, von denen wir einige erwähnen wollen;<br />

andere sind auf den in diesem Bu<strong>ch</strong> enthaltenen<br />

alten Sti<strong>ch</strong>en dargestellt.<br />

24


Dieser Goldwäs<strong>ch</strong>er benutzt zum Si<strong>ch</strong>ten des<br />

Sandes ein Holzgefäss mit Stiel.<br />

Es kann ein regelre<strong>ch</strong>ter Kanal von beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er<br />

Länge gegraben werden, der zahlrei<strong>ch</strong>e<br />

Steine, Felle und Tannenzweige enthält.<br />

In Frage kommt aber au<strong>ch</strong> ein ausgehöhlter<br />

Baumstrunk, in dessen Ritzen si<strong>ch</strong> die goldhaltigen<br />

Bestandteile ablagern. Eine te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong><br />

verbesserte Variante besteht darin, den Boden<br />

des Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>es mit Spalten zu versehen, in<br />

denen Quecksilber angebra<strong>ch</strong>t wird, so dass<br />

das Amalgam s<strong>ch</strong>on in dieser Phase des Goldgewinnungsprozesses<br />

entsteht.<br />

In der S<strong>ch</strong>weiz arbeitete man im allgemeinen<br />

mit Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>en von geringer Grösse, da eine<br />

Goldwäs<strong>ch</strong>erequipe meist nur wenige Mann<br />

umfasste.<br />

Goldwäs<strong>ch</strong>er mit vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>en.<br />

Wie eine sol<strong>ch</strong>e Equipe arbeitete, wissen wir<br />

dank den Beri<strong>ch</strong>ten vers<strong>ch</strong>iedener Augenzeugen.<br />

25


Dr. Casimir Mös<strong>ch</strong>, Custos der paläontologis<strong>ch</strong>­geologis<strong>ch</strong>en<br />

Sammlungen und Direktor<br />

des Zoologis<strong>ch</strong>en Museums des Eidgenössis<strong>ch</strong>en<br />

Polyte<strong>ch</strong>nikums, s<strong>ch</strong>ildert in einem<br />

Brief die Methode der Goldgewinnung in der<br />

Aare bei Umiken um das Jahr 1840:<br />

«Der Wäs<strong>ch</strong>er, wel<strong>ch</strong>em i<strong>ch</strong> zusah, wählte si<strong>ch</strong><br />

eine Stelle, wo das Wasser in sanftem Bogen<br />

fliesst und begann die Untersu<strong>ch</strong>ung mit einer<br />

eisernen Wurfs<strong>ch</strong>aufel, indem er Sand und<br />

faustgrossen Grien etwa a<strong>ch</strong>t Fuss vom Ufer<br />

entfernt aus dem Flussbette hob, die Kiesel mit<br />

den Händen wegräumte und dann die S<strong>ch</strong>aufel<br />

einige Sekunden lang im laufenden Wasser hin<br />

und her s<strong>ch</strong>wenkte, wodur<strong>ch</strong> in kurzer Zeit ein<br />

braunroter Sand auf der S<strong>ch</strong>aufel unter dem<br />

Wasser no<strong>ch</strong> zurückblieb; auf diese Ers<strong>ch</strong>einung<br />

hin sagte der Wäs<strong>ch</strong>er, wir seien auf der<br />

re<strong>ch</strong>ten Stelle; er hob die S<strong>ch</strong>aufel mit dem<br />

Sande aus dem Wasser, und i<strong>ch</strong> zählte ganz<br />

deutli<strong>ch</strong> mit blossem Auge 14 Goldblätt<strong>ch</strong>en in<br />

diesem rotbraunen Sande und auf der<br />

S<strong>ch</strong>aufelflä<strong>ch</strong>e. No<strong>ch</strong> einige sol<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>aufelsti<strong>ch</strong>e,<br />

und jeder wies 9 bis 15 mit blossem<br />

Auge si<strong>ch</strong>tbare Goldblätt<strong>ch</strong>en auf.<br />

Hierauf wurde eine lange Bank in das anderthalb<br />

Meter tiefe Wasser hinausges<strong>ch</strong>oben, um<br />

mit der S<strong>ch</strong>aufel weiter hinausrei<strong>ch</strong>en zu<br />

können. Ein Was<strong>ch</strong>stuhl, beidseits mit Leisten<br />

versehen, wurde an eine wenig geneigte Lage<br />

gestellt, ein grobes Flanell glatt darauf ausgebreitet,<br />

und ein grober Weidenkorb auf den<br />

oberen Teil des Stuhles gelegt. Nun begann die<br />

Arbeit: Der Wäs<strong>ch</strong>er warf zwei bis fünf<br />

S<strong>ch</strong>aufeln des bezei<strong>ch</strong>neten Griens mit Sand<br />

auf den Korb, goss mit einer grossen Wassers<strong>ch</strong>öpfe<br />

so lange Wasser darüber, bis aller<br />

Sand dur<strong>ch</strong>gewas<strong>ch</strong>en war und nur no<strong>ch</strong> die<br />

feinsten Körn<strong>ch</strong>en auf dem Tu<strong>ch</strong>e zurückblieben.<br />

Na<strong>ch</strong> dem zehnten S<strong>ch</strong>aufelwurf<br />

Ein System von Was<strong>ch</strong>kanälen bei einem<br />

besonders rei<strong>ch</strong>en Vorkommen. Sol<strong>ch</strong>e<br />

"industrielle“ Installationen wurden in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz zwar erri<strong>ch</strong>tet, wegen des unregelmässigen<br />

Goldgehaltes der Ans<strong>ch</strong>wemmungen<br />

jedo<strong>ch</strong> sehr s<strong>ch</strong>nell aufgegeben.<br />

zählte i<strong>ch</strong> auf dem Tu<strong>ch</strong> etwa 60 Flimmer<strong>ch</strong>en.<br />

Das feinere war natürli<strong>ch</strong> im Tu<strong>ch</strong>, und ein<br />

grösserer Teil der feinsten, kaum si<strong>ch</strong>tbaren<br />

Stäub<strong>ch</strong>en wurde, wie i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> dem Abheben<br />

des Tu<strong>ch</strong>es sah, vom Wasser zwis<strong>ch</strong>en dem<br />

Tu<strong>ch</strong>e und dem Stuhle fortges<strong>ch</strong>wemmt.<br />

Na<strong>ch</strong> dreiviertelstündiger Arbeit sah i<strong>ch</strong> auf<br />

drei Fuss Entfernung ganz deutli<strong>ch</strong> die gelben<br />

Goldflimmer<strong>ch</strong>en auf dem Tu<strong>ch</strong>e liegen. Na<strong>ch</strong><br />

Aussage des Wäs<strong>ch</strong>ers fanden si<strong>ch</strong> bei<br />

fris<strong>ch</strong>en Ans<strong>ch</strong>wemmungen s<strong>ch</strong>on Körner wie<br />

Bohnen; das grösste Stück, wel<strong>ch</strong>es dieser<br />

Mann bisher gefunden, soll ein Blätt<strong>ch</strong>en von<br />

der Grösse eines Fliegenflügels und 70 Centimes<br />

wert gewesen sein. – Es ist keine Frage,<br />

diese Leute haben ziemli<strong>ch</strong> viel Gewandtheit<br />

im Goldsu<strong>ch</strong>en;<br />

26


Goldwäs<strong>ch</strong>erei mit vers<strong>ch</strong>iedenen Behältern.<br />

27


Goldwäs<strong>ch</strong>er, die si<strong>ch</strong> eines ausgehöhlten<br />

Baumstammes bedienen. Die Blätt<strong>ch</strong>en setzen<br />

si<strong>ch</strong> in den Ritzen fest.<br />

die einträgli<strong>ch</strong>sten Stellen erkennen sie auf<br />

einen Blick ...“<br />

Pierre Martin beri<strong>ch</strong>tet von den letzten Goldwäs<strong>ch</strong>ern<br />

von l'Abyme bei Genf: "... Der Goldgräber<br />

bri<strong>ch</strong>t früh am Morgen auf. Er führt ein 1,10<br />

m langes und 80 cm breites Brett aus Pappelholz,<br />

dem für das Was<strong>ch</strong>en günstigsten<br />

Material, mit si<strong>ch</strong>, das vier oder fünf Querrillen<br />

aufweist. Am Fluss su<strong>ch</strong>t er eine fris<strong>ch</strong> anges<strong>ch</strong>wemmte<br />

Sandbank, wenn mögli<strong>ch</strong> unterhalb<br />

eines Staudamms oder Molasseblocks.<br />

Er gräbt eine Rinne, die einen Wasserstrahl zu<br />

ihm hinführt, und bringt sein Brett in einer<br />

Vertiefung an, und zwar so, dass es einen Winkel<br />

von etwa 45° bildet.<br />

Vorsi<strong>ch</strong>tig s<strong>ch</strong>aufelt er Sand auf den oberen<br />

Teil des Was<strong>ch</strong>bretts, wo der Wasserstrahl die<br />

lei<strong>ch</strong>ten Teile forts<strong>ch</strong>wemmt, während si<strong>ch</strong> das<br />

Gold in den Rillen festsetzt. Sobald diese voll<br />

sind, wis<strong>ch</strong>t der Goldwäs<strong>ch</strong>er ihren<br />

Inhalt mit einer Bürste aus Rosshaar in<br />

eine zur Hälfte mit Wasser gefüllte S<strong>ch</strong>üssel.<br />

Natürli<strong>ch</strong> ist das Gold no<strong>ch</strong> mit Sand vermengt,<br />

den der Wäs<strong>ch</strong>er nun auf folgende Weise entfernt:<br />

Er dreht die S<strong>ch</strong>üssel so, dass das<br />

Wasser ho<strong>ch</strong> steigt und den Sand mit si<strong>ch</strong><br />

emporzieht. Mit einer ges<strong>ch</strong>ickten Bewegung<br />

giesst er es aus, und zurück bleibt auf dem<br />

Boden der S<strong>ch</strong>üssel eine dünne S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t fast<br />

reinen Goldes.“<br />

Cysat, der im 17. Jahrhundert amtli<strong>ch</strong>er<br />

Chronist von Luzern war, liefert uns folgende<br />

ans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>reibung:<br />

"Dieser Betätigung gehen berufsmässige Goldwäs<strong>ch</strong>er<br />

na<strong>ch</strong>, bei denen es si<strong>ch</strong> um Bürger<br />

unserer Stadt handelt. Sie wissen genau, wo<br />

und wann si<strong>ch</strong> die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Gold lohnt.<br />

Dieses gewinnen sie aus einem Sand von<br />

besonderer Farbe und besonderem Gewi<strong>ch</strong>t,<br />

den sie in Gefässe s<strong>ch</strong>ütten; ans<strong>ch</strong>liessend<br />

entnehmen sie ihm mit Hilfe besonderer Geräte<br />

die besten und reinsten Teile und saugen das<br />

Gold mit Quecksilber auf. Na<strong>ch</strong>dem sie das<br />

Quecksilber dur<strong>ch</strong> Erhitzung vertrieben haben,<br />

bleiben reine Goldkörner zurück.“<br />

Aus den Beri<strong>ch</strong>ten dieser drei Augenzeugen<br />

lassen si<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene Folgerungen ziehen.<br />

Zunä<strong>ch</strong>st geht aus ihnen hervor, dass die<br />

Goldwäs<strong>ch</strong>erei ni<strong>ch</strong>t von jedermann, sondern<br />

nur von erfahrenen Spezialisten betrieben<br />

werden konnte. Genau so wie ein Fis<strong>ch</strong>er den<br />

besten Standort kennt und seinen Köder sorgfältig<br />

wählt, weiss der geübte Goldwäs<strong>ch</strong>er, an<br />

wel<strong>ch</strong>en Stellen si<strong>ch</strong> ihm die besten Chancen<br />

bieten, und er gewinnt das begehrte gelbe Metall<br />

mittels einer sinnrei<strong>ch</strong> konstruierten „Goldstaubfalle“.<br />

Die Goldwäs<strong>ch</strong>er früherer Zeiten kannten die<br />

für ihre Arbeit günstigste Jahreszeit. Kürzli<strong>ch</strong><br />

vorgenommene Untersu<strong>ch</strong>ungen haben den<br />

Beweis erbra<strong>ch</strong>t, dass der Gold­<br />

28


29<br />

Der Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong> des letzten Goldwäs<strong>ch</strong>ers von<br />

Umiken (Aargau).


Arbeit mit einem sogenannten Long­Tom, einer<br />

speziellen Art von Was<strong>ch</strong>kanal.<br />

gehalt eines Flusses je na<strong>ch</strong> Jahreszeit in der<br />

Tat beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>wankungen unterworfen<br />

ist. R. Villiger und H. J. Rawyler haben am unteren<br />

Teil des Goldba<strong>ch</strong>s (Napfgebiet)<br />

Messungen dur<strong>ch</strong>geführt, die folgende<br />

Resultate ergaben: 0,45 Gramm Gold auf eine<br />

Tonne Kies am 4. 8. 1974; 0,03 Gramm pro<br />

Tonne am 7. 9. 1974; 0,08 Gramm pro Tonne<br />

am 6. 7. 1975.<br />

Das Ho<strong>ch</strong>wasser bringt ein Flussbett in Bewegung<br />

und zerstreut die im Fluss befindli<strong>ch</strong>en<br />

Ansammlungen von Goldstaub. Diese bilden<br />

si<strong>ch</strong> aber sehr ras<strong>ch</strong> von neuem. Dieses Phänomen<br />

ist mit vers<strong>ch</strong>iedenen Faktoren wie<br />

Bodenbes<strong>ch</strong>affenheit, Klima und Grösse des<br />

Flusses verbunden, die der Wäs<strong>ch</strong>er genau<br />

kennen muss, um zu wissen, ob si<strong>ch</strong> die Goldgewinnung<br />

lohnt – so wie der Bauer weiss,<br />

wann die Äpfel und Birnen zum Pflücken reif<br />

sind.<br />

Es gibt Stellen, wo der Fluss bedeutende<br />

Mengen Goldstaub ans<strong>ch</strong>wemmt. Die Goldwäs<strong>ch</strong>er<br />

kannten die Merkmale dieser Stellen:<br />

­ Das Bett des Flusses (oder Ba<strong>ch</strong>es) ist<br />

ziemli<strong>ch</strong> tief.<br />

­ Die Kieselanhäufungen befinden si<strong>ch</strong> seit<br />

langer Zeit an der glei<strong>ch</strong>en Stelle.<br />

­ Im Inneren der Flusskrümmung hat si<strong>ch</strong><br />

Sand angesammelt.<br />

­ Der Sand weist rote, braune und s<strong>ch</strong>warze<br />

Bestandteile auf.<br />

­ Flussabwärts befindet si<strong>ch</strong> ein Hindernis.<br />

­ S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> liefert au<strong>ch</strong> das Gewi<strong>ch</strong>t des<br />

Sandes interessante Hinweise.<br />

Zweifellos kannten die Goldwäs<strong>ch</strong>er au<strong>ch</strong><br />

andere Merkmale, die auf goldhaltige Stellen<br />

hindeuteten, etwa die Farbe des Wassers usw.<br />

Was die Herstellung eines Was<strong>ch</strong>bretts betraf,<br />

so folgte jeder seinen eigenen Regeln.<br />

Leider sind man<strong>ch</strong>e dieser Geheimnisse , die<br />

einst von Generation zu Generation weitergegeben<br />

oder von Fa<strong>ch</strong>leuten (in Genf bei­<br />

30


Goldwäs<strong>ch</strong>er beim Arbeiten an einer S<strong>ch</strong>leuse<br />

in einem Ableitungskanal.<br />

spielsweise von hugenottis<strong>ch</strong>en Flü<strong>ch</strong>tlingen)<br />

gelehrt wurden, mit dem Tod der letzten Goldwäs<strong>ch</strong>er<br />

in Vergessenheit geraten. Wie auf<br />

vielen anderen Gebieten ist au<strong>ch</strong> auf diesem<br />

eine uralte Tradition erlos<strong>ch</strong>en. In unserem<br />

Land hat die Goldwäs<strong>ch</strong>erei ni<strong>ch</strong>t zur Entstehung<br />

neuer Städte geführt und niemandem<br />

plötzli<strong>ch</strong>en mär<strong>ch</strong>enhaften Rei<strong>ch</strong>tum bes<strong>ch</strong>ert.<br />

Denno<strong>ch</strong> bildete sie bis zum 19. Jahrhundert<br />

für eine Anzahl von S<strong>ch</strong>weizern eine zum<br />

Leben ausrei<strong>ch</strong>ende Einnahmequelle. Sie war,<br />

wie etwa die Korbfle<strong>ch</strong>terei oder Salpetergewinnung,<br />

ein gesamtwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> gesehen relativ<br />

unbedeutendes Handwerk, das von<br />

einigen Leuten regelmässig oder zeitweise betrieben<br />

wurde.<br />

Wohl gab es au<strong>ch</strong> vereinzelte Abenteurer, die<br />

in unseren Flüssen sofortigen Wohlstand zu<br />

finden hofften, aber im allgemeinen waren es<br />

unterbes<strong>ch</strong>äftigte Landarbeiter oder Bauern mit<br />

kinderrei<strong>ch</strong>en Familien, die in der Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />

eine bessere Zukunft su<strong>ch</strong>ten. Es entbehrt<br />

ni<strong>ch</strong>t der Ironie, dass das gelbe Metall, wel<strong>ch</strong>es<br />

von alters her als Sinnbild des Rei<strong>ch</strong>tums galt,<br />

oft nur Angehörigen der am s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>testen gestellten<br />

Bevölkerungss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t ein bes<strong>ch</strong>eidenes<br />

Einkommen bot.<br />

Im Jahre 1771 kaufte die Stadt Luzern eine ungewöhnli<strong>ch</strong><br />

grosse Menge von Gold, das aus<br />

den Wasserläufen der näheren Umgebung<br />

stammte. Wie aus den Protokollen der damaligen<br />

Prozesse ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ist, war jene Zeit<br />

dur<strong>ch</strong> eine dramatis<strong>ch</strong>e Zunahme von Diebstählen<br />

gekennzei<strong>ch</strong>net, deren Ursa<strong>ch</strong>e Not<br />

und Hunger waren. Die Kindersterbli<strong>ch</strong>keit<br />

nahm beängstigende Ausmasse an, und es<br />

wird beri<strong>ch</strong>tet, dass zahlrei<strong>ch</strong>e Mens<strong>ch</strong>en an<br />

Hunger und Kälte starben. Die allgemeine Notlage<br />

hatte die Männer bu<strong>ch</strong>stäbli<strong>ch</strong> in die Bä<strong>ch</strong>e<br />

getrieben. In sol<strong>ch</strong>en Krisenzeiten hiess<br />

die Alternative<br />

31


Luzerner Goldmünze.<br />

Goldprägen im Mittelalter. Bevor 1850 unsere<br />

nationale Währung eingeführt wurde, setzten<br />

ni<strong>ch</strong>t weniger als 50 Republiken, Städte und<br />

Klöster ihre eigenen Goldstücke in Umlauf. Ein<br />

Teil dieser Münzen enthalten S<strong>ch</strong>weizer Gold.<br />

oft nur Goldwäs<strong>ch</strong>erei oder Eintritt in fremde<br />

Kriegsdienste; die einen verdingten si<strong>ch</strong> als<br />

Söldner, die anderen versu<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> als Goldwäs<strong>ch</strong>er<br />

über Wasser zu halten. Zwis<strong>ch</strong>en den<br />

katastrophalen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Verhältnisse<br />

und dem Anstieg der Goldgewinnung bestand<br />

also ein direkter Zusammenhang. Allerdings ers<strong>ch</strong>eint<br />

es fragli<strong>ch</strong>, ob die Goldwäs<strong>ch</strong>erei zur<br />

Ernährung einer ganzen Familie ausrei<strong>ch</strong>te.<br />

Im 17. Jahrhundert musste ein Goldwäs<strong>ch</strong>er<br />

126,3 Gramm Gold pro Jahr gewinnen, um<br />

dasselbe Einkommen zu errei<strong>ch</strong>en wie ein<br />

32


Volkss<strong>ch</strong>ullehrer (wobei zu bemerken ist, dass<br />

der Lehrerberuf damals miserabel bezahlt war).<br />

Wer sein Handwerk beherrs<strong>ch</strong>te, für den lag<br />

diese Menge dur<strong>ch</strong>aus im Berei<strong>ch</strong> des Mögli<strong>ch</strong>en.<br />

Im 19. Jahrhundert verdienten die Wäs<strong>ch</strong>er, je<br />

na<strong>ch</strong> Ort und Jahreszeit, zwis<strong>ch</strong>en einem und<br />

drei Franken pro Tag, was dem Lohn eines ungelernten<br />

Arbeiters entspra<strong>ch</strong>.<br />

Die Anzahl der Goldwäs<strong>ch</strong>er war in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz zeitweise erstaunli<strong>ch</strong> ho<strong>ch</strong>. 1771 gab<br />

es im Entlebu<strong>ch</strong> (Luzern) zehn S<strong>ch</strong>miede, vier<br />

Sattler, vier Stellma<strong>ch</strong>er, einen S<strong>ch</strong>losser,<br />

einen Klempner und zwanzig vollberufli<strong>ch</strong>e<br />

oder gelegentli<strong>ch</strong>e Goldwäs<strong>ch</strong>er.<br />

Gegen 1830 gab es zwis<strong>ch</strong>en Olten und<br />

Klingnau 40 Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>e, das heisst annähernd<br />

einen pro Kilometer. In Genf waren bisweilen<br />

mehrere Dutzend Goldwäs<strong>ch</strong>er zuglei<strong>ch</strong><br />

tätig.<br />

Der Kanton Luzern erklärte im Jahre 1523 den<br />

Aufkauf des kostbaren einheimis<strong>ch</strong>en Goldes<br />

zum Monopol des Staates. Bis 1800 kaufte er<br />

31,4 kg aus Flüssen gewonnenes Gold, aus<br />

dem 1500 Münzen hergestellt wurden.<br />

Allerdings war die Gesamtmenge des geförderten<br />

Goldes weit höher, denn die<br />

Golds<strong>ch</strong>miede und andere Handwerker zogen<br />

das luzernis<strong>ch</strong>e Gold seiner aussergewöhnli<strong>ch</strong>en<br />

Reinheit wegen dem rheinländis<strong>ch</strong>en und<br />

ungaris<strong>ch</strong>en vor und bezahlten auf dem<br />

s<strong>ch</strong>warzen Markt sehr hohe Preise dafür.<br />

Da das Napfgebiet besonders rei<strong>ch</strong> an goldhaltigen<br />

Wasserläufen ist und es dort, wie wir<br />

bereits gesehen haben, ni<strong>ch</strong>t an Goldwäs<strong>ch</strong>ern<br />

mangelte, wurde Luzern zum eigentli<strong>ch</strong>en<br />

Zentrum der Goldverarbeitung in der S<strong>ch</strong>weiz.<br />

Die Behörden, wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong> der wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Bedeutung des gelben Metalls sehr wohl bewusst<br />

waren, erliessen vers<strong>ch</strong>iedene Gesetze<br />

zur Förderung der<br />

Goldwäs<strong>ch</strong>erei und zur Bekämpfung des<br />

privaten Goldhandels. Von 1643 an lieferten sie<br />

den Goldwäs<strong>ch</strong>ern sogenanntes "Nördlingertu<strong>ch</strong>",<br />

das si<strong>ch</strong> seines Fasernrei<strong>ch</strong>tums<br />

wegen besonders gut zur Ausstattung der<br />

Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>e eignete. Ausserdem gab es<br />

Prämien für die besten Wäs<strong>ch</strong>er. 1769 erri<strong>ch</strong>teten<br />

die Luzerner mit Hilfe einer französis<strong>ch</strong>en<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft in Inwil eine "Was<strong>ch</strong>fabrlk“. Es<br />

handelte si<strong>ch</strong> dabei um einen vom Abt von Jacquemot<br />

erfundenen, te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> verbesserten<br />

grossen Was<strong>ch</strong>kanal. Allerdings s<strong>ch</strong>eint diese<br />

Neuerung ni<strong>ch</strong>t den erhofften Erfolg gebra<strong>ch</strong>t<br />

zu haben, denn s<strong>ch</strong>on ein Jahr später wurde<br />

sie in den Akten der Stadt ni<strong>ch</strong>t mehr erwähnt.<br />

Anderswo in der S<strong>ch</strong>weiz verzi<strong>ch</strong>teten die Regierenden<br />

auf ein Goldmonopol und begnügten<br />

si<strong>ch</strong> damit, die Genehmigung zum Goldwas<strong>ch</strong>en<br />

von der Entri<strong>ch</strong>tung einer Steuer<br />

abhängig zu ma<strong>ch</strong>en. Hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der in Bern<br />

herrs<strong>ch</strong>enden Gesetze s<strong>ch</strong>reibt Deicke (1859):<br />

"Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts musste<br />

das aus den Flüssen gewonnene Gold den<br />

Behörden abgeliefert werden. Diese bezahlten<br />

drei Viertel davon und behielten das letzte<br />

Viertel als Steuer für si<strong>ch</strong>. Heutzutage kann<br />

si<strong>ch</strong> jedermann der Goldwäs<strong>ch</strong>erei widmen,<br />

ohne irgendwel<strong>ch</strong>e Steuern bezahlen zu<br />

müssen. Es sind in erster Linie Fis<strong>ch</strong>er, die<br />

na<strong>ch</strong> Goldstaub su<strong>ch</strong>en, wenn es gerade<br />

ni<strong>ch</strong>ts zu fangen gibt.“<br />

Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> befand si<strong>ch</strong> die Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />

damals bereits in ganz Europa auf dem absteigenden<br />

Ast. Immerhin vergoldete Neukomm<br />

no<strong>ch</strong> im Jahre 1880 die Kuppel der Kir<strong>ch</strong>e<br />

von Heimiswil bei Burgdorf mit Gold, das<br />

aus s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Flüssen und Bä<strong>ch</strong>en<br />

stammte. Den grössten Teil davon haben<br />

zweifellos die Gebrüder Rüfena<strong>ch</strong>t und die<br />

Frau Andreas Zür<strong>ch</strong>ers von Rafrüti<br />

33


gefördert, die zu den letzten Goldwäs<strong>ch</strong>ern des<br />

Napfgebietes gehörten.<br />

Na<strong>ch</strong> 1900 interessierte si<strong>ch</strong> niemand mehr für<br />

das Gold unserer Wasserläufe, und die letzten<br />

Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>e fielen den Holzwürmern zum<br />

Opfer.<br />

Allzu radikal hatten si<strong>ch</strong> die Verhältnisse<br />

gegenüber den vorhergehenden<br />

Jahrhunderten gewandelt: Die Kaufkraft des<br />

Goldes war drastis<strong>ch</strong> gesunken, während der<br />

Wert der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Arbeitskraft si<strong>ch</strong><br />

vervielfa<strong>ch</strong>t hatte.<br />

Heute entspri<strong>ch</strong>t das Jahreseinkommen eines<br />

Lehrers ni<strong>ch</strong>t mehr 126,3 Gramm Gold, sondern<br />

2,5 kg, also 10 Gramm pro Tag ...<br />

In den dreissiger und vierziger Jahren sah es<br />

zeitweilig na<strong>ch</strong> einer Renaissance der Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />

aus. Eine Reihe von wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

und wirts<strong>ch</strong>aftspolitis<strong>ch</strong>en Studien<br />

befasste si<strong>ch</strong> mit dem Gold unserer Wasserläufe,<br />

und es gab sogar Ansätze zu einer<br />

Förderung auf industrieller Basis.<br />

Do<strong>ch</strong> die Bagger der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en und<br />

englis<strong>ch</strong>en Unternehmer, die si<strong>ch</strong> in dieses<br />

Abenteuer gestürzt hatten, standen s<strong>ch</strong>on bald<br />

still und wurden vom Rost zerfressen. Die Unkenrufe<br />

der Geologen, die dem Unterfangen<br />

von Anfang an skeptis<strong>ch</strong> gegenübergestanden<br />

hatten, erwiesen si<strong>ch</strong> also als gere<strong>ch</strong>tfertigt.<br />

Ja, allzu viel S<strong>ch</strong>weiss und Geld müsste eingesetzt<br />

werden, um unseren Flüssen und Bä<strong>ch</strong>en<br />

ihr Gold zu entreissen. So werden denn unzählige<br />

Kleinode in den Betten und an den Ufern<br />

der Reuss und der Aare, des Rheins und der<br />

Emme au<strong>ch</strong> weiterhin vergebli<strong>ch</strong> ihres Finders<br />

harren.<br />

Industrieller Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong> aus dem letzten Jahrhundert,<br />

der die Materialien mittels Zentrifugalkraft<br />

trennt.<br />

34


Die Minen<br />

Das Bonmot "Die S<strong>ch</strong>weiz ist rei<strong>ch</strong> an armen<br />

Minen“ fasst in einem Satz die lange Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

der Goldsu<strong>ch</strong>e in unserem Lande zusammen.<br />

Gold ist fast überall in den S<strong>ch</strong>weizer Alpen<br />

vorhanden, und zahlrei<strong>ch</strong> waren die Versu<strong>ch</strong>e,<br />

die Minen auszubeuten. Die Natur war jedo<strong>ch</strong>,<br />

was die Verteilung betrifft, sehr launis<strong>ch</strong>; die<br />

Adern sind von unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Ergiebigkeit,<br />

und ihre Zusammensetzung ist äusserst komplex.<br />

Deshalb erfordern Gewinnung und Behandlung<br />

des Erzes viele Arbeitskräfte und<br />

teure Geräts<strong>ch</strong>aften, deren Ans<strong>ch</strong>affung oft<br />

dur<strong>ch</strong> den Wert des gewonnenen Metalles<br />

ni<strong>ch</strong>t aufgewogen werden.<br />

Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der S<strong>ch</strong>weizer Goldminen, die<br />

neben bes<strong>ch</strong>eidenen Erfolgen zahlrei<strong>ch</strong>e Fehls<strong>ch</strong>läge<br />

aufzuweisen hat, ist es jedo<strong>ch</strong><br />

dessen ungea<strong>ch</strong>tet wert, erzählt zu werden,<br />

denn sie ist nahezu unbekannt und rei<strong>ch</strong> an<br />

pittoresken Episoden.<br />

Gondo<br />

Wir werden im besonderen auf die lange Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

der Goldminen von Gondo eingehen;<br />

vieles von dem hier Gesagten träfe au<strong>ch</strong> auf<br />

andere Minen zu.<br />

Diese Minen liegen am Nordwesthang des Kamozellhornes,<br />

auf der re<strong>ch</strong>ten Seite des Tals<br />

von Zwis<strong>ch</strong>enbergen (oder Val Varia), etwa<br />

anderthalb Kilometer südli<strong>ch</strong> von Gondo (Kt.<br />

Wallis), einem Ort am Rande der Simplonstrasse,<br />

einige S<strong>ch</strong>ritte von der italienis<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Grenze entfernt. Die Stollen<br />

liegen in 1050 bis 1562 m Höhe.<br />

35


Das Vorkommen besteht aus einer Reihe von<br />

mehr oder weniger parallelen Quarz­Pyrit­<br />

Adern, deren bedeutendste si<strong>ch</strong> in den<br />

S<strong>ch</strong>lu<strong>ch</strong>ten des Bühl befinden, einem Zufluss<br />

des Wildba<strong>ch</strong>es von Zwis<strong>ch</strong>enbergen.<br />

Die Adern sind s<strong>ch</strong>on seit sehr langer Zeit bekannt:<br />

bereits die Römer s<strong>ch</strong>einen si<strong>ch</strong> dafür<br />

interessiert zu haben, und im Mittelalter wurden<br />

sie teilweise ausgebeutet.<br />

Die erste Genehmigung wurde 1728 einem gewissen<br />

Christian Weggener erteilt; seine Unternehmungen<br />

waren offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> vom Erfolg<br />

gekrönt, denn er hat zwis<strong>ch</strong>en 1735 und 1765<br />

mehr als 42 kg Gold gewonnen und rei<strong>ch</strong>en<br />

Gewinn gema<strong>ch</strong>t. Gaspard von Stockalper, ein<br />

vermögender Ges<strong>ch</strong>äftsmann aus Gondo, der<br />

in seinem Unternehmen mehrere Hundert<br />

Arbeiter bes<strong>ch</strong>äftigte, begann, si<strong>ch</strong> seinerseits<br />

für die Goldminen zu interessieren. 1776<br />

erwarb er die Genehmigung selbst; sie blieb<br />

bis 1842 in der Familie. Bis um 1800 beutete er<br />

die Minen selbst aus.<br />

Zu jenem Zeitpunkt wurde das Wallis zu einem<br />

französis<strong>ch</strong>en Departement von Napoleons<br />

Gnaden. Geologen begannen, es auf mögli<strong>ch</strong>e<br />

Bodens<strong>ch</strong>ätze hin zu untersu<strong>ch</strong>en. Einer von<br />

ihnen, der Ingenieur Gueymard, bes<strong>ch</strong>reibt in<br />

einem detaillierten Beri<strong>ch</strong>t die Minen von Gondo;<br />

er gibt uns darin einen Begriff von der<br />

Arbeitsweise von Stockalpers Unternehmen<br />

und von derjenigen der anderen Goldsu<strong>ch</strong>er:<br />

„... Wir wissen ni<strong>ch</strong>t genau, wann diese Mine<br />

mit Gewinn ausgebeutet wurde; si<strong>ch</strong>er ist<br />

einzig, dass man die Ader 1807 aus den Augen<br />

verloren hatte und dass bis 1811 im Berg gearbeitet<br />

wurde, ohne dass man jedo<strong>ch</strong> Spuren<br />

von Bodens<strong>ch</strong>ätzen entdeckt hätte. I<strong>ch</strong> begab<br />

mi<strong>ch</strong> zu dieser Zeit an Ort und Stelle und entdeckte<br />

na<strong>ch</strong> genauen Untersu<strong>ch</strong>ungen,<br />

dass ein Ausläufer den Leiter irregeführt<br />

hatte. Er gab die alte Grabri<strong>ch</strong>tung<br />

auf und begann, an der Stelle zu arbeiten, die<br />

i<strong>ch</strong> ihm angegeben hatte. Na<strong>ch</strong> wenigen Tagen<br />

fand si<strong>ch</strong> die Ader; sie wies eine Dicke von fünf<br />

bis neun Zoll auf ...<br />

Die Grabungs­ und Erkundungsarbeiten<br />

werden nun mit Sorgfalt dur<strong>ch</strong>geführt, do<strong>ch</strong> die<br />

Amalgamierungste<strong>ch</strong>nik weist etli<strong>ch</strong>e Mängel<br />

auf, die den Wert des gewonnenen Metalls beeinträ<strong>ch</strong>tigen.<br />

Das Erz befindet si<strong>ch</strong> im Zustand<br />

von Pyritkupfer, der mehr oder weniger di<strong>ch</strong>t im<br />

Stollen verteilt ist. Man befördert es ohne vorherige<br />

Bre<strong>ch</strong>ung zu den Amalgamierungsmühlen.<br />

Hier wird es grob von Hand gebro<strong>ch</strong>en und<br />

dann in eine Mühle geworfen, wo es zu Sand<br />

zerrieben wird.<br />

Dieser Sand wird keiner besonderen Was<strong>ch</strong>ung<br />

unterzogen; man bringt ihn mit dem<br />

notwendigen Quecksilber in die Mühlen ... I<strong>ch</strong><br />

bin überzeugt, dass si<strong>ch</strong> die Te<strong>ch</strong>nik der Amalgamierung<br />

stark verbessern liesse, wenn man<br />

das Erz an Ort und Stelle von Hand brä<strong>ch</strong>e<br />

und eine kleine Stampfmühle sowie einige<br />

Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>e einri<strong>ch</strong>tete ...»<br />

Der Text von Gueymard ist für Spezialisten bestimmt<br />

und bedarf daher einiger Erklärungen.<br />

Um das Gold, das in Adern vorkommt, von den<br />

Begleitmaterialien zu isolieren, sind vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Prozesse nötig. Der Vorgang, der zu<br />

diesem Zweck seit Jahrhunderten und au<strong>ch</strong><br />

heute no<strong>ch</strong> Anwendung findet, ist einfa<strong>ch</strong>: Zuerst<br />

wird das goldhaltige Erz zu Sand zerrieben,<br />

damit si<strong>ch</strong> die winzigen Goldpartikel<br />

isolieren; darauf wird das Gold dur<strong>ch</strong> einen<br />

<strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en oder physikalis<strong>ch</strong>en Vorgang vom<br />

restli<strong>ch</strong>en Sand getrennt.<br />

Für die erste Zerkleinerung wurden um 1810 in<br />

Gondo, wie au<strong>ch</strong> in den anderen<br />

36


Zerkleinerungsmühle, so wie sie bei den<br />

ältesten S<strong>ch</strong>weizer Goldminen verwendet<br />

wurden.<br />

Minen jener Zeit, die glei<strong>ch</strong>e Art Mühlenräder<br />

verwendet, die man für das Getreide brau<strong>ch</strong>te,<br />

und die Isolierung des Goldes ges<strong>ch</strong>ah mittels<br />

Amalgamierung dur<strong>ch</strong> Quecksilber. In Gondo<br />

hatte man mexikanis<strong>ch</strong>e Mühlen (so genannte<br />

«arastra») aufgebaut. Das Quecksilber wurde<br />

auf eine gepflasterte Tenne gegossen und floss<br />

in den Spalten zusammen; der goldhaltige<br />

Sand, den man vorher benetzt hatte, wurde<br />

vom Mühlstein zerrieben und dur<strong>ch</strong>geknetet,<br />

und das Gold traf in den Spalten mit dem<br />

Quecksilber zusammen. Darauf wurde das<br />

Amalgam gesammelt, und man liess dur<strong>ch</strong><br />

einen Destillationsprozess das Quecksilber<br />

verdampfen.<br />

Überdies zeigt Gueymard interessante Verbesserungsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

auf; es ist von Vorteil,<br />

no<strong>ch</strong> vor der ersten Zerkleinerung die goldhaltigen<br />

Teile des Erzes zu sortieren und die<br />

wertlosen Teile am Ausgang der Fabrik zurück<br />

zulassen; so können die Transportkosten<br />

gesenkt werden. Ausserdem erwähnt er zwei<br />

wirksame Apparate: den Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong> und die<br />

Stampfmühle. Der Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong> ist ein Kanal<br />

aus Holz, überzogen von einem S<strong>ch</strong>affell oder<br />

übersät mit<br />

Vers<strong>ch</strong>iedene Arten des Einstiegs in die Minen.<br />

Diese Bergleute s<strong>ch</strong>einen die Ahnen unserer<br />

Höhlenfors<strong>ch</strong>er zu sein.<br />

37


Aktie der Goldminen von Gondo. Die Mine von<br />

Fobello, ebenfalls Eigentum dieser Gesells<strong>ch</strong>aft,<br />

liegt auf der italienis<strong>ch</strong>en Seite des<br />

Monte Rosa.<br />

kleinen Hindernissen. Der Sand wird von<br />

einem Wasserstrom mitgeführt und fliesst<br />

dur<strong>ch</strong> diesen Kanal. Die s<strong>ch</strong>weren Materialien,<br />

darunter das Gold (spezifis<strong>ch</strong>es Gewi<strong>ch</strong>t 14,8)<br />

werden von den Hindernissen abgefangen<br />

oder bleiben in den Fellhaaren hängen, während<br />

der lei<strong>ch</strong>tere Sand vom Wasser mitgeführt<br />

wird. Diese erste Trennung bedeutet einen<br />

Zeitgewinn, und ausserdem wird Quecksilber<br />

gespart.<br />

Die Stampfmühle besteht aus einer Reihe von<br />

Mörserkeulen, die von einem Wasserrad bewegt<br />

werden. Sie ist praktis<strong>ch</strong>er als die vorher<br />

bes<strong>ch</strong>riebenen Mühlen.<br />

Zwar gewinnt das Wallis seine Unabhängigkeit<br />

s<strong>ch</strong>on bald zurück, die Franzosen<br />

38


werden jedo<strong>ch</strong> das Gold von Gondo ni<strong>ch</strong>t<br />

vergessen.<br />

Die Familie Stockalper, viellei<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> die<br />

Misserfolge entmutigt, verpa<strong>ch</strong>tete die Ausbeutungsgenehmigung<br />

einem italienis<strong>ch</strong>en<br />

Familienunternehmen, den Maffiola. Diese<br />

liessen si<strong>ch</strong> mit etwa fünfzehn Arbeitern bei<br />

einer besonders rei<strong>ch</strong>en Mine nieder. Sie installierten<br />

zwei Goldmühlen und bauten ein<br />

s<strong>ch</strong>önes Herrs<strong>ch</strong>aftshaus, verliessen den Ort<br />

jedo<strong>ch</strong> 1840 wegen s<strong>ch</strong>werer Unstimmigkeiten<br />

mit den Besitzern. Es heisst, sie hätten ihr<br />

Glück gema<strong>ch</strong>t, indem sie bis zu 50000 Goldfranken<br />

im Monat gewonnen hätten. Vor ihrer<br />

Abreise s<strong>ch</strong>ütteten sie S<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>te und Stollen<br />

aufs sorgfältigste zu! Die folgende Periode liegt<br />

rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> im dunklen; die Genehmigung geht<br />

dur<strong>ch</strong> die Hände angesehener Franzosen, und<br />

später versu<strong>ch</strong>t ein Italiener, Baglioni, eine<br />

neuerli<strong>ch</strong>e Ausbeutung.<br />

Im 19. Jahrhundert werden die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Minen genau wie alle europäis<strong>ch</strong>en,<br />

stillgelegt, denn die Investitionen lohnen si<strong>ch</strong> in<br />

anderen Kontinenten bedeutend mehr.<br />

1890 jedo<strong>ch</strong> setzt die aufregendste Periode der<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Goldes vom Simplon ein. Die<br />

S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Goldminengesells<strong>ch</strong>aft, gegründet<br />

von einem französis<strong>ch</strong>en Ingenieur, M.<br />

Froment, der in Gondo ein neues Kalifornien<br />

gefunden zu haben wähnte, erwirbt die<br />

S<strong>ch</strong>ürfre<strong>ch</strong>te und beginnt mit der industriellen<br />

Ausbeutung.<br />

Anstatt einfa<strong>ch</strong> die dürren Tatsa<strong>ch</strong>en aufzuzählen,<br />

wollen wir im folgenden versu<strong>ch</strong>en, etwas<br />

von der Atmosphäre einzufangen, wel<strong>ch</strong>e<br />

in jenen Tagen geherrs<strong>ch</strong>t haben mag.<br />

Gondo, Februar 1894<br />

Der Direktor der Goldminen von Gondo s<strong>ch</strong>aut<br />

sinnend dur<strong>ch</strong>s Fenster. Der aromatis<strong>ch</strong>e<br />

Rau<strong>ch</strong> seiner Zigarre s<strong>ch</strong>webt über dem<br />

luxuriösen Teppi<strong>ch</strong>, in wel<strong>ch</strong>em die Füsse versinken,<br />

steigt empor, umhüllt den Leu<strong>ch</strong>ter aus<br />

Kristall, bewegt si<strong>ch</strong> leise wie ein zarter<br />

S<strong>ch</strong>leier vor den Empirespiegeln und kreist vor<br />

dem Kamin aus Marmor, in wel<strong>ch</strong>em grosse<br />

S<strong>ch</strong>eite glimmen.<br />

Die Blicke des Mannes im Gehrock s<strong>ch</strong>weifen<br />

über die Lands<strong>ch</strong>aft draussen. Sie steht in<br />

krassem Widerspru<strong>ch</strong> zu der ausgeklügelten<br />

Eleganz und Bequemli<strong>ch</strong>keit des Arbeitszimmers:<br />

s<strong>ch</strong>neebedeckte Berge verstellen<br />

den Horizont, klaffende Risse enthüllen felsige<br />

Abhänge, bewa<strong>ch</strong>sen mit wenigen Tannen.<br />

S<strong>ch</strong>on seit Jahrhunderten wird dieser kleine<br />

Teil der Alpen von allen Seiten dur<strong>ch</strong>bohrt,<br />

denn seine erstarrten Adern bergen jenes glänzende<br />

Metall, wel<strong>ch</strong>es der Mens<strong>ch</strong> zum König<br />

über si<strong>ch</strong> erkoren hat.<br />

Seit dem Tag, an wel<strong>ch</strong>em das Gold entdeckt<br />

wurde, sind die zerklüfteten Felsen von jener<br />

Aura des Besonderen umgeben, die den Mens<strong>ch</strong>en<br />

zu den tollkühnsten Abenteuern<br />

verlockt.<br />

Ader des Rei<strong>ch</strong>tums, der Hoffnung, der Enttäus<strong>ch</strong>ung,<br />

des Unglücks, des Todes ... Namen,<br />

die die lange Reihe jener ahnen lassen, wel<strong>ch</strong>e<br />

in den Eingeweiden der Erde, haars<strong>ch</strong>arf<br />

neben verderbli<strong>ch</strong>en Abgründen, das Glück zu<br />

bezwingen tra<strong>ch</strong>teten.<br />

Der Direktor entsinnt si<strong>ch</strong>, in einer Grotte alte<br />

Mühlen entdeckt zu haben, Beweise dafür,<br />

dass vor ihm s<strong>ch</strong>on andere hier ihr Glück versu<strong>ch</strong>t<br />

haben.<br />

Zu der Zeit, als weder S<strong>ch</strong>iesspulver no<strong>ch</strong> Dynamit<br />

den Berg erzittern liessen, haben die<br />

Bergarbeiter an den Felsen, die si<strong>ch</strong> ihren Bemühungen<br />

widersetzten, grosse Feuer entfa<strong>ch</strong>t<br />

und den Stein dann mit einem Gemis<strong>ch</strong> aus<br />

Wasser und Essig benetzt. In den no<strong>ch</strong> rau<strong>ch</strong>igen<br />

Stollen be­<br />

39


Gondo: Die Fabrik und die Ader Presa.<br />

zwangen die Hacken darauf den gefügig gema<strong>ch</strong>ten<br />

Stein.<br />

Bevor kilometerlange Seilbahnen Minen und<br />

Fabriken verbanden, nahmen Maultiere den<br />

gewundenen Weg zwis<strong>ch</strong>en Felss<strong>ch</strong>lu<strong>ch</strong>ten<br />

und Geröll.<br />

Der Mann im Gehrock weiss ni<strong>ch</strong>t, wer als<br />

erster in diesem verlorenen Tal auf Gold<br />

gestossen sein mag – ein Römer, ein Helvetier,<br />

ein einsamer Hirte? Hingegen weiss er, dass<br />

s<strong>ch</strong>on viele Hände si<strong>ch</strong> abmühten, den Weg<br />

zum Rei<strong>ch</strong>tum zu bahnen, genau so wie jene,<br />

die jetzt dabei sind, im Li<strong>ch</strong>te der Petroleumlampe<br />

der Ader zu folgen.<br />

Bergmann, S<strong>ch</strong>mied und Maurer verdienen in<br />

zwölf Stunden harter Arbeit vier Franken. Die<br />

Handlanger müssen si<strong>ch</strong> mit 1 Fr. 20 bis 1 Fr.<br />

80 am Tag zufrieden geben (um ein kleines<br />

weniger als das, was der Staat bezahlt).<br />

Nahrung zu Lasten des Angestellten, für drei<br />

Mann eine Decke! Das goldene Paradies<br />

einiger Privilegierter, in Gondo wie andernorts,<br />

beruht auf der Not namenloser Arbeiter.<br />

Der Direktor heftet seine Blicke auf das graue<br />

Mauerwerk, das die se<strong>ch</strong>zehn neuen Mühlen<br />

überdeckt. Einige Arbeiter sind damit bes<strong>ch</strong>äftigt,<br />

die letzten Karren des Tages zu entladen,<br />

do<strong>ch</strong> sie tun dies langsam, gelähmt von der<br />

eisigen Kälte. Bald werden sie zu den erbärmli<strong>ch</strong>en<br />

Steinbaracken zurückkehren, in denen<br />

sie hausen, werden ihr Brot verzehren und die<br />

braune Suppe aufwärmen.<br />

Und oben, bei den Einstiegen zu den Stollen,<br />

werden die Bergleute, geblendet von den aufzüngelnden<br />

Flammen des Feuers, das die steilen<br />

Hänge gespenstis<strong>ch</strong> beleu<strong>ch</strong>tet, die Flas<strong>ch</strong>e<br />

mit billigem Fusel kreisen lassen; man<br />

denkt bei ihrem Anblick an eines jener endlosen<br />

Sonntagsfeste in Gondo, wo sie si<strong>ch</strong> unter<br />

Papierlampions<br />

40


mit s<strong>ch</strong>warzäugigen Mäd<strong>ch</strong>en aus dem bena<strong>ch</strong>barten<br />

Italien im Reigen drehen. Bis zum<br />

Morgengrauen spornt die Fidel mit wilden<br />

Klängen die Tänzer immer von neuem an, unablässig<br />

füllt der S<strong>ch</strong>ankwirt die Be<strong>ch</strong>er mit billigem<br />

Wein, französis<strong>ch</strong>e, deuts<strong>ch</strong>e und<br />

italienis<strong>ch</strong>e Trinklieder vers<strong>ch</strong>melzen mit dem<br />

Gelä<strong>ch</strong>ter und Stimmengewirr der Trunkenen.<br />

Von Zeit zu Zeit drängt die Kuts<strong>ch</strong>e eines Ingenieurs<br />

oder Inspektors, eines s<strong>ch</strong>merbäu<strong>ch</strong>igen<br />

Aktionärs in Begleitung einer eleganten<br />

Pariser Dame die Menge der Tanzenden auseinander;<br />

die Herrs<strong>ch</strong>aften spendieren wohl<br />

eine Runde, führen den Champagnerkel<strong>ch</strong> an<br />

die Lippen und verfügen si<strong>ch</strong> dann zu irgendeinem<br />

der Empfänge in den vornehmen Stadtteilen<br />

Comos. Selbst die Einheimis<strong>ch</strong>en, die an<br />

den Vergnügungen ni<strong>ch</strong>t teilnehmen, werden<br />

von der Ausgelassenheit angesteckt, die in ihrem<br />

Dorf herrs<strong>ch</strong>t. Gondo, vor kurzem no<strong>ch</strong> ein<br />

unbedeutendes Bergnest an der Simplonstrasse,<br />

ist mittlerweile in ganz Europa ein Begriff.<br />

Es hat seine eigene Zeitung, "L'avenir du<br />

Simplon“ ("Die Zukunft des Simplons“), in wel<strong>ch</strong>er<br />

regelmässig der Stand der<br />

Goldminenaktien an der Börse verzei<strong>ch</strong>net ist,<br />

ebenso wie sein Postbüro und sein Telegraphenamt.<br />

Zahlrei<strong>ch</strong>e begüterte Reisende<br />

verlassen den Ort um einige Taler lei<strong>ch</strong>ter, und<br />

die Ges<strong>ch</strong>äftsleute haben ihre liebe Mühe, den<br />

vielfältigen und kostspieligen Wüns<strong>ch</strong>en der<br />

Mineneigentümer Genüge zu leisten. Das<br />

goldene Zeitalter s<strong>ch</strong>eint angebro<strong>ch</strong>en zu sein,<br />

und s<strong>ch</strong>on glaubt man, dass hier, wie in Kalifornien,<br />

bald eine Stadt aus dem Erdboden<br />

wa<strong>ch</strong>sen wird.<br />

Der Direktor blättert, an seinem S<strong>ch</strong>reibtis<strong>ch</strong><br />

sitzend, im wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong>en Arbeitsberi<strong>ch</strong>t. Er erinnert<br />

si<strong>ch</strong> an die Rede, wel<strong>ch</strong>e er in Paris<br />

anlässli<strong>ch</strong> der Gründung der<br />

Eine Stampfmühle zum Zers<strong>ch</strong>lagen des<br />

Erzes. Diese Mas<strong>ch</strong>ine, 1507 vom Deuts<strong>ch</strong>en<br />

Sigmund von Maltiz erfunden, wurde besonders<br />

in Gondo verwendet.<br />

S<strong>ch</strong>weizer Goldminengesells<strong>ch</strong>aft gehalten<br />

hat:<br />

"Messieurs, i<strong>ch</strong> bin glückli<strong>ch</strong>, Ihnen na<strong>ch</strong> dreimonatigen<br />

Untersu<strong>ch</strong>ungen der Goldvorkommen<br />

in Gondo bestätigen zu können, dass<br />

diese unseren Erwartungen vollauf entspre<strong>ch</strong>en<br />

...<br />

Frühere S<strong>ch</strong>ürfungen haben, trotz primitiver<br />

Arbeitsmethoden, grosse Gewinne gebra<strong>ch</strong>t;<br />

die Familie Maffiola zum Beispiel hat aus der<br />

Mine, die na<strong>ch</strong> ihr benannt ist, enorme Summen<br />

herausgeholt.<br />

Die zahlrei<strong>ch</strong>en Gesteinsproben, die i<strong>ch</strong> untersu<strong>ch</strong>t<br />

habe, ergaben einen dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en<br />

Goldgehalt von mehr als 40 Gramm pro Tonne<br />

Erz. Selbstverständli<strong>ch</strong> werden wir einige Monate<br />

für die S<strong>ch</strong>ürf­ und Bohrarbeiten benötigen,<br />

bevor wir die ersten Goldbarren<br />

s<strong>ch</strong>melzen können.<br />

Zuerst werden wir nur eine kleine Bearbeitungsfabrik<br />

einri<strong>ch</strong>ten; sobald die Stollen<br />

41


jedo<strong>ch</strong> wieder zugängli<strong>ch</strong> sind und der<br />

Transport des Erzes dur<strong>ch</strong> die Einri<strong>ch</strong>tung<br />

einer Bergbahn erlei<strong>ch</strong>tert ist, wird eine grössere<br />

Fabrik folgen.<br />

Meiner Bere<strong>ch</strong>nung na<strong>ch</strong> wird eine Dividende<br />

von mindestens 360% der investierten<br />

Kapitalien zu erwarten sein ...<br />

Gondo wird den ihm gebührenden Platz in der<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der grossen Goldfunde einnehmen;<br />

wir müssen keineswegs die Weltmeere überqueren,<br />

um Gold zu finden; es ist in den Alpen<br />

rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> vorhanden, und die Forts<strong>ch</strong>ritte der<br />

Te<strong>ch</strong>nik werden uns bei der Ausbeutung helfen<br />

...“<br />

Die viel verspre<strong>ch</strong>enden Zahlen, die er damals<br />

angeführt hatte, finden si<strong>ch</strong> in dem Beri<strong>ch</strong>t<br />

ni<strong>ch</strong>t wieder, den er jetzt liest. Der Wert des<br />

Erzes deckt ni<strong>ch</strong>t einmal die Kosten der<br />

Förderung und Bearbeitung. Der Direktor re<strong>ch</strong>nete<br />

mit 40 Gramm Gold pro Tonne; do<strong>ch</strong> der<br />

Rekord liegt im Moment bei 12 Gramm.<br />

Er war in seinen Voraussagen zu optimistis<strong>ch</strong><br />

gewesen. Ausserdem hatte er bei seinen<br />

Analysen die unergiebigen Teile der Ader bewusst<br />

ausser A<strong>ch</strong>t gelassen und nur die<br />

rei<strong>ch</strong>haltigen berücksi<strong>ch</strong>tigt. Er hatte sogar den<br />

Goldgehalt ein wenig zu ho<strong>ch</strong> angegeben, um<br />

die Pariser Herren zu Investitionen zu bewegen,<br />

denn er war der Überzeugung, der<br />

Berg hüte seine S<strong>ch</strong>ätze eifersü<strong>ch</strong>tig und<br />

werde mit Wissens<strong>ch</strong>aft und Te<strong>ch</strong>nik gewiss zu<br />

bezwingen sein.<br />

Do<strong>ch</strong> der Fels gibt seine Rei<strong>ch</strong>tümer nur<br />

widerwillig preis. Der Direktor ist des zermürbenden<br />

Wartens überdrüssig: Soll do<strong>ch</strong> ein<br />

anderer sein Glück versu<strong>ch</strong>en! In einer kürzli<strong>ch</strong><br />

ers<strong>ch</strong>ienenen Publikation proklamiert er die<br />

Notwendigkeit umfangrei<strong>ch</strong>erer Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />

und die Erbauung einer riesigen<br />

Fabrik. Er selbst wird an dieser neuen Phase<br />

des Abenteuers von Gondo ni<strong>ch</strong>t mehr teilnehmen;<br />

bis in einem Monat<br />

wird die S<strong>ch</strong>weizer Goldminengesells<strong>ch</strong>aft<br />

vers<strong>ch</strong>wunden sein, und er wird seine Hoffnungen<br />

für teures Geld an andere abgetreten<br />

haben. Er selbst hat die Absi<strong>ch</strong>t, si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />

Spanien zu begeben.<br />

Der Mann im Gehrock betra<strong>ch</strong>tet sinnend das<br />

Stück goldhaltigen Erzes auf seinem S<strong>ch</strong>reibtis<strong>ch</strong>:<br />

Ader der Hoffnung, Ader des Teufels ...<br />

Am 1. März 1894 wird die neue Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

der Goldminen von Gondo ins Leben gerufen;<br />

sie erhält die Genehmigung für eine Oberflä<strong>ch</strong>e<br />

von 3600 Hektar, auf unbestimmte Zeit und<br />

übertragbar; die Belastung beläuft si<strong>ch</strong> auf eine<br />

Jahreszahlung von 300 S<strong>ch</strong>weizerfranken und<br />

auf eine Abgabe von 3% des Bruttowertes des<br />

Roherzes. Anstatt abzuwarten, ob si<strong>ch</strong> die Vorhersagen<br />

des ehemaligen Direktors als<br />

realistis<strong>ch</strong> erweisen, erbaut die neue Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

bald eine Fabrik von beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Ausmassen<br />

und verzehnfa<strong>ch</strong>t die Menge des<br />

Erzes, das monatli<strong>ch</strong> gefördert wird (bis zu 80<br />

Tonnen pro Tag).<br />

Die Zerkleinerungsmas<strong>ch</strong>inen und Amalgamierungsmühlen<br />

werden von einer hydroelektris<strong>ch</strong>en<br />

Anlage betrieben, wel<strong>ch</strong>e Staudämme,<br />

Kanäle und eine Zentrale mit zwei Dynamos<br />

enthält, deren Leistung dreihundert PS<br />

entspri<strong>ch</strong>t. Mehr als je zuvor herrs<strong>ch</strong>t das<br />

Goldfieber in Gondo, Hunderte von Arbeitern<br />

und Ingenieuren sind in der Mine tätig, und jeder<br />

wiegt si<strong>ch</strong> in der Illusion, dass man s<strong>ch</strong>on<br />

bald riesige Goldmengen fördern wird.<br />

In dem s<strong>ch</strong>önen, weissen Haus lassen die Direktoren<br />

von Lakaien in grosser Livree Kaviar<br />

und La<strong>ch</strong>s servieren, und am Sonntag stossen<br />

die Arbeiter immer wieder auf die Damenwelt<br />

an. Wenn die Fabrik allzu s<strong>ch</strong>nell arbeitet,<br />

übergibt man den Zerkleinerungsmas<strong>ch</strong>inen<br />

wahllos irgendwel<strong>ch</strong>es Gestein aus den<br />

Stollen. Do<strong>ch</strong> jede<br />

42


Tonne verarbeitetes Erz kommt die Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

auf 20 Franken zu stehen. Die Katastrophe<br />

steht unmittelbar bevor. Ein Jahr na<strong>ch</strong><br />

Einweihung der grossen Fabrik platzt die<br />

Bombe: Konkurs. Das goldene Lufts<strong>ch</strong>loss<br />

stürzt in si<strong>ch</strong> zusammen wie ein Kartenhaus.<br />

Plünderungen und Unwetter tun das Ihre, und<br />

der Verfall der Minen s<strong>ch</strong>reitet unaufhaltsam<br />

fort. Das Material wird 1916 von den<br />

Gläubigern an eine italienis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>melzwerkstatt<br />

verkauft. Was heute bleibt, sind Ruinen<br />

und Erinnerungen.<br />

Lassen wir abs<strong>ch</strong>liessend den Autor einer geologis<strong>ch</strong>­ökonomis<strong>ch</strong>en<br />

Studie, Marcel Gysin, zu<br />

Worte kommen:<br />

"Die Adern Gondos weisen allgemein einen zu<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Mineralgehalt auf, sowohl<br />

was, die Menge des Erzes als au<strong>ch</strong> was seinen<br />

Goldgehalt betrifft, als dass eine eigentli<strong>ch</strong><br />

industrielle Ausbeutung lohnend sein könnte.<br />

Einige Adern weisen streckenweise einen hohen<br />

Goldgehalt auf, wie zum Beispiel die 'Ader<br />

des Teufels' (50 Gramm), aber alles in allem<br />

lohnt si<strong>ch</strong> eine systematis<strong>ch</strong>e Ausbeutung<br />

ni<strong>ch</strong>t.<br />

Es ist hingegen ni<strong>ch</strong>t auszus<strong>ch</strong>liessen, dass<br />

ein kleiner Unternehmer mit geeigneten Mitteln<br />

auf die rei<strong>ch</strong>en Teile der Ader stos­<br />

Gondo: Blick auf die Einri<strong>ch</strong>tungen 1927. Sie<br />

wurden zusammen mit dem Boden 1924 von<br />

Mi<strong>ch</strong>ael Ts<strong>ch</strong>errig aus Zwis<strong>ch</strong>enbergen und Alfons<br />

Jordan aus Gondo gekauft. Die Weiden,<br />

die von den Goldsu<strong>ch</strong>ern in Anspru<strong>ch</strong> genommen<br />

wurden, haben zu ihrer natürli<strong>ch</strong>en Bestimmung<br />

zurückgefunden: heute grasen<br />

wieder Kühe auf ihnen.<br />

sen und dass er aus dem Verkauf des Erzes<br />

einen kleinen Gewinn ziehen könnte, wenn es<br />

vorher grob sortiert und einigermassen konzentriert<br />

wurde ...“<br />

1893 prägte man 25 Goldstücke aus dem Gold<br />

von Gondo, mit einem Wert von je 20 S<strong>ch</strong>weizerfranken;<br />

1895 19 Stücke und 1897 28<br />

Stücke. Man kann diese Goldstücke an einem<br />

kleinen Kreuz und an ihrer grünli<strong>ch</strong>en Färbung<br />

erkennen.<br />

43


Plan der Minen von Astano.<br />

Astano<br />

Im Malcantone (Kanton Tessin), zwis<strong>ch</strong>en den<br />

Dörfern Sessa und Astano, befindet si<strong>ch</strong> ein<br />

uns<strong>ch</strong>einbares, zweistöckiges Gebäude, wel<strong>ch</strong>es<br />

einzig dur<strong>ch</strong> das Firmens<strong>ch</strong>ild eines Malereiunternehmens<br />

auffallen könnte. No<strong>ch</strong> vor<br />

einigen Jahren standen hinter diesen Fenstern<br />

fein geordnet die Reagenzgläser des Laboratoriums<br />

der Goldminen von Astano.<br />

Mittlerweile haben in dieser Fabrik Farbtöpfe<br />

den Platz der Goldsäcke eingenommen;<br />

oberhalb des Gebäudes sind die Reste einer<br />

komplizierten Mas<strong>ch</strong>inerie zu sehen, sowie der<br />

Einstieg zu einem Tunnel, den Dornsträu<strong>ch</strong>er<br />

versperren.<br />

Der Hügel des Sceretto, in wel<strong>ch</strong>em si<strong>ch</strong> die<br />

Ader befindet, ist von tiefen Stollen dur<strong>ch</strong>zogen,<br />

die man jedo<strong>ch</strong> zugemauert hat.<br />

44


1785 interessierte si<strong>ch</strong> Giovanni Battista Trecini<br />

als erster für das Gold von Astano und beantragte<br />

im Grossen Rat eine S<strong>ch</strong>ürfgenehmigung,<br />

wel<strong>ch</strong>e ihm jedo<strong>ch</strong> aus unbekannten politis<strong>ch</strong>en<br />

Gründen verweigert wurde. 1806<br />

wurde au<strong>ch</strong> ein gewisser Francis d'Omar,<br />

"Spezialist in Mineralogie», abgewiesen; er versu<strong>ch</strong>te<br />

später sein Glück auf der italienis<strong>ch</strong>en<br />

Seite des Monte Rosa. 1855 unternahm dann<br />

der Graf Francesco dal Verme aus Mailand den<br />

Versu<strong>ch</strong> einer ersten Ausbeutung. Er beauftragte<br />

den Grafen V. Baglioni mit der<br />

Leitung des Unternehmens. (Viellei<strong>ch</strong>t handelt<br />

es si<strong>ch</strong> bei diesem um denselben Baglioni, der<br />

si<strong>ch</strong> zu jener Zeit für die Minen von Gondo interessierte.)<br />

Bald führte er das Unternehmen in eigener Sa<strong>ch</strong>e<br />

weiter; er erbaute eine S<strong>ch</strong>melzhütte, liess<br />

Stollen bohren und führte in der ganzen<br />

Gegend Untersu<strong>ch</strong>ungen dur<strong>ch</strong>. Er liess sogar<br />

no<strong>ch</strong> eine andere Mine in Miglieglia erri<strong>ch</strong>ten.<br />

Dessen ungea<strong>ch</strong>tet verliefen die Hoffnungen<br />

auf eine weitläufige industrielle Ausbeutung im<br />

Sand, und die Gemeinde von Sessa verlangte<br />

von Baglioni, er solle aufhören, das Erz an Ort<br />

und Stelle zu erhitzen, denn die dadur<strong>ch</strong> freigesetzten<br />

Arsenikdämpfe verhinderten das<br />

Reifen der Frü<strong>ch</strong>te ...<br />

Der Direktor s<strong>ch</strong>ien Überhaupt mit allen<br />

Wassern gewas<strong>ch</strong>en zu sein; man erinnerte<br />

si<strong>ch</strong> an viele andere Feuer, die er entfa<strong>ch</strong>t<br />

hatte, allerdings in den Herzen der s<strong>ch</strong>önen<br />

Damen des Malcantone, und als er 1880 die<br />

Mine an M. Lescanne­Perdoux aus Paris verkaufte,<br />

soll er das Erz aus den Stollen mit<br />

einigen Klumpen aus seiner Sammlung dekoriert<br />

haben.<br />

1874 kamen zwei Angestellte Baglionis,<br />

Giuseppe de Mar<strong>ch</strong>i aus Sessa und der<br />

Walliser Summermatter, bei einem Erdruts<strong>ch</strong><br />

ums Leben.<br />

Astano: Einstieg in einen alten Stollen (1950).<br />

45


Lescanne­Perdoux gab die Arbeiten sehr<br />

s<strong>ch</strong>nell auf, sie wurden erst 1937 von einer<br />

neuen Gesells<strong>ch</strong>aft wieder aufgenommen. Die<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft der Goldminen von Costano AG,<br />

gegründet vom Genfer Ingenieur Burford und<br />

finanziert von französis<strong>ch</strong>en Minenbesitzern in<br />

Australien, erweiterte die Minen beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>.<br />

Das Erz, wel<strong>ch</strong>es man an Ort und Stelle einer<br />

ersten Analyse und Verarbeitung unterzog,<br />

wurde na<strong>ch</strong> Belgien transportiert, wo man das<br />

Gold und das Arsenik isolierte. Der Krieg<br />

setzte dem Zufluss französis<strong>ch</strong>er Kapitalien jäh<br />

ein Ende, und die Ausbeutung, die eben erst<br />

ri<strong>ch</strong>tig in Gang gekommen war, wurde aufgegeben.<br />

In der Folge nahm man die Arbeiten<br />

alle zehn Jahre für einige Monate wieder auf,<br />

um die Genehmigung behalten zu können.<br />

1961 verfiel diese jedo<strong>ch</strong>, und die Mine wurde<br />

endgültig stillgelegt.<br />

Die Adern von Astano sind wie jene von Gondo<br />

an gewissen Stellen sehr rei<strong>ch</strong> (100 Gramm<br />

pro Tonne), jedo<strong>ch</strong> ist ihr Gehalt sehr unglei<strong>ch</strong>mässig<br />

verteilt, und oft ändern sie unvermittelt<br />

die Ri<strong>ch</strong>tung, was kostspielige Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />

erforderli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>t. Es s<strong>ch</strong>eint jedo<strong>ch</strong>, dass<br />

eine gut organisierte Ausbeutung hätte lohnend<br />

sein können, und die Einwohner des Tales wären<br />

damit einverstanden gewesen, denn es war<br />

ihnen nur lieb, in ihrem Tal arbeiten zu können,<br />

statt auswandern zu müssen. In der Tat bot die<br />

Mine etwa 20 Männern ein festes Einkommen.<br />

In Sessa trafen wir Herrn Luigi Feregutti, einen<br />

Mitarbeiter des für die <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Analysen<br />

verantwortli<strong>ch</strong>en Ingenieurs. Er ist S<strong>ch</strong>uhma<strong>ch</strong>er<br />

von Beruf, Musiker, Uhrma<strong>ch</strong>er, Chemiker<br />

dur<strong>ch</strong> Selbststudium, Erzähler von südländis<strong>ch</strong>em<br />

Temperament und wird gesprä<strong>ch</strong>ig,<br />

wenn man ihn na<strong>ch</strong> diesem Abs<strong>ch</strong>nitt seines<br />

Lebens befragt. In<br />

Wohnstatt der Arbeiter und Einstieg in den<br />

Stollen "Goldene Sonne».<br />

seinen Erzählungen wird die Arbeit im Bergwerk<br />

zu einer geheimnisvollen Al<strong>ch</strong>imie, wo<br />

ausgeklügelte Mis<strong>ch</strong>ungen von Säuren es<br />

vermögen, einen Gegenstand zu zersetzen,<br />

ohne dass man Feuer benötigte, und wo der<br />

Eingeweihte dur<strong>ch</strong> Erhitzung das Gold in einer<br />

Wolke von Arsenikdämpfen ers<strong>ch</strong>einen lässt.<br />

Der begeisterte Zauberlehrling meint mit einem<br />

S<strong>ch</strong>munzeln, dass er, hätte man in der Mine<br />

Uran entdeckt, wohl die S<strong>ch</strong>weizer Atombombe<br />

gebaut hätte.<br />

Mögli<strong>ch</strong>erweise führt die Lisora, ein Fluss, der<br />

einige S<strong>ch</strong>ritte neben den alten Minen vorbei<br />

fliesst und wo man das wertlose Erz versenkte,<br />

Goldkörn<strong>ch</strong>en mit si<strong>ch</strong>.<br />

Goldene Sonne<br />

In der Gemeinde Felsberg (Kanton<br />

Graubünden), in 1312 Metern Höhe, am Südhang<br />

des Calanda, liegt die ehemalige Mine<br />

"Goldene Sonne".<br />

Diese Gegend ist sehr rei<strong>ch</strong> an Bodens<strong>ch</strong>ätzen:<br />

Eisen, Kupfer, Silber und Gold.<br />

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts befanden<br />

si<strong>ch</strong> am Fusse des Calanda ni<strong>ch</strong>t weniger als<br />

se<strong>ch</strong>s Minen, und sehr alte S<strong>ch</strong>ürfspuren legen<br />

die Vermutung nahe, dass diese Vorkommen<br />

seit der Steinzeit bekannt sind. 1803 entdeckte<br />

ein gewisser S<strong>ch</strong>neller die<br />

46


goldhaltigen Adern des Calanda, als er damit<br />

bes<strong>ch</strong>äftigt war, dur<strong>ch</strong> Sprengungen Granit<br />

zum Eindämmen des Rheins auszuheben.<br />

Er teilte seinen Fund dem Apotheker Cappeler<br />

aus Chur mit, der ihn ihm für eine stattli<strong>ch</strong>e<br />

Summe abkaufte.<br />

Am 20. September 1809 wird die S<strong>ch</strong>ürfgenehmigung<br />

erteilt, und Cappeler beginnt, zusammen<br />

mit dem St.­Galler H. S<strong>ch</strong>opfer, die<br />

Untersu<strong>ch</strong>ungen. Im Jahre 1813 können mit<br />

dem Gold, das man aus der Mine gewonnen<br />

hat, 72 Graubündner Dukaten im Wert von je<br />

16 alten S<strong>ch</strong>weizerfranken geprägt werden. Im<br />

Besitz der Familie Cap­<br />

Plan der Mine „Goldene Sonne*.<br />

47


peler befinden si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> heute S<strong>ch</strong>muckstücke<br />

aus Gold, die man in jener Zeit verfertigt hat.<br />

Man fand sogar einen Klumpen von 120<br />

Gramm Gewi<strong>ch</strong>t!<br />

1818 s<strong>ch</strong>eint es, dass man die Ader aus den<br />

Augen verloren hat. Man erzählt si<strong>ch</strong>, dass<br />

eine Wahrsagerin versu<strong>ch</strong>te, sie wiederzufinden,<br />

und au<strong>ch</strong> die Frau des Bergmanns Hitz<br />

soll ihre übernatürli<strong>ch</strong>en Kräfte zu diesem<br />

Zwecke eingesetzt haben, ans<strong>ch</strong>einend jedo<strong>ch</strong><br />

ohne Erfolg, denn wenig später gab man die<br />

Arbeiten auf, sie lohnten si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t.<br />

Von 1856 bis 1861 beutete man die Mine<br />

"Goldene Sonne“ erneut aus. Das einzige, was<br />

wir von diesen Versu<strong>ch</strong>en wissen, ist, dass sie<br />

ni<strong>ch</strong>ts einbra<strong>ch</strong>ten.<br />

Etwa ein Jahrhundert später interessieren si<strong>ch</strong><br />

zwei Lausanner, A. Guignard und Ch. Kappeler,<br />

für das Gold von Calanda. 1951 untersu<strong>ch</strong>en<br />

sie mit einigen Arbeitern die Stollen und<br />

unternehmen mehrere Ausgrabungen. Do<strong>ch</strong><br />

geben sie, offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> enttäus<strong>ch</strong>t, ihr Unternehmen<br />

sehr s<strong>ch</strong>nell auf. 1954 wähnt ein<br />

anderer Lausanner, Amédée Bossy, die Höhle<br />

des All Baba gefunden zu haben. Er gründet<br />

die Gesells<strong>ch</strong>aft Erze und Mineralien AG in<br />

Felsberg. Vier Jahre später verlässt er die<br />

"Goldene Sonne“ trotz der Resultate, wel<strong>ch</strong>e<br />

die Analysen ergeben haben: eine Tonne Erz<br />

enthält vier bis zehn Gramm Gold, zu wenig<br />

also, als dass die Ausgaben gedeckt werden<br />

könnten, die für die Einri<strong>ch</strong>tung einer Mine getätigt<br />

werden müssen. 1975 verfällt seine<br />

Genehmigung; es ist unseres Wissens die letzte,<br />

die in unserem Land für Goldausbeutungen<br />

erteilt wurde.<br />

In den se<strong>ch</strong>ziger Jahren wird die Gegend um<br />

die Mine von zahlrei<strong>ch</strong>en Kristallsu<strong>ch</strong>ern<br />

dur<strong>ch</strong>kämmt, bis zum allgemeinen Verbot der<br />

Mineraliensu<strong>ch</strong>e in der Gemeinde von Felsberg.<br />

Altes Messwerkzeug zur Bestimmung der Neigung<br />

von Adern: von 0° bis 15° sind die Adern<br />

«eben», von 15° bis 45° "lei<strong>ch</strong>t geneigt», von<br />

45° bis 75° «geneigt», von 75° bis 90° «senkre<strong>ch</strong>t».<br />

Die Windungen der S<strong>ch</strong>weizer<br />

Goldadern haben au<strong>ch</strong> jene zur Verzweiflung<br />

gebra<strong>ch</strong>t, wel<strong>ch</strong>e diesen Apparat am gekonntesten<br />

einzusetzen wussten.<br />

Walliser Minenarbeiter um 1900. In 2600 Metern<br />

Höhe, im Tal von Tourtemagne, arbeiteten<br />

und lebten diese Männer Sommer wie Winter<br />

in einer Kobaltmine. Zur glei<strong>ch</strong>en Zeit grub<br />

eine ähnli<strong>ch</strong>e Manns<strong>ch</strong>aft in Salanfe unter fast<br />

glei<strong>ch</strong>en Bedingungen na<strong>ch</strong> Gold und Arsenik.<br />

48


Einstieg zum Stollen "Robert“ der Goldmine<br />

von Salanfe.<br />

Werkzeug von Minenarbeitern: Hacken und<br />

S<strong>ch</strong>neides<strong>ch</strong>aufeln.<br />

Salanfe (Kanton Wallis)<br />

Diese Goldminen liegen am Fusse des Luisin,<br />

im Osten von Vernayaz, in der Umgebung des<br />

Sees von Salanfe in 2200 Metern Höhe.<br />

Das Erz setzt si<strong>ch</strong> wie jenes von Astano, aus<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Bestandteilen zusammen; es<br />

enthält im Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt 29% Eisen, 48%<br />

Arsenik 4% S<strong>ch</strong>wefel, 17,4% Kieselerde und<br />

1,6% Gold, was einem Goldanteil von 40<br />

Gramm pro Tonne reines Erz entspri<strong>ch</strong>t. S<strong>ch</strong>on<br />

im letzten Jahrhundert wurden einige S<strong>ch</strong>ürfungen<br />

unternommen, aber<br />

50


erst 1904 beginnt die "Gesells<strong>ch</strong>aft für S<strong>ch</strong>ürfungen<br />

am Luisin“ mit der systematis<strong>ch</strong>en Ausbeutung.<br />

Die Arbeitsstelle "Robert“ ist die bedeutendste;<br />

hier höhlte man 600 Meter Stollen aus; Oberflä<strong>ch</strong>enarbeiten<br />

wurden über den Adern "Confrérie<br />

Henri" und "Marguerite“ unternommen.<br />

Das Roherz wurde bei s<strong>ch</strong>önem Wetter vor der<br />

Mine sortiert und dann in eine kleine Bearbeitungswerkstatt<br />

transportiert, die mit der<br />

Mine dur<strong>ch</strong> eine Bahn verbunden war.<br />

Das grob gereinigte Erz wurde ans<strong>ch</strong>liessend<br />

mit Maultieren zu Tal gebra<strong>ch</strong>t und von da aus<br />

mit der Bahn na<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>land transportiert,<br />

wo man Gold und Arsenik trennte; letzteres<br />

fand zur Herstellung von Insektiziden<br />

Verwendung.<br />

Während vier Jahren lief das Unternehmen<br />

ausgezei<strong>ch</strong>net, do<strong>ch</strong> die Erhöhung der Arbeitsund<br />

Transportkosten sowie die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass<br />

man wegen der hohen Lage nur im Sommer<br />

arbeiten konnte, führten s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> zur Stilllegung<br />

der Mine.<br />

1918 übernimmt der Ingenieur H. Giacometti in<br />

Zusammenarbeit mit der "Société belge<br />

générale métallurgique“ die Ges<strong>ch</strong>äfte und<br />

modernisiert die Installationen. Do<strong>ch</strong> als 1929<br />

der Preis des Arseniks stark fällt, wird die Ausbeutung<br />

aufs neue aufgegeben.<br />

1936 bringt ein neues Projekt für ein paar Monate<br />

Leben auf das Plateau von Salanfe; do<strong>ch</strong><br />

wenig später wird die Mine endgültig stillgelegt.<br />

Einige Geologen sind der Meinung, dass<br />

dieses Kapitel no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ein für allemal abges<strong>ch</strong>lossen<br />

ist, denn es ist mögli<strong>ch</strong>, dass es<br />

no<strong>ch</strong> andere Vorkommen in dieser Gegend<br />

gibt; ausserdem gestatten die modernen<br />

Te<strong>ch</strong>niken eine vollständigere und viel ökonomis<strong>ch</strong>ere<br />

Förderung des Erzes als früher.<br />

Öllampe eines Minenarbeiters, die an einem<br />

Felsvorsprung befestigt werden kann. Oft<br />

diente sie zuglei<strong>ch</strong> als Zeitmesser; sie enthielt<br />

genau jene Menge Brennstoff, Wel<strong>ch</strong>e eine<br />

Flamme während der Anzahl Stunden nährte,<br />

die der Minenarbeiter im Berg verbringen<br />

musste.<br />

51


Detail der Holzverkleidung am Einstiegss<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>t<br />

einer Mine.<br />

Etwa 20 Minenarbeiter wurden hier an Ort und<br />

Stelle bes<strong>ch</strong>äftigt; no<strong>ch</strong> können wir ihre alten<br />

Baracken sehen und uns eine Vorstellung davon<br />

ma<strong>ch</strong>en, wie hart und eintönig ihr Leben in<br />

der einsamen Bergwelt gewesen sein muss;<br />

au<strong>ch</strong> muss der giftige Arsenikstaub im Innern<br />

des Bergwerks an ihrer Gesundheit gezehrt<br />

haben.<br />

Die vier Minen, von denen hier die Rede war,<br />

sind die bedeutendsten. Wir werden später<br />

no<strong>ch</strong> einige andere erwähnen. Do<strong>ch</strong> alle<br />

wurden sie früher oder später wegen des unregelmässigen<br />

Goldgehaltes der Adern stillgelegt.<br />

Und do<strong>ch</strong> wäre es oft nur um einige Gramm<br />

Gold mehr pro Tonne und um einige Rationalisierungsmassnahmen<br />

gegangen, und die<br />

Ausbeutung hätte si<strong>ch</strong> gelohnt. Die festen Kosten<br />

von Unternehmungen dieser Art sind ho<strong>ch</strong>,<br />

aber ein kleines Mehr an Gehalt kann ausrei<strong>ch</strong>en,<br />

um das Defizit in einen Gewinn zu<br />

verwandeln.<br />

Das spektakuläre Empors<strong>ch</strong>nellen der Goldpreise,<br />

das in letzter Zeit zu beoba<strong>ch</strong>ten war<br />

und na<strong>ch</strong> Ansi<strong>ch</strong>t der Fa<strong>ch</strong>leute no<strong>ch</strong> andauern<br />

soll, könnte die Goldförderung in unserem<br />

Lande wieder zu neuem Leben erwecken.<br />

52


Die Theorien unserer Vorfahren<br />

Über die Entstehung der Metallvorkommen gibt<br />

es unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Auffassungen. Allgemein<br />

einig sind si<strong>ch</strong> die Geologen heute darüber,<br />

dass die Goldadern vor Jahrmillionen entstanden<br />

sind, als dramatis<strong>ch</strong>e erdges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />

Veränderungen zur Entstehung zahlrei<strong>ch</strong>er<br />

mä<strong>ch</strong>tiger Berge führten.<br />

In früheren Zeiten kursierten die wildesten<br />

Theorien über diese Frage. Völlig phantastis<strong>ch</strong>e<br />

Erklärungen wurden au<strong>ch</strong> von namhaften<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftlern mit grossem Ernst vertreten<br />

und von den Bergleuten übernommen.<br />

1505 wurde in Augsburg das "Bergbü<strong>ch</strong>lein"<br />

eines Calbus Fribergieus gedruckt. Ihm entnehmen<br />

wir die damals verbreitete Auffassung<br />

von der Entstehung des Metalls. Es handelt si<strong>ch</strong><br />

um das älteste in deuts<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e gedruckte<br />

Werk zu diesem Thema;<br />

sein Zweck bestand darin, den Bergleuten bei<br />

der Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Goldadern behilfli<strong>ch</strong> zu sein.<br />

Der Inhalt lässt si<strong>ch</strong> wie folgt zusammenfassen:<br />

Die Entstehung eines Metalls setzt die Existenz<br />

eines s<strong>ch</strong>öpferis<strong>ch</strong>en Elements sowie einer beeinflussbaren<br />

Masse voraus. Beim ersteren<br />

handelt es si<strong>ch</strong> um das Firmament mit seinen<br />

Bewegungen, in erster Linie diejenigen der<br />

Sonne und der sieben Planeten. Die der Erde<br />

entspringenden Elemente, wie Nebel, Feu<strong>ch</strong>tigkeit,<br />

S<strong>ch</strong>wefel und Quecksilber, vers<strong>ch</strong>melzen<br />

nun unter dem Einfluss der Planeten zu einem<br />

Mineral. Dabei kommt dem S<strong>ch</strong>wefel die<br />

Funktion des männli<strong>ch</strong>en Samens, also des<br />

Vaters, und dem Quecksilber diejenige des<br />

weibli<strong>ch</strong>en Eies, also der Mutter zu.<br />

Die Entstehung jedes Metalls entspri<strong>ch</strong>t der<br />

Einflusssphäre eines bestimmten Planeten. Das<br />

Gold kommt von der Sonne, das Silber<br />

53


vom Mond das Zinn vom Jupiter das Kupfer von<br />

der Venus, das Eisen vom Mars, das Blei vom<br />

Saturn und das Quecksilber vom Merkur.<br />

Der Einfluss der Planeten allein genügt aber<br />

ni<strong>ch</strong>t: Eine weitere Bedingung ist das Vorhandensein<br />

eines fru<strong>ch</strong>tbaren S<strong>ch</strong>osses, wel<strong>ch</strong>er<br />

der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Gebärmutter entspri<strong>ch</strong>t.<br />

Bei diesem S<strong>ch</strong>oss handelt es si<strong>ch</strong> um die<br />

Adern, wel<strong>ch</strong>e das Eindringen der befru<strong>ch</strong>tenden<br />

Kraft ermögli<strong>ch</strong>en. Ihre Lage und Tiefe<br />

üben einen ents<strong>ch</strong>eidenden Einfluss auf die Art<br />

des entstehenden Metalls aus.<br />

Calbus Fribergieus geht ausführli<strong>ch</strong> auf die Natur<br />

des Felsengesteins und auf die Lage der<br />

Adern ein, die das Entstehen bestimmter Metalle<br />

begünstigen.<br />

Über das Gold s<strong>ch</strong>reibt er:<br />

"Na<strong>ch</strong> Ansi<strong>ch</strong>t der Weisen entsteht das Gold<br />

aus einer Verbindung von sehr hellem S<strong>ch</strong>wefel<br />

und sehr zähem Quecksilber. Diese beiden<br />

Stoffe saugen si<strong>ch</strong> gegenseitig auf; dur<strong>ch</strong> den<br />

Einfluss der Sonne und dur<strong>ch</strong> die günstige Lage<br />

der Ader erhält die so entstandene Verbindung<br />

ihre Farbe. Es bildet si<strong>ch</strong> ein Metallkörper, den<br />

au<strong>ch</strong> das heisseste Feuer ni<strong>ch</strong>t zerstören kann<br />

...<br />

Das aus dem Sand der Flüsse stammende Gold<br />

ist am reinsten und am feinsten, da es dur<strong>ch</strong><br />

das ständige Fliessen des Wassers von unreinen<br />

Bestandteilen gesäubert wird.<br />

Das Gold, wel<strong>ch</strong>es in Pyritlagerungen entsteht,<br />

ist mit zahlrei<strong>ch</strong>en minderwertigen Stoffen<br />

vermengt. Do<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> langer Zeit werden diese<br />

dur<strong>ch</strong> die Einwirkung der<br />

Darstellung eines Al<strong>ch</strong>imisten. Bis zum Aufs<strong>ch</strong>wung<br />

der exakten Wissens<strong>ch</strong>aften waren<br />

diese sagenumwobenen Gelehrten die besten<br />

Kenner der Geheimnisse des Goldes; sie besassen<br />

ein erstaunli<strong>ch</strong>es Wissen, ni<strong>ch</strong>t zuletzt<br />

dank ihrer Vertrautheit mit den alten<br />

orientalis<strong>ch</strong>en Lehren.<br />

Primitives System des Einstiegs in eine Mine.<br />

Sonne und des Himmels ausges<strong>ch</strong>ieden, bis<br />

das Gold s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> in reinstem Glanz<br />

erstrahlt. Wenn der Abhang des Berges südwärts<br />

verläuft, sind die Voraussetzungen für<br />

diesen Vorgang besonders günstig ...“<br />

Na<strong>ch</strong> dem Verfasser des Bergbü<strong>ch</strong>leins basieren<br />

alle Metalle auf denselben Elementen,<br />

nämli<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>wefel und Quecksilber. Jahr für<br />

Jahr produziert die Erde dank dem Einfluss der<br />

Gestirne na<strong>ch</strong> verzwickten <strong>ch</strong>emikalis<strong>ch</strong>en<br />

Gesetzen neue Metallteil<strong>ch</strong>en.<br />

Zur damaligen Zeit kam es ni<strong>ch</strong>t selten vor,<br />

dass die Bergleute, wenn eine Ader ers<strong>ch</strong>öpft<br />

war, deren Lage zu Handen ihrer Na<strong>ch</strong>kommen<br />

auf einem Plan festhielten, damit diese später<br />

den neu entstandenen Rei<strong>ch</strong>tum ausbeuten<br />

konnten. Man liess die Mine also bra<strong>ch</strong> liegen,<br />

um die Goldkörner si<strong>ch</strong> erneuern zu lassen!<br />

Sol<strong>ch</strong> merkwürdige Vorstellungen beruh­<br />

55


ten auf einer Verbindung von praktis<strong>ch</strong>en Erfahrungen<br />

im Bergbau und altertümli<strong>ch</strong>en<br />

al<strong>ch</strong>imistis<strong>ch</strong>en Lehren.<br />

Dass die Art der Metalle je na<strong>ch</strong> Verlauf der<br />

Adern s<strong>ch</strong>wankt, ist eine Tatsa<strong>ch</strong>e, die si<strong>ch</strong> bei<br />

der Förderung von Bodens<strong>ch</strong>ätzen in Sa<strong>ch</strong>sen<br />

und anderswo klar erwiesen hatte. Sie s<strong>ch</strong>ien<br />

natürli<strong>ch</strong> die These vom Einfluss der Gestirne<br />

auf die Entstehung der Metalle zu bekräftigen.<br />

Überdies liess die Bildung der Stalaktiten und<br />

man<strong>ch</strong>er Gesteinsarten wie des Travertins<br />

vermuten, dass si<strong>ch</strong> die Metalle ständig regenerieren.<br />

S<strong>ch</strong>on die Babylonier waren überzeugt davon,<br />

dass die Konstellation der Gestirne einen<br />

Einfluss auf die irdis<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>ehnisse ausübe.<br />

Die Theorie, die sieben im Altertum bekannten<br />

Metalle entstünden unter dem Einfluss<br />

der sieben Planeten, ist letztli<strong>ch</strong> babylonis<strong>ch</strong>en<br />

Ursprungs.<br />

Diese Lehre von den Metallen, die von der<br />

Astrologie ni<strong>ch</strong>t zu trennen ist, hat den Anstoss<br />

zum Aufkommen der Al<strong>ch</strong>imie gegeben. Diese<br />

beruht auf der Annahme, dass die Arbeit der<br />

Natur im Laboratorium wiederholt werden<br />

könne. Die Al<strong>ch</strong>imisten, die vieles über die Metalle<br />

wussten, gaben ihre Kenntnisse den Bergleuten<br />

weiter, die sie ihren persönli<strong>ch</strong>en Ansi<strong>ch</strong>ten<br />

und Bedürfnissen anpassten. So s<strong>ch</strong>rieb<br />

man die natürli<strong>ch</strong>e Verbindung, die gewisse Metalle<br />

eingehen, der "Transmutation“ zu, worunter<br />

man die stufenweise Reinigung dieser Metalle<br />

verstand.<br />

Obglei<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e Theorien wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> völlig<br />

unhaltbar sind, überlebten sie bis ins 17.<br />

Jahrhundert oder sogar no<strong>ch</strong> länger.<br />

Für die Mens<strong>ch</strong>en früherer Zeiten gab es gewisse<br />

Anzei<strong>ch</strong>en, die auf Goldvorkommen<br />

s<strong>ch</strong>liessen liessen. So glaubten die Römer, die<br />

Vegetation eines Ortes und vor allem die<br />

S<strong>ch</strong>nelligkeit, mit der dort der S<strong>ch</strong>nee s<strong>ch</strong>molz,<br />

seien wi<strong>ch</strong>tige Hinweise.<br />

Ein Hang, dessen Neigung zu den Sternen die<br />

Entstehung von Gold begünstigt.<br />

56


Wüns<strong>ch</strong>elrute und Pendel<br />

Auf alten Sti<strong>ch</strong>en sehen wir Bergleute, die si<strong>ch</strong><br />

bei der Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Metallen der Wüns<strong>ch</strong>elrute<br />

anvertrauen. In der Tat war diese Methode im<br />

15. und 16. Jahrhundert sehr verbreitet. Von<br />

Agricola stammt folgende, lei<strong>ch</strong>t skeptis<strong>ch</strong> tönende<br />

Bes<strong>ch</strong>reibung:<br />

"Man<strong>ch</strong>e von denen, die an die magis<strong>ch</strong>e Kraft<br />

der Wüns<strong>ch</strong>elrute glauben, s<strong>ch</strong>neiden si<strong>ch</strong><br />

einen gegabelten Ast von einem Haselnussstrau<strong>ch</strong><br />

ab, da si<strong>ch</strong> dieser ihrer Meinung na<strong>ch</strong><br />

besonders gut zur Entdeckung einer Metallader<br />

eignet, vor allem, wenn die Erde unter ihm<br />

selbst eine sol<strong>ch</strong>e Ader birgt. Andere<br />

verwenden für die Entdeckung vers<strong>ch</strong>iedener<br />

Metalle au<strong>ch</strong> Ruten aus vers<strong>ch</strong>iedenem Holz:<br />

Für Silber das Holz eines Haselnussstrau<strong>ch</strong>es,<br />

für Kupfer Es<strong>ch</strong>enholz, für Blei Tannenholz<br />

(wenn mögli<strong>ch</strong> von einer Weisstanne); für Gold<br />

wählen sie eine Rute aus Eisen oder Stahl ...<br />

Sie behaupten, die Rute zittere und krümme<br />

si<strong>ch</strong>, sobald der Su<strong>ch</strong>ende den Fuss auf eine<br />

Ader gesetzt habe. Die Kraft der Ader sei es, so<br />

lautet ihre Theorie, wel<strong>ch</strong>e diese Bewegung der<br />

Rute hervorrufe, und sie sei so mä<strong>ch</strong>tig, dass<br />

sie sogar die Äste der in der Nähe wa<strong>ch</strong>senden<br />

Bäume verbiege ...“<br />

Viele Fors<strong>ch</strong>er spre<strong>ch</strong>en aber der Radiästhesie<br />

jeden Anspru<strong>ch</strong> auf Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit ab.<br />

Tatsa<strong>ch</strong>e ist indessen, dass Pendel und Wüns<strong>ch</strong>elrute<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz wie anderswo man<strong>ch</strong>em<br />

Goldsu<strong>ch</strong>er zu einem rei<strong>ch</strong>en Fund<br />

verholfen haben. Gewiss, in vielen Fällen<br />

wurden sie von skrupellosen Betrügern dazu<br />

missbrau<strong>ch</strong>t, gutgläubige Mens<strong>ch</strong>en übers Ohr<br />

zu hauen, aber dass si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> erfahrene Bergleute<br />

ihrer mit Erfolg bedienten, könnte darauf<br />

hinweisen, dass si<strong>ch</strong> die Wissens<strong>ch</strong>aft in dieser<br />

Frage irrt.<br />

Wüns<strong>ch</strong>elrutengänger.<br />

57


Die folgenden Tatsa<strong>ch</strong>en müssten eigentli<strong>ch</strong><br />

selbst den eingefleis<strong>ch</strong>testen Skeptiker na<strong>ch</strong>denkli<strong>ch</strong><br />

stimmen.<br />

„Das Gold spri<strong>ch</strong>t mit denen, die seine Stimme<br />

dank einer Art drahtloser Telegraphie zu deuten<br />

wissen. Das Innere der Erde teilt uns seine Geheimnisse<br />

mit.“<br />

Dieser Ausspru<strong>ch</strong> stammt vom Abt Mermet, der<br />

dur<strong>ch</strong> seine Beherrs<strong>ch</strong>ung des Pendels berühmt<br />

geworden ist. Mermet wohnte in St­Prex<br />

(Kanton Waadt). Er erläuterte seine Thesen, die<br />

dur<strong>ch</strong> glaubwürdige Zeugenaussagen untermauert<br />

wurden, in einem Bu<strong>ch</strong>, das seinerzeit<br />

beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>es Aufsehen erregte. Viele<br />

Experimente hatten ihn zu der Erkenntnis gebra<strong>ch</strong>t,<br />

dass<br />

a) alle Körper ohne Ausnahme Wellen oder<br />

Strahlen aussenden;<br />

b) der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Körper, der in den<br />

Einflussberei<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>er Wellen oder Strahlen<br />

gerät, darauf nervös reagiert und dass diese<br />

Nervosität wie eine Art Strom dur<strong>ch</strong> die Hand<br />

läuft;<br />

c) der unsi<strong>ch</strong>tbare Strom si<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong><br />

manifestiert, dass er einen passenden<br />

Gegenstand, den man in der Hand hält, etwa<br />

ein Pendel oder eine Rute, in eine bestimmte<br />

Ri<strong>ch</strong>tung bewegt.<br />

Na<strong>ch</strong> Ansi<strong>ch</strong>t des Abtes besitzt jeder<br />

Gegenstand oder Stoff eine besondere Ausstrahlung.<br />

Au<strong>ch</strong> seine Grösse und Lage geht<br />

aus Strahlen oder Wellen hervor. Wer weiss,<br />

wie ein Pendel auf jede mögli<strong>ch</strong>e Bestrahlung<br />

reagiert, kann die Lage des gesu<strong>ch</strong>ten<br />

Gegenstandes mit erstaunli<strong>ch</strong>er Genauigkeit<br />

bestimmen.<br />

Mermet entdeckte mit seinem Pendel Quellen,<br />

Metalle, verborgene Körper und selbst Krankheiten.<br />

Sogar über einer Landkarte des zu erfors<strong>ch</strong>enden<br />

Gebiets zeigte das Pendel häufig die<br />

genaue Lage vers<strong>ch</strong>iedener Substanzen an.<br />

Ans<strong>ch</strong>einend wirken die radiästhetis<strong>ch</strong>en Strahlen<br />

selbst auf grosse Distanz und vermitteln der<br />

das Pendel haltenden Person eine direkte<br />

Vibration, die von der Entfernung unabhängig<br />

ist. Die Parallele zur Gedankenübertragung ist<br />

offenkundig.<br />

Hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> des Goldes lässt si<strong>ch</strong> Mermets<br />

These wie folgt zusammenfassen:<br />

Ebenso wie ein Wasserlauf ist eine Goldader<br />

von magnetis<strong>ch</strong>en Linien umgeben, die man<br />

dur<strong>ch</strong>queren muss, um die Ader zu errei<strong>ch</strong>en.<br />

Während die Anzahl dieser Linien im Fall des<br />

Wassers sieben beträgt, sind es beim Gold elf,<br />

von denen die se<strong>ch</strong>ste und die elfte am<br />

stärksten spürbar sind. Das Gold ruft beim<br />

Pendel spiralenförmige Bewegungen im Uhrzeigersinn<br />

hervor, und zwar zunä<strong>ch</strong>st drei, dann<br />

no<strong>ch</strong>mals drei, dann abermals drei und<br />

s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> zwei.<br />

Aber das Gold ist unbere<strong>ch</strong>enbar: Unter dem<br />

Einfluss der Sonne oder eines Gewitters vers<strong>ch</strong>iebt<br />

si<strong>ch</strong> sein Magnetfeld bisweilen. Man<br />

trägt mit Vorteil einen goldenen Gegenstand auf<br />

si<strong>ch</strong>, um die Lage des Magnetfelds zu überprüfen.<br />

Dass Mermets Theorien Hand und Fuss haben,<br />

ist dur<strong>ch</strong> Experimente belegt worden.<br />

"in Sédeilles (Waadt) su<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> Wasser für die<br />

Gemeinde, fand aber keines. I<strong>ch</strong> sagte zum Gemeindevorsteher,<br />

der mi<strong>ch</strong> begleitete: 'Herr<br />

Bürgermeister, in dieser Gegend würde man<br />

eher Gold als Wasser finden.'<br />

In diesem Augenblick bemerkte i<strong>ch</strong> zwei Mäher,<br />

von denen mir der eine Gold auf si<strong>ch</strong> zu tragen<br />

s<strong>ch</strong>ien.<br />

Wir gingen auf sie zu, und i<strong>ch</strong> sagte dem Betreffenden,<br />

er habe Gold bei si<strong>ch</strong>. Er versi<strong>ch</strong>erte<br />

mir, dies sei keineswegs der Fall, und als i<strong>ch</strong> bei<br />

meiner Behauptung blieb, wurde er beinahe<br />

wütend, denn er glaubte, i<strong>ch</strong> wolle ihn zum Narren<br />

halten. 'Nun<br />

59


gut', sagte er s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong>, 'wenn Sie wissen, wo<br />

das Gold steckt, dann nehmen Sie es do<strong>ch</strong>.' I<strong>ch</strong><br />

griff sofort na<strong>ch</strong> seinem Gürtel. ,Ist das etwa<br />

kein Gold?' fragte i<strong>ch</strong> ihn. Nun erinnerte er si<strong>ch</strong><br />

plötzli<strong>ch</strong>, dass ihm seine Mutter im August 1914,<br />

als er den Mars<strong>ch</strong>befehl erhielt, ein Goldstück<br />

als Reserve in den Gürtel eingenäht hatte. Da<br />

er aber nie in eine finanzielle Notlage geraten<br />

war, hatte er es völlig vergessen.“<br />

In einem Brief vom 8. Oktober 1921 s<strong>ch</strong>rieb de<br />

Perrot:<br />

„1918 untersu<strong>ch</strong>te der Abt Mermet auf dem Plateau<br />

von Plex (Wallis) den Boden, unter dem<br />

si<strong>ch</strong> die Mine befand, wobei er seine Aufmerksamkeit<br />

besonders einer Spur s<strong>ch</strong>enkte, die auf<br />

eine Ader mit Verästelungen hinzuweisen<br />

s<strong>ch</strong>ien. Seine Beoba<strong>ch</strong>tungen wurden sorgfältig<br />

festgehalten und später von einem diplomierten<br />

Feldmesser bestätigt, no<strong>ch</strong> bevor die Grabarbeiten<br />

begonnen hatten. Wir fanden die Kohle<br />

genau an jener Stelle, die Herr Mermet bezei<strong>ch</strong>net<br />

hatte. Seither hat er uns wiederholt wertvolle<br />

Dienste erwiesen, wenn wir ni<strong>ch</strong>t mehr<br />

wussten, wo wir weitergraben sollten. Sein Rat<br />

führte stets zum Erfolg.<br />

Wir hoffen, dass die Wissens<strong>ch</strong>aftler die ausserordentli<strong>ch</strong><br />

grosse Bedeutung der von Herrn<br />

Mermet gema<strong>ch</strong>ten Entdeckungen voll anerkennen<br />

und würdigen werden.“<br />

Quers<strong>ch</strong>nitt dur<strong>ch</strong> eine Mine des 16. Jahrhunderts.<br />

Oben versu<strong>ch</strong>t ein Minenarbeiter, mit<br />

einer Wüns<strong>ch</strong>elrute neue Adern zu entdecken.<br />

Es s<strong>ch</strong>eint also, dass die Bergleute früherer<br />

Zeiten re<strong>ch</strong>t hatten: Unsere Hand kann si<strong>ch</strong> mit<br />

der Materie in Verbindung setzen.<br />

Viellei<strong>ch</strong>t wird es s<strong>ch</strong>on morgen so weit sein:<br />

Die Geologen legen mit Hilfe des Pendels<br />

Karten des Erdinneren an, dank einigen Pendels<strong>ch</strong>wingungen<br />

wird Gold entdeckt, und die Polizei<br />

spürt die vers<strong>ch</strong>wundene Mordwaffe mit der<br />

Wüns<strong>ch</strong>elrute auf ...<br />

60


Ein heute no<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>e<br />

Abenteuer<br />

Wer hätte no<strong>ch</strong> nie davon geträumt, eine mär<strong>ch</strong>enhafte<br />

Goldader, einen Goldklumpen oder<br />

do<strong>ch</strong> wenigstens ein Goldkörn<strong>ch</strong>en zu finden?<br />

Nun, um diesen Wuns<strong>ch</strong> zu verwirkli<strong>ch</strong>en, muss<br />

man keineswegs na<strong>ch</strong> Kalifornien fahren, wo<br />

man für einen Dollar eine Viertelstunde lang<br />

goldhaltigen Sand sieben darf.<br />

Genau so wie ein leidens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Fis<strong>ch</strong>er am<br />

Wo<strong>ch</strong>enende mit Angelrute und Köder zum Forellenfang<br />

auszieht, kann si<strong>ch</strong> ein jeder am<br />

Sonntag das Vergnügen erlauben, allein oder<br />

mit seiner Familie auf Goldsu<strong>ch</strong>e zu gehen.<br />

Unsere Berge enthalten Goldvorkommen; in der<br />

Nähe einer stillgelegten Mine kommt es ni<strong>ch</strong>t<br />

selten vor, dass man auf Erz stösst, das Spuren<br />

des begehrten gelben Metalls enthält. Fast<br />

überall in den Alpen findet si<strong>ch</strong> Gold; in den<br />

Felsen allerdings nur<br />

in so bes<strong>ch</strong>eidenen Mengen (bestenfalls einige<br />

Dutzend Gramm pro Tonne), dass die Aufgabe<br />

für einen Amateur fast aussi<strong>ch</strong>tslos ers<strong>ch</strong>eint,<br />

denn er wird s<strong>ch</strong>werli<strong>ch</strong> über die notwendige<br />

Ausrüstung und über genügend Erfahrung<br />

verfügen.<br />

Wenn Sie kein Fa<strong>ch</strong>mann auf dem Gebiet der<br />

Al<strong>ch</strong>imie sind und ni<strong>ch</strong>t von einem sensationellen<br />

Fund träumen, sondern mit soliden Mitteln<br />

einen viellei<strong>ch</strong>t bes<strong>ch</strong>eidenen, aber si<strong>ch</strong>eren<br />

Gewinn erzielen wollen, dann ist die Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />

genau das Ri<strong>ch</strong>tige für Sie.<br />

In der Nähe ihres Wohnsitzes gibt es gewiss<br />

einen Fluss, dessen Ans<strong>ch</strong>wemmungen Goldflimmer<strong>ch</strong>en<br />

enthalten. Ni<strong>ch</strong>ts hindert Sie daran,<br />

diese zu sammeln!<br />

Mi<strong>ch</strong>el Sprywa verbringt seine Freizeit s<strong>ch</strong>on<br />

seit einigen Jahren am Ufer unserer<br />

61


Mi<strong>ch</strong>el Sprywa, ein Goldsu<strong>ch</strong>er.<br />

Flüsse, um na<strong>ch</strong> Gold zu su<strong>ch</strong>en. Er war bisher<br />

so erfolgrei<strong>ch</strong>, dass er s<strong>ch</strong>on erwogen hat, aus<br />

diesem Hobby eines Tages seinen festen Beruf<br />

zu ma<strong>ch</strong>en. Sprywa ist der seriöseste, erfahrenste<br />

und ganz gewiss der leidens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>ste<br />

Amateurgoldsu<strong>ch</strong>er, dem wir begegnet sind. In<br />

Frankrei<strong>ch</strong> und der S<strong>ch</strong>weiz hat er s<strong>ch</strong>on zahlrei<strong>ch</strong>e<br />

Gewässer auf ihren Goldgehalt hin überprüft,<br />

aber am regelmässigsten geht er seiner<br />

Bes<strong>ch</strong>äftigung in der Gegend von Genf na<strong>ch</strong>,<br />

besonders am Allandon. Freundli<strong>ch</strong>erweise hat<br />

er uns erlaubt, ihn auf einer seiner Expeditionen<br />

zu begleiten, und er hat uns einige seiner Tricks<br />

und Geheimnisse verraten.<br />

Wir begaben uns also eines s<strong>ch</strong>önen Morgens<br />

ans Ufer des Allandon. Unsere Ausrüstung umfasste<br />

eine Ble<strong>ch</strong>pfanne, die s<strong>ch</strong>warz angemalt<br />

war, damit man die Goldflimmer<strong>ch</strong>en gut erkennen<br />

konnte, eine S<strong>ch</strong>aufel, eine Hacke, zwei<br />

Eimer, Plastikhands<strong>ch</strong>uhe, einen sehr feinen<br />

Pinsel sowie einen tragbaren Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>.<br />

Mi<strong>ch</strong>el Sprywa zieht seine Stiefel an und beginnt<br />

seine Arbeit. Er füllt einen Eimer mit grasbewa<strong>ch</strong>senen<br />

Erds<strong>ch</strong>ollen und mit Baumwurzeln.<br />

Während des Ho<strong>ch</strong>wassers, so erklärt<br />

er, wird diese Stelle vom Fluss übers<strong>ch</strong>wemmt,<br />

und die anges<strong>ch</strong>wemmten Goldflimmer<strong>ch</strong>en<br />

bleiben an den Wurzeln hängen, die gewissermassen<br />

ein natürli<strong>ch</strong>es Sieb bilden. Im allgemeinen<br />

findet man diese Flimmer<strong>ch</strong>en in<br />

weniger als 5 cm Tiefe. Sprywa s<strong>ch</strong>üttelt die<br />

Wurzeln zuerst hin und her, dann wäs<strong>ch</strong>t er sie<br />

in der mit Wasser gefüllten Pfanne, um den an<br />

ihnen haftenden Sand zu isolieren. Na<strong>ch</strong>dem er<br />

die Wurzeln sorgfältig abgewas<strong>ch</strong>en hat, wirft er<br />

sie fort und bedient die Pfanne mit geübter<br />

Hand. Diese Arbeit erfordert einige Ges<strong>ch</strong>ickli<strong>ch</strong>keit.<br />

Es geht darum,<br />

1. den goldhaltigen Sand gut zu rühren, um ihn<br />

von allem S<strong>ch</strong>lamm zu reinigen;<br />

2. die Pfanne von vorne na<strong>ch</strong> hinten und von<br />

links na<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>ts kreisen zu lassen, damit<br />

si<strong>ch</strong> das Gold absetzt;<br />

3. die gröbsten Kieselsteine von Hand zu entfernen;<br />

4. die Pfanne fla<strong>ch</strong> auf die Wasseroberflä<strong>ch</strong>e<br />

zu setzen und (was besonders s<strong>ch</strong>wierig<br />

ist)in ihrem inneren eine Strömung zu<br />

erzeugen; das Wasser muss an einem Ende<br />

eindringen und beim anderen wieder herausströmen,<br />

wobei es mögli<strong>ch</strong>st viel lei<strong>ch</strong>tes<br />

Material mits<strong>ch</strong>wemmen sollte. Es gilt dabei,<br />

die kreisende Bewegung häufig zu unterbre<strong>ch</strong>en<br />

und die Pfanne wiederum kräftig zu<br />

s<strong>ch</strong>ütteln, damit si<strong>ch</strong> die Gold­<br />

62


flimmer<strong>ch</strong>en wieder absetzen und ni<strong>ch</strong>t vom<br />

Lauf des Wassers fortges<strong>ch</strong>wemmt werden!<br />

Na<strong>ch</strong> kurzer Zeit enthält die Pfanne nur no<strong>ch</strong> etwas<br />

Kies, der mit Sand vermengt ist. Einige<br />

Drehbewegungen sondern das Material na<strong>ch</strong><br />

seinem spezifis<strong>ch</strong>en Gewi<strong>ch</strong>t. In einer<br />

s<strong>ch</strong>warzen Sandspur, die kleine raue Metallkörner<br />

(Magnetit) enthält, sind die Goldflimmer<strong>ch</strong>en<br />

an ihrer leu<strong>ch</strong>tenden gelben Farbe lei<strong>ch</strong>t zu erkennen.<br />

Wir haben bei jedem Dur<strong>ch</strong>gang etwa 20 dieser<br />

Flimmer<strong>ch</strong>en gezählt. Es brau<strong>ch</strong>t etwa 15000<br />

von ihnen, um ein Gramm Gold zu gewinnen!<br />

Sprywa sammelt die grössten mit Hilfe eines<br />

feinen Pinsels ein und bringt sie in ein mit<br />

Wasser gefälltes Reagenzglas. Den Rest<br />

Das Werkzeug, wel<strong>ch</strong>es man im Winter für eine<br />

"Expedition“ benötigt. Der Inhalt der Flas<strong>ch</strong>e<br />

hilft die Kälte zu ertragen.<br />

63


Pfanne voll Wurzeln, die Goldflimmer enthalten.<br />

Die zusammenklappbare S<strong>ch</strong>leuse von Mi<strong>ch</strong>ael<br />

Sprywa.<br />

Körner aus den Ans<strong>ch</strong>wemmungen des<br />

Allandon.<br />

Ein Goldkorn von etwa drei Gramm, das man<br />

aus Genfer Goldflimmer<strong>ch</strong>en ges<strong>ch</strong>molzen hat.<br />

giesst er in einen Eimer, dessen Inhalt er dann<br />

zu Hause sorgfältig untersu<strong>ch</strong>en wird. Diese<br />

Goldflimmer<strong>ch</strong>en sind am lei<strong>ch</strong>testen zu gewinnen,<br />

obwohl sie ausserordentli<strong>ch</strong> klein sind<br />

und nie in grossen Mengen vorkommen. Der<br />

Anfänger, der die Grundlagen der Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />

und den Umgang mit dem S<strong>ch</strong>öpfgefäss lernen<br />

mö<strong>ch</strong>te, beginnt am besten bei ihnen. Das<br />

Ziel jedes Goldwäs<strong>ch</strong>ers, der s<strong>ch</strong>on über einige<br />

Erfahrung verfügt, besteht allerdings darin, eine<br />

64


Stelle mit besonders hohem Goldgehalt zu entdecken.<br />

Sprywa zeigt uns seine "Fundgrube“.<br />

Er gräbt zuerst einen kleinen S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>t, um das<br />

Felsenbett des Flusses zu errei<strong>ch</strong>en. Auf Grund<br />

seines hohen spezifis<strong>ch</strong>en Gewi<strong>ch</strong>ts tendiert<br />

das Gold nämli<strong>ch</strong> dazu, die vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten der Ans<strong>ch</strong>wemmungen zu dur<strong>ch</strong>dringen<br />

und si<strong>ch</strong> auf dem harten Felsenbett des<br />

Flusses zu konzentrieren. An der von Sprywa<br />

entdeckten Stelle genügt es, 30 cm zu graben,<br />

um die gesu<strong>ch</strong>te S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t zu errei<strong>ch</strong>en; die<br />

Voraussetzungen sind also sehr günstig. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

haben wir hier neben zahlrei<strong>ch</strong>en<br />

kleinen Goldflimmer<strong>ch</strong>en vier Körner von etwa 5<br />

mm Dur<strong>ch</strong>messer gefunden, was für S<strong>ch</strong>weizer<br />

Verhältnisse ganz aussergewöhnli<strong>ch</strong> ist.<br />

Nun testen wir den tragbaren Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>, den<br />

Sprywa mitgebra<strong>ch</strong>t hat. Auf Englis<strong>ch</strong> heisst<br />

dieses Modell "sluice“ was eigentli<strong>ch</strong> „S<strong>ch</strong>leuse“<br />

bedeutet. Es handelt si<strong>ch</strong> dabei um einen etwa<br />

meterlangen Holztis<strong>ch</strong> (au<strong>ch</strong> "Kanal“ genannt),<br />

der aus zwei voneinander unabhängigen Teilen<br />

besteht; der eine ist mit einem Re<strong>ch</strong>teck aus<br />

Plastik bedeckt, der andere mit einer Mokette.<br />

Am oberen Ende ist ein Sieb angebra<strong>ch</strong>t. Die<br />

"S<strong>ch</strong>leuse" muss eine Neigung von 45 Grad<br />

aufweisen. Der goldhaltige Kies wird in das Sieb<br />

geleert, in dem die gröbsten Teile hängen<br />

bleiben. Ein kontinuierli<strong>ch</strong>er Wasserstrom<br />

s<strong>ch</strong>wemmt den Sand dur<strong>ch</strong> den Kanal; die<br />

s<strong>ch</strong>weren Bestandteile verfangen si<strong>ch</strong> im<br />

Plastik oder in der Mokette. Von S<strong>ch</strong>lamm und<br />

unedlen Teilen gereinigt, werden sie dann in der<br />

Pfanne gesammelt. Sprywa hat eine andere<br />

"S<strong>ch</strong>leuse" von grösserer Länge hergestellt, die<br />

er bei länger dauernden Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />

verwendet. Sie ist statt mit einem Plastikdreieck<br />

und einer Mokette mit S<strong>ch</strong>affellen ausgestattet.<br />

In vierstündiger Arbeit gewannen wir<br />

Eine Amateurgoldsu<strong>ch</strong>erin am Ufer eines Wildba<strong>ch</strong>s<br />

im Napfgebiet; sie benützt ein originelles<br />

Gefäss zum Si<strong>ch</strong>ten des Sandes; die Radhaube<br />

eines Autos.<br />

65


Links das klassis<strong>ch</strong>e Siebgerät aus getriebenem<br />

Eisen, in der Form eines<br />

<strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en Hutes. Re<strong>ch</strong>ts die amerikanis<strong>ch</strong>e<br />

"Pfanne».<br />

einige tausend Goldflimmer<strong>ch</strong>en und vier Körner<br />

von beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Grösse: 4,5 Gramm Gold<br />

­ eine Kleinigkeit für Sprywa, ein S<strong>ch</strong>atz für uns!<br />

Dieses edle Metall wird zusammen mit anderen<br />

Funden in einem S<strong>ch</strong>melztiegel zu einem<br />

grösseren Klumpen verarbeitet werden. Sprywa<br />

verrät uns, dass die Lei<strong>ch</strong>tigkeit, mit der er im<br />

Allandon Gold findet, trügt: Ein volles Jahr lang<br />

hat er an unzähligen Stellen gefors<strong>ch</strong>t und<br />

dabei man<strong>ch</strong>e Enttäus<strong>ch</strong>ung in Kauf nehmen<br />

müssen, bis ihm der Erfolg hold war. Übung<br />

ma<strong>ch</strong>t den Meister ­ diese Wahrheit gilt auf dem<br />

Gebiet der Goldwäs<strong>ch</strong>erei no<strong>ch</strong> mehr als<br />

anderswo.<br />

Sie sind ein Naturfreund, der seine Wo<strong>ch</strong>enenden<br />

und Ferien am liebsten fern vom Trubel<br />

der Städte verbringt? Sie lieben es, na<strong>ch</strong><br />

S<strong>ch</strong>ätzen zu su<strong>ch</strong>en, und das Abenteuer lockt<br />

Sie? Sie basteln gerne und für<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

davor, si<strong>ch</strong> die Füsse nass zu ma<strong>ch</strong>en? Sie<br />

besitzen die Geduld eines Fis<strong>ch</strong>ers und den<br />

Spürsinn eines Pilzesammlers? Dann sind Sie<br />

der geborene Goldsu<strong>ch</strong>er. Viel Glück!<br />

Praktis<strong>ch</strong>e Rats<strong>ch</strong>läge für Amateurgoldsu<strong>ch</strong>er<br />

Im allgemeinen erkennt man das Gold an seiner<br />

Farbe. Ob nass, ob trocken ­ stets behält es<br />

seinen eigentümli<strong>ch</strong>en gelben S<strong>ch</strong>immer. Wenn<br />

man, es mit einem Hammer bearbeitet,<br />

zerbri<strong>ch</strong>t es ni<strong>ch</strong>t, sondern wird fla<strong>ch</strong>. Wenn Sie<br />

goldähnli<strong>ch</strong>e Körn<strong>ch</strong>en finden, kann es si<strong>ch</strong> um<br />

folgende Substanzen handeln:<br />

­ Glimmer: Die einfa<strong>ch</strong>ste Methode, diesen zu<br />

erkennen, besteht darin, ihn mit S<strong>ch</strong>lägen zu<br />

bearbeiten. Wenn es si<strong>ch</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> um<br />

Glimmer handelt, zerbri<strong>ch</strong>t das Körn<strong>ch</strong>en in<br />

mehrere Teile. Ausserdem weist diese Substanz<br />

je na<strong>ch</strong> Lage einen s<strong>ch</strong>warzen oder goldähnli<strong>ch</strong>en<br />

Glanz auf.<br />

­ Pyrit; er ist von blassem Gelb und kann lei<strong>ch</strong>t<br />

mit Gold verwe<strong>ch</strong>selt werden. Wenn man ihn erhitzt,<br />

rie<strong>ch</strong>t er na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>wefel und nimmt eine<br />

s<strong>ch</strong>wärzli<strong>ch</strong>e Farbe an. Kennzei<strong>ch</strong>nend für das<br />

Gold ist es, dass es ni<strong>ch</strong>t oxidiert und dass<br />

Säuren (mit Ausnahme des Königswassers,<br />

einer Mis<strong>ch</strong>ung von Salzsäure und<br />

S<strong>ch</strong>wefelsäure) ihm ni<strong>ch</strong>ts anhaben können.<br />

Die Ausrüstung<br />

Die Ausrüstung eines Goldsu<strong>ch</strong>ers ist einfa<strong>ch</strong><br />

und billig. Für den Anfänger genügen folgende<br />

Gegenstände:<br />

­ Hohe Stiefel, wie sie zum Fis<strong>ch</strong>en verwendet<br />

werden.<br />

66


­ Plastikhands<strong>ch</strong>uhe; die Gewässervers<strong>ch</strong>mutzung<br />

kann für die Haut nämli<strong>ch</strong> sehr unangenehme<br />

Folgen haben.<br />

­ Einige Einma<strong>ch</strong>gläser mit hermetis<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>liessenden<br />

Deckeln oder Reagenzgläser mit Korkpfropfen;<br />

in ihnen werden entweder die im<br />

S<strong>ch</strong>öpfgefäss konzentrierten s<strong>ch</strong>weren Materialien<br />

oder die bereits von anderen Bestandteilen<br />

gereinigten Goldflimmer<strong>ch</strong>en gesammelt.<br />

­ Ein sehr feiner Pinsel zum Auffangen der Flimmer<strong>ch</strong>en<br />

(man vermeide es, dazu die Finger zu<br />

gebrau<strong>ch</strong>en!)<br />

­ Ein Sieb mit Lö<strong>ch</strong>ern von etwa 4 mm Dur<strong>ch</strong>messer,<br />

das zum Eliminieren der groben Kiesel<br />

dient.<br />

Goldwäs<strong>ch</strong>er bei der Arbeit.<br />

­ Eine Lupe.<br />

­ Einige Zuber, in denen das goldhaltige Material<br />

eines „Lagers“ (d. h. einer ergiebigen Stelle)<br />

zum Was<strong>ch</strong>platz gebra<strong>ch</strong>t wird.<br />

Das S<strong>ch</strong>öpfgefäss<br />

Sprywa benützt mit Erfolg eine Bratpfanne, wie<br />

s<strong>ch</strong>on die alten kalifornis<strong>ch</strong>en Goldsu<strong>ch</strong>er.<br />

Ebenso gute Dienste leistet jedes andere Metallgefäss;<br />

es, empfiehlt si<strong>ch</strong>, es s<strong>ch</strong>warz anzumalen,<br />

damit man die Flimmer<strong>ch</strong>en besser erkennt.<br />

67


Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong> mit so genanntem S<strong>ch</strong>üttelme<strong>ch</strong>anismus.<br />

Das zerkleinerte Erz oder der<br />

Goldsand wird in den Kasten gegen den Punkt<br />

A ges<strong>ch</strong>üttet. Dieser Kasten wird vom Nocken A<br />

gehoben, und der Sand fällt na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> von<br />

N auf die Platte D. Derselbe Nocken bewegt<br />

den Klöppel C, der seinerseits den Stab P und<br />

die Platte D na<strong>ch</strong> vorne gegen D stösst. Sobald<br />

die Bewegung des Klöppels C aufhört, setzt<br />

jene der Ketten ein, denn sie führen die Platte<br />

dur<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ütteln in die Ri<strong>ch</strong>tung D­C zurück; die<br />

metallhaltigen Sandkörner bewegen si<strong>ch</strong> gegen<br />

D, na<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>ts zu, und der restli<strong>ch</strong>e Sand fällt in<br />

die Grube.<br />

Der Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>, „S<strong>ch</strong>leuse“ („sluice") oder<br />

Long­Tom genannt<br />

Ebenfalls ein unentbehrli<strong>ch</strong>es Hilfsmittel für jeden<br />

Goldwäs<strong>ch</strong>er! Seine Herstellung bereitet<br />

keinerlei S<strong>ch</strong>wierigkeiten; unsere Illustrationen<br />

zeigen einige Modelle. Erst die Praxis wird erweisen,<br />

wel<strong>ch</strong>er Typ ihrer Arbeitsweise am<br />

besten entspri<strong>ch</strong>t und wel<strong>ch</strong>e Verbesserungen<br />

daran vorzunehmen sind.<br />

Wie entdeckt man eine ergiebige Stelle?<br />

Ein Goldsu<strong>ch</strong>er ist dana<strong>ch</strong> bestrebt, eine Stelle<br />

zu finden, wo Gold in konzentrierter Form vorkommt.<br />

Da der Goldgehalt der Ans<strong>ch</strong>wemmungen<br />

eines Flusses beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>wankungen unterworfen ist, muss man zunä<strong>ch</strong>st<br />

an vers<strong>ch</strong>iedenen Stellen mit dem<br />

S<strong>ch</strong>öpfgefäss Versu<strong>ch</strong>e anstellen. Au<strong>ch</strong><br />

68


die Untersu<strong>ch</strong>ung der alten Ans<strong>ch</strong>wemmungen,<br />

die einige hundert Meter vom Flussbett entfernt<br />

sein können, ist sehr oft lohnend, denn hier<br />

stösst man bisweilen auf hohe Goldkonzentrationen<br />

und kann sogar kleinere Goldkörner<br />

finden.<br />

In den Spalten eines felsigen Flussbettes sind<br />

die Flimmer<strong>ch</strong>en am zahlrei<strong>ch</strong>sten. Auf Grund<br />

ihres hohen spezifis<strong>ch</strong>en Gewi<strong>ch</strong>ts sind sie<br />

stets mit anderen s<strong>ch</strong>weren Materialien<br />

vermis<strong>ch</strong>t. Im allgemeinen findet man Gold zusammen<br />

mit grösseren Kieseln und s<strong>ch</strong>warzem<br />

oder rotem Sand sowie oberhalb von Hindernissen,<br />

die der Fluss umströmt.<br />

Die Goldmokette<br />

Das älteste System der Goldwäs<strong>ch</strong>erei besteht<br />

darin, ein S<strong>ch</strong>affell ins Flussbett zu legen. Wem<br />

die Geduld fehlt, mühsam na<strong>ch</strong> einzelnen<br />

Flimmer<strong>ch</strong>en zu fis<strong>ch</strong>en, der kann diese<br />

traditionsrei<strong>ch</strong>e Methode heute no<strong>ch</strong> mit Erfolg<br />

anwenden.<br />

Ein Stück Mokette kann das Fell ersetzen. Es<br />

empfiehlt si<strong>ch</strong>, sie vor dem Ho<strong>ch</strong>wasser auf ein<br />

Flussufer, wel<strong>ch</strong>es vom ans<strong>ch</strong>wellenden<br />

Wasser überflutet werden wird, oder in die Höhlung<br />

einer Flussbiegung zu legen und mit<br />

einigen Steinen zu bes<strong>ch</strong>weren. Eventuell kann<br />

es nützli<strong>ch</strong> sein, den Fluss weiter unten ein<br />

wenig zu stauen! Die Goldflimmer<strong>ch</strong>en bleiben<br />

an den Haaren der Mokette hängen, und der<br />

Goldsu<strong>ch</strong>er kann seine "Fallen" von Zeit zu Zeit<br />

wie ein Wilderer leeren. Beim Ausbürsten des<br />

Teppi<strong>ch</strong>s gewinnt man einen sehr goldhaltigen<br />

Sand, den man dann si<strong>ch</strong>ten kann, sei es mit<br />

dem S<strong>ch</strong>öpfgefäss, sei es an langen Winterabenden<br />

mit Hilfe einer Lupe.<br />

Um den geeigneten Ort zum Anbringen einer<br />

"Goldstaubfalle“ ausfindig zu ma<strong>ch</strong>en,<br />

Die kalifornis<strong>ch</strong>e Wiege, eine kleine Mas<strong>ch</strong>ine,<br />

die vor allem von allein arbeitenden Goldwäs<strong>ch</strong>ern<br />

benutzt wird; es ist eine Mis<strong>ch</strong>ung von<br />

bewegli<strong>ch</strong>em Behälter und festem Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>.<br />

Die S<strong>ch</strong>aukelbretter ermögli<strong>ch</strong>en ein Hinundherbewegen,<br />

wel<strong>ch</strong>es das Auss<strong>ch</strong>lämmen<br />

bes<strong>ch</strong>leunigt.<br />

Sibiris<strong>ch</strong>er Trog.<br />

Kalifornis<strong>ch</strong>er Long­Tom.<br />

69


au<strong>ch</strong>t es einen Spürsinn, den man nur dur<strong>ch</strong><br />

lange Erfahrung erwerben kann. Wer si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />

Misserfolge beirren lässt, eignet si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zum<br />

Goldsu<strong>ch</strong>er!<br />

Die Isolierung der Goldflimmer<strong>ch</strong>en<br />

Wenn man versu<strong>ch</strong>t, die Goldflimmer<strong>ch</strong>en an<br />

Ort und Stelle zu isolieren, riskiert man beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />

Zeitverlust. Besser ist es, den Inhalt<br />

des S<strong>ch</strong>öpfgefässes oder der "S<strong>ch</strong>leuse“ mit<br />

na<strong>ch</strong> Hause zu nehmen.<br />

Sprywa s<strong>ch</strong>üttet den goldhaltigen Sand auf<br />

einen s<strong>ch</strong>warz angemalten Teller und si<strong>ch</strong>tet ihn<br />

mit einem Pinsel. Eine Lupe kann die Arbeit<br />

erlei<strong>ch</strong>tern. Mit ein wenig Übung gewinnt man<br />

pro Stunde mehr als ein Gramm. Das auf diese<br />

Weise isolierte Metall kommt in ein Reagenzglas,<br />

bis eine genügend grosse Menge beisammen<br />

ist. Dann wird es in einem S<strong>ch</strong>melztiegel<br />

zum S<strong>ch</strong>melzen gebra<strong>ch</strong>t. (Die dazu notwendige<br />

Temperatur beträgt 1063 Grad.)<br />

Früher benutzten die Goldwäs<strong>ch</strong>er Quecksilber<br />

zum Gewinnen der Goldkörn<strong>ch</strong>en. Diese Methode<br />

hat den Vorteil, dass man dabei Zeit spart<br />

und kein Gold verloren geht. Allerdings gilt<br />

Quecksilber in der S<strong>ch</strong>weiz als gefährli<strong>ch</strong>er Giftstoff<br />

(Klasse 2), und sein Erwerb ist nur unter<br />

bestimmten Bedingungen gestattet. Deshalb ist<br />

es für den Amateurgoldsu<strong>ch</strong>er besser, auf die<br />

Verwendung dieses ni<strong>ch</strong>t ungefährli<strong>ch</strong>en Stoffes<br />

zu verzi<strong>ch</strong>ten, ausser wenn er eine so ergiebige<br />

Stelle entdeckt hat, dass si<strong>ch</strong> der Papierkrieg<br />

mit den Behörden und der Kauf des ziemli<strong>ch</strong><br />

teuren Materials au<strong>ch</strong> lohnt. (Auskünfte erteilen<br />

die kantonalen Laboratorien.)<br />

Aufriss eines Terrains, dur<strong>ch</strong> wel<strong>ch</strong>es ein<br />

S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>t geht, den J. J. Pittard am Ufer des<br />

Allandon (Kanton Genf gebohrt hat.<br />

Das Was<strong>ch</strong>en der Materialien hat folgende<br />

Resultate ergeben:<br />

1 m Tiefe Goldspuren 9 m Tiefe 0,411 g/m 3<br />

4 m Tiefe 0,008 g/m 3 14 m Tiefe 0,796 g/m 3<br />

8 m Tiefe 0,225 g/m 3 15 m Tiefe 0.080 g/m 3<br />

Offenbar weisen also die tieferen S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten oft<br />

einen höheren Goldgehalt auf als die oberen.<br />

Die S<strong>ch</strong>wierigkeit, von Hand so tief zu graben,<br />

hat bewirkt, dass die alten Goldwäs<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>ts<br />

von ihnen wussten und si<strong>ch</strong> nur mit den Stellen<br />

bes<strong>ch</strong>äftigten, die an das Molassebett stiessen.<br />

Goldsu<strong>ch</strong>er im Napfgebiet.<br />

70


Plan einer S<strong>ch</strong>leuse mit Verlängerungsstück.<br />

Die Sand­ und Kiesgruben<br />

in den Sand­ und Kiesgruben, wo man<strong>ch</strong>e Unternehmen<br />

in der Nähe von Flüssen<br />

Baumaterial gewinnen, stossen die Bagger bisweilen<br />

auf bedeutende Goldkonzentrationen.<br />

Wer die Genehmigung besitzt, an Sol<strong>ch</strong>en<br />

Stellen na<strong>ch</strong> Gold zu su<strong>ch</strong>en, kann auf sehr<br />

gute Ergebnisse kommen.<br />

Goldsu<strong>ch</strong>e unter Wasser<br />

In Kalifornien gibt es Goldsu<strong>ch</strong>er, die, mit einem<br />

Tau<strong>ch</strong>eranzug ausgerüstet, den Grund von<br />

Flüssen absu<strong>ch</strong>en, in denen Goldvorkommen<br />

vermutet werden. Mit einer Art Staubsauger entfernen<br />

sie zunä<strong>ch</strong>st das lei<strong>ch</strong>te Material und<br />

überprüfen dann die Spalten des Felsenbetts, in<br />

denen<br />

72


S<strong>ch</strong>leuse di<strong>ch</strong>t neben dem Felsen. Der<br />

Selektionsprozess dur<strong>ch</strong> den Strom des<br />

Flusses wird künstli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>geahmt.<br />

si<strong>ch</strong> Gold angesammelt haben könnte. Bei<br />

diesem Vorgehen hat man s<strong>ch</strong>on Goldkörner<br />

von der Grösse eines Golfballs gefunden. Wir<br />

brau<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t jede amerikanis<strong>ch</strong>e Mode mitzuma<strong>ch</strong>en,<br />

aber au<strong>ch</strong> bei uns kann man mit Maske<br />

und S<strong>ch</strong>nor<strong>ch</strong>el na<strong>ch</strong> Gold su<strong>ch</strong>en. Wer<br />

weiss, wie viele kleine S<strong>ch</strong>ätze in unseren<br />

Flüssen an einem Brückenpfeiler, einem Stück<br />

Moos oder einer Wurzel hängen und ihres mutigen<br />

Finders harren ...<br />

73


Gesetzgebung<br />

Soweit wir wissen, legen die Gesetze unseres<br />

Landes dem Amateurgoldwäs<strong>ch</strong>er heutzutage<br />

keinerlei Bes<strong>ch</strong>ränkungen auf.<br />

Allerdings könnte man die Goldwäs<strong>ch</strong>erei in<br />

man<strong>ch</strong>en Fällen in die Kategorie der Bodens<strong>ch</strong>atzförderung<br />

einreihen, die in einigen<br />

Gegenden gesetzli<strong>ch</strong> reglementiert ist: So untersagt<br />

die Gemeinde von Felsberg<br />

(Graubünden) die Su<strong>ch</strong>e und Förderung von<br />

Mineralien auf ihrem ganzen Territorium; Medel<br />

und Tavets<strong>ch</strong> (Graubünden) verlangen eine Bewilligung.<br />

Im Tessin ist die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong><br />

Mineralien und Fossilien von einer Genehmigung<br />

abhängig, um die man beim Dipartimento<br />

dell'ambiente, 6500 Bellinzona, ersu<strong>ch</strong>en muss.<br />

Wer grössere Erdarbeiten vornimmt oder einen<br />

Wasserlauf umleitet, tut in jedem Fall gut daran,<br />

si<strong>ch</strong> vorher mit der betreffenden Gemeinde oder<br />

zuständigen Behörde in Verbindung zu setzen.<br />

Eine Konzession brau<strong>ch</strong>t aber nur derjenige,<br />

der die Goldsu<strong>ch</strong>e zu seinem Beruf ma<strong>ch</strong>en<br />

will.<br />

Nützli<strong>ch</strong>e Adressen:<br />

Die zum Goldwas<strong>ch</strong>en erforderli<strong>ch</strong>e Ausrüstung<br />

kann man bei folgender Adresse bestellen:<br />

Etablissements Deyrolle, 46, tue du Bac, Paris.<br />

Die Société Métaux Précieux S. A. kauft ihnen<br />

Ihr Gold zum Tagespreis ab, wobei die dur<strong>ch</strong><br />

Verarbeitung und Analyse entstandenen Kosten<br />

vom Preis abgezogen werden. Das in den<br />

abgelieferten Mineralien enthaltene Silber (rund<br />

3%) wird ebenfalls bezahlt.<br />

In der Fa<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>e nennt man diese Goldplatten<br />

von einem Kilogramm Gewi<strong>ch</strong>t "Savonnettes».<br />

Die Münzateliers bes<strong>ch</strong>äftigen no<strong>ch</strong> heute Prüfer,<br />

deren Aufgabe es ist, den Goldgehalt einer<br />

Legierung zu bestimmen. Früher verwendete<br />

man dazu einen Prüfstein: das zu bestimmende<br />

Stück wird lei<strong>ch</strong>t gegen einen s<strong>ch</strong>warzen Kiesel<br />

gerieben, auf wel<strong>ch</strong>em eine braune oder rote<br />

Spur zurückbleibt; mit ein wenig Ätzwasser wird<br />

das Kupfer aufgelöst, und es bleibt nur das<br />

Gold zurück. Je mehr es davon gibt, desto<br />

deutli<strong>ch</strong>er ist die Spur zu sehen. Neben dieser<br />

Spur werden andere gezogen, und zwar mit<br />

Barren, deren Gehalt bekannt ist; aus dem Verglei<strong>ch</strong><br />

ergibt si<strong>ch</strong> derjenige des ersten Barrens.<br />

74


Legenden und Volksglauben<br />

Das Gold, jener wunderbare S<strong>ch</strong>atz, den die<br />

Natur in bes<strong>ch</strong>eidenen Mengen ges<strong>ch</strong>affen hat,<br />

steht im Mittelpunkt unzähliger Legenden und<br />

Erzählungen.<br />

Man stelle si<strong>ch</strong> einen Hirten früherer Zeiten vor,<br />

der eine vom S<strong>ch</strong>ein seiner Öllampe spärli<strong>ch</strong><br />

beleu<strong>ch</strong>tete Grotte erfors<strong>ch</strong>t. Viellei<strong>ch</strong>t bringt er<br />

einen Pyriten oder einige Goldkörn<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong><br />

Hause mit, aber au<strong>ch</strong> die Erinnerung an unheimli<strong>ch</strong>e<br />

Geräus<strong>ch</strong>e und gespenstis<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>atten ... In seiner Phantasie verwandelt si<strong>ch</strong><br />

die Grotte na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> in die Vorhalle eines<br />

Bergpalasts, in der eine hässli<strong>ch</strong>e Kröte einen<br />

mär<strong>ch</strong>enhaften Golds<strong>ch</strong>atz hütet. In der phantastis<strong>ch</strong>en<br />

Welt der Volkslegenden gibt es<br />

keinen Zufall: Jedes s<strong>ch</strong>einbar bedeutungslose<br />

Ereignis erhält hier einen tieferen Sinn,<br />

denn überall sind übernatürli<strong>ch</strong>e Mä<strong>ch</strong>te am<br />

Werk. Die Entdeckung einer Goldader, der Einsturz<br />

eines Stollens, der Tod eines Bergmanns<br />

– all dies geht auf das Wirken der li<strong>ch</strong>ten und<br />

dunklen Berggeister zurück.<br />

Sol<strong>ch</strong>e Vorstellungen sind oft uralt und weisen<br />

bisweilen einen ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Kern auf.<br />

Dieser wird phantasievoll ausges<strong>ch</strong>mückt, und<br />

im Laufe der Zeit vers<strong>ch</strong>milzt die Erzählung mit<br />

Elementen alter heidnis<strong>ch</strong>er Kulte zu einem<br />

neuen Mythos. In unserem Land stellten si<strong>ch</strong><br />

die Erzähler die Metallminen, insbesondere die<br />

Goldminen, als von Gnomen und Kobolden bevölkert<br />

vor. Diese waren die Untertanen<br />

75


der Berggeister und verkörperten das geheimnisvolle,<br />

unergründli<strong>ch</strong>e Wesen des Berges.<br />

Sie waren von kleiner Gestalt und trugen lange<br />

s<strong>ch</strong>warze Bärte. Oft halfen sie den fleissigen<br />

Bergleuten und trieben ihren S<strong>ch</strong>abernack mit<br />

den faulen. Um ihre Gunst zu gewinnen, legte<br />

man ein Stück Brot als Gabe in eine hohle<br />

Stelle des S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>ts, am anderen Morgen war<br />

es dann vers<strong>ch</strong>wunden.<br />

Wohl waren diese Kobolde im allgemeinen<br />

harmlos und friedli<strong>ch</strong>, do<strong>ch</strong> man<strong>ch</strong>mal zeigten<br />

sie si<strong>ch</strong> unbere<strong>ch</strong>enbar, und ihre plötzli<strong>ch</strong>en<br />

Wutanfälle konnten allerlei Unheil über die Mens<strong>ch</strong>en<br />

bringen.<br />

Die goldene Rose<br />

In dem Gebiet, das der Abtei von Lucelle (Berner<br />

Jura) gehörte, war eine rei<strong>ch</strong>e Goldmine<br />

entdeckt worden. Hier ging einst ein s<strong>ch</strong>warzer<br />

Mann um; er besu<strong>ch</strong>te au<strong>ch</strong> die Mens<strong>ch</strong>en und<br />

tat ihnen viel Gutes. Eines Tages begegnete er<br />

der To<strong>ch</strong>ter eines Bergarbeiters. Sie war blond<br />

und von sol<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>önheit, dass er ihr gänzli<strong>ch</strong><br />

verfiel. Er warb um ihre Liebe, do<strong>ch</strong> sie wies ihn<br />

ab, denn ihr Herz gehörte einem anderen, und<br />

diesem wollte sie die Treue halten.<br />

Von jenem Tage an zog si<strong>ch</strong> der Erdgeist in den<br />

dunklen S<strong>ch</strong>oss der Erde zurück und bra<strong>ch</strong>te<br />

alle S<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>te zum Einstürzen. Die Arbeit in den<br />

Minen musste eingestellt werden, und ni<strong>ch</strong>t<br />

einer der Bergleute wollte versu<strong>ch</strong>en, sie wieder<br />

aufzunehmen. No<strong>ch</strong> ein einziges Mal ers<strong>ch</strong>ien<br />

der Erdgeist unter den Mens<strong>ch</strong>en: Er bra<strong>ch</strong>te<br />

dem Mäd<strong>ch</strong>en, das er liebte, eine fein zisellerte<br />

Rose aus Gold. Es hatte inzwis<strong>ch</strong>en den Mann<br />

seines Herzens geheiratet. Die Rose wurde unter<br />

seinen Na<strong>ch</strong>kommen vererbt. Jedes mal,<br />

Ameise als Hüterin des Goldes. Eine weit verbreitete<br />

Legende erzählt, dass riesige Ameisen<br />

den Goldsand aufwühlen. Sie sind kleiner als<br />

Ziegen, aber grösser als Fü<strong>ch</strong>se. Wenn sie ihre<br />

Lö<strong>ch</strong>er ausgraben, s<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten sie kleine Hügel<br />

aus goldhaltigem Sand auf. Will man seine Tas<strong>ch</strong>en<br />

damit füllen, so muss man warten, bis sie<br />

s<strong>ch</strong>lafen, denn sie sind sehr angriffig ...<br />

76


wenn in dieser Familie das Glück Einzug hielt,<br />

öffnete si<strong>ch</strong> das kostbare Kleinod; es s<strong>ch</strong>loss<br />

si<strong>ch</strong> wieder, wenn ihr ein Unheil zu stiess. Man<strong>ch</strong>mal,<br />

in Vollmondnä<strong>ch</strong>ten, hört man, wie der<br />

s<strong>ch</strong>warze Mann in der Mine mit seinem<br />

Hammer gegen die Felsen s<strong>ch</strong>lägt ... (Na<strong>ch</strong> J.<br />

Beuret.)<br />

Hellel<br />

In Hellel bei Zeneggen (Wallis) s<strong>ch</strong>lummerte vor<br />

langer Zeit ein kleiner, grünblauer See inmitten<br />

der Felsen des Berges. Die s<strong>ch</strong>önsten kleinen<br />

Fis<strong>ch</strong>e, die man si<strong>ch</strong> vorstellen kann, tummelten<br />

si<strong>ch</strong> in S<strong>ch</strong>wärmen in seinem smaragdgrünen<br />

Wasser. Sie waren überaus zahlrei<strong>ch</strong>, und da<br />

man sie lei<strong>ch</strong>t fangen konnte, lebten die Bewohner<br />

der Gegend ohne Angst vor dem<br />

Hunger. Trotzdem waren diese wunderbaren<br />

Fis<strong>ch</strong>e eine ewige Quelle der Zwietra<strong>ch</strong>t, denn<br />

man ma<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> das Re<strong>ch</strong>t, sie zu fangen, erbittert<br />

streitig.<br />

Do<strong>ch</strong> eines Tages ereignete si<strong>ch</strong> folgendes: Ein<br />

Wilderer, wel<strong>ch</strong>er der ständigen Streitigkeiten<br />

überdrüssig war und si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wer betrunken<br />

hatte, rief aus Leibeskräften: "Im Namen des<br />

Teufels, sollen do<strong>ch</strong> die Berggeister diesen See<br />

mitsamt seinen Fis<strong>ch</strong>en holen!“<br />

Und in derselben Na<strong>ch</strong>t erhob si<strong>ch</strong> ein heftiger<br />

Wind, und die Zwerge des Berges versammelten<br />

si<strong>ch</strong> an den Ufern des Sees. Sie<br />

gaben si<strong>ch</strong>, ohne ein Wort zu spre<strong>ch</strong>en, geheimnisvolle<br />

Zei<strong>ch</strong>en und begannen plötzli<strong>ch</strong>,<br />

mit gespenstis<strong>ch</strong>er Munterkeit, jenen Kanal zu<br />

graben, den man no<strong>ch</strong> heute am Rande des<br />

Waldes von Egg sehen kann. Brodelnd floss der<br />

See ab, und die kleinen, goldenen Fis<strong>ch</strong>e<br />

wurden gegen die Öffnung des Kanals gezogen.<br />

Die Zwerge aber liessen si<strong>ch</strong> auf dem hö<strong>ch</strong>­<br />

Der König der Metalle mit seinen Untertanen,<br />

den Bergzwergen.<br />

77


sten Punkte eines Bergkammes nieder und begannen<br />

leise zu singen:<br />

Sagt ade, Freunde des Tals und des Berges,<br />

Sagt ade eurem See und euren Na<strong>ch</strong>en.<br />

Nie mehr werdet ihr sehen das glänzende Gold<br />

eurer Fis<strong>ch</strong>e,<br />

Nie mehr werdet ihr eu<strong>ch</strong> darum streiten.<br />

(Na<strong>ch</strong> G. P. Bouvier)<br />

No<strong>ch</strong> eine andere Walliser Legende erzählt uns<br />

vom Leben der Minenarbeiter und vom Zorn der<br />

geheimnisvollen Berggeister:<br />

Minenteufel<strong>ch</strong>en.<br />

„Das Glück sei mit eu<strong>ch</strong>!"<br />

Dies pflegten die Arbeiter der Goldminen von<br />

Zeneggen im Chor zu rufen, wenn si<strong>ch</strong> die<br />

Manns<strong>ch</strong>aften am Eingang des Stollens begegneten.<br />

"Das Glück sei mit eu<strong>ch</strong>!“ Dies rief eines Tages<br />

au<strong>ch</strong> ein armer Bergmann, als er in der Tiefe<br />

des Stollens ein besonders grosses Goldkorn<br />

entdeckte. Er wiederholte: "Das Glück sei mit<br />

eu<strong>ch</strong>!“, während er fieberhaft überlegte, wo er<br />

seinen Fund verstecken könnte. Da er, wie alle<br />

seine Kameraden, fast nackt war, hatte er keine<br />

Tas<strong>ch</strong>en. Man trug nur wenig Kleider in der<br />

Mine, und beim Ausgang wurden sie überdies<br />

von einem Aufseher dur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>t. In der Eile<br />

bra<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> der Dieb am linken Arm eine tiefe<br />

S<strong>ch</strong>nittwunde bei, versteckte darin den Stein<br />

und nähte die Wunde zu.<br />

Er konnte die Mine verlassen, ohne dass der<br />

Aufseher etwas merkte, und den Stein für einige<br />

Taler verkaufen. Man kann si<strong>ch</strong> vorstellen, mit<br />

wel<strong>ch</strong>er Freude der arme Kerl si<strong>ch</strong> immer und<br />

immer wieder das segenbringende Omen vorsagte:<br />

„Das Glück sei mit eu<strong>ch</strong>!“<br />

Do<strong>ch</strong> seine Freude währte ni<strong>ch</strong>t lange. Die<br />

78


Wahrheit kam ans Li<strong>ch</strong>t, denn einer seiner<br />

Kameraden hatte ihn verraten. Er wurde<br />

verhaftet und vor Geri<strong>ch</strong>t gestellt. Das Urteil war<br />

unmens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>: Der Arm sollte vom Henker<br />

abgehauen und als Warnung über den Eingang<br />

der Mine genagelt werden.<br />

Aber kaum war dies ges<strong>ch</strong>ehen, als über der<br />

ganzen Gegend ein tosendes Unwetter losbra<strong>ch</strong>.<br />

Ein Erdruts<strong>ch</strong> begrub Gerüste und<br />

Stollen unter si<strong>ch</strong>. No<strong>ch</strong> lange su<strong>ch</strong>te man später<br />

an dieser Stelle na<strong>ch</strong> Gold, do<strong>ch</strong> ohne Erfolg.<br />

Man stiess einzig auf jenen groben grauen<br />

Kalk, aus dem die S<strong>ch</strong>melzöfen verfertigt<br />

werden, das Gold jedo<strong>ch</strong> blieb für immer<br />

vers<strong>ch</strong>wunden.<br />

Oft bewohnten Ungeheuer, eines entsetzli<strong>ch</strong>er<br />

als das andere, jene Orte, die von den Kobolden<br />

verlassen worden waren. Man<strong>ch</strong>er Goldsu<strong>ch</strong>er<br />

zog es vor, unverri<strong>ch</strong>teter Dinge umzukehren,<br />

als ihnen zu begegnen.<br />

Das Heidenbiel<br />

Am südli<strong>ch</strong>en Hang des Heidenbiel (Kanton<br />

Wallis) ist no<strong>ch</strong> heute eine Höhle zu sehen.<br />

Es s<strong>ch</strong>eint, dass sie tief ins Berginnere führt,<br />

do<strong>ch</strong> die Gänge werden bald so eng, dass<br />

hö<strong>ch</strong>stens ein Kind unter vier Jahren weiter<br />

eindringen könnte.<br />

Drinnen bläst ein kalter Wind und lös<strong>ch</strong>t alle<br />

Fackeln aus.<br />

Die Sage beri<strong>ch</strong>tet, dass die Höhle im Innern<br />

des Berges weit wird und einen grossen Saal<br />

bildet. Der Glückli<strong>ch</strong>e, dem es gelungen ist, bis<br />

hierher vorzustossen, kann aus drei riesigen<br />

Trögen Gold, Silber und Edelsteine s<strong>ch</strong>öpfen.<br />

Aber a<strong>ch</strong>! Eine s<strong>ch</strong>eussli<strong>ch</strong>e Kröte von ungeheurer<br />

Grösse hockt als Wä<strong>ch</strong>terin vor den<br />

S<strong>ch</strong>ätzen, und der kühne Eindringling,<br />

muss das ekle Tier auf das weit offene Maul<br />

küssen, bevor er seine Tas<strong>ch</strong>en füllen darf.<br />

(Na<strong>ch</strong> G. P. Bouvier)<br />

In ganz Europa waren (und sind wohl au<strong>ch</strong> heute<br />

no<strong>ch</strong>) zahlrei<strong>ch</strong>e Bü<strong>ch</strong>er im Umlauf, die von<br />

s<strong>ch</strong>warzer Magie und anderen geheimnisvollen<br />

Wissens<strong>ch</strong>aften handeln. Immer wieder wurden<br />

sie abges<strong>ch</strong>rieben; sie sind voll von<br />

kabbalistis<strong>ch</strong>en Zei<strong>ch</strong>en, und in den meisten<br />

finden si<strong>ch</strong> Anleitungen für allerlei Zauberwerk.<br />

Man s<strong>ch</strong>rieb au<strong>ch</strong> diesen Bü<strong>ch</strong>ern selbst übernatürli<strong>ch</strong>e<br />

Kräfte zu, die Böses bewirken konnten:<br />

Wenn man sie auf der fals<strong>ch</strong>en Seite öffnete,<br />

bes<strong>ch</strong>wor man unübersehbares Unheil herauf.<br />

Es konnte sehr wohl vorkommen, dass ein<br />

Haus, in dem ein sol<strong>ch</strong>es Bu<strong>ch</strong> aufbewahrt<br />

wurde, ni<strong>ch</strong>t mehr zur Ruhe kam, da ein Flu<strong>ch</strong><br />

auf ihm lastete.<br />

A. Ceresole hatte das Glück, eines dieser Bü<strong>ch</strong>er<br />

ansehen zu können. Es heisst "Das grosse<br />

Zauberbu<strong>ch</strong>“ und stammt aus dem Jahre 1421.<br />

Man sieht ihm an, dass es häufig zu Rat gezogen<br />

wurde, denn es ist sehr abgegriffen. Auf der<br />

ersten Seite erblickt man eine rote Gravur, ein<br />

Bild des Teufels in mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Gestalt, mit<br />

Hörnern, S<strong>ch</strong>wanz und Ziegenfuss.<br />

Im ersten Teil wird die Kunst, si<strong>ch</strong> die Geister<br />

gefügig zu ma<strong>ch</strong>en, bes<strong>ch</strong>rieben. Es wird au<strong>ch</strong><br />

gelehrt, wie man verborgene S<strong>ch</strong>ätze aufspüren<br />

kann, indem man si<strong>ch</strong> die Dämonen günstig<br />

stimmt.<br />

Dieses Kapitel geht ausführli<strong>ch</strong> auf ein<br />

bestimmtes, sehr verzwicktes Zeremoniell ein,<br />

dur<strong>ch</strong> wel<strong>ch</strong>es man Ma<strong>ch</strong>t über den Teufel und<br />

die ihm dienstbaren Geister gewinnt, so dass<br />

sie angeben müssen, an wel<strong>ch</strong>en Stellen si<strong>ch</strong><br />

die S<strong>ch</strong>ätze befinden.<br />

Später wird der Leser in zahlrei<strong>ch</strong>e „magis<strong>ch</strong>e<br />

Geheimnisse“ eingeweiht: Die Herstellung des<br />

Zauberstabes, mit dessen Hilfe<br />

79


man in der Lotterie gewinnt, die Verfertigung<br />

des Steins der Weisen, des Salomonspiegels,<br />

der es ermögli<strong>ch</strong>t, tief in die Erde zu blicken und<br />

Goldadern zu entdecken ...<br />

Es fehlte ni<strong>ch</strong>t an Leuten, wel<strong>ch</strong>e diese<br />

Rats<strong>ch</strong>läge getreuli<strong>ch</strong> befolgten, aber die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

s<strong>ch</strong>weigt si<strong>ch</strong> darüber aus, wel<strong>ch</strong>er Erfolg<br />

ihren Unternehmungen bes<strong>ch</strong>ieden war ...<br />

Die Legende von La Perrausaz<br />

Am nördli<strong>ch</strong>en Fuss der Gummfluh befindet si<strong>ch</strong><br />

heute eine sehr magere Weide; man nennt sie<br />

La Perrausaz (die Steinige). Einst trug sie jedo<strong>ch</strong><br />

den Namen La Verda (die Grüne). Die<br />

folgende Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te wird erklären, wie es zu<br />

dieser Verwandlung kam. In der Sennhütte von<br />

La Verda herrs<strong>ch</strong>te, wie au<strong>ch</strong> anderswo,<br />

folgender Brau<strong>ch</strong>: jeden Morgen stellte der<br />

Hausherr einen kleinen Zuber mit Mil<strong>ch</strong> hinter<br />

das Haus. Ein wenig später war der Zuber leer,<br />

aber man sah niemals, wer die Mil<strong>ch</strong> austrank.<br />

Der Hausherr allein kannte das Geheimnis. Als<br />

sein Sohn zum Manne herangewa<strong>ch</strong>sen war,<br />

vertraute der Vater ihm eines Tages die Lösung<br />

des Rätsels an, wie es seit Jahrhunderten übli<strong>ch</strong><br />

war: "Pierre, siehst du jene zwei Felsen am<br />

Berg, die alles überragen? Ein s<strong>ch</strong>maler Rasenstreifen<br />

fährt an dem einen vorbei; dies ist der<br />

Weg, den die Feen, die Bes<strong>ch</strong>ützerinnen der<br />

Bergweiden, bei ihren Reisen ins Tal nehmen.<br />

Um uns ihres Beistandes zu versi<strong>ch</strong>ern, fülle i<strong>ch</strong><br />

jeden Morgen den Zuber mit Mil<strong>ch</strong>. Sie sind es,<br />

die ihn austrinken.<br />

Wehe dem Elenden, der es wagen sollte, sie<br />

am Trinken zu hindern! Dreimal Wehe dem, der<br />

si<strong>ch</strong> erfre<strong>ch</strong>en wollte, ihre Wohnstatt zu betreten<br />

und in ihren Felspalast einzudringen!"<br />

Von diesem Tage an betra<strong>ch</strong>tete Pierre jene<br />

Felsen mit A<strong>ch</strong>tung und einem Gefühl leiser<br />

Fur<strong>ch</strong>t. Er s<strong>ch</strong>wor si<strong>ch</strong>, die Warnung seines<br />

Vaters stets zu beherzigen.<br />

Einige Jahre verflossen, und wieder einmal feierte<br />

man bei La Verda das Fest der Heiligen<br />

Magdalena. In diesem Jahr nahm au<strong>ch</strong> eine<br />

junge Französin an der Feier teil, die erst seit<br />

kurzer Zeit in der Gegend weilte. Ihr Name war<br />

Yolanda von Burgund.<br />

Dank ihrer S<strong>ch</strong>önheit und Heiterkeit eroberte sie<br />

das Herz des Hirten Pierre. Bald s<strong>ch</strong>on fanden<br />

sie zueinander, aber trotz der stürmis<strong>ch</strong>en<br />

Bitten Pierres wollte Yolanda ni<strong>ch</strong>ts von Heirat<br />

wissen.<br />

Eines Abends kam Pierre zu ihr und zeigte ihr<br />

einen grossen Stein. Er war sehr s<strong>ch</strong>wer, von<br />

s<strong>ch</strong>wärzli<strong>ch</strong>er Färbung und über und über mit<br />

kleinen Körn<strong>ch</strong>en bedeckt, die glänzten wie<br />

Gold. Pierre hatte den Stein am Fusse des<br />

Rubli gefunden.<br />

S<strong>ch</strong>on seit langer Zeit ging unter den Bewohnern<br />

dieser Gegend leise das Gerü<strong>ch</strong>t, ein<br />

Teil dieses Berges sei aus Gold, und man<strong>ch</strong><br />

einer, der kühn sein Glück versu<strong>ch</strong>en wollte,<br />

hatte in den Abgründen seinen Tod gefunden.<br />

Als Yolanda den Stein sah, begannen ihre<br />

Augen hell zu glänzen; sie fasste Pierre bei er<br />

Hand und flüsterte: "Höre! Wenn du die Goldmine<br />

des Rubli findest, will i<strong>ch</strong> di<strong>ch</strong> heiraten.<br />

Aber nur eine Fee kann dir den Ort zeigen. I<strong>ch</strong><br />

weiss, dass du Feen kennst; ein magis<strong>ch</strong>er<br />

Stein wird sie zwingen, dir zu helfen."<br />

Sie nahm aus einem Käst<strong>ch</strong>en einen Streifen<br />

aus Pergament, der mit blutroten S<strong>ch</strong>riftzei<strong>ch</strong>en<br />

bedeckt war, und hielt ihn ihrem Geliebten hin,<br />

wel<strong>ch</strong>er zutiefst ers<strong>ch</strong>rocken war.<br />

Do<strong>ch</strong> einige Küsse und S<strong>ch</strong>mei<strong>ch</strong>elworte genügten,<br />

ihn zu überzeugen. No<strong>ch</strong> am selben<br />

Abend verliess Pierre, bewaffnet mit<br />

80


einem eisenbes<strong>ch</strong>lagenen Stock, La Verda und<br />

ma<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> auf den Weg zu jenen Felsen, bei<br />

denen si<strong>ch</strong> die Höhle der Feen befand. Als er in<br />

ihre Nähe kam, entzündete er eine Fackel und<br />

ging langsam auf den Eingang zu. Er sah zwei<br />

weisse Gestalten vorübers<strong>ch</strong>weben, die ihm<br />

Zei<strong>ch</strong>en gaben, si<strong>ch</strong> zu entfernen. Do<strong>ch</strong> es war<br />

zu spät ...<br />

Kaum hatte Pierre begonnen, die magis<strong>ch</strong>e<br />

Formel zu spre<strong>ch</strong>en, als der Berg zu beben begann.<br />

Der Feenfelsen wankte hin und her,<br />

immer stärker, und ging s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> mit kra<strong>ch</strong>endem<br />

Getöse auf die grüne Weide nieder.<br />

Am anderen Morgen war La Verda nur no<strong>ch</strong><br />

eine Steinwüste; von Pierre, dem waghalsigen<br />

Hirten, fand man keine Spur. Nur sein eisenbes<strong>ch</strong>lagener<br />

Stock wurde entdeckt, und daneben<br />

hatte jemand die Worte ges<strong>ch</strong>rieben: "Niemand<br />

wird den S<strong>ch</strong>atz des Rubli je finden.“<br />

Die sieben Kammern des Teufels<br />

Man erzählt si<strong>ch</strong>, dass am Weihna<strong>ch</strong>tsabend<br />

während der Mitterna<strong>ch</strong>tsmesse, kaum hat der<br />

Priester die Eingangsworte gespro<strong>ch</strong>en, si<strong>ch</strong><br />

vor dem Kir<strong>ch</strong>enportal der Boden öffnet und der<br />

Teufel ers<strong>ch</strong>eint.<br />

Wenn jemand hier vorüber kommt, lädt Satan<br />

ihn ein, in seine Höhle hinabzusteigen; lauthals<br />

erzählt er, dass si<strong>ch</strong> in dieser Höhle sieben<br />

Kammern befänden, eine über der anderen. In<br />

der obersten häuften si<strong>ch</strong> Barren aus Silber, die<br />

zweite sei voll von grossen Goldstücken, und in<br />

den anderen fände der Glückli<strong>ch</strong>e Berge von<br />

Edelsteinen und Ges<strong>ch</strong>meide.<br />

Der Böse gibt dem, der das Abenteuer versu<strong>ch</strong>en<br />

will, die Erlaubnis, aus den sieben<br />

Kammern mitzunehmen, wona<strong>ch</strong> sein Herz begehrt,<br />

und soviel, als er nur tragen kann ...<br />

Do<strong>ch</strong> eine Bedingung wird gestellt: der<br />

Der Geist der Metalle und Kobolde.<br />

81


Waghalsige muss in jenem Augenblick, wo die<br />

Hostie genommen wird, zurück sein. Wenn er<br />

si<strong>ch</strong> aber zu diesem Zeitpunkt no<strong>ch</strong> im Rei<strong>ch</strong>e<br />

des Höllenfürsten befindet, so ist er dessen<br />

Beute.<br />

Auf dem Friedhof findet man später das Skelett<br />

des Unglückli<strong>ch</strong>en, den die S<strong>ch</strong>ätze des Teufels<br />

die Zeit vergessen liessen.<br />

Heute hat das Gold die Aura des Geheimnisvollen<br />

verloren. Die Goldsu<strong>ch</strong>er müssen ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr gegen s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>e Ungeheuer und feuerspeiende<br />

Dra<strong>ch</strong>en kämpfen, wohl aber gegen<br />

den Amtss<strong>ch</strong>immel der Administration, und die<br />

Zornesausbrü<strong>ch</strong>e der Berggeister und Kobolde<br />

tragen heute den Namen Naturkatastrophen ...<br />

Fee, Hüterin einer Ader.<br />

82


Geographie des<br />

s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Goldes<br />

Basel<br />

Das von Wagner besungene Rheingold ist<br />

keineswegs die Erfindung eines Di<strong>ch</strong>ters.<br />

Hunderte von Goldwäs<strong>ch</strong>ern haben von Waldshut<br />

bis Mannheim an den Ufern des Rheins ihr<br />

tägli<strong>ch</strong>es Brot verdient. Neuli<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />

haben ergeben, dass der Rhein bei<br />

S<strong>ch</strong>affhausen Goldstaub mit si<strong>ch</strong> führt.<br />

Réaumur wies in einem 1718 ers<strong>ch</strong>ienenen<br />

Werk über die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der goldhaltigen<br />

Flüsse und Bä<strong>ch</strong>e Frankrei<strong>ch</strong>s darauf hin, dass<br />

der goldrei<strong>ch</strong>ste Abs<strong>ch</strong>nitt des Rheins zwis<strong>ch</strong>en<br />

St­Louis und Guermesheim liegt. Die Wäs<strong>ch</strong>er<br />

kamen dort auf einen erhebli<strong>ch</strong>en Tageslohn.<br />

Es besteht kaum Zweifel daran, dass au<strong>ch</strong> in<br />

der S<strong>ch</strong>weiz von S<strong>ch</strong>affhausen bis Basel Goldwäs<strong>ch</strong>er<br />

am Rhein tätig waren, do<strong>ch</strong> beri<strong>ch</strong>ten<br />

die ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Quellen ni<strong>ch</strong>ts von ihnen.<br />

Au<strong>ch</strong> in der Birs soll si<strong>ch</strong> Goldstaub finden. Es<br />

heisst ein gewisser Bouvier habe 1771 in der<br />

Nähe von Basel sogar einen Goldklumpen in<br />

der Birs entdeckt.<br />

Freiburg<br />

Der Al<strong>ch</strong>imist des Grafen Mi<strong>ch</strong>el<br />

Im Kanton Freiburg haben wir keine Hinweise<br />

auf Goldvorkommen gefunden. Aber<br />

83


darauf, die Börsen gutgläubiger Mens<strong>ch</strong>en zu<br />

erlei<strong>ch</strong>tern als ihr Vermögen zu vergrössern.<br />

Er traf den Grafen Mi<strong>ch</strong>el in einer Geheimgesells<strong>ch</strong>aft<br />

zu Bourg­en­Bresse und verspra<strong>ch</strong><br />

ihm, gegen eine bes<strong>ch</strong>eidene Gewinnbeteiligung<br />

eine Mas<strong>ch</strong>ine zur Goldherstellung zu<br />

bauen. Als der Graf s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> merkte, dass er<br />

diese Mas<strong>ch</strong>ine nie bekommen würde, wollte er<br />

den S<strong>ch</strong>windler bestrafen. In Genf wurde der Al<strong>ch</strong>imist<br />

s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> verhaftet und wegen Fals<strong>ch</strong>münzerei<br />

vor Geri<strong>ch</strong>t gestellt. Das Urteil lautete<br />

auf Auspeits<strong>ch</strong>ung, Brandmarkung und Landesverweisung.<br />

Studenten des Laboratoriums für Bodens<strong>ch</strong>atzfors<strong>ch</strong>ungen<br />

in Genf. Sie sind dabei, Ans<strong>ch</strong>wemmungen<br />

in ihrer S<strong>ch</strong>leuse zu was<strong>ch</strong>en.<br />

viellei<strong>ch</strong>t wissen die Freiburger, dass<br />

S<strong>ch</strong>weigen Gold ist?<br />

Beim Staudamm von l'Hongrin haben die Überreste<br />

eines Ho<strong>ch</strong>ofens zur Vermutung Anlass<br />

gegeben, dass hier einst eine Goldmine ausgebeutet<br />

wurde. In Wirkli<strong>ch</strong>keit fanden dort nur<br />

einige – übrigens erfolglose – Versu<strong>ch</strong>e statt,<br />

Eisen aus dem Berg zu gewinnen.<br />

Graf Mi<strong>ch</strong>el, der letzte der Herren von Greyerz,<br />

versu<strong>ch</strong>te seine S<strong>ch</strong>ulden dadur<strong>ch</strong> zu tilgen,<br />

dass er einen Al<strong>ch</strong>imisten in seine Dienste<br />

nahm, denn natürli<strong>ch</strong>e Goldvorkommen gab es<br />

in seinem Herrs<strong>ch</strong>aftsgebiet ni<strong>ch</strong>t.<br />

Dieser Al<strong>ch</strong>imist, namens De Laye alias George<br />

Battonat, war eine merkwürdige Gestalt. Er war<br />

eigentli<strong>ch</strong> Arzt, aber seine Kenntnisse waren<br />

ni<strong>ch</strong>t über alle Zweifel erhaben. So su<strong>ch</strong>te er<br />

Fürstenhöfe und S<strong>ch</strong>lösser auf und rühmte si<strong>ch</strong>,<br />

alles über das „Grosse Werk“ zu wissen. In<br />

Wirkli<strong>ch</strong>keit aber verstand er si<strong>ch</strong> bedeutend<br />

besser<br />

Genf<br />

Kleine S<strong>ch</strong>ätze in Ba<strong>ch</strong> und Fluss<br />

Genf ist berühmt für seine Springbrunnen, seine<br />

Kathedrale und seine prä<strong>ch</strong>tigen Promenaden<br />

am Ufer des Sees ... Viellei<strong>ch</strong>t sollte man in den<br />

touristis<strong>ch</strong>en Prospekten au<strong>ch</strong> darauf hinweisen,<br />

dass die meisten Wasserläufe Genfs<br />

Gold mit si<strong>ch</strong> führen. In der Tat haben hier in<br />

früheren Jahrhunderten Generationen von<br />

Goldwäs<strong>ch</strong>ern ihr Handwerk ausgeübt.<br />

In der Rhone und ihren Nebenflüssen wurde si<strong>ch</strong>er<br />

s<strong>ch</strong>on im Altertum na<strong>ch</strong> Gold gesu<strong>ch</strong>t,<br />

do<strong>ch</strong> der erste Beleg stammt aus dem Jahre<br />

1397. Es handelt si<strong>ch</strong> um eine Genehmigung<br />

zum Goldwas<strong>ch</strong>en, die der Burgherr von Gex<br />

gegen die Entri<strong>ch</strong>tung einer jährli<strong>ch</strong>en Gebühr<br />

von zwölf Hellern erteilte. Dieses System kam<br />

zu jener Zeit auf. Je na<strong>ch</strong> Gegend belegte man<br />

die Wäs<strong>ch</strong>er oder die Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>e mit einer<br />

besonderen Steuer. Wer diese ni<strong>ch</strong>t entri<strong>ch</strong>tete,<br />

musste mit einer saftigen Busse re<strong>ch</strong>nen.<br />

Die heute im Wasser versunkenen Inseln<br />

84


Übersi<strong>ch</strong>tskarte der Gebiete, die J. J. Pittard im<br />

Kanton Genf erfors<strong>ch</strong>t hat; an einigen Orten<br />

si<strong>ch</strong>tete er hohe Goldgehalte (siehe S. 87).<br />

von Aire am Zusammenfluss der Arve und der<br />

Rhone sowie die Ufer der Arve im Gebiet von<br />

Champel waren die bevorzugten Stellen der<br />

Goldsu<strong>ch</strong>er.<br />

Gegen 1900 praktizierten die letzten Goldwäs<strong>ch</strong>er<br />

in Carouge ihren Beruf. Sie förderten<br />

tägli<strong>ch</strong> Gold im Wert von drei oder vier Franken;<br />

der allgemeine Anstieg der Löhne liess dieses<br />

Handwerk aber immer weniger lohnend ers<strong>ch</strong>einen,<br />

so dass die Goldwäs<strong>ch</strong>erei eines<br />

Tages endgültig eingestellt wurde.<br />

In den dreissiger Jahren wurden, zuerst vom<br />

"Laboratoire de prospection minière“ der Genfer<br />

Universität und dann von Jean­Jacques Pittard,<br />

die Ans<strong>ch</strong>wemmungen vers<strong>ch</strong>iedener Genfer<br />

Flüsse gründli<strong>ch</strong> und systematis<strong>ch</strong> untersu<strong>ch</strong>t,<br />

um ihren Goldgehalt zu bestimmen.<br />

Wir führen die Ergebnisse dieser Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />

hier in kurzer Form an.<br />

Der Aveyron<br />

„Wir haben tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Gold gefunden, aber nur<br />

in sehr geringen Mengen. Viellei<strong>ch</strong>t haben si<strong>ch</strong><br />

unsere Ahnen dadur<strong>ch</strong> täus<strong>ch</strong>en lassen, dass<br />

Pyrit und Chalkopyrit, ein gelbes Metall, in<br />

diesem Fluss rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> vorkommt."<br />

Les Eaux­Mortes<br />

"Mangels einer geeigneten Ausrüstung mussten<br />

wir uns damit begnügen, die Oberflä<strong>ch</strong>e der Ans<strong>ch</strong>wemmungen<br />

zu untersu<strong>ch</strong>en ...<br />

Wir haben Goldflimmer<strong>ch</strong>en entdeckt, und unserer<br />

Ansi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> könnte ein Versu<strong>ch</strong> mit einer<br />

'S<strong>ch</strong>leuse' (sluice) nützli<strong>ch</strong> sein, denn im Ba<strong>ch</strong><br />

von Crêts, der in den Allan­<br />

85


Aufriss eines Baggers zum Was<strong>ch</strong>en goldhaltiger<br />

Ans<strong>ch</strong>wemmungen. Man wollte diese<br />

Mas<strong>ch</strong>ine in den Kantonen Luzern und Genf<br />

einsetzen. Die zu erwartenden Gewinne hätten<br />

jedo<strong>ch</strong> die dadur<strong>ch</strong> entstandenen Veränderungen<br />

des Lands<strong>ch</strong>aftsbildes ni<strong>ch</strong>t gere<strong>ch</strong>tfertigt.<br />

don mündet und dur<strong>ch</strong> ein ähnli<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>affenes<br />

Gebiet fliesst, haben wir sehr gute Ergebnisse<br />

erzielt<br />

Die Arve<br />

„Unsere Untersu<strong>ch</strong>ungen begannen bei der<br />

Brücke von Scierne, wo der Sand einige kleine<br />

Goldflimmer<strong>ch</strong>en enthielt ... Wir erri<strong>ch</strong>teten eine<br />

'S<strong>ch</strong>leuse' (sluice) und führten sie na<strong>ch</strong> Grange­<br />

Fin bei Vessy ... Das untersu<strong>ch</strong>te Material<br />

stammte aus einem S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>t, den wir in einiger<br />

Entfernung vom Ufer gegraben hatten.<br />

Eindringendes Wasser hinderte uns daran, die<br />

di<strong>ch</strong>te Kiesels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t zu errei<strong>ch</strong>en, deren Vorhandensein<br />

unsere Na<strong>ch</strong>fors<strong>ch</strong>ungen bewiesen<br />

hatten ...<br />

Die obere S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t der Ans<strong>ch</strong>wemmungen enthielt<br />

nur sehr wenig Gold ...“ (Die Arve ist au<strong>ch</strong><br />

bei ihrem Austritt aus dem Glets<strong>ch</strong>er in der Umgebung<br />

von Chamonix goldhaltig.)<br />

86


Aire und Drize<br />

„Die Aire und ihre Nebenflüsse führen im unteren<br />

Teil ihres Stromgebietes dur<strong>ch</strong> eine<br />

Gegend, deren Ans<strong>ch</strong>wemmungen im Verlauf<br />

der Zeit immer neue Veränderungen erfahren<br />

haben. Es ist also damit zu re<strong>ch</strong>nen, dass man<br />

hier einen relativ hohen Prozentsatz von s<strong>ch</strong>weren<br />

Mineralien finden wird.<br />

Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> besteht im Kanton Genf fast die<br />

ganze Bodenoberflä<strong>ch</strong>e aus Material, das die<br />

Glets<strong>ch</strong>er während der Eiszeit aus den Alpen<br />

mitgeführt haben. Es enthält au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>were<br />

Mineralien, unter anderem Gold. Ein Fluss, der<br />

dort sein Bett gräbt, s<strong>ch</strong>wemmt die lei<strong>ch</strong>ten<br />

Bestandteile fort und berei<strong>ch</strong>ert die Ans<strong>ch</strong>wemmungen<br />

mit s<strong>ch</strong>werem Material.<br />

Je länger wir dem Lauf des Flusses folgen,<br />

desto höher wird sein Goldgehalt ... Die Drize<br />

enthält nur oberhalb der Ziegelei von Carouge<br />

erwähnenswerte Goldbestände (0,092 Gramm<br />

pro Kubikmeter); der Goldgehaltnimmt in der<br />

Nähe der Aire zu (0,121 Gramm). Diese weist<br />

an der Stelle, wo sie mit der Arve zusammenfliesst,<br />

einen Goldgehalt von 0,212<br />

Gramm pro Kubikmeter auf...“<br />

Der Allandon<br />

Pittard und seine Mitarbeiter untersu<strong>ch</strong>ten zunä<strong>ch</strong>st<br />

die Oberflä<strong>ch</strong>e des Sandes mit Hilfe<br />

einer "S<strong>ch</strong>leuse“. An einigen Stellen ermittelten<br />

sie einen re<strong>ch</strong>t hohen Goldgehalt (bis zu 3<br />

Gramm pro Kubikmeter) und stellten fest, dass<br />

die unteren S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten der Ans<strong>ch</strong>wemmungen<br />

no<strong>ch</strong> ergiebiger waren. Später gruben sie mit<br />

einer Bohrmas<strong>ch</strong>ine eine Reihe von S<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>ten<br />

und sahen ihre Vermutung, in einigen Metern<br />

Tiefe müsse<br />

es besonders goldrei<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten geben, bestätigt.<br />

„Diese Arbeiten erlauben die S<strong>ch</strong>lussfolgerung,<br />

dass das Gold des Allandon sehr unregelmässig<br />

verteilt ist; es gibt neben rei<strong>ch</strong>en<br />

au<strong>ch</strong> ausgespro<strong>ch</strong>en unergiebige Zonen ...“<br />

Denno<strong>ch</strong> ist der Allandon unseres Wissens der<br />

goldhaltigste Fluss des Kantons Genfs.<br />

Die Rhone<br />

Pittard hat die Ufer der Rhone ni<strong>ch</strong>t untersu<strong>ch</strong>t.<br />

Da in früheren Zeiten die Goldwäs<strong>ch</strong>erei hier<br />

mit Gewinn betrieben wurde, darf man aber mit<br />

dem Vorkommen von Goldflimmern re<strong>ch</strong>nen.<br />

Wir können unseren Lesern nur raten: Versu<strong>ch</strong>en<br />

Sie selbst ihr Glück!<br />

Um zukünftigen Amateurgoldsu<strong>ch</strong>ern ihre Arbeit<br />

zu erlei<strong>ch</strong>tern, nennen wir hier einige Stellen,<br />

wo Jean­Jacques Pittard einen erwähnenswerten<br />

Goldgehalt festgestellt hat. Die<br />

folgenden Werte können allerdings erhebli<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>wankungen unterworfen sein, denn das<br />

Gold ist so launis<strong>ch</strong> wie eine s<strong>ch</strong>öne Frau!<br />

1. Aire, Brücke von Tivoli: 0,218 g/m 3<br />

2. Zusammenfluss von Aire und Arve: 0,212<br />

g/m 3<br />

3. Allandon, 30 Meter oberhalb des Pont Cantonal:<br />

0,410 g/m 3<br />

4. Ruisseau des Crêts (Nebenfluss des Allandon):<br />

0,410 g/m 3<br />

Die Ergebnisse der von Pittard angestellten Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />

veranlasste ein englis<strong>ch</strong>es Unternehmen<br />

1939 zum Versu<strong>ch</strong>, das Genfer Gold<br />

auf industrieller Basis auszubeuten. Do<strong>ch</strong> der<br />

Krieg setzte diesem Projekt ein jähes Ende.<br />

87


1942 interessierte si<strong>ch</strong> eine Gruppe von<br />

Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizern für das Gold des Allandon,<br />

musste ihre Re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>en aber wegen Kapitalmangels<br />

s<strong>ch</strong>on bald einstellen.<br />

Übrigens wären die Erfolgs<strong>ch</strong>ancen sol<strong>ch</strong>er Unternehmungen<br />

ohnehin minim gewesen. Die<br />

Förderung des in den Ans<strong>ch</strong>wemmungen enthaltenen<br />

Goldes ist nämli<strong>ch</strong> mit hohen Kosten<br />

verbunden; es brau<strong>ch</strong>t dazu unter anderem<br />

mä<strong>ch</strong>tige Bagger, die das Gesi<strong>ch</strong>t einer Lands<strong>ch</strong>aft<br />

völlig vers<strong>ch</strong>andeln können. Sol<strong>ch</strong>e Zerstörungen<br />

wären nur in mens<strong>ch</strong>enleeren Gebieten<br />

zu verantworten, und diese gibt es in<br />

Genf ni<strong>ch</strong>t. Wer in den Genfer Flüssen na<strong>ch</strong><br />

Gold su<strong>ch</strong>en will, muss also bes<strong>ch</strong>eidenere Mittel<br />

anwenden.<br />

Eigentli<strong>ch</strong>e Goldminen hat es im Kanton Genf<br />

nie gegeben. Es fehlte aber au<strong>ch</strong> hier ni<strong>ch</strong>t an<br />

S<strong>ch</strong>wärmern, die si<strong>ch</strong> der Illusion hingaben,<br />

eine besonders rei<strong>ch</strong>e Ader entdeckt zu haben.<br />

No<strong>ch</strong> heute sind die Spuren vieler vergebli<strong>ch</strong>er<br />

Grabarbeiten zu sehen.<br />

Die Grotte von Ar<strong>ch</strong>amps (Feengrotte, Salève)<br />

beispielsweise stand im Ruf, grosse Goldvorkommen<br />

zu enthalten. Zahlrei<strong>ch</strong>e Versu<strong>ch</strong>e<br />

wurden unternommen, den S<strong>ch</strong>atz mit Hilfe von<br />

Plänen zu entdecken, die mit geheimnisvollen<br />

Zei<strong>ch</strong>en versehen waren. An einigen Stellen<br />

weisen ziemli<strong>ch</strong> tiefe Aushöhlungen darauf hin,<br />

dass hier einst Goldsu<strong>ch</strong>er am Werk waren,<br />

wel<strong>ch</strong>e die Legende für bare Münze nahmen.<br />

S<strong>ch</strong>on vor langer Zeit su<strong>ch</strong>ten die Genfer Goldwäs<strong>ch</strong>er,<br />

mit dem Ertrag der Gewässer in ihrer<br />

Heimat unzufrieden, im bena<strong>ch</strong>barten Ho<strong>ch</strong>savoyen<br />

Arbeit. Der Fier, der Néphaz und vor<br />

allem der Chéran weisen einen bedeutenden<br />

Goldgehalt auf.<br />

In den Aufzei<strong>ch</strong>nungen eines Savoyer Beamten<br />

aus dem Jahre 1752 heisst es über diese<br />

„Gastarbeiter“:<br />

"Einige Individuen aus Genf dringen na<strong>ch</strong>ts<br />

Stäub<strong>ch</strong>en oder Flimmer aus Ans<strong>ch</strong>wemmungen<br />

in Kalifornien. Bei uns sind sie im allgemeinen<br />

feiner und fla<strong>ch</strong>er.<br />

mit Fackeln in die Grotte von Bange ein, um<br />

dort na<strong>ch</strong> Gold zu su<strong>ch</strong>en. Es brau<strong>ch</strong>t sehr viel<br />

Verwegenheit, um si<strong>ch</strong> in diesen düsteren<br />

S<strong>ch</strong>lund zu wagen.“<br />

Die am Ufer des Chéran liegenden Höhlen<br />

bergen tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> goldhaltigen Sand, der dur<strong>ch</strong><br />

das eindringende Wasser anges<strong>ch</strong>wemmt<br />

worden ist. Gegen 1920 wurde die Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />

am Chéran eingestellt.<br />

In der Umgebung von Servoz (ebenfalls in<br />

Ho<strong>ch</strong>savoyen) gibt es Goldvorkommen in den<br />

ehemaligen Blei­ und Kupferminen. Goldkörner<br />

sind au<strong>ch</strong> in der Nähe von Argentière gefunden<br />

worden.<br />

Wer in Genf und Umgebung auf Goldsu<strong>ch</strong>e<br />

geht, hat also keine S<strong>ch</strong>wierigkeiten, einige<br />

Flimmer<strong>ch</strong>en zu finden. Der<br />

unternehmungslustige Amateurgoldwäs<strong>ch</strong>er,<br />

der si<strong>ch</strong> in Stiefeln und mit aufgekrempelten<br />

Ärmeln ans Werk ma<strong>ch</strong>t, die Grundlagen der<br />

Goldwäs<strong>ch</strong>erei lernt und si<strong>ch</strong> einen Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong><br />

zimmert, kann gewiss sein, dass si<strong>ch</strong> der Beutel,<br />

den er na<strong>ch</strong> alter Tradition um den Hals gehängt<br />

hat, langsam aber si­<br />

88


<strong>ch</strong>er mit dem begehrten gelben Metall füllen<br />

wird. Wer aber davon träumt, mit der Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />

seinen Lebensunterhalt zu verdienen<br />

oder sogar ein Vermögen zu erwerben, der sei<br />

gewarnt: "Das Gold ist allzu sehr mit Sand<br />

vermengt, und der Sand enthält zu wenig Gold.“<br />

Keiner der Goldwäs<strong>ch</strong>er früherer Zeiten ist, soweit<br />

man weiss, zu grossem Rei<strong>ch</strong>tum gekommen;<br />

ihrem Handwerk haftete sogar der Ruf an,<br />

es werde von armen S<strong>ch</strong>luckern ausgeübt, die<br />

nie auf einen grünen Zweig kämen.<br />

Natürli<strong>ch</strong> dürfen wir, genau wie unsere Vorfahren,<br />

an Wunder glauben. In der Gegend von<br />

Gex glaubte man, man<strong>ch</strong>e Fis<strong>ch</strong>e seien erpi<strong>ch</strong>t<br />

auf Goldstaub, und diese köstli<strong>ch</strong>e Nahrung<br />

ma<strong>ch</strong>e ihr Fleis<strong>ch</strong> besonders s<strong>ch</strong>mackhaft.<br />

Wenn Sie, lieber Leser, also eine Forelle aus<br />

dem Allandon verspeisen, untersu<strong>ch</strong>en sie ihre<br />

Gräten aufmerksam: Sie könnten aus Gold sein<br />

...<br />

Graubünden<br />

Die Mine „Goldene Sonne", das berühmte Goldkorn<br />

vom Val Mesolcina, die zahlrei<strong>ch</strong>en Goldfunde,<br />

die man auf seinem Territorium (vor<br />

allem auf dem Lukmanier) gema<strong>ch</strong>t hat – dies<br />

alles hat dem Kanton den Ruf eines Kalifornien<br />

in Miniaturformat eingetragen.<br />

Es heisst, vor sehr langer Zeit sei eine Goldader<br />

auf den Hängen des Parpaner Rothorns<br />

(oberhalb Lenzerheide) entdeckt worden; man<br />

habe das kostbare Metall in Holzs<strong>ch</strong>alen gesammelt,<br />

und jede Wo<strong>ch</strong>e habe ein langer<br />

Maultierzug das Gold na<strong>ch</strong> Plurs im Bergell gebra<strong>ch</strong>t.<br />

1618 begrub eine gewaltige Steinlawine<br />

die wunderbare Ader mitsamt dem Dorf unter<br />

si<strong>ch</strong>.<br />

Goldtransport über die Alpen (15. Jahrhundert).<br />

Unser Land hat zu allen Zeiten das gelbe Metall<br />

importiert und sogar, man<strong>ch</strong>mal allerdings unfreiwillig,<br />

exportiert.<br />

Der "Denarius aureus“, den die Abtei von Muri<br />

dem Papst als Abgabe zahlte, stammte aus Ans<strong>ch</strong>wemmungen<br />

der Reuss. 1570 gestattete die<br />

Luzerner Regierung zwei Salzburger Goldwäs<strong>ch</strong>ern,<br />

auf ihrem Gebiet zu arbeiten. Obwohl<br />

Gold nur dem Staat verkauft werden durfte,<br />

kehrten sie damit na<strong>ch</strong> Hause zurück.<br />

Das von ausländis<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aften ausgebeutete<br />

Erz wurde im Ausland verarbeitet und<br />

gehandelt.<br />

89


und Maienfeld, wurde die Goldwäs<strong>ch</strong>erei aktiv<br />

betrieben.<br />

In den letzten fünfzig Jahren hat man Gold au<strong>ch</strong><br />

auf der Rescignana­Alp (bei Roveredo im<br />

Misox), im Pus<strong>ch</strong>lav und in Sedrun gefunden,<br />

wo der Strahler A. Cavegn goldhaltigen Quarz<br />

entdeckt hat.<br />

Napf<br />

Karte der goldhaltigen Wasserläufe im Napfgebiet.<br />

Trotz zahlrei<strong>ch</strong>er Na<strong>ch</strong>fors<strong>ch</strong>ungen hat man<br />

seither nie wieder Gold auf dem Parpaner Rothorn<br />

entdeckt.<br />

Diese Legende s<strong>ch</strong>eint einen wahren Kern aufzuweisen.<br />

Lawinen gibt es in dieser Gegend<br />

häufig, und alte Dokumente künden von Metallminen,<br />

deren Spuren man heute no<strong>ch</strong> sehen<br />

kann. Silber, Kupfer und Eisen sind auf dem<br />

Parpaner Rothorn gefördert worden, und die<br />

Phantasie des Volkes hat hier wie anderswo<br />

no<strong>ch</strong> rei<strong>ch</strong>e Goldadern hinzu gezaubert.<br />

Aber wer weiss ... Viellei<strong>ch</strong>t wird es eines Tages<br />

einem Glückspilz bes<strong>ch</strong>ieden sein, ganz unerwartet<br />

auf die wunderbare Ader zu stossen ...<br />

An den Ufern des Rheins, zwis<strong>ch</strong>en Chur<br />

Das Napfmassiv, dessen westli<strong>ch</strong>er Teil zum<br />

Kanton Bern gehört, während der östli<strong>ch</strong>e auf<br />

Luzerner Gebiet liegt, enthält Goldvorkommen<br />

im Wert von mehreren Millionen Franken. Wie<br />

wir bereits gesehen haben, wurde die Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />

an den Wasserläufen des Napfgebiets<br />

während der vergangenen Jahrhunderte aktiv<br />

betrieben, besonders zwis<strong>ch</strong>en 1600 und 1800.<br />

Die letzten bekannten Berner Goldwäs<strong>ch</strong>er<br />

waren diejenigen von Sumiswald und Wasen,<br />

die gegen 1890 am Ufer der Grüne ihrer Arbeit<br />

na<strong>ch</strong>gingen. No<strong>ch</strong> zu Beginn unseres Jahrhunderts<br />

wurde in Wolhusen ein Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong><br />

betrieben. 1939 untersu<strong>ch</strong>te eine englis<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft das Napfgebiet<br />

systematis<strong>ch</strong> im Hinblick auf eine eventuelle<br />

Ausbeutung auf industrieller Basis; in den vierziger<br />

Jahren interessierten si<strong>ch</strong> die für den<br />

Bergbau zuständigen Regierungskreise dafür,<br />

da sie hier eine Chance zur Bes<strong>ch</strong>äftigung von<br />

Arbeitslosen sah.<br />

Die Untersu<strong>ch</strong>ungen führten zum Ergebnis,<br />

dass das Napfgebiet zwar an vielen Stellen beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />

Goldvorkommen enthält, ihre Ausbeutung<br />

aber mit enormen Kosten verbunden<br />

wäre und zu einer ni<strong>ch</strong>t zu verantwortenden<br />

Vers<strong>ch</strong>andelung der Lands<strong>ch</strong>aft führen würde.<br />

In dieser Gegend ist seit einigen Jahren ein<br />

Phänomen zu beoba<strong>ch</strong>ten, das für die<br />

90


S<strong>ch</strong>weiz einzigartig ist: Eine neue Generation<br />

von Goldsu<strong>ch</strong>ern bri<strong>ch</strong>t zu dem auf, was wir als<br />

"heute no<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>es Abenteuer“ bezei<strong>ch</strong>net<br />

haben.<br />

1969 bes<strong>ch</strong>rieb ein Mitglied der kurz zuvor gegründeten<br />

Goldsu<strong>ch</strong>ergesells<strong>ch</strong>aft von Willisau<br />

in einem Artikel deren erste Expeditionen ins<br />

Fontannental; darin wurde von kleinen Erfolgen,<br />

aber au<strong>ch</strong> von der skeptis<strong>ch</strong>en Haltung der ansässigen<br />

Bevölkerung beri<strong>ch</strong>tet, für wel<strong>ch</strong>e die<br />

S<strong>ch</strong>ätze des Napfgebietes ni<strong>ch</strong>ts anderes als<br />

eine unterhaltsame Legende sind.<br />

Die Aktivitäten dieser kurzlebigen Gesells<strong>ch</strong>aft,<br />

die auf Vors<strong>ch</strong>lag eines Geologiestudenten gegründet<br />

worden war und nur etwa zehn Mitglieder<br />

zählte, bildeten den Auftakt zu einem regelre<strong>ch</strong>ten<br />

Goldraus<strong>ch</strong>, der si<strong>ch</strong> seit einigen Jahren<br />

abzei<strong>ch</strong>net: jeden Sommer treten neue<br />

Goldsu<strong>ch</strong>er in Ers<strong>ch</strong>einung.<br />

Gegenwärtig organisiert das Amt für Tourismus<br />

im Entlebu<strong>ch</strong> sogar Goldwäs<strong>ch</strong>erei­Ausflüge,<br />

die si<strong>ch</strong> bei deuts<strong>ch</strong>en Touristen wa<strong>ch</strong>sender<br />

Beliebtheit erfreuen (Auskünfte vermittelt Herr<br />

Oskar Marti, Hotel "Drei Könige", Entlebu<strong>ch</strong>).<br />

Lassen wir zwei Wissens<strong>ch</strong>aftler zu Wort kommen,<br />

die im Napfgebiet als Goldwäs<strong>ch</strong>er tätig<br />

waren:<br />

K. S<strong>ch</strong>mid (1967­1970): "Die Analysen<br />

ergaben, dass die Wasserläufe im nördli<strong>ch</strong>en<br />

Napfgebiet heute, im Gegensatz zu früheren<br />

Zeiten, keineswegs mehr ergiebig sind. Ihre Regulierung,<br />

die Dämme und andere künstli<strong>ch</strong>e<br />

Eingriffe verhindern die Bildung genügend<br />

grosser goldhaltiger Ans<strong>ch</strong>wemmungen. Nur in<br />

den von Mens<strong>ch</strong>enhand unberührten Wildbä<strong>ch</strong>en<br />

kann ein Goldwäs<strong>ch</strong>er, der über die notwendige<br />

Geduld verfügt, no<strong>ch</strong> auf Erfolg hoffen<br />

... “<br />

R. Villiger (1974­1976): "Ohne aus dieser<br />

Gegend zu stammen, ohne besondere Fä­<br />

Die Goldmine im Napfgebiet. Eine Seilbahn,<br />

lange Stollen – do<strong>ch</strong> die sagenhafte Goldquelle<br />

wurde no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t entdeckt.<br />

higkeiten für den Goldwäs<strong>ch</strong>erberuf zu besitzen<br />

und ohne Quecksilber als Hilfsmittel zu<br />

benutzen, haben Herr Rawyler und i<strong>ch</strong> in<br />

zwanzig Tagen einen dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en Tagesertrag<br />

von 0,3 g Gold errei<strong>ch</strong>t. Hätten wir ohne<br />

die Hilfe unserer Frauen und Kinder dreihundert<br />

Tage lang gearbeitet, wären wir also ni<strong>ch</strong>t auf<br />

das im 18. Jahrhundert notwendige Minimum<br />

von 126 g pro Jahr gekommen. Aber dies wird<br />

uns ni<strong>ch</strong>t daran hindern, mit unserer Arbeit weiterzufahren,<br />

denn wer weiss, s<strong>ch</strong>on die nä<strong>ch</strong>ste<br />

Flussbiegung ... “<br />

91


Im Entlebu<strong>ch</strong> su<strong>ch</strong>t eine kleine S<strong>ch</strong>ar unermüdli<strong>ch</strong>er<br />

Idealisten an einer geheimgehaltenen<br />

Stelle na<strong>ch</strong> Gold. Na<strong>ch</strong> den Angaben eines alten<br />

Mannes aus jener Gegend, der si<strong>ch</strong> seinerseits<br />

auf einen Pendelexperten berief, befindet<br />

si<strong>ch</strong> dort die berühmte Quelle des Napfgoldes,<br />

na<strong>ch</strong> der s<strong>ch</strong>on so oft vergebli<strong>ch</strong> gesu<strong>ch</strong>t<br />

worden ist. Wo<strong>ch</strong>enende für Wo<strong>ch</strong>enende<br />

treiben die Mitglieder dieser Gruppe mit einem<br />

Pressluftbohrer Lö<strong>ch</strong>er in die Felsen; sie haben<br />

ein Barackenlager und sogar eine kleine<br />

Seilbahn erri<strong>ch</strong>tet. Na<strong>ch</strong> letzten Beri<strong>ch</strong>ten war<br />

bislang alle Mühe vergebens, aber die Arbeit<br />

geht unverdrossen weiter.<br />

Neuenburg<br />

Geologis<strong>ch</strong> gesehen spri<strong>ch</strong>t im Jura alles gegen<br />

das Vorhandensein von Goldadern, und die Bemühungen<br />

der Goldgräber sind in der Tat<br />

fru<strong>ch</strong>tlos geblieben. Die Neuenburger können<br />

also das Gold, das sie zur Herstellung ihrer Uhren<br />

brau<strong>ch</strong>en, ni<strong>ch</strong>t in ihrem eigenen Kanton<br />

fördern.<br />

Allerdings soll man in der Areuse kleinere<br />

Mengen Gold gefunden haben, und gegen Ende<br />

des 17. Jahrhunderts wurde eine Genehmigung<br />

zum Goldwas<strong>ch</strong>en im Val­de Ruz erteilt.<br />

Wir wissen ni<strong>ch</strong>ts über den Goldgehalt dieser<br />

Wasserläufe; viellei<strong>ch</strong>t würde eine Untersu<strong>ch</strong>ung<br />

zu überras<strong>ch</strong>enden Ergebnissen führen.<br />

1968 fand A. Frey, als er am Ufer des Neuenburgersees<br />

im Sand na<strong>ch</strong> Kristallen su<strong>ch</strong>te, ein<br />

Goldkörn<strong>ch</strong>en. Zufall? Hatte hier einst eine enttäus<strong>ch</strong>te<br />

Braut ihren Goldring in die Fluten geworfen,<br />

der dann im Lauf der Zeit vom Sand<br />

zerrieben wurde? Oder stammte das Goldkörn<strong>ch</strong>en<br />

von einem versunkenen S<strong>ch</strong>atz? Viellei<strong>ch</strong>t<br />

Ein Goldblätt<strong>ch</strong>en aus dem Neuenburgersee<br />

(90fa<strong>ch</strong> vergrössert).<br />

wird uns die Zukunft eine Antwort auf diese<br />

Fragen geben.<br />

Au<strong>ch</strong> am Ufer des Doubs haben einst Goldwäs<strong>ch</strong>er<br />

gearbeitet, aber unterhalb von<br />

Montbéliard ...<br />

Wallis<br />

Farinet ist zweifellos der berühmteste s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />

Goldsu<strong>ch</strong>er. Wir werden hier ni<strong>ch</strong>t auf<br />

seine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zurückkommen, die C.­F. Ramuz<br />

in einer seiner Erzählungen ges<strong>ch</strong>ildert<br />

hat.<br />

Wir gehen aber von der Annahme aus, dass<br />

seine berühmte Ader oberhalb von Mièges<br />

immer no<strong>ch</strong> eines neuen Entdeckers harrt.<br />

Man glaubte lange, im Massiv des Mont Ruan<br />

und demjenigen der Dents Blan<strong>ch</strong>es sowie in<br />

der Gegend des Col de Cou gebe es Goldvorkommen.<br />

Zahlrei<strong>ch</strong>e Wüns<strong>ch</strong>elrutengänger<br />

ma<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> in diesen Gebie­<br />

92


ten auf die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> dem gelben Metall und<br />

erweckten bei vielen Mens<strong>ch</strong>en Hoffnungen, die<br />

allerdings bitter enttäus<strong>ch</strong>t wurden. Die S<strong>ch</strong>ürfungen<br />

ergaben nämli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t den geringsten<br />

Hinweis auf Gold und wurden deshalb s<strong>ch</strong>on<br />

bald eingestellt.<br />

Der Monte Rosa, von dem die wi<strong>ch</strong>tigsten<br />

Goldadern in diesem Teil der Alpen ihren Ausgang<br />

nehmen, s<strong>ch</strong>eint aus irgendeinem Grund<br />

nur den Mens<strong>ch</strong>en des Südens freundli<strong>ch</strong><br />

gesinnt zu sein. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> liegen die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Minen von Gondo und Astano sowie<br />

die italienis<strong>ch</strong>en Minen von Alagna,<br />

Macugnaga, Brusson und Fobello allesamt am<br />

Südhang der Alpen.<br />

Goldspuren wurden au<strong>ch</strong> in den ehemaligen<br />

Kupferminen des Val d'Anniviers entdeckt, vor<br />

allem in denjenigen, wel<strong>ch</strong>e die<br />

Karte des Goldvorkommens von Salanfe. Die<br />

Mine von Cocorier, neben Evionnaz, enthält<br />

Kupfer.<br />

93


Aufriss einer mit Holz verkleideten Mine. In den<br />

stillgelegten Minen sind die Balken oft mors<strong>ch</strong><br />

und können beim geringsten Lärm einstürzen.<br />

Es ist deshalb sehr gefährli<strong>ch</strong>, alte Minen zu<br />

besi<strong>ch</strong>tigen.<br />

Namen "Les moulins de Saint­Luc“, "Barma“<br />

und „Tignousa“ tragen.<br />

Angesi<strong>ch</strong>ts der Grösse der Alpen ist es wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>,<br />

dass es no<strong>ch</strong> mehr Goldvorkommen<br />

gibt, aber sie sind bisher verborgen geblieben.<br />

Waadt<br />

Trotz ihrer spri<strong>ch</strong>wörtli<strong>ch</strong>en Gemütli<strong>ch</strong>keit waren<br />

die Waadtländer einst eifrige Goldsu<strong>ch</strong>er; vor<br />

allem aber bra<strong>ch</strong>en sie alle Rekorde im Wühlen<br />

an unergiebigen Stellen. Gar man<strong>ch</strong>e kühne Expedition<br />

wurde bei einem Krug Weisswein geplant.<br />

Die Sonne, wel<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> den alten Vorstellungen<br />

die Goldadern ges<strong>ch</strong>affen hat,<br />

s<strong>ch</strong>enkt den Waadtländern ja au<strong>ch</strong> diesen köstli<strong>ch</strong>en<br />

Trunk, der es ihnen ebenso lei<strong>ch</strong>t ma<strong>ch</strong>t, an das<br />

Vorhandensein eines Eldorado irgendwo im<br />

Boden ihrer Heimat zu glauben, wie er den<br />

Widerstand spröder Damen dahin s<strong>ch</strong>melzen<br />

lässt.<br />

Wie wir gesehen haben, waren der Dent de<br />

Vaulion und die Felsen von Naye das bevorzugte<br />

Ziel der Goldsu<strong>ch</strong>er. Etli<strong>ch</strong>e andere Berge<br />

und Grotten sind mit der Erinnerung an<br />

mühsame Grabarbeiten und goldene Träume<br />

verknüpft, die s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> im Sande verliefen.<br />

Am Fuss des Rubli oberhalb von Rougemont<br />

löste ein Pyrit, den ein Jäger gefunden hatte,<br />

einen regelre<strong>ch</strong>ten Goldraus<strong>ch</strong> aus; ähnli<strong>ch</strong>es<br />

trug si<strong>ch</strong> in der Gegend des Sees von Chamossaire<br />

zu.<br />

Im Vallée de Joux, auf dem Territorium der Gemeinde<br />

von Chenit, su<strong>ch</strong>ten einst Offiziere der<br />

napoleonis<strong>ch</strong>en Armee in den Grotten na<strong>ch</strong><br />

einer Goldader, aber es verlautet ni<strong>ch</strong>ts davon,<br />

dass sie je au<strong>ch</strong> nur ein einziges Goldkörn<strong>ch</strong>en<br />

gefunden hätten.<br />

1958 wurde beim See von Bretaye zwei Unternehmern<br />

eine S<strong>ch</strong>ürfgenehmigung erteilt. Der<br />

Goldstaub, den die Bergleute in mühsamer<br />

Arbeit förderten, war dann ganze 28 Franken<br />

wert!<br />

94


Dies ist das einzige waadtländis<strong>ch</strong>e Gold, das<br />

man na<strong>ch</strong>weisli<strong>ch</strong> gefunden hat. Zwis<strong>ch</strong>en<br />

Phantasie und herber Wirkli<strong>ch</strong>keit klafft also ein<br />

tiefer Abgrund.<br />

Solothurn<br />

In der Gegend von Olten und Solothurn, am<br />

Ufer der Aare, wurde früher Gold gewas<strong>ch</strong>en.<br />

Die erste Genehmigung wurde 1457 einem gewissen<br />

Bendi<strong>ch</strong>t Blumenberg erteilt.<br />

Der Goldgehalt der Ans<strong>ch</strong>wemmungen der Aare<br />

ist ni<strong>ch</strong>t bekannt. Die Tatsa<strong>ch</strong>e aber, dass es zu<br />

Streitigkeiten zwis<strong>ch</strong>en den Goldwäs<strong>ch</strong>ern kam<br />

und dass die Behörden 1523 ihren Anspru<strong>ch</strong><br />

auf die Überwa<strong>ch</strong>ung sämtli<strong>ch</strong>er Goldfunde bekräftigten,<br />

lässt darauf s<strong>ch</strong>liessen, dass diese<br />

keinesfalls unbedeutend waren. Gegen 1820<br />

stellte ein gewisser Frei aus Olten 60 Arbeiter<br />

an, die in einer grossen Wäs<strong>ch</strong>erei bes<strong>ch</strong>äftigt<br />

wurden. Über den Ertrag wissen wir ni<strong>ch</strong>ts.<br />

Die letzte Genehmigung zum Goldsu<strong>ch</strong>en<br />

wurde in Solothurn im Jahre 1862 erteilt.<br />

Zu diesem Thema s<strong>ch</strong>reibt eine Solothurner<br />

Tageszeitung jener Zeit: „Wer eine Goldmine<br />

von kalifornis<strong>ch</strong>en Typus sehen mö<strong>ch</strong>te, soll<br />

si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Bella<strong>ch</strong> zum Geisslo<strong>ch</strong> begeben. Herr<br />

F. Kaufmann aus Solothurn, der bekanntli<strong>ch</strong> in<br />

Kalifornien grosse Goldmengen gefunden hat,<br />

ist au<strong>ch</strong> bei uns auf ein Goldlager gestossen.<br />

Die ersten Ergebnisse der S<strong>ch</strong>ürfarbeiten erlauben<br />

es, die Arbeiter gebührend zu bezahlen.<br />

Das Gold tritt in Form von Flimmer<strong>ch</strong>en auf, die<br />

einen Dur<strong>ch</strong>messer von bis zu 3 mm aufweisen.<br />

Leider ers<strong>ch</strong>wert die Lage der Mine das<br />

Was<strong>ch</strong>en und beeinträ<strong>ch</strong>tigt die Rentabilität des<br />

Unternehmens.“<br />

Bella<strong>ch</strong> liegt ausserhalb des Stromgebiets<br />

goldhaltiger Flüsse wie der Aare und Emme,<br />

und die Entdeckung Kaufmanns ist deshalb<br />

sehr überras<strong>ch</strong>end. Übrigens war die Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />

an dieser Stelle so unrentabel, dass sie<br />

bald wieder aufgegeben werden musste.<br />

Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> war Kaufmann auf eine kleine<br />

Konzentration goldhaltigen Gesteins gestossen,<br />

wie es sie in diesem einst von den Glets<strong>ch</strong>ern<br />

mitgeführten Boden vereinzelt gibt. Sein in Kalifornien<br />

ges<strong>ch</strong>ultes Auge hatte darin den Beweis<br />

für ein grosses Goldlager erblickt.<br />

Andere vertraten eine gewagtere Hypothese.<br />

Sie meinten, Kaufmann habe seinen Ruf als erfolgrei<strong>ch</strong>er<br />

Goldgräber dazu benutzt, um in unredli<strong>ch</strong>er<br />

Absi<strong>ch</strong>t einen sensationellen Fund<br />

vorzutäus<strong>ch</strong>en. In der Tat existieren Belege dafür,<br />

dass die Regierung neben der Kaufmann<br />

erteilten Genehmigung zum Goldsu<strong>ch</strong>en in Bella<strong>ch</strong><br />

no<strong>ch</strong> eine Bewilligung für den Rest des<br />

Kantons erteilt hat, und zwar an einen A. Tugginer.<br />

Dieser stammte aus einer rei<strong>ch</strong>en Familie<br />

und hatte ein Vermögen geerbt. Er besass ein<br />

S<strong>ch</strong>loss in der Nähe des berühmten Geisslo<strong>ch</strong>s.<br />

Sein plötzli<strong>ch</strong>es Interesse für die Bodens<strong>ch</strong>ätze<br />

Solothurns ging zweifellos auf die<br />

Entdeckungen Kaufmanns zurück. Tugginer war<br />

ein launis<strong>ch</strong>er und vers<strong>ch</strong>wenderis<strong>ch</strong>er Mens<strong>ch</strong>,<br />

der seine Familie bald darauf in den Ruin trieb,<br />

und es wäre denkbar, dass der berühmte amerikanis<strong>ch</strong>e<br />

Goldsu<strong>ch</strong>er seine solothurnis<strong>ch</strong>e<br />

"Mine“ mit einigen Goldflimmer<strong>ch</strong>en aus Übersee<br />

berei<strong>ch</strong>erte, um dem verhassten Tugginer<br />

einen Strei<strong>ch</strong> zu spielen.<br />

Ein unerklärli<strong>ch</strong>es und in seinen Folgen verheerendes<br />

Goldfieber hat au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> andere Solothurner<br />

befallen.<br />

Zwis<strong>ch</strong>en 1830 und 1850 su<strong>ch</strong>ten die Einwohner<br />

von Wiesen vergebli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> einer<br />

Goldader. Die Kosten des Unternehmens<br />

95


sollen si<strong>ch</strong> auf 15 000 Franken belaufen haben.<br />

1931 grub man bei Kestenholz auf Rat eines<br />

Wüns<strong>ch</strong>elrutengängers ein Lo<strong>ch</strong> von ni<strong>ch</strong>t<br />

weniger als 15 in Tiefe. Do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> hier galt:<br />

Ausser Spesen ni<strong>ch</strong>ts gewesen ...<br />

Tessin<br />

Der Ticino führt zwar Goldstaub mit si<strong>ch</strong>, aber<br />

nur kurz na<strong>ch</strong> seinem Austritt aus dem Lago<br />

Maggiore; das Dorado der S<strong>ch</strong>muggler ist also<br />

keineswegs au<strong>ch</strong> das der Goldgräber. Hingegen<br />

gibt es an vers<strong>ch</strong>iedenen Stellen goldhaltiges<br />

Erz.<br />

Im Malcantone, einige Kilometer von der Mine<br />

von Astano entfernt, liegt diejenige von<br />

Miglieglia, die angebli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on den alten Römern<br />

bekannt war. Im 14.Jahrhundert wurde<br />

dort während kurzer Zeit na<strong>ch</strong> Gold gegraben.<br />

Au<strong>ch</strong> im Val Bavona finden si<strong>ch</strong> Spuren von<br />

Gold.<br />

Wenn Sie im Tessin ni<strong>ch</strong>t zu Rei<strong>ch</strong>tümern gelangen,<br />

so werfen Sie ihre Hacke ni<strong>ch</strong>t etwa<br />

fort, sondern versu<strong>ch</strong>en Sie Ihr Glück 499 Meter<br />

vom Südeingang des Gotthardtunnels entfernt<br />

... 1873 ist man hier nämli<strong>ch</strong> auf eine Gold­ und<br />

Silberader gestossen.<br />

Im bena<strong>ch</strong>barten Italien findet si<strong>ch</strong> Gold in den<br />

ehemaligen Blei­ und Kupferminen von Brizio<br />

und Induno Ollona (bei Varese) sowie bei Puria<br />

im Val Solda.<br />

Astano: die Einri<strong>ch</strong>tung für die Bearbeitung des<br />

Erzes.<br />

Die wi<strong>ch</strong>tigsten goldhaltigen<br />

Wasserläufe der S<strong>ch</strong>weiz<br />

Deuts<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>weiz<br />

Aare, besonders zwis<strong>ch</strong>en Solothurn und<br />

Brugg, Birs, Emme, kleine Emme, Lu­<br />

thern, Reuss, Rhein zwis<strong>ch</strong>en Chur und Maienfeld<br />

und von Konstanz bis Basel, sowie natürli<strong>ch</strong><br />

ihre Nebenflüsse und die Wasserläufe des<br />

Napfgebiets.<br />

Französis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>weiz<br />

Aire, Allandon, Areuse, Birs, Doubs, Drize,<br />

Rhone unterhalb von Genf, Gewässer des Val<br />

de Ruz.<br />

96


Bibliographie<br />

Ackermann F.<br />

Goldgräber su<strong>ch</strong>en im Napfgebiet na<strong>ch</strong> dem<br />

wertvollen Edelmetall. "Der Entlebu<strong>ch</strong>er“, Nr. 81,<br />

Oktober 1977.<br />

Agricola<br />

"De re metallica» liber octavus. Basel 1556.<br />

Ameilhon H.<br />

Premier mémoire sur la métallurgie des anciens.<br />

Exploitation des mines d'or. Mémoire de<br />

litt. de l'Acad. des inscriptions et belles­lettres, t.<br />

46. Paris 1793.<br />

Bertogliatti F.<br />

Profilo storico di Sessa, 1942.<br />

Bä<strong>ch</strong>tiger K.<br />

Die alte Goldmine «Goldene Sonne» am Calanda<br />

(Kt. Graubünden) und der gegenwärtige<br />

Stand ihrer Erfors<strong>ch</strong>ung. "S<strong>ch</strong>weizer Strahler“.<br />

Bouvier J.­P.<br />

Légendes valaisannes d'après les "Walliser<br />

Sagen“ de la Société d'histoire du Haut­Valais.<br />

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Ceresole A.<br />

Légendes des Alpes vaudoises. Payot Lausanne<br />

1921.<br />

Daubrée A.<br />

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du Rhin. "Bulletin de la Société géologique<br />

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La génération des minéraux métalliques dans la<br />

pratique du Moyen Age, d'après le «Bergbü<strong>ch</strong>lein».<br />

„Journal des savants“, Jahrgang 1890.<br />

97


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Über das Vorkommen des Goldes in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz. "Berg. u. Hüttenmännis<strong>ch</strong>e Ztg. 18<br />

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Gueymard N.<br />

Notice sur la géologie et minéralogie du Simplon<br />

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renferme. "Journal des mines“, 1814.<br />

Gysin M.<br />

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géologie de la Suisse, série Géote<strong>ch</strong>.“, 15,<br />

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Über den Goldfund im Gotthard­Tunnel vom<br />

Jahre 1873. "Bull. suisse de minéral. et<br />

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L'Or. Vuibert et Nany Ed., Paris 1907.<br />

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Zur Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Ausbeutung Solothurnis<strong>ch</strong>er<br />

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Kir<strong>ch</strong>meier F.<br />

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Baden­Württemberg, 7, 1965.<br />

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Cher<strong>ch</strong>eurs d'or en France. Coll. Aventure, Ed.<br />

Flammarion, 1976.<br />

Martin P.<br />

Orpailleurs et <strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>eurs d'or de L'Abyme.<br />

Mém. et doc. publiés par l'Acad. salésienne, t.<br />

40, 1919.<br />

Mermet A. (Abbé)<br />

Comment j'opère pour découvrir les sources et<br />

d'autres corps ca<strong>ch</strong>és de près ou de loin. 1931.<br />

Niggli P. / Strohl J.<br />

Zur Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Goldfunde in s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

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Ges. in Züri<strong>ch</strong>“, V, 69, 1924.<br />

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et doc. publiés par la Société d'histoire de la<br />

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aus dem Bell­Blatt", Nr. 2, Juni 1971,<br />

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L'oro nel Ticino. „Rivista delle PTT“, 1952.<br />

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L'or et l'arsenic du Luisin (Valais). „Rev. Polyte<strong>ch</strong>.",<br />

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Une fondation d'une ville au XVII e siècle: Henripolis.<br />

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„Volksho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule“, Jg. 26, 1927.<br />

Sebillot P.<br />

Les travaux publics et les mines dans les<br />

traditions et les superstitions de tous les pays.<br />

Luzerner Vergolder im 16. Jahrhundert. Sie<br />

kauften unter der Hand die Goldstäub<strong>ch</strong>en vom<br />

Napf, deren Reinheit eine Verarbeitung ohne<br />

vorhergehende Reinigung gestattete.<br />

Tonella G.<br />

L'or des Alpes. „Alpes, neige er rock“, 1959, Ed.<br />

Marguerat, Lausanne.<br />

Villiger R. / Rawyler H. J.<br />

Auf den Spuren der alten Goldwäs<strong>ch</strong>er.<br />

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Ist die Goldwäs<strong>ch</strong>erei am Rhein heute gewinnbringend?<br />

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X.<br />

Gold am Parpaner Rothorn. „Bündner Tagblatt",<br />

Nr. 192, Chur, 20. 8. 1969.<br />

Martigniez D. / De Crousaz A.<br />

Dictionnaire historique, géographique et statistique<br />

du canton de Vaud. Lausanne 1867.<br />

Lutz M., traduction<br />

Leres<strong>ch</strong>e J. C.<br />

Dictionnaire géographique et statistique de la<br />

Suisse. Lausanne 1837.<br />

Ein imposanter Stapel mit Standardbarren von<br />

je 12 kg Gewi<strong>ch</strong>t.<br />

100


Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />

Einleitung 7<br />

Der goldene Traum 9<br />

Die Goldwäs<strong>ch</strong>erei 21<br />

Die Minen 35<br />

Die Theorien unserer Vorfahren 53<br />

Ein heute no<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>es Abenteuer 61<br />

Legenden und Volksglaube 75<br />

Geographie des s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Goldes 83<br />

Bibliographie 97<br />

Für ihre freundli<strong>ch</strong>e Mitarbeit danken wir im besonderen:<br />

Fredy Ackermann, Hans Dorsa, Luigi Feregutti, Jürgen Graf, Gérard Lehmann, Dante Pani, Paul­Louis<br />

Pelet, Métaux Precieux S. A., Bernard Renard, Mi<strong>ch</strong>el Sprywa, Jacques Thyraud, Eva Wagner.<br />

Photos und Illustrationen: Pascal Arthur Gonet, Fredy Ackermann, Bell Mas<strong>ch</strong>inenfabrik AG, Bibliothéque<br />

cantonale et universitaire vaudoise, Métaux Precieux S.A., Staatsar<strong>ch</strong>iv Luzern, Edi Stalder.<br />

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