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Ausgabe 3/2012 - Ghorfa

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3/<strong>2012</strong> Das Ghor fa – Wir tschaftsmagazin<br />

SOUQ<br />

www.ghorfa.de<br />

Wirtschaftsforum<br />

Arabisch-Deutsche Kooperation hat noch großes Potenzial<br />

Saudi-Arabien<br />

Massive Investitionen lassen die Wirtschaft weiter boomen<br />

GCC-Staaten<br />

Die berufliche Bildung rückt stärker in den Fokus<br />

Nordafrika<br />

Die arabischen Länder setzen auf Windkraft und Solarenergie


EDITORIAL<br />

Dem Wettbewerb stellen!<br />

Liebe Mitglieder,<br />

liebe Leser,<br />

was sich bereits Ende vergangenen Jahres angedeutet<br />

hatte, hat sich jetzt bestätigt: Der arabisch-deutsche Außenhandel<br />

wächst wieder deutlich. Im ersten Halbjahr<br />

<strong>2012</strong> nahmen deutsche Exporte in die arabische Welt<br />

und deutsche Importe aus der Region jeweils um mehr<br />

als 18 Prozent zu. Das ist erfreulich und unterstreicht<br />

meine Überzeugung, dass die arabisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen<br />

großes Potenzial bergen, das es weiterhin<br />

auszuschöpfen gilt.<br />

Gleichwohl ist das Geschäft kein Selbstläufer. Vor allem<br />

Wettbewerber aus Korea und China machen deutschen<br />

Unternehmen in den arabischen Golfstaaten in wachsendem<br />

Maße Konkurrenz. So berichtet der Verband Deutscher<br />

Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), dass bei<br />

Chemieanlagen Großprojekte inzwischen vor allem unter<br />

asiatischer Führung abgewickelt werden. Deutschen<br />

Anbietern bleibe häufig nur die Rolle des Technologieund<br />

Lizenzgebers. Einen Bericht mit den Erkenntnissen<br />

des VDMA finden Sie in dieser SOUQ-<strong>Ausgabe</strong>.<br />

Die deutschen Unternehmen müssen sich auf diese<br />

Konkurrenzsituation einstellen. Sie können dem Preiswettbewerb<br />

nicht völlig ausweichen und sollten sich um<br />

intelligente Finanzierungslösungen bemühen. Unabdingbar<br />

ist zudem lokale Präsenz. Eine Chance auf große<br />

Aufträge haben nur Unternehmen, die sich vor Ort<br />

engagieren. Vorbildliche Engagements deutscher Unternehmen<br />

bestehen bereits, wie zum Beispiel die Errichtung<br />

von Fertigungsstätten, wodurch zahlreiche lokale<br />

Arbeitsplätze für arabische Mitarbeiter geschaffen werden.<br />

Die <strong>Ghorfa</strong> wird ihre Mitgliedsunternehmen auch künftig<br />

bei der Markterschließung in den arabischen Ländern<br />

tatkräftig unterstützen. Es ist mir eine Freude, diese<br />

wichtige Aufgabe zusammen mit dem neu gewählten<br />

Präsidium fortzuführen.<br />

Ein wichtiges Angebot an die Mitglieder sind unsere<br />

regelmäßig ausgerichteten Foren. Im Oktober und November<br />

finden das 3rd Arab-German Energy Forum<br />

und das 4th Arab-German Education and Vocational<br />

Training Forum statt. Nutzen Sie diese Veranstaltungen<br />

zur Information, Kontaktanbahnung und -pflege<br />

mit Geschäftspartnern und Führungspersönlichkeiten<br />

aus Wirtschaft und Politik der arabischen Welt und aus<br />

Deutschland. Das gleiche gilt selbstverständlich auch<br />

für das 2. Irakisch-Deutsche Business Forum. Ich würde<br />

mich sehr freuen, Sie zu unseren Foren persönlich begrüßen<br />

zu dürfen.<br />

Ihr<br />

Thomas Bach<br />

Präsident<br />

SOUQ 3/<strong>2012</strong><br />

3


Editorial<br />

Dr. Thomas Bach 3<br />

Personalien<br />

Nachrichten<br />

6<br />

8<br />

Wirtschaftsforum<br />

Arabisch-Deutsche Kooperation hat noch großes Potenzial 10<br />

Energie<br />

Die arabischen Länder in Nordafrika setzen auf Windkraft und Solarenergie 15<br />

3rd Arab-German Energy Forum in Berlin 20<br />

Bildung<br />

4th Arab-German Education and Vocational Training Forum 20<br />

Die berufliche Bildung rückt in den GCC-Staaten immer stärker in den Fokus 21<br />

Bahrain nimmt bei der Bildung am Arabischen Golf eine Vorreiterrolle ein 23<br />

Interview<br />

Dr. Hussain Mahmood Fadhlalla Alkhateeb, irakischer Botschafter in Deutschland 26<br />

Aktivitäten 29<br />

Saudi-Arabien<br />

Massive Investitionen lassen die Wirtschaft in dem Königreich weiter boomen 30<br />

Für Saudi-Arabien liegt die Zukunft in der „Cloud“ 33<br />

Branchen<br />

Die arabischen Länder bleiben für den deutschen Anlagenbau ein lukrativer Markt 35<br />

Gastbeitrag<br />

Deutsche Firmen brauchen in der Logistik Partner mit regionalen Marktkenntnissen 37<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber of<br />

Commerce and Industry e.V.<br />

Garnisonkirchplatz 1, 10178 Berlin<br />

Telefon: + 49 (0)30 278907-0<br />

Telefax: + 49 (0)30 278907-49<br />

ghorfa@ghorfa.de<br />

www.ghorfa.de<br />

Präsident: Dr. Thomas Bach<br />

Generalsekretär: Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />

Redaktion:<br />

Dr. Ralf Neubauer<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Farhan Yabroudi, Simon Müller,<br />

Jessica Noll, Leoni Abel<br />

Titelbild:<br />

M. El-Sauaf<br />

Buchvorstellung 39<br />

Neue Mitglieder 40<br />

Warenaustausch 41<br />

Druck: Druck Center Meckenheim GmbH<br />

Erscheinungsweise:<br />

Der SOUQ erscheint viermal jährlich. Für<br />

<strong>Ghorfa</strong>-Mitglieder ist der Zeitschriftenpreis<br />

im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Die <strong>Ghorfa</strong> übernimmt keine Gewähr für<br />

die Richtigkeit der Angaben.<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur<br />

mit Quellenangabe gestattet.<br />

Erscheinungsdatum: September <strong>2012</strong><br />

Layout: Fadhl Al-Romaima


Erfolg kennt keine Grenzen!<br />

Wir beraten deutsche Unternehmen weltweit.<br />

Rödl & Partner ist an 89 eigenen Standorten in 39 Ländern<br />

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oder ein bestehendes Geschäftsmodell weiter ausgebaut<br />

werden soll.<br />

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PERSONALIEN<br />

Personalien<br />

Hans-Christian Freiherr<br />

von Reibnitz<br />

Jens Plötner<br />

Zum neuen deutschen Botschafter<br />

im Sultanat Oman wurde<br />

Hans-Christian Freiherr von<br />

Reibnitz ernannt. Der in Athen<br />

geborene Diplomat (Jahrgang<br />

1960) studierte nach dem Abitur<br />

Rechtswissenschaften und absolvierte<br />

nach der 2. Staatsprüfung<br />

den Vorbereitungsdienst für den<br />

höheren Auswärtigen Dienst. In den Jahren 1990 bis 1992 war er im<br />

Auswärtigen Amt tätig. Sein erster Auslandseinsatz führte ihn an<br />

die Botschaft in Ankara. Von 1995 bis 1999 war von Reibnitz in Nigeria<br />

Leiter der Außenstelle Abuja. Es folgten Jahre im Auswärtigen<br />

Amt und als Ständiger Vertreter an der Botschaft in Nikosia (2003 bis<br />

2006). Von 2006 bis 2009 war von Reibnitz stellvertretender Kabinettchef<br />

im Büro des NATO-Generalsekretärs in Brüssel und anschließend<br />

(2009 bis 2010) Referatsleiter im Auswärtigen Amt. Danach war er im<br />

Büro des Hohen Zivilien Beauftragten der NATO in Afghanistan Abteilungsleiter<br />

Transition. Bevor von Reibnitz zum 1. September <strong>2012</strong><br />

zum Botschafter in Maskat berufen wurde, absolvierte er eine Sprachfortbildung.<br />

Freiherr von Reibnitz ist verheiratet und hat drei Kinder.<br />

Neuer deutscher Botschafter in<br />

Tunesien ist seit Juli <strong>2012</strong> Jens<br />

Plötner. Der gebürtige Eutiner<br />

(Jahrgang 1967) studierte nach<br />

Abitur und Bundeswehr Rechtswissenschaften<br />

und politische<br />

Wissenschaften in Hamburg,<br />

Bordeaux und Paris. Den Vorbereitungsdienst<br />

für den höheren<br />

Auswärtigen Dienst absolvierte er von 1994 bis 1996. Danach (1996<br />

bis 1998) war er stellvertretender Büroleiter beim Staatsminister im<br />

Auswärtigen Amt. In den Jahren 1998 bis 2002 arbeitete er in der politischen<br />

Abteilung der Deutschen Botschaft in Tel Aviv. Im Auswärtigen<br />

Amt war Plötner von 2002 bis 2005 Sprecher für den Mittleren<br />

Osten und Angelegenheiten der Vereinten Nationen. Seine weiteren<br />

Stationen im Auswärtigen Amt: stellvertretender Sprecher (2005 –<br />

2007), stellvertretender Leiter des Ministerbüros (2007 – 2008) und<br />

schließlich Sprecher des Auswärtigen Amtes (2008 – 2009). Bevor<br />

Plötner zum Botschafter in Tunesien berufen wurde, leitete er die<br />

deutsche Vertretung in Sri Lanka. Jens Plötner ist verheiratet und hat<br />

zwei Kinder.<br />

Brita Wagener<br />

Angelika Renate<br />

Storz-Chakarji<br />

Seit August <strong>2012</strong> ist Brita Wagener<br />

die neue deutsche Botschafterin<br />

im Irak. Die in Salzgitter<br />

geborene Diplomatin (Jahrgang<br />

1954) studierte nach dem Abitur<br />

in Bonn und Hamburg Rechtswissenschaften.<br />

Das zweite juristische<br />

Staatsexamen legte sie 1983<br />

ab. Anschließend absolvierte Frau Wagener den Vorbereitungsdienst<br />

für den höheren Auswärtigen Dienst. Ihre erste Auslandsstation war<br />

die Botschaft in Kairo, wo sie als Referentin für Rechts- und Konsularangelegenheiten<br />

arbeitete. Es folgten Stationen im Auswärtigen Amt,<br />

in der Botschaft in New Delhi und in der deutschen Vertretung in Tel<br />

Aviv. Im Auswärtigen Amt war Brita Wagener sodann stellvertretende<br />

Leiterin des Referats für den Nahen Osten (1997 – 1998) und stellvertretende<br />

Leiterin des Referats für Personalwesen (1998 – 2000). Im<br />

Zeitraum 2000 bis 2003 leitete sie den Arbeitsstab Menschenrechte<br />

im Auswärtigen Amt. Gesandte in der deutschen Botschaft in Kairo<br />

war Frau Wagener von 2003 bis 2006, Koordinatorin für internationale<br />

Personalpolitik im Auswärtigen Amt von 2006 bis 2009. Im Jahr 2009<br />

wurde sie zur deutschen Generalkonsulin in Istanbul berufen. Seit 1.<br />

August <strong>2012</strong> ist Brita Wagener deutsche Botschafterin im Irak. Die<br />

Diplomatin ist verheiratet und hat drei Kinder.<br />

Neue Botschafterin in Katar ist<br />

Angelika Renate Storz-Chakarji.<br />

Die Diplomatin studierte nach<br />

dem Abitur Rechtswissenschaften<br />

in Freiburg und Tübingen.<br />

Im Jahr 1976 legte sie die erste<br />

Staatsprüfung ab. Anschließend<br />

absolvierte Frau Storz-Chakarji<br />

ein Studium an der Johns Hopkins University, School of Advanced International<br />

Affairs (SAIS), Bologna Center, und erlangte als Abschluss<br />

den Master of Arts in International Affairs. Den Vorbereitungsdienst<br />

für den höheren Auswärtigen Dienst absolvierte sie von 1979 bis 1981<br />

und arbeitete danach in der Rechtsabteilung des Auswärtigen Amtes.<br />

Erste Auslandsstationen von Frau Storz-Chakarji waren die deutsche<br />

Botschaft in Tokio (1983-1986) und die Ständige Vertretung bei den<br />

Vereinten Nationen in New York. Es folgten Jahre in der politischen<br />

Abteilung des Auswärtigen Amtes (1986-1998) und als Austauschbeamtin<br />

im französischen Außenministerium in Paris (1998-2000). In<br />

der deutschen Botschaft in Paris war Frau Storz-Chakarji von 2000 bis<br />

2004 tätig. Danach arbeitete sie als Referatsleiterin in der Europaabteilung<br />

des Auswärtigen Amtes. Im Jahr 2009 wurde die Diplomatin<br />

zur Botschafterin im Sultanat Oman berufen. Angelika Renate Storz-<br />

Chakarji ist verheiratet und hat zwei Kinder.<br />

6 SOUQ 3/<strong>2012</strong>


PERSONALIEN<br />

Khalid Sulaiman<br />

Abdulrahman Baomar<br />

Dr. Mohamed Abd<br />

El Hamid Higazy<br />

Neuer omanischer Botschafter<br />

in Berlin ist Khalid Sulaiman<br />

Abdulrahman Baomar (47). Der<br />

in Salalah geborene Diplomat<br />

absolvierte nach der Schule zunächst<br />

ein Studium an der Seattle<br />

University und erlangte 1988 als<br />

Abschluss einen B.A.E. in Economics.<br />

In späteren Jahren erwarb er zudem einen M.A. in Political<br />

Economy an der Newcastle upon Tyne University sowie einen M.A. in<br />

International Relations an der University of New School in New York.<br />

Seine berufliche Laufbahn begann Baomar 1988 als zweiter Sekretär<br />

im omanischen Außenministerium. Es folgten eine Reihe weiterer leitender<br />

Positionen im selben Haus. Seine erste Auslandstation führte<br />

den Diplomaten nach New York, wo er von 1998 an in der Ständigen<br />

Vertretung des Sultanats bei den Vereinten Nationen als Handelsattaché<br />

tätig war. In den Jahren 2004 bis 2007 war Baomar Geschäftsträger<br />

in der omanischen Botschaft in Wien. Zum Botschafter in Südafrika<br />

wurde er im Februar 2007 berufen. Zugleich war Baomar als Botschafter<br />

für Mosambik, Angola, Mauritius und Zimbabwe zuständig. Der<br />

Diplomat ist verheiratet und hat fünf Kinder.<br />

Neuer ägyptischer Botschafter<br />

in Berlin ist Dr. Mohamed Abd<br />

El Hamid Higazy. Der in Gizeh<br />

geborene Diplomat (Jahrgang<br />

1955) studierte an der Cairo<br />

University Journalistik und<br />

schloss mit einem Bachelor of<br />

Arts ab. Später erwarb er ein<br />

Diplom in International Relations an der Universität in Nairobi<br />

(Kenia) und einen PhD in politischer Wissenschaft an der Macquarie<br />

University in Sydney. Nach der Vorbereitung auf den diplomatischen<br />

Dienst war die ägyptische Botschaft in Benin die erste<br />

Auslandsstation (1980-1983) von Higazy. Es folgten verschiedene<br />

leitende Funktionen im ägyptischen Außenministerium sowie in<br />

den ägyptischen Auslandsvertretungen in Madrid, Australien und<br />

Großbritannien. Von 2000 bis 2004 war Higazy ägyptischer Botschafter<br />

in Jordanien und von 2006 bis 2010 in Indien. Zuletzt war<br />

der Diplomat stellvertretender Außenminister und unter anderem<br />

für Asien, Australien und Neuseeland zuständig. Higazy spricht<br />

fließend Englisch und Französisch. Er ist verheiratet und hat zwei<br />

Kinder.


NACHRICHTEN<br />

Nachrichten<br />

Irak<br />

Ölförderung weiter<br />

auf Expansionskurs<br />

Im Irak wurden im vergangenen Juli nach<br />

Angaben der OPEC täglich 3,08 Mio. Barrel<br />

Öl pro Tag gefördert und damit so viel<br />

wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Im Ranking<br />

der stärksten OPEC-Förderländer belegt das<br />

Zweistromland damit nach Saudi-Arabien den<br />

zweiten Platz. Es folgen Kuwait und der Iran.<br />

Der Irak baut seit Monaten seine Ölproduktion<br />

sukzessive aus. Ende der siebziger Jahre hatte<br />

das Land schon einmal 3,7 Mio. Barrel pro Tag<br />

gefördert. Unterdessen gab die Organisation<br />

of Arab Petroleum Exporting Countries (OA-<br />

PEC) bekannt, dass die arabischen Länder im<br />

vergangenen Jahr im Ölgeschäft Exporterlöse<br />

in Höhe von 625 Mrd. US-Dollar erzielt haben.<br />

Gegenüber dem Vorjahr (450 Mrd. US-Dollar)<br />

war dies eine Zunahme um rund 39 Prozent.<br />

Die höchsten Erlöste erzielte Saudi-Arabien<br />

mit 289 (Vorjahr: 184) Mrd. US-Dollar.<br />

Oman<br />

Massive Investitionen in<br />

den Öl- und Gassektor<br />

Das Sultanat Oman will in den kommenden<br />

zehn Jahren mehr als umgerechnet 100 Mrd.<br />

US-Dollar in den Öl- und Gassektor investieren.<br />

Das berichtet die Zeitung „Oman Daily<br />

Observer“ unter Berufung auf das omanische<br />

Ministerium für Öl und Gas. Danach sind die<br />

Reserven des Sultanats an Kohlenwasserstoffen<br />

höher als bisher angenommen. Reuters zufolge<br />

hat das Land seine Erlöse aus dem Ölgeschäft<br />

im ersten Halbjahr <strong>2012</strong> um 35 Prozent<br />

auf umgerechnet 19,1 Mrd. US-Dollar gesteigert.<br />

Verantwortlich hierfür seien die hohen<br />

Ölpreise sowie die steigende Produktion.<br />

Saudi-Arabien<br />

Königreich treibt<br />

Metro-Projekte voran<br />

In Saudi-Arabien werden drei große Metro-<br />

Projekte vorangetrieben. So hat die Regierung<br />

jetzt umgerechnet 16,5 Mrd. US-Dollar für<br />

den Ausbau des städtischen Verkehrsnetzes<br />

in Mekka bewilligt. Neben einer Metro sind<br />

auch Buslinien geplant. Die Projekte werden<br />

in drei Phasen verwirklicht. In einem ersten<br />

Schritt sollen in den kommenden drei Jahren<br />

6,8 Mrd. investiert werden. Das so genannte<br />

Mecca Mass Rail Transit (MMRT) System<br />

wird vier Metro-Linien mit insgesamt 88<br />

Stationen auf einer Länge von 182 Kilometern<br />

umfassen. Das geplante Bus-Netzwerk<br />

soll auf einer Länge von 123 Kilometern 147<br />

Stationen haben. Unterdessen wurden, wie<br />

MEED berichtet, die Planungsarbeiten für<br />

die Metro in Jeddah abgeschlossen. Vorgesehen<br />

sind drei Linien auf einer Länge von 108<br />

Kilometern, und der Ausschreibungsprozess<br />

für das mehr als neun Mrd. US-Dollar teure<br />

Projekt soll in Kürze gestartet werden. Weiter<br />

fortgeschritten sind die Metro-Pläne in Riad.<br />

Dort hat die ArRiyadh Development Authority<br />

(ADA) jetzt vier Konsortien für das sieben<br />

bis acht Mrd. US-Dollar teure und 180 Kilometer<br />

lange Transportsystem vorqualifiziert.<br />

An einem Konsortium mit Vinci (Frankreich)<br />

an der Spitze ist auch die deutsche Siemens<br />

AG beteiligt.<br />

Kraftwerk mit 3600 MW<br />

Leistung geplant<br />

Die Saudi Electricity Company (SEC) plant<br />

an der Ostküste des Landes ein thermisches<br />

Kraftwerk mit einer installierten Leistung<br />

von 3000 bis 3600 Megawatt (MW). Wie<br />

MEED berichtet soll der EPC-Kontrakt (Engineering,<br />

Procurement, Construction) im<br />

vierten Quartal <strong>2012</strong> ausgeschrieben werden.<br />

Der genaue Standort steht noch nicht<br />

fest. Wie es heißt, wird ein so genanntes<br />

„überkritisches“ Kraftwerk erwogen.<br />

Tunesien<br />

IWF erwartet höheres<br />

Wirtschaftswachstum<br />

In Tunesien mehren sich die Zeichen für einen<br />

deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung. So<br />

hat der Internationale Währungsfonds (IWF)<br />

Anfang August seine Wachstumsprognose<br />

für das Maghreb-Land nach oben korrigiert.<br />

Danach wird das reale Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) in diesem Jahr um 2,7 Prozent zuneh-<br />

men. Bislang war von einem Wachstum in<br />

Höhe von 2,2 Prozent ausgegangen worden. In<br />

ihrer Langfristprognose für das Jahr 2017 hält<br />

die Washingtoner Institution sogar ein Wirtschaftswachstum<br />

von sechs Prozent für möglich.<br />

Im vergangenen Jahr war das reale BIP<br />

laut IWF noch um 1,8 Prozent geschrumpft.<br />

Verschiedene Indikatoren belegen den aktuellen<br />

Aufschwung. So besuchten nach Angaben<br />

des tunesischen Tourismusministeriums in<br />

den ersten acht Monaten diesen Jahres 3,681<br />

Mio. internationale Gäste das Land. Gegenüber<br />

der Vorjahresperiode (2,771 Mio. Gäste)<br />

war dies eine Zunahme um rund 33 Prozent.<br />

Die Einnahmen aus dem Tourismus nahmen<br />

im gleichen Zeitraum um etwa 35 Prozent<br />

zu. Auch für Investoren bleibt Tunesien attraktiv.<br />

Laut der tunesischen Foreign Investment<br />

Promotion Agency (FIPA) erreichten<br />

die Auslands investitionen im ersten Halbjahr<br />

<strong>2012</strong> rund 1,12 Mrd. Dinar (560 Mio. Euro).<br />

Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2011 (775<br />

Mio. Dinar bzw. 360 Mio. Euro) war dies ein<br />

Plus in Höhe von 45 Prozent.<br />

VAE<br />

Khalifa Port in Abu Dhabi<br />

nimmt den Betrieb auf<br />

In Abu Dhabi hat am 1. September der neue<br />

Khalifa Port den Betrieb aufgenommen. Der<br />

Tiefseehafen wird Experten zufolge zusammen<br />

mit der benachbarten Khalifa Industrial<br />

Zone (Kizad) eine der modernsten Logistikdrehscheiben<br />

im Mittleren Osten sein. Nach<br />

Angaben der Abu Dhabi Ports Company<br />

(ADPC) wurden in das Projekt umgerechnet<br />

7,2 Mrd. US-Dollar investiert. Die Kapazität<br />

beläuft sich auf 2,5 Mio. TEU (Twenty-foot<br />

Equivalent Unit) pro Jahr und soll in drei bis<br />

vier Jahren auf fünf Mio. TEU verdoppelt werden.<br />

Langfristiges Ziel ist es laut ADPC, den<br />

Hafen auf 15 Mio. TEU auszubauen. Zum Vergleich:<br />

Der größte Hafen in der Region, Jebel<br />

Ali in Dubai, schlug im vergangenen Jahr rund<br />

13 Mio. TEU um. Die im Aufbau befindliche<br />

Industrie zone Kizad wird eine Fläche von 417<br />

Quadratkilometern umfassen. Im Rahmen der<br />

Diversifizierungsstrategie Abu Dhabis kommt<br />

Kizad eine zentrale Rolle zu. Im Jahr 2030 soll<br />

die Industriezone 15 Prozent zum Nicht-Öl-<br />

Bruttoinlandsprodukt beitragen.<br />

8 SOUQ 3/<strong>2012</strong>


Mobilität liegt in unserer Natur.<br />

Und die Natur ist unser Antrieb.<br />

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Wirtschaftsforum:<br />

Arabisch-Deutsche Kooperation hat noch großes Potenzial<br />

Das 15. Arabisch-Deutsche Wirtschaftsforum in Berlin war mit rund 600 Entscheidungsträgern aus der<br />

arabischen Welt und Deutschland ein großer Erfolg. Einig waren sich die Experten, dass das Potenzial der<br />

bilateralen Zusammenarbeit noch längst nicht ausgereizt sei. Deutsche Firmen müssten die geschäftlichen<br />

Chancen in den arabischen Ländern konsequenter nutzen, hieß es.<br />

Für das Forum, das die <strong>Ghorfa</strong> in Zusammenarbeit<br />

mit der Qatar Chamber of Commerce<br />

& Industry, dem DIHK und der Generalunion<br />

der arabischen Kammern veranstaltete, hatte<br />

Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler<br />

die Schirmherrschaft übernommen. Zum<br />

Auftakt des dreitägigen Events empfing er die<br />

Teilnehmer am 13. Juni in seinem Haus. In<br />

seiner Ansprache betonte der Minister, dass<br />

die arabischen Länder als Geschäftspartner<br />

für Deutschland immer wichtiger werden.<br />

Das gelte für die Reformstaaten in Nordafrika<br />

ebenso wie für die Länder am Arabischen<br />

Golf. So nehme Katar in der Golfregion und<br />

global eine wichtige wirtschaftliche und politische<br />

Rolle ein.<br />

Im Rahmen des Wirtschaftsforums zeichnete<br />

<strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Thomas Bach Hans-<br />

Dietrich Genscher, den ehemaligen deutschen<br />

Außenminister, und Khalifa Bin Jassim Bin<br />

Mohammed Al-Thani, den Präsidenten der<br />

katarischen Industrie- und Handelskammer,<br />

aus. Beide Persönlichkeiten hätten sich<br />

vorbildlich für die arabisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen<br />

engagiert, sagte Dr. Bach.<br />

Genscher hielt eine Rede auf dem Gala-Dinner<br />

des Wirtschaftsforums.<br />

Katar war in diesem Jahr das Partnerland<br />

des Arabisch-Deutschen Wirtschaftsforums.<br />

Zahlreiche hochrangige Repräsentanten aus<br />

dem Emirat reisten nach Berlin an. In der<br />

Eröffnungsveranstaltung am Donnerstag<br />

(14. Juni) hielt Abdullah Bin Hamad Al-Attiyah,<br />

Chairman der katarischen Administrative<br />

Control and Transparency Authority,<br />

die Hauptrede. Die Beziehungen zwischen<br />

Deutschland und Katar hätten sich in den<br />

vergangenen Jahren hervorragend entwickelt.<br />

„Lassen Sie uns die Zusammenarbeit<br />

weiter ausbauen“, appellierte Al-Attiyah.<br />

In seiner Keynote skizzierte Al-Attiyah die<br />

Wirtschaftspolitik seines Landes. Ziel sei es,<br />

eine umfassende und nachhaltige wirtschaftliche<br />

Entwicklung zu erreichen. Der Führung<br />

des Emirates sei es gelungen, ein vorteilhaftes<br />

Investitionsklima zu schaffen und<br />

eine ausgewogene Strategie zu realisieren.<br />

Ein verantwortungsvoller Umgang mit den<br />

Ressourcen, eine umfassende Modernisierung<br />

der Infrastruktur, ein gesetzgeberischer<br />

Rahmen und die Schaffung einer Kultur der<br />

Offenheit – all dies zeichne die katarische<br />

Entwicklungsstrategie aus.<br />

Katar, so Al-Attiyah, habe sich der Welt geöffnet,<br />

und ausländische Investoren könnten<br />

auf eine hohe Stabilität vertrauen. Die<br />

katarische Volkswirtschaft zähle zu den am<br />

stärksten expandierenden Ökonomien der<br />

Welt mit einer durchschnittlichen jährlichen<br />

Wachstumsrate von 16,6 Prozent.<br />

Ausländische Investoren sind nach den<br />

Worten von Al-Attiyah in seinem Land<br />

höchst willkommen. Katar habe von ihrer<br />

Expertise und ihrem technischen Knowhow<br />

profitiert. Auch mit deutschen Unternehmen<br />

seien zahlreiche gemeinsame<br />

strategische Projekte verwirklicht worden.<br />

In Zukunft werde Katar weiter auf Pilot-<br />

Foto: El-Sauaf<br />

10 SOUQ 3/<strong>2012</strong>


WIRTSCHAFTSFORUM<br />

projekte mit international führenden Unternehmen<br />

setzen.<br />

Ruth Herkes, Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium<br />

und ehemals Botschafterin<br />

in Katar, hielt die zweite Keynote<br />

zur Eröffnung des Wirtschaftsforums.<br />

Deutschland und die arabischen Länder seien,<br />

sagte sie, fest verbunden: „Wir sind Nachbarn<br />

in einer globalisierten Welt.“ Große Erwartungen<br />

knüpft die Staatssekretärin an den<br />

Demokratisierungsprozess in der arabischen<br />

Welt. Demokratie sei eine Voraussetzung für<br />

ausgewogenes wirtschaftliches Wachstum.<br />

In Katar sieht Frau Herkes für deutsche Unternehmen<br />

gute geschäftliche Chancen. Dies<br />

gelte insbesondere für den Bereich Infrastruktur,<br />

in den das Emirat massiv investiere.<br />

<strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Bach<br />

Staatssekretärin Herkes<br />

Khalifa Bin Jassim Bin Mohammed Al-Thani,<br />

der Präsident der katarischen Industrie- und<br />

Handelskammer, betonte in seiner Eröffnungsansprache<br />

die Bedeutung Deutschlands<br />

für das Emirat. Deutschland sei einer der<br />

wichtigsten Partner bei der Verwirklichung<br />

der geplanten Investitionen in dem Golfstaat.<br />

Welche Wertschätzung Deutschland genieße,<br />

dokumentiere nicht zuletzt das katarische Engagement<br />

bei Konzernen wie VW und Hochtief:<br />

„Deutschland und Katar verbindet eine<br />

wirkliche Partnerschaft“, sagte Al-Thani.<br />

Prof. Dr. Shobokshi<br />

Al-Attiyah<br />

Fotos: El-Sauaf<br />

Nach Einschätzung von Dr. Volker Treier,<br />

stellvertretender Hauptgeschäftsführer beim<br />

DIHK, wächst die Bedeutung der arabischen<br />

Welt als strategischer Partner Deutschlands.<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung der Länder<br />

sei von Schlüssel-Technologien abhängig,<br />

über die die deutsche Wirtschaft verfüge.<br />

Am Arabischen Golf stünden Projekte in den<br />

Bereichen Infrastruktur, Gesundheit und Bildung<br />

im Fokus.<br />

<strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Thomas Bach hatte zur<br />

Eröffnung des Arabisch-Deutschen Wirtschaftsforums<br />

auf die großen geschäftlichen<br />

Chancen in Katar hingewiesen. Nicht nur<br />

die Ausrichtung des FIFA World Cup 2022<br />

beinhalte große Vorhaben. Mit der Verwirklichung<br />

der „Qatar National Vision 2030“<br />

seien weitere Projekte verbunden. Insgesamt<br />

beliefen sich die geplanten Investitionen auf<br />

100 Mrd. US-Dollar. Die sich daraus ergebenden<br />

geschäftlichen Möglichkeiten sollten, so<br />

der Appell von Dr. Bach, deutsche Unternehmen<br />

entschlossen nutzen. Das gelte ebenso<br />

für die anderen Staaten in der Region. So<br />

seien in der arabischen Welt insgesamt Infrastrukturprojekte<br />

im Wert von einer Billion<br />

US-Dollar in der Pipeline.<br />

Prof. Dr. med. Ossama bin Abdul Majed Shobokshi,<br />

der saudische Botschafter in Berlin<br />

und Doyen des arabischen diplomatischen<br />

Korps in Deutschland, ging in seiner Rede<br />

auf die insgesamt positive Entwicklung der<br />

deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

ein. Trotz der Unsicherheiten in der Euro-Zone<br />

und der fundamentalen Veränderungen in<br />

Tunesien, Ägypten, Libyen und Jemen habe<br />

das deutsch-arabische Außenhandelsvolumen<br />

2011 rund 41 Mrd. Euro erreicht. Dabei sei<br />

der Handelsüberschuss zugunsten Deutschlands<br />

geschrumpft. Die Handelsbeziehungen<br />

seien also ausgewogener geworden. Insgesamt<br />

zeige die Entwicklung, dass die Bedeutung<br />

der arabischen Länder als Handelspartner<br />

zunehme, sagte der Botschafter.<br />

Am 14. und 15. Juni standen neun Sitzungen<br />

zu verschiedenen Themen auf dem Programm<br />

des Arabisch-Deutschen Wirtschaftsforums.<br />

In Session 1 ging es um das Thema<br />

Logistik. Laut Hamad Bin Ali Bin Jassim<br />

Al-Thani, Vice Chairman des Qatar National<br />

Food Security Programme, wird die Eisenbahn<br />

bei der Lebensmittelversorgung seines<br />

Landes künftig das logistische Rückgrat bilden.<br />

Bekanntlich plant das Emirat eine 340<br />

Kilometer lange Frachtlinie, die vom Hafen<br />

Ras Laffan im Norden über Doha und dessen<br />

neuen Hafen im Süden und weiter zur saudiarabischen<br />

Grenze verläuft.<br />

Nach Angaben von Peter Effenberger von der<br />

Zukunftsagentur Brandenburg soll der Flughafen<br />

Berlin Brandenburg zu einem europäischen<br />

Verkehrsknotenpunkt in die arabische<br />

Welt entwickelt werden. Auf die besonderen<br />

Herausforderungen beim Neubau von Flughäfen<br />

ging Thomas Weyer, Geschäftsführer<br />

des Münchener Airports, ein: die Infrastruktur<br />

und die Einhaltung neuer High-Tech-<br />

Standards. Dr. Stefan Walter, Managing Director<br />

bei House of Logistics and Mobility,<br />

SOUQ 3/<strong>2012</strong><br />

11


WIRTSCHAFTSFORUM<br />

nicht nur die Politik, sondern die gesamte<br />

Gesellschaft in der Pflicht.<br />

Der katarische Botschafter Al-Khulaifi, Bundesminister Dr. Rösler, <strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Bach (v. l. )<br />

plädierte für ein „Silicon Valley“ für Logistik.<br />

In Session 2 (Supporting Industrialization:<br />

Research and Technology Transfer) stellte<br />

Khalid Al-Hajri, Chairman & CEO der Qatar<br />

Solar Technologies, den Qatar Science and<br />

Technology Park vor. Der Park sei als Freihandelszone<br />

speziell für Forschung und Entwicklung<br />

und zur Ansiedlung von Start-Up-<br />

Unternehmen konzipiert. Laut Erich Kaeser,<br />

CEO von Siemens Middle East, kommt es im<br />

Transformationsprozess der arabischen Länder<br />

darauf an, bestehende Industrien aufzuwerten<br />

und neue Industriesektoren zu identifizieren.<br />

Dr. Karim Chemseddine vom Qatar<br />

Environment and Research Institute betonte,<br />

dass seine Institution bei Zukunftstechnologien<br />

führend werden wolle. Schwerpunkte<br />

seien die Bereiche Solarenergie, Gastechnologien,<br />

Wasser sowie der Komplex Wasser-<br />

Energie-Nahrung.<br />

Mohamed Arfa von der tunesischen Agency<br />

for the Promotion of Industry and Innovation<br />

wies darauf hin, dass die gut ausgebildete<br />

Jugend ein wesentlicher Standortvorteil<br />

seines Landes sei. Prof. Dr. Bernhard Hoffschmidt<br />

vom Deutschen Zentrum für Luftund<br />

Raumfahrt (DLR) berichtete über seine<br />

Erfahrungen bei Kooperationen im Energiebereich<br />

mit den arabischen Staaten. Wichtig<br />

sei es unter anderem, die Ziele der Zusammenarbeit<br />

genau zu definieren.<br />

In Session 3 (Opportunities Unfolding: Food<br />

Security and the Retail Industry) skizzierte<br />

Fahad bin Mohammed Al-Attiya, Executive<br />

Chairman des Qatar National Food Security<br />

Programme, die katarische Nahrungsmittelpolitik.<br />

Ziel ist es, einen eigenen Agrarsektor<br />

zu entwickeln, um die hohe Abhängigkeit<br />

von Importen zu reduzieren. Hierzu sei geplant,<br />

massiv in Anlagen zur Meerwasserentsalzung<br />

auf der Basis von Solarenergie<br />

zu investieren. Wie Dr. Hassan Janabi, Botschafter<br />

und dauerhafter Vertreter des Iraks<br />

bei den UN-Organisationen in Rom, berichtete,<br />

sind auch im Irak massive Investitionen<br />

in den Agrarsektor erforderlich. So müssten<br />

allein 30 Mrd. US-Dollar in den Wassersektor<br />

investiert werden. Bei Weizen und Reis<br />

zähle das Zweistromland zu den weltgrößten<br />

Importeuren. Dabei könnte theoretisch eine<br />

Bevölkerung von 77 Mio. Menschen ernährt<br />

werden.<br />

Dr. Peter Thimme von der Deutschen Investitions-<br />

und Entwicklungsgesellschaft (DEG),<br />

einer Tochter der KfW Bankengruppe, betonte<br />

die Bereitschaft seines Hauses, in der Region<br />

Wasserprojekte zu finanzieren. Dr. Andreas<br />

Hengse von der Fraunhofer-Gesellschaft<br />

ging auf das Thema Food Chain Management<br />

ein. Nach seinen Angaben gehen im globalen<br />

Durchschnitt 30 Prozent der Lebensmittel<br />

beim Transport verloren.<br />

In Session 4 (Towards Sustainability: Water<br />

and Environmental Technologies) betonte Dr.<br />

Peter Göpfrich, Geschäftsführer der Deutsch-<br />

Emiratischen Industrie- und Handelskammer,<br />

dass die knappen Wasserressourcen<br />

eine der zentralen Herausforderungen in der<br />

arabischen Welt seien. Um die Wasserversorgung<br />

flächendeckend sicherzustellen, bedürfe<br />

es einer intensiven internationalen Zusammenarbeit.<br />

Laut Prof. Josef Schleicher muss<br />

angesichts des hohen Wasserverbrauchs und<br />

der knappen Ressourcen das Ökosystem wesentlich<br />

besser geschützt werden. Hier sei<br />

Prof. Dr. Dieter Bryniok, Geschäftsführer der<br />

Fraunhofer Water Systems Alliance, präsentierte<br />

das Technologieportfolio seines Hauses<br />

zum Bereich Wassermanagement. Es reicht<br />

von elektrochemischen Verfahren, über die<br />

Sensortechnologie bis hin zu innovativen<br />

Entsalzungsanlagen. Dr. Jürgen Koffler, Geschäftsführer<br />

der Dornier Consulting GmbH,<br />

stellte ein Projekt zur Grundwasseranreicherung<br />

in Abu Dhabi vor. Dornier Consulting<br />

hat dieses gemeinsam mit der GIZ verwirklicht.<br />

Im Rahmen des Projekts in der<br />

Liwa-Wüste sollen 26 Millionen Kubikmeter<br />

entsalztes Meerwasser gespeichert werden<br />

können.<br />

In Session 5 (Safeguarding Growth: Financial<br />

Services and Insurances) ging Richard Fox,<br />

Leiter von Fitch Middle East, auf die finanzielle<br />

Stabilität der GCC-Staaten ein. Diese sei<br />

aufgrund des Reichtums an Kohlenwasserstoffen<br />

hoch. Hervorzuheben seien insbesondere<br />

die Ratings von Abu Dhabi und Kuwait<br />

(jeweils AA) sowie von Saudi-Arabien (AA-).<br />

Dr. Philipp von Randow, Partner bei Latham<br />

& Watkins, plädierte dafür, die Kapital- und<br />

Anleihemärkte in der arabischen Welt auszubauen.<br />

Auf die Unternehmen im Mittleren<br />

Osten entfielen nicht einmal ein Prozent<br />

des weltweiten Anleihevolumens, und gerade<br />

kleine und mittlere Unternehmen in der<br />

Region benötigten finanzielle Mittel, um ihr<br />

Wachstum zu finanzieren.<br />

Hassan Khalifa Al-Mansoori, Executive Director<br />

der Qatar Export Development Agency<br />

(TASDEER), präsentierte die Aktivitäten seiner<br />

Institution. Die Anfang 2011 gegründete<br />

staatliche Organisation fördert die industrielle<br />

Entwicklung in Katar unter anderem durch<br />

Exportfinanzierungen. Laut Werner Schmidt<br />

von der Deutschen Bank verzeichnen Exportfinanzierer<br />

in der Region derzeit hohe<br />

Wachstumsraten. Er warb für mehr Kredite in<br />

lokalen Währungen. Diese würden geringere<br />

Kosten verursachen. Großes Potenzial hat<br />

der Versicherungsmarkt in Katar. Zu dieser<br />

Einschätzung kam Bassam Hussein, General<br />

Manager der Doha Insurance Company. Die<br />

Marktdurchdringung sei, so Hussein, derzeit<br />

noch gering. Doch hätten sich die Umsätze im<br />

Zeitraum 2006 bis 2011 verdoppelt.<br />

Session 6 (Breaking the Glass Ceiling: Wo-<br />

Foto: El-Sauaf<br />

12 SOUQ 3/<strong>2012</strong>


WIRTSCHAFTSFORUM<br />

Foto: El-Sauaf<br />

men and Leadership) moderierte in bewährter<br />

Manier Dr. Gabi Kratochwil. Außerdem<br />

diskutierten Alia Al Rifai (CFO bei Siemens<br />

in Katar) Ibtihaj Al Ahmadani (Board Member<br />

der Qatar Chamber of Commerce and Industry),<br />

Monika Schulz-Strelow, Präsidentin<br />

des Vereins „Frauen in die Aufsichtsräte“ (FidAR),<br />

Dr. Julia M. Sperling (McKinsey, VAE)<br />

und Hanan Saab (Managing Director bei<br />

Pharmamed, Libanon). Firmen, die auf Diversität<br />

und mehr Frauen in Führungspositionen<br />

setzen, seien am Markt und in Krisen erfolgreicher,<br />

lautete ein Fazit der Diskussion. Ein<br />

weiteres Ergebnis: In mittelständischen Firmen<br />

gelangen Frauen eher in Führungspositionen.<br />

Einig waren sich die Diskussionsteilnehmerinnen,<br />

dass es keine Patentrezepte für<br />

die Frauenförderung gibt. Erforderlich seien<br />

vielmehr dem jeweiligen Land angepasste<br />

Konzepte.<br />

In Session 7 (Shaping the future: Young Entrepreneurs<br />

and Start-ups) stellte Saleh Al<br />

Khulaifi, Manager der Qatar Development<br />

Bank, das Bedaya Centre for Entrepreneurship<br />

and Career Guidance in Qatar vor. Bedaya<br />

unterstützt junge Unternehmer finanziell<br />

und beim Wissenstransfer. Der Staat Katar<br />

Expertenrunde im Rahmen des Wirtschaftsforums<br />

stellt die Mittel zur Verfügung. Nach Einschätzung<br />

von Omran Al Kuwari, Geschäftsführer<br />

der 2009 gegründeten katarischen<br />

Firma GreenGulf, sind die Bedingungen in<br />

Katar derzeit sehr günstig, um geschäftliche<br />

Initiativen im Bereich Clean Technology zu<br />

starten und dabei mit öffentlichen Institutionen<br />

zusammenzuarbeiten.<br />

Laut Sven Luthardt, Geschäftsführer der<br />

Luthardt GmbH, bieten die Schwellen-<br />

märkte interessante Chancen für junge<br />

Unternehmer, da dort Konkurrenz durch<br />

große Unternehmen tendenziell geringer<br />

sei. Dr. Alexander Schumann, Chefökonom<br />

des DIHK, wies darauf hin, dass qualifiziertes<br />

Personal bei Existenzgründungen<br />

einen wichtigen Erfolgsfaktor darstellt.<br />

Selim J. Eddé, Vizepräsident Government<br />

Relations bei SAP, betonte die Bedeutung<br />

eines guten Mentors sowie einer ausreichenden<br />

finanziellen Ausstattung, um als<br />

Für große Pläne –<br />

mit den richtigen Partnern<br />

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Die arabische Halbinsel ist Schauplatz zahlreicher ambitionierter Großbauvorhaben<br />

und Infrastrukturprojekte, die gerade deutschen Unternehmen<br />

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SOUQ 3/<strong>2012</strong><br />

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WIRTSCHAFTSFORUM<br />

so hoch. Mehla Ahmed, Direktorin beim<br />

mauretanischen Center of Information and<br />

Documentation for Economic and Technical<br />

Development, bestätigte diese Zahlen<br />

für Mauretanien. In dem Maghreb-Land<br />

steuern die KMUs 30 Prozent zum BIP bei,<br />

beschäftigen aber 75 Prozent aller Arbeitnehmer.<br />

Zudem seien die KMUs in Mauretanien<br />

sehr innovationsfreudig.<br />

Dr. Bach und S.E. Al-Ghanim ehrten S.E. Al-Attiyah<br />

<strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Bach ehrt Hans-Dietrich Genscher und Scheich Khalifa<br />

Prof. Dr. Markus Müller, Abteilungsleiter im<br />

baden-württembergischen Ministerium für<br />

Finanzen und Wirtschaft, hielt ein Plädoyer<br />

für mittelständische Unternehmen. Diese<br />

seien der Schlüssel für den Wohlstand und<br />

die wirtschaftliche Stabilität in Deutschland.<br />

Je mehr Firmen am Markt agierten, desto<br />

mehr innovative Produkte und Dienstleistungen<br />

würden geschaffen. Vivian Jamal, Direktorin<br />

beim Economic Development Board<br />

in Bahrain, stellte die Vorzüge des Standortes<br />

Bahrain heraus: Zugang zu den Märkten<br />

am Golf, ein freies und gut entwickeltes Geschäftsumfeld,<br />

günstige Kostenstrukturen,<br />

gut ausgebildete Arbeitskräfte, eine offene<br />

Gesellschaft und eine hohe Lebensqualität.<br />

Uwe Seidel, Projektmanager bei der VDI/<br />

VDE Innovation + Technik GmbH, skizzierte<br />

die Bedingungen für erfolgreiche Innovationen.<br />

Unter anderem sei ein perfektes Zusammenspiel<br />

von Politik bzw. Förderung,<br />

Forschung und Bildung sowie Unternehmen<br />

unabdingbar.<br />

junger Unternehmer in der Region erfolgreich<br />

zu sein.<br />

In Session 8 (Building the Future: Construction<br />

and Infrastructure) hob Hans-Joachim<br />

Bliss von der Firma Bauer Spezialtiefbau<br />

GmbH die Bedeutung von verantwortlichem<br />

Handeln im Bausektor hervor. Nachhaltiges<br />

Bauen werde in der arabischen Welt immer<br />

wichtiger. Nabil El-Buenain, Project Executive<br />

Direktor beim New Port Project in Katar,<br />

gab einen Überblick über den geplanten neuen<br />

Tiefseehafen außerhalb von Doha. Erste<br />

Aufträge für das Mega-Vorhaben werden<br />

jetzt erteilt, und Nabil El-Buenain betonte<br />

die hohe Transparenz der Vergabeverfahren.<br />

Aus katarischer Sicht sei es wünschenswert,<br />

wenn sich internationale Unternehmen gemeinsam<br />

mit lokalen Firmen um Aufträge<br />

bemühten.<br />

Nach Einschätzung von Saeb Nahas, Vorsitzender<br />

und Präsident der Nahas Enterprises<br />

Group, wird sich die Bautätigkeit in den<br />

wichtigsten arabischen Märkten bis zum<br />

Jahr 2020 mehr als verdoppeln. Wachstumstreiber<br />

seien globale Sport-Events, die<br />

wachsende Wohnungsnachfrage und Energieprojekte.<br />

Auch Olaf Hoffmann, CEO<br />

und Präsident der Dorsch Holding, wies auf<br />

zahlreiche große Bauprojekte in den GCC-<br />

Staaten hin. Allein in Schienenprojekte sollen<br />

laut Hoffmann in den kommenden Jahren<br />

am Golf 106 Mrd. US-Dollar investiert<br />

werden.<br />

Noora Al-Mannai, CEO der Firma Entreprise<br />

Qatar, entwarf in Sitzung 9 (Drivers<br />

of Innovation: Small and Medium-Sized<br />

Enterprises) ein Bild von den kleinen und<br />

mittleren Unternehmen (KMU) in der Region.<br />

Danach tragen die KMU im Durchschnitt<br />

der MENA-Länder nur 28 Prozent<br />

zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Ihr<br />

Anteil an der Zahl der Beschäftigten liege<br />

aber mit 71 Prozent mehr als doppelt<br />

Die Abschlussdiskussion (Perspectives of<br />

Arab-German Business Relations) des Wirtschaftsforums<br />

wurde von Rechtsanwalt Dr.<br />

Florian Amereller moderiert. Dr. Mohammed<br />

Halaiqah, Vorsitzender des Komitees für<br />

arabische und internationale Beziehungen<br />

im jordanischen Parlament, betonte in seiner<br />

Keynote, dass sich die arabischen Länder<br />

derzeit in einer Übergangsphase befänden.<br />

Von der Bundesregierung erwartet er in dieser<br />

Situation, dass sie den Regierungen und<br />

Gesellschaften in der Region neue Gesprächsangebote<br />

macht. Volkmar Wenzel, ehemals<br />

Botschafter in Saudi-Arabien und jetzt persönlicher<br />

Beauftragter des Bundesaußenministers<br />

für die arabische Welt, bekräftigte die<br />

Bereitschaft Deutschlands, den arabischen<br />

Ländern in allen Belangen zur Seite zu stehen.<br />

Dr. Emad Shehab, Generalsekretär der<br />

Generalunion der arabischen Kammern, hob<br />

hervor, dass es in den arabischen Ländern vor<br />

allem darauf ankomme, die sozialen Bedingungen<br />

zu verbessern.<br />

Fotos: El-Sauaf<br />

14 SOUQ 3/<strong>2012</strong>


Die arabischen Länder in Nordafrika setzen auf<br />

Windkraft und Solarenergie<br />

ENERGIE<br />

Die erneuerbaren Energien rücken in den arabischen Ländern in Nordafrika immer stärker in den Fokus. Vor allem<br />

Ägypten, Algerien, Marokko und Tunesien verfolgen ambitionierte Strategien. Der Souq gibt einen Überblick über<br />

die Pläne und die bisher verwirklichten Projekte in den vier Ländern.<br />

von Dr. Ralf Neubauer<br />

Foto: dii_eumena.com<br />

Spätestens seit die Desertec-Initiative große<br />

Solarprojekte in der Sahara plant, ist einer<br />

breiten Öffentlichkeit bekannt, dass die<br />

natürlichen Bedingungen zur Nutzung der<br />

erneuerbaren Energien in den arabischen<br />

Ländern Nordafrikas geradezu ideal sind.<br />

Windkraft und Solarenergie haben dort<br />

großes Potenzial, das bislang kaum genutzt<br />

wird. Doch jetzt treiben Ägypten, Algerien,<br />

Marokko und Tunesien den Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien voran. Große Projekte<br />

werden verwirklicht oder sind in der Planung.<br />

Als ein Vorreiter gilt Marokko. Das Land<br />

verfügt über keine eigenen fossilen Energievorkommen<br />

und muss schätzungsweise<br />

97 Prozent der benötigten Energie importieren.<br />

Sogar aus Spanien wird über ein<br />

Unterseekabel Elektrizität eingeführt, und<br />

eine Entspannung der Versorgungslage ist<br />

nicht in Sicht. Denn die Stromnachfrage<br />

in dem Maghreb-Land wächst jährlich um<br />

rund 6,5 Prozent. Der Ausbau der Elektrizitätserzeugung<br />

steht daher ganz oben auf<br />

der Agenda der marokkanischen Regierung,<br />

und Ökostrom spielt dabei eine tragende<br />

Rolle.<br />

Bereits 1996 startete das öffentlich-rechtliche<br />

Energieunternehmen Office National<br />

de l’Electricité (ONE) ein staatliches Elektrifizierungsprogramm<br />

auf der Basis von<br />

Photovoltaik (PV). Die Elektrifizierungsrate<br />

ländlicher Gebiete stieg dadurch von 18<br />

auf 97,4 Prozent Ende 2011 an. Auch Dörfer,<br />

die weit entfernt vom Stromnetz liegen,<br />

verfügen nun über eine einfache dezentrale<br />

Stromversorgung, die sich aus erneuerbaren<br />

Energiequellen speist. Bis Ende 2011<br />

wurden Haushalte in 3663 Dörfern mit PV-<br />

Bausätzen ausgestattet.<br />

Mit „Chourouk” (Sonnenaufgang) startete<br />

ONE ein eigenes PV-Förderprogramm. Im<br />

Mai 2009 vergab der staatliche Versorger<br />

einen Auftrag an das spanische Solarunternehmen<br />

Isofoton zur Installation von<br />

PV-Stationen in den Regionen d’Errachidia,<br />

Benguerir und Ouarzazate. Laut Isofoton<br />

wurden 1215 Solaranlagen mit einer Gesamtleistung<br />

von 760 kW ans Netz angeschlossen.<br />

Auch in Windparks investierte ONE in den<br />

zurückliegenden Jahren. 2011 belief sich<br />

die installierte Kapazität in diesem Bereich<br />

nach Angaben des Unternehmens auf rund<br />

255 Megawatt (MW). Hinzu kommen Wasserkraftwerke<br />

von ONE mit einer Leistung<br />

von 1300 MW, so dass sich die Kapazität<br />

großer Anlagen zur Erzeugung von Strom<br />

aus erneuerbaren Energien auf 1555 MW<br />

beläuft. Insgesamt, also einschließlich konventioneller<br />

Kraftwerke, waren 2011 in Marokko<br />

nahezu 6400 MW installiert.<br />

In den kommenden Jahren soll die Bedeutung<br />

der erneuerbaren Energien in dem<br />

Land deutlich zunehmen. Laut „Plan Solaire<br />

Marocain“ sollen regenerative Energieformen<br />

bis zum Jahr 2020 42 Prozent des<br />

Stromverbrauchs und acht bis zehn Prozent<br />

der gesamten Energienachfrage decken.<br />

Hierzu sind neue Windparks und solarthermische<br />

Kraftwerke geplant.<br />

So hatte ONE unlängst den Ausschreibungsprozess<br />

für fünf Windparks mit einer<br />

installierten Leistung von insgesamt 850<br />

Megawatt (MW) gestartet. Sie sollen an den<br />

Standorten Tanger (150 MW), Midlet (100<br />

MW), Essaouira (200 MW), Laayoune (300<br />

MW) und Boujdour (100 MW) entstehen.<br />

Laut MEED haben 16 Konsortien ihre Qua-<br />

SOUQ 3/<strong>2012</strong><br />

15


ENERGIE<br />

Windpark in Marokko<br />

lifikation für das Projekt beantragt. Auch<br />

deutsche Firmen sind darunter. Siemens<br />

bewirbt sich gemeinsam mit Nareva (Marokko),<br />

Taqa (VAE) und Enel (Italien). Die<br />

beiden deutschen Unternehmen Fuhrlander<br />

und Windreich sind Mitglieder eines Konsortiums,<br />

dem außerdem Ansaldo Energia<br />

(Italien) und ABB (Schweiz) angehören.<br />

Den Angaben zufolge bewertet ONE die<br />

Anträge jetzt. Der erfolgreiche Bieter wird<br />

die Windparks planen, finanzieren, bauen,<br />

betreiben und warten. Die Projekte werden<br />

also weitgehend in privater Regie verwirklicht.<br />

Allerdings steuert der marokkanische<br />

Staat Mittel bei. Außerdem sind Kredite<br />

der African Development Bank (ADB), der<br />

European Investment Bank (EIB) und der<br />

deutschen Entwicklungsbank KfW im Gespräch.<br />

Für große Solar-Projekte ist in Marokko die<br />

Moroccan Agency for Solar Energy (Masen)<br />

zuständig. Sie plant bis zum Jahr 2015 am<br />

Standort Ouarzazate eine installierte Kapazität<br />

im Bereich Concentrated Solar Power<br />

(CSP) von 500 MW. Ein erstes Teilprojekt<br />

mit 160 MW ist auf dem Weg. Hierfür haben<br />

drei Konsortien Angebote unterbreitet.<br />

Darunter sind keine deutschen Firmen.<br />

Bislang ist der Anteil der erneuerbaren<br />

Energien an der installierten Leistung zur<br />

Erzeugung von Strom mit 3,2 Prozent<br />

(2010) in Tunesien noch gering. In Zukunft<br />

soll sich das jedoch ändern. Das sieht der<br />

Plan Solaire Tunisien (PST) vor, der im<br />

Dezember 2009 von der tunesischen Regierung<br />

verabschiedet wurde. Dieser Strategieplan<br />

projiziert bis zum Jahr 2016 eine<br />

„Renewable“-Kapazität von 1.000 MW und<br />

bis 2030 von 4.700 MW. Der Anteil an der<br />

gesamten installierten Leistung zur Stromerzeugung<br />

soll dem Plan zufolge auf 16<br />

Prozent im Jahr 2016 und auf 40 Prozent im<br />

Jahr 2030 zunehmen.<br />

Priorität hat in Tunesien die Windenergie.<br />

Die installierte Leistung soll in diesem Sektor<br />

bis 2016 auf rund 500 MW und bis 2030<br />

auf 2700 MW zunehmen. Bei der Solarenergie<br />

ist ein Ausbau der Kapazitäten bis<br />

2016 auf 250 MW und bis 2030 auf 1700<br />

MW geplant. Als Technologien sollen Concentrated<br />

Solar Power und Photovoltaik<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Deutsche Solartechnologie in Nordafrika<br />

Der Plan Solaire Tunisien umfasst für den<br />

Zeitraum 2010 bis 2016 insgesamt 40 Vorhaben<br />

in den Bereichen Energieeffizienz,<br />

Solarenergie, Windenergie, Bioenergie<br />

und Forschung. Darunter sind auch große<br />

Wind- und Solarprojekte, die von dem<br />

staatlichen Versorgungsunternehmen Société<br />

Tunisienne de l’Electricité et de Gaz<br />

(STEG) oder von privaten Investoren verwirklicht<br />

werden sollen. Private Firmen<br />

haben sich bislang nicht in dem erhoffen<br />

Umfang engagiert. Die tunesische Energieagentur<br />

Agence Nationale pour la Maitrise<br />

de l’Énergie (ANME) plant deswegen eine<br />

Novelle des Solarplanes. Ziel ist es laut<br />

ANME-Chefin Noura Laaroussi, die Rahmenbedingungen<br />

für private Investoren zu<br />

verbessern.<br />

Für großes Aufsehen in der Öffentlichkeit<br />

sorgte ein großes privates Projekt. Das<br />

britisch-tunesische Joint Venture TuNur<br />

kündigte im vergangenen Januar an, in Tunesien<br />

ein solarthermisches Turmkraftwerk<br />

mit einer Leistung von 2000 MW errichten<br />

zu wollen. Der produzierte Strom soll von<br />

2016 an über eine verlustarme neue Leitung<br />

durch das Mittelmeer nach Europa exportiert<br />

werden. Unterstützt wird das Vorhaben<br />

von der Desertec Foundation.<br />

Wie Marokko hat Tunesien in der Vergangenheit<br />

PV-Programme zur Elektrifizierung<br />

ländlicher Regionen verwirklicht. Ein<br />

Schwerpunkt im Bereich der erneuerbaren<br />

Energien war in den vergangenen Jahren<br />

das sogenannte PROSOL-Programm. Damit<br />

hat die Regierung in privaten Haushalten<br />

die Anschaffung von Solarkollektoren zur<br />

Brauchwassererwärmung gefördert. Bislang<br />

wurden Anlagen mit einer Kollektorfläche<br />

von insgesamt 700.000 Quadratmetern ins-<br />

Ambitionierte Pläne beim Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien verfolgt auch Tunesien.<br />

Das Land verfügt zwar über Öl- und<br />

Gasvorkommen. Diese sind aber begrenzt,<br />

so dass das Land bereits im Jahr 2000 bei<br />

Energie zum Nettoimporteur wurde. Da<br />

die Stromnachfrage in Tunesien jährlich<br />

um vier bis sechs Prozent wächst, muss das<br />

Land wie Marokko massiv in die Stromerzeugung<br />

investieren.<br />

Fotos: KfW-Bildarchiv/ Fotograf G.J. Lopata<br />

16 SOUQ 3/<strong>2012</strong>


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niert werden, wenn diese zu den geltenden<br />

Strompreisen nicht wirtschaftlich ist. Außerdem<br />

sollen Investitionen von Privatpersonen<br />

und Firmen durch „finanzielle,<br />

steuerliche und zollrechtliche“ Vergünstigungen<br />

gefördert werden.<br />

Kuraymat, Ägypten<br />

Ägypten ist zwar ein bedeutender Gasproduzent.<br />

Doch sind die Reserven nicht halb<br />

so umfangreich wie in Algerien. Zudem<br />

ist der Energiehunger in dem Land am<br />

Nil groß. Die Stromnachfrage wächst nach<br />

Angaben der U.S. Energy Information Administration<br />

(EIA) um jährlich sieben Prozent,<br />

und es kommt gelegentlich zu Versorgungsengpässen.<br />

Der Investitionsbedarf im<br />

Stromsektor ist folglich immens.<br />

talliert, was als großer Erfolg gilt. Die STEG<br />

hat zudem eine Reihe von Windparks mit<br />

einer Kapazität von insgesamt etwa 175<br />

MW verwirklicht. Zudem verfügt das Land<br />

über Wasserkraftwerke mit einer Leistung<br />

von 62 MW. Sie werden ebenfalls von der<br />

STEG betrieben.<br />

Algerien verfügt im Gegensatz zu Marokko<br />

und Tunesien in bedeutendem Umfang über<br />

Gas- und Ölvorkommen. Trotzdem hat die<br />

Regierung ein „Programm für erneuerbare<br />

Energien und Energieeffizienz“ beschlossen.<br />

Danach soll bis zum Jahr 2030 eine<br />

installierte Ökostrom-Kapazität von 22.000<br />

MW geschaffen werden. Zum Vergleich:<br />

Gegenwärtig beläuft sich die Stromerzeugungskapazität<br />

in Algerien insgesamt auf<br />

etwa 10.000 MW. Dabei sind regenerative<br />

Energien noch von geringer Bedeutung;<br />

Strom wird gegenwärtig vor allem in Gaskraftwerken<br />

erzeugt.<br />

Von den geplanten 22.000 MW Ökostrom<br />

sind 12.000 MW für den Eigenbedarf Algeriens<br />

und 10.000 MW für den Export –<br />

unter anderem nach Europa – bestimmt.<br />

Im Jahr 2030 sollen 40 Prozent des inländischen<br />

Elektrizitätsbedarfs durch erneuerbare<br />

Energien gedeckt werden. Im Mittelpunkt<br />

steht dabei die Sonnenenergie. Sie<br />

soll im Jahr 2030 37 Prozent des einheimischen<br />

Strombedarfs decken. Auf die Windkraft<br />

entfallen den Plänen zufolge dann drei<br />

Prozent der inländischen Elektrizitätsnachfrage.<br />

Die algerische Regierung will ihr Programm<br />

in drei Phasen verwirklichen. In den Jahren<br />

2011 bis 2013 sollen die Technologien mit<br />

Pilotanlagen getestet werden. Die Realisierung<br />

beginnt in den Jahren 2014 bis 2015,<br />

und die „breit angelegte Umsetzung“ soll<br />

von 2016 an erfolgen. Was die Sonnenenergie<br />

anbelangt, setzt die Regierung sowohl<br />

auf Photovoltaik wie auch auf solarthermische<br />

Anlagen.<br />

Bis zum Jahr 2020 sollen Photovoltaik-Anlagen<br />

mit einer Gesamtkapazität von etwa<br />

800 MW entstehen. Bis 2030 sollen jährlich<br />

weitere 200 MW hinzukommen. Die<br />

Solarthermie (CSP) will Algerien „in großem<br />

Maßstab“ einsetzen. Bis 2013 sollen<br />

zwei Pilotprojekte mit einer installierten<br />

Leistung von 150 MW realisiert werden.<br />

Im Zeitraum 2016 bis 2020 sollen vier solarthermische<br />

Kraftwerke mit einer Gesamtleistung<br />

von rund 1200 MW in Betrieb<br />

gehen. In den Jahren 2020 bis 2023 kommen<br />

den Plänen zufolge jährlich 500 MW hinzu.<br />

Für die Jahre 2024 bis 2030 sind jährlich<br />

600 MW vorgesehen.<br />

Der Ausbau der Windkraft beginnt mit einem<br />

Windpark in Adrar mit einer Leistung<br />

von 10 MW bis zum Jahr 2013. In den Jahren<br />

2014 bis 2015 sollen zwei weitere Anlagen<br />

mit einer Leistung von jeweils 20 MW<br />

hinzukommen. In den Jahren danach sind<br />

bis 2030 weitere Anlagen mit einer Gesamtkapazität<br />

von 1700 MW geplant.<br />

Der private und öffentliche Sektor sollen<br />

gleichermaßen in die erneuerbaren Energien<br />

investieren. Das Programm der algerischen<br />

Regierung sieht eine Reihe von<br />

Maßnahmen zur Förderung von Investitionen<br />

vor. So soll die Erzeugung von Elektrizität<br />

aus erneuerbaren Energien subventio-<br />

Das Land nimmt insofern eine Sonderstellung<br />

ein, als schon heute die erneuerbaren<br />

Energien eine bedeutende Rolle spielen: Die<br />

Wasserkraft trägt letzten Angaben zufolge<br />

rund 19 Prozent zur Stromerzeugung bei,<br />

wobei das Potenzial allerdings als weitgehend<br />

ausgeschöpft gilt. Ansonsten waren die „Renewables“<br />

in Ägypten lange Zeit von geringer<br />

Bedeutung, was sich ändert. So verfügt<br />

das Land mittlerweile bei der Windenergie<br />

über eine installierte Leistung von 550 MW.<br />

Hauptstandort ist Zafarana am Roten Meer.<br />

Nach Angaben der ägyptischen New and<br />

Renewable Energy Authority (NREA) gibt<br />

es in dem Land die besten Windenergie-<br />

Standorte der Welt. Die NREA verfolgt daher<br />

das Ziel, in den kommenden acht Jahren<br />

am Golf von Suez weitere Windprojekte mit<br />

einer gesamten Kapazität von 6.650 MW zu<br />

verwirklichen. Laut MEED sollen in einem<br />

ersten Schritt private Projektentwickler<br />

zehn Windparks mit einer Gesamtleistung<br />

von 2500 MW schaffen. Ausschreibungen<br />

wurden bislang nicht veröffentlicht. Im<br />

Übrigen spielt auch die Solarenergie in den<br />

Planungen der NREA eine Rolle. Bislang<br />

wurde ein großes solarthermisches Kraftwerk<br />

(140 MW) in Kuraymat südlich von<br />

Kairo verwirklicht.<br />

Es bewegt sich also einiges in arabischen<br />

Ländern Nordafrikas. Für deutsche Firmen,<br />

die bei den erneuerbaren Energien zu den<br />

weltweit führenden Anbietern zählen, eröffnen<br />

die vielfältigen Pläne vor allem mittel-<br />

und langfristig lukrative geschäftliche<br />

Chancen. Es gilt daher, die Entwicklungen<br />

aufmerksam zu verfolgen und jede Ausschreibung<br />

sorgfältig zu prüfen.<br />

Fotos: flickr_Green Prophet<br />

18 SOUQ 3/<strong>2012</strong>


VERÄNDERUNGEN BRAUCHEN<br />

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Bildung, Wasser, Energie, Gesundheit und Infrastruktur.<br />

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SOUQ 3/<strong>2012</strong><br />

19


ANKÜNDIGUNG<br />

3rd Arab-German Energy Forum in Berlin<br />

Zum dritten Mal findet am 11. und 12. Oktober<br />

in Berlin das Arabisch-Deutsche Energieforum<br />

statt. Die <strong>Ghorfa</strong> veranstaltet das Forum in Zusammenarbeit<br />

mit der Deutschen Gesellschaft<br />

für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), der<br />

Arabischen Liga und der Generalunion der arabischen<br />

Kammern. Unterstützt wird die Veranstaltung<br />

vom Bundeswirtschaftsministerium<br />

und vom Auswärtigen Amt. Die Schirmherrschaft<br />

für das Forum hat erneut Bundeswirtschaftsminister<br />

Dr. Philipp Rösler übernommen.<br />

Die ersten beiden Energieforen waren ein voller<br />

Erfolg. Es nahmen jeweils rund 300 hochrangige<br />

Entscheidungsträger aus Deutschland und<br />

der arabischen Welt teil und tauschten sich auf<br />

fachlich hohem Niveau aus. Am Ende stand die<br />

Bekenntnis zu einer noch intensiveren Kooperation<br />

im Energiesektor.<br />

Das Energieforum war hochrangig besetzt (v. l.): Viktor Elbling, Prof. Dr. Shobokshi, Staatssekretär Homann, Dr. Bach<br />

Ein Schwerpunkt werden auch in diesem Jahr<br />

die erneuerbaren Energien sein. Deutsches<br />

Know-how und die sehr guten natürlichen<br />

Bedingungen zur Nutzung der Sonnen- und<br />

Windenergie in den arabischen Ländern ergänzen<br />

sich geradezu ideal. In fast allen arabischen<br />

Ländern sind die regenerativen Energien inzwischen<br />

Bestandteil der Energiepläne. In einigen<br />

Ländern wie Ägypten und Marokko sind<br />

bereits in Kooperation mit deutschen Firmen<br />

Solar- und Windkapazitäten geschaffen worden.<br />

Der weitere Ausbau dieser unerschöpflichen<br />

Energiequellen wird wesentlich zum<br />

künftigen Strom angebot in den arabischen<br />

Ländern beitragen.<br />

Hochkarätige Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft<br />

und Politik werden zu aktuellen Trends<br />

und Entwicklungen im Energiebereich der<br />

arabischen Länder berichten und diskutieren.<br />

Im Einzelnen werden auf dem Energieforum<br />

in diesem Jahr in sieben Sitzungen folgende<br />

Themen behandelt: „Wind Energy: Stormy Potentials“,<br />

„Conventional: Energy: Safeguarding<br />

Supply”, „Water Energy and Supply: Tackling<br />

Scarcity“, „Oil and Gas: Fueling Growth“, „Solar<br />

Energy: Brilliant Perspectives“, „Optimizing<br />

Energy: Efficiency in the Industry”, „Extending<br />

Grids: Connecting Countries”. Weitere Informationen<br />

zum Programm der Veranstaltung:<br />

www.energy.ghorfa.de.<br />

4th Arab-German Education and Vocational Training Forum<br />

Das 4. Arabisch-Deutsche Bildungsforum findet<br />

vom 28. bis 29. November in Berlin statt. Die<br />

<strong>Ghorfa</strong> richtet es wiederum in Kooperation mit<br />

iMOVE, einer Initiative des Bundesbildungsministeriums<br />

zum Export von Bildungsdienstleistungen,<br />

aus. Die Schirmherrschaft für die Veranstaltung<br />

hat erneut Bundesbildungsministerin<br />

Prof. Dr. Annette Schavan übernommen. Sie<br />

wird auch eine Rede auf der Eröffnungsveranstaltung<br />

am 28. November halten.<br />

Wie im Vorjahr werden nahezu 300 Experten aus<br />

Deutschland und der arabischen Welt erwartet:<br />

„Das Bildungsforum hat sich erfolgreich etabliert<br />

und stellt für deutsche Bildungsanbieter, die in<br />

den arabischen Ländern Fuß fassen wollen, das<br />

wichtigste Event hierzulande dar“, sagt <strong>Ghorfa</strong>-<br />

Generalsekretär Abdulaziz Al-Mikhlafi.<br />

Drei Sitzungen zu folgenden Themen stehen<br />

auf dem Programm: „Bridges between Germany<br />

and the Arab Countries – Transfer of Education<br />

Frameworks“, „Transitions from School<br />

to Work – Occupational Guidance“, „Current<br />

Pilots for Arab-German Cooperation Projects“.<br />

Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Schavan eröffnet das 3. Arab-German Education and Vocational Training Forum<br />

Die abschließende Plenarsitzung hat den Titel<br />

„Business Opportunities under the Influence of<br />

the Current Movements – Visions for the Future“.<br />

Deutsche Firmen und Institutionen aus der beruflichen<br />

Aus- und Weiterbildung sowie aus dem<br />

Hochschulbereich haben im Rahmen des Forums<br />

ausgiebig Gelegenheit, sich über Kooperationsmöglichkeiten<br />

mit den arabischen Ländern zu<br />

informieren und mit hochrangigen Persönlichkeiten<br />

und Experten aus der Region Kontakt<br />

aufzunehmen. Auf dem letzten Bildungsforum<br />

hatte Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Annette<br />

Schavan in ihrer Eröffnungsrede festgestellt,<br />

dass bei der arabisch-deutschen Zusammenarbeit<br />

im Bildungssektor in der jüngeren Vergangenheit<br />

erhebliche Fortschritte erzielt worden<br />

seien. Jetzt komme es darauf an, die bilateralen<br />

Kooperationen auszubauen und zu vertiefen.<br />

Fotos: <strong>Ghorfa</strong><br />

20 SOUQ 3/<strong>2012</strong>


BILDUNG<br />

Die berufliche Bildung rückt in den arabischen Golfstaaten<br />

immer stärker in den Fokus<br />

Die arabischen Golfstaaten investieren weiter massiv in die Bildung. In den Fokus rückt dabei immer stärker die berufliche Ausbildung.<br />

Sie befindet sich vielfach noch im Aufbau. Für deutsche Branchenunternehmen eröffnen sich insbesondere in Saudi-Arabien interessante<br />

geschäftliche Chancen.<br />

von Dr. Ralf Neubauer<br />

Die arabischen Golfstaaten investieren weiter<br />

massiv in die Bildung. In den Fokus rückt dabei<br />

immer stärker die berufliche Ausbildung.<br />

Sie befindet sich vielfach noch im Aufbau. Für<br />

deutsche Branchenunternehmen eröffnen sich<br />

insbesondere in Saudi-Arabien interessante geschäftliche<br />

Chancen.<br />

Der Bildungssektor in den Staaten des Golfkooperationsrates<br />

(GCC) bleibt auf Wachstumskurs.<br />

Das ist das Fazit eines Branchenreports,<br />

den jetzt die Investmentbank Alpen Capital vorgelegt<br />

hat. Danach wird die Zahl der Studenten<br />

und Schüler in der Region von 10,2 Mio. im Jahr<br />

2011 auf 11,6 Mio. im Jahr 2016 zunehmen, was<br />

einer jährlichen Wachstumsrate von 2,7 Prozent<br />

entspricht (siehe auch Tabelle 1). Hauptgrund<br />

für diesen Anstieg sei das Bevölkerungswachstum<br />

in den GCC-Staaten.<br />

Dem Report zufolge wächst die Zahl der Schüler<br />

in den einzelnen Schulformen unterschiedlich<br />

stark. Das höchste Wachstum (11,2 Prozent) wird<br />

im Bereich der Vorschulerziehung erwartet. Es<br />

folgt der tertiäre Bereich (Berufsausbildung und<br />

Unterricht an Hochschulen) mit einem Zuwachs<br />

von jährlich 4,6 Prozent (siehe Tabelle 2). In der<br />

„Primary Education“ (Grundschule) wächst die<br />

Zahl der Schüler um jährlich 1,7 Prozent. Das<br />

geringste Wachstum wird mit 1,6 Prozent in der<br />

„Secondary Education“ erwartet, die der Sekundarstufe<br />

I und II in Deutschland entspricht. Auf<br />

diesen Bereich entfielen im Jahr 2011 etwa 83<br />

Prozent aller Schüler und Studenten am Golf.<br />

Der Report von Alpen Capital skizziert eine<br />

Reihe von Trends, die den Bildungssektor in den<br />

GCC-Staaten auszeichnen. So schicken immer<br />

mehr Eltern ihre Kinder auf private Schulen,<br />

weil dort die Qualität der Bildung höher sei als<br />

an privaten Schulen. Auch nimmt aufgrund der<br />

wachsenden Zahl der in den Golfstaaten lebenden<br />

Ausländer die Zahl der privaten internationalen<br />

Schulen ständig zu.<br />

Als größte Herausforderung des Bildungssektors<br />

wird der ausgesprochene Mangel an qualifizierten<br />

Lehrern genannt. Vor allem für die Betreiber<br />

privater Schulen stellt dies ein potenziell<br />

Auch im Oman wird in die Ausbildung der Jugend investiert<br />

großes Problem dar. Beklagt wird zudem die im<br />

internationalen Vergleich geringe Beteiligung<br />

junger Menschen an der tertiären Bildung, also<br />

an der Berufsausbildung und an dem Unterricht<br />

an Hochschulen. Der Grund hierfür bestehe<br />

darin, dass die vermittelten Kenntnisse und Fähigkeiten<br />

nicht den Erfordernissen des Arbeitsmarktes<br />

entsprächen. Viele junge Menschen<br />

studieren daher im Ausland.<br />

In den GCC-Staaten sei daher, so Alpen Capital,<br />

in der jüngeren Vergangenheit die technische<br />

und berufliche Ausbildung in den Vordergrund<br />

gerückt. Die Länder hätten erkannt, dass entsprechende<br />

und qualitativ gute Angebote nachhaltig<br />

dazu beitragen, die Arbeitslosigkeit zu<br />

senken. Es gebe daher in der Region ein wachsendes<br />

Interesse an einer Zusammenarbeit mit<br />

ausländischen Institutionen und Firmen in diesem<br />

Bereich. Beispielsweise habe Saudi-Arabien<br />

in Kooperation mit privaten Firmen und ausländischen<br />

Institutionen eine Reihe von Berufsbildungszentren<br />

etabliert.<br />

Tatsächlich steht der Bildungssektor in dem<br />

bevölkerungsreichsten Land der arabischen<br />

Halbinsel vor großen Veränderungen und Herausforderungen.<br />

Das hat eine Anfang diesen<br />

Jahres veröffentlichte Studie von iMOVE, der<br />

Initiative des Bundesbildungsministeriums für<br />

den Bildungsexport, eindrucksvoll belegt.<br />

Der Studie zufolge sind mehr als 50 Prozent<br />

der saudi-arabischen Bevölkerung im Alter<br />

von unter 16 Jahren. Jedes Jahr drängen über<br />

430.000 Schulabgängerinnen und -abgänger<br />

und Hochschulabsolventinnen und -absolventen<br />

auf den Arbeitsmarkt. Bei Absolventinnen<br />

und Absolventen von Hochschulen und technischen<br />

Ausbildungsgängen wird dabei oftmals<br />

eine ungenügende Eignung für die tatsächlichen<br />

Anforderungen des Arbeitsmarktes bemängelt.<br />

Über 50 Prozent der registrierten Arbeitslosen<br />

haben zudem lediglich eine Schulbildung genossen.<br />

Deswegen ist in technischen Berufen der<br />

Anteil der ausländischen Arbeitskräfte in dem<br />

Königreich mit 95 Prozent sehr hoch.<br />

Laut iMOVE wirkt die saudische Regierung<br />

mit einem umfangreichen Weiterbildungsprogramm<br />

für die heimische Bevölkerung dieser Situation<br />

entgegen. So sind im Staatshaushalt für<br />

das Jahr <strong>2012</strong> 45 Mrd. US-Dollar für die Bildung<br />

und Qualifi kation reserviert. Die Bildungsausgaben<br />

machen damit 24 Prozent des gesamten<br />

Budgets aus. Doch reichen die Kapazitäten der<br />

öffentlichen Weiterbildungseinrichtungen derzeit<br />

noch nicht aus, um eine hohe Zahl von Studierenden<br />

aufzunehmen und auszubilden. Den<br />

Angaben zufolge finden lediglich 32 Prozent<br />

der Bewerberinnen und Bewerber für öffentliche<br />

Aus- und Weiterbildungsprogramme einen<br />

Platz in den staatlichen Einrichtungen.<br />

Ein wichtiger Player in der Berufsausbildung<br />

des Königreiches ist laut iMOVE die staatliche<br />

„Technical and Vocational Training Corporation“<br />

(TVTC). Ihr Fokus liegt auf generellen Trai-<br />

SOUQ 3/<strong>2012</strong><br />

21


BILDUNG<br />

Arabien interessante geschäftliche Chancen.<br />

Laut iMOVE-Studie sind Aktivitäten deutscher<br />

Firmen in dem Königreich im Vergleich zu den<br />

internationalen Wettbewerbern noch relativ<br />

neu. Dagegen sind amerikanische und englische<br />

Anbieter bereits seit 15 bis 30 Jahren in dem<br />

Markt aktiv und haben eine Vielzahl von Trainingsinstituten<br />

ausgestattet.<br />

Deutscher Bildungsexport: GUtech im Oman<br />

nings und On-the-Job-Schulungen. Das erklärte<br />

Ziel der TVTC ist es, die privaten Unternehmen,<br />

die von diesen Maßnahmen profitieren, einzubeziehen.<br />

Die Institution fördert entsprechend<br />

auch Investitionen in diesem Bereich. Die berufliche<br />

Bildung findet in staatlichen und privaten<br />

Institutionen statt. Die Industrial Vocational<br />

Institutes bieten dreijährige Kurse mit einem<br />

Abschluss an, der dem Abschluss der Secondary<br />

School entspricht.<br />

Die TVTC ist aktuell federführend beim Aufbau<br />

neuer Bildungszentren. Im gesamten Königreich<br />

sollen 55 neue Technical Colleges, 39 Technical<br />

Higher Institutes sowie 150 neue Industrial Vocational<br />

Institutes entstehen. In diesem Zusammenhang<br />

gibt es laut iMOVE eine Nachfrage<br />

nach sämtlichen Produkten und Leistungen der<br />

beruflichen Bildung – von der Ausstattung bis<br />

zum Betrieb und Management der Bildungszentren.<br />

Auch sollen vier weitere Technical Trainers<br />

Colleges (TTC) zur Ausbildung von Berufsschullehrkräften<br />

nach dem Vorbild des bereits<br />

von der deutschen GIZ betriebenen TTC in Riad<br />

entstehen.<br />

Für ausländische Bildungsanbieter eröffnet der<br />

hohe Bedarf an beruflicher Bildung in Saudi-<br />

Saudi-Arabien ist der mit Abstand bedeutendste<br />

Bildungsmarkt in den GCC-Staaten,<br />

was sich schon an der Zahl der Schüler und<br />

Studenten ablesen lässt. Sie belief sich laut<br />

Alpen Capital im Jahr 2011 auf rund 7,5 Mio.<br />

junge Menschen. Der Anteil an allen Schülern<br />

und Studenten in den GCC-Staaten lag damit<br />

bei etwa 73 Prozent. Gleichwohl verfolgen<br />

auch die anderen Golfstaaten das Ziel, ihre<br />

Berufsbildungssysteme auszubauen und zu<br />

erneuern.<br />

Für deutsche Anbieter eröffnen sich auch dort<br />

geschäftliche Möglichkeiten. Beispielweise sind<br />

in Bahrain die Unternehmen daran interessiert,<br />

in den Bereichen Maschinenbau sowie Umwelt-<br />

und Chemietechnik das deutsche Berufsbildungssystem<br />

einzuführen (siehe gesonderten<br />

Artikel). Überall in der arabischen Welt hat sich<br />

herumgesprochen, dass das duale deutsche System,<br />

das betriebliche und schulische Ausbildung<br />

verbindet, weltweit führend ist. Im Wettbewerb<br />

um Aufträge ist dies ein nicht zu unterschätzendes<br />

Verkaufsargument.<br />

Tabelle 1: Schülerzahlen in den GCC-Staaten<br />

2011* 2013* 2015*<br />

Vorschule 543.561 687.522 842.880<br />

Primary und Secondary Education 8.439.127 8.745.501 9.027.866<br />

Tertiary Education 1.230.071 1.355.672 1.487.268<br />

Gesamt 10.212.759 10.788.695 11.358.014<br />

Quelle: Alpen Capital<br />

* Prognose bzw. Schätzung<br />

Tabelle 2: Studenten in den GCC-Staaten: Berufsausbildung und Hochschulen<br />

2011* 2013* 2015*<br />

Bahrain 36.749 38.594 40.568<br />

Katar 14.584 17.341 20.445<br />

Kuwait 46.982 51.992 57.332<br />

Oman 81.166 87.054 93.429<br />

Saudi-Arabien 949.544 1.044.257 1.142.171<br />

VAE 101.046 116.434 133.323<br />

Gesamt 1.230.071 1.355.672 1.487.268<br />

Quelle: Alpen Capital<br />

* Prognose bzw. Schätzung<br />

Foto: Schumacher<br />

22 SOUQ 3/<strong>2012</strong>


BILDUNG<br />

Bahrain nimmt bei der Bildung am Arabischen<br />

Golf eine Vorreiterrolle ein<br />

Bahrain hat das älteste öffentliche Bildungssystem am Arabischen Golf und<br />

entwickelt den Sektor ständig weiter. Ziel ist eine weitere Internationalisierung.<br />

Insbesondere in der Berufsausbildung will das Königreich enger mit<br />

der deutschen Wirtschaft kooperieren.<br />

Das staatliche Engagement in der Bildung<br />

hat in Bahrain eine mehr als 90jährige Tradition.<br />

Im Jahr 1919 wurde die erste Schule<br />

gegründet, und bereits Mitte der 1950er<br />

Jahre wurden über ein Drittel aller Jungen <br />

und Mädchen in staatlichen Schulen unter-richtet.<br />

Der Zugang zum Schulsystem ist<br />

<br />

kostenfrei, und das Bildungssystem mit einem<br />

starken Fokus auf praktische Ergebnisse<br />

<br />

gilt als eines der besten am Arabischen Golf. <br />

Der Alphabetisierungsgrad liegt in Bahrain<br />

heute bei 90 Prozent und ist damit einer<br />

<br />

der höchsten in der Region. Die Einschreibungsquoten<br />

an Colleges und Universitäten<br />

<br />

liegen mit 95 Prozent ebenfalls überdurch-schnittlich<br />

hoch, und etwa 70 Prozent der an <br />

den Hochschulen eingeschriebenen Studen-ten<br />

sind Frauen.<br />

Dabei entwickelt das Königreich sein Bildungs-<br />

und Ausbildungssystem ständig<br />

weiter. Jährlich fließen knapp 11 Prozent der<br />

SOUQ 3/<strong>2012</strong><br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Staatsausgaben in den Bildungssektor, der<br />

weiter internationalisiert werden soll. Auf<br />

der Agenda stehen in diesem Zusammenhang<br />

Austauschprogramme, gemeinsame<br />

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Projekte mit der Industrie und dem Privatsektor<br />

sowie Praxissemester im Ausland.<br />

In den kommenden zehn Jahren werden voraussichtlich<br />

weitere 100.000 junge Bahrainer<br />

auf den Arbeitsmarkt drängen. Um ihre<br />

Beschäftigungschancen zu verbessern, haben<br />

Bildung und Ausbildung in dem Golfstaat<br />

Priorität. Zugleich stellt Bildung die<br />

tragende Säule bei der Verwirklichung der<br />

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23


BILDUNG<br />

Studenten in Bahrain beim Lernen in der Arbeitsgruppe<br />

„Vision 2030“ dar. Mit diesem Programm<br />

treibt die Regierung in Bahrain die Diversifizierung<br />

der Volkswirtschaft voran.<br />

In der jüngeren Vergangenheit wurden zahlreiche<br />

Bildungsinitiativen gestartet. So wurde<br />

an der University of Bahrain das Teacher<br />

Training College geschaffen, die Bahrain Polytechnic<br />

gegründet und das Crown Prince<br />

International Scholarship Programme ins<br />

Leben gerufen. Auch wurde die Quality Assurance<br />

Authority (QAA) eingerichtet. Aufgabe<br />

dieser Institution ist es, die Bildungseinrichtungen<br />

in dem Land zu beurteilen.<br />

Durch regelmäßige Leistungsüberprüfungen<br />

und entsprechende Handlungsempfehlungen<br />

sollen die Bildungsstandards weiter<br />

verbessert werden.<br />

Bahrain hat sich bei seinen Bildungsreformen<br />

an internationalen Best Practices orientiert<br />

und steht deshalb im globalen Vergleich<br />

sehr gut da. Zu einer ausgesprochen<br />

positiven Beurteilung kommt beispielsweise<br />

der Global Gender Gap Report 2011 des<br />

World Economic Forum. Danach liegt die<br />

„zentrale Stärke“ Bahrains „weiter im Bildungsbereich,<br />

wo die Einschulungsquoten<br />

von Mädchen in primären und tertiären<br />

Bildungseinrichtungen ungefähr denen der<br />

Jungen entsprechen und im Bereich der<br />

Hochschulbildung diese sogar übertreffen.“<br />

Derzeit gibt es in Bahrain mehr als 250<br />

Grund- und Sekundarschulen. Darunter<br />

sind 65 Privatschulen, an denen nach britischen,<br />

US-amerikanischen, französischen,<br />

indischen, japanischen oder pakistanischen<br />

Lehrplänen unterrichtet wird. Über die<br />

Gründung einer deutschen Schule in Bahrain<br />

wird gegenwärtig verhandelt.<br />

Bahrainische Unternehmen sind sehr an<br />

der Einführung des weltweit anerkannten<br />

deutschen Berufsausbildungssystems, also<br />

der dualen Ausbildung, interessiert. Dieser<br />

Wunsch bezieht sich vor allem auf die Bereiche<br />

Maschinenbau sowie Umwelt- und Chemietechnik.<br />

Daneben würde Bahrain gerne<br />

eng mit weiteren internationalen Anbietern<br />

in der Berufsbildung und mit externen Akkreditierungsbehörden<br />

zusammenarbeiten.<br />

Im Fokus stehen hier die Bereiche Medizin<br />

(vor allem Krankenpflege und Zahnmedizin),<br />

Logistik, IT und Telekommunikation.<br />

Unterstützung und Anreize bieten in diesem<br />

Zusammenhang die Programme der<br />

bahrainischen Entwicklungsorganisation<br />

Tamkeen. Sie vergibt Stipendien an Studierende<br />

und Arbeitgeber, um die technischen<br />

Kompetenzen von Mitarbeitern in strategischen<br />

Branchen zu verbessern.<br />

Im Jahr 2011 haben Tamkeen und das Bahrain<br />

Economic Development Board (EDB)<br />

gemeinsam das International Placement<br />

Programme ins Leben gerufen. Es soll den<br />

interkulturellen Austausch fördern und<br />

jungen bahrainischen Universitätsabsolventen<br />

die Möglichkeit eröffnen, bei wichtigen<br />

Handelspartnern im Ausland, auch<br />

in Deutschland, praktische Erfahrungen zu<br />

sammeln. Aus Deutschland haben sich bisher<br />

die Firmen Hochtief, RMA und BASF<br />

dem Programm angeschlossen.<br />

Ein wichtiges Event in Bahrain ist das Education<br />

Project. Diese Konferenz wurde von<br />

Kronprinz Salman bin Hamad Al Khalifa<br />

ins Leben gerufen und brachte 2010 mehr<br />

als 600 Bildungsfachleute aus 50 Ländern<br />

zusammen. Sie diskutierten über zahlreiche<br />

Aspekte der Bildungspolitik und darüber,<br />

wie die Bildungserfolge in Bahrain noch<br />

verbessert werden können.<br />

Eine bedeutende Institution in Bahrain ist<br />

das Economic Development Board. Das EDB<br />

gilt als dynamische Behörde. Ihre Aufgabe<br />

ist es ist, ausländische Investoren zu gewinnen<br />

und ausländische Unternehmen<br />

beim Aufbau geschäftlicher Aktivitäten in<br />

Bahrain zu unterstützen. Kleine und mittlere<br />

Unternehmen aus Deutschland und ihr<br />

technisches Know-how sind in dem Königreich<br />

besonders willkommen.<br />

Mittlerweile sind rund 60 deutsche Firmen<br />

in Bahrain angesiedelt und haben Stellen auf<br />

allen Ebenen und in allen Funktionen geschaffen.<br />

Wer in dem Königreich Geschäfte<br />

macht, agiert in einer Win-Win-Situation:<br />

Deutsche Unternehmen profitieren von der<br />

hochproduktiven, gut ausgebildeten und<br />

zweisprachigen nationalen Erwerbsbevölkerung,<br />

Bahrain kann deutsches Fachwissen<br />

und deutsche Erfahrungen nutzen.<br />

24 SOUQ 3/<strong>2012</strong>


Lebenslanges Lernen ist für uns selbstverständlich. Auch nach der Schulzeit. Mit Investitionen von über 475 Millionen<br />

Dollar in die Berufsausbildung haben wir in Bahrain die qualifiziertesten Arbeitskräfte der Golfregion ausgebildet.<br />

Erfahren Sie mehr unter bahrain.com


INTERVIEW<br />

Das irakische Investitionsgesetz gehört zu<br />

den großzügigsten Gesetzen in der Region<br />

Vor dem Hintergrund des 2. „Iraqi-<br />

German Business Forum“ in Berlin<br />

vom 24.-25. September hat der<br />

SOUQ ein Interview mit dem Botschafter<br />

der Republik Irak S.E. Dr.<br />

Hussain Mahmood Fadhlalla Alkhateeb<br />

geführt.<br />

Souq: Die irakische Regierung will ein<br />

günstiges Geschäfts- und Investitionsklima<br />

schaffen. Welche Maßnahmen wurden<br />

auf diesem Gebiet getroffen?<br />

Alkhateeb: Der neue Irak verfolgt eine Politik<br />

der freien Marktwirtschaft, nachdem<br />

das Land jahrzehntelang unter der Zentralwirtschaft<br />

litt. Die irakische Regierung<br />

strebt an, den Anteil des privaten Sektors am<br />

Wiederaufbau auf 40 Prozent zu erhöhen.<br />

Dies soll im Rahmen des laufenden Fünf-<br />

Jahres-Entwicklungsplans erreicht werden.<br />

Zahlreiche erforderliche Bedingungen wurden<br />

geschaffen, damit sich der private Sektor<br />

entfalten kann. Das Gleiche gilt auch für<br />

die Förderung einheimischer, arabischer und<br />

ausländischer Investitionen in allen Wirtschaftszweigen<br />

des Irak.<br />

Das irakische Parlament unterstützt diese<br />

Politik durch die Verabschiedung entsprechender<br />

Gesetze. Zu den wichtigsten Maßnahmen<br />

gehört die Verabschiedung des Investitionsgesetzes<br />

Nr. 13 im Jahre 2006 und<br />

dessen Änderung im Jahre 2010. Danach<br />

wird einheimischen, arabischen und ausländischen<br />

Investoren das Recht auf Grundstückerwerb<br />

bei Wohnbauprojekten eingeräumt<br />

und garantiert. Bei weiteren Projekten<br />

zahlen die Investoren niedrige Mieten. Mit<br />

zahlreichen Erleichterungen sowie Kapitalund<br />

Gewinnschutzgarantien gehört dieses<br />

Gesetz zu den großzügigsten in der Region.<br />

Die Nationale Investitionskommission<br />

(NIC) und die Investitionskommissionen<br />

in den irakischen Provinzen bzw. Regionen<br />

unterstützen die Investoren und geben eine<br />

nationale Investitionslandkarte mit Regionen-<br />

und Branchenbezug heraus. Der Investitionsführer<br />

der NIC bietet Informationen<br />

und Hilfestellungshinweise für Investoren<br />

über die erleichterte Einreiseprozedur in<br />

den Irak, Investitionserleichterungen, Investitionsklima,<br />

Firmenregistrierungs- und<br />

Geschäftsaufnahmeprozedur. Der „One-<br />

Stop-Shop“ – die Durchführung aller bürokratischen<br />

Schritte an einer Stelle – der NIC<br />

und die lokalen Investitionskommissionen<br />

ermöglichen die schnelle Erteilung von Genehmigungen<br />

für Projekte, Grundstückerwerb,<br />

Steuerbefreiung und Ein- und Ausreise<br />

von Investoren und deren Mitarbeitern.<br />

Außerdem wurde das Verfahren zur Erteilung<br />

von Einreise-Visa in den Irak für<br />

Unternehmen und Investoren stark vereinfacht.<br />

Wenn die Vorschriften erfüllt sind,<br />

genügt ein einziger kurzer Besuch in unserer<br />

Konsularabteilung, um das Visum zu<br />

erhalten.<br />

Der Irak hat eine Reihe von Investitionsförderungs-<br />

und schutzabkommen mit vielen<br />

Ländern geschlossen. Zwischen Deutschland<br />

und dem Irak sind in den letzten zwei<br />

Jahren mehrere Verträge entstanden: Das<br />

entsprechende Investitionsförderungs- und<br />

schutzabkommen, das im Dezember 2010<br />

unterzeichnet worden ist, wurde vom irakischen<br />

Parlament im August gebilligt<br />

Foto: 2011 HK Offiice Berlin<br />

26 SOUQ 3/<strong>2012</strong>


INTERVIEW<br />

und soll infolgedessen in Kraft treten.<br />

Im November 2011 trafen beide Seiten<br />

eine Vorvereinbarung für die Kooperation.<br />

Zuvor hatte Deutschland im Februar<br />

desselben Jahres eine Absichtserklärung<br />

(MoU) über die bilaterale wirtschaftliche<br />

und technische Zusammenarbeit unterzeichnet.<br />

Anfang Juni diesen Jahres folgte<br />

ein MoU im Gesundheitsbereich zwischen<br />

beiden Ländern. Vorlagen für weitere Kooperationsvereinbarungen<br />

werden für die<br />

Unterzeichnung vorbereitet. Das Gleiche<br />

gilt für die Zusammenarbeit mit weiteren<br />

Ländern wie u.a. Japan, Südkorea oder den<br />

USA.<br />

Das Wichtigste für ein günstigeres Investitionsklima<br />

ist die spürbare Verbesserung<br />

der Sicherheitslage in den verschiedenen<br />

irakischen Gebieten. So benutzen ausländische<br />

Unternehmen mittlerweile die irakischen<br />

Flughäfen und bewegen sich frei in<br />

den verschiedenen Provinzen, wie Basra,<br />

Najaf, Karbala, Erbil und Sulaimaniya und<br />

anderswo.<br />

Die staatlichen Kontrollorgane weisen<br />

hervorragende Erfolge bei der Korruptionsbekämpfung<br />

im Verwaltungs- und Finanzbereich<br />

vor. Damit werden Investitionshemmnisse<br />

beseitigt. Zu den Aufgaben<br />

der Integritätskommission, des Finanzkontrollbüros<br />

und des staatlichen Inspektorenbüros<br />

in den unterschiedlichen Ministerien<br />

gehört die Aufdeckung und Bekämpfung<br />

von Korruptionsherden. Sie führen ihre<br />

Arbeit weiter aus und werden von der irakischen<br />

Regierung voll unterstützt.<br />

Souq: Welche Prioritäten wurden beim<br />

Wiederaufbau und bei der Entwicklung des<br />

Irak gesetzt? Wird der Zeitrahmen für die<br />

Durchführung des nationalen Fünf-Jahres-Entwicklungsplans,<br />

2010-2014, eingehalten?<br />

Und was wurde bisher hauptsächlich<br />

erreicht?<br />

Alkhateeb: Der Irak war zu der Zeit der<br />

Umwälzungen 2003 ausnahmslos in allen<br />

Bereichen unterentwickelt. Es bleibt dringend<br />

notwendig, eine funktionierende Infrastruktur<br />

und die Grundversorgung mit<br />

Strom, Wasser sowie Gesundheitsdienstleistungen<br />

zu sichern.<br />

Das Wiederanspringen der Wirtschaft und<br />

der Wiederaufbau bzw. die Entwicklung<br />

SOUQ 3/<strong>2012</strong><br />

Bagdad bei Nacht<br />

der Bereiche Industrie, Energie, Wasser,<br />

Landwirtschaft, Wohnungsbau, Bildung<br />

und Finanzen sind lebensnotwendig und<br />

bieten zahlreiche Chancen für Unternehmer<br />

und Investoren.<br />

Für die Durchführung des Fünf-Jahres-<br />

Entwicklungsplans wurden laut internationalen<br />

Instituten bessere Ergebnisse erzielt<br />

als erwartet. Der beste Beweis dafür<br />

ist, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP)<br />

um 9,9 Prozent in 2011 angestiegen ist. Geplant<br />

war ein Wachstum von 9,3 Prozent<br />

im Jahresdurchschnitt. Nach Schätzungen<br />

des Internationalen Währungsfonds soll<br />

die Wirtschaft um 11,1 Prozent in <strong>2012</strong><br />

wachsen. Zahlreiche Projekte wurden in<br />

den Bereichen Infrastruktur, Energie,<br />

Wasserwirtschaft, Bildung sowie Dienstleistung<br />

umgesetzt. Der Bedarf nach weiteren<br />

Projekten ist enorm nach der misslichen<br />

Situation, die das alte diktatorische<br />

Regime durch Kriege, Embargo und Misswirtschaft<br />

geschaffen hat.<br />

Souq: Die deutsch-irakischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

entwickeln sich beachtlich. In<br />

welchen Sektoren wurden besondere Erfolge<br />

erzielt, welche sind für die weitere Zusammenarbeit<br />

vielversprechend?<br />

Alkhateeb: In den letzten Jahren haben<br />

sich die deutsch-irakischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

merklich entwickelt, und zwar<br />

im Gleichschritt mit der politischen und<br />

kulturellen Entwicklung. Beide Länder<br />

möchten ihre Beziehungen verbessern und<br />

für die notwendige Sicherheit der im Irak<br />

tätigen deutschen Unternehmen sorgen.<br />

Bei Vor-Ort-Besuchen haben sich Unternehmergruppen<br />

im Irak ein eigenes Bild<br />

über die Lage gemacht und festgestellt,<br />

dass die Situation ruhig ist, ganz im Gegensatz<br />

zur Medienberichterstattung. Der<br />

deutsch-irakische Handelsaustausch verbesserte<br />

sich in den letzten Jahren um 30<br />

Prozent im Jahresdurchschnitt.<br />

Zu den wichtigsten Sektoren, in denen die<br />

deutsche Wirtschaft aktiv und erfolgreich<br />

war, gehören Energie und Elektrizität,<br />

Verkehr, Bau und Gesundheit. Deutsche<br />

Unternehmen sind dabei, Hafenanlagen<br />

in Basra zu entwickeln und diese in Zukunft<br />

zu managen. Andere Firmen bauen<br />

Krankenhäuser und Infrastruktureinrichtungen.<br />

Außerdem fanden deutsche Produkte<br />

und Technologien Verwendung im<br />

Gesundheits-, Bildungs- und Elektrizitätssektor.<br />

Alle anderen Bereiche sind offen<br />

für neue Kooperationen – das Investitionspotenzial<br />

ist hierbei enorm.<br />

Souq: Wie investiert der Irak in sein<br />

„menschliches Kapital“? Wo stehen wir in<br />

der Bildung?<br />

Alkhateeb: Die schöpferische irakische Bevölkerung<br />

ist mindestens genauso wichtig<br />

wie die reichlich vorhandenen Bodenschätze.<br />

Doch die Iraker müssen noch stärker<br />

gefördert werden, um den Wiederaufbau<br />

27


INTERVIEW<br />

S.E. Alkhateeb auf dem 15th German-Arab Business Forum<br />

selbst in die Hände zu nehmen. Deshalb<br />

entwickelt die Regierung seit 2004 zielgerichtet<br />

Bildungseinrichtungen. Dabei wurden<br />

– in Zusammenarbeit mit internationalen<br />

Partnern, auch aus Deutschland – viel<br />

Energie und Ressourcen aufgewendet. Das<br />

kann ich aus erster Hand bezeugen durch<br />

eigene Beobachtungen in Berufsbildungsbehörden<br />

oder der technischen Fakultät.<br />

Diese Bildungseinrichtungen haben ihre<br />

Programme, Lehrmittel und Lehrgänge<br />

neu geordnet und verbessert. Regierungsangestellte<br />

aus allen Bereichen nahmen an<br />

Sonderkursen teil. Die Mitglieder des Lehrkörpers<br />

wurden ins Ausland zu Lehrgängen<br />

geschickt. Darunter war eine Fortbildung<br />

in Kairo, die in deutscher Zusammenarbeit,<br />

d.h. von der Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit, initiiert wurde. Mehr<br />

als 2.000 irakische Fachkräfte wurden ausgebildet,<br />

sie können jetzt eine aktive Rolle<br />

im Irak übernehmen. Davon profitieren<br />

zum einen lokale und ausländische Firmen,<br />

die im Irak investieren. Zum anderen spart<br />

der Irak Finanzmittel, die er ansonsten für<br />

ausländische Fachkräfte ausgegeben hätte.<br />

Trotz alldem ist der Bedarf nach Bildung<br />

und Ausbildung der irakischen Fachkräfte<br />

enorm groß, die jahrelang von der internationalen<br />

technischen und beruflichen<br />

Entwicklung abgeschnitten waren. Wir<br />

benötigen eine große Zahl ausgebildeter<br />

Fachkräfte, um die zahlreichen Wiederaufbauprogramme<br />

im Irak zu schaffen.<br />

Der Irak will seine Zusammenarbeit mit<br />

den befreundeten Ländern, vor allem mit<br />

Deutschland, auf diesem Gebiet ausbauen.<br />

Souq: Das zweite irakisch-deutsche Wirtschaftsforum<br />

findet vom 24.-25. September<br />

in Berlin statt. Welche Botschaft wollen Sie<br />

an die deutschen Unternehmer übermitteln?<br />

Alkhateeb: Meine Botschaft ist ganz klar:<br />

Im Irak gibt es vielversprechende Investitions-<br />

und Geschäftschancen. Mein Land<br />

hat immense natürliche und menschliche<br />

Ressourcen, die eine prosperierende Zukunft<br />

ermöglichen. Der Irak ist im Wettlauf<br />

mit der Zeit, um den Wiederaufbau<br />

erfolgreich abzuschließen und bessere<br />

Dienstleistungen für die Bevölkerung anzubieten.<br />

Die Tore des Irak sind offen für<br />

alle Unternehmen, die investieren wollen.<br />

Deutsche Produkte und Technologien<br />

genießen einen guten Ruf im Irak. Die<br />

Wirtschaftskooperation mit Deutschland<br />

besteht seit Jahrzehnten und die Iraker<br />

wollen von deutschen Erfahrungen beim<br />

Wiederaufbau nach einem zerstörerischen<br />

Krieg lernen. Sie wollen die besten Beziehungen<br />

mit der Bundesrepublik Deutschland<br />

auf allen Ebenen aufbauen. Außerdem<br />

zollen sie der befreundeten deutschen Bevölkerung<br />

großen Respekt und besondere<br />

Wertschätzung. All das bietet eine besondere<br />

und einmalige Chance für die deutschen<br />

Unternehmer und Investoren, um<br />

große Erfolge in ihrem Irak-Engagement<br />

zu erzielen. Sie sollen diese Chancen nutzen<br />

und diejenigen sein, die einige Schritte<br />

voraus sind vor den anderen auf dem irakischen<br />

Markt. Zweifler sollen aus der positiven<br />

Erfahrung anderer deutscher Firmen<br />

lernen, die vor ihnen auf dem irakischen<br />

Markt waren. Abgesehen davon sind Weltkonzerne<br />

im Irak vom Norden bis in den<br />

Süden aktiv.<br />

Souq: Wie bewerten Sie die Aktivitäten der<br />

<strong>Ghorfa</strong>?<br />

Alkhateeb: Die <strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber<br />

of Commerce and Industry spielt eine<br />

positive und aktive Rolle in der Entwicklung<br />

und Festigung der deutsch-arabischen<br />

Wirtschaftsbeziehungen im Allgemeinen.<br />

Dazu tragen ihre Dienstleistung und Foren,<br />

Treffen sowie Delegationsreisen bei, die sie<br />

auf verschiedenen Gebieten organisiert.<br />

Was den Irak anbetrifft, so möchte ich der<br />

<strong>Ghorfa</strong> meinen Dank und meine Wertschätzung<br />

aussprechen, insbesondere ihrem Generalsekretär,<br />

Abdulaziz Al-Mikhlafi, und<br />

ihrem Präsidenten, Dr. Thomas Bach für die<br />

ausgezeichnete Zusammenarbeit, die wir<br />

tagtäglich erleben. Die <strong>Ghorfa</strong> ist immer<br />

da, wenn unsere Botschaft hinsichtlich der<br />

Abhaltung von Wirtschaftsforen Wünsche<br />

äußert. Sie ist auf allen Ebenen kooperativ.<br />

Im Arbeitsalltag hoffe ich, dass ich bei der<br />

<strong>Ghorfa</strong> weiterhin auf offene Ohren stoße.<br />

Den zuständigen Mitarbeitern wünsche ich<br />

dauerhaften Erfolg.<br />

Foto: El-Sauaf<br />

28 SOUQ 3/<strong>2012</strong>


AKTIVITÄTEN<br />

Generalsekretär der <strong>Ghorfa</strong><br />

nimmt an dem Euro-Arab<br />

Economic Forum teil<br />

Empfang und Lunch zu Ehren<br />

S.E. Mohammed<br />

Ahmed Al-Mahmood<br />

Der Generalsekretär der <strong>Ghorfa</strong> Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />

nahm vom 12.-13. September an dem Euro-Arab Economic<br />

Forum in Beirut teil, das unter der Schirmherrschaft<br />

von S.E. Najib Mikati, dem Ministerpräsidenten des Libanon,<br />

stattfand.<br />

Das Forum, an dem über 300 arabische sowie europäische<br />

Entscheidungsträger teilnahmen, wurde von der Generalunion<br />

der Kammern für Industrie, Handel und Landwirtschaft<br />

der arabischen Länder in Kooperation mit der<br />

Europäischen Kommission, der Europäischen Investitionsbank<br />

und den bilateralen arabischen Handelskammern<br />

in Europa durchgeführt.<br />

Thema der Veranstaltung war das Potenzial der europäisch-arabischen<br />

Beziehungen. Ebenfalls wurden die neuen<br />

Perspektiven der wirtschaftlichen Zusammenarbeit,<br />

die Investitions- und Kooperationsmöglichkeiten und die<br />

Unterstützung arabischer und europäischer Geschäftsleute<br />

vorgebracht.<br />

Zur Verabschiedung des Botschafters der Vereinigten Arabischen<br />

Emirate in Deutschland, S.E. Mohammed Ahmed Al-<br />

Mahmood, luden der Präsident der <strong>Ghorfa</strong> Dr. Thomas Bach<br />

und der Generalsekretär Herr Abdulaziz Al-Mikhlafi am 12.<br />

Juli <strong>2012</strong> zu einem Mittagessen im Adlon Hotel Berlin ein. An<br />

dem Lunch nahmen die arabischen Botschafter in Berlin sowie<br />

Spitzenvertreter aus Deutschland unter anderem I.E. Frau Anne<br />

Ruth Herkes, Beamtete Staatssekretärin im Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Technologie, Vertreter des Auswärtigen<br />

Amtes, des Bundestages sowie Präsidiumsmitglieder der <strong>Ghorfa</strong><br />

teil.<br />

<strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Thomas Bach sprach über das große Engagement<br />

seiner Exzellenz im Rahmen der deutsch-emiratischen<br />

Wirtschaftsbeziehungen. Dank seiner Bemühungen habe sich<br />

die deutsch-emiratische Zusammenarbeit zu einer strategischen<br />

Partnerschaft entwickelt. In seiner Rede lobte S.E. Al-Mahmood<br />

die Rolle der <strong>Ghorfa</strong>, die die VAE sehr positiv schätze und gerne<br />

weiter unterstütze. Er würdigte ebenfalls das langjährige Engagement<br />

des Präsidenten und Generalsekretärs der <strong>Ghorfa</strong>.<br />

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SOUQ 3/<strong>2012</strong><br />

29


Bauprojekte in Riad boomen<br />

Massive Investitionen lassen die Wirtschaft in<br />

Saudi-Arabien weiter boomen<br />

von Dr. Ralf Neubauer<br />

Die wirtschaftlichen Perspektiven in Saudi-Arabien bleiben glänzend. Dank der sprudelnden Öleinnahmen kann die<br />

Regierung weiter massiv investieren. Die Volkswirtschaft in dem Königreich wird daher in diesem Jahr um voraussichtlich<br />

sechs Prozent wachsen. Auch für deutsche Unternehmen eröffnet der Boom lukrative geschäftliche Chancen.<br />

Saudi-Arabien ist nicht nur die führende Wirtschaftsnation<br />

auf der arabischen Halbinsel. Das<br />

Königreich ist auch im globalen Maßstab ein<br />

wichtiger Player. Dies machte der Internationale<br />

Währungsfonds (IWF) in einem Anfang<br />

August veröffentlichten Kurzreport deutlich.<br />

Das Land habe die globale Wirtschaft im Jahr<br />

2011 wesentlich unterstützt, indem es die Ölförderung<br />

hochgefahren und die internationalen<br />

Ölmärkte stabilisiert habe, hieß es. Zudem<br />

habe das Königreich dem IWF Mittel in Höhe<br />

von zusätzlich 15 Mrd. US-Dollar zur Verfügung<br />

gestellt und damit ebenfalls zur globalen<br />

Stabilität beigetragen. Schließlich seien die<br />

höheren Öleinnahmen verwendet worden, um<br />

die eigene wirtschaftliche Entwicklung zu beschleunigen.<br />

Dadurch seien die Länder in der<br />

Region ebenfalls unterstützt worden.<br />

Tatsächlich entwickelt sich die saudi-arabische<br />

Volkswirtschaft seit der Überwindung der<br />

globalen Wirtschafts- und Finanzkrise dynamischer<br />

als von allen Auguren vorausgesagt.<br />

Nach der Wachstumspause im Jahr 2009 lag<br />

das Wirtschaftswachstum bereits 2010 wieder<br />

bei 5,1 Prozent, und 2011 nahm das reale Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) um satte 7,1 Prozent<br />

zu (siehe Tabelle). Im Nicht-Ölsektor belief<br />

sich das Wachstum sogar auf acht Prozent und<br />

war damit so hoch wie seit 1981 nicht mehr.<br />

Trotz der insgesamt labilen Verfassung der<br />

Weltwirtschaft sagt der IWF für <strong>2012</strong> erneut<br />

ein beachtliches Wachstum in Höhe von sechs<br />

Prozent voraus. Noch Anfang dieses Jahres<br />

hatte die Washingtoner Institution lediglich<br />

ein Plus beim realen BIP von 3,6 Prozent prognostiziert.<br />

Beim Öl hat das Königreich von zwei Entwicklungen<br />

profitiert. Zum einen konnten<br />

die Förderung und die Ausfuhr ausgeweitet<br />

werden, weil Lieferausfälle anderer Länder<br />

auszugleichen waren. Zum anderen kommen<br />

dem Land natürlich die hohen Ölpreise zugute.<br />

Die Exporterlöse für Rohöl und raffinierte<br />

Produkte nahmen daher in den vergangenen<br />

Jahren massiv zu: von 163,3 Mrd. US-Dollar<br />

im Jahr 2009 auf rund 318 Mrd. US-Dollar im<br />

Jahr 2011 – ein Anstieg um fast 100 Prozent.<br />

Noch imposanter hat sich der Leistungsbilanzüberschuss<br />

des Landes entwickelt. Er<br />

nahm von 21 Mrd. US-Dollar (2009) auf 179,2<br />

Mrd. US-Dollar (2011) zu und hat sich damit<br />

seit der Krise mehr als verachtfacht.<br />

Die finanzielle Lage des Königreichs ist mithin<br />

komfortabel. Nach Angaben der saudi-arabischen<br />

Zentralbank verfügte das Land Ende<br />

2011 über Reserven in Höhe von 541 Mrd.<br />

US-Dollar. Für das laufende Jahr wird laut<br />

Germany Trade & Invest (GTAI) erwartet, dass<br />

die Rücklagen die Marke von 600 Mrd. US-<br />

Dollar überschreiten. Die Regierung wird also<br />

auch künftig große Summen in den Ausbau<br />

der Infrastruktur, in die soziale Entwicklung<br />

und in die Diversifizierung der Volkswirtschaft<br />

investieren können. Dabei offenbart schon die<br />

Entwicklung der Staatsausgaben in der jüngeren<br />

Vergangenheit große Dynamik.<br />

Das Budget des Jahres 2005 umfasste <strong>Ausgabe</strong>n<br />

in Höhe von umgerechnet rund 92 Mrd.<br />

US-Dollar. Im Haushalt des laufenden Jahres<br />

sind <strong>Ausgabe</strong>n von 184 Mrd. US-Dollar vorgesehen.<br />

In sieben Jahren hat sich das Haushaltsvolumen<br />

also verdoppelt. Selbst unter<br />

Berücksichtigung der Inflation ist dies ein<br />

beachtliches Wachstum, und dem Magazin<br />

MEED zufolge sind in diesem Jahr zusätzliche<br />

<strong>Ausgabe</strong>n zu erwarten, die das Haushaltsvolu-<br />

Foto: Flickr_Gigi-dreams<br />

30 SOUQ 3/<strong>2012</strong>


REPORT SAUDI-ARABIEN<br />

men auf etwa 200 Mrd. US-Dollar ansteigen<br />

lassen könnten.<br />

Foto: Ahmed Ali Mostafa<br />

In den staatlich dominierten Bereichen sind die<br />

Prioritäten klar. Vor allem in das Gesundheitswesen<br />

und in den Bildungssektor (siehe auch<br />

den Artikel über den GGC-Bildungsektor)<br />

wird investiert. Allein für den Sektor Bildung<br />

und Ausbildung sind 24 Prozent des laufenden<br />

Budgets oder 45 Mrd. US-Dollar reserviert.<br />

Gegenüber dem Jahr 2011 ist dies ein Zuwachs<br />

um etwa 13 Prozent. In die Sektoren Gesundheit<br />

und Soziales fließen planmäßig rund 23<br />

Mrd. US-Dollar oder rund 13 Prozent der<br />

gesamten Staatsausgaben, was einem Anstieg<br />

gegenüber dem Vorjahr um 26 Prozent entspricht.<br />

Ein boomender Sektor ist in Saudi-Arabien die<br />

Bauwirtschaft. Die Branche wächst laut einer<br />

aktuellen GTAI-Analyse seit Jahren schneller<br />

als die Gesamtwirtschaft. Im vergangenen Jahr<br />

hat sich das Wachstum beschleunigt und lag<br />

bei 11,6 Prozent. Gelingt es, die umfangreichen<br />

Auftragspolster zügig abzuarbeiten, dann<br />

seien <strong>2012</strong> und 2013 ähnliche Zuwachsraten<br />

möglich, heißt es. Mehr als die Hälfte der Bauinvestitionen<br />

kommen in Saudi-Arabien vom<br />

Staat. So wird ein ambitioniertes Wohnungsbauprogramm<br />

finanziert. Da der Mangel an<br />

bezahlbarem Wohnraum in dem Königreich<br />

groß ist, sollen bis zum Jahr 2015 500.000<br />

neue, preisgünstige Wohnungen entstehen.<br />

Deera Square: Ein Blick auf das Stadtzentrum von Riad<br />

Die großen Infrastrukturvorhaben in dem<br />

Land bieten Baufirmen ebenfalls ein lukratives<br />

Betätigungsfeld: Airports, Seehäfen, Schienenprojekte,<br />

Straßen, Wasser- und Abwasseranlagen<br />

und anderes mehr. Zentrale Bauvorhaben<br />

sind die sechs großen „Economic Cities“, die<br />

im Land neu entstehen. Die angeschlossenen<br />

Industriekomplexe bieten zudem für private<br />

Investoren vielfältige Chancen. Mit den Wirtschaftsstädten<br />

will die Regierung die regionale<br />

Entwicklung ankurbeln und die Diversifizierung<br />

der Volkswirtschaft in die gewünschte<br />

Richtung lenken. Realisiert werden die Mega-<br />

Städte in Public Private Partnership (PPP) unter<br />

der Verantwortung der staatlichen Investitionsbehörde<br />

SAGIA.<br />

Massiv investiert wird auch in die Energiewirtschaft.<br />

Nach Angaben der Saudi Electricity<br />

Company (SEC) wächst die Stromnachfrage<br />

jährlich um acht Prozent. Die installierte Kapazität<br />

zur Erzeugung von Elektrizität (2011:<br />

51.148 Megawatt) muss daher bis zum Jahr<br />

2020 auf 77.400 MW ausgebaut werden. Zwar<br />

werden auch künftig konventionelle Kraftwerke<br />

auf der Basis von Gas wesentlich zur Stromversorgung<br />

des Königreiches beitragen. Doch<br />

sollen neue Energieträger hinzukommen: Die<br />

Kernkraft und die erneuerbaren Energien.<br />

Beim Ökostrom übernimmt Saudi-Arabien in<br />

der Region eine Vorreiterrolle. Denn die Pläne<br />

laufen auf einen flächendeckenden Ausbau<br />

der erneuerbaren Energien hinaus: Bis 2030<br />

soll eine installierte Kapazität von 54 Gigawatt<br />

(GW) geschaffen werden. Der Löwenanteil davon<br />

(rund 76 Prozent) soll auf die Solarenergie<br />

entfallen. Die King Abdullah City for Atomic<br />

and Renewable Energy (KA-Care) will noch<br />

in diesem Jahr den Ausschreibungsprozess<br />

für die ersten Projekte starten. Geplant sind in<br />

dieser ersten Phase Vorhaben in den Bereichen<br />

Photovoltaik, Concentrated Solar Power (CSP)<br />

und Windenergie mit einer Leistung von insgesamt<br />

2.650 MW. Auch bei der Kernkraft<br />

SOUQ 3/<strong>2012</strong><br />

31


REPORT SAUDI-ARABIEN<br />

verfolgt die saudische Regierung ambitionierte<br />

Pläne. Bis zum Jahr 2032 soll in diesem Bereich<br />

eine installierte Kapazität von 17 GW geschaffen<br />

werden.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt der saudi-arabischen<br />

Investitionsstrategie ist die Petrochemie.<br />

In dem Königreich wurde in den<br />

vergangenen Jahrzehnten bereits eine Reihe<br />

bedeutender Chemiestandorte geschaffen,<br />

darunter auch große integrierte Werke. Am<br />

Golf ist das Land daher mit großem Abstand<br />

Marktführer. Allein die mehrheitlich staatliche<br />

Saudi Arabian Basic Industries Corporation<br />

(Sabic), eines der größten Chemieunternehmen<br />

der Welt, setzte im vergangenen Jahr<br />

rund 50 Mrd. US-Dollar um. Das war etwa die<br />

Hälfte der Erlöse, die alle Chemiefirmen in<br />

den sechs Staaten des Golfkooperationsrates<br />

(GCC) erwirtschafteten.<br />

Trotzdem bauen Sabic und die anderen Unternehmen<br />

in dem Königreich, darunter auch<br />

der weltgrößte Ölkonzern Saudi Aramco, ihre<br />

Petrochemie-Kapazitäten weiter aus. Schätzungen<br />

zufolge werden derzeit Projekte im<br />

Wert von 50 Mrd. US-Dollar umgesetzt oder<br />

geplant. Das ambitionierte Ziel der saudischen<br />

Regierung ist es, dass Land zum größten Chemiestandort<br />

der Welt zu machen.<br />

Unter anderem soll die Raffinerie-Kapazität,<br />

die derzeit bei 2,1 Mio. Barrel pro Tag (bpd)<br />

liegt, bis zum Jahr 2016 um insgesamt 1,2<br />

Mio. bpd ausgebaut werden. Im Downstream-<br />

Sektor wird laut GTAI zwar weiterhin in die<br />

Produktion von Massenchemikalien investiert.<br />

Doch verlagert sich der Fokus in Richtung Spezialchemie.<br />

Innerhalb der nächsten fünf Jahre<br />

soll mit der Fertigung von 120 neuen Chemikalien<br />

begonnen werden.<br />

Eine wichtige Rolle wird in diesem Zusammenhang<br />

die 2011 gegründete „Sadara Chemical<br />

Company“ spielen. Dieses Gemeinschaftsunternehmen<br />

von Saudi Aramco und<br />

Dow Chemical will mit einem Investitionsaufwand<br />

von 20 Mrd. US-Dollar am Standort<br />

Jubail am Arabischen Golf eines der weltweit<br />

größten integrierten Chemiewerke errichten.<br />

Der Komplex wird jährlich mehr als drei Mio.<br />

Tonnen Chemieprodukte und Hochleistungskunststoffe<br />

produzieren.<br />

Die Petrochemie hat bei der Diversifizierung<br />

der saudi-arabischen Volkswirtschaft einen<br />

hohen Stellenwert. Das Land verfügt laut<br />

World Factbook über die umfangreichsten Ölreserven<br />

der Welt und belegt im Ranking der<br />

gasreichsten Länder den neunten Platz. Diese<br />

starke Rohstoffbasis wird konsequent genutzt,<br />

um die hohe direkte Abhängigkeit von den<br />

Kohlenwasserstoffen zu reduzieren.<br />

Saudi-Arabien ist längst keine reine Öl-Ökonomie<br />

mehr. Das dokumentiert nicht zuletzt<br />

die Entwicklung der Nicht-Ölsektoren, die<br />

in den vergangenen Jahren mit beachtlichen<br />

Raten und durchweg stärker als der Öl-Sektor<br />

gewachsen sind (siehe Tabelle). Selbst im<br />

Krisenjahr 2009 belief sich die entsprechende<br />

Wachstumsrate auf 3,5 Prozent.<br />

Auch bei den ausländischen Investitionen in<br />

Saudi-Arabien bilden Raffinerie- und Petrochemie-Projekte<br />

einen Schwerpunkt. Doch<br />

sind in dem Land auch viele andere Branchen<br />

attraktiv für internationale Unternehmen.<br />

Wie GTAI unter Berufung auf die nationale<br />

Investitionsbehörde SAGIA berichtet, hat sich<br />

der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen<br />

in dem Königreich zwischen 2005 und<br />

2010 mehr als verfünffacht. Die deutschen Investitionen<br />

sollen sogar noch deutlich stärker<br />

zugelegt haben.<br />

Verwundern kann diese Entwicklung nicht.<br />

Denn das Land bietet für ausländische Investoren<br />

hervorragende Rahmenbedingungen.<br />

In den meisten Sektoren sind ausländische<br />

Firmen nicht zur Gründung von Joint Ventures<br />

gezwungen. Ausländisches Eigentum ist<br />

auch zu 100 Prozent möglich. Als Mitglied der<br />

Welthandelsorganisation ist Saudi-Arabien<br />

zudem verpflichtet, ausländische und einheimische<br />

Firmen gleich zu behandeln.<br />

Die hohe Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Standortes Saudi-Arabien wird durch<br />

unabhängige Beurteilungen bestätigt. So belegt<br />

das Königreich im „Doing-Business“-<br />

Report 2011 der Weltbank den 12. Rang und<br />

rangiert damit vor Deutschland und Frankreich.<br />

Im „Global Competitiveness Report“ des<br />

World Economic Forum belegt Saudi-Arabien<br />

ebenfalls einen hervorragenden 17. Rang, vor<br />

Ländern wie Frankreich und Australien.<br />

Angesichts der massiven Investitionen in<br />

den genannten Bereichen bleibt Saudi-<br />

Arabien auch für die deutsche Wirtschaft<br />

ein hoch interessanter Markt. Deutsche<br />

Firmen genießen in dem Königreich einen<br />

hervorragenden Ruf. Allerdings wird der<br />

Wettbewerb – insbesondere durch Anbieter<br />

aus Asien – immer härter. Im vergangenen<br />

Jahr nahmen die deutschen Warenausfuhren<br />

nach Saudi-Arabien um 19 Prozent auf<br />

6,871 Mrd. Euro zu. Nach den VAE war<br />

das Königreich damit für Deutschland der<br />

zweitwichtigste Exportmarkt in der arabischen<br />

Welt. Aus der Sicht Saudi-Arabiens<br />

ist Deutschland nach China und den USA<br />

der drittwichtigste Lieferant.<br />

Wirtschaftliche Entwicklung in Saudi-Arabien 2008 bis <strong>2012</strong><br />

2008 2009 2010 2011* <strong>2012</strong>*<br />

Reales BIP-Wachstum in % 4,2 0,1 5,1 7,1 6,0<br />

Reales BIP-Wachstum Ölsektor in % 4,2 -7,8 2,4 4,6 4,5<br />

Reales BIP-Wachstum Nicht-Ölsektor in % 4,3 3,5 6,2 8,0 6,5<br />

Anstieg der Verbraucherpreise in % 9,9 5,1 5,4 5,0 5,2<br />

Exporterlöse in Mrd. US-$ 313,9 192,6 251,5 365,0 411,3<br />

Exporterlöse Öl(-Produkte) in Mrd. US-$ 281,4 163,3 215,5 317,9 361,0<br />

Leistungsbilanzüberschuss in Mrd. US-$ 132,5 21,0 66,8 158,5 179,2<br />

Leistungsbilanzüberschuss in % des BIP 27,8 5,6 14,6 26,5 26,5<br />

Budgetüberschuss in % des BIP 31,7 -7,4 5,1 13,0 16,5<br />

Staatsausgaben in % des BIP 29,9 43,4 38,2 36,9 34,1<br />

Quelle: IWF, August <strong>2012</strong><br />

* Vorläufige Schätzung bzw. Prognose<br />

32 SOUQ 3/<strong>2012</strong>


SAUDI-ARABIEN<br />

Für Saudi-Arabien liegt die Zukunft in der „Cloud“<br />

Lösungen anbieten zu können, müssen Informationen,<br />

Technologien und Dienstleistungen<br />

überall verfügbar sein und automatisiert angewendet<br />

werden können.<br />

Automatisieren bedeutet heute Software entwickeln<br />

und Informatik beherrschen. Informationen<br />

sind dann überall verfügbar, wenn sie<br />

aus einer „Cloud“ bezogen werden können.<br />

Dabei beinhaltet „Cloud Computing“ folgendes<br />

Konzept: Ein großer Teil der IT-Landschaft<br />

– Netzwerk, Hardware, Datenspeicher und vor<br />

allem die Software – wird nicht mehr auf der<br />

Anwenderseite vorgehalten, sondern extern<br />

bereitgestellt: vom Staat oder von Unternehmen.<br />

Je umfangreicher die Anwendung für den<br />

Nutzer ist, desto komplexer ist die Herausforderung<br />

für den Bereitsteller. Der große Vorteil<br />

der Cloud ist es, dass sich die Anwendungen<br />

und Daten nicht auf dem lokalen Rechner des<br />

unerfahrenen Benutzers befinden, sondern im<br />

Rechenzentrum. Was der Anwender benötigt,<br />

wird dann aus der Cloud bezogen.<br />

Saudi-Arabien investiert seit geraumer Zeit<br />

massiv in die universitäre Ausbildung sowie<br />

in Forschung und Entwicklung. Das Land be-<br />

33<br />

von Albrecht Stäbler<br />

Foto: flickr_ Torkild Retvedt<br />

Moderne IT-Landschaft<br />

Saudi-Arabien hat in der jüngeren Vergangenheit eine rasante wirtschaftliche Entwicklung vollzogen. Möglich ist dies<br />

unter anderem, weil das Königreich bei komplexen IT-Systemen von westlichem Know-how profitiert und auf das Konzept<br />

des „Cloud Computing“ setzt. Albrecht Stäbler, CEO der NovaTec – Ingenieure für neue Informationstechnologien<br />

GmbH, gibt einen Überblick.<br />

Saudi-Arabien hat in zurückliegenden Jahren<br />

eine hochmoderne Infrastruktur geschaffen.<br />

In manchen Regionen und Städten sind bereits<br />

westliche Standards erreicht oder werden sogar<br />

übertroffen. Anders als der Westen musste<br />

das Königreich dabei nicht viele technologische<br />

Evolutionsstufen durchlaufen. Aufgrund<br />

der hohen Finanzkraft und der Möglichkeit,<br />

die besten Technologien, Produkte, Verfahren<br />

und Materialien einzukaufen, konnte dieser<br />

unglaublich hohe Standard binnen relativ<br />

kurzer Zeit erreicht werden.<br />

In den westlichen Ländern haben wir heute<br />

zahlreiche Technologien, Standards und<br />

Produktversionen, die nicht einfach durch<br />

neue Versionen ersetzt werden können. Der<br />

Komplexitätsgrad beim Zusammenspiel der<br />

Komponenten und Produkte hat enorm zugenommen.<br />

Beispielsweise gibt es verschiedene<br />

Installationsstandards für verkabelte Kommunikation<br />

– vom einfachen Kupferkabel bis hin<br />

zum Glasfaserkabel. Und die dazugehörigen<br />

Endgeräte sollen alle kompatibel sein, um miteinander<br />

kommunizieren zu können.<br />

Saudi-Arabien hat viel später mit der Ver-<br />

SOUQ 3/<strong>2012</strong><br />

netzung begonnen und stärker auf drahtlose<br />

Kommunikation gesetzt, was zahlreiche<br />

Vorteile bietet: Die komplexe Planung der<br />

Verkabelungsinfrastrukturen wird überflüssig,<br />

mögliche Fehlerquellen werden durch die<br />

Minimierung des Aufwandes ausgeschlossen,<br />

und vor allem entfällt die Investition in die<br />

„letzte Meile“, also in den Gebäudeanschluss.<br />

Verzichtet wird dabei auf die Vorteile von<br />

Kabelinfrastrukturen: eine höhere Sicherheit<br />

und bessere Verfügbarkeit. Doch lassen sich<br />

diese Vorteile auch durch intelligente Systeme<br />

gewährleisten.<br />

Generell ist Saudi-Arabien auf demselben<br />

Weg wie die Europäer. Die Infrastruktur ist<br />

lediglich Mittel zum Zweck. Die Menschen<br />

wollen keine Straße. Sie wollen von A nach<br />

B kommen – ob nun auf der Straße mit dem<br />

Auto, auf der Schiene mit dem Zug oder mit<br />

einer Kombination von beidem. Die Menschen<br />

wollen kein Telefon. Sie wollen kommunizieren<br />

– ob nun mit einem Telefon oder<br />

im Rahmen einer Web-Session. Menschen,<br />

Kommunen, Staaten oder Organisationen<br />

wollen keine Technologie bzw. Infrastruktur.<br />

Sie wollen systematische Lösungen. Um diese


SAUDI-ARABIEN<br />

Foto: flickr_Torkild Retvedt<br />

Blick in einen Serverraum<br />

findet sich auf dem Weg in eine wissensbasierte<br />

Gesellschaft. Dieser Wandel basiert auf<br />

der Erkenntnis, dass man zwar Technologien<br />

und Produkte einkaufen kann, jedoch keine<br />

ganzheitlichen systemischen und landesspezifischen<br />

Lösungen. Das Königreich benötigt<br />

daher – wie die anderen Golfstaaten auch –<br />

Technologen, Ingenieure, Softwareentwickler<br />

und Informatiker in großer Zahl.<br />

In der Informationstechnologie gibt es einen<br />

nicht umkehrbaren Trend weg von der Hardware<br />

und hin zur Software. Im Zuge dieses<br />

Wandels wird immer mehr Funktionalität in<br />

der Software abgebildet. Der Fachbegriff heißt<br />

Virtualisierung. Zugleich werden aus Sicht<br />

der Endnutzer die Lösungen immer mächtiger,<br />

komplexer und vernetzter. Das Innovationstempo<br />

und die Zahl der Lösungsvarianten<br />

nehmen stetig zu. Die Update-Zyklen werden<br />

immer kürzer. Dies stellt die Rechenzentren<br />

als Anbieter von „Software as a Service“ vor<br />

große Herausforderungen.<br />

die im vergangenen April stattfand. An dem<br />

„Kingdom Cloud Computing Summit“ in Riad<br />

nahmen mehr als 100 IT-Führungskräfte und<br />

Entscheider teil. Sie stammten aus allen relevanten<br />

Branchen: Öl, Gas, Finanzen und Versicherungen,<br />

Gesundheitswesen, Bildung und<br />

Forschung sowie ITK. Auch hochrangige Regierungsvertreter<br />

nahmen teil.<br />

Ausgewiesene Experten aus aller Welt hielten<br />

im Rahmen der Konferenz Referate. Unter<br />

anderem wurden folgende Themen behandelt:<br />

• Optimierung von Geschäftsmodellen im<br />

Königreich durch Cloud-Technologien.<br />

• Erfolgskriterien bei der Implementierung<br />

von Cloud-Praktiken in großen<br />

saudischen Unternehmen.<br />

• Sicherheit von Cloud-Lösungen.<br />

• Möglichkeiten der Kostensenkung im<br />

Bereich IT durch Server-Konsolidierung<br />

und Virtualisierung.<br />

Software dringt aufgrund des beschleunigten<br />

technologischen Wandels immer spürbarer in<br />

das tägliche Leben der Menschen in Saudi-<br />

Arabien ein. Auch die Apps der Smartphones<br />

sind Software. Doch werden in dem Königreich<br />

künftig verstärkt sehr viel komplexere<br />

Softwaresysteme zum Einsatz kommen. Die<br />

Saudis haben erkannt: Die Zukunft des Landes<br />

liegt in den Kerndisziplinen des Software-Engineering<br />

und in weiter hohen Investitionen<br />

in Bildung, Forschung und Entwicklung.<br />

Albrecht Stäbler ist CEO der NovaTec – Ingenieure<br />

für neue Informationstechnologien GmbH.<br />

NovaTec unterstützt Unternehmen bei der Umsetzung<br />

komplexer Softwareanwendungen und<br />

berät über einen eigenen Standort in Jeddah<br />

auch Firmen in Saudi-Arabien. Weitere Informationen:<br />

www.novatec-gmbh.de.<br />

Die Regierung in Saudi-Arabien hat dies erkannt<br />

und setzt auf modernste Technologien<br />

und Know-how-Transfer. Es werden enorme<br />

Anstrengungen unternommen, um in dem<br />

Land eine moderne Cloud-Infrastruktur und<br />

systemisch integrierte Geschäftsprozesse zu<br />

implementieren. Ein Beispiel ist das zentrale<br />

Bürger-Identitätssystem der Regierungsinstitution<br />

Yesser. Dieses ermöglicht den Saudis,<br />

über Cloud-Dienste rund um die Uhr E-Bürgerdienste<br />

zu nutzen. So können auf diesem<br />

Weg per PC oder Personal Digital Assistant<br />

(PDA) Ausweise beantragt werden.<br />

Den hohen Stellenwert, der dem Thema Cloud-<br />

Computing in Saudi-Arabien beigemessen<br />

wird, dokumentiert auch eine Konferenz,<br />

Foto: flickr_Nick Taylor<br />

34 SOUQ 3/<strong>2012</strong>


BRANCHEN<br />

Die arabischen Länder bleiben für den deutschen<br />

Anlagenbau ein lukrativer Markt<br />

Die deutschen Hersteller von Großanlagen haben in den arabischen Ländern nach wie vor eine starke Stellung.<br />

Die Bestellungen aus Saudi-Arabien erreichten im vergangenen Jahr sogar einen neuen Rekordwert. Allerdings ist<br />

das Geschäft in der Region kein Selbstläufer. Anbieter aus China und Korea machen den deutschen Firmen immer<br />

stärker Konkurrenz.<br />

Foto: Siemens AG<br />

Die zum Verband Deutscher Maschinen- und<br />

Anlagenbau (VDMA) gehörende Arbeitsgemeinschaft<br />

Großanlagenbau (AGAB) meldete<br />

kürzlich für das Jahr 2011 Auftragseingänge<br />

aus dem Ausland in Höhe von 18,3 Mrd. Euro.<br />

Gegenüber dem Vorjahr war das ein Plus von<br />

etwa vier Prozent. Deutlich stärker wuchs<br />

die Nachfrage aus dem Nahen und Mittleren<br />

Osten, wohinter sich ausschließlich arabische<br />

Länder verbergen. Sie bestellten 2011<br />

in Deutschland Großanlagen im Wert von<br />

vier Mrd. Euro: ein satter Zuwachs gegenüber<br />

2010 (2,9 Mrd. Euro) um 37 Prozent. Im<br />

langjährigen Durchschnitt (2002 bis 2011: 3,4<br />

Mrd. Euro) lag das Plus bei rund 20 Prozent.<br />

Fast die Hälfte der Bestellungen aus der Region<br />

(1,8 Mrd. Euro) stammte 2011 aus Saudi-Arabien.<br />

Das war, wie es im Lagebericht<br />

2011/<strong>2012</strong> der AGAB heißt, ein neuer Rekordwert<br />

für das Königreich. Doch erteilten<br />

auch die Vereinigten Arabischen Emirate (897<br />

Mio. Euro) und der Oman (511 Mio. Euro)<br />

deutschen Unternehmen bedeutende Aufträge.<br />

„Das hohe Vertrauen, das deutsche Technik<br />

bei zahlungskräftigen Kunden im Mittleren<br />

Osten weiterhin genießt sowie das ausgeprägte<br />

Know-how im Projektmanagement gaben<br />

bei der Vergabe den Ausschlag gegenüber der<br />

starken internationalen Konkurrenz“, urteilt<br />

die AGAB.<br />

In Saudi-Arabien waren 2011 neben Hüttenwerken,<br />

Zementanlagen und Chemiefabriken<br />

überwiegend Gaskraftwerke gefragt. Insgesamt<br />

vergaben Kunden aus dem Königreich<br />

zehn Großaufträge. Mehr große Bestellungen<br />

kamen im vergangenen Jahr nur aus China.<br />

Das mit Abstand größte Projekt in Saudi-<br />

Arabien konnte die Siemens AG gewinnen.<br />

Das Münchener Unternehmen wurde damit<br />

beauftragt, die Schlüsselkomponenten für ein<br />

Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk mit angeschlossener<br />

Meerwasserentsalzung in Ras<br />

Al-Zour zu liefern. Das Ordervolumen dafür<br />

beläuft sich auf umgerechnet mehr als eine<br />

Mrd. US-Dollar. Damit ist das Kraftwerk ei-<br />

SOUQ 3/<strong>2012</strong><br />

Gaskraftwerk in den VAE<br />

ner der größten Einzelaufträge, die Siemens<br />

Energy jemals im Mittleren Osten einwerben<br />

konnte.<br />

Die Lieferung umfasst zwölf Gas- und fünf<br />

Dampfturbinen, zehn Abhitzedampferzeuger<br />

sowie Neben- und Hilfssysteme. Ras Al-Zour<br />

wird rund 75 Kilometer nordwestlich der<br />

Stadt Jubail errichtet. Mit einer installierten<br />

Leistung von 2400 Megawatt wird das Kraftwerk<br />

Strom für eine Aluminium-Schmelzanlage<br />

liefern und täglich eine Milliarde Liter<br />

Trinkwasser für die fünf Mio. Einwohner der<br />

saudischen Hauptstadt Riad erzeugen. Auftraggeber<br />

ist ein Konsortium der lokalen Al-<br />

Arrab Contracting Company und der chinesischen<br />

Sepco III Electric Power Construction<br />

Company. Ans Netz gehen soll das Kraftwerk<br />

im Jahr 2014.<br />

Siemens gilt in der Golfregion als Marktführer<br />

für Kraftwerke mit integrierter Meerwasserentsalzung.<br />

In Abu Dhabi hat der Konzern<br />

bereits zwei derartiger Projekte (Shuweihat I<br />

und II) verwirklicht. Im März 2011 kam ein<br />

Folgeauftrag: Shuweihat III mit einer installierten<br />

elektrischen Leistung von 1600 Megawatt.<br />

Das schlüsselfertige GUD-Kraftwerk<br />

wird gemeinsam mit dem koreanischen Partner<br />

Daewoo Engineering & Construction Co.<br />

errichtet und soll die nahegelegene Raffinerie<br />

Ruwais mit Strom versorgen. Siemens ist<br />

Konsortialführer und liefert unter anderem<br />

vier Gasturbinen, zwei Dampfturbinen und<br />

sechs Generatoren.<br />

Nach VDMA-Angaben haben die arabischen<br />

Länder – also in erster Linie die Golfstaaten<br />

– im vergangenen Jahr für umgerechnet 2,7<br />

Mrd. Euro Kraftwerke bei deutschen Firmen<br />

bestellt. Im Vergleich zum Vorjahr (1,5 Mrd.<br />

Euro) war dies ein Zuwachs um 82 Prozent.<br />

Der bisherige Spitzenwert aus dem Jahr 2009<br />

mit 2,3 Mrd. Euro wurde um 30 Prozent übertroffen.<br />

Trotzdem ist in dem AGAB-Jahresbericht<br />

lediglich von einem „vorläufigen Höhepunkt“<br />

der Bestellungen die Rede. Denn auch<br />

künftig sei mit hohen Investitionen in Kraftwerke<br />

und Netze zu rechnen.<br />

Tatsächlich müssen insbesondere die arabischen<br />

Golfstaaten in den kommenden Jahren<br />

weiter massiv investieren, um die mit jährlich<br />

etwa zehn Prozent wachsende Stromnachfrage<br />

zu befriedigen. In Saudi-Arabien soll dem<br />

Fachmagazin MEED zufolge die installierte<br />

Leistung zur Erzeugung von Elektrizität, die<br />

2010 bei etwa 50.000 Megawatt (MW) lag, bis<br />

zum Jahr 2020 auf rund 77.400 MW zunehmen.<br />

Für die VAE sagt der jüngste Energie-<br />

35


BRANCHEN<br />

Das von Siemens erbaute Kraftwerk Shuweihat I<br />

Report der Economist Intelligence Unit (EIU)<br />

voraus, dass die installierte Kapazität bis 2020<br />

auf nahezu 41.000 MW wachsen wird, was im<br />

Vergleich zum Jahr 2010 (gut 20.000 MW) einer<br />

Verdoppelung gleichkäme. Auch Kuwait<br />

muss eine zusätzliche Leistung von 12.000<br />

MW schaffen.<br />

Zwar wollen Saudi-Arabien und die VAE auch<br />

massiv in die Kernkraft und in die erneuerbaren<br />

Energien investieren. Doch müssen in den<br />

kommenden Jahren weitere Gaskraftwerke<br />

geschaffen werden, was geschäftliche Chancen<br />

für die deutschen Anbieter von Kraftwerkstechnik<br />

eröffnet. Laut VDMA haben einzelne<br />

deutsche Firmen auf das sich bietende Potenzial<br />

reagiert und lokale Fertigungs- und Servicestätten<br />

aufgebaut.<br />

Lokale Präsenz ist in der Tat eine unabdingbare<br />

Voraussetzung, um am Golf größere<br />

Aufträge zu gewinnen. So errichtet Siemens,<br />

wie im vergangenen März mitgeteilt wurde,<br />

in der Dammam Industrial City am Arabischen<br />

Golf ein großes Werk für Gasturbinen,<br />

Kompressoren und Abhitzedampferzeuger.<br />

Außerdem siedelt das Unternehmen dort Serviceeinrichtungen<br />

und Reparaturwerkstätten<br />

an. Die Fertigstellung ist für Ende 2013 geplant.<br />

Das Werk soll zahlreichen jungen Saudis<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten bieten und<br />

als technologisches Drehkreuz für den Knowhow-Transfer<br />

dienen.<br />

Im Kraftwerksbau der Region nehmen deutsche<br />

Anbieter zwar weiter eine führende Rolle<br />

ein. Doch nimmt der Wettbewerb in diesem<br />

Bereich weltweit zu. Während laut VDMA der<br />

internationale Markt für Kraftwerksanlagen<br />

und Komplettanlagen im Jahr 2000 noch von<br />

wenigen großen Anbietern dominiert wurde,<br />

verschärfen heute vor allem chinesische und<br />

koreanische Unternehmen den Wettbewerb.<br />

Ihre Vorteile lägen, wie es im AGAB-Jahresbericht<br />

heißt, in der geografischen Nähe<br />

zu den Wachstumsmärkten, in niedrigen<br />

Lohnkosten und in der Möglichkeit zu strategischen<br />

Finanzierungsförderungen für ihre<br />

Kunden, die sich signifikant auf die Preisgestaltung<br />

auswirken. Insbesondere chinesische<br />

Firmen genießen außerdem starke politische<br />

Unterstützung und einen einfachen Zugriff<br />

auf knappe Rohstoffe wie seltene Erden. Die<br />

Wettbewerbsvorteile der deutschen Anlagenbauer<br />

liegen dem Verband zufolge nach wie<br />

vor in der Innovationsstärke und in hohen<br />

technologischen Produktstandards, im System-Know-how,<br />

in einem zuverlässigen Projekt-,<br />

Risiko- und Qualitätsmanagement, in<br />

der finanziellen Stabilität der Unternehmen<br />

sowie in hohen Gesundheitsschutz- und Arbeitssicherheitsstandards.<br />

Die beschriebenen Zusammenhänge gelten<br />

selbstverständlich auch für die anderen Bereiche<br />

des Großanlagenbaus wie beispielsweise<br />

den Hütten- und Walzwerksbau. Hier konnten<br />

deutsche Unternehmen im vergangenen<br />

Jahr Aufträge aus den arabischen Ländern mit<br />

einem Wert von 365 Mio. Euro verbuchen.<br />

Gegenüber dem Vorjahr (159 Mio. Euro) hat<br />

sich der Auftragseingang damit mehr als verdoppelt<br />

und lag auch um fast 200 Mio. Euro<br />

deutlich über dem langjährigen Durchschnitt.<br />

Die Hauptmärkte der Branche waren im Jahr<br />

2011 wiederum Saudi-Arabien und die VAE.<br />

Zur Diversifizierung ihrer Volkswirtschaften<br />

bauen die arabischen Golfstaaten ihre Stahl-<br />

und Aluminiumindustrie bekanntlich weiter<br />

aus. Das gilt erst recht für die auf Öl und<br />

Gas basierende Chemieindustrie. Hier nimmt<br />

Saudi-Arabien schon heute im globalen Maßstab<br />

eine führende Rolle ein und erweitert<br />

die Kapazitäten laufend. Die VAE verfolgen<br />

ebenfalls ambitionierte Expansionspläne in<br />

der Petrochemie. Doch wollen auch Kuwait,<br />

Katar und der Oman ihre Chemieindustrie<br />

ausbauen, und in Nordafrika sind es Algerien<br />

und Ägypten, die auf die Petrochemie setzen.<br />

Nicht von ungefähr ist für den VDMA der<br />

Nahe und Mittlere Osten ein „Schlüsselmarkt<br />

für den internationalen Chemieanlagenbau“.<br />

Deutsche Firmen des Chemieanlagenbaus<br />

konnten im Jahr 2011 in der Region Bestellungen<br />

im Wert von 329 Mio. Euro einwerben,<br />

was gegenüber dem Vorjahr (262 Mio. Euro)<br />

ein Plus in Höhe von rund 26 Prozent darstellt.<br />

In früheren Jahren lagen die deutschen<br />

Auftragseingänge aus dem Nahen und Mittleren<br />

Osten deutlich höher. Der Hintergrund:<br />

Im Chemieanlagenbau ist Konkurrenz durch<br />

koreanische und chinesische Anbieter besonders<br />

stark.<br />

Viele große Projekte in diesem Bereich werden<br />

derzeit unter asiatischer Führung abgewickelt.<br />

Etablierten Anlagenbauern – darunter auch<br />

deutsche Anbieter – bleibe häufig nur die Rolle<br />

des Technologie- und Lizenzgebers sowie<br />

des Partners für die Grundlagenplanung. Es<br />

gibt indes auch Ausnahmen. So besiegelte die<br />

Frankfurter Linde AG im Jahr 2010 anlässlich<br />

eines Besuches von Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel in Abu Dhabi einen Großauftrag: Die<br />

Lieferung eines Ethan-Crackers im Wert von<br />

umgerechnet mehr als einer Mrd. US-Dollar<br />

an die Abu Dhabi Polymers Company.<br />

Foto: Siemens AG<br />

36 SOUQ 3/<strong>2012</strong>


GASTBEITRAG<br />

Deutsche Firmen brauchen in der Logistik<br />

Partner mit regionalen Marktkenntnissen<br />

von Gabriele Pfaff<br />

Im Warenaustausch mit dem Nahen und Mittleren Osten nimmt Deutschland eine besondere Stellung ein. Die Bundesrepublik<br />

hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem der wichtigsten Handelspartner vieler Golfstaaten<br />

entwickelt. Gabriele Pfaff gibt einen Überblick aus Sicht des Logistikdienstleisters Kühne + Nagel.<br />

Deutsche Dienstleistungen und Produkte sind<br />

in der arabischen Welt gefragt. Insgesamt<br />

nahm das Handelsvolumen Deutschlands mit<br />

der Region 2011 um 3,9 Prozent auf rund 40,2<br />

Milliarden Euro zu. Der Export deutscher Waren<br />

und Dienstleistungen belief sich auf 26,6<br />

Milliarden Euro. Die Bundesrepublik war damit<br />

Spitzenreiter im europäischen Vergleich,<br />

vor Frankreich und Italien.<br />

Der dynamische Privatsektor der Region bietet<br />

deutschen Unternehmen attraktive Kooperationsmöglichkeiten.<br />

Vor allem Firmen aus<br />

den Bereichen Medizintechnik, Maschinenbau,<br />

Automotive, Umwelttechnologie sowie<br />

Firmen aus der Baubranche profitieren vom<br />

anhaltenden Boom der Golfregion. Nach Angaben<br />

der Deutschen Außenhandelskammer<br />

besteht in vielen der Länder zudem Nachholbedarf<br />

im Bereich der Sicherheitstechnik.<br />

So sind deutsche Anbieter besonders gefragt,<br />

wenn es um das Erstellen von Ausweispapieren<br />

und Kreditkarten sowie die Bereitstellung<br />

von Software für die zolltechnische Abwicklung<br />

geht. Gleichzeitig bewirkt die steigende<br />

Kaufkraft der jungen Bevölkerung eine zunehmende<br />

Nachfrage nach Konsumgütern.<br />

Wenn es um die logistische Abwicklung von<br />

Aufträgen vor Ort geht, ist es für europäische<br />

Unternehmen entscheidend, einen Partner<br />

mit besten regionalen Marktkenntnissen<br />

zu haben. Fast alle deutschen Exporte werden<br />

auf dem See- oder Luftweg in die Golfstaaten<br />

befördert, während die Transporte innerhalb<br />

der Region vor allem auf der Straße abgewickelt<br />

werden. Globale Logistikdienstleister<br />

wie Kühne + Nagel sind mit eigenen Landesgesellschaften<br />

in vielen Staaten des Nahen<br />

und Mittleren Ostens präsent und verfügen<br />

sowohl über das Know-how als auch über die<br />

Infrastruktur, um vor Ort flexibel agieren zu<br />

können.<br />

Für deutsche Wirtschaftsvertreter kommt den<br />

Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) innerhalb<br />

des Nahen und Mittleren Ostens eine<br />

Schlüsselrolle zu: 2004 haben Deutschland<br />

und die VAE eine strategische Partnerschaft<br />

begründet. Mit 8,5 Milliarden Euro im Jahr<br />

2011 hat sich das Handelsvolumen seitdem<br />

mehr als verdoppelt. Die VAE gelten heute<br />

als wichtigster Exportmarkt für die deutsche<br />

Wirtschaft in der Region.<br />

Als Logistikdrehkreuz der Region hat sich Dubai<br />

etabliert. Dort befindet sich seit 2010 auch<br />

der regionale Hauptsitz von Kühne + Nagel.<br />

Das Unternehmen verfügt über ein weltweites<br />

See- und Luftfrachtnetz und ist bereits seit<br />

über 30 Jahren in den VAE mit einer eigenen<br />

Organisation vor Ort vertreten.<br />

Ein entscheidender Pfeiler ist die Dubai Logistics<br />

City (DLC), deren Infrastruktur und Lage<br />

in der Nähe von Hafen und Flughafen die ideale<br />

Basis für die Erbringung komplexer Logistikdienstleistungen<br />

bildet. Denn neben Transportund<br />

Distributionsanbietern benötigen westliche<br />

Unternehmen Partner, die ihnen umfassende<br />

integrierte Logistiklösungen aus einer Hand anbieten<br />

können. Hierzu zählt beispielsweise die<br />

Auslagerung bestimmter Produktionsprozesse<br />

oder der Betrieb von Ersatzteilversorgungszentren,<br />

die Kunden in der ganzen Region sowie<br />

SOUQ 3/<strong>2012</strong><br />

37


GASTBEITRAG<br />

in Asien bedienen können. Gefragt sind unter<br />

anderem industriespezifische und maßgeschneiderte<br />

Lösungen für die Luftfahrt-, Automobilund<br />

High-Tech-Industrie sowie für die Hotelund<br />

Gastronomie-Branche.<br />

Kühne + Nagel war der erste internationale<br />

Anbieter, der 2009 in der Dubai Logistics City<br />

vollständig operativ tätig wurde. Mit rund 180<br />

Mitarbeitenden an mehreren Standorten gehört<br />

das Unternehmen heute zu den führenden Logistikern<br />

in den VAE. Multifunktionale Standorte<br />

wie die 30.000 Quadratmeter umfassende<br />

Anlage des Schweizer Logistikkonzerns bieten<br />

deutschen Unternehmen umfassende Möglichkeiten,<br />

ihre Warenströme in Richtung des Mittleren<br />

und Fernen Ostens zu koordinieren.<br />

Deutschland ist für den Nahen und Mittleren<br />

Osten jedoch nicht nur als Lieferant von Waren,<br />

Dienstleistungen und Know-how interes-<br />

sant. Längst hat sich die Bundesrepublik auch<br />

als starker Abnehmermarkt vieler arabischer<br />

Länder etabliert. So importierte Deutschland<br />

im Jahr 2010 insgesamt Waren im Wert von<br />

11,8 Milliarden Euro aus der Region und lag<br />

damit an fünfter Stelle hinter Italien, Spanien,<br />

Frankreich und Großbritannien. Dominierend<br />

sind dabei Lieferungen der ÖI- und Gas-exportierenden<br />

Länder.<br />

Wichtige Handelspartner sind inzwischen<br />

Staaten wie Ägypten, Tunesien und die Türkei.<br />

So beziehen deutsche Unternehmen aus<br />

Ägypten in erster Linie Textilien und Frischwaren.<br />

Aus Tunesien kommen neben Erdöl<br />

vor allem Elektrotechnik und Bekleidung. Die<br />

Türkei ist wichtiger Lieferant der Automobilindustrie<br />

und Produzent von Haushaltsgeräten,<br />

Unterhaltungselektronik und Textilien.<br />

Dem Land kommt dabei die Erreichbarkeit auf<br />

dem Landweg zu Gute.<br />

Die Zeichen stehen im Nahen und Mittleren<br />

Osten auch künftig auf Wachstum. Vor allem<br />

die Öl und Gas produzierenden Länder investieren<br />

weiter massiv in den Ausbau ihrer<br />

Infrastruktur und bieten deutschen Unternehmen<br />

damit gute Möglichkeiten, sich in<br />

einem dynamischen Marktumfeld zu platzieren.<br />

Besonderes Potenzial bergen die Branchen<br />

Fahrzeugbau, Elektronik, Kommunikation,<br />

Transport, Logistik sowie der Bereich der<br />

Energie- und Umwelttechnik.<br />

GABRIELE PFAFF<br />

ist Route Sales Development Manager Middle<br />

East bei Kühne + Nagel.<br />

Der Schweizer Konzern zählt mit mehr als<br />

63.000 Mitarbeitern in über 100 Ländern zu<br />

den global führenden Logistikdienstleistern.<br />

AMDI<br />

Moroccan Investment Development Agency<br />

Die Marokkanische Agentur für Investitionsentwicklung<br />

„AMDI“ würde im März 2009 gegründet.<br />

Die AMDI ist eine staatliche Institution<br />

mit eigener Rechtspersönlichkeit und finanzieller<br />

Autonomie. Sie ist die zuständige nationale Stelle<br />

für die Entwicklung und Förderung von Investitionen<br />

in Marokko.<br />

Ihre Mission ist es, eine Struktur für Information<br />

und Beratung der Investoren zu schaffen. Die<br />

AMDI ist aber auch das Organ, das für die Zusammenarbeit<br />

und für die Koordination von Promotions-Aktivitäten<br />

in Marokko und im Ausland<br />

zuständig ist.<br />

Die AMDI, Ihr Partner für Investitionen und Unternehmungen.<br />

Mit ihrem weltweiten Netzwerk und einer Reihe<br />

von institutionellen Partnerschaften mit allen<br />

marokkanischen Behörden sowie privaten Akteuren<br />

in der Welt, bietet die AMDI einen öffentlichen,<br />

unentgeltlichen und professionellen Service<br />

für alle Investoren.<br />

Die AMDI bietet für Investoren in einer einzigen<br />

Struktur eine breite Palette von Dienstleistungen<br />

und hilft ihnen bei der Optimierung ihrer Performance<br />

in Marokko. Die AMDI bietet Investoren<br />

ein Team von Profis, um sie bei ihren Entwicklungsvorhaben<br />

in Marokko zu unterstützen.<br />

Die AMDI:<br />

1 . Informiert Sie über die rechtlichen Rahmenbedingungen,<br />

die Investitionsmöglichkeiten<br />

sowie über die wirtschaftlichen Opportunitäten<br />

in Marokko.<br />

2 . Unterstützt Sie bei der Implementierung<br />

Ihrer Investitionsvorhaben.<br />

3 . Erleichtert Ihnen den Kontakt mit Ihren lokalen<br />

Partnern.<br />

4 . Durch die Philosophie „Best of Practice“<br />

bietet die Agentur das beste Umfeld für die<br />

Entwicklung Ihres Unternehmens.<br />

Deutschland ist die größte Volkswirtschaft und<br />

Industrie Europas. Eine der Achsen der AMDI-<br />

Strategie zielt darauf, dass Marokko mehr auf<br />

dem Radar der deutschen Unternehmen erscheint.<br />

Marokko ist nicht sehr gut bekannt in<br />

Deutschland und noch weniger seine Wettbewerbsfähigkeit<br />

bei den Arbeitskosten, seine starken<br />

und stabilen Wirtschaftsdaten, sein, durch<br />

Freihandelsabkommen mit über 44 Ländern auf<br />

allen Kontinenten, Zugang zu über einer Milliarde<br />

Konsumenten, seine Infrastruktur internationaler<br />

Standards, seine qualifizierten Fach- und<br />

Führungskräfte, seine ehrgeizigen sektoralen<br />

Strategien und sein günstiges Geschäftsklima.<br />

Deshalb ist es unserer Agentur wichtig, eine<br />

Repräsentanz in Frankfurt zu eröffnen, um<br />

Deutschland und den deutschsprachigen Ländern,<br />

die für einen sehr großen Anteil der ausländischen<br />

Direktinvestitionen in Europa sorgen,<br />

vor Ort zu betreuen.<br />

RACHID EDDOUKS<br />

Geschäftsführer<br />

– AMDI<br />

Germany, Austria<br />

and Switzerland,<br />

AMDI<br />

| Agence Marocaine<br />

de Développement<br />

des Investissements,<br />

Email:<br />

R e d d o u k s @<br />

invest.gov.ma, Tel.: +49 (0) 69 710 455 222 | Fax:<br />

+49 (0) 69 710 455 450, AMDI Deutschland, Bockenheimer<br />

Landstr. 17-19, 60325 Frankfurt am<br />

Main.<br />

38 SOUQ 3/<strong>2012</strong>


BUCH-VORSTELLUNG<br />

Erfolgsgeschichten aus<br />

einer Welt im Aufbruch<br />

Welchen Anteil haben die Frauen am Arabischen Frühling? In ausgewählten<br />

Porträts lässt Gabi Kratochwil die erfolgreichsten Frauen<br />

der arabischen Welt zu Wort kommen. Und zeigt damit: Die arabische<br />

Welt ist im Wandel. Ob als Unternehmerin, Ministerin oder<br />

als Kfz-Mechanikerin, es gibt sie: erfolgreiche Frauen. In ihrer von<br />

Männern dominierten Umwelt haben sie sich einen Namen gemacht.<br />

Volles Programm für die<br />

Massivholzbearbeitung!<br />

Wie sah ihr Weg zum Erfolg aus? Frauen aus 17 Ländern und den<br />

verschiedensten Branchen schildern ihren Erfahrungsweg. Sie beschreiben<br />

ihre Stellung als Frau, benennen die aktuellen Chancen<br />

und Herausforderungen und liefern neue Perspektiven auf ihre Lebenswelt.<br />

Porträtiert werden unter anderem die Prinzipalin Raja Al<br />

Gurg aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, und Amina Benkhadra,<br />

langjährige Ministerin für Energie und Umwelt aus Marokko.<br />

Es werden aber auch weniger bekannte, ebenso beeindruckende<br />

Frauen wie die Jungunternehmerin Deena Al Faris aus Saudi-Arabien<br />

vorgestellt.<br />

WEINIG ist technologischer Vorsprung. Und das seit über<br />

100 Jahren. WEINIG Qualität macht unsere Partner aus<br />

Handwerk und Industrie weltweit zu Gewinnern im Wettbewerb.<br />

Mit Maschinen und Systemen, die in Leistung<br />

und Wirtschaftlichkeit Maßstäbe setzen. Mit intelligenten<br />

Fertigungskonzepten für maximale Wertschöpfung. Und<br />

mit maßgeschneiderten Lösungen – von der Anwendung<br />

bis zur Dienstleistung.<br />

GABI KRATOCHWIL<br />

ist promovierte Islamwissenschaftlerin mit<br />

langjähriger Erfahrung im arabischen Raum.<br />

Sie berät führende Unternehmen, Institutionen<br />

und Verbände bei ihren Geschäftsbeziehungen<br />

in arabischen Ländern.<br />

AUFTRENNEN · KAPPEN · OPTIMIEREN · KEILZINKEN<br />

VERLEIMEN · HOBELN UND PROFILIEREN<br />

FENSTERFERTIGUNG · AUTOMATISIERUNG<br />

Ihr WEINIG-Experte<br />

unter WWW.WEINIG.COM<br />

Das Buch ist im Orell Füssli Verlag erschienen,<br />

hat 272 Seiten und kostet 21,95 Euro.<br />

SOUQ 3/<strong>2012</strong><br />

WEINIG BIETET MEHR<br />

39


NEUE MITGLIEDER<br />

NEUE MITGLIEDER<br />

NARAN GENERAL TRADING LLC<br />

NARAN GENERAL TRADING COMPANY LLC is an ISO 9001-2008 Certified<br />

UAE Company established in Dubai in the year of 2000 to provide high quality<br />

products and services to customers in UAE, Iraq and other countries in the Middle<br />

East, which is committed to deliver the best quality products from prime manufacturers<br />

and suppliers such as: Industrial tools, Oil & Gas Equipment supplies, Biotechnology<br />

Products & services. NARAN provides different Logistic & Shipping<br />

services to its customers in the Middle East and Africa and is currently targeting<br />

the field of renewable energy and its vast applications to develop the green buildings<br />

concept in UAE and also as a source of energy in areas deprived of Electricity.<br />

Mr. Sabah Al-Shammari<br />

Chairman<br />

NARAN GENERAL TRADING LLC<br />

P.O.Box 41349 | 2nd Floor, Office 207, The Elite Building,<br />

Basrsha 1, Business Center | Dubai, UAE<br />

Phone: +971 4 3549922 / +971 4 3549933 | Fax: +971 4 3549944<br />

narangtg@naran.ae | www.naran.ae<br />

Griffin Ltd.<br />

Griffin Ltd. was established in 1997 and is based in Sana’a, Yemen and has worked<br />

in many countries all over the world: UAE, Oman, Iraq, Algeria, India and USA etc.<br />

Griffin Ltd. includes many companies such as: Griffin Energy: provides Engineering,<br />

Procurement and Construction services for the Energy industry in the Middle<br />

East and it is considered as a major contractor in the oil and gas industry.<br />

Griffin Diagnostics: operates as supplier for key medical diagnostic partners including<br />

Abbott, Human, Helen, Tecan, I-Stat and Diagast. Griffin Security: operates<br />

as supplier of physical security for marine, assets and close protection for VIPs.<br />

Griffin Education: training, workforce development and consulting organization.<br />

Mr. Haitham Alaini<br />

President<br />

Griffin Ltd.<br />

Villa 18 | Diplomatic Area | P.O.Box 7292 | Sanaa, Yemen<br />

Phone: +967-1-440625 | Fax: +967-1-440622<br />

info@griffingroup.com | www.griffingroup.com<br />

Hamad M. Aldrees & Partners Co.<br />

Hamad M. Aldrees &Partners Co., established in 1995, is one of the Gulf Countries’<br />

best known names in the field of the industrial minerals.<br />

Since that time, the management has built up an advanced system to produce the<br />

materials as per the requirement of the manufacturers enabling them to match the<br />

international standard of industry. Since established, the company has been started<br />

with two basic glass industry raw materials which are Silica Sand & Limestone,<br />

and for these reasons it has two very high purity mines. The company, with more<br />

than 175 employees and sales of US Dollar 10 million per year for Silica Sand and<br />

Limestone, targets to increase this level by adding Quartz, Gypsum and Feldspar.<br />

Shaikh Hamad M. Aldrees<br />

Chairman<br />

Hamad M. Aldrees &Partners Co.<br />

P.O. Box 325722 | 11371 Riyadh | Saudi Arabia<br />

Phone: +966-1-4744444 | Fax: +966-1-474-44440<br />

info@aldrees-im.com | www.aldrees-im.com<br />

SAP Middle East & North Africa LLC.<br />

As market leader in enterprise application software, SAP (NYSE: SAP) helps companies<br />

of all sizes and industries run better. Founded in 1972, SAP (which stands<br />

for „Systems, Applications and Products in Data Processing“) has a rich history of<br />

innovation and growth as a true industry leader. Today, SAP has sales and development<br />

locations in more than 50 countries worldwide. SAP applications and services<br />

enable more than 183,000 customers worldwide to operate profitably, adapt continuously<br />

and grow sustainably.<br />

Our mission is to help companies of all sizes and industries to run better. Our<br />

vision is to help the world run better.<br />

SAP Middle East & North Africa LLC.<br />

P.O.Box 118353 | Dubai, UAE<br />

Mr. Selim J. Eddé<br />

Vice President Government Relations<br />

Phone: +971-4440-7222 | Fax: +971-4440-7333<br />

info@sap.com | www.sap.com<br />

40 SOUQ 3/<strong>2012</strong>


WARENAUSTAUSCH<br />

Der deutsch-arabische Warenaustausch legt im ersten<br />

Halbjahr <strong>2012</strong> um mehr als 18 Prozent zu<br />

Der Warenaustausch zwischen Deutschland<br />

und den arabischen Staaten ist im<br />

ersten Halbjahr <strong>2012</strong> deutlich gewachsen.<br />

Die deutschen Exporte in die arabische<br />

Welt legten gegenüber der Vorjahresperiode<br />

um 18,8 Prozent auf rund<br />

15,7 Mrd. Euro zu. Das Wachstum der<br />

deutschen Importe war mit 18,5 Prozent<br />

(auf 7,3 Mrd. Euro) fast ebenso hoch.<br />

Damit hat sich der bereits im ersten<br />

Quartal <strong>2012</strong> registrierte Aufwärtstrend<br />

noch einmal verstärkt.<br />

Für das Plus bei den Exporten zeichneten<br />

in erster Linie die beiden wichtigsten<br />

Handelspartner Deutschlands in der arabischen<br />

Welt verantwortlich. So wuchsen<br />

die Ausfuhren nach Saudi-Arabien<br />

um 35,8 Prozent auf 4,228 Mrd. Euro.<br />

Das Königreich belegt damit im Ranking<br />

der arabischen Empfängerländer deutscher<br />

Waren den ersten Platz, gefolgt<br />

von den VAE (plus 32,2 Prozent auf nahezu<br />

vier Mrd. Euro). Auch die Exporte<br />

nach Ägypten setzten ihren beachtlichen<br />

Wachstumskurs fort (plus 8,7 Prozent<br />

auf 1,283 Mrd. Euro). Hohe absolute und<br />

relative Zuwächse verzeichneten zudem<br />

der Irak, Jordanien, Kuwait, Libanon und<br />

Marokko.<br />

Bei den Importen aus der arabischen Welt<br />

ist mit großem Abstand Libyen der wichtigste<br />

Handelspartner Deutschlands. Die<br />

(Öl-)Einfuhren aus dem Maghreb-Land<br />

nahmen im ersten Halbjahr beträchtlich<br />

um 53,5 Prozent auf 2,651 Mrd. Euro<br />

zu. Im Ranking der Lieferländer folgen<br />

Ägypten, Saudi-Arabien, Tunesien, Marokko<br />

und die VAE. Beachtlich ist vor<br />

allem der Zuwachs bei den Importen aus<br />

Saudi-Arabien (plus 156 Prozent).<br />

Deutsch-Arabischer Warenaustausch von Januar bis Juni <strong>2012</strong><br />

Einfuhr in Mio. Euro<br />

Ausfuhr in Mio. Euro<br />

Jan.-Juni <strong>2012</strong> Jan.-Juni 2011 +/- (%) Jan.-Juni <strong>2012</strong> Jan.-Juni 2011 +/- (%)<br />

Ägypten<br />

901,1<br />

828,9<br />

8,71<br />

1282,8<br />

1180,4<br />

8,68<br />

Algerien<br />

777<br />

927,6<br />

-16,24<br />

867,8<br />

823,4<br />

5,39<br />

Bahrain<br />

18,5<br />

28,2<br />

-34,40<br />

192,7<br />

177,9<br />

8,32<br />

Dschibuti<br />

1,01<br />

0,22<br />

359,09<br />

4,6<br />

3,6<br />

27,78<br />

Irak<br />

144,05<br />

90,1<br />

59,88<br />

561,9<br />

467,1<br />

20,30<br />

Jemen<br />

2,3<br />

1,5<br />

53,33<br />

54,5<br />

49,3<br />

10,55<br />

Jordanien<br />

7,2<br />

8,2<br />

-12,20<br />

537<br />

326,7<br />

64,37<br />

Katar<br />

143,4<br />

34,5<br />

315,65<br />

489,6<br />

506,9<br />

-3,41<br />

Komoren<br />

1<br />

1<br />

0,00<br />

1,1<br />

0,55<br />

100,00<br />

Kuwait<br />

31<br />

25,6<br />

21,09<br />

571<br />

501,1<br />

13,95<br />

Libanon<br />

24<br />

23,5<br />

2,13<br />

460,8<br />

364,2<br />

26,52<br />

Libyen<br />

2650,8<br />

1727,2<br />

53,47<br />

292,2<br />

144,8<br />

101,80<br />

Marokko<br />

436,6<br />

418,5<br />

4,32<br />

768,3<br />

776,8<br />

-1,09<br />

Mauretanien<br />

75,4<br />

70,9<br />

6,35<br />

72,4<br />

58,4<br />

23,97<br />

Oman<br />

23,7<br />

21,6<br />

9,72<br />

371,9<br />

362,1<br />

2,71<br />

Palästina<br />

0,18<br />

0,14<br />

28,57<br />

22,3<br />

19,9<br />

12,06<br />

Saudi-Arabien<br />

834<br />

325,8<br />

155,99<br />

4227,9<br />

3113<br />

35,81<br />

Somalia<br />

0,24<br />

0,47<br />

-48,94<br />

0,47<br />

0,84<br />

-44,05<br />

Sudan<br />

8,5<br />

9,3<br />

-8,60<br />

89,7<br />

180,7<br />

-50,36<br />

Syrien<br />

50,3<br />

469,2<br />

-89,28<br />

151,9<br />

302<br />

-49,70<br />

Tunesien<br />

780,2<br />

752,5<br />

3,68<br />

699,5<br />

840,2<br />

-16,75<br />

VAE<br />

401,5<br />

407<br />

-1,35<br />

3952,5<br />

2989,2<br />

32,23<br />

Zusammen<br />

7311,98<br />

6171,93<br />

18,47<br />

15672,87<br />

13189,09<br />

18,83<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden<br />

SOUQ 3/<strong>2012</strong><br />

41


ExcEllEnt conditions<br />

for a good start:<br />

rgotc rEcEivEs nEw laboratoriEs<br />

from lucas-nüllE<br />

The Royal Guard of Oman Technical College, RGOTC for short, is well known for its advanced training far<br />

beyond the borders of Oman itself. Its approach to education is oriented towards the job world of the<br />

future and prepares students in the best possible way for their subsequent studies at leading universities.<br />

Here, youngsters who are ready to work find themselves in a learning environment that both encourages<br />

and challenges them. In order to maintain the high standard, teachers and management constantly work<br />

towards making improvements and adopting the latest educational trends.<br />

In 2010, they decided to expand and modify their technical<br />

laboratory facilities. The school’s management sought out a<br />

vendor who could provide both the technical and educational<br />

understanding to equip the labs. On his first visit to the college,<br />

Christian Staab-Schmidt, CEO of Lucas-Nülle Middle East, was<br />

able to impress the school’s representative, Dr Tahir Ibrahim Al<br />

Kindi, with Lucas-Nülle’s solution concepts. A further meeting at<br />

an educational forum at <strong>Ghorfa</strong> in Berlin (Arab-German<br />

Chamber of Commerce and Industry) saw additional talks take<br />

place. Christian Staab-Schmidt of Lucas-Nülle told us about his<br />

meeting with RGOTC at an educational fair, “It soon became<br />

apparent that our multimedia systems were perfectly matched to<br />

the teaching philosophy of the RGOTC, because at the college<br />

they place a lot of emphasis on self-directed learning as part of a<br />

blended learning environment that incorporates multiple levels,<br />

just as we do.”<br />

During the months that followed, Lucas-Nülle experts<br />

travelled to Oman to find out more about the college and the<br />

planned expansion. Once Lucas-Nülle’s tender for equipping<br />

three electrical engineering labs, each with 16 work places, was<br />

accepted, the experts set about planning the installation in<br />

conjunction with the laboratory heads. The building’s utilities<br />

were a fundamental aspect of this, since electrical and water<br />

connections as well as furnishing would all have to be matched to<br />

the subsequent layout of the training systems. In order to offer<br />

their customer an idea of how the finished laboratory would look,<br />

Lucas-Nülle made use of a digital 3D tool to give an almost<br />

tangible sense of the lab itself. “The model often enabled us to<br />

spot inadequacies in the power supply or places where the<br />

installation was impractical,” said Staab-Schmidt.<br />

Jörg Sprengepiel, Product Manager of Lucas-Nülle (second from left),<br />

with the Director of RGOTC, Christian Staab-Schmidt and the Vice Director<br />

of RGOTC<br />

Optimum times three<br />

“With such projects it is very important for us to devise an<br />

optimum solution in three areas: an optimum learning environment,<br />

optimum engineering and optimum economy. In order to<br />

guarantee that, we do not look at the building alone, but also<br />

check out the curricula in detail. This is because it is often the<br />

case that they can be modified in such a way that fewer training<br />

systems are needed than was initially assumed. We can adapt<br />

lesson times and classroom changes along with the customer in<br />

order to fully realise the potential of our training systems,”<br />

explained Staab-Schmidt.<br />

42 SOUQ 3/<strong>2012</strong>


Once the new building had been built, Lucas-Nülle exported<br />

the electrical systems from Germany to Oman and installed them<br />

on site. The combination of experiment hardware and training<br />

software makes them especially flexible and adaptable.<br />

“Installing the systems on site ourselves means that we can<br />

ensure that they are ready to put into operation as soon as the<br />

customer wishes to use them. In the case of the RGOTC, we<br />

worked together with the IT specialists at the college to fashion<br />

our training systems to match the school’s own administration<br />

system. Now all the multimedia courses and the administrative<br />

tools that accompany them are compatible with the college’s<br />

learning management system. This makes it easier to monitor<br />

results and manage the students,” Staab-Schmidt revealed, “The<br />

fact that the installed software and all contents are available in<br />

Arabic as well as in English is a matter of course for Lucas-Nülle<br />

nowadays.”<br />

The planned final phase before the opening of the new<br />

laboratories commenced in September <strong>2012</strong>. Three employees<br />

were sent by Lucas-Nülle to train the laboratory heads, the<br />

teachers and the IT staff in the use of their systems. After several<br />

weeks of this training, the teachers are now so well versed that<br />

they can put the lab equipment to use in lessons of their own<br />

devising. The fact that the Lucas-Nülle service team is still on<br />

hand to answer queries and to provide rapid response at the<br />

school premises in the event of any problems is a guarantee that<br />

the new semester will get off to a good start.<br />

Lucas-Nülle Middle East FZE<br />

Christian Staab-Schmidt<br />

Tel.: +971-50-4947353<br />

E-Mail: staab@ln-me.com<br />

www.lucas-nuelle.com<br />

SOUQ 3/<strong>2012</strong><br />

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