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Dokument 1.pdf - oops - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

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2� Familie<br />

DIETER BRÜHL / JUDITHA HELLBUSCH<br />

Sie werden sich fragen, was hat dieses Bemühen um das, was<br />

Globalisierung sein könnte mit der Institution Familie zu tun?<br />

Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten: Ein Phänomen<br />

westlichen Denkens, ist der immer wieder artikulierte und<br />

schließlich auch vielfach durchgesetzte Universalismus- bzw�<br />

Überlegenheitsanspruches dieser Zivilisation eben auch was<br />

seine kulturell definierten Institutionen angeht�<br />

Das hat auch vor den Sozialwissenschaften nicht halt gemacht:<br />

die ‚Mesalliance’ zwischen den Intellektuellen Eliten westlicher<br />

Zivilisation und den die Verwestlichung wollenden ‚aufgeklärten’<br />

Eliten in den kulturellen Zentren Afrikas, Lateinamerikas<br />

und vor allem Asiens hat über Jahrhunderte die Dominanz<br />

westlicher Institutionen in fast allen Bereichen der Gesellschaft<br />

beschworen: nicht zuletzt gehört dazu auch die Familie�<br />

So finden wir gerade unter den klassischen Autoren der Familiensoziologie<br />

wie Parsons, Murdock, Goode und König als<br />

Grundtendenz das Fragen nach Grundprinzipien, die das Herausbilden<br />

<strong>von</strong> Familienformen und -leitbildern universell in<br />

möglichst allen Kulturen dieser Welt kennzeichnen� Dieses vermeintlich<br />

objektive Fragen folgt aber meistens einem ‚heimlichen<br />

Curriculum’ immanenter westlicher Wertvorstellungen<br />

und bisweilen soziologischer Vorurteile�<br />

Ich möchte in diesem Zusammenhang nur ein Beispiel erwähnen:<br />

So beschwört Talcott Parsons (1954) das Inzesttabu als Teil<br />

der ‚Universalität’ und ‚Konstanz’ der Kernfamilie: Er fragt „ob<br />

es Züge gibt, die allen menschlichen Gesellschaften gemeinsam<br />

sind“ und bezeichnet auf diese Weise das Inzesttabu also als<br />

einen gemeinsamen Zug aller bekannten Kulturen und stellt<br />

fest, dass es überall gelte und als Grundregel für die ebenfalls<br />

überall anzutreffende Kernfamilie angesehen werden könne� Er<br />

bezieht sich dabei auf den Anthropologen George Peter Murdock<br />

(1897-1985), der als ein Resumée seiner weltweiten an-

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