Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Pascal Arthur Gonet wurde 1956 in Lausanne<br />
geboren. Bevor er si<strong>ch</strong> als freier Journalist<br />
betätigte, war er Kunstrestaurator und<br />
besu<strong>ch</strong>te zwei Jahre lang die Kunstakademie<br />
in Florenz. Seine Wissensbegierde und<br />
der Drang, verborgene S<strong>ch</strong>ätze aufzustöbern,<br />
bra<strong>ch</strong>ten ihn auf die Fährte der Goldsu<strong>ch</strong>er<br />
früherer Zeiten. Die Ergebnisse seiner<br />
ausgedehnten Studien haben in diesem<br />
Bu<strong>ch</strong> ihren Nieders<strong>ch</strong>lag gefunden.<br />
Benteli Verlag Bern<br />
2
Pascal Arthur Gonet<br />
Gold<br />
su<strong>ch</strong>er<br />
in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
Ein heute no<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>es Abenteuer!<br />
Benteli Verlag Bern<br />
3
© 1978 Benteli Verlag, 3011 Bern<br />
Die Originalausgabe ist unter dem Titel „Histoires et Actualité<br />
des <strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>eures d'or en Suisse“ bei Editions PierreMarcel<br />
Favre in Lausanne ers<strong>ch</strong>ienen. Bere<strong>ch</strong>tigte Lizenzausgabe für die<br />
S<strong>ch</strong>weiz, Deuts<strong>ch</strong>land und Österrei<strong>ch</strong>: Benteli Verlag Bern.<br />
Deuts<strong>ch</strong>e Übersetzung: Jürgen Graf<br />
Gestaltung, Satz und Druck: Benteli AG Bern<br />
Printed in Switzerland<br />
ISBN 3716502669<br />
4
6<br />
Eine Gruppe von Goldwäs<strong>ch</strong>ern, wie man ihnen,<br />
bis zu Anfang dieses Jahrhunderts an den Ufern<br />
der S<strong>ch</strong>weizer Flüsse begegnen konnte.
Na<strong>ch</strong> Golde drängt,<br />
Am Golde hängt<br />
Do<strong>ch</strong> alles! (Goethe, Faust)<br />
Einleitung<br />
In Neuhelvetien, jenem Teil Kaliforniens also,<br />
den der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Idealist und Abenteurer<br />
Johann August Sutter erworben und dur<strong>ch</strong><br />
unermüdli<strong>ch</strong>e Arbeit in eine Kornkammer verwandelt<br />
hatte, ma<strong>ch</strong>te ein Arbeiter am 24. Januar<br />
1848 eine Entdeckung, die weitrei<strong>ch</strong>ende<br />
Folgen haben sollte. Er fand im Abflussrohr einer<br />
neu erri<strong>ch</strong>teten Sägerei am Ufer des Sacramentoflusses<br />
einige Stücke eines glitzernden,<br />
gelben Metalls.<br />
S<strong>ch</strong>on wenige Wo<strong>ch</strong>en darauf strömte eine ungeheure<br />
Anzahl von Goldsu<strong>ch</strong>ern na<strong>ch</strong> Neuhelvetien.<br />
San Francisco, ein bisher hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
von Fis<strong>ch</strong>ern bewohntes Städt<strong>ch</strong>en,<br />
erlebte binnen kürzester Zeit einen beispiellosen<br />
Aufs<strong>ch</strong>wung. Ein S<strong>ch</strong>iff na<strong>ch</strong> dem<br />
anderen fuhr in den Hafen ein und bra<strong>ch</strong>te<br />
neue S<strong>ch</strong>aren von Mens<strong>ch</strong>en,<br />
wel<strong>ch</strong>e die Hoffnung auf ras<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong>tum in<br />
diesen Teil der Welt gelockt hatte.<br />
Diese Entwicklung bereitete Sutters Traum von<br />
einem friedli<strong>ch</strong>en Agrarland ein jähes Ende,<br />
bedeutete aber für den jungen amerikanis<strong>ch</strong>en<br />
Staat wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Aufs<strong>ch</strong>wung und Millionen<br />
neuer Einwanderer.<br />
Während allgemein bekannt ist, dass Neuhelvetien<br />
einst einen Goldraus<strong>ch</strong> ohne glei<strong>ch</strong>en<br />
erlebt hat, sind si<strong>ch</strong> viele gar ri<strong>ch</strong>tig bewusst,<br />
dass au<strong>ch</strong> in der Erde unserer guten alten<br />
S<strong>ch</strong>weiz Gold ruht zwar ni<strong>ch</strong>t genug, um<br />
S<strong>ch</strong>aren von Abenteurern anzulocken und dadur<strong>ch</strong><br />
unseren Frieden zu stören, aber do<strong>ch</strong><br />
immerhin so viel, dass es si<strong>ch</strong> lohnt, seine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
zu erzählen.<br />
Die Gesamtmenge, des – Goldes, das der<br />
Mens<strong>ch</strong> in seiner bisherigen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ge<br />
7
fördert hat, entspri<strong>ch</strong>t einem Würfel von 17 bis<br />
18 Meter Seitenlänge. Damit liesse si<strong>ch</strong> ein<br />
Miethaus mit 15 bis 20 Wohnungen erri<strong>ch</strong>ten.<br />
Mit dem bisher in der S<strong>ch</strong>weiz gefundenen<br />
Gold könnte man, um den Verglei<strong>ch</strong> fortzuführen,<br />
die ersten dreissig Stufen der; Treppe<br />
bauen. Aber die Förderung dieser wenigen<br />
Tonnen Gold ist mit ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Ereignissen<br />
verknüpft, die si<strong>ch</strong>, wenn au<strong>ch</strong> oft in<br />
weit grösserem Umfang, au<strong>ch</strong> anderswo abgespielt<br />
haben.<br />
Au<strong>ch</strong> bei uns löste die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> dem edelsten<br />
aller Metalle zeitweise ein regelre<strong>ch</strong>tes<br />
Fieber aus und bra<strong>ch</strong>te einigen plötzli<strong>ch</strong>en<br />
Rei<strong>ch</strong>tum, anderen aber ni<strong>ch</strong>ts als Entbehrungen<br />
und Enttäus<strong>ch</strong>ungen. Jedes goldene<br />
S<strong>ch</strong>muckstück am Hals oder Arm einer Dame<br />
hat eine lange Vorges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te: Stollen mussten<br />
in den Boden getrieben werden, in denen kräftige<br />
Männerhände na<strong>ch</strong> dem begehrten glitzernden<br />
Stoff gruben. Seltsame Gestalten zogen<br />
einst dur<strong>ch</strong> unsere Berge, um die Stelle,<br />
wo das Gold. in der Erde verborgen war, mir<br />
Hilfe eines Pendels oder einer Wüns<strong>ch</strong>elrute<br />
ausfindig zu ma<strong>ch</strong>en; andere vertrauten bei ihrer<br />
Su<strong>ch</strong>e den Aufzei<strong>ch</strong>nungen auf einem alten<br />
Pergament. Do<strong>ch</strong> selbst wer den Ort entdeckt<br />
hatte, wo. das Gestein den ersehnten S<strong>ch</strong>atz<br />
barg, konnte seines Erfolges no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong>er<br />
sein: Häufig galt es no<strong>ch</strong> einen Teufel oder<br />
bösartigen Zwerg zu überlisten, der eifersü<strong>ch</strong>tig<br />
über das Gold wa<strong>ch</strong>te.<br />
Wie viele Anekdoten und Legenden mit der<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Goldes verknüpft<br />
sind, wurde uns im Verlauf der Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />
klar, die wir, teils bei der Si<strong>ch</strong>tung der<br />
vorliegenden Literatur, teils an jenen Orten, wo<br />
man heute no<strong>ch</strong> Gold gewinnt, dur<strong>ch</strong>zuführen<br />
hatten. Aus den vielen Mosaikstein<strong>ch</strong>en, die<br />
wir in Enzyklopädien, Zeitungsartikeln und Ge<br />
sprä<br />
Das Prägen von Goldmünzen in Luzern; ein<br />
Teil des Metalles stammt aus den Ans<strong>ch</strong>wemmungen<br />
des Napfgebietes.<br />
<strong>ch</strong>en sammelten, ergab si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> ein<br />
Gesamtbild von erstaunli<strong>ch</strong>em Rei<strong>ch</strong>tum.<br />
Das vorliegende Bu<strong>ch</strong> will dem Leser einen<br />
Eindruck davon vermitteln, wie stark der Drang<br />
na<strong>ch</strong> dem Gold einst au<strong>ch</strong> in unserem Land die<br />
Sehnsu<strong>ch</strong>t der Mens<strong>ch</strong>en beflügelte und viele<br />
von ihnen zu verwegenen Abenteuern trieb. Es<br />
vers<strong>ch</strong>weigt aber au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, wie mühsam und<br />
unromantis<strong>ch</strong> das, Leben derjenigen war, wel<strong>ch</strong>e<br />
die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> den S<strong>ch</strong>ätzen unser es<br />
Bodens zu ihrem Brotberuf gema<strong>ch</strong>t hatten.<br />
S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> will es au<strong>ch</strong> dem Amateurgoldsu<strong>ch</strong>er<br />
unserer Zeit nützli<strong>ch</strong>e Hinweise vermitteln,<br />
denn weshalb sollten wir, es ni<strong>ch</strong>t unseren Vorfahren<br />
glei<strong>ch</strong>tun und uns am Sonntag oder in<br />
den Ferien in Goldgräber verwandeln, die der<br />
Erde ein wenig von ihrem edelsten S<strong>ch</strong>atz zu<br />
entreissen versu<strong>ch</strong>en?<br />
8
Der goldene Traum<br />
Die S<strong>ch</strong>weiz ist ni<strong>ch</strong>t Kalifornien. Ihre Berge<br />
und Flüsse enthalten nur bes<strong>ch</strong>eidene Goldvorkommen.<br />
Denno<strong>ch</strong> sind in früheren Zeiten<br />
viele ihrer Einwohner vom gelben Fieber befallen<br />
worden, jener Epidemie, die den Augen einen<br />
eigentümli<strong>ch</strong>en Glanz verleiht, den Geist in<br />
eine phantastis<strong>ch</strong>e Traumwelt versetzt und si<strong>ch</strong><br />
physis<strong>ch</strong> in einer merkwürdigen Besessenheit<br />
äussert, Lö<strong>ch</strong>er in den Boden zu graben.<br />
Gewiss: jene Stellen, an denen tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
Gold vorkommt, haben die Phantasie weniger<br />
angeregt und weniger Mens<strong>ch</strong>en angezogen<br />
als gewisse riesenhafte Goldadern und Goldklumpen,<br />
die in Wirkli<strong>ch</strong>keit gar ni<strong>ch</strong>t existierten.<br />
Do<strong>ch</strong> von Genf bis Romanshorn, von Lugano<br />
bis Basel – überall<br />
Goldwäs<strong>ch</strong>er im 16.Jahrhundert.<br />
9
gab und gibt es kräftige S<strong>ch</strong>weizer, meist keine<br />
Phantasten, sondern vernünftige und friedli<strong>ch</strong>e<br />
Bürger, die s<strong>ch</strong>on beim geringsten Hinweis auf<br />
Goldvorkommen zäh und geduldig tonnenweise<br />
Kies abtragen.<br />
Sol<strong>ch</strong>e Goldsu<strong>ch</strong>er waren die Pioniere der<br />
Höhlenfors<strong>ch</strong>ung und des Alpinismus. Wenn<br />
ein Jäger, den es auf einen unwegsamen Gebirgspfad<br />
vers<strong>ch</strong>lagen hatte, dort ein Körn<strong>ch</strong>en<br />
Gold entdeckte, so wurde die Stelle bald darauf<br />
aufs genaueste untersu<strong>ch</strong>t und die Felswände<br />
Punkt für Punkt auf mögli<strong>ch</strong>e Goldspuren hin<br />
geprüft. Jede Grotte konnte den Eingang zu einem<br />
unterirdis<strong>ch</strong>en Gebäude bilden, das unermessli<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>ätze barg, wel<strong>ch</strong>e Kobolde oder<br />
andere Zauberwesen ges<strong>ch</strong>affen hatten. Man<br />
näherte si<strong>ch</strong> ihnen, na<strong>ch</strong>dem man eine<br />
Die Quellen des Aveyron im Tal von Chamonix,<br />
wo man einst den Ursprung des Goldes in den<br />
Genfer Flüssen vermutete.<br />
10
Unzahl von Bes<strong>ch</strong>wörungsformeln auswendig<br />
gelernt hatte, bereit, den Wä<strong>ch</strong>tern des S<strong>ch</strong>atzes<br />
seine Seele gegen Gold zu verkaufen.<br />
Den berufsmässigen Goldsu<strong>ch</strong>ern und Goldwäs<strong>ch</strong>ern<br />
si<strong>ch</strong>erte das gelbe Metall nur ein bes<strong>ch</strong>eidenes<br />
Einkommen. Abenteurer und Phantasien<br />
hingegen haben zu allen Zeiten von<br />
mär<strong>ch</strong>enhaften Rei<strong>ch</strong>tümern geträumt, die irgendwo<br />
in der Erde verborgen sind und die<br />
dem glückli<strong>ch</strong>en Finder bis ans Ende seiner<br />
Tage ein glückli<strong>ch</strong>es und sorgenfreies Leben<br />
verheissen.<br />
Heutzutage werden überall auf der Welt Millionensummen<br />
in die Lotterie investiert. Die Lotterie<br />
vergangener Epo<strong>ch</strong>en war die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong><br />
Gold. Die Entdeckung einer Goldader war<br />
glei<strong>ch</strong>bedeutend mit der Mögli<strong>ch</strong>keit, ein völlig<br />
neues Leben zu beginnen und si<strong>ch</strong> Wüns<strong>ch</strong>e<br />
zu erfüllen, von denen man zuvor ni<strong>ch</strong>t einmal<br />
zu träumen gewagt hätte.<br />
Die Herkunft des Goldes in den Flüssen<br />
Früher meinte man, der von den Flüssen mitges<strong>ch</strong>wemmte<br />
Goldstaub stamme von verborgene<br />
Ader, die kompakte Massen Gold enthielten.<br />
Statt si<strong>ch</strong> auf die mühsame Arbeit des<br />
Sandwas<strong>ch</strong>ens einzulassen folgten zahlrei<strong>ch</strong>e<br />
Goldsu<strong>ch</strong>er dem Lauf der Flüsse und Wildbä<strong>ch</strong>e,<br />
beseelt von der Hoffnung, eines Tages auf<br />
die Quelle des Rei<strong>ch</strong>tums zu stossen. Man<br />
stellte si<strong>ch</strong> vor, das Gold ströme wie ein Wasserfall<br />
aus einer Felsenöffnung, die den Eingang<br />
zu einer mär<strong>ch</strong>enhaften Höhle bilde, und<br />
werde dann dur<strong>ch</strong> die Strömung des Wassers<br />
allmähli<strong>ch</strong> zerrieben.<br />
In Genf herrs<strong>ch</strong>te lange Zeit die Ansi<strong>ch</strong>t. das<br />
Gold der Rhone und ihrer Nebenflüsse entspringe<br />
einer geheimnisvollen Ader im Massiv<br />
des Montblanc. Die Grotte von<br />
Goldblätt<strong>ch</strong>en aus den Genfer Flüssen, im Mikroskop<br />
35fa<strong>ch</strong> vergrössert.<br />
L'Abeyron, die am Fuss des Glets<strong>ch</strong>ers liegt,<br />
ist s<strong>ch</strong>ön oft von eifrigen Goldsu<strong>ch</strong>ern dur<strong>ch</strong>stöbert<br />
worden. Boshafte Zungen behaupteten,<br />
dieser wunderbare S<strong>ch</strong>atz zeige si<strong>ch</strong> den Mens<strong>ch</strong>en<br />
zweimal jährli<strong>ch</strong>, nämli<strong>ch</strong> an Weihna<strong>ch</strong>ten<br />
und am Johannistag. Voraussetzung sei allerdings<br />
die Anwesenheit des Dorfgeistli<strong>ch</strong>en.<br />
Da aber dieses Wunder nur zu jener Stunde<br />
ges<strong>ch</strong>ehen konnte, in der die Messe abgehalten<br />
wurde, war der Geistli<strong>ch</strong>e jedes mal am<br />
Kommen verhindert, so dass bis zum heutigen<br />
Tage no<strong>ch</strong> keiner den S<strong>ch</strong>atz erblickt hat ...<br />
Im Napfgebiet (Kanton Luzern), das an goldhaltigem<br />
Sand besonders rei<strong>ch</strong> ist, versu<strong>ch</strong>te<br />
man die Ader mit Hilfe von Pendeln und Wüns<strong>ch</strong>elruten<br />
ausfindig zu ma<strong>ch</strong>en Im 16. Jahrhundert<br />
wurde dort sogar eine Mine gegraben,<br />
und no<strong>ch</strong> heute su<strong>ch</strong>en man<strong>ch</strong>e Bewohner der<br />
Gegend an den Ufern des Goldba<strong>ch</strong>s na<strong>ch</strong><br />
dem magis<strong>ch</strong>en gelben Metall.<br />
11
Die Goldminen auf dem Dent de Vaulion<br />
Erstaunli<strong>ch</strong>erweise hat die Goldsu<strong>ch</strong>erei im<br />
waadtländis<strong>ch</strong>en Jura, die für viele ni<strong>ch</strong>ts als<br />
Enttäus<strong>ch</strong>ungen und fru<strong>ch</strong>tlose Arbeit bedeutete,<br />
bisher no<strong>ch</strong> keinen Di<strong>ch</strong>ter zu melan<strong>ch</strong>olis<strong>ch</strong>en<br />
oder ironis<strong>ch</strong>en Versen über die Unvernunft<br />
des Mens<strong>ch</strong>en inspiriert. Dabei böte ihre<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te genügend Stoff für eine ganze Reihe<br />
von Strophen: "Goldsu<strong>ch</strong>ende Meute“ würde<br />
si<strong>ch</strong> gut auf „Grosse Pleite“ reimen.<br />
Aber urteilen Sie selbst:<br />
Das "Dictionnaire géographique et statistique<br />
du canton de Vaud“ (1867) s<strong>ch</strong>reibt unter dem<br />
Sti<strong>ch</strong>wort „Dent de Vaulion“: ... Der Dent de<br />
Vaulion stand bei der Bevölkerung lange Zeit<br />
im Ruf, Goldvorräte zu bergen. Vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Volkssagen beri<strong>ch</strong>ten, vom Glück begünstigte<br />
Goldsu<strong>ch</strong>er hätten dort S<strong>ch</strong>ätze entdeckt, die<br />
ihnen grossen Rei<strong>ch</strong>tum bra<strong>ch</strong>ten ...<br />
Diese Legenden die von den Erzählern zweifellos<br />
no<strong>ch</strong> ausges<strong>ch</strong>mückt wurden, erregten die<br />
Phantasie zahlrei<strong>ch</strong>er Mens<strong>ch</strong>en und lockten<br />
immer neue Goldgräber an, die si<strong>ch</strong> zu oft sehr<br />
grossen Verbänden zusammens<strong>ch</strong>lossen. Es<br />
kam vor, dass si<strong>ch</strong> fast alle männli<strong>ch</strong>en Einwohner<br />
eines Dorfes ges<strong>ch</strong>lossen zur Goldsu<strong>ch</strong>e<br />
auf dem Dent de Vaulion meldeten und<br />
dort ihre Zeit und ihr Geld verloren. Kaum eine<br />
Stelle des Berges blieb von den Hacken der<br />
Gräber unberührt.<br />
Die dem Dorf Vallorbe zugewandte Bergseite<br />
ist von sehr tiefen Stollen dur<strong>ch</strong>fur<strong>ch</strong>t, die oft<br />
bis zum gewa<strong>ch</strong>senen Fels vorstossen.<br />
Trotz unzähligen Enttäus<strong>ch</strong>ungen liessen si<strong>ch</strong><br />
man<strong>ch</strong>e Goldgräber ni<strong>ch</strong>t entmutigen. Vergebli<strong>ch</strong><br />
versu<strong>ch</strong>ten boshafte Spötter, ihre Geduld<br />
und ihre Anstrengungen der<br />
Lä<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong>keit preiszugeben; ihr Glaube blieb<br />
unbeirrbar. Sie vertrauen auf die magis<strong>ch</strong>e<br />
Kraft der Wüns<strong>ch</strong>elrute, wel<strong>ch</strong>e den Weg zu<br />
den Goldvorkommen weist, und auf den Spiegel<br />
Salomons, mit dem man ins Innere der Erde<br />
blicken kann ... No<strong>ch</strong> vor ni<strong>ch</strong>t allzu langer<br />
Zeit hat eine Französin die Gutgläubigkeit dieser<br />
Mens<strong>ch</strong>en auf s<strong>ch</strong>äbige Weise ausgenutzt<br />
und viele von ihnen in den Ruin getrieben. Hoffentli<strong>ch</strong><br />
werden die Verbreitung der Aufklärung<br />
und die Erkenntnisse der Wissens<strong>ch</strong>aft der töri<strong>ch</strong>ten<br />
Goldgräberei bald ein Ende bereiten;<br />
s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> gilt es als wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> erwiesen,<br />
dass Goldminen von Bedeutung in erdges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
jungen Kalks<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten – und aus sol<strong>ch</strong>en<br />
besteht der Dent de Vaulion – gar ni<strong>ch</strong>t<br />
vorkommen.<br />
Marc Weidmann hat kürzli<strong>ch</strong> versu<strong>ch</strong>t, dur<strong>ch</strong><br />
Na<strong>ch</strong>fors<strong>ch</strong>ungen an Ort und Stelle sowie<br />
dur<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>en im kantonalen Ar<strong>ch</strong>iv die<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Goldgräber auf dem Dent de<br />
Vaulion zu rekonstruieren und ausfindig zu ma<strong>ch</strong>en,<br />
was Tatsa<strong>ch</strong>e und was Legende ist. Hier<br />
einige Auss<strong>ch</strong>nitte aus seinem Artikel "Une<br />
ruée vers l'or vaudoise" ("Ein Goldraus<strong>ch</strong> im<br />
Waadtland“), der im August 1973 in der Zeits<strong>ch</strong>rift<br />
„Cristalier suisse" ers<strong>ch</strong>ienen ist:<br />
„Zur Erweiterung unseres Wissens über dieses<br />
Thema haben wir im Vallée de Joux eine Untersu<strong>ch</strong>ung<br />
dur<strong>ch</strong>geführt. Ihre Ergebnisse bestätigten<br />
die Sage von den Goldminen; sie<br />
wiesen au<strong>ch</strong> darauf hin, dass no<strong>ch</strong> vor<br />
wenigen Jahrzehnten Goldsu<strong>ch</strong>er am Werke<br />
waren, die si<strong>ch</strong> bemühten, ihre Absi<strong>ch</strong>ten zu<br />
verheimli<strong>ch</strong>en.<br />
Frau Léonie ReymondRo<strong>ch</strong>at von Piguet<br />
Dessous, die im Jahre 1878 geboren ist, beri<strong>ch</strong>tet<br />
etwa:<br />
„In meiner Kindheit hat unsere Mutter uns die<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten erzählt, die damals im Umlauf waren.<br />
Es handelte si<strong>ch</strong> um das Gold<br />
12
auf dem Dent de Vaulion. Die Leute von PontdeJoux<br />
sollen im Spätherbst ihre Keller mit der<br />
berühmten Erde dieses Berges gefüllt haben,<br />
um dann im Winter na<strong>ch</strong> Gold su<strong>ch</strong>en zu können,<br />
ohne si<strong>ch</strong> der Kälte auszusetzen. I<strong>ch</strong><br />
weiss ni<strong>ch</strong>t, was aus dieser Erde geworden ist,<br />
aber eines weiss i<strong>ch</strong> ganz si<strong>ch</strong>er: Rei<strong>ch</strong> geworden<br />
ist dadur<strong>ch</strong> niemand!<br />
Diese Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te habe i<strong>ch</strong> um das Jahr 1885<br />
herum gehört.“<br />
Zahlrei<strong>ch</strong>e Dokumente beweisen, dass die Beri<strong>ch</strong>te<br />
vom Goldraus<strong>ch</strong> in jener Gegend dur<strong>ch</strong>aus<br />
stimmen.<br />
Einer der Pläne der Minen des Dent de Vaulion,<br />
mit deren Hilfe gewisse Leute das Glück<br />
zu Wu<strong>ch</strong>erpreisen verkauften (1760).<br />
13
Das ans<strong>ch</strong>einend älteste Dokument ist der<br />
Plan einer Mine. Aus wel<strong>ch</strong>em Jahr er stammt,<br />
ist ni<strong>ch</strong>t angegeben; er ist mit zahlrei<strong>ch</strong>en<br />
astrologis<strong>ch</strong>en Zei<strong>ch</strong>en, Linien und der Zei<strong>ch</strong>nung<br />
einer Wüns<strong>ch</strong>elrute aus dem Holz eines<br />
Haselnussstrau<strong>ch</strong>es versehen (siehe Illustration).<br />
Zu ihm gehören mehrere von Hand ges<strong>ch</strong>riebene<br />
Texte, von denen wir einen Auss<strong>ch</strong>nitt<br />
wiedergeben:<br />
„Plan von Quaza (Quazu). Mine, die ein in Den<br />
Haag wohnhafter Kaufmann aus Savoyen am<br />
5. Februar 1759 bes<strong>ch</strong>rieben hat.<br />
Es gibt dort eine Berghütte, oberhalb derer si<strong>ch</strong><br />
ein Brunnen befindet. No<strong>ch</strong> weiter, oben muss<br />
man einen dunklen Wald dur<strong>ch</strong>queren, dessen<br />
Dur<strong>ch</strong>messer etwa der Rei<strong>ch</strong>weite eines Gewehrs<br />
entspri<strong>ch</strong>t. Steigt man weiter hinauf, so<br />
stösst man auf drei Felsen. Der erste weist die<br />
Form eines Pferdezahns auf, und diese Bezei<strong>ch</strong>nung<br />
ist mit roter Kreide daraufges<strong>ch</strong>rieben.<br />
Der nä<strong>ch</strong>ste Felsen trägt die ebenfalls<br />
mit roter Kreide angebra<strong>ch</strong>te Ins<strong>ch</strong>rift<br />
'Dent de Vaulion', und der dritte heisst 'Löwens<strong>ch</strong>wanz'.<br />
Der Eingang zur Mine bildet zusammen<br />
mit den drei Felsen ein Viereck.<br />
Er ist vermauert oder mit grossen Steinen versperrt;<br />
seine Höhe beträgt etwa dreieinhalb<br />
Fuss. Na<strong>ch</strong> fünf oder se<strong>ch</strong>s S<strong>ch</strong>ritten kommt<br />
man zu einem Abstieg, der aus in den Felsen<br />
getriebenen Steinplatten besteht. Man steigt etwa<br />
30 Stufen hinab und stösst dann auf einen<br />
Stein, hinter dem eine Hacke, ein Hammer und<br />
andere Werkzeuge verborgen sind. Die Mine<br />
ist sehr ergiebig. Der erwähnte Kaufmann aus<br />
Savoyen förderte das erste Mal ungefähr dreissig<br />
Pfund und erhielt davon von dem Genfer<br />
Golds<strong>ch</strong>mied Jacques Lullin die Summe von<br />
200 Goldmünzen. Er blieb zwei Wo<strong>ch</strong>en in<br />
Genf, und während seines Aufenthaltes bedrängte<br />
man ihn, die Mine<br />
Goldsu<strong>ch</strong>er.<br />
ein zweites Mal aufzusu<strong>ch</strong>en, was er dann<br />
au<strong>ch</strong> tat. Er bra<strong>ch</strong>te diesmal 70 Pfund mit und<br />
bekam dafür 1000 Goldmünzen. Mit seinem<br />
Rei<strong>ch</strong>tum zufrieden, zog er ins Ausland. Er<br />
wagte ni<strong>ch</strong>t, in seine Heimat zurückzukehren,<br />
denn er für<strong>ch</strong>tete, man könnte ihn verdä<strong>ch</strong>tigen,<br />
sein Vermögen auf unredli<strong>ch</strong>e Weise erworben<br />
zu haben.“ Bekanntli<strong>ch</strong> beri<strong>ch</strong>ten man<strong>ch</strong>e<br />
Seemannsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten von Plänen einsamer<br />
Inseln, wo irgendein einäugiger Pirat eine<br />
mit Gold gefüllte Truhe verborgen haben soll.<br />
An diese Erzählungen fühlt man si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />
phantastis<strong>ch</strong>e und verworrene Manuskripte wie<br />
das hier erwähnte unwillkürli<strong>ch</strong> erinnert. Zweifellos<br />
gab es davon zahlrei<strong>ch</strong>e Exemplare, die<br />
oftmals abges<strong>ch</strong>rieben, ausges<strong>ch</strong>mückt und zu<br />
horrenden Preisen an Gutgläubige oder Abenteurer<br />
verkauft wurden. In der Tat haben Generationen<br />
von Goldgräbern fast zwei Jahrhunderte<br />
lang auf dem Dent de Vaulion na<strong>ch</strong> dem<br />
magis<strong>ch</strong>en gelben Metall ges<strong>ch</strong>ürft,<br />
angespornt von der Hoffnung auf ras<strong>ch</strong>en<br />
Rei<strong>ch</strong>tum.<br />
14
Tragbare Förderlampe. Oft glaubt man, das<br />
goldhaltige Erz glänze im s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>en Li<strong>ch</strong>t der<br />
Lampe auf, so wie der S<strong>ch</strong>atz des Ali Baba. In<br />
Wirkli<strong>ch</strong>keit findet man dieses Metall selten im<br />
Reinzustand, und das Erz besteht nur aus<br />
glanzlosen Steinen.<br />
Vers<strong>ch</strong>iedene Urkunden aus früherer Zeit legen<br />
Zeugnis davon ab, beweisen aber glei<strong>ch</strong>zeitig,<br />
wie skeptis<strong>ch</strong> die Behörden diesem<br />
Goldfieber gegenüberstanden.<br />
"Im Verlauf des Sommers 1808 führte eine<br />
Gruppe von Neuenburgern auf dem Dent de<br />
Vaulion Ausgrabungen dur<strong>ch</strong>. Sie wagten es<br />
aber ni<strong>ch</strong>t, si<strong>ch</strong> selber in Lausanne um die vom<br />
Gemeinderat von Vaulion verlangte S<strong>ch</strong>ürfgenehmigung<br />
zu bemühen, sondern übertrugen<br />
diese Aufgabe einem Waadtländer<br />
Strohmann. Der für Minen und Salzbergwerke<br />
zuständige Rat wüns<strong>ch</strong>te Näheres über ihn zu<br />
wissen und erkundigte si<strong>ch</strong> beim Friedensri<strong>ch</strong>ter<br />
von Moudon. Dieser kam dem Täus<strong>ch</strong>ungsmanöver<br />
auf die Spur. Denno<strong>ch</strong> wurde dem<br />
Gemeinderat von Vaulion ein Antrag auf Verleihung<br />
einer S<strong>ch</strong>ürfgenehmigung unterbreitet.<br />
Am 1. November 1808 erteilte er abs<strong>ch</strong>lägigen<br />
Bes<strong>ch</strong>eid, und zwar 'wegen der Gefahr, dass<br />
Wald und Weiden dadur<strong>ch</strong> zu S<strong>ch</strong>aden kommen<br />
könnten'. Wie si<strong>ch</strong> die Sa<strong>ch</strong>e weiter entwickelt<br />
hat, wissen wir ni<strong>ch</strong>t, da im Dossier<br />
ni<strong>ch</strong>ts darüber steht.“<br />
"1812 wurde die für den Bergbau zuständige<br />
Kommission erneut um eine S<strong>ch</strong>ürfgenehmigung<br />
gebeten. Ein François Henry Bally aus<br />
Boussens wollte 'beim Berg von Epoizats' na<strong>ch</strong><br />
blei und kupferhaltigen Mineralien graben.<br />
Viellei<strong>ch</strong>t hielt Bally es für klüger, ni<strong>ch</strong>t von<br />
Gold zu spre<strong>ch</strong>en, um keine unnötige Aufmerksamkeit<br />
zu erregen.<br />
Na<strong>ch</strong>dem das Guta<strong>ch</strong>ten der Kommission negativ<br />
ausgefallen war, lehnte der Kleine Rat<br />
das Gesu<strong>ch</strong> ab, und zwar mit einer Begründung,<br />
die geradezu väterli<strong>ch</strong>e Sorge um<br />
das Wohlergehen des Antragstellers bewies:<br />
'Die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> diesen Mineralien würde mit<br />
grösster Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit erfolglos bleiben<br />
und dem Bürger Bally<br />
15
ni<strong>ch</strong>ts als unnötige Ausgaben verursa<strong>ch</strong>en.“<br />
„Vom Kantonnements<strong>ch</strong>ef im Vallée de Joux<br />
informiert, meldete der Kommandant der<br />
waadtländis<strong>ch</strong>en Gendarmerie am 28. Februar<br />
1813 der für den Bergbau zuständigen Kommission,<br />
dass vers<strong>ch</strong>iedene Personen na<strong>ch</strong><br />
Gold und Silber su<strong>ch</strong>ten, und fragte an, ob<br />
S<strong>ch</strong>ürfgenehmigungen erforderli<strong>ch</strong> seien, obwohl<br />
'sol<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ungen auf den Bergen<br />
dieser Gegend in der glei<strong>ch</strong>en Absi<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>on<br />
seit jeher dur<strong>ch</strong>geführt worden sind ...' Da keine<br />
Genehmigung erteilt worden war, erkundigte<br />
er si<strong>ch</strong> am 6. März: 'Hätten Sie die Güte, mir<br />
mitzuteilen, ob die Gendarmerie Personen, die<br />
na<strong>ch</strong> Metallen graben, ganz allgemein festnehmen<br />
sollte, und ob dies im besonderen auf<br />
jene Leute zutrifft, die auf dem Dent de Vaulion<br />
dieser Bes<strong>ch</strong>äftigung na<strong>ch</strong>gehen ...' Wir<br />
kennen die Antwort der Kommission ni<strong>ch</strong>t."<br />
Marc Waldmann weist darauf hin, dass es am<br />
Fuss des Dent de Vaulion etwa ein Dutzend<br />
S<strong>ch</strong>utthügel gibt, die mehr oder weniger deutli<strong>ch</strong><br />
auf frühere Ausgrabungen hinweisen (siehe<br />
Karte S. 13).<br />
Mögli<strong>ch</strong>erweise handelt es bei man<strong>ch</strong>en von<br />
ihnen um die Überreste militäris<strong>ch</strong>er Anlagen,<br />
aber in mindestens drei Fällen sind ehemalige<br />
Minens<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>te erkennbar, die früher offenbar<br />
in Stollen einmündeten; darauf lässt die Grösse<br />
der S<strong>ch</strong>utthaufen, die jeweils etwa 100 Kubikmeter<br />
messen, eindeutig s<strong>ch</strong>liessen. Nur eine<br />
speleologis<strong>ch</strong>e Expedition könnte hier völlige<br />
Klarheit s<strong>ch</strong>affen.<br />
Fanatis<strong>ch</strong>e Goldsu<strong>ch</strong>er – tiefe Stollen ... Hat<br />
man nun eigentli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> nur ein einziges Mal<br />
einen Goldklumpen gefunden, der die ganze<br />
Mühe gere<strong>ch</strong>tfertigt hätte? Ni<strong>ch</strong>ts deutet darauf<br />
hin.<br />
Geologis<strong>ch</strong> gesehen ist es äusserst unwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>,<br />
dass das Gestein des Dent de Vaulion<br />
und die dünne Moränens<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t, die das<br />
westli<strong>ch</strong> von ihm gelegene Gebiet von Epoizats<br />
bedeckt, Gold enthalten. Wohl gab es in der<br />
letztgenannten Gegend von 1787 an Bergwerke,<br />
do<strong>ch</strong> wurde in ihnen ni<strong>ch</strong>t Gold, sondern<br />
Asphalt gefördert. Der Volksglaube und die<br />
Phantasie einiger Sensationskrämer haben aus<br />
diesen Asphaltbergwerken mär<strong>ch</strong>enhafte Goldminen<br />
gema<strong>ch</strong>t. Ähnli<strong>ch</strong>es hat si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> an anderen<br />
Orten abgespielt. Das gelbe Fieber sorgte<br />
dann für den Rest ...<br />
Die unterirdis<strong>ch</strong>en Gewölbe von Naye<br />
In einem anderen Teil des Kantons Waadt,<br />
nämli<strong>ch</strong> in den waadtländis<strong>ch</strong>en Alpen, gibt es<br />
einen Berg, der ebenso wie der Dent de Vaulion<br />
einen regelre<strong>ch</strong>ten Goldraus<strong>ch</strong> hervorgerufen<br />
hat.<br />
Die zahlrei<strong>ch</strong>en Grotten in der Gegend der Felsen<br />
von Naye sind s<strong>ch</strong>on in frühen Zeiten von<br />
Amateurgoldsu<strong>ch</strong>ern dur<strong>ch</strong>stöbert worden. Davon<br />
zeugen die Leitern und Hacken, die von<br />
den ersten Speleologen gefunden wurden.<br />
Alfred Ceresole spri<strong>ch</strong>t in seinem Bu<strong>ch</strong> „Légendes<br />
des Alpes vaudoises" von diesen Goldsu<strong>ch</strong>ern<br />
und nennt au<strong>ch</strong> einige Namen:<br />
Jean Blanc, genannt "der Kräuterhändler“,<br />
kehrte seinem Weinberg zeitweilig den Rücken,<br />
um die in Naye und bei den Ruinen von<br />
Salencex verborgenen S<strong>ch</strong>ätze aufzuspüren.<br />
Er bra<strong>ch</strong>te von seinen Fors<strong>ch</strong>ungsreisen einige<br />
Steine mit, die deutli<strong>ch</strong>e Spuren einer wie Gold<br />
glänzenden Substanz enthielten. Dies genügte<br />
bereits, um viele Gemüter in Wallung zu bringen<br />
und s<strong>ch</strong>arenweise Goldgräber anzulocken.<br />
16
In der Mitte des letzten Jahrhunderts investierte<br />
David Talon von Pertit mehrere tausend<br />
Franken in Untersu<strong>ch</strong>ungen dieser Art. Seinen<br />
Aufzei<strong>ch</strong>nungen na<strong>ch</strong> zu s<strong>ch</strong>liessen, befinden<br />
si<strong>ch</strong> unterhalb der Felsen von Naye re<strong>ch</strong>t grosse<br />
und tiefe Gewölbe. Ein leider verlorengegangener<br />
Plan dieses Labyrinths stellte einen<br />
Baum dar, dessen Äste in vers<strong>ch</strong>iedenen Farben<br />
gemalt waren und so auf die Art der Adern<br />
(Gold oder Silber) hinwiesen.<br />
Um si<strong>ch</strong> für die bevorstehenden Abenteuer zu<br />
wappnen, bes<strong>ch</strong>äftigte er si<strong>ch</strong> mit den Geheimnissen<br />
der Magie. So konnte man den Bock,<br />
der die verborgenen S<strong>ch</strong>ätze hütete, sowie seine<br />
aus Kobolden bestehende Leibwa<strong>ch</strong>e günstig<br />
stimmen, indem man ihnen die Eingeweide<br />
und die Brust eines Kalbes als Opfergabe dar<br />
bra<strong>ch</strong>te.<br />
Mi<strong>ch</strong>el Mamin (gestorben 1779), der diese Gewölbe<br />
wiederholt aufgesu<strong>ch</strong>t hat, hinterliess ein<br />
originelles Testament. Er verma<strong>ch</strong>te sein bes<strong>ch</strong>eidenes<br />
Vermögen von etwa 2000 Franken<br />
"allen Armen des Erdballs“. Hätte er den<br />
S<strong>ch</strong>atz von Naye gefunden, so hätte er damit<br />
zweifellos viele Bedürftige glückli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t.<br />
Das Goldkorn von Val Mesolcina<br />
Um 1920 herum entdeckte man am Ende eines<br />
Tannenstrunks, der beim Bahnhof von San Vittore<br />
im Misox verladen wurde, einen Quarzbrocken,<br />
der ein Goldkorn von respektabler<br />
Grösse (½ cm Dur<strong>ch</strong>messer) enthielt.<br />
Dieser Fund kam völlig überras<strong>ch</strong>end, denn in<br />
unseren Alpen kommt Gold Oberhaupt nur in<br />
der Form feiner Blätt<strong>ch</strong>en vor. Ein Fa<strong>ch</strong>mann<br />
von Rang, Professor Niggli von der Universität<br />
Basel, stellte fest, dass es si<strong>ch</strong> in der Tat um<br />
Gold und ni<strong>ch</strong>t, wie in<br />
Arbeit in einem Bergwerk des letzten Jahrhunderts.<br />
Das Gold, Symbol des Li<strong>ch</strong>ts, hatte<br />
früher man<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>weizer in den dunklen<br />
S<strong>ch</strong>oss der Erde gelockt.<br />
ähnli<strong>ch</strong>en Fällen, um Pyrit handelte. Über seine<br />
Herkunft konnte er allerdings ni<strong>ch</strong>ts Bestimmtes<br />
aussagen.<br />
Einige glaubten, ein Spassvogel habe seine<br />
Hand im Spiel gehabt. Man spra<strong>ch</strong> sogar von<br />
einem ehemaligen Goldgräber, der in Transvaal<br />
(Südafrika) gearbeitet habe. Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>er<br />
s<strong>ch</strong>ien indessen, dass der Strunk bei seinem<br />
Herabrollen vom Berg, von wo ihn die<br />
Holzfäller herabgewälzt hatten, eine Goldader<br />
blossgelegt haben könnte.<br />
Die älteren Bewohner jener, Gegend erinnerten<br />
si<strong>ch</strong> an die Legende vom S<strong>ch</strong>neider Bologna.<br />
Als dieser im Jahre 1650 na<strong>ch</strong><br />
17
einer verirrten Ziege su<strong>ch</strong>te, stiess er auf eine<br />
Quelle, aus der wunderbarerweise mit Goldstaub<br />
vermengtes Wasser sprudelte.<br />
Bologna war bis zu diesem Tage ein armer<br />
S<strong>ch</strong>lucker gewesen. Na<strong>ch</strong>dem er in aller Heimli<strong>ch</strong>keit<br />
na<strong>ch</strong> Como gereist war, stellte man<br />
fest, dass er plötzli<strong>ch</strong> Geld wie Heu hatte.<br />
S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> fand man heraus, dass er jeden<br />
Monat na<strong>ch</strong> Italien fuhr, um dort einen Beutel<br />
Goldstaub abzusetzen.<br />
Genaueres konnte man leider ni<strong>ch</strong>t ausfindig<br />
ma<strong>ch</strong>en, denn der s<strong>ch</strong>laue S<strong>ch</strong>neider bra<strong>ch</strong>te<br />
es jedesmal fertig, die Leute, die ihm na<strong>ch</strong>spionierten,<br />
abzus<strong>ch</strong>ütteln. Auf dem Totenbett wollte<br />
er das Geheimnis der Goldquelle seinen Erben<br />
enthüllen. Dummerweise fasste er diesen<br />
Vorsatz allzu spät, denn er gab in jenem Augenblick<br />
den Geist auf, in dem er si<strong>ch</strong> ans<strong>ch</strong>ickte,<br />
ihnen die genaue Stelle zu s<strong>ch</strong>ildern.<br />
Dreihundert Jahre später kam das gelbe Fieber<br />
also wiederum über die Bewohner des Misoxer<br />
Tales. Jeder wollte als erster den Ort entdecken,<br />
wo der Tannenstrunk bei seiner Talfahrt<br />
die Goldader aufgerissen hatte.<br />
Na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> wurden sämtli<strong>ch</strong>e Quarzadern<br />
der Gegend bis zum Gipfel des San Bernardino<br />
von den Goldsu<strong>ch</strong>ern überprüft, do<strong>ch</strong> leider<br />
blieben alle Bemühungen erfolglos. Viellei<strong>ch</strong>t<br />
war das Goldkorn meteoritis<strong>ch</strong>er Herkunft und<br />
die geheimnisvolle Quelle das Ergebnis eines<br />
Wolkenbru<strong>ch</strong>s gewesen. (Na<strong>ch</strong> dem 1959 in<br />
"Alpe, Neige, Roc“ ers<strong>ch</strong>ienenen Artikel „L'or<br />
des Alpes“ von G. Tonnela.)<br />
Ein Goldklumpen, der in Frankrei<strong>ch</strong> gefunden<br />
wurde (543 Gramm Gewi<strong>ch</strong>t). Ein sol<strong>ch</strong>er Fund<br />
ist in unserem Lande sehr selten, und do<strong>ch</strong><br />
wurde ein Klumpen von glei<strong>ch</strong>er Grösse im Misox<br />
gefunden ... Die tollsten Träume können<br />
si<strong>ch</strong> also no<strong>ch</strong> erfüllen.<br />
Der Glets<strong>ch</strong>ertunnel vom Monte Rosa<br />
Die bedeutendsten Goldvorkommen der Alpen<br />
befinden si<strong>ch</strong> am Fuss des MonteRosaMassivs<br />
sowie in den Minen von<br />
18
Gondo, Macugnaga und Alagna (letzteres liegt<br />
in Italien).<br />
Vor einigen Jahren hielt si<strong>ch</strong> eine Gruppe von<br />
Wissens<strong>ch</strong>aftlern ni<strong>ch</strong>t weniger als drei Monate<br />
lang in 4150 in Höhe auf, offenbar in der Hoffnung,<br />
auf eine ergiebige Goldader zu stossen.<br />
Der berühmte Hubs<strong>ch</strong>rauberpilot Hermann<br />
Geiger, der den Fors<strong>ch</strong>ern Ausrüstungsgegenstände<br />
und Verpflegung bra<strong>ch</strong>te, kommt in seinem<br />
Bu<strong>ch</strong> „Glets<strong>ch</strong>erpilot“ auf sie zu spre<strong>ch</strong>en:<br />
«Eine Gruppe von jungen britis<strong>ch</strong>en und amerikanis<strong>ch</strong>en<br />
Geologen unter der Führung eines<br />
von der anderen Seite des Atlantiks stammenden<br />
Professors stellten auf dem hö<strong>ch</strong>sten<br />
Punkt des MonteRosaGlets<strong>ch</strong>ers ihre Zelte<br />
auf. Die S<strong>ch</strong>neewehen der Na<strong>ch</strong>t hüllten das<br />
Lager in eine weisse Decke, so dass i<strong>ch</strong> es am<br />
Morgen kaum wiederfinden konnte ...<br />
Man muss s<strong>ch</strong>on ein eingefleis<strong>ch</strong>ter Naturwissens<strong>ch</strong>aftler<br />
sein, um es drei Sommermonate<br />
lang in dieser eisigen Kälte auszuhalten<br />
und einen Tunnel von über 100 m Länge ins<br />
Eis des Monte Rosa zu treiben. I<strong>ch</strong> bra<strong>ch</strong>te ihnen<br />
einen Pressluftbohrer sowie Treibstoff,<br />
einen Motor, Fleis<strong>ch</strong> und andere zum Arbeiten<br />
und Leben notwendigen Dinge mit.<br />
Bisweilen flog einer von ihnen mit mir na<strong>ch</strong><br />
Zermatt, um dort das Wo<strong>ch</strong>enende zu verbringen.<br />
Sie erinnerten mi<strong>ch</strong> an Matrosen, die ja<br />
au<strong>ch</strong> ab und zu festes Land unter den Füssen<br />
verspüren wollen. Drei Monate lang arbeiteten,<br />
lebten und s<strong>ch</strong>liefen sie im Eis. Ziel ihrer Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />
sei es, so sagten sie mir, die Bewegungen<br />
im Inneren des Glets<strong>ch</strong>ers zu erfors<strong>ch</strong>en.<br />
Da sie unter allen Umständen bis zu den Felsen<br />
vorstossen wollten, wel<strong>ch</strong>e das Eis ums<strong>ch</strong>loss,<br />
erlaubte i<strong>ch</strong> mir die Frage, ob sie etwa<br />
auf eine Verzweigung der Goldader<br />
Mine aus dem 16. Jahrhundert. Bei einem Felsen<br />
wird ein Feuer entfa<strong>ch</strong>t, um ihn wei<strong>ch</strong> zu<br />
ma<strong>ch</strong>en. Dieses Vorgehen wurde in den Minen<br />
bis zur Erfindung der Sprengstoffe angewandt,<br />
und au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> später, wenn eine Sprengung<br />
zu gewagt s<strong>ch</strong>ien. Ein sinnrei<strong>ch</strong>es System von<br />
Rau<strong>ch</strong>fängen und Luftzügen liess den Rau<strong>ch</strong><br />
abziehen.<br />
19
zu stossen hofften, die man auf der italienis<strong>ch</strong>en<br />
Seite des Berges s<strong>ch</strong>on seit über 100<br />
Jahren ausbeutet.<br />
Der Verlauf dieser Ader lässt nämli<strong>ch</strong> darauf<br />
s<strong>ch</strong>liessen, dass sie in der S<strong>ch</strong>weiz ihren Anfang<br />
nimmt, und zwar genau an der Stelle, wo<br />
die Geologengruppe si<strong>ch</strong> so brennend für die<br />
Bewegungen im Innern des Glets<strong>ch</strong>ers interessierte.<br />
Als i<strong>ch</strong> ihnen diese Frage stellte, antworteten<br />
sie mir mit einer Miene, die derartige Verblüffung<br />
verriet, dass i<strong>ch</strong> mir vorkam, als hätte i<strong>ch</strong><br />
in einem vornehmen Salon eine s<strong>ch</strong>were Unhöfli<strong>ch</strong>keit<br />
begangen.<br />
Ob sie nun Goldsu<strong>ch</strong>er oder Glets<strong>ch</strong>erfors<strong>ch</strong>er<br />
waren: Sie haben mir ni<strong>ch</strong>ts von ihrem Geheimnis<br />
verraten. Aber S<strong>ch</strong>weigen ist Gold<br />
wert ...“<br />
Muss man Amerikaner sein, um no<strong>ch</strong> an Goldvorkommen<br />
in der S<strong>ch</strong>weiz und an einen verborgenen<br />
S<strong>ch</strong>atz in unseren Bergen glauben<br />
zu können?<br />
Bilden die Verwei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>ung unserer Lebensweise,<br />
unser angebli<strong>ch</strong> streng wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
begründeter Rationalismus und die Entwertung<br />
des gelben Metalls einen wirksamen S<strong>ch</strong>utz<br />
vor einer neuen Woge des Goldraus<strong>ch</strong>es?<br />
Wohl kaum. Die Faszination, die das Gold au<strong>ch</strong><br />
heute no<strong>ch</strong> auf die Mens<strong>ch</strong>en ausübt, und ihre<br />
Bereitwilligkeit, jedem Sensationskrämer ihr<br />
Ohr zu leihen, lassen vermuten. dass die<br />
Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t von einem sensationellen Goldfund<br />
in unserem Land au<strong>ch</strong> heute no<strong>ch</strong> eine wahre<br />
Völkerwanderung auslösen würde.<br />
Sollte dies ni<strong>ch</strong>t der Fall sein, so würde dies<br />
bedeuten, dass unsere Fähigkeit zu träumen<br />
erlos<strong>ch</strong>en ist und dass wir uns endgültig einem<br />
spröden Rationalismus vers<strong>ch</strong>rieben haben.<br />
Eine Familie beim Goldwas<strong>ch</strong>en.<br />
20
Die Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />
No<strong>ch</strong> zu Beginn unseres Jahrhunderts lockten<br />
jene Bä<strong>ch</strong>e und Flüsse unseres Landes, in<br />
denen si<strong>ch</strong> Spuren des begehrten gelben Metalls<br />
finden, Goldwäs<strong>ch</strong>er an. Sie konnten si<strong>ch</strong><br />
rühmen, einen Beruf auszuüben, der in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz eine ausserordentli<strong>ch</strong> lange Tradition<br />
hatte.<br />
In Genf, längs der Rhone und ihrer Nebenflüsse,<br />
im Napfgebiet (Kt. Luzern), wo fast alle<br />
Wildbä<strong>ch</strong>e goldhaltig sind, an den Ufern der<br />
Aare, der kleinen Emme, der Reuss, des<br />
Rheines und anderer Flüsse – überall waren<br />
Goldwäs<strong>ch</strong>er am Werk.<br />
Man glaubte lange Zeit, der von diesen<br />
Flüssen mitgeführte Goldstaub entspringe<br />
einer geheimnisvollen Ader und werde dur<strong>ch</strong><br />
den steten Lauf des Wassers langsam zerrieben.<br />
Von dieser Theorie sind die Geologen längst<br />
abgekommen. Man weiss heutzutage,<br />
dass die Glets<strong>ch</strong>er, die si<strong>ch</strong> während der<br />
Eiszeit über weite Teile der heutigen S<strong>ch</strong>weiz<br />
ausbreiteten, goldhaltiges alpines Gestein mit<br />
si<strong>ch</strong> führten. Die Flüsse, wel<strong>ch</strong>e in diesen Moränengebieten<br />
ihr Bett gegraben haben, enthalten<br />
deshalb no<strong>ch</strong> heute Steine aus jener Epo<strong>ch</strong>e.<br />
Die Verteilung der einzelnen Mineralien in<br />
den Alluvionen hängt von ihrem spezifis<strong>ch</strong>en<br />
Gewi<strong>ch</strong>t ab, alle Wildbä<strong>ch</strong>e und das Gold,<br />
dessen spezifis<strong>ch</strong>es Gewi<strong>ch</strong>t besonders ho<strong>ch</strong><br />
ist (14,8), findet si<strong>ch</strong> im allgemeinen an den<br />
glei<strong>ch</strong>en Stellen wie grosse Kiesel und s<strong>ch</strong>werer<br />
Sand, nämli<strong>ch</strong> vor allem oberhalb von Hindernissen,<br />
die der Wasserlauf umfliesst, und in<br />
den Spalten steiniger Flussbetten.<br />
Ohne die Flüsse und Bä<strong>ch</strong>e unseres Landes<br />
wäre das Gold für immer im Boden der einst<br />
von Glets<strong>ch</strong>ern bedeckten Gebiete verborgen<br />
geblieben.<br />
21
Goldwäs<strong>ch</strong>er, die ein auf dem Wasser<br />
treibendes Was<strong>ch</strong>brett benützen. Das zeitraubende<br />
Wassers<strong>ch</strong>leppen entfällt bei dieser Methode;<br />
allerdings kann dabei nur eine kleine<br />
Menge Sand gewas<strong>ch</strong>en werden.<br />
Das anges<strong>ch</strong>wemmte Gold weist die Form<br />
kleiner Blätt<strong>ch</strong>en und Flimmer<strong>ch</strong>en von 0,2 bis<br />
2 mm Dur<strong>ch</strong>messer auf; es gibt aber au<strong>ch</strong> Körner,<br />
wel<strong>ch</strong>e die Grösse von Bohnensamen errei<strong>ch</strong>en.<br />
Es handelt si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>wegs um sehr<br />
reines Gold mit nur 2 bis 3% Silbergehalt. Seine<br />
Farbe ist ein leu<strong>ch</strong>tendes Gelb, das bisweilen<br />
ins Grünli<strong>ch</strong>e übergeht. Der erste Beleg für<br />
die Goldwäs<strong>ch</strong>erei in<br />
22
der S<strong>ch</strong>weiz stammt aus dem 11. Jahrhundert.<br />
Die Abtei von Muri bezahlte den "Denarus aureus“,<br />
eine dem Papst zu entri<strong>ch</strong>tende Steuer,<br />
in Form von Goldsand, der aus der Reuss gewonnen<br />
wurde. Allerdings muss die Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />
s<strong>ch</strong>on weit früher existiert haben, da<br />
sie bedeutend einfa<strong>ch</strong>er zu betreiben ist als die<br />
Ausbeutung einer Ader. Wer weiss, ob das<br />
erste Gold, das vor vielen tausend Jahren von<br />
unseren Vorfahren, den Mammutjägern, gewonnen<br />
wurde, ni<strong>ch</strong>t aus unseren Flüssen<br />
stammte?<br />
Diese Goldblätt<strong>ch</strong>en müssen ni<strong>ch</strong>t ges<strong>ch</strong>molzen<br />
werden, um zu S<strong>ch</strong>muckstücken verarbeitet<br />
werden zu können. Aus der Helvetierzeit<br />
stammende Ringe und Ketten beweisen,<br />
dass dieses Volk ebenso wie seine<br />
Na<strong>ch</strong>barn, die Gallier, mit der Kunst der Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />
wohlvertraut waren. Au<strong>ch</strong> die<br />
römis<strong>ch</strong>en Münzen, die das Bildnis des jeweiligen<br />
Kaisers aufwiesen, waren aus Gold<br />
hergestellt, das aus denselben Quellen stammte.<br />
Vom 14. bis zum 19. Jahrhundert gab es<br />
Hunderte von S<strong>ch</strong>weizern, die von der Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />
lebten. Den Beweis dafür liefern vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Dokumente, in denen die Arbeit<br />
dieser Mens<strong>ch</strong>en genau bes<strong>ch</strong>rieben wird. Wir<br />
wollen uns im folgenden vor allem mit der letzten<br />
Phase in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Goldwäs<strong>ch</strong>erei befassen.<br />
Seitdem es im letzten Jahrhundert in Amerika,<br />
Afrika und Australien zu spektakulären Ausbrü<strong>ch</strong>en<br />
des Goldraus<strong>ch</strong>es kam, stellt man si<strong>ch</strong><br />
die Goldsu<strong>ch</strong>er meist als verwegene Abenteurer<br />
vor, die, wenn das Glück ihnen hold ist, mit<br />
einem einzigen Spatensti<strong>ch</strong> ein Vermögen gewinnen.<br />
Dieses romantis<strong>ch</strong>e Bild trifft keineswegs<br />
auf die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Goldwäs<strong>ch</strong>er zu.<br />
Bei ihnen handelte es si<strong>ch</strong> fast dur<strong>ch</strong>wegs um<br />
nü<strong>ch</strong>terne Handwerker, die über besondere<br />
Verbesserte Form des Was<strong>ch</strong>bretts; das Gold<br />
und die s<strong>ch</strong>weren Bestandteile setzen si<strong>ch</strong> in<br />
den Lö<strong>ch</strong>ern fest.<br />
Werkzeuge und Te<strong>ch</strong>niken verfügten und si<strong>ch</strong><br />
mit einem bes<strong>ch</strong>eidenen Einkommen begnügen<br />
mussten.<br />
S<strong>ch</strong>on in der frühesten Zeit ma<strong>ch</strong>te man si<strong>ch</strong><br />
bei der Trennung des Goldes vom Sand die<br />
Tatsa<strong>ch</strong>e zunutze, dass es ein viel grösseres<br />
spezifis<strong>ch</strong>es Gewi<strong>ch</strong>t aufweist als die meisten<br />
anderen Metalle, mit denen es vermengt ist. Es<br />
geht also zunä<strong>ch</strong>st darum, es auf eine<br />
mögli<strong>ch</strong>st einfa<strong>ch</strong>e Weise von den lei<strong>ch</strong>teren<br />
Stoffen zu trennen und an einer bestimmten<br />
Stelle zu konzentrieren.<br />
In gewissen Gegenden des Orients legte man<br />
den goldhaltigen Sand auf eine Getreides<strong>ch</strong>winge<br />
und wartete, bis der Wind die lei<strong>ch</strong>ten<br />
Bestandteile weggeblasen hatte. In unserem<br />
an Wasserläufen so rei<strong>ch</strong>en Land war<br />
die Methode des Goldwas<strong>ch</strong>ens s<strong>ch</strong>on seit frühesten<br />
Zeiten bekannt. Man legte vor dem<br />
Ho<strong>ch</strong>wasser ein Weidengefle<strong>ch</strong>t oder S<strong>ch</strong>affell<br />
ins Flussbett oder auf die Uferbös<strong>ch</strong>ung, und<br />
na<strong>ch</strong>dem das stei<br />
23
gende Wasser eine genügend grosse Menge<br />
goldhaltigen Sandes daraufges<strong>ch</strong>wemmt hatte,<br />
gewann man diesen dur<strong>ch</strong> Verbrennen oder<br />
Ausbürsten des Gefle<strong>ch</strong>ts bzw. Fells. Bei dem<br />
sagenhaften „goldenen Vlies" das Jason und<br />
die Argonauten in Kol<strong>ch</strong>is gewannen, dürfte es<br />
si<strong>ch</strong> um das S<strong>ch</strong>affell eines Goldwäs<strong>ch</strong>ers gehandelt<br />
haben.<br />
Diese einfa<strong>ch</strong>e Methode wurde no<strong>ch</strong> im 19.<br />
Jahrhundert gelegentli<strong>ch</strong> praktiziert.<br />
Eine andere Te<strong>ch</strong>nik, die ebenfalls eine lange<br />
Tradition besitzt und heute no<strong>ch</strong> verwendet<br />
wird, besteht darin, den dem Flussbett oder<br />
den Uferbös<strong>ch</strong>ungen entnommenen Sand in<br />
einem kegelförmigen Korb oder einem Holzgefäss<br />
zu si<strong>ch</strong>ten (die Art des Gefässes<br />
s<strong>ch</strong>wankte je na<strong>ch</strong> Epo<strong>ch</strong>e und Land; so<br />
verwendete man in Südamerika ein Büffelhorn,<br />
in Afrika einen Behälter aus Palmenholz und in<br />
Kalifornien eine Pfanne). In Europa hängt man<br />
das Gefäss man<strong>ch</strong>mal wie das Brett einer<br />
S<strong>ch</strong>aukel an zwei Stricken auf, was seine<br />
Handhabung erlei<strong>ch</strong>tert. Diese ist zwar ni<strong>ch</strong>t<br />
allzu s<strong>ch</strong>wierig, erfordert aber do<strong>ch</strong> eine gewisse<br />
Ges<strong>ch</strong>ickli<strong>ch</strong>keit. Der Wäs<strong>ch</strong>er füllt den<br />
Behälter mit goldhaltigem Sand, legt ihn auf die<br />
Wasseroberflä<strong>ch</strong>e und dreht ihn so, dass das<br />
einströmende Wasser die lei<strong>ch</strong>ten Bestandteile<br />
weg spült. Na<strong>ch</strong> einiger Zeit sind nur no<strong>ch</strong> Substanzen<br />
von hohem spezifis<strong>ch</strong>em Gewi<strong>ch</strong>t übrig.<br />
Wenn si<strong>ch</strong> Gold darunter befindet, so verrät<br />
es si<strong>ch</strong> dem geübten Auge dur<strong>ch</strong> einen<br />
S<strong>ch</strong>immer, der si<strong>ch</strong> von der dunklen Farbe der<br />
anderen Mineralien abhebt. Diese Goldstäub<strong>ch</strong>en<br />
sind winzig klein, und es brau<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t<br />
weniger als 20000 von ihnen, um ein Gramm<br />
Gold zu gewinnen.<br />
Zur Trennung des Goldes von den übrigen<br />
Substanzen verwendete man früher die Methode<br />
der Amalgamierung mit Quecksilber.<br />
Na<strong>ch</strong>dem man die lei<strong>ch</strong>ten Bestandteile<br />
auf die zuvor ges<strong>ch</strong>ilderte Weise weg gespült<br />
hatte, goss man einen Tropfen Quecksilber ins<br />
Gefäss und liess ihn so lange hin und her<br />
rollen, bis er das Gold aufgesaugt hatte.<br />
(Quecksilber bildet zusammen mit Gold ein<br />
Amalgam.)<br />
Na<strong>ch</strong> den Angaben Rütimeyers zogen die<br />
s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Goldwäs<strong>ch</strong>er eine andere<br />
Methode vor. Sie s<strong>ch</strong>ütteten den Inhalt des Gefässes<br />
in einen Kessel, der zur Hälfte mit<br />
Quecksilber gefüllt war. Das Ganze wurde kräftig<br />
ges<strong>ch</strong>üttelt, und die auf der Oberflä<strong>ch</strong>e der<br />
so entstandenen Mis<strong>ch</strong>ung treibenden Teile<br />
wurden weggeworfen. Den Rest wickelte man<br />
in ein Gemsfell. Die Flüssigkeit entwi<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />
die Poren, und übrig blieb ein Amalgam aus<br />
Quecksilber und Gold, wel<strong>ch</strong>es von weissli<strong>ch</strong>er<br />
Farbe war und aussah wie Zinn. Aus diesem<br />
Amalgam vertrieb man das Quecksilber dur<strong>ch</strong><br />
Erhitzen und erhielt so den Goldrückstand.<br />
Das am sinnrei<strong>ch</strong>sten konstruierte Gerät, über<br />
das die Goldwäs<strong>ch</strong>er bis zu Beginn der<br />
Industrialisierung verfügten, war der<br />
„Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>“, au<strong>ch</strong> „Was<strong>ch</strong>kanal“ genannt. Er<br />
war s<strong>ch</strong>on den Helvetiern bekannt und hat<br />
zweifellos den Me<strong>ch</strong>anismus der mä<strong>ch</strong>tigen<br />
Mas<strong>ch</strong>inen beeinflusst, die heutzutage zur<br />
Goldgewinnung benutzt werden. Es handelte<br />
si<strong>ch</strong> dabei um einen s<strong>ch</strong>rägen Holzkanal,<br />
dessen Boden mit Fell bedeckt war oder feine<br />
Lö<strong>ch</strong>er enthielt. Das dur<strong>ch</strong>fliessende Wasser<br />
s<strong>ch</strong>wemmte den goldhaltigen Sand dur<strong>ch</strong> den<br />
Kanal, wobei si<strong>ch</strong> die s<strong>ch</strong>weren Bestandteile<br />
absetzten. Ans<strong>ch</strong>liessend wurde das Gold<br />
na<strong>ch</strong> der vorher bes<strong>ch</strong>riebenen Methode der<br />
Amalgamierung gewonnen.<br />
Diese Te<strong>ch</strong>nik weist eine Reihe von Varianten<br />
auf, von denen wir einige erwähnen wollen;<br />
andere sind auf den in diesem Bu<strong>ch</strong> enthaltenen<br />
alten Sti<strong>ch</strong>en dargestellt.<br />
24
Dieser Goldwäs<strong>ch</strong>er benutzt zum Si<strong>ch</strong>ten des<br />
Sandes ein Holzgefäss mit Stiel.<br />
Es kann ein regelre<strong>ch</strong>ter Kanal von beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er<br />
Länge gegraben werden, der zahlrei<strong>ch</strong>e<br />
Steine, Felle und Tannenzweige enthält.<br />
In Frage kommt aber au<strong>ch</strong> ein ausgehöhlter<br />
Baumstrunk, in dessen Ritzen si<strong>ch</strong> die goldhaltigen<br />
Bestandteile ablagern. Eine te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong><br />
verbesserte Variante besteht darin, den Boden<br />
des Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>es mit Spalten zu versehen, in<br />
denen Quecksilber angebra<strong>ch</strong>t wird, so dass<br />
das Amalgam s<strong>ch</strong>on in dieser Phase des Goldgewinnungsprozesses<br />
entsteht.<br />
In der S<strong>ch</strong>weiz arbeitete man im allgemeinen<br />
mit Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>en von geringer Grösse, da eine<br />
Goldwäs<strong>ch</strong>erequipe meist nur wenige Mann<br />
umfasste.<br />
Goldwäs<strong>ch</strong>er mit vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>en.<br />
Wie eine sol<strong>ch</strong>e Equipe arbeitete, wissen wir<br />
dank den Beri<strong>ch</strong>ten vers<strong>ch</strong>iedener Augenzeugen.<br />
25
Dr. Casimir Mös<strong>ch</strong>, Custos der paläontologis<strong>ch</strong>geologis<strong>ch</strong>en<br />
Sammlungen und Direktor<br />
des Zoologis<strong>ch</strong>en Museums des Eidgenössis<strong>ch</strong>en<br />
Polyte<strong>ch</strong>nikums, s<strong>ch</strong>ildert in einem<br />
Brief die Methode der Goldgewinnung in der<br />
Aare bei Umiken um das Jahr 1840:<br />
«Der Wäs<strong>ch</strong>er, wel<strong>ch</strong>em i<strong>ch</strong> zusah, wählte si<strong>ch</strong><br />
eine Stelle, wo das Wasser in sanftem Bogen<br />
fliesst und begann die Untersu<strong>ch</strong>ung mit einer<br />
eisernen Wurfs<strong>ch</strong>aufel, indem er Sand und<br />
faustgrossen Grien etwa a<strong>ch</strong>t Fuss vom Ufer<br />
entfernt aus dem Flussbette hob, die Kiesel mit<br />
den Händen wegräumte und dann die S<strong>ch</strong>aufel<br />
einige Sekunden lang im laufenden Wasser hin<br />
und her s<strong>ch</strong>wenkte, wodur<strong>ch</strong> in kurzer Zeit ein<br />
braunroter Sand auf der S<strong>ch</strong>aufel unter dem<br />
Wasser no<strong>ch</strong> zurückblieb; auf diese Ers<strong>ch</strong>einung<br />
hin sagte der Wäs<strong>ch</strong>er, wir seien auf der<br />
re<strong>ch</strong>ten Stelle; er hob die S<strong>ch</strong>aufel mit dem<br />
Sande aus dem Wasser, und i<strong>ch</strong> zählte ganz<br />
deutli<strong>ch</strong> mit blossem Auge 14 Goldblätt<strong>ch</strong>en in<br />
diesem rotbraunen Sande und auf der<br />
S<strong>ch</strong>aufelflä<strong>ch</strong>e. No<strong>ch</strong> einige sol<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>aufelsti<strong>ch</strong>e,<br />
und jeder wies 9 bis 15 mit blossem<br />
Auge si<strong>ch</strong>tbare Goldblätt<strong>ch</strong>en auf.<br />
Hierauf wurde eine lange Bank in das anderthalb<br />
Meter tiefe Wasser hinausges<strong>ch</strong>oben, um<br />
mit der S<strong>ch</strong>aufel weiter hinausrei<strong>ch</strong>en zu<br />
können. Ein Was<strong>ch</strong>stuhl, beidseits mit Leisten<br />
versehen, wurde an eine wenig geneigte Lage<br />
gestellt, ein grobes Flanell glatt darauf ausgebreitet,<br />
und ein grober Weidenkorb auf den<br />
oberen Teil des Stuhles gelegt. Nun begann die<br />
Arbeit: Der Wäs<strong>ch</strong>er warf zwei bis fünf<br />
S<strong>ch</strong>aufeln des bezei<strong>ch</strong>neten Griens mit Sand<br />
auf den Korb, goss mit einer grossen Wassers<strong>ch</strong>öpfe<br />
so lange Wasser darüber, bis aller<br />
Sand dur<strong>ch</strong>gewas<strong>ch</strong>en war und nur no<strong>ch</strong> die<br />
feinsten Körn<strong>ch</strong>en auf dem Tu<strong>ch</strong>e zurückblieben.<br />
Na<strong>ch</strong> dem zehnten S<strong>ch</strong>aufelwurf<br />
Ein System von Was<strong>ch</strong>kanälen bei einem<br />
besonders rei<strong>ch</strong>en Vorkommen. Sol<strong>ch</strong>e<br />
"industrielle“ Installationen wurden in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz zwar erri<strong>ch</strong>tet, wegen des unregelmässigen<br />
Goldgehaltes der Ans<strong>ch</strong>wemmungen<br />
jedo<strong>ch</strong> sehr s<strong>ch</strong>nell aufgegeben.<br />
zählte i<strong>ch</strong> auf dem Tu<strong>ch</strong> etwa 60 Flimmer<strong>ch</strong>en.<br />
Das feinere war natürli<strong>ch</strong> im Tu<strong>ch</strong>, und ein<br />
grösserer Teil der feinsten, kaum si<strong>ch</strong>tbaren<br />
Stäub<strong>ch</strong>en wurde, wie i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> dem Abheben<br />
des Tu<strong>ch</strong>es sah, vom Wasser zwis<strong>ch</strong>en dem<br />
Tu<strong>ch</strong>e und dem Stuhle fortges<strong>ch</strong>wemmt.<br />
Na<strong>ch</strong> dreiviertelstündiger Arbeit sah i<strong>ch</strong> auf<br />
drei Fuss Entfernung ganz deutli<strong>ch</strong> die gelben<br />
Goldflimmer<strong>ch</strong>en auf dem Tu<strong>ch</strong>e liegen. Na<strong>ch</strong><br />
Aussage des Wäs<strong>ch</strong>ers fanden si<strong>ch</strong> bei<br />
fris<strong>ch</strong>en Ans<strong>ch</strong>wemmungen s<strong>ch</strong>on Körner wie<br />
Bohnen; das grösste Stück, wel<strong>ch</strong>es dieser<br />
Mann bisher gefunden, soll ein Blätt<strong>ch</strong>en von<br />
der Grösse eines Fliegenflügels und 70 Centimes<br />
wert gewesen sein. – Es ist keine Frage,<br />
diese Leute haben ziemli<strong>ch</strong> viel Gewandtheit<br />
im Goldsu<strong>ch</strong>en;<br />
26
Goldwäs<strong>ch</strong>erei mit vers<strong>ch</strong>iedenen Behältern.<br />
27
Goldwäs<strong>ch</strong>er, die si<strong>ch</strong> eines ausgehöhlten<br />
Baumstammes bedienen. Die Blätt<strong>ch</strong>en setzen<br />
si<strong>ch</strong> in den Ritzen fest.<br />
die einträgli<strong>ch</strong>sten Stellen erkennen sie auf<br />
einen Blick ...“<br />
Pierre Martin beri<strong>ch</strong>tet von den letzten Goldwäs<strong>ch</strong>ern<br />
von l'Abyme bei Genf: "... Der Goldgräber<br />
bri<strong>ch</strong>t früh am Morgen auf. Er führt ein 1,10<br />
m langes und 80 cm breites Brett aus Pappelholz,<br />
dem für das Was<strong>ch</strong>en günstigsten<br />
Material, mit si<strong>ch</strong>, das vier oder fünf Querrillen<br />
aufweist. Am Fluss su<strong>ch</strong>t er eine fris<strong>ch</strong> anges<strong>ch</strong>wemmte<br />
Sandbank, wenn mögli<strong>ch</strong> unterhalb<br />
eines Staudamms oder Molasseblocks.<br />
Er gräbt eine Rinne, die einen Wasserstrahl zu<br />
ihm hinführt, und bringt sein Brett in einer<br />
Vertiefung an, und zwar so, dass es einen Winkel<br />
von etwa 45° bildet.<br />
Vorsi<strong>ch</strong>tig s<strong>ch</strong>aufelt er Sand auf den oberen<br />
Teil des Was<strong>ch</strong>bretts, wo der Wasserstrahl die<br />
lei<strong>ch</strong>ten Teile forts<strong>ch</strong>wemmt, während si<strong>ch</strong> das<br />
Gold in den Rillen festsetzt. Sobald diese voll<br />
sind, wis<strong>ch</strong>t der Goldwäs<strong>ch</strong>er ihren<br />
Inhalt mit einer Bürste aus Rosshaar in<br />
eine zur Hälfte mit Wasser gefüllte S<strong>ch</strong>üssel.<br />
Natürli<strong>ch</strong> ist das Gold no<strong>ch</strong> mit Sand vermengt,<br />
den der Wäs<strong>ch</strong>er nun auf folgende Weise entfernt:<br />
Er dreht die S<strong>ch</strong>üssel so, dass das<br />
Wasser ho<strong>ch</strong> steigt und den Sand mit si<strong>ch</strong><br />
emporzieht. Mit einer ges<strong>ch</strong>ickten Bewegung<br />
giesst er es aus, und zurück bleibt auf dem<br />
Boden der S<strong>ch</strong>üssel eine dünne S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t fast<br />
reinen Goldes.“<br />
Cysat, der im 17. Jahrhundert amtli<strong>ch</strong>er<br />
Chronist von Luzern war, liefert uns folgende<br />
ans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>reibung:<br />
"Dieser Betätigung gehen berufsmässige Goldwäs<strong>ch</strong>er<br />
na<strong>ch</strong>, bei denen es si<strong>ch</strong> um Bürger<br />
unserer Stadt handelt. Sie wissen genau, wo<br />
und wann si<strong>ch</strong> die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Gold lohnt.<br />
Dieses gewinnen sie aus einem Sand von<br />
besonderer Farbe und besonderem Gewi<strong>ch</strong>t,<br />
den sie in Gefässe s<strong>ch</strong>ütten; ans<strong>ch</strong>liessend<br />
entnehmen sie ihm mit Hilfe besonderer Geräte<br />
die besten und reinsten Teile und saugen das<br />
Gold mit Quecksilber auf. Na<strong>ch</strong>dem sie das<br />
Quecksilber dur<strong>ch</strong> Erhitzung vertrieben haben,<br />
bleiben reine Goldkörner zurück.“<br />
Aus den Beri<strong>ch</strong>ten dieser drei Augenzeugen<br />
lassen si<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene Folgerungen ziehen.<br />
Zunä<strong>ch</strong>st geht aus ihnen hervor, dass die<br />
Goldwäs<strong>ch</strong>erei ni<strong>ch</strong>t von jedermann, sondern<br />
nur von erfahrenen Spezialisten betrieben<br />
werden konnte. Genau so wie ein Fis<strong>ch</strong>er den<br />
besten Standort kennt und seinen Köder sorgfältig<br />
wählt, weiss der geübte Goldwäs<strong>ch</strong>er, an<br />
wel<strong>ch</strong>en Stellen si<strong>ch</strong> ihm die besten Chancen<br />
bieten, und er gewinnt das begehrte gelbe Metall<br />
mittels einer sinnrei<strong>ch</strong> konstruierten „Goldstaubfalle“.<br />
Die Goldwäs<strong>ch</strong>er früherer Zeiten kannten die<br />
für ihre Arbeit günstigste Jahreszeit. Kürzli<strong>ch</strong><br />
vorgenommene Untersu<strong>ch</strong>ungen haben den<br />
Beweis erbra<strong>ch</strong>t, dass der Gold<br />
28
29<br />
Der Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong> des letzten Goldwäs<strong>ch</strong>ers von<br />
Umiken (Aargau).
Arbeit mit einem sogenannten LongTom, einer<br />
speziellen Art von Was<strong>ch</strong>kanal.<br />
gehalt eines Flusses je na<strong>ch</strong> Jahreszeit in der<br />
Tat beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>wankungen unterworfen<br />
ist. R. Villiger und H. J. Rawyler haben am unteren<br />
Teil des Goldba<strong>ch</strong>s (Napfgebiet)<br />
Messungen dur<strong>ch</strong>geführt, die folgende<br />
Resultate ergaben: 0,45 Gramm Gold auf eine<br />
Tonne Kies am 4. 8. 1974; 0,03 Gramm pro<br />
Tonne am 7. 9. 1974; 0,08 Gramm pro Tonne<br />
am 6. 7. 1975.<br />
Das Ho<strong>ch</strong>wasser bringt ein Flussbett in Bewegung<br />
und zerstreut die im Fluss befindli<strong>ch</strong>en<br />
Ansammlungen von Goldstaub. Diese bilden<br />
si<strong>ch</strong> aber sehr ras<strong>ch</strong> von neuem. Dieses Phänomen<br />
ist mit vers<strong>ch</strong>iedenen Faktoren wie<br />
Bodenbes<strong>ch</strong>affenheit, Klima und Grösse des<br />
Flusses verbunden, die der Wäs<strong>ch</strong>er genau<br />
kennen muss, um zu wissen, ob si<strong>ch</strong> die Goldgewinnung<br />
lohnt – so wie der Bauer weiss,<br />
wann die Äpfel und Birnen zum Pflücken reif<br />
sind.<br />
Es gibt Stellen, wo der Fluss bedeutende<br />
Mengen Goldstaub ans<strong>ch</strong>wemmt. Die Goldwäs<strong>ch</strong>er<br />
kannten die Merkmale dieser Stellen:<br />
Das Bett des Flusses (oder Ba<strong>ch</strong>es) ist<br />
ziemli<strong>ch</strong> tief.<br />
Die Kieselanhäufungen befinden si<strong>ch</strong> seit<br />
langer Zeit an der glei<strong>ch</strong>en Stelle.<br />
Im Inneren der Flusskrümmung hat si<strong>ch</strong><br />
Sand angesammelt.<br />
Der Sand weist rote, braune und s<strong>ch</strong>warze<br />
Bestandteile auf.<br />
Flussabwärts befindet si<strong>ch</strong> ein Hindernis.<br />
S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> liefert au<strong>ch</strong> das Gewi<strong>ch</strong>t des<br />
Sandes interessante Hinweise.<br />
Zweifellos kannten die Goldwäs<strong>ch</strong>er au<strong>ch</strong><br />
andere Merkmale, die auf goldhaltige Stellen<br />
hindeuteten, etwa die Farbe des Wassers usw.<br />
Was die Herstellung eines Was<strong>ch</strong>bretts betraf,<br />
so folgte jeder seinen eigenen Regeln.<br />
Leider sind man<strong>ch</strong>e dieser Geheimnisse , die<br />
einst von Generation zu Generation weitergegeben<br />
oder von Fa<strong>ch</strong>leuten (in Genf bei<br />
30
Goldwäs<strong>ch</strong>er beim Arbeiten an einer S<strong>ch</strong>leuse<br />
in einem Ableitungskanal.<br />
spielsweise von hugenottis<strong>ch</strong>en Flü<strong>ch</strong>tlingen)<br />
gelehrt wurden, mit dem Tod der letzten Goldwäs<strong>ch</strong>er<br />
in Vergessenheit geraten. Wie auf<br />
vielen anderen Gebieten ist au<strong>ch</strong> auf diesem<br />
eine uralte Tradition erlos<strong>ch</strong>en. In unserem<br />
Land hat die Goldwäs<strong>ch</strong>erei ni<strong>ch</strong>t zur Entstehung<br />
neuer Städte geführt und niemandem<br />
plötzli<strong>ch</strong>en mär<strong>ch</strong>enhaften Rei<strong>ch</strong>tum bes<strong>ch</strong>ert.<br />
Denno<strong>ch</strong> bildete sie bis zum 19. Jahrhundert<br />
für eine Anzahl von S<strong>ch</strong>weizern eine zum<br />
Leben ausrei<strong>ch</strong>ende Einnahmequelle. Sie war,<br />
wie etwa die Korbfle<strong>ch</strong>terei oder Salpetergewinnung,<br />
ein gesamtwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> gesehen relativ<br />
unbedeutendes Handwerk, das von<br />
einigen Leuten regelmässig oder zeitweise betrieben<br />
wurde.<br />
Wohl gab es au<strong>ch</strong> vereinzelte Abenteurer, die<br />
in unseren Flüssen sofortigen Wohlstand zu<br />
finden hofften, aber im allgemeinen waren es<br />
unterbes<strong>ch</strong>äftigte Landarbeiter oder Bauern mit<br />
kinderrei<strong>ch</strong>en Familien, die in der Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />
eine bessere Zukunft su<strong>ch</strong>ten. Es entbehrt<br />
ni<strong>ch</strong>t der Ironie, dass das gelbe Metall, wel<strong>ch</strong>es<br />
von alters her als Sinnbild des Rei<strong>ch</strong>tums galt,<br />
oft nur Angehörigen der am s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>testen gestellten<br />
Bevölkerungss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t ein bes<strong>ch</strong>eidenes<br />
Einkommen bot.<br />
Im Jahre 1771 kaufte die Stadt Luzern eine ungewöhnli<strong>ch</strong><br />
grosse Menge von Gold, das aus<br />
den Wasserläufen der näheren Umgebung<br />
stammte. Wie aus den Protokollen der damaligen<br />
Prozesse ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ist, war jene Zeit<br />
dur<strong>ch</strong> eine dramatis<strong>ch</strong>e Zunahme von Diebstählen<br />
gekennzei<strong>ch</strong>net, deren Ursa<strong>ch</strong>e Not<br />
und Hunger waren. Die Kindersterbli<strong>ch</strong>keit<br />
nahm beängstigende Ausmasse an, und es<br />
wird beri<strong>ch</strong>tet, dass zahlrei<strong>ch</strong>e Mens<strong>ch</strong>en an<br />
Hunger und Kälte starben. Die allgemeine Notlage<br />
hatte die Männer bu<strong>ch</strong>stäbli<strong>ch</strong> in die Bä<strong>ch</strong>e<br />
getrieben. In sol<strong>ch</strong>en Krisenzeiten hiess<br />
die Alternative<br />
31
Luzerner Goldmünze.<br />
Goldprägen im Mittelalter. Bevor 1850 unsere<br />
nationale Währung eingeführt wurde, setzten<br />
ni<strong>ch</strong>t weniger als 50 Republiken, Städte und<br />
Klöster ihre eigenen Goldstücke in Umlauf. Ein<br />
Teil dieser Münzen enthalten S<strong>ch</strong>weizer Gold.<br />
oft nur Goldwäs<strong>ch</strong>erei oder Eintritt in fremde<br />
Kriegsdienste; die einen verdingten si<strong>ch</strong> als<br />
Söldner, die anderen versu<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> als Goldwäs<strong>ch</strong>er<br />
über Wasser zu halten. Zwis<strong>ch</strong>en den<br />
katastrophalen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Verhältnisse<br />
und dem Anstieg der Goldgewinnung bestand<br />
also ein direkter Zusammenhang. Allerdings ers<strong>ch</strong>eint<br />
es fragli<strong>ch</strong>, ob die Goldwäs<strong>ch</strong>erei zur<br />
Ernährung einer ganzen Familie ausrei<strong>ch</strong>te.<br />
Im 17. Jahrhundert musste ein Goldwäs<strong>ch</strong>er<br />
126,3 Gramm Gold pro Jahr gewinnen, um<br />
dasselbe Einkommen zu errei<strong>ch</strong>en wie ein<br />
32
Volkss<strong>ch</strong>ullehrer (wobei zu bemerken ist, dass<br />
der Lehrerberuf damals miserabel bezahlt war).<br />
Wer sein Handwerk beherrs<strong>ch</strong>te, für den lag<br />
diese Menge dur<strong>ch</strong>aus im Berei<strong>ch</strong> des Mögli<strong>ch</strong>en.<br />
Im 19. Jahrhundert verdienten die Wäs<strong>ch</strong>er, je<br />
na<strong>ch</strong> Ort und Jahreszeit, zwis<strong>ch</strong>en einem und<br />
drei Franken pro Tag, was dem Lohn eines ungelernten<br />
Arbeiters entspra<strong>ch</strong>.<br />
Die Anzahl der Goldwäs<strong>ch</strong>er war in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz zeitweise erstaunli<strong>ch</strong> ho<strong>ch</strong>. 1771 gab<br />
es im Entlebu<strong>ch</strong> (Luzern) zehn S<strong>ch</strong>miede, vier<br />
Sattler, vier Stellma<strong>ch</strong>er, einen S<strong>ch</strong>losser,<br />
einen Klempner und zwanzig vollberufli<strong>ch</strong>e<br />
oder gelegentli<strong>ch</strong>e Goldwäs<strong>ch</strong>er.<br />
Gegen 1830 gab es zwis<strong>ch</strong>en Olten und<br />
Klingnau 40 Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>e, das heisst annähernd<br />
einen pro Kilometer. In Genf waren bisweilen<br />
mehrere Dutzend Goldwäs<strong>ch</strong>er zuglei<strong>ch</strong><br />
tätig.<br />
Der Kanton Luzern erklärte im Jahre 1523 den<br />
Aufkauf des kostbaren einheimis<strong>ch</strong>en Goldes<br />
zum Monopol des Staates. Bis 1800 kaufte er<br />
31,4 kg aus Flüssen gewonnenes Gold, aus<br />
dem 1500 Münzen hergestellt wurden.<br />
Allerdings war die Gesamtmenge des geförderten<br />
Goldes weit höher, denn die<br />
Golds<strong>ch</strong>miede und andere Handwerker zogen<br />
das luzernis<strong>ch</strong>e Gold seiner aussergewöhnli<strong>ch</strong>en<br />
Reinheit wegen dem rheinländis<strong>ch</strong>en und<br />
ungaris<strong>ch</strong>en vor und bezahlten auf dem<br />
s<strong>ch</strong>warzen Markt sehr hohe Preise dafür.<br />
Da das Napfgebiet besonders rei<strong>ch</strong> an goldhaltigen<br />
Wasserläufen ist und es dort, wie wir<br />
bereits gesehen haben, ni<strong>ch</strong>t an Goldwäs<strong>ch</strong>ern<br />
mangelte, wurde Luzern zum eigentli<strong>ch</strong>en<br />
Zentrum der Goldverarbeitung in der S<strong>ch</strong>weiz.<br />
Die Behörden, wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong> der wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Bedeutung des gelben Metalls sehr wohl bewusst<br />
waren, erliessen vers<strong>ch</strong>iedene Gesetze<br />
zur Förderung der<br />
Goldwäs<strong>ch</strong>erei und zur Bekämpfung des<br />
privaten Goldhandels. Von 1643 an lieferten sie<br />
den Goldwäs<strong>ch</strong>ern sogenanntes "Nördlingertu<strong>ch</strong>",<br />
das si<strong>ch</strong> seines Fasernrei<strong>ch</strong>tums<br />
wegen besonders gut zur Ausstattung der<br />
Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>e eignete. Ausserdem gab es<br />
Prämien für die besten Wäs<strong>ch</strong>er. 1769 erri<strong>ch</strong>teten<br />
die Luzerner mit Hilfe einer französis<strong>ch</strong>en<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft in Inwil eine "Was<strong>ch</strong>fabrlk“. Es<br />
handelte si<strong>ch</strong> dabei um einen vom Abt von Jacquemot<br />
erfundenen, te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> verbesserten<br />
grossen Was<strong>ch</strong>kanal. Allerdings s<strong>ch</strong>eint diese<br />
Neuerung ni<strong>ch</strong>t den erhofften Erfolg gebra<strong>ch</strong>t<br />
zu haben, denn s<strong>ch</strong>on ein Jahr später wurde<br />
sie in den Akten der Stadt ni<strong>ch</strong>t mehr erwähnt.<br />
Anderswo in der S<strong>ch</strong>weiz verzi<strong>ch</strong>teten die Regierenden<br />
auf ein Goldmonopol und begnügten<br />
si<strong>ch</strong> damit, die Genehmigung zum Goldwas<strong>ch</strong>en<br />
von der Entri<strong>ch</strong>tung einer Steuer<br />
abhängig zu ma<strong>ch</strong>en. Hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der in Bern<br />
herrs<strong>ch</strong>enden Gesetze s<strong>ch</strong>reibt Deicke (1859):<br />
"Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts musste<br />
das aus den Flüssen gewonnene Gold den<br />
Behörden abgeliefert werden. Diese bezahlten<br />
drei Viertel davon und behielten das letzte<br />
Viertel als Steuer für si<strong>ch</strong>. Heutzutage kann<br />
si<strong>ch</strong> jedermann der Goldwäs<strong>ch</strong>erei widmen,<br />
ohne irgendwel<strong>ch</strong>e Steuern bezahlen zu<br />
müssen. Es sind in erster Linie Fis<strong>ch</strong>er, die<br />
na<strong>ch</strong> Goldstaub su<strong>ch</strong>en, wenn es gerade<br />
ni<strong>ch</strong>ts zu fangen gibt.“<br />
Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> befand si<strong>ch</strong> die Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />
damals bereits in ganz Europa auf dem absteigenden<br />
Ast. Immerhin vergoldete Neukomm<br />
no<strong>ch</strong> im Jahre 1880 die Kuppel der Kir<strong>ch</strong>e<br />
von Heimiswil bei Burgdorf mit Gold, das<br />
aus s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Flüssen und Bä<strong>ch</strong>en<br />
stammte. Den grössten Teil davon haben<br />
zweifellos die Gebrüder Rüfena<strong>ch</strong>t und die<br />
Frau Andreas Zür<strong>ch</strong>ers von Rafrüti<br />
33
gefördert, die zu den letzten Goldwäs<strong>ch</strong>ern des<br />
Napfgebietes gehörten.<br />
Na<strong>ch</strong> 1900 interessierte si<strong>ch</strong> niemand mehr für<br />
das Gold unserer Wasserläufe, und die letzten<br />
Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>e fielen den Holzwürmern zum<br />
Opfer.<br />
Allzu radikal hatten si<strong>ch</strong> die Verhältnisse<br />
gegenüber den vorhergehenden<br />
Jahrhunderten gewandelt: Die Kaufkraft des<br />
Goldes war drastis<strong>ch</strong> gesunken, während der<br />
Wert der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Arbeitskraft si<strong>ch</strong><br />
vervielfa<strong>ch</strong>t hatte.<br />
Heute entspri<strong>ch</strong>t das Jahreseinkommen eines<br />
Lehrers ni<strong>ch</strong>t mehr 126,3 Gramm Gold, sondern<br />
2,5 kg, also 10 Gramm pro Tag ...<br />
In den dreissiger und vierziger Jahren sah es<br />
zeitweilig na<strong>ch</strong> einer Renaissance der Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />
aus. Eine Reihe von wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
und wirts<strong>ch</strong>aftspolitis<strong>ch</strong>en Studien<br />
befasste si<strong>ch</strong> mit dem Gold unserer Wasserläufe,<br />
und es gab sogar Ansätze zu einer<br />
Förderung auf industrieller Basis.<br />
Do<strong>ch</strong> die Bagger der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en und<br />
englis<strong>ch</strong>en Unternehmer, die si<strong>ch</strong> in dieses<br />
Abenteuer gestürzt hatten, standen s<strong>ch</strong>on bald<br />
still und wurden vom Rost zerfressen. Die Unkenrufe<br />
der Geologen, die dem Unterfangen<br />
von Anfang an skeptis<strong>ch</strong> gegenübergestanden<br />
hatten, erwiesen si<strong>ch</strong> also als gere<strong>ch</strong>tfertigt.<br />
Ja, allzu viel S<strong>ch</strong>weiss und Geld müsste eingesetzt<br />
werden, um unseren Flüssen und Bä<strong>ch</strong>en<br />
ihr Gold zu entreissen. So werden denn unzählige<br />
Kleinode in den Betten und an den Ufern<br />
der Reuss und der Aare, des Rheins und der<br />
Emme au<strong>ch</strong> weiterhin vergebli<strong>ch</strong> ihres Finders<br />
harren.<br />
Industrieller Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong> aus dem letzten Jahrhundert,<br />
der die Materialien mittels Zentrifugalkraft<br />
trennt.<br />
34
Die Minen<br />
Das Bonmot "Die S<strong>ch</strong>weiz ist rei<strong>ch</strong> an armen<br />
Minen“ fasst in einem Satz die lange Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
der Goldsu<strong>ch</strong>e in unserem Lande zusammen.<br />
Gold ist fast überall in den S<strong>ch</strong>weizer Alpen<br />
vorhanden, und zahlrei<strong>ch</strong> waren die Versu<strong>ch</strong>e,<br />
die Minen auszubeuten. Die Natur war jedo<strong>ch</strong>,<br />
was die Verteilung betrifft, sehr launis<strong>ch</strong>; die<br />
Adern sind von unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Ergiebigkeit,<br />
und ihre Zusammensetzung ist äusserst komplex.<br />
Deshalb erfordern Gewinnung und Behandlung<br />
des Erzes viele Arbeitskräfte und<br />
teure Geräts<strong>ch</strong>aften, deren Ans<strong>ch</strong>affung oft<br />
dur<strong>ch</strong> den Wert des gewonnenen Metalles<br />
ni<strong>ch</strong>t aufgewogen werden.<br />
Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der S<strong>ch</strong>weizer Goldminen, die<br />
neben bes<strong>ch</strong>eidenen Erfolgen zahlrei<strong>ch</strong>e Fehls<strong>ch</strong>läge<br />
aufzuweisen hat, ist es jedo<strong>ch</strong><br />
dessen ungea<strong>ch</strong>tet wert, erzählt zu werden,<br />
denn sie ist nahezu unbekannt und rei<strong>ch</strong> an<br />
pittoresken Episoden.<br />
Gondo<br />
Wir werden im besonderen auf die lange Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
der Goldminen von Gondo eingehen;<br />
vieles von dem hier Gesagten träfe au<strong>ch</strong> auf<br />
andere Minen zu.<br />
Diese Minen liegen am Nordwesthang des Kamozellhornes,<br />
auf der re<strong>ch</strong>ten Seite des Tals<br />
von Zwis<strong>ch</strong>enbergen (oder Val Varia), etwa<br />
anderthalb Kilometer südli<strong>ch</strong> von Gondo (Kt.<br />
Wallis), einem Ort am Rande der Simplonstrasse,<br />
einige S<strong>ch</strong>ritte von der italienis<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Grenze entfernt. Die Stollen<br />
liegen in 1050 bis 1562 m Höhe.<br />
35
Das Vorkommen besteht aus einer Reihe von<br />
mehr oder weniger parallelen QuarzPyrit<br />
Adern, deren bedeutendste si<strong>ch</strong> in den<br />
S<strong>ch</strong>lu<strong>ch</strong>ten des Bühl befinden, einem Zufluss<br />
des Wildba<strong>ch</strong>es von Zwis<strong>ch</strong>enbergen.<br />
Die Adern sind s<strong>ch</strong>on seit sehr langer Zeit bekannt:<br />
bereits die Römer s<strong>ch</strong>einen si<strong>ch</strong> dafür<br />
interessiert zu haben, und im Mittelalter wurden<br />
sie teilweise ausgebeutet.<br />
Die erste Genehmigung wurde 1728 einem gewissen<br />
Christian Weggener erteilt; seine Unternehmungen<br />
waren offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> vom Erfolg<br />
gekrönt, denn er hat zwis<strong>ch</strong>en 1735 und 1765<br />
mehr als 42 kg Gold gewonnen und rei<strong>ch</strong>en<br />
Gewinn gema<strong>ch</strong>t. Gaspard von Stockalper, ein<br />
vermögender Ges<strong>ch</strong>äftsmann aus Gondo, der<br />
in seinem Unternehmen mehrere Hundert<br />
Arbeiter bes<strong>ch</strong>äftigte, begann, si<strong>ch</strong> seinerseits<br />
für die Goldminen zu interessieren. 1776<br />
erwarb er die Genehmigung selbst; sie blieb<br />
bis 1842 in der Familie. Bis um 1800 beutete er<br />
die Minen selbst aus.<br />
Zu jenem Zeitpunkt wurde das Wallis zu einem<br />
französis<strong>ch</strong>en Departement von Napoleons<br />
Gnaden. Geologen begannen, es auf mögli<strong>ch</strong>e<br />
Bodens<strong>ch</strong>ätze hin zu untersu<strong>ch</strong>en. Einer von<br />
ihnen, der Ingenieur Gueymard, bes<strong>ch</strong>reibt in<br />
einem detaillierten Beri<strong>ch</strong>t die Minen von Gondo;<br />
er gibt uns darin einen Begriff von der<br />
Arbeitsweise von Stockalpers Unternehmen<br />
und von derjenigen der anderen Goldsu<strong>ch</strong>er:<br />
„... Wir wissen ni<strong>ch</strong>t genau, wann diese Mine<br />
mit Gewinn ausgebeutet wurde; si<strong>ch</strong>er ist<br />
einzig, dass man die Ader 1807 aus den Augen<br />
verloren hatte und dass bis 1811 im Berg gearbeitet<br />
wurde, ohne dass man jedo<strong>ch</strong> Spuren<br />
von Bodens<strong>ch</strong>ätzen entdeckt hätte. I<strong>ch</strong> begab<br />
mi<strong>ch</strong> zu dieser Zeit an Ort und Stelle und entdeckte<br />
na<strong>ch</strong> genauen Untersu<strong>ch</strong>ungen,<br />
dass ein Ausläufer den Leiter irregeführt<br />
hatte. Er gab die alte Grabri<strong>ch</strong>tung<br />
auf und begann, an der Stelle zu arbeiten, die<br />
i<strong>ch</strong> ihm angegeben hatte. Na<strong>ch</strong> wenigen Tagen<br />
fand si<strong>ch</strong> die Ader; sie wies eine Dicke von fünf<br />
bis neun Zoll auf ...<br />
Die Grabungs und Erkundungsarbeiten<br />
werden nun mit Sorgfalt dur<strong>ch</strong>geführt, do<strong>ch</strong> die<br />
Amalgamierungste<strong>ch</strong>nik weist etli<strong>ch</strong>e Mängel<br />
auf, die den Wert des gewonnenen Metalls beeinträ<strong>ch</strong>tigen.<br />
Das Erz befindet si<strong>ch</strong> im Zustand<br />
von Pyritkupfer, der mehr oder weniger di<strong>ch</strong>t im<br />
Stollen verteilt ist. Man befördert es ohne vorherige<br />
Bre<strong>ch</strong>ung zu den Amalgamierungsmühlen.<br />
Hier wird es grob von Hand gebro<strong>ch</strong>en und<br />
dann in eine Mühle geworfen, wo es zu Sand<br />
zerrieben wird.<br />
Dieser Sand wird keiner besonderen Was<strong>ch</strong>ung<br />
unterzogen; man bringt ihn mit dem<br />
notwendigen Quecksilber in die Mühlen ... I<strong>ch</strong><br />
bin überzeugt, dass si<strong>ch</strong> die Te<strong>ch</strong>nik der Amalgamierung<br />
stark verbessern liesse, wenn man<br />
das Erz an Ort und Stelle von Hand brä<strong>ch</strong>e<br />
und eine kleine Stampfmühle sowie einige<br />
Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>e einri<strong>ch</strong>tete ...»<br />
Der Text von Gueymard ist für Spezialisten bestimmt<br />
und bedarf daher einiger Erklärungen.<br />
Um das Gold, das in Adern vorkommt, von den<br />
Begleitmaterialien zu isolieren, sind vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Prozesse nötig. Der Vorgang, der zu<br />
diesem Zweck seit Jahrhunderten und au<strong>ch</strong><br />
heute no<strong>ch</strong> Anwendung findet, ist einfa<strong>ch</strong>: Zuerst<br />
wird das goldhaltige Erz zu Sand zerrieben,<br />
damit si<strong>ch</strong> die winzigen Goldpartikel<br />
isolieren; darauf wird das Gold dur<strong>ch</strong> einen<br />
<strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en oder physikalis<strong>ch</strong>en Vorgang vom<br />
restli<strong>ch</strong>en Sand getrennt.<br />
Für die erste Zerkleinerung wurden um 1810 in<br />
Gondo, wie au<strong>ch</strong> in den anderen<br />
36
Zerkleinerungsmühle, so wie sie bei den<br />
ältesten S<strong>ch</strong>weizer Goldminen verwendet<br />
wurden.<br />
Minen jener Zeit, die glei<strong>ch</strong>e Art Mühlenräder<br />
verwendet, die man für das Getreide brau<strong>ch</strong>te,<br />
und die Isolierung des Goldes ges<strong>ch</strong>ah mittels<br />
Amalgamierung dur<strong>ch</strong> Quecksilber. In Gondo<br />
hatte man mexikanis<strong>ch</strong>e Mühlen (so genannte<br />
«arastra») aufgebaut. Das Quecksilber wurde<br />
auf eine gepflasterte Tenne gegossen und floss<br />
in den Spalten zusammen; der goldhaltige<br />
Sand, den man vorher benetzt hatte, wurde<br />
vom Mühlstein zerrieben und dur<strong>ch</strong>geknetet,<br />
und das Gold traf in den Spalten mit dem<br />
Quecksilber zusammen. Darauf wurde das<br />
Amalgam gesammelt, und man liess dur<strong>ch</strong><br />
einen Destillationsprozess das Quecksilber<br />
verdampfen.<br />
Überdies zeigt Gueymard interessante Verbesserungsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
auf; es ist von Vorteil,<br />
no<strong>ch</strong> vor der ersten Zerkleinerung die goldhaltigen<br />
Teile des Erzes zu sortieren und die<br />
wertlosen Teile am Ausgang der Fabrik zurück<br />
zulassen; so können die Transportkosten<br />
gesenkt werden. Ausserdem erwähnt er zwei<br />
wirksame Apparate: den Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong> und die<br />
Stampfmühle. Der Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong> ist ein Kanal<br />
aus Holz, überzogen von einem S<strong>ch</strong>affell oder<br />
übersät mit<br />
Vers<strong>ch</strong>iedene Arten des Einstiegs in die Minen.<br />
Diese Bergleute s<strong>ch</strong>einen die Ahnen unserer<br />
Höhlenfors<strong>ch</strong>er zu sein.<br />
37
Aktie der Goldminen von Gondo. Die Mine von<br />
Fobello, ebenfalls Eigentum dieser Gesells<strong>ch</strong>aft,<br />
liegt auf der italienis<strong>ch</strong>en Seite des<br />
Monte Rosa.<br />
kleinen Hindernissen. Der Sand wird von<br />
einem Wasserstrom mitgeführt und fliesst<br />
dur<strong>ch</strong> diesen Kanal. Die s<strong>ch</strong>weren Materialien,<br />
darunter das Gold (spezifis<strong>ch</strong>es Gewi<strong>ch</strong>t 14,8)<br />
werden von den Hindernissen abgefangen<br />
oder bleiben in den Fellhaaren hängen, während<br />
der lei<strong>ch</strong>tere Sand vom Wasser mitgeführt<br />
wird. Diese erste Trennung bedeutet einen<br />
Zeitgewinn, und ausserdem wird Quecksilber<br />
gespart.<br />
Die Stampfmühle besteht aus einer Reihe von<br />
Mörserkeulen, die von einem Wasserrad bewegt<br />
werden. Sie ist praktis<strong>ch</strong>er als die vorher<br />
bes<strong>ch</strong>riebenen Mühlen.<br />
Zwar gewinnt das Wallis seine Unabhängigkeit<br />
s<strong>ch</strong>on bald zurück, die Franzosen<br />
38
werden jedo<strong>ch</strong> das Gold von Gondo ni<strong>ch</strong>t<br />
vergessen.<br />
Die Familie Stockalper, viellei<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> die<br />
Misserfolge entmutigt, verpa<strong>ch</strong>tete die Ausbeutungsgenehmigung<br />
einem italienis<strong>ch</strong>en<br />
Familienunternehmen, den Maffiola. Diese<br />
liessen si<strong>ch</strong> mit etwa fünfzehn Arbeitern bei<br />
einer besonders rei<strong>ch</strong>en Mine nieder. Sie installierten<br />
zwei Goldmühlen und bauten ein<br />
s<strong>ch</strong>önes Herrs<strong>ch</strong>aftshaus, verliessen den Ort<br />
jedo<strong>ch</strong> 1840 wegen s<strong>ch</strong>werer Unstimmigkeiten<br />
mit den Besitzern. Es heisst, sie hätten ihr<br />
Glück gema<strong>ch</strong>t, indem sie bis zu 50000 Goldfranken<br />
im Monat gewonnen hätten. Vor ihrer<br />
Abreise s<strong>ch</strong>ütteten sie S<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>te und Stollen<br />
aufs sorgfältigste zu! Die folgende Periode liegt<br />
rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> im dunklen; die Genehmigung geht<br />
dur<strong>ch</strong> die Hände angesehener Franzosen, und<br />
später versu<strong>ch</strong>t ein Italiener, Baglioni, eine<br />
neuerli<strong>ch</strong>e Ausbeutung.<br />
Im 19. Jahrhundert werden die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Minen genau wie alle europäis<strong>ch</strong>en,<br />
stillgelegt, denn die Investitionen lohnen si<strong>ch</strong> in<br />
anderen Kontinenten bedeutend mehr.<br />
1890 jedo<strong>ch</strong> setzt die aufregendste Periode der<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Goldes vom Simplon ein. Die<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Goldminengesells<strong>ch</strong>aft, gegründet<br />
von einem französis<strong>ch</strong>en Ingenieur, M.<br />
Froment, der in Gondo ein neues Kalifornien<br />
gefunden zu haben wähnte, erwirbt die<br />
S<strong>ch</strong>ürfre<strong>ch</strong>te und beginnt mit der industriellen<br />
Ausbeutung.<br />
Anstatt einfa<strong>ch</strong> die dürren Tatsa<strong>ch</strong>en aufzuzählen,<br />
wollen wir im folgenden versu<strong>ch</strong>en, etwas<br />
von der Atmosphäre einzufangen, wel<strong>ch</strong>e<br />
in jenen Tagen geherrs<strong>ch</strong>t haben mag.<br />
Gondo, Februar 1894<br />
Der Direktor der Goldminen von Gondo s<strong>ch</strong>aut<br />
sinnend dur<strong>ch</strong>s Fenster. Der aromatis<strong>ch</strong>e<br />
Rau<strong>ch</strong> seiner Zigarre s<strong>ch</strong>webt über dem<br />
luxuriösen Teppi<strong>ch</strong>, in wel<strong>ch</strong>em die Füsse versinken,<br />
steigt empor, umhüllt den Leu<strong>ch</strong>ter aus<br />
Kristall, bewegt si<strong>ch</strong> leise wie ein zarter<br />
S<strong>ch</strong>leier vor den Empirespiegeln und kreist vor<br />
dem Kamin aus Marmor, in wel<strong>ch</strong>em grosse<br />
S<strong>ch</strong>eite glimmen.<br />
Die Blicke des Mannes im Gehrock s<strong>ch</strong>weifen<br />
über die Lands<strong>ch</strong>aft draussen. Sie steht in<br />
krassem Widerspru<strong>ch</strong> zu der ausgeklügelten<br />
Eleganz und Bequemli<strong>ch</strong>keit des Arbeitszimmers:<br />
s<strong>ch</strong>neebedeckte Berge verstellen<br />
den Horizont, klaffende Risse enthüllen felsige<br />
Abhänge, bewa<strong>ch</strong>sen mit wenigen Tannen.<br />
S<strong>ch</strong>on seit Jahrhunderten wird dieser kleine<br />
Teil der Alpen von allen Seiten dur<strong>ch</strong>bohrt,<br />
denn seine erstarrten Adern bergen jenes glänzende<br />
Metall, wel<strong>ch</strong>es der Mens<strong>ch</strong> zum König<br />
über si<strong>ch</strong> erkoren hat.<br />
Seit dem Tag, an wel<strong>ch</strong>em das Gold entdeckt<br />
wurde, sind die zerklüfteten Felsen von jener<br />
Aura des Besonderen umgeben, die den Mens<strong>ch</strong>en<br />
zu den tollkühnsten Abenteuern<br />
verlockt.<br />
Ader des Rei<strong>ch</strong>tums, der Hoffnung, der Enttäus<strong>ch</strong>ung,<br />
des Unglücks, des Todes ... Namen,<br />
die die lange Reihe jener ahnen lassen, wel<strong>ch</strong>e<br />
in den Eingeweiden der Erde, haars<strong>ch</strong>arf<br />
neben verderbli<strong>ch</strong>en Abgründen, das Glück zu<br />
bezwingen tra<strong>ch</strong>teten.<br />
Der Direktor entsinnt si<strong>ch</strong>, in einer Grotte alte<br />
Mühlen entdeckt zu haben, Beweise dafür,<br />
dass vor ihm s<strong>ch</strong>on andere hier ihr Glück versu<strong>ch</strong>t<br />
haben.<br />
Zu der Zeit, als weder S<strong>ch</strong>iesspulver no<strong>ch</strong> Dynamit<br />
den Berg erzittern liessen, haben die<br />
Bergarbeiter an den Felsen, die si<strong>ch</strong> ihren Bemühungen<br />
widersetzten, grosse Feuer entfa<strong>ch</strong>t<br />
und den Stein dann mit einem Gemis<strong>ch</strong> aus<br />
Wasser und Essig benetzt. In den no<strong>ch</strong> rau<strong>ch</strong>igen<br />
Stollen be<br />
39
Gondo: Die Fabrik und die Ader Presa.<br />
zwangen die Hacken darauf den gefügig gema<strong>ch</strong>ten<br />
Stein.<br />
Bevor kilometerlange Seilbahnen Minen und<br />
Fabriken verbanden, nahmen Maultiere den<br />
gewundenen Weg zwis<strong>ch</strong>en Felss<strong>ch</strong>lu<strong>ch</strong>ten<br />
und Geröll.<br />
Der Mann im Gehrock weiss ni<strong>ch</strong>t, wer als<br />
erster in diesem verlorenen Tal auf Gold<br />
gestossen sein mag – ein Römer, ein Helvetier,<br />
ein einsamer Hirte? Hingegen weiss er, dass<br />
s<strong>ch</strong>on viele Hände si<strong>ch</strong> abmühten, den Weg<br />
zum Rei<strong>ch</strong>tum zu bahnen, genau so wie jene,<br />
die jetzt dabei sind, im Li<strong>ch</strong>te der Petroleumlampe<br />
der Ader zu folgen.<br />
Bergmann, S<strong>ch</strong>mied und Maurer verdienen in<br />
zwölf Stunden harter Arbeit vier Franken. Die<br />
Handlanger müssen si<strong>ch</strong> mit 1 Fr. 20 bis 1 Fr.<br />
80 am Tag zufrieden geben (um ein kleines<br />
weniger als das, was der Staat bezahlt).<br />
Nahrung zu Lasten des Angestellten, für drei<br />
Mann eine Decke! Das goldene Paradies<br />
einiger Privilegierter, in Gondo wie andernorts,<br />
beruht auf der Not namenloser Arbeiter.<br />
Der Direktor heftet seine Blicke auf das graue<br />
Mauerwerk, das die se<strong>ch</strong>zehn neuen Mühlen<br />
überdeckt. Einige Arbeiter sind damit bes<strong>ch</strong>äftigt,<br />
die letzten Karren des Tages zu entladen,<br />
do<strong>ch</strong> sie tun dies langsam, gelähmt von der<br />
eisigen Kälte. Bald werden sie zu den erbärmli<strong>ch</strong>en<br />
Steinbaracken zurückkehren, in denen<br />
sie hausen, werden ihr Brot verzehren und die<br />
braune Suppe aufwärmen.<br />
Und oben, bei den Einstiegen zu den Stollen,<br />
werden die Bergleute, geblendet von den aufzüngelnden<br />
Flammen des Feuers, das die steilen<br />
Hänge gespenstis<strong>ch</strong> beleu<strong>ch</strong>tet, die Flas<strong>ch</strong>e<br />
mit billigem Fusel kreisen lassen; man<br />
denkt bei ihrem Anblick an eines jener endlosen<br />
Sonntagsfeste in Gondo, wo sie si<strong>ch</strong> unter<br />
Papierlampions<br />
40
mit s<strong>ch</strong>warzäugigen Mäd<strong>ch</strong>en aus dem bena<strong>ch</strong>barten<br />
Italien im Reigen drehen. Bis zum<br />
Morgengrauen spornt die Fidel mit wilden<br />
Klängen die Tänzer immer von neuem an, unablässig<br />
füllt der S<strong>ch</strong>ankwirt die Be<strong>ch</strong>er mit billigem<br />
Wein, französis<strong>ch</strong>e, deuts<strong>ch</strong>e und<br />
italienis<strong>ch</strong>e Trinklieder vers<strong>ch</strong>melzen mit dem<br />
Gelä<strong>ch</strong>ter und Stimmengewirr der Trunkenen.<br />
Von Zeit zu Zeit drängt die Kuts<strong>ch</strong>e eines Ingenieurs<br />
oder Inspektors, eines s<strong>ch</strong>merbäu<strong>ch</strong>igen<br />
Aktionärs in Begleitung einer eleganten<br />
Pariser Dame die Menge der Tanzenden auseinander;<br />
die Herrs<strong>ch</strong>aften spendieren wohl<br />
eine Runde, führen den Champagnerkel<strong>ch</strong> an<br />
die Lippen und verfügen si<strong>ch</strong> dann zu irgendeinem<br />
der Empfänge in den vornehmen Stadtteilen<br />
Comos. Selbst die Einheimis<strong>ch</strong>en, die an<br />
den Vergnügungen ni<strong>ch</strong>t teilnehmen, werden<br />
von der Ausgelassenheit angesteckt, die in ihrem<br />
Dorf herrs<strong>ch</strong>t. Gondo, vor kurzem no<strong>ch</strong> ein<br />
unbedeutendes Bergnest an der Simplonstrasse,<br />
ist mittlerweile in ganz Europa ein Begriff.<br />
Es hat seine eigene Zeitung, "L'avenir du<br />
Simplon“ ("Die Zukunft des Simplons“), in wel<strong>ch</strong>er<br />
regelmässig der Stand der<br />
Goldminenaktien an der Börse verzei<strong>ch</strong>net ist,<br />
ebenso wie sein Postbüro und sein Telegraphenamt.<br />
Zahlrei<strong>ch</strong>e begüterte Reisende<br />
verlassen den Ort um einige Taler lei<strong>ch</strong>ter, und<br />
die Ges<strong>ch</strong>äftsleute haben ihre liebe Mühe, den<br />
vielfältigen und kostspieligen Wüns<strong>ch</strong>en der<br />
Mineneigentümer Genüge zu leisten. Das<br />
goldene Zeitalter s<strong>ch</strong>eint angebro<strong>ch</strong>en zu sein,<br />
und s<strong>ch</strong>on glaubt man, dass hier, wie in Kalifornien,<br />
bald eine Stadt aus dem Erdboden<br />
wa<strong>ch</strong>sen wird.<br />
Der Direktor blättert, an seinem S<strong>ch</strong>reibtis<strong>ch</strong><br />
sitzend, im wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong>en Arbeitsberi<strong>ch</strong>t. Er erinnert<br />
si<strong>ch</strong> an die Rede, wel<strong>ch</strong>e er in Paris<br />
anlässli<strong>ch</strong> der Gründung der<br />
Eine Stampfmühle zum Zers<strong>ch</strong>lagen des<br />
Erzes. Diese Mas<strong>ch</strong>ine, 1507 vom Deuts<strong>ch</strong>en<br />
Sigmund von Maltiz erfunden, wurde besonders<br />
in Gondo verwendet.<br />
S<strong>ch</strong>weizer Goldminengesells<strong>ch</strong>aft gehalten<br />
hat:<br />
"Messieurs, i<strong>ch</strong> bin glückli<strong>ch</strong>, Ihnen na<strong>ch</strong> dreimonatigen<br />
Untersu<strong>ch</strong>ungen der Goldvorkommen<br />
in Gondo bestätigen zu können, dass<br />
diese unseren Erwartungen vollauf entspre<strong>ch</strong>en<br />
...<br />
Frühere S<strong>ch</strong>ürfungen haben, trotz primitiver<br />
Arbeitsmethoden, grosse Gewinne gebra<strong>ch</strong>t;<br />
die Familie Maffiola zum Beispiel hat aus der<br />
Mine, die na<strong>ch</strong> ihr benannt ist, enorme Summen<br />
herausgeholt.<br />
Die zahlrei<strong>ch</strong>en Gesteinsproben, die i<strong>ch</strong> untersu<strong>ch</strong>t<br />
habe, ergaben einen dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en<br />
Goldgehalt von mehr als 40 Gramm pro Tonne<br />
Erz. Selbstverständli<strong>ch</strong> werden wir einige Monate<br />
für die S<strong>ch</strong>ürf und Bohrarbeiten benötigen,<br />
bevor wir die ersten Goldbarren<br />
s<strong>ch</strong>melzen können.<br />
Zuerst werden wir nur eine kleine Bearbeitungsfabrik<br />
einri<strong>ch</strong>ten; sobald die Stollen<br />
41
jedo<strong>ch</strong> wieder zugängli<strong>ch</strong> sind und der<br />
Transport des Erzes dur<strong>ch</strong> die Einri<strong>ch</strong>tung<br />
einer Bergbahn erlei<strong>ch</strong>tert ist, wird eine grössere<br />
Fabrik folgen.<br />
Meiner Bere<strong>ch</strong>nung na<strong>ch</strong> wird eine Dividende<br />
von mindestens 360% der investierten<br />
Kapitalien zu erwarten sein ...<br />
Gondo wird den ihm gebührenden Platz in der<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der grossen Goldfunde einnehmen;<br />
wir müssen keineswegs die Weltmeere überqueren,<br />
um Gold zu finden; es ist in den Alpen<br />
rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> vorhanden, und die Forts<strong>ch</strong>ritte der<br />
Te<strong>ch</strong>nik werden uns bei der Ausbeutung helfen<br />
...“<br />
Die viel verspre<strong>ch</strong>enden Zahlen, die er damals<br />
angeführt hatte, finden si<strong>ch</strong> in dem Beri<strong>ch</strong>t<br />
ni<strong>ch</strong>t wieder, den er jetzt liest. Der Wert des<br />
Erzes deckt ni<strong>ch</strong>t einmal die Kosten der<br />
Förderung und Bearbeitung. Der Direktor re<strong>ch</strong>nete<br />
mit 40 Gramm Gold pro Tonne; do<strong>ch</strong> der<br />
Rekord liegt im Moment bei 12 Gramm.<br />
Er war in seinen Voraussagen zu optimistis<strong>ch</strong><br />
gewesen. Ausserdem hatte er bei seinen<br />
Analysen die unergiebigen Teile der Ader bewusst<br />
ausser A<strong>ch</strong>t gelassen und nur die<br />
rei<strong>ch</strong>haltigen berücksi<strong>ch</strong>tigt. Er hatte sogar den<br />
Goldgehalt ein wenig zu ho<strong>ch</strong> angegeben, um<br />
die Pariser Herren zu Investitionen zu bewegen,<br />
denn er war der Überzeugung, der<br />
Berg hüte seine S<strong>ch</strong>ätze eifersü<strong>ch</strong>tig und<br />
werde mit Wissens<strong>ch</strong>aft und Te<strong>ch</strong>nik gewiss zu<br />
bezwingen sein.<br />
Do<strong>ch</strong> der Fels gibt seine Rei<strong>ch</strong>tümer nur<br />
widerwillig preis. Der Direktor ist des zermürbenden<br />
Wartens überdrüssig: Soll do<strong>ch</strong> ein<br />
anderer sein Glück versu<strong>ch</strong>en! In einer kürzli<strong>ch</strong><br />
ers<strong>ch</strong>ienenen Publikation proklamiert er die<br />
Notwendigkeit umfangrei<strong>ch</strong>erer Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />
und die Erbauung einer riesigen<br />
Fabrik. Er selbst wird an dieser neuen Phase<br />
des Abenteuers von Gondo ni<strong>ch</strong>t mehr teilnehmen;<br />
bis in einem Monat<br />
wird die S<strong>ch</strong>weizer Goldminengesells<strong>ch</strong>aft<br />
vers<strong>ch</strong>wunden sein, und er wird seine Hoffnungen<br />
für teures Geld an andere abgetreten<br />
haben. Er selbst hat die Absi<strong>ch</strong>t, si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />
Spanien zu begeben.<br />
Der Mann im Gehrock betra<strong>ch</strong>tet sinnend das<br />
Stück goldhaltigen Erzes auf seinem S<strong>ch</strong>reibtis<strong>ch</strong>:<br />
Ader der Hoffnung, Ader des Teufels ...<br />
Am 1. März 1894 wird die neue Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
der Goldminen von Gondo ins Leben gerufen;<br />
sie erhält die Genehmigung für eine Oberflä<strong>ch</strong>e<br />
von 3600 Hektar, auf unbestimmte Zeit und<br />
übertragbar; die Belastung beläuft si<strong>ch</strong> auf eine<br />
Jahreszahlung von 300 S<strong>ch</strong>weizerfranken und<br />
auf eine Abgabe von 3% des Bruttowertes des<br />
Roherzes. Anstatt abzuwarten, ob si<strong>ch</strong> die Vorhersagen<br />
des ehemaligen Direktors als<br />
realistis<strong>ch</strong> erweisen, erbaut die neue Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
bald eine Fabrik von beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Ausmassen<br />
und verzehnfa<strong>ch</strong>t die Menge des<br />
Erzes, das monatli<strong>ch</strong> gefördert wird (bis zu 80<br />
Tonnen pro Tag).<br />
Die Zerkleinerungsmas<strong>ch</strong>inen und Amalgamierungsmühlen<br />
werden von einer hydroelektris<strong>ch</strong>en<br />
Anlage betrieben, wel<strong>ch</strong>e Staudämme,<br />
Kanäle und eine Zentrale mit zwei Dynamos<br />
enthält, deren Leistung dreihundert PS<br />
entspri<strong>ch</strong>t. Mehr als je zuvor herrs<strong>ch</strong>t das<br />
Goldfieber in Gondo, Hunderte von Arbeitern<br />
und Ingenieuren sind in der Mine tätig, und jeder<br />
wiegt si<strong>ch</strong> in der Illusion, dass man s<strong>ch</strong>on<br />
bald riesige Goldmengen fördern wird.<br />
In dem s<strong>ch</strong>önen, weissen Haus lassen die Direktoren<br />
von Lakaien in grosser Livree Kaviar<br />
und La<strong>ch</strong>s servieren, und am Sonntag stossen<br />
die Arbeiter immer wieder auf die Damenwelt<br />
an. Wenn die Fabrik allzu s<strong>ch</strong>nell arbeitet,<br />
übergibt man den Zerkleinerungsmas<strong>ch</strong>inen<br />
wahllos irgendwel<strong>ch</strong>es Gestein aus den<br />
Stollen. Do<strong>ch</strong> jede<br />
42
Tonne verarbeitetes Erz kommt die Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
auf 20 Franken zu stehen. Die Katastrophe<br />
steht unmittelbar bevor. Ein Jahr na<strong>ch</strong><br />
Einweihung der grossen Fabrik platzt die<br />
Bombe: Konkurs. Das goldene Lufts<strong>ch</strong>loss<br />
stürzt in si<strong>ch</strong> zusammen wie ein Kartenhaus.<br />
Plünderungen und Unwetter tun das Ihre, und<br />
der Verfall der Minen s<strong>ch</strong>reitet unaufhaltsam<br />
fort. Das Material wird 1916 von den<br />
Gläubigern an eine italienis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>melzwerkstatt<br />
verkauft. Was heute bleibt, sind Ruinen<br />
und Erinnerungen.<br />
Lassen wir abs<strong>ch</strong>liessend den Autor einer geologis<strong>ch</strong>ökonomis<strong>ch</strong>en<br />
Studie, Marcel Gysin, zu<br />
Worte kommen:<br />
"Die Adern Gondos weisen allgemein einen zu<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Mineralgehalt auf, sowohl<br />
was, die Menge des Erzes als au<strong>ch</strong> was seinen<br />
Goldgehalt betrifft, als dass eine eigentli<strong>ch</strong><br />
industrielle Ausbeutung lohnend sein könnte.<br />
Einige Adern weisen streckenweise einen hohen<br />
Goldgehalt auf, wie zum Beispiel die 'Ader<br />
des Teufels' (50 Gramm), aber alles in allem<br />
lohnt si<strong>ch</strong> eine systematis<strong>ch</strong>e Ausbeutung<br />
ni<strong>ch</strong>t.<br />
Es ist hingegen ni<strong>ch</strong>t auszus<strong>ch</strong>liessen, dass<br />
ein kleiner Unternehmer mit geeigneten Mitteln<br />
auf die rei<strong>ch</strong>en Teile der Ader stos<br />
Gondo: Blick auf die Einri<strong>ch</strong>tungen 1927. Sie<br />
wurden zusammen mit dem Boden 1924 von<br />
Mi<strong>ch</strong>ael Ts<strong>ch</strong>errig aus Zwis<strong>ch</strong>enbergen und Alfons<br />
Jordan aus Gondo gekauft. Die Weiden,<br />
die von den Goldsu<strong>ch</strong>ern in Anspru<strong>ch</strong> genommen<br />
wurden, haben zu ihrer natürli<strong>ch</strong>en Bestimmung<br />
zurückgefunden: heute grasen<br />
wieder Kühe auf ihnen.<br />
sen und dass er aus dem Verkauf des Erzes<br />
einen kleinen Gewinn ziehen könnte, wenn es<br />
vorher grob sortiert und einigermassen konzentriert<br />
wurde ...“<br />
1893 prägte man 25 Goldstücke aus dem Gold<br />
von Gondo, mit einem Wert von je 20 S<strong>ch</strong>weizerfranken;<br />
1895 19 Stücke und 1897 28<br />
Stücke. Man kann diese Goldstücke an einem<br />
kleinen Kreuz und an ihrer grünli<strong>ch</strong>en Färbung<br />
erkennen.<br />
43
Plan der Minen von Astano.<br />
Astano<br />
Im Malcantone (Kanton Tessin), zwis<strong>ch</strong>en den<br />
Dörfern Sessa und Astano, befindet si<strong>ch</strong> ein<br />
uns<strong>ch</strong>einbares, zweistöckiges Gebäude, wel<strong>ch</strong>es<br />
einzig dur<strong>ch</strong> das Firmens<strong>ch</strong>ild eines Malereiunternehmens<br />
auffallen könnte. No<strong>ch</strong> vor<br />
einigen Jahren standen hinter diesen Fenstern<br />
fein geordnet die Reagenzgläser des Laboratoriums<br />
der Goldminen von Astano.<br />
Mittlerweile haben in dieser Fabrik Farbtöpfe<br />
den Platz der Goldsäcke eingenommen;<br />
oberhalb des Gebäudes sind die Reste einer<br />
komplizierten Mas<strong>ch</strong>inerie zu sehen, sowie der<br />
Einstieg zu einem Tunnel, den Dornsträu<strong>ch</strong>er<br />
versperren.<br />
Der Hügel des Sceretto, in wel<strong>ch</strong>em si<strong>ch</strong> die<br />
Ader befindet, ist von tiefen Stollen dur<strong>ch</strong>zogen,<br />
die man jedo<strong>ch</strong> zugemauert hat.<br />
44
1785 interessierte si<strong>ch</strong> Giovanni Battista Trecini<br />
als erster für das Gold von Astano und beantragte<br />
im Grossen Rat eine S<strong>ch</strong>ürfgenehmigung,<br />
wel<strong>ch</strong>e ihm jedo<strong>ch</strong> aus unbekannten politis<strong>ch</strong>en<br />
Gründen verweigert wurde. 1806<br />
wurde au<strong>ch</strong> ein gewisser Francis d'Omar,<br />
"Spezialist in Mineralogie», abgewiesen; er versu<strong>ch</strong>te<br />
später sein Glück auf der italienis<strong>ch</strong>en<br />
Seite des Monte Rosa. 1855 unternahm dann<br />
der Graf Francesco dal Verme aus Mailand den<br />
Versu<strong>ch</strong> einer ersten Ausbeutung. Er beauftragte<br />
den Grafen V. Baglioni mit der<br />
Leitung des Unternehmens. (Viellei<strong>ch</strong>t handelt<br />
es si<strong>ch</strong> bei diesem um denselben Baglioni, der<br />
si<strong>ch</strong> zu jener Zeit für die Minen von Gondo interessierte.)<br />
Bald führte er das Unternehmen in eigener Sa<strong>ch</strong>e<br />
weiter; er erbaute eine S<strong>ch</strong>melzhütte, liess<br />
Stollen bohren und führte in der ganzen<br />
Gegend Untersu<strong>ch</strong>ungen dur<strong>ch</strong>. Er liess sogar<br />
no<strong>ch</strong> eine andere Mine in Miglieglia erri<strong>ch</strong>ten.<br />
Dessen ungea<strong>ch</strong>tet verliefen die Hoffnungen<br />
auf eine weitläufige industrielle Ausbeutung im<br />
Sand, und die Gemeinde von Sessa verlangte<br />
von Baglioni, er solle aufhören, das Erz an Ort<br />
und Stelle zu erhitzen, denn die dadur<strong>ch</strong> freigesetzten<br />
Arsenikdämpfe verhinderten das<br />
Reifen der Frü<strong>ch</strong>te ...<br />
Der Direktor s<strong>ch</strong>ien Überhaupt mit allen<br />
Wassern gewas<strong>ch</strong>en zu sein; man erinnerte<br />
si<strong>ch</strong> an viele andere Feuer, die er entfa<strong>ch</strong>t<br />
hatte, allerdings in den Herzen der s<strong>ch</strong>önen<br />
Damen des Malcantone, und als er 1880 die<br />
Mine an M. LescannePerdoux aus Paris verkaufte,<br />
soll er das Erz aus den Stollen mit<br />
einigen Klumpen aus seiner Sammlung dekoriert<br />
haben.<br />
1874 kamen zwei Angestellte Baglionis,<br />
Giuseppe de Mar<strong>ch</strong>i aus Sessa und der<br />
Walliser Summermatter, bei einem Erdruts<strong>ch</strong><br />
ums Leben.<br />
Astano: Einstieg in einen alten Stollen (1950).<br />
45
LescannePerdoux gab die Arbeiten sehr<br />
s<strong>ch</strong>nell auf, sie wurden erst 1937 von einer<br />
neuen Gesells<strong>ch</strong>aft wieder aufgenommen. Die<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft der Goldminen von Costano AG,<br />
gegründet vom Genfer Ingenieur Burford und<br />
finanziert von französis<strong>ch</strong>en Minenbesitzern in<br />
Australien, erweiterte die Minen beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>.<br />
Das Erz, wel<strong>ch</strong>es man an Ort und Stelle einer<br />
ersten Analyse und Verarbeitung unterzog,<br />
wurde na<strong>ch</strong> Belgien transportiert, wo man das<br />
Gold und das Arsenik isolierte. Der Krieg<br />
setzte dem Zufluss französis<strong>ch</strong>er Kapitalien jäh<br />
ein Ende, und die Ausbeutung, die eben erst<br />
ri<strong>ch</strong>tig in Gang gekommen war, wurde aufgegeben.<br />
In der Folge nahm man die Arbeiten<br />
alle zehn Jahre für einige Monate wieder auf,<br />
um die Genehmigung behalten zu können.<br />
1961 verfiel diese jedo<strong>ch</strong>, und die Mine wurde<br />
endgültig stillgelegt.<br />
Die Adern von Astano sind wie jene von Gondo<br />
an gewissen Stellen sehr rei<strong>ch</strong> (100 Gramm<br />
pro Tonne), jedo<strong>ch</strong> ist ihr Gehalt sehr unglei<strong>ch</strong>mässig<br />
verteilt, und oft ändern sie unvermittelt<br />
die Ri<strong>ch</strong>tung, was kostspielige Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />
erforderli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>t. Es s<strong>ch</strong>eint jedo<strong>ch</strong>, dass<br />
eine gut organisierte Ausbeutung hätte lohnend<br />
sein können, und die Einwohner des Tales wären<br />
damit einverstanden gewesen, denn es war<br />
ihnen nur lieb, in ihrem Tal arbeiten zu können,<br />
statt auswandern zu müssen. In der Tat bot die<br />
Mine etwa 20 Männern ein festes Einkommen.<br />
In Sessa trafen wir Herrn Luigi Feregutti, einen<br />
Mitarbeiter des für die <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Analysen<br />
verantwortli<strong>ch</strong>en Ingenieurs. Er ist S<strong>ch</strong>uhma<strong>ch</strong>er<br />
von Beruf, Musiker, Uhrma<strong>ch</strong>er, Chemiker<br />
dur<strong>ch</strong> Selbststudium, Erzähler von südländis<strong>ch</strong>em<br />
Temperament und wird gesprä<strong>ch</strong>ig,<br />
wenn man ihn na<strong>ch</strong> diesem Abs<strong>ch</strong>nitt seines<br />
Lebens befragt. In<br />
Wohnstatt der Arbeiter und Einstieg in den<br />
Stollen "Goldene Sonne».<br />
seinen Erzählungen wird die Arbeit im Bergwerk<br />
zu einer geheimnisvollen Al<strong>ch</strong>imie, wo<br />
ausgeklügelte Mis<strong>ch</strong>ungen von Säuren es<br />
vermögen, einen Gegenstand zu zersetzen,<br />
ohne dass man Feuer benötigte, und wo der<br />
Eingeweihte dur<strong>ch</strong> Erhitzung das Gold in einer<br />
Wolke von Arsenikdämpfen ers<strong>ch</strong>einen lässt.<br />
Der begeisterte Zauberlehrling meint mit einem<br />
S<strong>ch</strong>munzeln, dass er, hätte man in der Mine<br />
Uran entdeckt, wohl die S<strong>ch</strong>weizer Atombombe<br />
gebaut hätte.<br />
Mögli<strong>ch</strong>erweise führt die Lisora, ein Fluss, der<br />
einige S<strong>ch</strong>ritte neben den alten Minen vorbei<br />
fliesst und wo man das wertlose Erz versenkte,<br />
Goldkörn<strong>ch</strong>en mit si<strong>ch</strong>.<br />
Goldene Sonne<br />
In der Gemeinde Felsberg (Kanton<br />
Graubünden), in 1312 Metern Höhe, am Südhang<br />
des Calanda, liegt die ehemalige Mine<br />
"Goldene Sonne".<br />
Diese Gegend ist sehr rei<strong>ch</strong> an Bodens<strong>ch</strong>ätzen:<br />
Eisen, Kupfer, Silber und Gold.<br />
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts befanden<br />
si<strong>ch</strong> am Fusse des Calanda ni<strong>ch</strong>t weniger als<br />
se<strong>ch</strong>s Minen, und sehr alte S<strong>ch</strong>ürfspuren legen<br />
die Vermutung nahe, dass diese Vorkommen<br />
seit der Steinzeit bekannt sind. 1803 entdeckte<br />
ein gewisser S<strong>ch</strong>neller die<br />
46
goldhaltigen Adern des Calanda, als er damit<br />
bes<strong>ch</strong>äftigt war, dur<strong>ch</strong> Sprengungen Granit<br />
zum Eindämmen des Rheins auszuheben.<br />
Er teilte seinen Fund dem Apotheker Cappeler<br />
aus Chur mit, der ihn ihm für eine stattli<strong>ch</strong>e<br />
Summe abkaufte.<br />
Am 20. September 1809 wird die S<strong>ch</strong>ürfgenehmigung<br />
erteilt, und Cappeler beginnt, zusammen<br />
mit dem St.Galler H. S<strong>ch</strong>opfer, die<br />
Untersu<strong>ch</strong>ungen. Im Jahre 1813 können mit<br />
dem Gold, das man aus der Mine gewonnen<br />
hat, 72 Graubündner Dukaten im Wert von je<br />
16 alten S<strong>ch</strong>weizerfranken geprägt werden. Im<br />
Besitz der Familie Cap<br />
Plan der Mine „Goldene Sonne*.<br />
47
peler befinden si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> heute S<strong>ch</strong>muckstücke<br />
aus Gold, die man in jener Zeit verfertigt hat.<br />
Man fand sogar einen Klumpen von 120<br />
Gramm Gewi<strong>ch</strong>t!<br />
1818 s<strong>ch</strong>eint es, dass man die Ader aus den<br />
Augen verloren hat. Man erzählt si<strong>ch</strong>, dass<br />
eine Wahrsagerin versu<strong>ch</strong>te, sie wiederzufinden,<br />
und au<strong>ch</strong> die Frau des Bergmanns Hitz<br />
soll ihre übernatürli<strong>ch</strong>en Kräfte zu diesem<br />
Zwecke eingesetzt haben, ans<strong>ch</strong>einend jedo<strong>ch</strong><br />
ohne Erfolg, denn wenig später gab man die<br />
Arbeiten auf, sie lohnten si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t.<br />
Von 1856 bis 1861 beutete man die Mine<br />
"Goldene Sonne“ erneut aus. Das einzige, was<br />
wir von diesen Versu<strong>ch</strong>en wissen, ist, dass sie<br />
ni<strong>ch</strong>ts einbra<strong>ch</strong>ten.<br />
Etwa ein Jahrhundert später interessieren si<strong>ch</strong><br />
zwei Lausanner, A. Guignard und Ch. Kappeler,<br />
für das Gold von Calanda. 1951 untersu<strong>ch</strong>en<br />
sie mit einigen Arbeitern die Stollen und<br />
unternehmen mehrere Ausgrabungen. Do<strong>ch</strong><br />
geben sie, offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> enttäus<strong>ch</strong>t, ihr Unternehmen<br />
sehr s<strong>ch</strong>nell auf. 1954 wähnt ein<br />
anderer Lausanner, Amédée Bossy, die Höhle<br />
des All Baba gefunden zu haben. Er gründet<br />
die Gesells<strong>ch</strong>aft Erze und Mineralien AG in<br />
Felsberg. Vier Jahre später verlässt er die<br />
"Goldene Sonne“ trotz der Resultate, wel<strong>ch</strong>e<br />
die Analysen ergeben haben: eine Tonne Erz<br />
enthält vier bis zehn Gramm Gold, zu wenig<br />
also, als dass die Ausgaben gedeckt werden<br />
könnten, die für die Einri<strong>ch</strong>tung einer Mine getätigt<br />
werden müssen. 1975 verfällt seine<br />
Genehmigung; es ist unseres Wissens die letzte,<br />
die in unserem Land für Goldausbeutungen<br />
erteilt wurde.<br />
In den se<strong>ch</strong>ziger Jahren wird die Gegend um<br />
die Mine von zahlrei<strong>ch</strong>en Kristallsu<strong>ch</strong>ern<br />
dur<strong>ch</strong>kämmt, bis zum allgemeinen Verbot der<br />
Mineraliensu<strong>ch</strong>e in der Gemeinde von Felsberg.<br />
Altes Messwerkzeug zur Bestimmung der Neigung<br />
von Adern: von 0° bis 15° sind die Adern<br />
«eben», von 15° bis 45° "lei<strong>ch</strong>t geneigt», von<br />
45° bis 75° «geneigt», von 75° bis 90° «senkre<strong>ch</strong>t».<br />
Die Windungen der S<strong>ch</strong>weizer<br />
Goldadern haben au<strong>ch</strong> jene zur Verzweiflung<br />
gebra<strong>ch</strong>t, wel<strong>ch</strong>e diesen Apparat am gekonntesten<br />
einzusetzen wussten.<br />
Walliser Minenarbeiter um 1900. In 2600 Metern<br />
Höhe, im Tal von Tourtemagne, arbeiteten<br />
und lebten diese Männer Sommer wie Winter<br />
in einer Kobaltmine. Zur glei<strong>ch</strong>en Zeit grub<br />
eine ähnli<strong>ch</strong>e Manns<strong>ch</strong>aft in Salanfe unter fast<br />
glei<strong>ch</strong>en Bedingungen na<strong>ch</strong> Gold und Arsenik.<br />
48
Einstieg zum Stollen "Robert“ der Goldmine<br />
von Salanfe.<br />
Werkzeug von Minenarbeitern: Hacken und<br />
S<strong>ch</strong>neides<strong>ch</strong>aufeln.<br />
Salanfe (Kanton Wallis)<br />
Diese Goldminen liegen am Fusse des Luisin,<br />
im Osten von Vernayaz, in der Umgebung des<br />
Sees von Salanfe in 2200 Metern Höhe.<br />
Das Erz setzt si<strong>ch</strong> wie jenes von Astano, aus<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Bestandteilen zusammen; es<br />
enthält im Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt 29% Eisen, 48%<br />
Arsenik 4% S<strong>ch</strong>wefel, 17,4% Kieselerde und<br />
1,6% Gold, was einem Goldanteil von 40<br />
Gramm pro Tonne reines Erz entspri<strong>ch</strong>t. S<strong>ch</strong>on<br />
im letzten Jahrhundert wurden einige S<strong>ch</strong>ürfungen<br />
unternommen, aber<br />
50
erst 1904 beginnt die "Gesells<strong>ch</strong>aft für S<strong>ch</strong>ürfungen<br />
am Luisin“ mit der systematis<strong>ch</strong>en Ausbeutung.<br />
Die Arbeitsstelle "Robert“ ist die bedeutendste;<br />
hier höhlte man 600 Meter Stollen aus; Oberflä<strong>ch</strong>enarbeiten<br />
wurden über den Adern "Confrérie<br />
Henri" und "Marguerite“ unternommen.<br />
Das Roherz wurde bei s<strong>ch</strong>önem Wetter vor der<br />
Mine sortiert und dann in eine kleine Bearbeitungswerkstatt<br />
transportiert, die mit der<br />
Mine dur<strong>ch</strong> eine Bahn verbunden war.<br />
Das grob gereinigte Erz wurde ans<strong>ch</strong>liessend<br />
mit Maultieren zu Tal gebra<strong>ch</strong>t und von da aus<br />
mit der Bahn na<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>land transportiert,<br />
wo man Gold und Arsenik trennte; letzteres<br />
fand zur Herstellung von Insektiziden<br />
Verwendung.<br />
Während vier Jahren lief das Unternehmen<br />
ausgezei<strong>ch</strong>net, do<strong>ch</strong> die Erhöhung der Arbeitsund<br />
Transportkosten sowie die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass<br />
man wegen der hohen Lage nur im Sommer<br />
arbeiten konnte, führten s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> zur Stilllegung<br />
der Mine.<br />
1918 übernimmt der Ingenieur H. Giacometti in<br />
Zusammenarbeit mit der "Société belge<br />
générale métallurgique“ die Ges<strong>ch</strong>äfte und<br />
modernisiert die Installationen. Do<strong>ch</strong> als 1929<br />
der Preis des Arseniks stark fällt, wird die Ausbeutung<br />
aufs neue aufgegeben.<br />
1936 bringt ein neues Projekt für ein paar Monate<br />
Leben auf das Plateau von Salanfe; do<strong>ch</strong><br />
wenig später wird die Mine endgültig stillgelegt.<br />
Einige Geologen sind der Meinung, dass<br />
dieses Kapitel no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ein für allemal abges<strong>ch</strong>lossen<br />
ist, denn es ist mögli<strong>ch</strong>, dass es<br />
no<strong>ch</strong> andere Vorkommen in dieser Gegend<br />
gibt; ausserdem gestatten die modernen<br />
Te<strong>ch</strong>niken eine vollständigere und viel ökonomis<strong>ch</strong>ere<br />
Förderung des Erzes als früher.<br />
Öllampe eines Minenarbeiters, die an einem<br />
Felsvorsprung befestigt werden kann. Oft<br />
diente sie zuglei<strong>ch</strong> als Zeitmesser; sie enthielt<br />
genau jene Menge Brennstoff, Wel<strong>ch</strong>e eine<br />
Flamme während der Anzahl Stunden nährte,<br />
die der Minenarbeiter im Berg verbringen<br />
musste.<br />
51
Detail der Holzverkleidung am Einstiegss<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>t<br />
einer Mine.<br />
Etwa 20 Minenarbeiter wurden hier an Ort und<br />
Stelle bes<strong>ch</strong>äftigt; no<strong>ch</strong> können wir ihre alten<br />
Baracken sehen und uns eine Vorstellung davon<br />
ma<strong>ch</strong>en, wie hart und eintönig ihr Leben in<br />
der einsamen Bergwelt gewesen sein muss;<br />
au<strong>ch</strong> muss der giftige Arsenikstaub im Innern<br />
des Bergwerks an ihrer Gesundheit gezehrt<br />
haben.<br />
Die vier Minen, von denen hier die Rede war,<br />
sind die bedeutendsten. Wir werden später<br />
no<strong>ch</strong> einige andere erwähnen. Do<strong>ch</strong> alle<br />
wurden sie früher oder später wegen des unregelmässigen<br />
Goldgehaltes der Adern stillgelegt.<br />
Und do<strong>ch</strong> wäre es oft nur um einige Gramm<br />
Gold mehr pro Tonne und um einige Rationalisierungsmassnahmen<br />
gegangen, und die<br />
Ausbeutung hätte si<strong>ch</strong> gelohnt. Die festen Kosten<br />
von Unternehmungen dieser Art sind ho<strong>ch</strong>,<br />
aber ein kleines Mehr an Gehalt kann ausrei<strong>ch</strong>en,<br />
um das Defizit in einen Gewinn zu<br />
verwandeln.<br />
Das spektakuläre Empors<strong>ch</strong>nellen der Goldpreise,<br />
das in letzter Zeit zu beoba<strong>ch</strong>ten war<br />
und na<strong>ch</strong> Ansi<strong>ch</strong>t der Fa<strong>ch</strong>leute no<strong>ch</strong> andauern<br />
soll, könnte die Goldförderung in unserem<br />
Lande wieder zu neuem Leben erwecken.<br />
52
Die Theorien unserer Vorfahren<br />
Über die Entstehung der Metallvorkommen gibt<br />
es unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Auffassungen. Allgemein<br />
einig sind si<strong>ch</strong> die Geologen heute darüber,<br />
dass die Goldadern vor Jahrmillionen entstanden<br />
sind, als dramatis<strong>ch</strong>e erdges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Veränderungen zur Entstehung zahlrei<strong>ch</strong>er<br />
mä<strong>ch</strong>tiger Berge führten.<br />
In früheren Zeiten kursierten die wildesten<br />
Theorien über diese Frage. Völlig phantastis<strong>ch</strong>e<br />
Erklärungen wurden au<strong>ch</strong> von namhaften<br />
Wissens<strong>ch</strong>aftlern mit grossem Ernst vertreten<br />
und von den Bergleuten übernommen.<br />
1505 wurde in Augsburg das "Bergbü<strong>ch</strong>lein"<br />
eines Calbus Fribergieus gedruckt. Ihm entnehmen<br />
wir die damals verbreitete Auffassung<br />
von der Entstehung des Metalls. Es handelt si<strong>ch</strong><br />
um das älteste in deuts<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e gedruckte<br />
Werk zu diesem Thema;<br />
sein Zweck bestand darin, den Bergleuten bei<br />
der Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Goldadern behilfli<strong>ch</strong> zu sein.<br />
Der Inhalt lässt si<strong>ch</strong> wie folgt zusammenfassen:<br />
Die Entstehung eines Metalls setzt die Existenz<br />
eines s<strong>ch</strong>öpferis<strong>ch</strong>en Elements sowie einer beeinflussbaren<br />
Masse voraus. Beim ersteren<br />
handelt es si<strong>ch</strong> um das Firmament mit seinen<br />
Bewegungen, in erster Linie diejenigen der<br />
Sonne und der sieben Planeten. Die der Erde<br />
entspringenden Elemente, wie Nebel, Feu<strong>ch</strong>tigkeit,<br />
S<strong>ch</strong>wefel und Quecksilber, vers<strong>ch</strong>melzen<br />
nun unter dem Einfluss der Planeten zu einem<br />
Mineral. Dabei kommt dem S<strong>ch</strong>wefel die<br />
Funktion des männli<strong>ch</strong>en Samens, also des<br />
Vaters, und dem Quecksilber diejenige des<br />
weibli<strong>ch</strong>en Eies, also der Mutter zu.<br />
Die Entstehung jedes Metalls entspri<strong>ch</strong>t der<br />
Einflusssphäre eines bestimmten Planeten. Das<br />
Gold kommt von der Sonne, das Silber<br />
53
vom Mond das Zinn vom Jupiter das Kupfer von<br />
der Venus, das Eisen vom Mars, das Blei vom<br />
Saturn und das Quecksilber vom Merkur.<br />
Der Einfluss der Planeten allein genügt aber<br />
ni<strong>ch</strong>t: Eine weitere Bedingung ist das Vorhandensein<br />
eines fru<strong>ch</strong>tbaren S<strong>ch</strong>osses, wel<strong>ch</strong>er<br />
der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Gebärmutter entspri<strong>ch</strong>t.<br />
Bei diesem S<strong>ch</strong>oss handelt es si<strong>ch</strong> um die<br />
Adern, wel<strong>ch</strong>e das Eindringen der befru<strong>ch</strong>tenden<br />
Kraft ermögli<strong>ch</strong>en. Ihre Lage und Tiefe<br />
üben einen ents<strong>ch</strong>eidenden Einfluss auf die Art<br />
des entstehenden Metalls aus.<br />
Calbus Fribergieus geht ausführli<strong>ch</strong> auf die Natur<br />
des Felsengesteins und auf die Lage der<br />
Adern ein, die das Entstehen bestimmter Metalle<br />
begünstigen.<br />
Über das Gold s<strong>ch</strong>reibt er:<br />
"Na<strong>ch</strong> Ansi<strong>ch</strong>t der Weisen entsteht das Gold<br />
aus einer Verbindung von sehr hellem S<strong>ch</strong>wefel<br />
und sehr zähem Quecksilber. Diese beiden<br />
Stoffe saugen si<strong>ch</strong> gegenseitig auf; dur<strong>ch</strong> den<br />
Einfluss der Sonne und dur<strong>ch</strong> die günstige Lage<br />
der Ader erhält die so entstandene Verbindung<br />
ihre Farbe. Es bildet si<strong>ch</strong> ein Metallkörper, den<br />
au<strong>ch</strong> das heisseste Feuer ni<strong>ch</strong>t zerstören kann<br />
...<br />
Das aus dem Sand der Flüsse stammende Gold<br />
ist am reinsten und am feinsten, da es dur<strong>ch</strong><br />
das ständige Fliessen des Wassers von unreinen<br />
Bestandteilen gesäubert wird.<br />
Das Gold, wel<strong>ch</strong>es in Pyritlagerungen entsteht,<br />
ist mit zahlrei<strong>ch</strong>en minderwertigen Stoffen<br />
vermengt. Do<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> langer Zeit werden diese<br />
dur<strong>ch</strong> die Einwirkung der<br />
Darstellung eines Al<strong>ch</strong>imisten. Bis zum Aufs<strong>ch</strong>wung<br />
der exakten Wissens<strong>ch</strong>aften waren<br />
diese sagenumwobenen Gelehrten die besten<br />
Kenner der Geheimnisse des Goldes; sie besassen<br />
ein erstaunli<strong>ch</strong>es Wissen, ni<strong>ch</strong>t zuletzt<br />
dank ihrer Vertrautheit mit den alten<br />
orientalis<strong>ch</strong>en Lehren.<br />
Primitives System des Einstiegs in eine Mine.<br />
Sonne und des Himmels ausges<strong>ch</strong>ieden, bis<br />
das Gold s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> in reinstem Glanz<br />
erstrahlt. Wenn der Abhang des Berges südwärts<br />
verläuft, sind die Voraussetzungen für<br />
diesen Vorgang besonders günstig ...“<br />
Na<strong>ch</strong> dem Verfasser des Bergbü<strong>ch</strong>leins basieren<br />
alle Metalle auf denselben Elementen,<br />
nämli<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>wefel und Quecksilber. Jahr für<br />
Jahr produziert die Erde dank dem Einfluss der<br />
Gestirne na<strong>ch</strong> verzwickten <strong>ch</strong>emikalis<strong>ch</strong>en<br />
Gesetzen neue Metallteil<strong>ch</strong>en.<br />
Zur damaligen Zeit kam es ni<strong>ch</strong>t selten vor,<br />
dass die Bergleute, wenn eine Ader ers<strong>ch</strong>öpft<br />
war, deren Lage zu Handen ihrer Na<strong>ch</strong>kommen<br />
auf einem Plan festhielten, damit diese später<br />
den neu entstandenen Rei<strong>ch</strong>tum ausbeuten<br />
konnten. Man liess die Mine also bra<strong>ch</strong> liegen,<br />
um die Goldkörner si<strong>ch</strong> erneuern zu lassen!<br />
Sol<strong>ch</strong> merkwürdige Vorstellungen beruh<br />
55
ten auf einer Verbindung von praktis<strong>ch</strong>en Erfahrungen<br />
im Bergbau und altertümli<strong>ch</strong>en<br />
al<strong>ch</strong>imistis<strong>ch</strong>en Lehren.<br />
Dass die Art der Metalle je na<strong>ch</strong> Verlauf der<br />
Adern s<strong>ch</strong>wankt, ist eine Tatsa<strong>ch</strong>e, die si<strong>ch</strong> bei<br />
der Förderung von Bodens<strong>ch</strong>ätzen in Sa<strong>ch</strong>sen<br />
und anderswo klar erwiesen hatte. Sie s<strong>ch</strong>ien<br />
natürli<strong>ch</strong> die These vom Einfluss der Gestirne<br />
auf die Entstehung der Metalle zu bekräftigen.<br />
Überdies liess die Bildung der Stalaktiten und<br />
man<strong>ch</strong>er Gesteinsarten wie des Travertins<br />
vermuten, dass si<strong>ch</strong> die Metalle ständig regenerieren.<br />
S<strong>ch</strong>on die Babylonier waren überzeugt davon,<br />
dass die Konstellation der Gestirne einen<br />
Einfluss auf die irdis<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>ehnisse ausübe.<br />
Die Theorie, die sieben im Altertum bekannten<br />
Metalle entstünden unter dem Einfluss<br />
der sieben Planeten, ist letztli<strong>ch</strong> babylonis<strong>ch</strong>en<br />
Ursprungs.<br />
Diese Lehre von den Metallen, die von der<br />
Astrologie ni<strong>ch</strong>t zu trennen ist, hat den Anstoss<br />
zum Aufkommen der Al<strong>ch</strong>imie gegeben. Diese<br />
beruht auf der Annahme, dass die Arbeit der<br />
Natur im Laboratorium wiederholt werden<br />
könne. Die Al<strong>ch</strong>imisten, die vieles über die Metalle<br />
wussten, gaben ihre Kenntnisse den Bergleuten<br />
weiter, die sie ihren persönli<strong>ch</strong>en Ansi<strong>ch</strong>ten<br />
und Bedürfnissen anpassten. So s<strong>ch</strong>rieb<br />
man die natürli<strong>ch</strong>e Verbindung, die gewisse Metalle<br />
eingehen, der "Transmutation“ zu, worunter<br />
man die stufenweise Reinigung dieser Metalle<br />
verstand.<br />
Obglei<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e Theorien wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> völlig<br />
unhaltbar sind, überlebten sie bis ins 17.<br />
Jahrhundert oder sogar no<strong>ch</strong> länger.<br />
Für die Mens<strong>ch</strong>en früherer Zeiten gab es gewisse<br />
Anzei<strong>ch</strong>en, die auf Goldvorkommen<br />
s<strong>ch</strong>liessen liessen. So glaubten die Römer, die<br />
Vegetation eines Ortes und vor allem die<br />
S<strong>ch</strong>nelligkeit, mit der dort der S<strong>ch</strong>nee s<strong>ch</strong>molz,<br />
seien wi<strong>ch</strong>tige Hinweise.<br />
Ein Hang, dessen Neigung zu den Sternen die<br />
Entstehung von Gold begünstigt.<br />
56
Wüns<strong>ch</strong>elrute und Pendel<br />
Auf alten Sti<strong>ch</strong>en sehen wir Bergleute, die si<strong>ch</strong><br />
bei der Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Metallen der Wüns<strong>ch</strong>elrute<br />
anvertrauen. In der Tat war diese Methode im<br />
15. und 16. Jahrhundert sehr verbreitet. Von<br />
Agricola stammt folgende, lei<strong>ch</strong>t skeptis<strong>ch</strong> tönende<br />
Bes<strong>ch</strong>reibung:<br />
"Man<strong>ch</strong>e von denen, die an die magis<strong>ch</strong>e Kraft<br />
der Wüns<strong>ch</strong>elrute glauben, s<strong>ch</strong>neiden si<strong>ch</strong><br />
einen gegabelten Ast von einem Haselnussstrau<strong>ch</strong><br />
ab, da si<strong>ch</strong> dieser ihrer Meinung na<strong>ch</strong><br />
besonders gut zur Entdeckung einer Metallader<br />
eignet, vor allem, wenn die Erde unter ihm<br />
selbst eine sol<strong>ch</strong>e Ader birgt. Andere<br />
verwenden für die Entdeckung vers<strong>ch</strong>iedener<br />
Metalle au<strong>ch</strong> Ruten aus vers<strong>ch</strong>iedenem Holz:<br />
Für Silber das Holz eines Haselnussstrau<strong>ch</strong>es,<br />
für Kupfer Es<strong>ch</strong>enholz, für Blei Tannenholz<br />
(wenn mögli<strong>ch</strong> von einer Weisstanne); für Gold<br />
wählen sie eine Rute aus Eisen oder Stahl ...<br />
Sie behaupten, die Rute zittere und krümme<br />
si<strong>ch</strong>, sobald der Su<strong>ch</strong>ende den Fuss auf eine<br />
Ader gesetzt habe. Die Kraft der Ader sei es, so<br />
lautet ihre Theorie, wel<strong>ch</strong>e diese Bewegung der<br />
Rute hervorrufe, und sie sei so mä<strong>ch</strong>tig, dass<br />
sie sogar die Äste der in der Nähe wa<strong>ch</strong>senden<br />
Bäume verbiege ...“<br />
Viele Fors<strong>ch</strong>er spre<strong>ch</strong>en aber der Radiästhesie<br />
jeden Anspru<strong>ch</strong> auf Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit ab.<br />
Tatsa<strong>ch</strong>e ist indessen, dass Pendel und Wüns<strong>ch</strong>elrute<br />
in der S<strong>ch</strong>weiz wie anderswo man<strong>ch</strong>em<br />
Goldsu<strong>ch</strong>er zu einem rei<strong>ch</strong>en Fund<br />
verholfen haben. Gewiss, in vielen Fällen<br />
wurden sie von skrupellosen Betrügern dazu<br />
missbrau<strong>ch</strong>t, gutgläubige Mens<strong>ch</strong>en übers Ohr<br />
zu hauen, aber dass si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> erfahrene Bergleute<br />
ihrer mit Erfolg bedienten, könnte darauf<br />
hinweisen, dass si<strong>ch</strong> die Wissens<strong>ch</strong>aft in dieser<br />
Frage irrt.<br />
Wüns<strong>ch</strong>elrutengänger.<br />
57
Die folgenden Tatsa<strong>ch</strong>en müssten eigentli<strong>ch</strong><br />
selbst den eingefleis<strong>ch</strong>testen Skeptiker na<strong>ch</strong>denkli<strong>ch</strong><br />
stimmen.<br />
„Das Gold spri<strong>ch</strong>t mit denen, die seine Stimme<br />
dank einer Art drahtloser Telegraphie zu deuten<br />
wissen. Das Innere der Erde teilt uns seine Geheimnisse<br />
mit.“<br />
Dieser Ausspru<strong>ch</strong> stammt vom Abt Mermet, der<br />
dur<strong>ch</strong> seine Beherrs<strong>ch</strong>ung des Pendels berühmt<br />
geworden ist. Mermet wohnte in StPrex<br />
(Kanton Waadt). Er erläuterte seine Thesen, die<br />
dur<strong>ch</strong> glaubwürdige Zeugenaussagen untermauert<br />
wurden, in einem Bu<strong>ch</strong>, das seinerzeit<br />
beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>es Aufsehen erregte. Viele<br />
Experimente hatten ihn zu der Erkenntnis gebra<strong>ch</strong>t,<br />
dass<br />
a) alle Körper ohne Ausnahme Wellen oder<br />
Strahlen aussenden;<br />
b) der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Körper, der in den<br />
Einflussberei<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>er Wellen oder Strahlen<br />
gerät, darauf nervös reagiert und dass diese<br />
Nervosität wie eine Art Strom dur<strong>ch</strong> die Hand<br />
läuft;<br />
c) der unsi<strong>ch</strong>tbare Strom si<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong><br />
manifestiert, dass er einen passenden<br />
Gegenstand, den man in der Hand hält, etwa<br />
ein Pendel oder eine Rute, in eine bestimmte<br />
Ri<strong>ch</strong>tung bewegt.<br />
Na<strong>ch</strong> Ansi<strong>ch</strong>t des Abtes besitzt jeder<br />
Gegenstand oder Stoff eine besondere Ausstrahlung.<br />
Au<strong>ch</strong> seine Grösse und Lage geht<br />
aus Strahlen oder Wellen hervor. Wer weiss,<br />
wie ein Pendel auf jede mögli<strong>ch</strong>e Bestrahlung<br />
reagiert, kann die Lage des gesu<strong>ch</strong>ten<br />
Gegenstandes mit erstaunli<strong>ch</strong>er Genauigkeit<br />
bestimmen.<br />
Mermet entdeckte mit seinem Pendel Quellen,<br />
Metalle, verborgene Körper und selbst Krankheiten.<br />
Sogar über einer Landkarte des zu erfors<strong>ch</strong>enden<br />
Gebiets zeigte das Pendel häufig die<br />
genaue Lage vers<strong>ch</strong>iedener Substanzen an.<br />
Ans<strong>ch</strong>einend wirken die radiästhetis<strong>ch</strong>en Strahlen<br />
selbst auf grosse Distanz und vermitteln der<br />
das Pendel haltenden Person eine direkte<br />
Vibration, die von der Entfernung unabhängig<br />
ist. Die Parallele zur Gedankenübertragung ist<br />
offenkundig.<br />
Hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> des Goldes lässt si<strong>ch</strong> Mermets<br />
These wie folgt zusammenfassen:<br />
Ebenso wie ein Wasserlauf ist eine Goldader<br />
von magnetis<strong>ch</strong>en Linien umgeben, die man<br />
dur<strong>ch</strong>queren muss, um die Ader zu errei<strong>ch</strong>en.<br />
Während die Anzahl dieser Linien im Fall des<br />
Wassers sieben beträgt, sind es beim Gold elf,<br />
von denen die se<strong>ch</strong>ste und die elfte am<br />
stärksten spürbar sind. Das Gold ruft beim<br />
Pendel spiralenförmige Bewegungen im Uhrzeigersinn<br />
hervor, und zwar zunä<strong>ch</strong>st drei, dann<br />
no<strong>ch</strong>mals drei, dann abermals drei und<br />
s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> zwei.<br />
Aber das Gold ist unbere<strong>ch</strong>enbar: Unter dem<br />
Einfluss der Sonne oder eines Gewitters vers<strong>ch</strong>iebt<br />
si<strong>ch</strong> sein Magnetfeld bisweilen. Man<br />
trägt mit Vorteil einen goldenen Gegenstand auf<br />
si<strong>ch</strong>, um die Lage des Magnetfelds zu überprüfen.<br />
Dass Mermets Theorien Hand und Fuss haben,<br />
ist dur<strong>ch</strong> Experimente belegt worden.<br />
"in Sédeilles (Waadt) su<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> Wasser für die<br />
Gemeinde, fand aber keines. I<strong>ch</strong> sagte zum Gemeindevorsteher,<br />
der mi<strong>ch</strong> begleitete: 'Herr<br />
Bürgermeister, in dieser Gegend würde man<br />
eher Gold als Wasser finden.'<br />
In diesem Augenblick bemerkte i<strong>ch</strong> zwei Mäher,<br />
von denen mir der eine Gold auf si<strong>ch</strong> zu tragen<br />
s<strong>ch</strong>ien.<br />
Wir gingen auf sie zu, und i<strong>ch</strong> sagte dem Betreffenden,<br />
er habe Gold bei si<strong>ch</strong>. Er versi<strong>ch</strong>erte<br />
mir, dies sei keineswegs der Fall, und als i<strong>ch</strong> bei<br />
meiner Behauptung blieb, wurde er beinahe<br />
wütend, denn er glaubte, i<strong>ch</strong> wolle ihn zum Narren<br />
halten. 'Nun<br />
59
gut', sagte er s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong>, 'wenn Sie wissen, wo<br />
das Gold steckt, dann nehmen Sie es do<strong>ch</strong>.' I<strong>ch</strong><br />
griff sofort na<strong>ch</strong> seinem Gürtel. ,Ist das etwa<br />
kein Gold?' fragte i<strong>ch</strong> ihn. Nun erinnerte er si<strong>ch</strong><br />
plötzli<strong>ch</strong>, dass ihm seine Mutter im August 1914,<br />
als er den Mars<strong>ch</strong>befehl erhielt, ein Goldstück<br />
als Reserve in den Gürtel eingenäht hatte. Da<br />
er aber nie in eine finanzielle Notlage geraten<br />
war, hatte er es völlig vergessen.“<br />
In einem Brief vom 8. Oktober 1921 s<strong>ch</strong>rieb de<br />
Perrot:<br />
„1918 untersu<strong>ch</strong>te der Abt Mermet auf dem Plateau<br />
von Plex (Wallis) den Boden, unter dem<br />
si<strong>ch</strong> die Mine befand, wobei er seine Aufmerksamkeit<br />
besonders einer Spur s<strong>ch</strong>enkte, die auf<br />
eine Ader mit Verästelungen hinzuweisen<br />
s<strong>ch</strong>ien. Seine Beoba<strong>ch</strong>tungen wurden sorgfältig<br />
festgehalten und später von einem diplomierten<br />
Feldmesser bestätigt, no<strong>ch</strong> bevor die Grabarbeiten<br />
begonnen hatten. Wir fanden die Kohle<br />
genau an jener Stelle, die Herr Mermet bezei<strong>ch</strong>net<br />
hatte. Seither hat er uns wiederholt wertvolle<br />
Dienste erwiesen, wenn wir ni<strong>ch</strong>t mehr<br />
wussten, wo wir weitergraben sollten. Sein Rat<br />
führte stets zum Erfolg.<br />
Wir hoffen, dass die Wissens<strong>ch</strong>aftler die ausserordentli<strong>ch</strong><br />
grosse Bedeutung der von Herrn<br />
Mermet gema<strong>ch</strong>ten Entdeckungen voll anerkennen<br />
und würdigen werden.“<br />
Quers<strong>ch</strong>nitt dur<strong>ch</strong> eine Mine des 16. Jahrhunderts.<br />
Oben versu<strong>ch</strong>t ein Minenarbeiter, mit<br />
einer Wüns<strong>ch</strong>elrute neue Adern zu entdecken.<br />
Es s<strong>ch</strong>eint also, dass die Bergleute früherer<br />
Zeiten re<strong>ch</strong>t hatten: Unsere Hand kann si<strong>ch</strong> mit<br />
der Materie in Verbindung setzen.<br />
Viellei<strong>ch</strong>t wird es s<strong>ch</strong>on morgen so weit sein:<br />
Die Geologen legen mit Hilfe des Pendels<br />
Karten des Erdinneren an, dank einigen Pendels<strong>ch</strong>wingungen<br />
wird Gold entdeckt, und die Polizei<br />
spürt die vers<strong>ch</strong>wundene Mordwaffe mit der<br />
Wüns<strong>ch</strong>elrute auf ...<br />
60
Ein heute no<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>e<br />
Abenteuer<br />
Wer hätte no<strong>ch</strong> nie davon geträumt, eine mär<strong>ch</strong>enhafte<br />
Goldader, einen Goldklumpen oder<br />
do<strong>ch</strong> wenigstens ein Goldkörn<strong>ch</strong>en zu finden?<br />
Nun, um diesen Wuns<strong>ch</strong> zu verwirkli<strong>ch</strong>en, muss<br />
man keineswegs na<strong>ch</strong> Kalifornien fahren, wo<br />
man für einen Dollar eine Viertelstunde lang<br />
goldhaltigen Sand sieben darf.<br />
Genau so wie ein leidens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Fis<strong>ch</strong>er am<br />
Wo<strong>ch</strong>enende mit Angelrute und Köder zum Forellenfang<br />
auszieht, kann si<strong>ch</strong> ein jeder am<br />
Sonntag das Vergnügen erlauben, allein oder<br />
mit seiner Familie auf Goldsu<strong>ch</strong>e zu gehen.<br />
Unsere Berge enthalten Goldvorkommen; in der<br />
Nähe einer stillgelegten Mine kommt es ni<strong>ch</strong>t<br />
selten vor, dass man auf Erz stösst, das Spuren<br />
des begehrten gelben Metalls enthält. Fast<br />
überall in den Alpen findet si<strong>ch</strong> Gold; in den<br />
Felsen allerdings nur<br />
in so bes<strong>ch</strong>eidenen Mengen (bestenfalls einige<br />
Dutzend Gramm pro Tonne), dass die Aufgabe<br />
für einen Amateur fast aussi<strong>ch</strong>tslos ers<strong>ch</strong>eint,<br />
denn er wird s<strong>ch</strong>werli<strong>ch</strong> über die notwendige<br />
Ausrüstung und über genügend Erfahrung<br />
verfügen.<br />
Wenn Sie kein Fa<strong>ch</strong>mann auf dem Gebiet der<br />
Al<strong>ch</strong>imie sind und ni<strong>ch</strong>t von einem sensationellen<br />
Fund träumen, sondern mit soliden Mitteln<br />
einen viellei<strong>ch</strong>t bes<strong>ch</strong>eidenen, aber si<strong>ch</strong>eren<br />
Gewinn erzielen wollen, dann ist die Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />
genau das Ri<strong>ch</strong>tige für Sie.<br />
In der Nähe ihres Wohnsitzes gibt es gewiss<br />
einen Fluss, dessen Ans<strong>ch</strong>wemmungen Goldflimmer<strong>ch</strong>en<br />
enthalten. Ni<strong>ch</strong>ts hindert Sie daran,<br />
diese zu sammeln!<br />
Mi<strong>ch</strong>el Sprywa verbringt seine Freizeit s<strong>ch</strong>on<br />
seit einigen Jahren am Ufer unserer<br />
61
Mi<strong>ch</strong>el Sprywa, ein Goldsu<strong>ch</strong>er.<br />
Flüsse, um na<strong>ch</strong> Gold zu su<strong>ch</strong>en. Er war bisher<br />
so erfolgrei<strong>ch</strong>, dass er s<strong>ch</strong>on erwogen hat, aus<br />
diesem Hobby eines Tages seinen festen Beruf<br />
zu ma<strong>ch</strong>en. Sprywa ist der seriöseste, erfahrenste<br />
und ganz gewiss der leidens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>ste<br />
Amateurgoldsu<strong>ch</strong>er, dem wir begegnet sind. In<br />
Frankrei<strong>ch</strong> und der S<strong>ch</strong>weiz hat er s<strong>ch</strong>on zahlrei<strong>ch</strong>e<br />
Gewässer auf ihren Goldgehalt hin überprüft,<br />
aber am regelmässigsten geht er seiner<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigung in der Gegend von Genf na<strong>ch</strong>,<br />
besonders am Allandon. Freundli<strong>ch</strong>erweise hat<br />
er uns erlaubt, ihn auf einer seiner Expeditionen<br />
zu begleiten, und er hat uns einige seiner Tricks<br />
und Geheimnisse verraten.<br />
Wir begaben uns also eines s<strong>ch</strong>önen Morgens<br />
ans Ufer des Allandon. Unsere Ausrüstung umfasste<br />
eine Ble<strong>ch</strong>pfanne, die s<strong>ch</strong>warz angemalt<br />
war, damit man die Goldflimmer<strong>ch</strong>en gut erkennen<br />
konnte, eine S<strong>ch</strong>aufel, eine Hacke, zwei<br />
Eimer, Plastikhands<strong>ch</strong>uhe, einen sehr feinen<br />
Pinsel sowie einen tragbaren Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>.<br />
Mi<strong>ch</strong>el Sprywa zieht seine Stiefel an und beginnt<br />
seine Arbeit. Er füllt einen Eimer mit grasbewa<strong>ch</strong>senen<br />
Erds<strong>ch</strong>ollen und mit Baumwurzeln.<br />
Während des Ho<strong>ch</strong>wassers, so erklärt<br />
er, wird diese Stelle vom Fluss übers<strong>ch</strong>wemmt,<br />
und die anges<strong>ch</strong>wemmten Goldflimmer<strong>ch</strong>en<br />
bleiben an den Wurzeln hängen, die gewissermassen<br />
ein natürli<strong>ch</strong>es Sieb bilden. Im allgemeinen<br />
findet man diese Flimmer<strong>ch</strong>en in<br />
weniger als 5 cm Tiefe. Sprywa s<strong>ch</strong>üttelt die<br />
Wurzeln zuerst hin und her, dann wäs<strong>ch</strong>t er sie<br />
in der mit Wasser gefüllten Pfanne, um den an<br />
ihnen haftenden Sand zu isolieren. Na<strong>ch</strong>dem er<br />
die Wurzeln sorgfältig abgewas<strong>ch</strong>en hat, wirft er<br />
sie fort und bedient die Pfanne mit geübter<br />
Hand. Diese Arbeit erfordert einige Ges<strong>ch</strong>ickli<strong>ch</strong>keit.<br />
Es geht darum,<br />
1. den goldhaltigen Sand gut zu rühren, um ihn<br />
von allem S<strong>ch</strong>lamm zu reinigen;<br />
2. die Pfanne von vorne na<strong>ch</strong> hinten und von<br />
links na<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>ts kreisen zu lassen, damit<br />
si<strong>ch</strong> das Gold absetzt;<br />
3. die gröbsten Kieselsteine von Hand zu entfernen;<br />
4. die Pfanne fla<strong>ch</strong> auf die Wasseroberflä<strong>ch</strong>e<br />
zu setzen und (was besonders s<strong>ch</strong>wierig<br />
ist)in ihrem inneren eine Strömung zu<br />
erzeugen; das Wasser muss an einem Ende<br />
eindringen und beim anderen wieder herausströmen,<br />
wobei es mögli<strong>ch</strong>st viel lei<strong>ch</strong>tes<br />
Material mits<strong>ch</strong>wemmen sollte. Es gilt dabei,<br />
die kreisende Bewegung häufig zu unterbre<strong>ch</strong>en<br />
und die Pfanne wiederum kräftig zu<br />
s<strong>ch</strong>ütteln, damit si<strong>ch</strong> die Gold<br />
62
flimmer<strong>ch</strong>en wieder absetzen und ni<strong>ch</strong>t vom<br />
Lauf des Wassers fortges<strong>ch</strong>wemmt werden!<br />
Na<strong>ch</strong> kurzer Zeit enthält die Pfanne nur no<strong>ch</strong> etwas<br />
Kies, der mit Sand vermengt ist. Einige<br />
Drehbewegungen sondern das Material na<strong>ch</strong><br />
seinem spezifis<strong>ch</strong>en Gewi<strong>ch</strong>t. In einer<br />
s<strong>ch</strong>warzen Sandspur, die kleine raue Metallkörner<br />
(Magnetit) enthält, sind die Goldflimmer<strong>ch</strong>en<br />
an ihrer leu<strong>ch</strong>tenden gelben Farbe lei<strong>ch</strong>t zu erkennen.<br />
Wir haben bei jedem Dur<strong>ch</strong>gang etwa 20 dieser<br />
Flimmer<strong>ch</strong>en gezählt. Es brau<strong>ch</strong>t etwa 15000<br />
von ihnen, um ein Gramm Gold zu gewinnen!<br />
Sprywa sammelt die grössten mit Hilfe eines<br />
feinen Pinsels ein und bringt sie in ein mit<br />
Wasser gefälltes Reagenzglas. Den Rest<br />
Das Werkzeug, wel<strong>ch</strong>es man im Winter für eine<br />
"Expedition“ benötigt. Der Inhalt der Flas<strong>ch</strong>e<br />
hilft die Kälte zu ertragen.<br />
63
Pfanne voll Wurzeln, die Goldflimmer enthalten.<br />
Die zusammenklappbare S<strong>ch</strong>leuse von Mi<strong>ch</strong>ael<br />
Sprywa.<br />
Körner aus den Ans<strong>ch</strong>wemmungen des<br />
Allandon.<br />
Ein Goldkorn von etwa drei Gramm, das man<br />
aus Genfer Goldflimmer<strong>ch</strong>en ges<strong>ch</strong>molzen hat.<br />
giesst er in einen Eimer, dessen Inhalt er dann<br />
zu Hause sorgfältig untersu<strong>ch</strong>en wird. Diese<br />
Goldflimmer<strong>ch</strong>en sind am lei<strong>ch</strong>testen zu gewinnen,<br />
obwohl sie ausserordentli<strong>ch</strong> klein sind<br />
und nie in grossen Mengen vorkommen. Der<br />
Anfänger, der die Grundlagen der Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />
und den Umgang mit dem S<strong>ch</strong>öpfgefäss lernen<br />
mö<strong>ch</strong>te, beginnt am besten bei ihnen. Das<br />
Ziel jedes Goldwäs<strong>ch</strong>ers, der s<strong>ch</strong>on über einige<br />
Erfahrung verfügt, besteht allerdings darin, eine<br />
64
Stelle mit besonders hohem Goldgehalt zu entdecken.<br />
Sprywa zeigt uns seine "Fundgrube“.<br />
Er gräbt zuerst einen kleinen S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>t, um das<br />
Felsenbett des Flusses zu errei<strong>ch</strong>en. Auf Grund<br />
seines hohen spezifis<strong>ch</strong>en Gewi<strong>ch</strong>ts tendiert<br />
das Gold nämli<strong>ch</strong> dazu, die vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten der Ans<strong>ch</strong>wemmungen zu dur<strong>ch</strong>dringen<br />
und si<strong>ch</strong> auf dem harten Felsenbett des<br />
Flusses zu konzentrieren. An der von Sprywa<br />
entdeckten Stelle genügt es, 30 cm zu graben,<br />
um die gesu<strong>ch</strong>te S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t zu errei<strong>ch</strong>en; die<br />
Voraussetzungen sind also sehr günstig. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
haben wir hier neben zahlrei<strong>ch</strong>en<br />
kleinen Goldflimmer<strong>ch</strong>en vier Körner von etwa 5<br />
mm Dur<strong>ch</strong>messer gefunden, was für S<strong>ch</strong>weizer<br />
Verhältnisse ganz aussergewöhnli<strong>ch</strong> ist.<br />
Nun testen wir den tragbaren Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>, den<br />
Sprywa mitgebra<strong>ch</strong>t hat. Auf Englis<strong>ch</strong> heisst<br />
dieses Modell "sluice“ was eigentli<strong>ch</strong> „S<strong>ch</strong>leuse“<br />
bedeutet. Es handelt si<strong>ch</strong> dabei um einen etwa<br />
meterlangen Holztis<strong>ch</strong> (au<strong>ch</strong> "Kanal“ genannt),<br />
der aus zwei voneinander unabhängigen Teilen<br />
besteht; der eine ist mit einem Re<strong>ch</strong>teck aus<br />
Plastik bedeckt, der andere mit einer Mokette.<br />
Am oberen Ende ist ein Sieb angebra<strong>ch</strong>t. Die<br />
"S<strong>ch</strong>leuse" muss eine Neigung von 45 Grad<br />
aufweisen. Der goldhaltige Kies wird in das Sieb<br />
geleert, in dem die gröbsten Teile hängen<br />
bleiben. Ein kontinuierli<strong>ch</strong>er Wasserstrom<br />
s<strong>ch</strong>wemmt den Sand dur<strong>ch</strong> den Kanal; die<br />
s<strong>ch</strong>weren Bestandteile verfangen si<strong>ch</strong> im<br />
Plastik oder in der Mokette. Von S<strong>ch</strong>lamm und<br />
unedlen Teilen gereinigt, werden sie dann in der<br />
Pfanne gesammelt. Sprywa hat eine andere<br />
"S<strong>ch</strong>leuse" von grösserer Länge hergestellt, die<br />
er bei länger dauernden Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />
verwendet. Sie ist statt mit einem Plastikdreieck<br />
und einer Mokette mit S<strong>ch</strong>affellen ausgestattet.<br />
In vierstündiger Arbeit gewannen wir<br />
Eine Amateurgoldsu<strong>ch</strong>erin am Ufer eines Wildba<strong>ch</strong>s<br />
im Napfgebiet; sie benützt ein originelles<br />
Gefäss zum Si<strong>ch</strong>ten des Sandes; die Radhaube<br />
eines Autos.<br />
65
Links das klassis<strong>ch</strong>e Siebgerät aus getriebenem<br />
Eisen, in der Form eines<br />
<strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en Hutes. Re<strong>ch</strong>ts die amerikanis<strong>ch</strong>e<br />
"Pfanne».<br />
einige tausend Goldflimmer<strong>ch</strong>en und vier Körner<br />
von beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Grösse: 4,5 Gramm Gold<br />
eine Kleinigkeit für Sprywa, ein S<strong>ch</strong>atz für uns!<br />
Dieses edle Metall wird zusammen mit anderen<br />
Funden in einem S<strong>ch</strong>melztiegel zu einem<br />
grösseren Klumpen verarbeitet werden. Sprywa<br />
verrät uns, dass die Lei<strong>ch</strong>tigkeit, mit der er im<br />
Allandon Gold findet, trügt: Ein volles Jahr lang<br />
hat er an unzähligen Stellen gefors<strong>ch</strong>t und<br />
dabei man<strong>ch</strong>e Enttäus<strong>ch</strong>ung in Kauf nehmen<br />
müssen, bis ihm der Erfolg hold war. Übung<br />
ma<strong>ch</strong>t den Meister diese Wahrheit gilt auf dem<br />
Gebiet der Goldwäs<strong>ch</strong>erei no<strong>ch</strong> mehr als<br />
anderswo.<br />
Sie sind ein Naturfreund, der seine Wo<strong>ch</strong>enenden<br />
und Ferien am liebsten fern vom Trubel<br />
der Städte verbringt? Sie lieben es, na<strong>ch</strong><br />
S<strong>ch</strong>ätzen zu su<strong>ch</strong>en, und das Abenteuer lockt<br />
Sie? Sie basteln gerne und für<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
davor, si<strong>ch</strong> die Füsse nass zu ma<strong>ch</strong>en? Sie<br />
besitzen die Geduld eines Fis<strong>ch</strong>ers und den<br />
Spürsinn eines Pilzesammlers? Dann sind Sie<br />
der geborene Goldsu<strong>ch</strong>er. Viel Glück!<br />
Praktis<strong>ch</strong>e Rats<strong>ch</strong>läge für Amateurgoldsu<strong>ch</strong>er<br />
Im allgemeinen erkennt man das Gold an seiner<br />
Farbe. Ob nass, ob trocken stets behält es<br />
seinen eigentümli<strong>ch</strong>en gelben S<strong>ch</strong>immer. Wenn<br />
man, es mit einem Hammer bearbeitet,<br />
zerbri<strong>ch</strong>t es ni<strong>ch</strong>t, sondern wird fla<strong>ch</strong>. Wenn Sie<br />
goldähnli<strong>ch</strong>e Körn<strong>ch</strong>en finden, kann es si<strong>ch</strong> um<br />
folgende Substanzen handeln:<br />
Glimmer: Die einfa<strong>ch</strong>ste Methode, diesen zu<br />
erkennen, besteht darin, ihn mit S<strong>ch</strong>lägen zu<br />
bearbeiten. Wenn es si<strong>ch</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> um<br />
Glimmer handelt, zerbri<strong>ch</strong>t das Körn<strong>ch</strong>en in<br />
mehrere Teile. Ausserdem weist diese Substanz<br />
je na<strong>ch</strong> Lage einen s<strong>ch</strong>warzen oder goldähnli<strong>ch</strong>en<br />
Glanz auf.<br />
Pyrit; er ist von blassem Gelb und kann lei<strong>ch</strong>t<br />
mit Gold verwe<strong>ch</strong>selt werden. Wenn man ihn erhitzt,<br />
rie<strong>ch</strong>t er na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>wefel und nimmt eine<br />
s<strong>ch</strong>wärzli<strong>ch</strong>e Farbe an. Kennzei<strong>ch</strong>nend für das<br />
Gold ist es, dass es ni<strong>ch</strong>t oxidiert und dass<br />
Säuren (mit Ausnahme des Königswassers,<br />
einer Mis<strong>ch</strong>ung von Salzsäure und<br />
S<strong>ch</strong>wefelsäure) ihm ni<strong>ch</strong>ts anhaben können.<br />
Die Ausrüstung<br />
Die Ausrüstung eines Goldsu<strong>ch</strong>ers ist einfa<strong>ch</strong><br />
und billig. Für den Anfänger genügen folgende<br />
Gegenstände:<br />
Hohe Stiefel, wie sie zum Fis<strong>ch</strong>en verwendet<br />
werden.<br />
66
Plastikhands<strong>ch</strong>uhe; die Gewässervers<strong>ch</strong>mutzung<br />
kann für die Haut nämli<strong>ch</strong> sehr unangenehme<br />
Folgen haben.<br />
Einige Einma<strong>ch</strong>gläser mit hermetis<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>liessenden<br />
Deckeln oder Reagenzgläser mit Korkpfropfen;<br />
in ihnen werden entweder die im<br />
S<strong>ch</strong>öpfgefäss konzentrierten s<strong>ch</strong>weren Materialien<br />
oder die bereits von anderen Bestandteilen<br />
gereinigten Goldflimmer<strong>ch</strong>en gesammelt.<br />
Ein sehr feiner Pinsel zum Auffangen der Flimmer<strong>ch</strong>en<br />
(man vermeide es, dazu die Finger zu<br />
gebrau<strong>ch</strong>en!)<br />
Ein Sieb mit Lö<strong>ch</strong>ern von etwa 4 mm Dur<strong>ch</strong>messer,<br />
das zum Eliminieren der groben Kiesel<br />
dient.<br />
Goldwäs<strong>ch</strong>er bei der Arbeit.<br />
Eine Lupe.<br />
Einige Zuber, in denen das goldhaltige Material<br />
eines „Lagers“ (d. h. einer ergiebigen Stelle)<br />
zum Was<strong>ch</strong>platz gebra<strong>ch</strong>t wird.<br />
Das S<strong>ch</strong>öpfgefäss<br />
Sprywa benützt mit Erfolg eine Bratpfanne, wie<br />
s<strong>ch</strong>on die alten kalifornis<strong>ch</strong>en Goldsu<strong>ch</strong>er.<br />
Ebenso gute Dienste leistet jedes andere Metallgefäss;<br />
es, empfiehlt si<strong>ch</strong>, es s<strong>ch</strong>warz anzumalen,<br />
damit man die Flimmer<strong>ch</strong>en besser erkennt.<br />
67
Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong> mit so genanntem S<strong>ch</strong>üttelme<strong>ch</strong>anismus.<br />
Das zerkleinerte Erz oder der<br />
Goldsand wird in den Kasten gegen den Punkt<br />
A ges<strong>ch</strong>üttet. Dieser Kasten wird vom Nocken A<br />
gehoben, und der Sand fällt na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> von<br />
N auf die Platte D. Derselbe Nocken bewegt<br />
den Klöppel C, der seinerseits den Stab P und<br />
die Platte D na<strong>ch</strong> vorne gegen D stösst. Sobald<br />
die Bewegung des Klöppels C aufhört, setzt<br />
jene der Ketten ein, denn sie führen die Platte<br />
dur<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ütteln in die Ri<strong>ch</strong>tung DC zurück; die<br />
metallhaltigen Sandkörner bewegen si<strong>ch</strong> gegen<br />
D, na<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>ts zu, und der restli<strong>ch</strong>e Sand fällt in<br />
die Grube.<br />
Der Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>, „S<strong>ch</strong>leuse“ („sluice") oder<br />
LongTom genannt<br />
Ebenfalls ein unentbehrli<strong>ch</strong>es Hilfsmittel für jeden<br />
Goldwäs<strong>ch</strong>er! Seine Herstellung bereitet<br />
keinerlei S<strong>ch</strong>wierigkeiten; unsere Illustrationen<br />
zeigen einige Modelle. Erst die Praxis wird erweisen,<br />
wel<strong>ch</strong>er Typ ihrer Arbeitsweise am<br />
besten entspri<strong>ch</strong>t und wel<strong>ch</strong>e Verbesserungen<br />
daran vorzunehmen sind.<br />
Wie entdeckt man eine ergiebige Stelle?<br />
Ein Goldsu<strong>ch</strong>er ist dana<strong>ch</strong> bestrebt, eine Stelle<br />
zu finden, wo Gold in konzentrierter Form vorkommt.<br />
Da der Goldgehalt der Ans<strong>ch</strong>wemmungen<br />
eines Flusses beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>wankungen unterworfen ist, muss man zunä<strong>ch</strong>st<br />
an vers<strong>ch</strong>iedenen Stellen mit dem<br />
S<strong>ch</strong>öpfgefäss Versu<strong>ch</strong>e anstellen. Au<strong>ch</strong><br />
68
die Untersu<strong>ch</strong>ung der alten Ans<strong>ch</strong>wemmungen,<br />
die einige hundert Meter vom Flussbett entfernt<br />
sein können, ist sehr oft lohnend, denn hier<br />
stösst man bisweilen auf hohe Goldkonzentrationen<br />
und kann sogar kleinere Goldkörner<br />
finden.<br />
In den Spalten eines felsigen Flussbettes sind<br />
die Flimmer<strong>ch</strong>en am zahlrei<strong>ch</strong>sten. Auf Grund<br />
ihres hohen spezifis<strong>ch</strong>en Gewi<strong>ch</strong>ts sind sie<br />
stets mit anderen s<strong>ch</strong>weren Materialien<br />
vermis<strong>ch</strong>t. Im allgemeinen findet man Gold zusammen<br />
mit grösseren Kieseln und s<strong>ch</strong>warzem<br />
oder rotem Sand sowie oberhalb von Hindernissen,<br />
die der Fluss umströmt.<br />
Die Goldmokette<br />
Das älteste System der Goldwäs<strong>ch</strong>erei besteht<br />
darin, ein S<strong>ch</strong>affell ins Flussbett zu legen. Wem<br />
die Geduld fehlt, mühsam na<strong>ch</strong> einzelnen<br />
Flimmer<strong>ch</strong>en zu fis<strong>ch</strong>en, der kann diese<br />
traditionsrei<strong>ch</strong>e Methode heute no<strong>ch</strong> mit Erfolg<br />
anwenden.<br />
Ein Stück Mokette kann das Fell ersetzen. Es<br />
empfiehlt si<strong>ch</strong>, sie vor dem Ho<strong>ch</strong>wasser auf ein<br />
Flussufer, wel<strong>ch</strong>es vom ans<strong>ch</strong>wellenden<br />
Wasser überflutet werden wird, oder in die Höhlung<br />
einer Flussbiegung zu legen und mit<br />
einigen Steinen zu bes<strong>ch</strong>weren. Eventuell kann<br />
es nützli<strong>ch</strong> sein, den Fluss weiter unten ein<br />
wenig zu stauen! Die Goldflimmer<strong>ch</strong>en bleiben<br />
an den Haaren der Mokette hängen, und der<br />
Goldsu<strong>ch</strong>er kann seine "Fallen" von Zeit zu Zeit<br />
wie ein Wilderer leeren. Beim Ausbürsten des<br />
Teppi<strong>ch</strong>s gewinnt man einen sehr goldhaltigen<br />
Sand, den man dann si<strong>ch</strong>ten kann, sei es mit<br />
dem S<strong>ch</strong>öpfgefäss, sei es an langen Winterabenden<br />
mit Hilfe einer Lupe.<br />
Um den geeigneten Ort zum Anbringen einer<br />
"Goldstaubfalle“ ausfindig zu ma<strong>ch</strong>en,<br />
Die kalifornis<strong>ch</strong>e Wiege, eine kleine Mas<strong>ch</strong>ine,<br />
die vor allem von allein arbeitenden Goldwäs<strong>ch</strong>ern<br />
benutzt wird; es ist eine Mis<strong>ch</strong>ung von<br />
bewegli<strong>ch</strong>em Behälter und festem Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>.<br />
Die S<strong>ch</strong>aukelbretter ermögli<strong>ch</strong>en ein Hinundherbewegen,<br />
wel<strong>ch</strong>es das Auss<strong>ch</strong>lämmen<br />
bes<strong>ch</strong>leunigt.<br />
Sibiris<strong>ch</strong>er Trog.<br />
Kalifornis<strong>ch</strong>er LongTom.<br />
69
au<strong>ch</strong>t es einen Spürsinn, den man nur dur<strong>ch</strong><br />
lange Erfahrung erwerben kann. Wer si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />
Misserfolge beirren lässt, eignet si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zum<br />
Goldsu<strong>ch</strong>er!<br />
Die Isolierung der Goldflimmer<strong>ch</strong>en<br />
Wenn man versu<strong>ch</strong>t, die Goldflimmer<strong>ch</strong>en an<br />
Ort und Stelle zu isolieren, riskiert man beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />
Zeitverlust. Besser ist es, den Inhalt<br />
des S<strong>ch</strong>öpfgefässes oder der "S<strong>ch</strong>leuse“ mit<br />
na<strong>ch</strong> Hause zu nehmen.<br />
Sprywa s<strong>ch</strong>üttet den goldhaltigen Sand auf<br />
einen s<strong>ch</strong>warz angemalten Teller und si<strong>ch</strong>tet ihn<br />
mit einem Pinsel. Eine Lupe kann die Arbeit<br />
erlei<strong>ch</strong>tern. Mit ein wenig Übung gewinnt man<br />
pro Stunde mehr als ein Gramm. Das auf diese<br />
Weise isolierte Metall kommt in ein Reagenzglas,<br />
bis eine genügend grosse Menge beisammen<br />
ist. Dann wird es in einem S<strong>ch</strong>melztiegel<br />
zum S<strong>ch</strong>melzen gebra<strong>ch</strong>t. (Die dazu notwendige<br />
Temperatur beträgt 1063 Grad.)<br />
Früher benutzten die Goldwäs<strong>ch</strong>er Quecksilber<br />
zum Gewinnen der Goldkörn<strong>ch</strong>en. Diese Methode<br />
hat den Vorteil, dass man dabei Zeit spart<br />
und kein Gold verloren geht. Allerdings gilt<br />
Quecksilber in der S<strong>ch</strong>weiz als gefährli<strong>ch</strong>er Giftstoff<br />
(Klasse 2), und sein Erwerb ist nur unter<br />
bestimmten Bedingungen gestattet. Deshalb ist<br />
es für den Amateurgoldsu<strong>ch</strong>er besser, auf die<br />
Verwendung dieses ni<strong>ch</strong>t ungefährli<strong>ch</strong>en Stoffes<br />
zu verzi<strong>ch</strong>ten, ausser wenn er eine so ergiebige<br />
Stelle entdeckt hat, dass si<strong>ch</strong> der Papierkrieg<br />
mit den Behörden und der Kauf des ziemli<strong>ch</strong><br />
teuren Materials au<strong>ch</strong> lohnt. (Auskünfte erteilen<br />
die kantonalen Laboratorien.)<br />
Aufriss eines Terrains, dur<strong>ch</strong> wel<strong>ch</strong>es ein<br />
S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>t geht, den J. J. Pittard am Ufer des<br />
Allandon (Kanton Genf gebohrt hat.<br />
Das Was<strong>ch</strong>en der Materialien hat folgende<br />
Resultate ergeben:<br />
1 m Tiefe Goldspuren 9 m Tiefe 0,411 g/m 3<br />
4 m Tiefe 0,008 g/m 3 14 m Tiefe 0,796 g/m 3<br />
8 m Tiefe 0,225 g/m 3 15 m Tiefe 0.080 g/m 3<br />
Offenbar weisen also die tieferen S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten oft<br />
einen höheren Goldgehalt auf als die oberen.<br />
Die S<strong>ch</strong>wierigkeit, von Hand so tief zu graben,<br />
hat bewirkt, dass die alten Goldwäs<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>ts<br />
von ihnen wussten und si<strong>ch</strong> nur mit den Stellen<br />
bes<strong>ch</strong>äftigten, die an das Molassebett stiessen.<br />
Goldsu<strong>ch</strong>er im Napfgebiet.<br />
70
Plan einer S<strong>ch</strong>leuse mit Verlängerungsstück.<br />
Die Sand und Kiesgruben<br />
in den Sand und Kiesgruben, wo man<strong>ch</strong>e Unternehmen<br />
in der Nähe von Flüssen<br />
Baumaterial gewinnen, stossen die Bagger bisweilen<br />
auf bedeutende Goldkonzentrationen.<br />
Wer die Genehmigung besitzt, an Sol<strong>ch</strong>en<br />
Stellen na<strong>ch</strong> Gold zu su<strong>ch</strong>en, kann auf sehr<br />
gute Ergebnisse kommen.<br />
Goldsu<strong>ch</strong>e unter Wasser<br />
In Kalifornien gibt es Goldsu<strong>ch</strong>er, die, mit einem<br />
Tau<strong>ch</strong>eranzug ausgerüstet, den Grund von<br />
Flüssen absu<strong>ch</strong>en, in denen Goldvorkommen<br />
vermutet werden. Mit einer Art Staubsauger entfernen<br />
sie zunä<strong>ch</strong>st das lei<strong>ch</strong>te Material und<br />
überprüfen dann die Spalten des Felsenbetts, in<br />
denen<br />
72
S<strong>ch</strong>leuse di<strong>ch</strong>t neben dem Felsen. Der<br />
Selektionsprozess dur<strong>ch</strong> den Strom des<br />
Flusses wird künstli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>geahmt.<br />
si<strong>ch</strong> Gold angesammelt haben könnte. Bei<br />
diesem Vorgehen hat man s<strong>ch</strong>on Goldkörner<br />
von der Grösse eines Golfballs gefunden. Wir<br />
brau<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t jede amerikanis<strong>ch</strong>e Mode mitzuma<strong>ch</strong>en,<br />
aber au<strong>ch</strong> bei uns kann man mit Maske<br />
und S<strong>ch</strong>nor<strong>ch</strong>el na<strong>ch</strong> Gold su<strong>ch</strong>en. Wer<br />
weiss, wie viele kleine S<strong>ch</strong>ätze in unseren<br />
Flüssen an einem Brückenpfeiler, einem Stück<br />
Moos oder einer Wurzel hängen und ihres mutigen<br />
Finders harren ...<br />
73
Gesetzgebung<br />
Soweit wir wissen, legen die Gesetze unseres<br />
Landes dem Amateurgoldwäs<strong>ch</strong>er heutzutage<br />
keinerlei Bes<strong>ch</strong>ränkungen auf.<br />
Allerdings könnte man die Goldwäs<strong>ch</strong>erei in<br />
man<strong>ch</strong>en Fällen in die Kategorie der Bodens<strong>ch</strong>atzförderung<br />
einreihen, die in einigen<br />
Gegenden gesetzli<strong>ch</strong> reglementiert ist: So untersagt<br />
die Gemeinde von Felsberg<br />
(Graubünden) die Su<strong>ch</strong>e und Förderung von<br />
Mineralien auf ihrem ganzen Territorium; Medel<br />
und Tavets<strong>ch</strong> (Graubünden) verlangen eine Bewilligung.<br />
Im Tessin ist die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong><br />
Mineralien und Fossilien von einer Genehmigung<br />
abhängig, um die man beim Dipartimento<br />
dell'ambiente, 6500 Bellinzona, ersu<strong>ch</strong>en muss.<br />
Wer grössere Erdarbeiten vornimmt oder einen<br />
Wasserlauf umleitet, tut in jedem Fall gut daran,<br />
si<strong>ch</strong> vorher mit der betreffenden Gemeinde oder<br />
zuständigen Behörde in Verbindung zu setzen.<br />
Eine Konzession brau<strong>ch</strong>t aber nur derjenige,<br />
der die Goldsu<strong>ch</strong>e zu seinem Beruf ma<strong>ch</strong>en<br />
will.<br />
Nützli<strong>ch</strong>e Adressen:<br />
Die zum Goldwas<strong>ch</strong>en erforderli<strong>ch</strong>e Ausrüstung<br />
kann man bei folgender Adresse bestellen:<br />
Etablissements Deyrolle, 46, tue du Bac, Paris.<br />
Die Société Métaux Précieux S. A. kauft ihnen<br />
Ihr Gold zum Tagespreis ab, wobei die dur<strong>ch</strong><br />
Verarbeitung und Analyse entstandenen Kosten<br />
vom Preis abgezogen werden. Das in den<br />
abgelieferten Mineralien enthaltene Silber (rund<br />
3%) wird ebenfalls bezahlt.<br />
In der Fa<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>e nennt man diese Goldplatten<br />
von einem Kilogramm Gewi<strong>ch</strong>t "Savonnettes».<br />
Die Münzateliers bes<strong>ch</strong>äftigen no<strong>ch</strong> heute Prüfer,<br />
deren Aufgabe es ist, den Goldgehalt einer<br />
Legierung zu bestimmen. Früher verwendete<br />
man dazu einen Prüfstein: das zu bestimmende<br />
Stück wird lei<strong>ch</strong>t gegen einen s<strong>ch</strong>warzen Kiesel<br />
gerieben, auf wel<strong>ch</strong>em eine braune oder rote<br />
Spur zurückbleibt; mit ein wenig Ätzwasser wird<br />
das Kupfer aufgelöst, und es bleibt nur das<br />
Gold zurück. Je mehr es davon gibt, desto<br />
deutli<strong>ch</strong>er ist die Spur zu sehen. Neben dieser<br />
Spur werden andere gezogen, und zwar mit<br />
Barren, deren Gehalt bekannt ist; aus dem Verglei<strong>ch</strong><br />
ergibt si<strong>ch</strong> derjenige des ersten Barrens.<br />
74
Legenden und Volksglauben<br />
Das Gold, jener wunderbare S<strong>ch</strong>atz, den die<br />
Natur in bes<strong>ch</strong>eidenen Mengen ges<strong>ch</strong>affen hat,<br />
steht im Mittelpunkt unzähliger Legenden und<br />
Erzählungen.<br />
Man stelle si<strong>ch</strong> einen Hirten früherer Zeiten vor,<br />
der eine vom S<strong>ch</strong>ein seiner Öllampe spärli<strong>ch</strong><br />
beleu<strong>ch</strong>tete Grotte erfors<strong>ch</strong>t. Viellei<strong>ch</strong>t bringt er<br />
einen Pyriten oder einige Goldkörn<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong><br />
Hause mit, aber au<strong>ch</strong> die Erinnerung an unheimli<strong>ch</strong>e<br />
Geräus<strong>ch</strong>e und gespenstis<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>atten ... In seiner Phantasie verwandelt si<strong>ch</strong><br />
die Grotte na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> in die Vorhalle eines<br />
Bergpalasts, in der eine hässli<strong>ch</strong>e Kröte einen<br />
mär<strong>ch</strong>enhaften Golds<strong>ch</strong>atz hütet. In der phantastis<strong>ch</strong>en<br />
Welt der Volkslegenden gibt es<br />
keinen Zufall: Jedes s<strong>ch</strong>einbar bedeutungslose<br />
Ereignis erhält hier einen tieferen Sinn,<br />
denn überall sind übernatürli<strong>ch</strong>e Mä<strong>ch</strong>te am<br />
Werk. Die Entdeckung einer Goldader, der Einsturz<br />
eines Stollens, der Tod eines Bergmanns<br />
– all dies geht auf das Wirken der li<strong>ch</strong>ten und<br />
dunklen Berggeister zurück.<br />
Sol<strong>ch</strong>e Vorstellungen sind oft uralt und weisen<br />
bisweilen einen ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Kern auf.<br />
Dieser wird phantasievoll ausges<strong>ch</strong>mückt, und<br />
im Laufe der Zeit vers<strong>ch</strong>milzt die Erzählung mit<br />
Elementen alter heidnis<strong>ch</strong>er Kulte zu einem<br />
neuen Mythos. In unserem Land stellten si<strong>ch</strong><br />
die Erzähler die Metallminen, insbesondere die<br />
Goldminen, als von Gnomen und Kobolden bevölkert<br />
vor. Diese waren die Untertanen<br />
75
der Berggeister und verkörperten das geheimnisvolle,<br />
unergründli<strong>ch</strong>e Wesen des Berges.<br />
Sie waren von kleiner Gestalt und trugen lange<br />
s<strong>ch</strong>warze Bärte. Oft halfen sie den fleissigen<br />
Bergleuten und trieben ihren S<strong>ch</strong>abernack mit<br />
den faulen. Um ihre Gunst zu gewinnen, legte<br />
man ein Stück Brot als Gabe in eine hohle<br />
Stelle des S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>ts, am anderen Morgen war<br />
es dann vers<strong>ch</strong>wunden.<br />
Wohl waren diese Kobolde im allgemeinen<br />
harmlos und friedli<strong>ch</strong>, do<strong>ch</strong> man<strong>ch</strong>mal zeigten<br />
sie si<strong>ch</strong> unbere<strong>ch</strong>enbar, und ihre plötzli<strong>ch</strong>en<br />
Wutanfälle konnten allerlei Unheil über die Mens<strong>ch</strong>en<br />
bringen.<br />
Die goldene Rose<br />
In dem Gebiet, das der Abtei von Lucelle (Berner<br />
Jura) gehörte, war eine rei<strong>ch</strong>e Goldmine<br />
entdeckt worden. Hier ging einst ein s<strong>ch</strong>warzer<br />
Mann um; er besu<strong>ch</strong>te au<strong>ch</strong> die Mens<strong>ch</strong>en und<br />
tat ihnen viel Gutes. Eines Tages begegnete er<br />
der To<strong>ch</strong>ter eines Bergarbeiters. Sie war blond<br />
und von sol<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>önheit, dass er ihr gänzli<strong>ch</strong><br />
verfiel. Er warb um ihre Liebe, do<strong>ch</strong> sie wies ihn<br />
ab, denn ihr Herz gehörte einem anderen, und<br />
diesem wollte sie die Treue halten.<br />
Von jenem Tage an zog si<strong>ch</strong> der Erdgeist in den<br />
dunklen S<strong>ch</strong>oss der Erde zurück und bra<strong>ch</strong>te<br />
alle S<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>te zum Einstürzen. Die Arbeit in den<br />
Minen musste eingestellt werden, und ni<strong>ch</strong>t<br />
einer der Bergleute wollte versu<strong>ch</strong>en, sie wieder<br />
aufzunehmen. No<strong>ch</strong> ein einziges Mal ers<strong>ch</strong>ien<br />
der Erdgeist unter den Mens<strong>ch</strong>en: Er bra<strong>ch</strong>te<br />
dem Mäd<strong>ch</strong>en, das er liebte, eine fein zisellerte<br />
Rose aus Gold. Es hatte inzwis<strong>ch</strong>en den Mann<br />
seines Herzens geheiratet. Die Rose wurde unter<br />
seinen Na<strong>ch</strong>kommen vererbt. Jedes mal,<br />
Ameise als Hüterin des Goldes. Eine weit verbreitete<br />
Legende erzählt, dass riesige Ameisen<br />
den Goldsand aufwühlen. Sie sind kleiner als<br />
Ziegen, aber grösser als Fü<strong>ch</strong>se. Wenn sie ihre<br />
Lö<strong>ch</strong>er ausgraben, s<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten sie kleine Hügel<br />
aus goldhaltigem Sand auf. Will man seine Tas<strong>ch</strong>en<br />
damit füllen, so muss man warten, bis sie<br />
s<strong>ch</strong>lafen, denn sie sind sehr angriffig ...<br />
76
wenn in dieser Familie das Glück Einzug hielt,<br />
öffnete si<strong>ch</strong> das kostbare Kleinod; es s<strong>ch</strong>loss<br />
si<strong>ch</strong> wieder, wenn ihr ein Unheil zu stiess. Man<strong>ch</strong>mal,<br />
in Vollmondnä<strong>ch</strong>ten, hört man, wie der<br />
s<strong>ch</strong>warze Mann in der Mine mit seinem<br />
Hammer gegen die Felsen s<strong>ch</strong>lägt ... (Na<strong>ch</strong> J.<br />
Beuret.)<br />
Hellel<br />
In Hellel bei Zeneggen (Wallis) s<strong>ch</strong>lummerte vor<br />
langer Zeit ein kleiner, grünblauer See inmitten<br />
der Felsen des Berges. Die s<strong>ch</strong>önsten kleinen<br />
Fis<strong>ch</strong>e, die man si<strong>ch</strong> vorstellen kann, tummelten<br />
si<strong>ch</strong> in S<strong>ch</strong>wärmen in seinem smaragdgrünen<br />
Wasser. Sie waren überaus zahlrei<strong>ch</strong>, und da<br />
man sie lei<strong>ch</strong>t fangen konnte, lebten die Bewohner<br />
der Gegend ohne Angst vor dem<br />
Hunger. Trotzdem waren diese wunderbaren<br />
Fis<strong>ch</strong>e eine ewige Quelle der Zwietra<strong>ch</strong>t, denn<br />
man ma<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> das Re<strong>ch</strong>t, sie zu fangen, erbittert<br />
streitig.<br />
Do<strong>ch</strong> eines Tages ereignete si<strong>ch</strong> folgendes: Ein<br />
Wilderer, wel<strong>ch</strong>er der ständigen Streitigkeiten<br />
überdrüssig war und si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wer betrunken<br />
hatte, rief aus Leibeskräften: "Im Namen des<br />
Teufels, sollen do<strong>ch</strong> die Berggeister diesen See<br />
mitsamt seinen Fis<strong>ch</strong>en holen!“<br />
Und in derselben Na<strong>ch</strong>t erhob si<strong>ch</strong> ein heftiger<br />
Wind, und die Zwerge des Berges versammelten<br />
si<strong>ch</strong> an den Ufern des Sees. Sie<br />
gaben si<strong>ch</strong>, ohne ein Wort zu spre<strong>ch</strong>en, geheimnisvolle<br />
Zei<strong>ch</strong>en und begannen plötzli<strong>ch</strong>,<br />
mit gespenstis<strong>ch</strong>er Munterkeit, jenen Kanal zu<br />
graben, den man no<strong>ch</strong> heute am Rande des<br />
Waldes von Egg sehen kann. Brodelnd floss der<br />
See ab, und die kleinen, goldenen Fis<strong>ch</strong>e<br />
wurden gegen die Öffnung des Kanals gezogen.<br />
Die Zwerge aber liessen si<strong>ch</strong> auf dem hö<strong>ch</strong><br />
Der König der Metalle mit seinen Untertanen,<br />
den Bergzwergen.<br />
77
sten Punkte eines Bergkammes nieder und begannen<br />
leise zu singen:<br />
Sagt ade, Freunde des Tals und des Berges,<br />
Sagt ade eurem See und euren Na<strong>ch</strong>en.<br />
Nie mehr werdet ihr sehen das glänzende Gold<br />
eurer Fis<strong>ch</strong>e,<br />
Nie mehr werdet ihr eu<strong>ch</strong> darum streiten.<br />
(Na<strong>ch</strong> G. P. Bouvier)<br />
No<strong>ch</strong> eine andere Walliser Legende erzählt uns<br />
vom Leben der Minenarbeiter und vom Zorn der<br />
geheimnisvollen Berggeister:<br />
Minenteufel<strong>ch</strong>en.<br />
„Das Glück sei mit eu<strong>ch</strong>!"<br />
Dies pflegten die Arbeiter der Goldminen von<br />
Zeneggen im Chor zu rufen, wenn si<strong>ch</strong> die<br />
Manns<strong>ch</strong>aften am Eingang des Stollens begegneten.<br />
"Das Glück sei mit eu<strong>ch</strong>!“ Dies rief eines Tages<br />
au<strong>ch</strong> ein armer Bergmann, als er in der Tiefe<br />
des Stollens ein besonders grosses Goldkorn<br />
entdeckte. Er wiederholte: "Das Glück sei mit<br />
eu<strong>ch</strong>!“, während er fieberhaft überlegte, wo er<br />
seinen Fund verstecken könnte. Da er, wie alle<br />
seine Kameraden, fast nackt war, hatte er keine<br />
Tas<strong>ch</strong>en. Man trug nur wenig Kleider in der<br />
Mine, und beim Ausgang wurden sie überdies<br />
von einem Aufseher dur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>t. In der Eile<br />
bra<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> der Dieb am linken Arm eine tiefe<br />
S<strong>ch</strong>nittwunde bei, versteckte darin den Stein<br />
und nähte die Wunde zu.<br />
Er konnte die Mine verlassen, ohne dass der<br />
Aufseher etwas merkte, und den Stein für einige<br />
Taler verkaufen. Man kann si<strong>ch</strong> vorstellen, mit<br />
wel<strong>ch</strong>er Freude der arme Kerl si<strong>ch</strong> immer und<br />
immer wieder das segenbringende Omen vorsagte:<br />
„Das Glück sei mit eu<strong>ch</strong>!“<br />
Do<strong>ch</strong> seine Freude währte ni<strong>ch</strong>t lange. Die<br />
78
Wahrheit kam ans Li<strong>ch</strong>t, denn einer seiner<br />
Kameraden hatte ihn verraten. Er wurde<br />
verhaftet und vor Geri<strong>ch</strong>t gestellt. Das Urteil war<br />
unmens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>: Der Arm sollte vom Henker<br />
abgehauen und als Warnung über den Eingang<br />
der Mine genagelt werden.<br />
Aber kaum war dies ges<strong>ch</strong>ehen, als über der<br />
ganzen Gegend ein tosendes Unwetter losbra<strong>ch</strong>.<br />
Ein Erdruts<strong>ch</strong> begrub Gerüste und<br />
Stollen unter si<strong>ch</strong>. No<strong>ch</strong> lange su<strong>ch</strong>te man später<br />
an dieser Stelle na<strong>ch</strong> Gold, do<strong>ch</strong> ohne Erfolg.<br />
Man stiess einzig auf jenen groben grauen<br />
Kalk, aus dem die S<strong>ch</strong>melzöfen verfertigt<br />
werden, das Gold jedo<strong>ch</strong> blieb für immer<br />
vers<strong>ch</strong>wunden.<br />
Oft bewohnten Ungeheuer, eines entsetzli<strong>ch</strong>er<br />
als das andere, jene Orte, die von den Kobolden<br />
verlassen worden waren. Man<strong>ch</strong>er Goldsu<strong>ch</strong>er<br />
zog es vor, unverri<strong>ch</strong>teter Dinge umzukehren,<br />
als ihnen zu begegnen.<br />
Das Heidenbiel<br />
Am südli<strong>ch</strong>en Hang des Heidenbiel (Kanton<br />
Wallis) ist no<strong>ch</strong> heute eine Höhle zu sehen.<br />
Es s<strong>ch</strong>eint, dass sie tief ins Berginnere führt,<br />
do<strong>ch</strong> die Gänge werden bald so eng, dass<br />
hö<strong>ch</strong>stens ein Kind unter vier Jahren weiter<br />
eindringen könnte.<br />
Drinnen bläst ein kalter Wind und lös<strong>ch</strong>t alle<br />
Fackeln aus.<br />
Die Sage beri<strong>ch</strong>tet, dass die Höhle im Innern<br />
des Berges weit wird und einen grossen Saal<br />
bildet. Der Glückli<strong>ch</strong>e, dem es gelungen ist, bis<br />
hierher vorzustossen, kann aus drei riesigen<br />
Trögen Gold, Silber und Edelsteine s<strong>ch</strong>öpfen.<br />
Aber a<strong>ch</strong>! Eine s<strong>ch</strong>eussli<strong>ch</strong>e Kröte von ungeheurer<br />
Grösse hockt als Wä<strong>ch</strong>terin vor den<br />
S<strong>ch</strong>ätzen, und der kühne Eindringling,<br />
muss das ekle Tier auf das weit offene Maul<br />
küssen, bevor er seine Tas<strong>ch</strong>en füllen darf.<br />
(Na<strong>ch</strong> G. P. Bouvier)<br />
In ganz Europa waren (und sind wohl au<strong>ch</strong> heute<br />
no<strong>ch</strong>) zahlrei<strong>ch</strong>e Bü<strong>ch</strong>er im Umlauf, die von<br />
s<strong>ch</strong>warzer Magie und anderen geheimnisvollen<br />
Wissens<strong>ch</strong>aften handeln. Immer wieder wurden<br />
sie abges<strong>ch</strong>rieben; sie sind voll von<br />
kabbalistis<strong>ch</strong>en Zei<strong>ch</strong>en, und in den meisten<br />
finden si<strong>ch</strong> Anleitungen für allerlei Zauberwerk.<br />
Man s<strong>ch</strong>rieb au<strong>ch</strong> diesen Bü<strong>ch</strong>ern selbst übernatürli<strong>ch</strong>e<br />
Kräfte zu, die Böses bewirken konnten:<br />
Wenn man sie auf der fals<strong>ch</strong>en Seite öffnete,<br />
bes<strong>ch</strong>wor man unübersehbares Unheil herauf.<br />
Es konnte sehr wohl vorkommen, dass ein<br />
Haus, in dem ein sol<strong>ch</strong>es Bu<strong>ch</strong> aufbewahrt<br />
wurde, ni<strong>ch</strong>t mehr zur Ruhe kam, da ein Flu<strong>ch</strong><br />
auf ihm lastete.<br />
A. Ceresole hatte das Glück, eines dieser Bü<strong>ch</strong>er<br />
ansehen zu können. Es heisst "Das grosse<br />
Zauberbu<strong>ch</strong>“ und stammt aus dem Jahre 1421.<br />
Man sieht ihm an, dass es häufig zu Rat gezogen<br />
wurde, denn es ist sehr abgegriffen. Auf der<br />
ersten Seite erblickt man eine rote Gravur, ein<br />
Bild des Teufels in mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Gestalt, mit<br />
Hörnern, S<strong>ch</strong>wanz und Ziegenfuss.<br />
Im ersten Teil wird die Kunst, si<strong>ch</strong> die Geister<br />
gefügig zu ma<strong>ch</strong>en, bes<strong>ch</strong>rieben. Es wird au<strong>ch</strong><br />
gelehrt, wie man verborgene S<strong>ch</strong>ätze aufspüren<br />
kann, indem man si<strong>ch</strong> die Dämonen günstig<br />
stimmt.<br />
Dieses Kapitel geht ausführli<strong>ch</strong> auf ein<br />
bestimmtes, sehr verzwicktes Zeremoniell ein,<br />
dur<strong>ch</strong> wel<strong>ch</strong>es man Ma<strong>ch</strong>t über den Teufel und<br />
die ihm dienstbaren Geister gewinnt, so dass<br />
sie angeben müssen, an wel<strong>ch</strong>en Stellen si<strong>ch</strong><br />
die S<strong>ch</strong>ätze befinden.<br />
Später wird der Leser in zahlrei<strong>ch</strong>e „magis<strong>ch</strong>e<br />
Geheimnisse“ eingeweiht: Die Herstellung des<br />
Zauberstabes, mit dessen Hilfe<br />
79
man in der Lotterie gewinnt, die Verfertigung<br />
des Steins der Weisen, des Salomonspiegels,<br />
der es ermögli<strong>ch</strong>t, tief in die Erde zu blicken und<br />
Goldadern zu entdecken ...<br />
Es fehlte ni<strong>ch</strong>t an Leuten, wel<strong>ch</strong>e diese<br />
Rats<strong>ch</strong>läge getreuli<strong>ch</strong> befolgten, aber die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
s<strong>ch</strong>weigt si<strong>ch</strong> darüber aus, wel<strong>ch</strong>er Erfolg<br />
ihren Unternehmungen bes<strong>ch</strong>ieden war ...<br />
Die Legende von La Perrausaz<br />
Am nördli<strong>ch</strong>en Fuss der Gummfluh befindet si<strong>ch</strong><br />
heute eine sehr magere Weide; man nennt sie<br />
La Perrausaz (die Steinige). Einst trug sie jedo<strong>ch</strong><br />
den Namen La Verda (die Grüne). Die<br />
folgende Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te wird erklären, wie es zu<br />
dieser Verwandlung kam. In der Sennhütte von<br />
La Verda herrs<strong>ch</strong>te, wie au<strong>ch</strong> anderswo,<br />
folgender Brau<strong>ch</strong>: jeden Morgen stellte der<br />
Hausherr einen kleinen Zuber mit Mil<strong>ch</strong> hinter<br />
das Haus. Ein wenig später war der Zuber leer,<br />
aber man sah niemals, wer die Mil<strong>ch</strong> austrank.<br />
Der Hausherr allein kannte das Geheimnis. Als<br />
sein Sohn zum Manne herangewa<strong>ch</strong>sen war,<br />
vertraute der Vater ihm eines Tages die Lösung<br />
des Rätsels an, wie es seit Jahrhunderten übli<strong>ch</strong><br />
war: "Pierre, siehst du jene zwei Felsen am<br />
Berg, die alles überragen? Ein s<strong>ch</strong>maler Rasenstreifen<br />
fährt an dem einen vorbei; dies ist der<br />
Weg, den die Feen, die Bes<strong>ch</strong>ützerinnen der<br />
Bergweiden, bei ihren Reisen ins Tal nehmen.<br />
Um uns ihres Beistandes zu versi<strong>ch</strong>ern, fülle i<strong>ch</strong><br />
jeden Morgen den Zuber mit Mil<strong>ch</strong>. Sie sind es,<br />
die ihn austrinken.<br />
Wehe dem Elenden, der es wagen sollte, sie<br />
am Trinken zu hindern! Dreimal Wehe dem, der<br />
si<strong>ch</strong> erfre<strong>ch</strong>en wollte, ihre Wohnstatt zu betreten<br />
und in ihren Felspalast einzudringen!"<br />
Von diesem Tage an betra<strong>ch</strong>tete Pierre jene<br />
Felsen mit A<strong>ch</strong>tung und einem Gefühl leiser<br />
Fur<strong>ch</strong>t. Er s<strong>ch</strong>wor si<strong>ch</strong>, die Warnung seines<br />
Vaters stets zu beherzigen.<br />
Einige Jahre verflossen, und wieder einmal feierte<br />
man bei La Verda das Fest der Heiligen<br />
Magdalena. In diesem Jahr nahm au<strong>ch</strong> eine<br />
junge Französin an der Feier teil, die erst seit<br />
kurzer Zeit in der Gegend weilte. Ihr Name war<br />
Yolanda von Burgund.<br />
Dank ihrer S<strong>ch</strong>önheit und Heiterkeit eroberte sie<br />
das Herz des Hirten Pierre. Bald s<strong>ch</strong>on fanden<br />
sie zueinander, aber trotz der stürmis<strong>ch</strong>en<br />
Bitten Pierres wollte Yolanda ni<strong>ch</strong>ts von Heirat<br />
wissen.<br />
Eines Abends kam Pierre zu ihr und zeigte ihr<br />
einen grossen Stein. Er war sehr s<strong>ch</strong>wer, von<br />
s<strong>ch</strong>wärzli<strong>ch</strong>er Färbung und über und über mit<br />
kleinen Körn<strong>ch</strong>en bedeckt, die glänzten wie<br />
Gold. Pierre hatte den Stein am Fusse des<br />
Rubli gefunden.<br />
S<strong>ch</strong>on seit langer Zeit ging unter den Bewohnern<br />
dieser Gegend leise das Gerü<strong>ch</strong>t, ein<br />
Teil dieses Berges sei aus Gold, und man<strong>ch</strong><br />
einer, der kühn sein Glück versu<strong>ch</strong>en wollte,<br />
hatte in den Abgründen seinen Tod gefunden.<br />
Als Yolanda den Stein sah, begannen ihre<br />
Augen hell zu glänzen; sie fasste Pierre bei er<br />
Hand und flüsterte: "Höre! Wenn du die Goldmine<br />
des Rubli findest, will i<strong>ch</strong> di<strong>ch</strong> heiraten.<br />
Aber nur eine Fee kann dir den Ort zeigen. I<strong>ch</strong><br />
weiss, dass du Feen kennst; ein magis<strong>ch</strong>er<br />
Stein wird sie zwingen, dir zu helfen."<br />
Sie nahm aus einem Käst<strong>ch</strong>en einen Streifen<br />
aus Pergament, der mit blutroten S<strong>ch</strong>riftzei<strong>ch</strong>en<br />
bedeckt war, und hielt ihn ihrem Geliebten hin,<br />
wel<strong>ch</strong>er zutiefst ers<strong>ch</strong>rocken war.<br />
Do<strong>ch</strong> einige Küsse und S<strong>ch</strong>mei<strong>ch</strong>elworte genügten,<br />
ihn zu überzeugen. No<strong>ch</strong> am selben<br />
Abend verliess Pierre, bewaffnet mit<br />
80
einem eisenbes<strong>ch</strong>lagenen Stock, La Verda und<br />
ma<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> auf den Weg zu jenen Felsen, bei<br />
denen si<strong>ch</strong> die Höhle der Feen befand. Als er in<br />
ihre Nähe kam, entzündete er eine Fackel und<br />
ging langsam auf den Eingang zu. Er sah zwei<br />
weisse Gestalten vorübers<strong>ch</strong>weben, die ihm<br />
Zei<strong>ch</strong>en gaben, si<strong>ch</strong> zu entfernen. Do<strong>ch</strong> es war<br />
zu spät ...<br />
Kaum hatte Pierre begonnen, die magis<strong>ch</strong>e<br />
Formel zu spre<strong>ch</strong>en, als der Berg zu beben begann.<br />
Der Feenfelsen wankte hin und her,<br />
immer stärker, und ging s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> mit kra<strong>ch</strong>endem<br />
Getöse auf die grüne Weide nieder.<br />
Am anderen Morgen war La Verda nur no<strong>ch</strong><br />
eine Steinwüste; von Pierre, dem waghalsigen<br />
Hirten, fand man keine Spur. Nur sein eisenbes<strong>ch</strong>lagener<br />
Stock wurde entdeckt, und daneben<br />
hatte jemand die Worte ges<strong>ch</strong>rieben: "Niemand<br />
wird den S<strong>ch</strong>atz des Rubli je finden.“<br />
Die sieben Kammern des Teufels<br />
Man erzählt si<strong>ch</strong>, dass am Weihna<strong>ch</strong>tsabend<br />
während der Mitterna<strong>ch</strong>tsmesse, kaum hat der<br />
Priester die Eingangsworte gespro<strong>ch</strong>en, si<strong>ch</strong><br />
vor dem Kir<strong>ch</strong>enportal der Boden öffnet und der<br />
Teufel ers<strong>ch</strong>eint.<br />
Wenn jemand hier vorüber kommt, lädt Satan<br />
ihn ein, in seine Höhle hinabzusteigen; lauthals<br />
erzählt er, dass si<strong>ch</strong> in dieser Höhle sieben<br />
Kammern befänden, eine über der anderen. In<br />
der obersten häuften si<strong>ch</strong> Barren aus Silber, die<br />
zweite sei voll von grossen Goldstücken, und in<br />
den anderen fände der Glückli<strong>ch</strong>e Berge von<br />
Edelsteinen und Ges<strong>ch</strong>meide.<br />
Der Böse gibt dem, der das Abenteuer versu<strong>ch</strong>en<br />
will, die Erlaubnis, aus den sieben<br />
Kammern mitzunehmen, wona<strong>ch</strong> sein Herz begehrt,<br />
und soviel, als er nur tragen kann ...<br />
Do<strong>ch</strong> eine Bedingung wird gestellt: der<br />
Der Geist der Metalle und Kobolde.<br />
81
Waghalsige muss in jenem Augenblick, wo die<br />
Hostie genommen wird, zurück sein. Wenn er<br />
si<strong>ch</strong> aber zu diesem Zeitpunkt no<strong>ch</strong> im Rei<strong>ch</strong>e<br />
des Höllenfürsten befindet, so ist er dessen<br />
Beute.<br />
Auf dem Friedhof findet man später das Skelett<br />
des Unglückli<strong>ch</strong>en, den die S<strong>ch</strong>ätze des Teufels<br />
die Zeit vergessen liessen.<br />
Heute hat das Gold die Aura des Geheimnisvollen<br />
verloren. Die Goldsu<strong>ch</strong>er müssen ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr gegen s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>e Ungeheuer und feuerspeiende<br />
Dra<strong>ch</strong>en kämpfen, wohl aber gegen<br />
den Amtss<strong>ch</strong>immel der Administration, und die<br />
Zornesausbrü<strong>ch</strong>e der Berggeister und Kobolde<br />
tragen heute den Namen Naturkatastrophen ...<br />
Fee, Hüterin einer Ader.<br />
82
Geographie des<br />
s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Goldes<br />
Basel<br />
Das von Wagner besungene Rheingold ist<br />
keineswegs die Erfindung eines Di<strong>ch</strong>ters.<br />
Hunderte von Goldwäs<strong>ch</strong>ern haben von Waldshut<br />
bis Mannheim an den Ufern des Rheins ihr<br />
tägli<strong>ch</strong>es Brot verdient. Neuli<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />
haben ergeben, dass der Rhein bei<br />
S<strong>ch</strong>affhausen Goldstaub mit si<strong>ch</strong> führt.<br />
Réaumur wies in einem 1718 ers<strong>ch</strong>ienenen<br />
Werk über die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der goldhaltigen<br />
Flüsse und Bä<strong>ch</strong>e Frankrei<strong>ch</strong>s darauf hin, dass<br />
der goldrei<strong>ch</strong>ste Abs<strong>ch</strong>nitt des Rheins zwis<strong>ch</strong>en<br />
StLouis und Guermesheim liegt. Die Wäs<strong>ch</strong>er<br />
kamen dort auf einen erhebli<strong>ch</strong>en Tageslohn.<br />
Es besteht kaum Zweifel daran, dass au<strong>ch</strong> in<br />
der S<strong>ch</strong>weiz von S<strong>ch</strong>affhausen bis Basel Goldwäs<strong>ch</strong>er<br />
am Rhein tätig waren, do<strong>ch</strong> beri<strong>ch</strong>ten<br />
die ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Quellen ni<strong>ch</strong>ts von ihnen.<br />
Au<strong>ch</strong> in der Birs soll si<strong>ch</strong> Goldstaub finden. Es<br />
heisst ein gewisser Bouvier habe 1771 in der<br />
Nähe von Basel sogar einen Goldklumpen in<br />
der Birs entdeckt.<br />
Freiburg<br />
Der Al<strong>ch</strong>imist des Grafen Mi<strong>ch</strong>el<br />
Im Kanton Freiburg haben wir keine Hinweise<br />
auf Goldvorkommen gefunden. Aber<br />
83
darauf, die Börsen gutgläubiger Mens<strong>ch</strong>en zu<br />
erlei<strong>ch</strong>tern als ihr Vermögen zu vergrössern.<br />
Er traf den Grafen Mi<strong>ch</strong>el in einer Geheimgesells<strong>ch</strong>aft<br />
zu BourgenBresse und verspra<strong>ch</strong><br />
ihm, gegen eine bes<strong>ch</strong>eidene Gewinnbeteiligung<br />
eine Mas<strong>ch</strong>ine zur Goldherstellung zu<br />
bauen. Als der Graf s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> merkte, dass er<br />
diese Mas<strong>ch</strong>ine nie bekommen würde, wollte er<br />
den S<strong>ch</strong>windler bestrafen. In Genf wurde der Al<strong>ch</strong>imist<br />
s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> verhaftet und wegen Fals<strong>ch</strong>münzerei<br />
vor Geri<strong>ch</strong>t gestellt. Das Urteil lautete<br />
auf Auspeits<strong>ch</strong>ung, Brandmarkung und Landesverweisung.<br />
Studenten des Laboratoriums für Bodens<strong>ch</strong>atzfors<strong>ch</strong>ungen<br />
in Genf. Sie sind dabei, Ans<strong>ch</strong>wemmungen<br />
in ihrer S<strong>ch</strong>leuse zu was<strong>ch</strong>en.<br />
viellei<strong>ch</strong>t wissen die Freiburger, dass<br />
S<strong>ch</strong>weigen Gold ist?<br />
Beim Staudamm von l'Hongrin haben die Überreste<br />
eines Ho<strong>ch</strong>ofens zur Vermutung Anlass<br />
gegeben, dass hier einst eine Goldmine ausgebeutet<br />
wurde. In Wirkli<strong>ch</strong>keit fanden dort nur<br />
einige – übrigens erfolglose – Versu<strong>ch</strong>e statt,<br />
Eisen aus dem Berg zu gewinnen.<br />
Graf Mi<strong>ch</strong>el, der letzte der Herren von Greyerz,<br />
versu<strong>ch</strong>te seine S<strong>ch</strong>ulden dadur<strong>ch</strong> zu tilgen,<br />
dass er einen Al<strong>ch</strong>imisten in seine Dienste<br />
nahm, denn natürli<strong>ch</strong>e Goldvorkommen gab es<br />
in seinem Herrs<strong>ch</strong>aftsgebiet ni<strong>ch</strong>t.<br />
Dieser Al<strong>ch</strong>imist, namens De Laye alias George<br />
Battonat, war eine merkwürdige Gestalt. Er war<br />
eigentli<strong>ch</strong> Arzt, aber seine Kenntnisse waren<br />
ni<strong>ch</strong>t über alle Zweifel erhaben. So su<strong>ch</strong>te er<br />
Fürstenhöfe und S<strong>ch</strong>lösser auf und rühmte si<strong>ch</strong>,<br />
alles über das „Grosse Werk“ zu wissen. In<br />
Wirkli<strong>ch</strong>keit aber verstand er si<strong>ch</strong> bedeutend<br />
besser<br />
Genf<br />
Kleine S<strong>ch</strong>ätze in Ba<strong>ch</strong> und Fluss<br />
Genf ist berühmt für seine Springbrunnen, seine<br />
Kathedrale und seine prä<strong>ch</strong>tigen Promenaden<br />
am Ufer des Sees ... Viellei<strong>ch</strong>t sollte man in den<br />
touristis<strong>ch</strong>en Prospekten au<strong>ch</strong> darauf hinweisen,<br />
dass die meisten Wasserläufe Genfs<br />
Gold mit si<strong>ch</strong> führen. In der Tat haben hier in<br />
früheren Jahrhunderten Generationen von<br />
Goldwäs<strong>ch</strong>ern ihr Handwerk ausgeübt.<br />
In der Rhone und ihren Nebenflüssen wurde si<strong>ch</strong>er<br />
s<strong>ch</strong>on im Altertum na<strong>ch</strong> Gold gesu<strong>ch</strong>t,<br />
do<strong>ch</strong> der erste Beleg stammt aus dem Jahre<br />
1397. Es handelt si<strong>ch</strong> um eine Genehmigung<br />
zum Goldwas<strong>ch</strong>en, die der Burgherr von Gex<br />
gegen die Entri<strong>ch</strong>tung einer jährli<strong>ch</strong>en Gebühr<br />
von zwölf Hellern erteilte. Dieses System kam<br />
zu jener Zeit auf. Je na<strong>ch</strong> Gegend belegte man<br />
die Wäs<strong>ch</strong>er oder die Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong>e mit einer<br />
besonderen Steuer. Wer diese ni<strong>ch</strong>t entri<strong>ch</strong>tete,<br />
musste mit einer saftigen Busse re<strong>ch</strong>nen.<br />
Die heute im Wasser versunkenen Inseln<br />
84
Übersi<strong>ch</strong>tskarte der Gebiete, die J. J. Pittard im<br />
Kanton Genf erfors<strong>ch</strong>t hat; an einigen Orten<br />
si<strong>ch</strong>tete er hohe Goldgehalte (siehe S. 87).<br />
von Aire am Zusammenfluss der Arve und der<br />
Rhone sowie die Ufer der Arve im Gebiet von<br />
Champel waren die bevorzugten Stellen der<br />
Goldsu<strong>ch</strong>er.<br />
Gegen 1900 praktizierten die letzten Goldwäs<strong>ch</strong>er<br />
in Carouge ihren Beruf. Sie förderten<br />
tägli<strong>ch</strong> Gold im Wert von drei oder vier Franken;<br />
der allgemeine Anstieg der Löhne liess dieses<br />
Handwerk aber immer weniger lohnend ers<strong>ch</strong>einen,<br />
so dass die Goldwäs<strong>ch</strong>erei eines<br />
Tages endgültig eingestellt wurde.<br />
In den dreissiger Jahren wurden, zuerst vom<br />
"Laboratoire de prospection minière“ der Genfer<br />
Universität und dann von JeanJacques Pittard,<br />
die Ans<strong>ch</strong>wemmungen vers<strong>ch</strong>iedener Genfer<br />
Flüsse gründli<strong>ch</strong> und systematis<strong>ch</strong> untersu<strong>ch</strong>t,<br />
um ihren Goldgehalt zu bestimmen.<br />
Wir führen die Ergebnisse dieser Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />
hier in kurzer Form an.<br />
Der Aveyron<br />
„Wir haben tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Gold gefunden, aber nur<br />
in sehr geringen Mengen. Viellei<strong>ch</strong>t haben si<strong>ch</strong><br />
unsere Ahnen dadur<strong>ch</strong> täus<strong>ch</strong>en lassen, dass<br />
Pyrit und Chalkopyrit, ein gelbes Metall, in<br />
diesem Fluss rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> vorkommt."<br />
Les EauxMortes<br />
"Mangels einer geeigneten Ausrüstung mussten<br />
wir uns damit begnügen, die Oberflä<strong>ch</strong>e der Ans<strong>ch</strong>wemmungen<br />
zu untersu<strong>ch</strong>en ...<br />
Wir haben Goldflimmer<strong>ch</strong>en entdeckt, und unserer<br />
Ansi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> könnte ein Versu<strong>ch</strong> mit einer<br />
'S<strong>ch</strong>leuse' (sluice) nützli<strong>ch</strong> sein, denn im Ba<strong>ch</strong><br />
von Crêts, der in den Allan<br />
85
Aufriss eines Baggers zum Was<strong>ch</strong>en goldhaltiger<br />
Ans<strong>ch</strong>wemmungen. Man wollte diese<br />
Mas<strong>ch</strong>ine in den Kantonen Luzern und Genf<br />
einsetzen. Die zu erwartenden Gewinne hätten<br />
jedo<strong>ch</strong> die dadur<strong>ch</strong> entstandenen Veränderungen<br />
des Lands<strong>ch</strong>aftsbildes ni<strong>ch</strong>t gere<strong>ch</strong>tfertigt.<br />
don mündet und dur<strong>ch</strong> ein ähnli<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>affenes<br />
Gebiet fliesst, haben wir sehr gute Ergebnisse<br />
erzielt<br />
Die Arve<br />
„Unsere Untersu<strong>ch</strong>ungen begannen bei der<br />
Brücke von Scierne, wo der Sand einige kleine<br />
Goldflimmer<strong>ch</strong>en enthielt ... Wir erri<strong>ch</strong>teten eine<br />
'S<strong>ch</strong>leuse' (sluice) und führten sie na<strong>ch</strong> Grange<br />
Fin bei Vessy ... Das untersu<strong>ch</strong>te Material<br />
stammte aus einem S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>t, den wir in einiger<br />
Entfernung vom Ufer gegraben hatten.<br />
Eindringendes Wasser hinderte uns daran, die<br />
di<strong>ch</strong>te Kiesels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t zu errei<strong>ch</strong>en, deren Vorhandensein<br />
unsere Na<strong>ch</strong>fors<strong>ch</strong>ungen bewiesen<br />
hatten ...<br />
Die obere S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t der Ans<strong>ch</strong>wemmungen enthielt<br />
nur sehr wenig Gold ...“ (Die Arve ist au<strong>ch</strong><br />
bei ihrem Austritt aus dem Glets<strong>ch</strong>er in der Umgebung<br />
von Chamonix goldhaltig.)<br />
86
Aire und Drize<br />
„Die Aire und ihre Nebenflüsse führen im unteren<br />
Teil ihres Stromgebietes dur<strong>ch</strong> eine<br />
Gegend, deren Ans<strong>ch</strong>wemmungen im Verlauf<br />
der Zeit immer neue Veränderungen erfahren<br />
haben. Es ist also damit zu re<strong>ch</strong>nen, dass man<br />
hier einen relativ hohen Prozentsatz von s<strong>ch</strong>weren<br />
Mineralien finden wird.<br />
Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> besteht im Kanton Genf fast die<br />
ganze Bodenoberflä<strong>ch</strong>e aus Material, das die<br />
Glets<strong>ch</strong>er während der Eiszeit aus den Alpen<br />
mitgeführt haben. Es enthält au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>were<br />
Mineralien, unter anderem Gold. Ein Fluss, der<br />
dort sein Bett gräbt, s<strong>ch</strong>wemmt die lei<strong>ch</strong>ten<br />
Bestandteile fort und berei<strong>ch</strong>ert die Ans<strong>ch</strong>wemmungen<br />
mit s<strong>ch</strong>werem Material.<br />
Je länger wir dem Lauf des Flusses folgen,<br />
desto höher wird sein Goldgehalt ... Die Drize<br />
enthält nur oberhalb der Ziegelei von Carouge<br />
erwähnenswerte Goldbestände (0,092 Gramm<br />
pro Kubikmeter); der Goldgehaltnimmt in der<br />
Nähe der Aire zu (0,121 Gramm). Diese weist<br />
an der Stelle, wo sie mit der Arve zusammenfliesst,<br />
einen Goldgehalt von 0,212<br />
Gramm pro Kubikmeter auf...“<br />
Der Allandon<br />
Pittard und seine Mitarbeiter untersu<strong>ch</strong>ten zunä<strong>ch</strong>st<br />
die Oberflä<strong>ch</strong>e des Sandes mit Hilfe<br />
einer "S<strong>ch</strong>leuse“. An einigen Stellen ermittelten<br />
sie einen re<strong>ch</strong>t hohen Goldgehalt (bis zu 3<br />
Gramm pro Kubikmeter) und stellten fest, dass<br />
die unteren S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten der Ans<strong>ch</strong>wemmungen<br />
no<strong>ch</strong> ergiebiger waren. Später gruben sie mit<br />
einer Bohrmas<strong>ch</strong>ine eine Reihe von S<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>ten<br />
und sahen ihre Vermutung, in einigen Metern<br />
Tiefe müsse<br />
es besonders goldrei<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten geben, bestätigt.<br />
„Diese Arbeiten erlauben die S<strong>ch</strong>lussfolgerung,<br />
dass das Gold des Allandon sehr unregelmässig<br />
verteilt ist; es gibt neben rei<strong>ch</strong>en<br />
au<strong>ch</strong> ausgespro<strong>ch</strong>en unergiebige Zonen ...“<br />
Denno<strong>ch</strong> ist der Allandon unseres Wissens der<br />
goldhaltigste Fluss des Kantons Genfs.<br />
Die Rhone<br />
Pittard hat die Ufer der Rhone ni<strong>ch</strong>t untersu<strong>ch</strong>t.<br />
Da in früheren Zeiten die Goldwäs<strong>ch</strong>erei hier<br />
mit Gewinn betrieben wurde, darf man aber mit<br />
dem Vorkommen von Goldflimmern re<strong>ch</strong>nen.<br />
Wir können unseren Lesern nur raten: Versu<strong>ch</strong>en<br />
Sie selbst ihr Glück!<br />
Um zukünftigen Amateurgoldsu<strong>ch</strong>ern ihre Arbeit<br />
zu erlei<strong>ch</strong>tern, nennen wir hier einige Stellen,<br />
wo JeanJacques Pittard einen erwähnenswerten<br />
Goldgehalt festgestellt hat. Die<br />
folgenden Werte können allerdings erhebli<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>wankungen unterworfen sein, denn das<br />
Gold ist so launis<strong>ch</strong> wie eine s<strong>ch</strong>öne Frau!<br />
1. Aire, Brücke von Tivoli: 0,218 g/m 3<br />
2. Zusammenfluss von Aire und Arve: 0,212<br />
g/m 3<br />
3. Allandon, 30 Meter oberhalb des Pont Cantonal:<br />
0,410 g/m 3<br />
4. Ruisseau des Crêts (Nebenfluss des Allandon):<br />
0,410 g/m 3<br />
Die Ergebnisse der von Pittard angestellten Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />
veranlasste ein englis<strong>ch</strong>es Unternehmen<br />
1939 zum Versu<strong>ch</strong>, das Genfer Gold<br />
auf industrieller Basis auszubeuten. Do<strong>ch</strong> der<br />
Krieg setzte diesem Projekt ein jähes Ende.<br />
87
1942 interessierte si<strong>ch</strong> eine Gruppe von<br />
Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizern für das Gold des Allandon,<br />
musste ihre Re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>en aber wegen Kapitalmangels<br />
s<strong>ch</strong>on bald einstellen.<br />
Übrigens wären die Erfolgs<strong>ch</strong>ancen sol<strong>ch</strong>er Unternehmungen<br />
ohnehin minim gewesen. Die<br />
Förderung des in den Ans<strong>ch</strong>wemmungen enthaltenen<br />
Goldes ist nämli<strong>ch</strong> mit hohen Kosten<br />
verbunden; es brau<strong>ch</strong>t dazu unter anderem<br />
mä<strong>ch</strong>tige Bagger, die das Gesi<strong>ch</strong>t einer Lands<strong>ch</strong>aft<br />
völlig vers<strong>ch</strong>andeln können. Sol<strong>ch</strong>e Zerstörungen<br />
wären nur in mens<strong>ch</strong>enleeren Gebieten<br />
zu verantworten, und diese gibt es in<br />
Genf ni<strong>ch</strong>t. Wer in den Genfer Flüssen na<strong>ch</strong><br />
Gold su<strong>ch</strong>en will, muss also bes<strong>ch</strong>eidenere Mittel<br />
anwenden.<br />
Eigentli<strong>ch</strong>e Goldminen hat es im Kanton Genf<br />
nie gegeben. Es fehlte aber au<strong>ch</strong> hier ni<strong>ch</strong>t an<br />
S<strong>ch</strong>wärmern, die si<strong>ch</strong> der Illusion hingaben,<br />
eine besonders rei<strong>ch</strong>e Ader entdeckt zu haben.<br />
No<strong>ch</strong> heute sind die Spuren vieler vergebli<strong>ch</strong>er<br />
Grabarbeiten zu sehen.<br />
Die Grotte von Ar<strong>ch</strong>amps (Feengrotte, Salève)<br />
beispielsweise stand im Ruf, grosse Goldvorkommen<br />
zu enthalten. Zahlrei<strong>ch</strong>e Versu<strong>ch</strong>e<br />
wurden unternommen, den S<strong>ch</strong>atz mit Hilfe von<br />
Plänen zu entdecken, die mit geheimnisvollen<br />
Zei<strong>ch</strong>en versehen waren. An einigen Stellen<br />
weisen ziemli<strong>ch</strong> tiefe Aushöhlungen darauf hin,<br />
dass hier einst Goldsu<strong>ch</strong>er am Werk waren,<br />
wel<strong>ch</strong>e die Legende für bare Münze nahmen.<br />
S<strong>ch</strong>on vor langer Zeit su<strong>ch</strong>ten die Genfer Goldwäs<strong>ch</strong>er,<br />
mit dem Ertrag der Gewässer in ihrer<br />
Heimat unzufrieden, im bena<strong>ch</strong>barten Ho<strong>ch</strong>savoyen<br />
Arbeit. Der Fier, der Néphaz und vor<br />
allem der Chéran weisen einen bedeutenden<br />
Goldgehalt auf.<br />
In den Aufzei<strong>ch</strong>nungen eines Savoyer Beamten<br />
aus dem Jahre 1752 heisst es über diese<br />
„Gastarbeiter“:<br />
"Einige Individuen aus Genf dringen na<strong>ch</strong>ts<br />
Stäub<strong>ch</strong>en oder Flimmer aus Ans<strong>ch</strong>wemmungen<br />
in Kalifornien. Bei uns sind sie im allgemeinen<br />
feiner und fla<strong>ch</strong>er.<br />
mit Fackeln in die Grotte von Bange ein, um<br />
dort na<strong>ch</strong> Gold zu su<strong>ch</strong>en. Es brau<strong>ch</strong>t sehr viel<br />
Verwegenheit, um si<strong>ch</strong> in diesen düsteren<br />
S<strong>ch</strong>lund zu wagen.“<br />
Die am Ufer des Chéran liegenden Höhlen<br />
bergen tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> goldhaltigen Sand, der dur<strong>ch</strong><br />
das eindringende Wasser anges<strong>ch</strong>wemmt<br />
worden ist. Gegen 1920 wurde die Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />
am Chéran eingestellt.<br />
In der Umgebung von Servoz (ebenfalls in<br />
Ho<strong>ch</strong>savoyen) gibt es Goldvorkommen in den<br />
ehemaligen Blei und Kupferminen. Goldkörner<br />
sind au<strong>ch</strong> in der Nähe von Argentière gefunden<br />
worden.<br />
Wer in Genf und Umgebung auf Goldsu<strong>ch</strong>e<br />
geht, hat also keine S<strong>ch</strong>wierigkeiten, einige<br />
Flimmer<strong>ch</strong>en zu finden. Der<br />
unternehmungslustige Amateurgoldwäs<strong>ch</strong>er,<br />
der si<strong>ch</strong> in Stiefeln und mit aufgekrempelten<br />
Ärmeln ans Werk ma<strong>ch</strong>t, die Grundlagen der<br />
Goldwäs<strong>ch</strong>erei lernt und si<strong>ch</strong> einen Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong><br />
zimmert, kann gewiss sein, dass si<strong>ch</strong> der Beutel,<br />
den er na<strong>ch</strong> alter Tradition um den Hals gehängt<br />
hat, langsam aber si<br />
88
<strong>ch</strong>er mit dem begehrten gelben Metall füllen<br />
wird. Wer aber davon träumt, mit der Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />
seinen Lebensunterhalt zu verdienen<br />
oder sogar ein Vermögen zu erwerben, der sei<br />
gewarnt: "Das Gold ist allzu sehr mit Sand<br />
vermengt, und der Sand enthält zu wenig Gold.“<br />
Keiner der Goldwäs<strong>ch</strong>er früherer Zeiten ist, soweit<br />
man weiss, zu grossem Rei<strong>ch</strong>tum gekommen;<br />
ihrem Handwerk haftete sogar der Ruf an,<br />
es werde von armen S<strong>ch</strong>luckern ausgeübt, die<br />
nie auf einen grünen Zweig kämen.<br />
Natürli<strong>ch</strong> dürfen wir, genau wie unsere Vorfahren,<br />
an Wunder glauben. In der Gegend von<br />
Gex glaubte man, man<strong>ch</strong>e Fis<strong>ch</strong>e seien erpi<strong>ch</strong>t<br />
auf Goldstaub, und diese köstli<strong>ch</strong>e Nahrung<br />
ma<strong>ch</strong>e ihr Fleis<strong>ch</strong> besonders s<strong>ch</strong>mackhaft.<br />
Wenn Sie, lieber Leser, also eine Forelle aus<br />
dem Allandon verspeisen, untersu<strong>ch</strong>en sie ihre<br />
Gräten aufmerksam: Sie könnten aus Gold sein<br />
...<br />
Graubünden<br />
Die Mine „Goldene Sonne", das berühmte Goldkorn<br />
vom Val Mesolcina, die zahlrei<strong>ch</strong>en Goldfunde,<br />
die man auf seinem Territorium (vor<br />
allem auf dem Lukmanier) gema<strong>ch</strong>t hat – dies<br />
alles hat dem Kanton den Ruf eines Kalifornien<br />
in Miniaturformat eingetragen.<br />
Es heisst, vor sehr langer Zeit sei eine Goldader<br />
auf den Hängen des Parpaner Rothorns<br />
(oberhalb Lenzerheide) entdeckt worden; man<br />
habe das kostbare Metall in Holzs<strong>ch</strong>alen gesammelt,<br />
und jede Wo<strong>ch</strong>e habe ein langer<br />
Maultierzug das Gold na<strong>ch</strong> Plurs im Bergell gebra<strong>ch</strong>t.<br />
1618 begrub eine gewaltige Steinlawine<br />
die wunderbare Ader mitsamt dem Dorf unter<br />
si<strong>ch</strong>.<br />
Goldtransport über die Alpen (15. Jahrhundert).<br />
Unser Land hat zu allen Zeiten das gelbe Metall<br />
importiert und sogar, man<strong>ch</strong>mal allerdings unfreiwillig,<br />
exportiert.<br />
Der "Denarius aureus“, den die Abtei von Muri<br />
dem Papst als Abgabe zahlte, stammte aus Ans<strong>ch</strong>wemmungen<br />
der Reuss. 1570 gestattete die<br />
Luzerner Regierung zwei Salzburger Goldwäs<strong>ch</strong>ern,<br />
auf ihrem Gebiet zu arbeiten. Obwohl<br />
Gold nur dem Staat verkauft werden durfte,<br />
kehrten sie damit na<strong>ch</strong> Hause zurück.<br />
Das von ausländis<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aften ausgebeutete<br />
Erz wurde im Ausland verarbeitet und<br />
gehandelt.<br />
89
und Maienfeld, wurde die Goldwäs<strong>ch</strong>erei aktiv<br />
betrieben.<br />
In den letzten fünfzig Jahren hat man Gold au<strong>ch</strong><br />
auf der RescignanaAlp (bei Roveredo im<br />
Misox), im Pus<strong>ch</strong>lav und in Sedrun gefunden,<br />
wo der Strahler A. Cavegn goldhaltigen Quarz<br />
entdeckt hat.<br />
Napf<br />
Karte der goldhaltigen Wasserläufe im Napfgebiet.<br />
Trotz zahlrei<strong>ch</strong>er Na<strong>ch</strong>fors<strong>ch</strong>ungen hat man<br />
seither nie wieder Gold auf dem Parpaner Rothorn<br />
entdeckt.<br />
Diese Legende s<strong>ch</strong>eint einen wahren Kern aufzuweisen.<br />
Lawinen gibt es in dieser Gegend<br />
häufig, und alte Dokumente künden von Metallminen,<br />
deren Spuren man heute no<strong>ch</strong> sehen<br />
kann. Silber, Kupfer und Eisen sind auf dem<br />
Parpaner Rothorn gefördert worden, und die<br />
Phantasie des Volkes hat hier wie anderswo<br />
no<strong>ch</strong> rei<strong>ch</strong>e Goldadern hinzu gezaubert.<br />
Aber wer weiss ... Viellei<strong>ch</strong>t wird es eines Tages<br />
einem Glückspilz bes<strong>ch</strong>ieden sein, ganz unerwartet<br />
auf die wunderbare Ader zu stossen ...<br />
An den Ufern des Rheins, zwis<strong>ch</strong>en Chur<br />
Das Napfmassiv, dessen westli<strong>ch</strong>er Teil zum<br />
Kanton Bern gehört, während der östli<strong>ch</strong>e auf<br />
Luzerner Gebiet liegt, enthält Goldvorkommen<br />
im Wert von mehreren Millionen Franken. Wie<br />
wir bereits gesehen haben, wurde die Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />
an den Wasserläufen des Napfgebiets<br />
während der vergangenen Jahrhunderte aktiv<br />
betrieben, besonders zwis<strong>ch</strong>en 1600 und 1800.<br />
Die letzten bekannten Berner Goldwäs<strong>ch</strong>er<br />
waren diejenigen von Sumiswald und Wasen,<br />
die gegen 1890 am Ufer der Grüne ihrer Arbeit<br />
na<strong>ch</strong>gingen. No<strong>ch</strong> zu Beginn unseres Jahrhunderts<br />
wurde in Wolhusen ein Was<strong>ch</strong>tis<strong>ch</strong><br />
betrieben. 1939 untersu<strong>ch</strong>te eine englis<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft das Napfgebiet<br />
systematis<strong>ch</strong> im Hinblick auf eine eventuelle<br />
Ausbeutung auf industrieller Basis; in den vierziger<br />
Jahren interessierten si<strong>ch</strong> die für den<br />
Bergbau zuständigen Regierungskreise dafür,<br />
da sie hier eine Chance zur Bes<strong>ch</strong>äftigung von<br />
Arbeitslosen sah.<br />
Die Untersu<strong>ch</strong>ungen führten zum Ergebnis,<br />
dass das Napfgebiet zwar an vielen Stellen beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Goldvorkommen enthält, ihre Ausbeutung<br />
aber mit enormen Kosten verbunden<br />
wäre und zu einer ni<strong>ch</strong>t zu verantwortenden<br />
Vers<strong>ch</strong>andelung der Lands<strong>ch</strong>aft führen würde.<br />
In dieser Gegend ist seit einigen Jahren ein<br />
Phänomen zu beoba<strong>ch</strong>ten, das für die<br />
90
S<strong>ch</strong>weiz einzigartig ist: Eine neue Generation<br />
von Goldsu<strong>ch</strong>ern bri<strong>ch</strong>t zu dem auf, was wir als<br />
"heute no<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>es Abenteuer“ bezei<strong>ch</strong>net<br />
haben.<br />
1969 bes<strong>ch</strong>rieb ein Mitglied der kurz zuvor gegründeten<br />
Goldsu<strong>ch</strong>ergesells<strong>ch</strong>aft von Willisau<br />
in einem Artikel deren erste Expeditionen ins<br />
Fontannental; darin wurde von kleinen Erfolgen,<br />
aber au<strong>ch</strong> von der skeptis<strong>ch</strong>en Haltung der ansässigen<br />
Bevölkerung beri<strong>ch</strong>tet, für wel<strong>ch</strong>e die<br />
S<strong>ch</strong>ätze des Napfgebietes ni<strong>ch</strong>ts anderes als<br />
eine unterhaltsame Legende sind.<br />
Die Aktivitäten dieser kurzlebigen Gesells<strong>ch</strong>aft,<br />
die auf Vors<strong>ch</strong>lag eines Geologiestudenten gegründet<br />
worden war und nur etwa zehn Mitglieder<br />
zählte, bildeten den Auftakt zu einem regelre<strong>ch</strong>ten<br />
Goldraus<strong>ch</strong>, der si<strong>ch</strong> seit einigen Jahren<br />
abzei<strong>ch</strong>net: jeden Sommer treten neue<br />
Goldsu<strong>ch</strong>er in Ers<strong>ch</strong>einung.<br />
Gegenwärtig organisiert das Amt für Tourismus<br />
im Entlebu<strong>ch</strong> sogar Goldwäs<strong>ch</strong>ereiAusflüge,<br />
die si<strong>ch</strong> bei deuts<strong>ch</strong>en Touristen wa<strong>ch</strong>sender<br />
Beliebtheit erfreuen (Auskünfte vermittelt Herr<br />
Oskar Marti, Hotel "Drei Könige", Entlebu<strong>ch</strong>).<br />
Lassen wir zwei Wissens<strong>ch</strong>aftler zu Wort kommen,<br />
die im Napfgebiet als Goldwäs<strong>ch</strong>er tätig<br />
waren:<br />
K. S<strong>ch</strong>mid (19671970): "Die Analysen<br />
ergaben, dass die Wasserläufe im nördli<strong>ch</strong>en<br />
Napfgebiet heute, im Gegensatz zu früheren<br />
Zeiten, keineswegs mehr ergiebig sind. Ihre Regulierung,<br />
die Dämme und andere künstli<strong>ch</strong>e<br />
Eingriffe verhindern die Bildung genügend<br />
grosser goldhaltiger Ans<strong>ch</strong>wemmungen. Nur in<br />
den von Mens<strong>ch</strong>enhand unberührten Wildbä<strong>ch</strong>en<br />
kann ein Goldwäs<strong>ch</strong>er, der über die notwendige<br />
Geduld verfügt, no<strong>ch</strong> auf Erfolg hoffen<br />
... “<br />
R. Villiger (19741976): "Ohne aus dieser<br />
Gegend zu stammen, ohne besondere Fä<br />
Die Goldmine im Napfgebiet. Eine Seilbahn,<br />
lange Stollen – do<strong>ch</strong> die sagenhafte Goldquelle<br />
wurde no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t entdeckt.<br />
higkeiten für den Goldwäs<strong>ch</strong>erberuf zu besitzen<br />
und ohne Quecksilber als Hilfsmittel zu<br />
benutzen, haben Herr Rawyler und i<strong>ch</strong> in<br />
zwanzig Tagen einen dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en Tagesertrag<br />
von 0,3 g Gold errei<strong>ch</strong>t. Hätten wir ohne<br />
die Hilfe unserer Frauen und Kinder dreihundert<br />
Tage lang gearbeitet, wären wir also ni<strong>ch</strong>t auf<br />
das im 18. Jahrhundert notwendige Minimum<br />
von 126 g pro Jahr gekommen. Aber dies wird<br />
uns ni<strong>ch</strong>t daran hindern, mit unserer Arbeit weiterzufahren,<br />
denn wer weiss, s<strong>ch</strong>on die nä<strong>ch</strong>ste<br />
Flussbiegung ... “<br />
91
Im Entlebu<strong>ch</strong> su<strong>ch</strong>t eine kleine S<strong>ch</strong>ar unermüdli<strong>ch</strong>er<br />
Idealisten an einer geheimgehaltenen<br />
Stelle na<strong>ch</strong> Gold. Na<strong>ch</strong> den Angaben eines alten<br />
Mannes aus jener Gegend, der si<strong>ch</strong> seinerseits<br />
auf einen Pendelexperten berief, befindet<br />
si<strong>ch</strong> dort die berühmte Quelle des Napfgoldes,<br />
na<strong>ch</strong> der s<strong>ch</strong>on so oft vergebli<strong>ch</strong> gesu<strong>ch</strong>t<br />
worden ist. Wo<strong>ch</strong>enende für Wo<strong>ch</strong>enende<br />
treiben die Mitglieder dieser Gruppe mit einem<br />
Pressluftbohrer Lö<strong>ch</strong>er in die Felsen; sie haben<br />
ein Barackenlager und sogar eine kleine<br />
Seilbahn erri<strong>ch</strong>tet. Na<strong>ch</strong> letzten Beri<strong>ch</strong>ten war<br />
bislang alle Mühe vergebens, aber die Arbeit<br />
geht unverdrossen weiter.<br />
Neuenburg<br />
Geologis<strong>ch</strong> gesehen spri<strong>ch</strong>t im Jura alles gegen<br />
das Vorhandensein von Goldadern, und die Bemühungen<br />
der Goldgräber sind in der Tat<br />
fru<strong>ch</strong>tlos geblieben. Die Neuenburger können<br />
also das Gold, das sie zur Herstellung ihrer Uhren<br />
brau<strong>ch</strong>en, ni<strong>ch</strong>t in ihrem eigenen Kanton<br />
fördern.<br />
Allerdings soll man in der Areuse kleinere<br />
Mengen Gold gefunden haben, und gegen Ende<br />
des 17. Jahrhunderts wurde eine Genehmigung<br />
zum Goldwas<strong>ch</strong>en im Valde Ruz erteilt.<br />
Wir wissen ni<strong>ch</strong>ts über den Goldgehalt dieser<br />
Wasserläufe; viellei<strong>ch</strong>t würde eine Untersu<strong>ch</strong>ung<br />
zu überras<strong>ch</strong>enden Ergebnissen führen.<br />
1968 fand A. Frey, als er am Ufer des Neuenburgersees<br />
im Sand na<strong>ch</strong> Kristallen su<strong>ch</strong>te, ein<br />
Goldkörn<strong>ch</strong>en. Zufall? Hatte hier einst eine enttäus<strong>ch</strong>te<br />
Braut ihren Goldring in die Fluten geworfen,<br />
der dann im Lauf der Zeit vom Sand<br />
zerrieben wurde? Oder stammte das Goldkörn<strong>ch</strong>en<br />
von einem versunkenen S<strong>ch</strong>atz? Viellei<strong>ch</strong>t<br />
Ein Goldblätt<strong>ch</strong>en aus dem Neuenburgersee<br />
(90fa<strong>ch</strong> vergrössert).<br />
wird uns die Zukunft eine Antwort auf diese<br />
Fragen geben.<br />
Au<strong>ch</strong> am Ufer des Doubs haben einst Goldwäs<strong>ch</strong>er<br />
gearbeitet, aber unterhalb von<br />
Montbéliard ...<br />
Wallis<br />
Farinet ist zweifellos der berühmteste s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />
Goldsu<strong>ch</strong>er. Wir werden hier ni<strong>ch</strong>t auf<br />
seine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zurückkommen, die C.F. Ramuz<br />
in einer seiner Erzählungen ges<strong>ch</strong>ildert<br />
hat.<br />
Wir gehen aber von der Annahme aus, dass<br />
seine berühmte Ader oberhalb von Mièges<br />
immer no<strong>ch</strong> eines neuen Entdeckers harrt.<br />
Man glaubte lange, im Massiv des Mont Ruan<br />
und demjenigen der Dents Blan<strong>ch</strong>es sowie in<br />
der Gegend des Col de Cou gebe es Goldvorkommen.<br />
Zahlrei<strong>ch</strong>e Wüns<strong>ch</strong>elrutengänger<br />
ma<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> in diesen Gebie<br />
92
ten auf die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> dem gelben Metall und<br />
erweckten bei vielen Mens<strong>ch</strong>en Hoffnungen, die<br />
allerdings bitter enttäus<strong>ch</strong>t wurden. Die S<strong>ch</strong>ürfungen<br />
ergaben nämli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t den geringsten<br />
Hinweis auf Gold und wurden deshalb s<strong>ch</strong>on<br />
bald eingestellt.<br />
Der Monte Rosa, von dem die wi<strong>ch</strong>tigsten<br />
Goldadern in diesem Teil der Alpen ihren Ausgang<br />
nehmen, s<strong>ch</strong>eint aus irgendeinem Grund<br />
nur den Mens<strong>ch</strong>en des Südens freundli<strong>ch</strong><br />
gesinnt zu sein. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> liegen die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Minen von Gondo und Astano sowie<br />
die italienis<strong>ch</strong>en Minen von Alagna,<br />
Macugnaga, Brusson und Fobello allesamt am<br />
Südhang der Alpen.<br />
Goldspuren wurden au<strong>ch</strong> in den ehemaligen<br />
Kupferminen des Val d'Anniviers entdeckt, vor<br />
allem in denjenigen, wel<strong>ch</strong>e die<br />
Karte des Goldvorkommens von Salanfe. Die<br />
Mine von Cocorier, neben Evionnaz, enthält<br />
Kupfer.<br />
93
Aufriss einer mit Holz verkleideten Mine. In den<br />
stillgelegten Minen sind die Balken oft mors<strong>ch</strong><br />
und können beim geringsten Lärm einstürzen.<br />
Es ist deshalb sehr gefährli<strong>ch</strong>, alte Minen zu<br />
besi<strong>ch</strong>tigen.<br />
Namen "Les moulins de SaintLuc“, "Barma“<br />
und „Tignousa“ tragen.<br />
Angesi<strong>ch</strong>ts der Grösse der Alpen ist es wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>,<br />
dass es no<strong>ch</strong> mehr Goldvorkommen<br />
gibt, aber sie sind bisher verborgen geblieben.<br />
Waadt<br />
Trotz ihrer spri<strong>ch</strong>wörtli<strong>ch</strong>en Gemütli<strong>ch</strong>keit waren<br />
die Waadtländer einst eifrige Goldsu<strong>ch</strong>er; vor<br />
allem aber bra<strong>ch</strong>en sie alle Rekorde im Wühlen<br />
an unergiebigen Stellen. Gar man<strong>ch</strong>e kühne Expedition<br />
wurde bei einem Krug Weisswein geplant.<br />
Die Sonne, wel<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> den alten Vorstellungen<br />
die Goldadern ges<strong>ch</strong>affen hat,<br />
s<strong>ch</strong>enkt den Waadtländern ja au<strong>ch</strong> diesen köstli<strong>ch</strong>en<br />
Trunk, der es ihnen ebenso lei<strong>ch</strong>t ma<strong>ch</strong>t, an das<br />
Vorhandensein eines Eldorado irgendwo im<br />
Boden ihrer Heimat zu glauben, wie er den<br />
Widerstand spröder Damen dahin s<strong>ch</strong>melzen<br />
lässt.<br />
Wie wir gesehen haben, waren der Dent de<br />
Vaulion und die Felsen von Naye das bevorzugte<br />
Ziel der Goldsu<strong>ch</strong>er. Etli<strong>ch</strong>e andere Berge<br />
und Grotten sind mit der Erinnerung an<br />
mühsame Grabarbeiten und goldene Träume<br />
verknüpft, die s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> im Sande verliefen.<br />
Am Fuss des Rubli oberhalb von Rougemont<br />
löste ein Pyrit, den ein Jäger gefunden hatte,<br />
einen regelre<strong>ch</strong>ten Goldraus<strong>ch</strong> aus; ähnli<strong>ch</strong>es<br />
trug si<strong>ch</strong> in der Gegend des Sees von Chamossaire<br />
zu.<br />
Im Vallée de Joux, auf dem Territorium der Gemeinde<br />
von Chenit, su<strong>ch</strong>ten einst Offiziere der<br />
napoleonis<strong>ch</strong>en Armee in den Grotten na<strong>ch</strong><br />
einer Goldader, aber es verlautet ni<strong>ch</strong>ts davon,<br />
dass sie je au<strong>ch</strong> nur ein einziges Goldkörn<strong>ch</strong>en<br />
gefunden hätten.<br />
1958 wurde beim See von Bretaye zwei Unternehmern<br />
eine S<strong>ch</strong>ürfgenehmigung erteilt. Der<br />
Goldstaub, den die Bergleute in mühsamer<br />
Arbeit förderten, war dann ganze 28 Franken<br />
wert!<br />
94
Dies ist das einzige waadtländis<strong>ch</strong>e Gold, das<br />
man na<strong>ch</strong>weisli<strong>ch</strong> gefunden hat. Zwis<strong>ch</strong>en<br />
Phantasie und herber Wirkli<strong>ch</strong>keit klafft also ein<br />
tiefer Abgrund.<br />
Solothurn<br />
In der Gegend von Olten und Solothurn, am<br />
Ufer der Aare, wurde früher Gold gewas<strong>ch</strong>en.<br />
Die erste Genehmigung wurde 1457 einem gewissen<br />
Bendi<strong>ch</strong>t Blumenberg erteilt.<br />
Der Goldgehalt der Ans<strong>ch</strong>wemmungen der Aare<br />
ist ni<strong>ch</strong>t bekannt. Die Tatsa<strong>ch</strong>e aber, dass es zu<br />
Streitigkeiten zwis<strong>ch</strong>en den Goldwäs<strong>ch</strong>ern kam<br />
und dass die Behörden 1523 ihren Anspru<strong>ch</strong><br />
auf die Überwa<strong>ch</strong>ung sämtli<strong>ch</strong>er Goldfunde bekräftigten,<br />
lässt darauf s<strong>ch</strong>liessen, dass diese<br />
keinesfalls unbedeutend waren. Gegen 1820<br />
stellte ein gewisser Frei aus Olten 60 Arbeiter<br />
an, die in einer grossen Wäs<strong>ch</strong>erei bes<strong>ch</strong>äftigt<br />
wurden. Über den Ertrag wissen wir ni<strong>ch</strong>ts.<br />
Die letzte Genehmigung zum Goldsu<strong>ch</strong>en<br />
wurde in Solothurn im Jahre 1862 erteilt.<br />
Zu diesem Thema s<strong>ch</strong>reibt eine Solothurner<br />
Tageszeitung jener Zeit: „Wer eine Goldmine<br />
von kalifornis<strong>ch</strong>en Typus sehen mö<strong>ch</strong>te, soll<br />
si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Bella<strong>ch</strong> zum Geisslo<strong>ch</strong> begeben. Herr<br />
F. Kaufmann aus Solothurn, der bekanntli<strong>ch</strong> in<br />
Kalifornien grosse Goldmengen gefunden hat,<br />
ist au<strong>ch</strong> bei uns auf ein Goldlager gestossen.<br />
Die ersten Ergebnisse der S<strong>ch</strong>ürfarbeiten erlauben<br />
es, die Arbeiter gebührend zu bezahlen.<br />
Das Gold tritt in Form von Flimmer<strong>ch</strong>en auf, die<br />
einen Dur<strong>ch</strong>messer von bis zu 3 mm aufweisen.<br />
Leider ers<strong>ch</strong>wert die Lage der Mine das<br />
Was<strong>ch</strong>en und beeinträ<strong>ch</strong>tigt die Rentabilität des<br />
Unternehmens.“<br />
Bella<strong>ch</strong> liegt ausserhalb des Stromgebiets<br />
goldhaltiger Flüsse wie der Aare und Emme,<br />
und die Entdeckung Kaufmanns ist deshalb<br />
sehr überras<strong>ch</strong>end. Übrigens war die Goldwäs<strong>ch</strong>erei<br />
an dieser Stelle so unrentabel, dass sie<br />
bald wieder aufgegeben werden musste.<br />
Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> war Kaufmann auf eine kleine<br />
Konzentration goldhaltigen Gesteins gestossen,<br />
wie es sie in diesem einst von den Glets<strong>ch</strong>ern<br />
mitgeführten Boden vereinzelt gibt. Sein in Kalifornien<br />
ges<strong>ch</strong>ultes Auge hatte darin den Beweis<br />
für ein grosses Goldlager erblickt.<br />
Andere vertraten eine gewagtere Hypothese.<br />
Sie meinten, Kaufmann habe seinen Ruf als erfolgrei<strong>ch</strong>er<br />
Goldgräber dazu benutzt, um in unredli<strong>ch</strong>er<br />
Absi<strong>ch</strong>t einen sensationellen Fund<br />
vorzutäus<strong>ch</strong>en. In der Tat existieren Belege dafür,<br />
dass die Regierung neben der Kaufmann<br />
erteilten Genehmigung zum Goldsu<strong>ch</strong>en in Bella<strong>ch</strong><br />
no<strong>ch</strong> eine Bewilligung für den Rest des<br />
Kantons erteilt hat, und zwar an einen A. Tugginer.<br />
Dieser stammte aus einer rei<strong>ch</strong>en Familie<br />
und hatte ein Vermögen geerbt. Er besass ein<br />
S<strong>ch</strong>loss in der Nähe des berühmten Geisslo<strong>ch</strong>s.<br />
Sein plötzli<strong>ch</strong>es Interesse für die Bodens<strong>ch</strong>ätze<br />
Solothurns ging zweifellos auf die<br />
Entdeckungen Kaufmanns zurück. Tugginer war<br />
ein launis<strong>ch</strong>er und vers<strong>ch</strong>wenderis<strong>ch</strong>er Mens<strong>ch</strong>,<br />
der seine Familie bald darauf in den Ruin trieb,<br />
und es wäre denkbar, dass der berühmte amerikanis<strong>ch</strong>e<br />
Goldsu<strong>ch</strong>er seine solothurnis<strong>ch</strong>e<br />
"Mine“ mit einigen Goldflimmer<strong>ch</strong>en aus Übersee<br />
berei<strong>ch</strong>erte, um dem verhassten Tugginer<br />
einen Strei<strong>ch</strong> zu spielen.<br />
Ein unerklärli<strong>ch</strong>es und in seinen Folgen verheerendes<br />
Goldfieber hat au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> andere Solothurner<br />
befallen.<br />
Zwis<strong>ch</strong>en 1830 und 1850 su<strong>ch</strong>ten die Einwohner<br />
von Wiesen vergebli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> einer<br />
Goldader. Die Kosten des Unternehmens<br />
95
sollen si<strong>ch</strong> auf 15 000 Franken belaufen haben.<br />
1931 grub man bei Kestenholz auf Rat eines<br />
Wüns<strong>ch</strong>elrutengängers ein Lo<strong>ch</strong> von ni<strong>ch</strong>t<br />
weniger als 15 in Tiefe. Do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> hier galt:<br />
Ausser Spesen ni<strong>ch</strong>ts gewesen ...<br />
Tessin<br />
Der Ticino führt zwar Goldstaub mit si<strong>ch</strong>, aber<br />
nur kurz na<strong>ch</strong> seinem Austritt aus dem Lago<br />
Maggiore; das Dorado der S<strong>ch</strong>muggler ist also<br />
keineswegs au<strong>ch</strong> das der Goldgräber. Hingegen<br />
gibt es an vers<strong>ch</strong>iedenen Stellen goldhaltiges<br />
Erz.<br />
Im Malcantone, einige Kilometer von der Mine<br />
von Astano entfernt, liegt diejenige von<br />
Miglieglia, die angebli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on den alten Römern<br />
bekannt war. Im 14.Jahrhundert wurde<br />
dort während kurzer Zeit na<strong>ch</strong> Gold gegraben.<br />
Au<strong>ch</strong> im Val Bavona finden si<strong>ch</strong> Spuren von<br />
Gold.<br />
Wenn Sie im Tessin ni<strong>ch</strong>t zu Rei<strong>ch</strong>tümern gelangen,<br />
so werfen Sie ihre Hacke ni<strong>ch</strong>t etwa<br />
fort, sondern versu<strong>ch</strong>en Sie Ihr Glück 499 Meter<br />
vom Südeingang des Gotthardtunnels entfernt<br />
... 1873 ist man hier nämli<strong>ch</strong> auf eine Gold und<br />
Silberader gestossen.<br />
Im bena<strong>ch</strong>barten Italien findet si<strong>ch</strong> Gold in den<br />
ehemaligen Blei und Kupferminen von Brizio<br />
und Induno Ollona (bei Varese) sowie bei Puria<br />
im Val Solda.<br />
Astano: die Einri<strong>ch</strong>tung für die Bearbeitung des<br />
Erzes.<br />
Die wi<strong>ch</strong>tigsten goldhaltigen<br />
Wasserläufe der S<strong>ch</strong>weiz<br />
Deuts<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>weiz<br />
Aare, besonders zwis<strong>ch</strong>en Solothurn und<br />
Brugg, Birs, Emme, kleine Emme, Lu<br />
thern, Reuss, Rhein zwis<strong>ch</strong>en Chur und Maienfeld<br />
und von Konstanz bis Basel, sowie natürli<strong>ch</strong><br />
ihre Nebenflüsse und die Wasserläufe des<br />
Napfgebiets.<br />
Französis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>weiz<br />
Aire, Allandon, Areuse, Birs, Doubs, Drize,<br />
Rhone unterhalb von Genf, Gewässer des Val<br />
de Ruz.<br />
96
Bibliographie<br />
Ackermann F.<br />
Goldgräber su<strong>ch</strong>en im Napfgebiet na<strong>ch</strong> dem<br />
wertvollen Edelmetall. "Der Entlebu<strong>ch</strong>er“, Nr. 81,<br />
Oktober 1977.<br />
Agricola<br />
"De re metallica» liber octavus. Basel 1556.<br />
Ameilhon H.<br />
Premier mémoire sur la métallurgie des anciens.<br />
Exploitation des mines d'or. Mémoire de<br />
litt. de l'Acad. des inscriptions et belleslettres, t.<br />
46. Paris 1793.<br />
Bertogliatti F.<br />
Profilo storico di Sessa, 1942.<br />
Bä<strong>ch</strong>tiger K.<br />
Die alte Goldmine «Goldene Sonne» am Calanda<br />
(Kt. Graubünden) und der gegenwärtige<br />
Stand ihrer Erfors<strong>ch</strong>ung. "S<strong>ch</strong>weizer Strahler“.<br />
Bouvier J.P.<br />
Légendes valaisannes d'après les "Walliser<br />
Sagen“ de la Société d'histoire du HautValais.<br />
Spes 1931.<br />
Ceresole A.<br />
Légendes des Alpes vaudoises. Payot Lausanne<br />
1921.<br />
Daubrée A.<br />
Mémoire sur la distribution de l'or dans le gravier<br />
du Rhin. "Bulletin de la Société géologique<br />
de France", 18451846.<br />
Daubrée A.<br />
La génération des minéraux métalliques dans la<br />
pratique du Moyen Age, d'après le «Bergbü<strong>ch</strong>lein».<br />
„Journal des savants“, Jahrgang 1890.<br />
97
Deicke J. C.<br />
Über das Vorkommen des Goldes in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz. "Berg. u. Hüttenmännis<strong>ch</strong>e Ztg. 18<br />
Jh.", 1859.<br />
Du Bois J.<br />
Les gisements de mispickel aurifère d'Astano.<br />
"Beiträge zur Geol. der S<strong>ch</strong>weiz Geothec.“,<br />
Serie 16, Lief. 2, 1931.<br />
Geiger H.<br />
Pilote des glaciers, Marguerat, Lausanne.<br />
Gerla<strong>ch</strong> H.<br />
Die Bergwerke des Kanton Wallis. "Beiträge zur<br />
Geol. Karte der S<strong>ch</strong>weiz", Lief. 27, Sitten 1859.<br />
Goldfinger X.<br />
Guide du <strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>eur d'or en France. Ed. du jeu<br />
de Paume, 1971.<br />
Gueymard N.<br />
Notice sur la géologie et minéralogie du Simplon<br />
et sur les moyens d'utiliser dans les arts<br />
les substances minérales que ce département<br />
renferme. "Journal des mines“, 1814.<br />
Gysin M.<br />
Les mines d'or de Gondo. „Matériaux pour la<br />
géologie de la Suisse, série Géote<strong>ch</strong>.“, 15,<br />
1930.<br />
Huttenlo<strong>ch</strong>er H. / Hügi T. H.<br />
Über den Goldfund im GotthardTunnel vom<br />
Jahre 1873. "Bull. suisse de minéral. et<br />
pétrogr.“, cahier 2, 1954.<br />
Hauser H.<br />
L'Or. Vuibert et Nany Ed., Paris 1907.<br />
Kaufmann H.<br />
Zur Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Ausbeutung Solothurnis<strong>ch</strong>er<br />
Goldvorkommen. "Jurablätter“, 2. 3. 1961.<br />
Kir<strong>ch</strong>meier F.<br />
Über das Rheingold. Jb. Geol. Landesamt<br />
BadenWürttemberg, 7, 1965.<br />
Le Fau<strong>ch</strong>eur J.C.<br />
Cher<strong>ch</strong>eurs d'or en France. Coll. Aventure, Ed.<br />
Flammarion, 1976.<br />
Martin P.<br />
Orpailleurs et <strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>eurs d'or de L'Abyme.<br />
Mém. et doc. publiés par l'Acad. salésienne, t.<br />
40, 1919.<br />
Mermet A. (Abbé)<br />
Comment j'opère pour découvrir les sources et<br />
d'autres corps ca<strong>ch</strong>és de près ou de loin. 1931.<br />
Niggli P. / Strohl J.<br />
Zur Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Goldfunde in s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Flüssen. „Vierteljahrs<strong>ch</strong>rift der Naturw.<br />
Ges. in Züri<strong>ch</strong>“, V, 69, 1924.<br />
Naef H.<br />
L'al<strong>ch</strong>imiste de Mi<strong>ch</strong>el Comte de Gruyère. Mém.<br />
et doc. publiés par la Société d'histoire de la<br />
Suisse romande, 3 e série, t. 2.<br />
Ottinger T.<br />
Gold aus dem Luzerner Hinterland. „Sonderdruck<br />
aus dem BellBlatt", Nr. 2, Juni 1971,<br />
Kriens.<br />
Pani D.<br />
L'oro nel Ticino. „Rivista delle PTT“, 1952.<br />
Pia<strong>ch</strong>aud R. L.<br />
Carouge. Ed. Journal de Genève, 1936.<br />
98
Pittard J. J.<br />
La re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>e de l'or dans le canton de Geneve.<br />
„Mém. du globe“, t. 76, 1936.<br />
L'or et l'arsenic du Luisin (Valais). „Rev. Polyte<strong>ch</strong>.",<br />
année 62, N o 1160, 1960.<br />
Pelet P.L.<br />
Une fondation d'une ville au XVII e siècle: Henripolis.<br />
"Rev. hist. de droit français et étranger",<br />
Paris.<br />
Rütimeyer L.<br />
Zur Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Goldwäs<strong>ch</strong>erei in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz. „Verhandlungen der Naturw. Ges. in<br />
Basel", B. 38, 1927.<br />
Rykart R.<br />
Die Goldgewinnung im Kanton Luzern. "S<strong>ch</strong>weizer<br />
Strahler“, Nr. 4, 1969.<br />
S<strong>ch</strong>mid K.<br />
Das Goldvorkommen im Napfgebiet. „S<strong>ch</strong>weizer<br />
Strahler", Nr. 8, November 1971.<br />
S<strong>ch</strong>weizer W.<br />
Von alten Goldbergwerken in der S<strong>ch</strong>weiz.<br />
„Volksho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule“, Jg. 26, 1927.<br />
Sebillot P.<br />
Les travaux publics et les mines dans les<br />
traditions et les superstitions de tous les pays.<br />
Luzerner Vergolder im 16. Jahrhundert. Sie<br />
kauften unter der Hand die Goldstäub<strong>ch</strong>en vom<br />
Napf, deren Reinheit eine Verarbeitung ohne<br />
vorhergehende Reinigung gestattete.<br />
Tonella G.<br />
L'or des Alpes. „Alpes, neige er rock“, 1959, Ed.<br />
Marguerat, Lausanne.<br />
Villiger R. / Rawyler H. J.<br />
Auf den Spuren der alten Goldwäs<strong>ch</strong>er.<br />
„S<strong>ch</strong>weizer Strahler", Februar, Mai, August<br />
1976.<br />
99
Walter H.<br />
Bergbau und Bergbauversu<strong>ch</strong>e in den fünfen<br />
Orten. Zür<strong>ch</strong>er Diss. Stans 1923.<br />
Zoller A.<br />
Ist die Goldwäs<strong>ch</strong>erei am Rhein heute gewinnbringend?<br />
„Prometheus", 31, 1920.<br />
X.<br />
Gold am Parpaner Rothorn. „Bündner Tagblatt",<br />
Nr. 192, Chur, 20. 8. 1969.<br />
Martigniez D. / De Crousaz A.<br />
Dictionnaire historique, géographique et statistique<br />
du canton de Vaud. Lausanne 1867.<br />
Lutz M., traduction<br />
Leres<strong>ch</strong>e J. C.<br />
Dictionnaire géographique et statistique de la<br />
Suisse. Lausanne 1837.<br />
Ein imposanter Stapel mit Standardbarren von<br />
je 12 kg Gewi<strong>ch</strong>t.<br />
100
Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />
Einleitung 7<br />
Der goldene Traum 9<br />
Die Goldwäs<strong>ch</strong>erei 21<br />
Die Minen 35<br />
Die Theorien unserer Vorfahren 53<br />
Ein heute no<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>es Abenteuer 61<br />
Legenden und Volksglaube 75<br />
Geographie des s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Goldes 83<br />
Bibliographie 97<br />
Für ihre freundli<strong>ch</strong>e Mitarbeit danken wir im besonderen:<br />
Fredy Ackermann, Hans Dorsa, Luigi Feregutti, Jürgen Graf, Gérard Lehmann, Dante Pani, PaulLouis<br />
Pelet, Métaux Precieux S. A., Bernard Renard, Mi<strong>ch</strong>el Sprywa, Jacques Thyraud, Eva Wagner.<br />
Photos und Illustrationen: Pascal Arthur Gonet, Fredy Ackermann, Bell Mas<strong>ch</strong>inenfabrik AG, Bibliothéque<br />
cantonale et universitaire vaudoise, Métaux Precieux S.A., Staatsar<strong>ch</strong>iv Luzern, Edi Stalder.<br />
101
102