09.11.2013 Aufrufe

MEDICUS - Nr. 4 - Schmerz - Gesundheitsstandort Bad Homburg

MEDICUS - Nr. 4 - Schmerz - Gesundheitsstandort Bad Homburg

MEDICUS - Nr. 4 - Schmerz - Gesundheitsstandort Bad Homburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

2<br />

<strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong>er Medicus Die Gesundheitszeitung<br />

<strong>Schmerz</strong> –<br />

eine Schutzfunktion unseres Körpers<br />

Interview mit Dr. med. Anne Wolters aus <strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong>.<br />

© fotolia.com<br />

1.<br />

Was ist eigentlich <strong>Schmerz</strong>?<br />

Würden wir ohne <strong>Schmerz</strong><br />

besser klar kommen oder ist dieser<br />

lebensnotwendig?<br />

<strong>Schmerz</strong> ist ein schützendes und lebenswichtiges<br />

Warnsignal unseres Körpers. Das<br />

kann beispielsweise bei einer akuten Verletzung,<br />

Verbrennung oder durch eine Entzündung<br />

im Körper hervorgerufen werden. Es<br />

erfolgt eine Reizübertragung zu den Rezeptoren<br />

im Gehirn und löst bei uns die notwendigen<br />

Abwehrreaktionen aus (die Hand<br />

wird von der heißen Herdplatte zurückgezogen)<br />

und andererseits werden schmerzhemmende<br />

Botenstoffe ausgesendet, die<br />

dem <strong>Schmerz</strong> seine Schärfe nehmen.<br />

So negativ wir den <strong>Schmerz</strong> empfi n-<br />

den, so wichtig ist er doch in seiner<br />

Schutzfunktion für unseren Körper.<br />

2.<br />

Welche <strong>Schmerz</strong>formen<br />

gibt es?<br />

<strong>Schmerz</strong>en können von fast allen Organsystemen<br />

unseres Körpers ausgelöst<br />

werden: von der Haut, den<br />

Gefäßen, den Nerven, dem Bewegungsapparat<br />

(Gelenke, Muskeln,<br />

Fascien) und den inneren Organen.<br />

Auch psychische Erkrankungen<br />

können <strong>Schmerz</strong>en auslösen. Wichtig<br />

bei allen <strong>Schmerz</strong>formen ist die<br />

Unterscheidung zwischen chronischem<br />

und akutem <strong>Schmerz</strong>.<br />

3.<br />

Worin liegt der Unterschied<br />

zwischen chronischem<br />

und akutem <strong>Schmerz</strong>?<br />

Der chronische <strong>Schmerz</strong> entsteht, wenn ein<br />

<strong>Schmerz</strong> über Monate anhält ohne Besserung,<br />

also weder durch adäquate Hemmung<br />

körpereigener Hemmstoffe, noch<br />

durch externe Beeinfl ussung. Die Reizimpulse<br />

werden Tag und Nacht zum Gehirn<br />

gemeldet. Dies führt dazu, dass sich die Rezeptorzellen<br />

im Gehirn vermehren müssen,<br />

um die Flut der hereinströmenden Impulse<br />

aufnehmen zu können.<br />

Im Gegensatz zum akuten lässt sich für ein<br />

chronisches <strong>Schmerz</strong>geschehen oft keine<br />

eindeutige Ursache fi nden. Der <strong>Schmerz</strong><br />

dominiert zunehmend Körper und Psyche.<br />

Nach Richtlinien der WHO spricht man<br />

nach sechsmonatigem <strong>Schmerz</strong> von einem<br />

chronifi zierten <strong>Schmerz</strong>.<br />

4.<br />

Wie weiß ich, unter welcher<br />

Form von <strong>Schmerz</strong> ich leide?<br />

Gibt es einen Selbsttest?<br />

Wenn jemand die Ursache eines <strong>Schmerz</strong>es<br />

nicht eindeutig zuordnen und sicher beurteilen<br />

kann (wie z. B. Prellung, Brandblase)<br />

sollte er dies mit seinem Hausarzt, oder dem<br />

jeweiligen behandelnden Arzt besprechen.<br />

Entscheidend ist, dass man sich ehrlich eingesteht,<br />

wieweit man durch den <strong>Schmerz</strong> in<br />

seinem Alltag beeinträchtigt ist. Ein Rückzug<br />

von gewohnten Aktivitäten und sozialen<br />

Kontakten aufgrund der <strong>Schmerz</strong>situation<br />

ist ein Alarmzeichen.<br />

Spätestens nach sechs Monaten ist es sinnvoll,<br />

den Rat eines Facharztes für spezielle<br />

<strong>Schmerz</strong>therapie zu suchen.<br />

5.<br />

Kann man <strong>Schmerz</strong> messen?<br />

Und wie? Ist eine Messung /<br />

Einschätzung des <strong>Schmerz</strong>es wichtig<br />

für die weitere Behandlung?<br />

Patienten mit chronischen <strong>Schmerz</strong>en werden<br />

vom <strong>Schmerz</strong>therapeuten gebeten, sich<br />

vor dem Besuch mit der Art (z. B. stechend,<br />

brennend, drückend), der Intensität (z. B.<br />

Skala 0 bis 10) und der Häufi gkeit ihrer<br />

<strong>Schmerz</strong>en und der Beeinträchtigungen im<br />

Alltag zu beschäftigen.<br />

Das Ergebnis dieser Einschätzung wird<br />

elektronisch erfasst und ist im weiteren Behandlungszyklus<br />

Maßstab für Erfolg und<br />

Misserfolg der eingeleiteten Therapien.<br />

Eine gute Kooperation zwischen Patient<br />

und Arzt ist für die Optimierung der Therapie<br />

von großer Bedeutung.<br />

6.<br />

Wie sieht eine <strong>Schmerz</strong>therapie<br />

bei Ihnen aus?<br />

Ziel meines Behandlungskonzeptes ist es,<br />

dem Patienten Behandlungen anzubieten,<br />

die es ihm ermöglichen, sich selber aktiv<br />

mit dem <strong>Schmerz</strong>geschehen auseinanderzusetzen.<br />

Dazu erhält er Hilfen für den Alltag in Form<br />

von differenzierter medikamentöser Therapie,<br />

von Psycho- und Physiotherapie, Angebote<br />

von Entspannungsverfahren sowie<br />

physikalischer Therapien.<br />

7.<br />

Was halten Sie von ergänzenden<br />

Therapien wie Akupunktur,<br />

Bewegungstherapie oder Kältebäder?<br />

Die Antwort ist so vielfältig wie die Menschen<br />

und ihre <strong>Schmerz</strong>biographie. Wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse bestätigen uns,<br />

dass eine chronifi zierte <strong>Schmerz</strong>erkrankung<br />

multimodal behandelt werden muss. Das<br />

heißt, dass die angesprochenen Therapieverfahren<br />

in ihrer ganzen Breite eingesetzt<br />

werden sollten. Dies bedarf einer spezifi -<br />

schen Ausbildung des <strong>Schmerz</strong>therapeuten,<br />

einer angemessenen Zeit für den Patienten<br />

und einer guten Zusammenarbeit zwischen<br />

den einzelnen Fachdisziplinen.<br />

Initiative <strong>Gesundheitsstandort</strong><br />

<strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong> feiert Jubiläum<br />

Die Initiative <strong>Gesundheitsstandort</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong> feiert in diesem Monat einjähriges Bestehen.<br />

Im August 2011 startete die Initiative mit dem Projekt „Gesundheit mit Herz und Verstand“ ein<br />

umfangreiches Gesundheitsprogramm in <strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong>. Dazu zählt auch die Gesundheitszeitung<br />

<strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong>er Medicus. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.gesund-hg.de.<br />

Wir danken allen Kooperationspartnern und Förderern für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung<br />

und freuen uns auf ein weiteres Jahr mit vielen neuen Ideen.<br />

Kooperationspartner<br />

Förderer

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!