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aus <strong>der</strong> Kreisstadt<br />
Stolpersteine nicht für<br />
Polarisierung missbrauchen<br />
Stefan Sauer ist Kreisstadt-<br />
Bürgermeister;<br />
Tel. 06152-716227<br />
„Gedenken an NS-Opfer, keine<br />
Stolpersteine in Groß-Gerau“,<br />
so berichtete <strong>der</strong> Hessische<br />
Rundfunk direkt aus <strong>der</strong> Stadtverordnetenversammlung<br />
am<br />
5. Mai 2009.<br />
Stolpersteine<br />
Argumente<br />
für Stolpersteine<br />
Ich bin sehr zufrieden mit<br />
dem Verlauf <strong>der</strong> Diskussion,<br />
denn <strong>die</strong> politisch Verantwortlichen<br />
haben sich zu <strong>die</strong>ser<br />
sehr anspruchsvollen Thematik<br />
sachlich und respektvoll ausgetauscht.<br />
In Groß-Gerau ist<br />
<strong>die</strong> Erinnerungskultur fester<br />
Bestandteil unseres Gemeinwesens,<br />
<strong>die</strong> von zahlreichen<br />
Bürgerinnen und Bürgern aktiv<br />
mitgetragen und gestaltet wird.<br />
Der Wunsch des Evangelischen<br />
Dekanats nach einer Verlegung<br />
von „Stolpersteinen“ hatte <strong>im</strong><br />
Stadtparlament zu unterschiedlichen<br />
Auffassungen über weitere<br />
und neue Formen <strong>der</strong> Erinnerungskultur<br />
in Groß-Gerau<br />
geführt.<br />
Die Beiträge bestätigten<br />
meinen Eindruck, dass es nicht<br />
um <strong>die</strong> Frage geht, „ob“ wir<br />
erinnern, son<strong>der</strong>n lediglich<br />
1. Stolpersteine zeigen, wo ehemalige Bürger bis zu ihrer Flucht, Vertreibung o<strong>der</strong> Deportation<br />
wohnten. Weil auch in vielen an<strong>der</strong>en Kommunen Stolpersteine verlegt sind, er-<br />
gibt sich ein breites Netz einer solidarischen Erinnerungskultur mit Wie<strong>der</strong>er kennungswert.<br />
2. Weil Stolpersteine dezentral über das ganze Stadtgebiet verteilt sind, wird beson<strong>der</strong>s<br />
deutlich, dass <strong>die</strong> auf ihnen genannten jüdischen Menschen „als Nachbarn mitten<br />
unter uns“ gelebt haben.<br />
3. Name, Geburts- und Todesdaten und Angaben über das persönliche Schicksal auf<br />
den Stolpersteinen helfen, den betreff enden Menschen als Individuum zu zeigen.<br />
Für Stadtrundgänge ergeben sich konkrete Stationen, an denen über <strong>die</strong> soziale<br />
Verfl echtung <strong>die</strong>ser Menschen in <strong>die</strong> Groß-Gerauer Gesellschaft erzählt werden kann.<br />
4. An<strong>der</strong>s als Grabsteine verorten Stolpersteine den einzelnen Menschen an seiner<br />
authentischen Wohn-, Lebens- und Arbeitsstätte. Unter Umständen werden Familien<br />
wie<strong>der</strong> vor ihren ehemaligen Wohnstätten zusammengeführt.<br />
5. An<strong>der</strong>s als eine Namenstafel am Platz <strong>der</strong> ehemaligen Synagoge, berücksichtigen<br />
Stolpersteine <strong>die</strong> Tatsache, dass nicht je<strong>der</strong> jüdische Bürger eine Beziehung zur<br />
Synagogengemeinde hatte.<br />
Evangelisches Dekanat Groß-Gerau<br />
Helwigstraße 30, 64521 Groß-Gerau<br />
www.gross-gerau-evangelisch.de<br />
Hessischer Rundfunk vor Ort: Auf Eklat vergeblich gehofft.<br />
nach dem „Wie“. Es gibt <strong>im</strong><br />
Groß-Gerauer Stadtparlament<br />
einen breiten Konsens über<br />
<strong>die</strong> Verpflichtung zur Erinnerung<br />
an <strong>die</strong> jüdischen Opfer<br />
des Nationalsozialismus, <strong>die</strong>s<br />
wurde erneut deutlich. Dieser<br />
Konsens erlaubt es aber auch,<br />
dass es in einem demokratisch<br />
legit<strong>im</strong>ierten Gremium unterschiedliche<br />
Auffassungen über<br />
<strong>die</strong> Wege geben kann - und <strong>die</strong>s<br />
gilt es ebenfalls hoch zu halten.<br />
Wir wissen, dass <strong>die</strong> Meinungen<br />
über <strong>die</strong> Idee <strong>der</strong> Stol-<br />
6. Weil Stolpersteine <strong>im</strong> öff entlichen Raum verlegt werden, ist keine Zust<strong>im</strong>mung<br />
des Hauseigentümers nötig.<br />
7. Die Übernahme einer persönlichen Patenschaft für einen Stolperstein unterstreicht<br />
<strong>die</strong> individuelle Einzigartigkeit und fi nanziert gleichzeitig <strong>die</strong> Aktion.<br />
Auch nach einer Stolpersteinverlegung sind z. B. Pfl egepatenschaften denkbar,<br />
bei denen auf <strong>die</strong> Unversehrtheit <strong>der</strong> Messingplättchen geachtet wird.<br />
8. Zu jedem verlegten Stolperstein können individuelle Details über den Betroff en<br />
(Familie, Beruf, Schicksal u.a.m.) unter www.erinnerung.org abgerufen werden.<br />
9. Stolpersteine konfrontieren Passanten <strong>im</strong> Alltag auf Schritt und Tritt mit <strong>der</strong><br />
Erinnerung an verlorene Mitbürger, an<strong>der</strong>s als ein zentraler Gedenkort, um den<br />
man einen großen Bogen machen kann.<br />
10. An<strong>der</strong>s als eine zentrale Gedenktafel können Stolpersteine nach und nach ergänzt<br />
werden, falls <strong>im</strong> Nachhinein weitere Personen identifi ziert werden. Weitere Informationen,<br />
Aktionen o<strong>der</strong> Veröff entlichungen zum Gedenken an <strong>die</strong> Opfer des<br />
Nationalsozialismus sind möglich und sinnvoll.<br />
FÖRDERVEREIN<br />
JÜDISCHE GESCHICHTE UND KULTUR<br />
IM KREIS GROSS-GERAU e.V.<br />
NEUGASSE 43, 64560 RIEDSTADT<br />
persteine in <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Diskussion auseinan<strong>der</strong>gehen<br />
– selbst in den jüdischen Gemeinden<br />
wird das Thema sehr<br />
kontrovers gesehen. Der bisher<br />
geäußerte Wunsch, nach weiteren<br />
Möglichkeiten unserer<br />
Erinnerungsarbeit zu suchen,<br />
ver<strong>die</strong>nt meines Erachtens<br />
Respekt und auch Zeit zur<br />
grundlegenden Recherche und<br />
Diskussion. Hierzu wird <strong>die</strong><br />
Verwaltung beitragen. Es war<br />
mir daher wichtig, dass in <strong>der</strong><br />
Beratung <strong>der</strong> Fokus nicht allein