Der Partizipationsmythos - Otto Brenner Shop
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DER PARTIZIPATIONSMYTHOS<br />
Zusammenfassung<br />
Soziale Medien als<br />
„Catch-All“-Medium<br />
1. Deutschlands Verbände sind sozial medialisiert:<br />
Die Medialisierung politischer Kommunikation<br />
wird heute kaum mehr ernsthaft hinterfragt.<br />
Medialisierung wird hier zumeist als zunehmende<br />
Orientierung an Massenmedien wie<br />
Tagesschau, Spiegel oder Bild-Zeitung verstanden.<br />
Von diesem Typ der Massenmedialisierung<br />
wird in der Studie der Typ der sozialen Medialisierung<br />
unterschieden. Wenn (a) soziale Medien<br />
in der Wahrnehmung eines Verbands wichtiger<br />
werden, wenn (b) sich verbandliche Strukturen<br />
zunehmend an Aktivitäten in den sozialen<br />
Medien orientieren und diese wichtiger werden,<br />
wenn (c) die Kommunikationsleistung gegenüber<br />
den sozialen Medien zunimmt bzw. sich<br />
ausdifferenziert, dann kann von einer sozialen<br />
Medialisierung gesprochen werden.<br />
Die qualitativ und quantitativ befragten<br />
Verbandsvertreter beobachten auf breiter Front<br />
einen Bedeutungszuwachs sozialer Medien.<br />
Vereinzelt werden schon heute Massenmedien<br />
und soziale Medien als ebenbürtig eingeschätzt.<br />
Hinsichtlich der Struktur konstatieren<br />
die in den sozialen Medien aktiven Verbände<br />
eine leichte Zunahme an Stellen und Budgets<br />
für ihre dortigen Aktivitäten. In jedem Verband<br />
werden die Aktivitäten in den sozialen Medien<br />
von knapp einer ganzen Mitarbeiterstelle betreut.<br />
Wie wenig soziale Medien bislang in der<br />
strategischen Verbandsplanung verankert<br />
sind, zeigt sich daran, dass nur jeder dritte Verband<br />
ein Strategiepapier zu den sozialen Medien<br />
vorweisen kann. Bei der Kommunikationsleistung<br />
zeigt sich, dass soziale Medien von<br />
der deutlichen Mehrzahl – bei 99 der 160 befragten<br />
Verbände – aktiv genutzt werden. Die<br />
am häufigsten genutzte Anwendung ist Facebook,<br />
dicht gefolgt von Twitter.<br />
Grundsätzlich lässt sich eine soziale Medialisierung<br />
von Verbänden konstatieren. Wenn<br />
man sich die verschiedenen Verbandstypen anschaut,<br />
überrascht es, dass die Unterschiede<br />
im Hinblick auf die soziale Medialisierung<br />
nicht größer ausfallen. So konstatieren alle<br />
Verbandstypen in Bezug auf die Wahrnehmung<br />
einen Bedeutungszuwachs sozialer Medien –<br />
auch Industrieverbände sehen folglich, dass<br />
soziale Medien einen steigenden Einfluss darauf<br />
haben, welche Interessen sich durch eine<br />
(halb-)öffentliche Thematisierung am Ende<br />
durchsetzen. Deutliche Unterschiede hingegen<br />
sind bei den jeweiligen verbandlichen Aktivitäten<br />
in den sozialen Medien zu beobachten. Hier<br />
sind Industrieverbände mit ihren Unternehmensmitgliedern<br />
deutlich weniger aktiv als andere.<br />
Überraschender ist, dass die Berufsverbände<br />
im Gegensatz zu Gewerkschaften und<br />
Public Interest Groups im Durchschnitt deutlich<br />
zurückhaltender sind.<br />
2. Die Ziele und Zielgruppen sozialer Medien<br />
sind oft unklar: Die gestiegene Bedeutung sozialer<br />
Medien ist das eine, ob sie fokussiert<br />
eingesetzt werden, etwas völlig anderes. Die<br />
Untersuchung hat gezeigt, dass für die Mehrheit<br />
soziale Medien ein „Catch-All“-Medium zu<br />
sein scheinen. Sie haben in der Regel keinen<br />
klaren Zielgruppenfokus pro Social-Media-<br />
Plattform und sprechen interne wie externe<br />
Zielgruppen undifferenziert an. Daraus folgt<br />
unmittelbar, dass soziale Medien bislang<br />
allenfalls ein flankierendes Instrument sind.<br />
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