Kurzfassungen der Vorträge - bei der GKB eV
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Gesellschaft für<br />
konservierende Bodenbear<strong>bei</strong>tung e.V.<br />
Kongress und Jahreshauptversammlung<br />
am 16. Februar 2011 in Braunschweig-Völkenrode<br />
<strong>Kurzfassungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Vorträge</strong><br />
Bodenfruchtbarkeit, Humus und<br />
Biodiversität – die Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
nächsten Jahre
Programm:<br />
09.30 Uhr - 10.45 Uhr<br />
Jahreshauptversammlung <strong>GKB</strong><br />
Vortragsveranstaltung:<br />
11.00 Uhr - 12.30 Uhr<br />
Thorsten Breitschuh, BELANU, Wer<strong>der</strong>shausen<br />
“Ist die Humusversorgung unserer Böden gefährdet? – Ergebnisse <strong>der</strong> Humusbilanzierung von<br />
600 Betrieben über 16 Jahre“<br />
Dr. Michaela Bach, Institut für agrarrelevante Klimaforschung, vTI Braunschweig<br />
„Bodenzustandserhebung Landwirtschaft – eine Kohlenstoffinventur landwirtschaftlich genutzter<br />
Böden in Deutschland“<br />
12.30 Uhr - 13.30 Uhr Mittagsimbiss<br />
Vortragsveranstaltung:<br />
13.30 Uhr - 16.30 Uhr<br />
Dr. Christine Sticht, Institut für Biodiversität, vTI, Braunschweig<br />
“Die Vielfalt <strong>der</strong> Bodenorganismen in Bear<strong>bei</strong>tungssystemen - wer profitiert wovon?”<br />
Manfred Koppenhagen, Landwirt, Kirchberg a.d. Iller<br />
“Bestrebungen zur Erhaltung <strong>der</strong> Bodenfruchtbarkeit im Betrieb – Praxisbericht<br />
Dr. Birgit Wilhelm, Universität Kassel/Witzenhausen, Fachgebiet Agrartechnik<br />
“Konservierende Bodenbear<strong>bei</strong>tung im Ökolandbau - Feldversuche und Expertenumfragen”<br />
Marion Senger, LWK Nie<strong>der</strong>sachsen, Geschäftsbereich Landwirtschaft, Hannover<br />
“ Methode zur Feldgefügeansprache für den Praktiker“<br />
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Jahrestagung <strong>der</strong> Gesellschaft für konservierende Bodenbear<strong>bei</strong>tung (<strong>GKB</strong>) e.V.<br />
16. Februar 2011 vTI Braunschweig www.gkb-ev.de<br />
<strong>GKB</strong>
Ist die Humusversorgung unserer Böden gefährdet? –<br />
Ergebnisse <strong>der</strong> Humusbilanzierung von 600 Betrieben<br />
Thorsten Breitschuh, BELANU; Ulrich Gernand, VAFB Thüringen<br />
Kontakt: Breitschuh.wer<strong>der</strong>shausen@t-online.de<br />
Im Auftrag des VDLUFA wurden im vergangen Jahr die Humusbilanzen von 385 verschiedenen<br />
Betrieben teilweise über mehrere Jahre analysiert. Die Berechnung erfolgte mit dem VDLUFA-<br />
Umweltsicherungssystem Landwirtschaft (KUL/USL) entsprechend den Vorgaben <strong>der</strong> Ausgleichszahlungen-Verpflichtungen-Verordnung<br />
(AV-VO).<br />
Von den 685 Datensätzen aus den Jahren 1994 – 2009 konnten 629 Humusbilanzen in die Auswertung<br />
einbezogen werden. Die restlichen Betriebe bauten entwe<strong>der</strong> nur Dauerkulturen an o<strong>der</strong><br />
bewirtschafteten nur Grünland.<br />
Im Mittel <strong>der</strong> 629 KUL-Auswertungen (davon 580 aus konventioneller und 49 aus ökologischer<br />
Wirtschaftsweise) lag <strong>der</strong> Humussaldo <strong>bei</strong> +277 kg Humus-C ha -1 a -1 und damit deutlich oberhalb<br />
des oberen Sollwertes gemäß AV-VO von +125 kg C ha -1 a -1 . Bei <strong>der</strong> Prüfung von Einflussgrößen<br />
auf die Humusbilanzierung (z.B. Anbauverhältnis, Tierbesatz, Betriebsgröße, Bewirtschaftungsform,<br />
N-Düngungsniveau, Höhenlage des Betriebes, Jahresnie<strong>der</strong>schlag) konnte kein<br />
Merkmal ermittelt werden, dass zu negativen Humussalden führt. Die in <strong>der</strong> Abbildung dargestellten<br />
2 % <strong>der</strong> Betriebe mit einer Einstufung in die Humussaldengruppen A und B stellen Einzelfälle<br />
dar.<br />
Verteilung <strong>der</strong> Humussalden<br />
Anzahl <strong>der</strong> Betriebe je<br />
Gruppe<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
-600 -400 -200 0 200 400 600 800 1000 1200<br />
kg Humus-C/ha<br />
Bewertung <strong>der</strong> Salden anhand <strong>der</strong> Bewertungstabelle für Saldengruppen:<br />
E D C B A<br />
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<strong>GKB</strong>
Eine größere Gefahr (hohes Mineralisierungspotential, Gefahr von N-Verlusten) geht von den<br />
potentiell mit Humus überversorgten Betrieben aus. Dies sind vor allem Unternehmen mit einem<br />
Tierbesatz von > 2 GV je ha und einem Stickstoffeintrag (einschl. <strong>der</strong> Mineraldüngung) von über<br />
250 kg N/ha und Jahr. In <strong>bei</strong>den Fällen liegen die Humussalden im Mittel <strong>der</strong> ausgewerteten<br />
Gruppen <strong>bei</strong> weit über 400 kg Humus-C.<br />
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<strong>GKB</strong>
Bodenzustandserhebung Landwirtschaft –<br />
eine Kohlenstoffinventur landwirtschaftlich genutzter Böden in Deutschland<br />
Dr. Michaela Bach<br />
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Institut für Agrarrelevante Klimaforschung, Bundesallee<br />
50, 38112 Braunschweig<br />
Kontakt: michaela.bach@vti.bund.de<br />
Dem Gehalt an organischer Substanz im Boden kommt eine Schlüsselstellung hinsichtlich Bodenqualität<br />
und Ertragsfähigkeit zu. Er trägt maßgeblich zur Resilienz des Bodens gegenüber<br />
Erosion und Verdichtung <strong>bei</strong>. Böden zeigen in Abhängigkeit <strong>der</strong> Nutzungsintensität eine Tendenz<br />
zur Abnahme <strong>der</strong> Bodenkohlenstoffvorräte. Intensive landwirtschaftliche Nutzung und eine nahezu<br />
vollständige Abfuhr <strong>der</strong> Biomasse nach <strong>der</strong> Ernte, bringen das Verhältnis aus Akkumulation<br />
und Mineralisierung organischer Substanz aus dem Gleichgewicht. Durch den Klimawandel<br />
kommt es zu einer beschleunigte und verstärkten Mineralisierung im Boden, die Hypothese, <strong>der</strong><br />
organische Kohlenstoffvorrat im Boden steht im langjährigen Gleichgewicht mit <strong>der</strong> Nutzung, ist<br />
somit zukünftig nicht uneingeschränkt gültig.<br />
In <strong>der</strong> internationalen Literatur werden durch verschiedene Autoren für unterschiedliche Klimaregionen<br />
stark variierende Vorräte an organischem Kohlenstoff im Boden (Janzen 2004, Lal<br />
2004). Scheffer & Schachtschabel (2010) nennen für landwirtschaftlich genutzte Oberböden in<br />
Deutschland Gehalte von 7,5 g kg -1 (Ackerböden) bis hin zu 150 g kg -1 (Dauergrünland). Datengrundlage<br />
dieser Berechnungen sind überwiegend Daten, die im Zuge bodenkundlicher Landesaufnahmen<br />
erhoben werden. Weitestgehend unberücksichtigt bleiben da<strong>bei</strong> ebenso die skalenübergreifende<br />
Variabilität und die Abhängigkeit des Kohlenstoffvorrates von Landnutzung und<br />
Flächenmanagement, wie auch die Einflüsse von Hydrologie und Reliefposition etc. auf die<br />
kleinräumige Heterogenität des organischen Substanzgehaltes im Boden.<br />
In Deutschland sind seit den 1980er Jahren zwei Bodenzustandserhebungen im Forst durchgeführt<br />
worden, eine Bodenzustandserhebung landwirtschaftlich genutzter Böden fehlt bislang.<br />
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<strong>GKB</strong>
Um diese Lücke zu schließen und für die Berichterstattung unter <strong>der</strong> UN Klimarahmenkonvention<br />
einen nationalen Datensatz zur Verfügung zu stellen, führt das Johann Heinrich von Thünen-<br />
Institut mit Unterstützung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
in den Jahren 2010 bis 2013 das Projekt Bodenzustandserhebung Landwirtschaft<br />
durch.<br />
Ziel des Projektes ist es, (i) einen bundesweiten, konsistenten, repräsentativen Datensatz <strong>der</strong> aktuellen<br />
Bodenkohlenstoffvorräte im gesamten, landwirtschaftlich genutzten Solum zu erzeugen.<br />
Darüber hinaus stehen folgende Hauptzielsetzungen im Fokus des Forschungsvorhabens: (ii)<br />
Verbesserung <strong>der</strong> nationalen Emissionsberichterstattung unter <strong>der</strong> UN Klimarahmenkonvention;<br />
(iii) Erzeugung einer umfangreichen Grundgesamtheit für die geostatistische Interpolation <strong>der</strong><br />
Messwerte in die Fläche; (iv) Anwendung fortgeschrittener Modelliertechniken unter Einschluss<br />
von Fehlerrechnungen; (v) Bereitstellung einer Datengrundlage zur Erforschung des Einflusses<br />
von Standort und Klima, Landnutzungsgeschichte und aktuellem Flächenmanagement.<br />
Der Vortrag wird den wissenschaftlichen Hintergrund des Forschungsvorhabens und die<br />
Operationalisierung <strong>der</strong> Ziele im Gelände darstellen. Da<strong>bei</strong> stehen die Repräsentativitätsanalyse<br />
des Probenahmerasters auf nationaler Ebene und in Bezug auf die Boden-Klima-Räume Deutschlands<br />
ebenso im Mittelpunkt wie das Probenahmedesign und die Datenqualitätssicherung. Die<br />
Geländear<strong>bei</strong>ten <strong>der</strong> Bodenzustandserhebung Landwirtschaft werden ergänzt durch die Erhebung<br />
detaillierter Informationen über die Landnutzungsgeschichte und das Management <strong>der</strong> untersuchten<br />
Fläche.<br />
Auf Grundlage <strong>der</strong> erhobenen Daten wird es mit Hilfe <strong>der</strong> Bodenzustandserhebung Landwirtschaft<br />
erstmalig möglich sein, eine genaue Analyse und Abgrenzung natürlicher und anthropogener<br />
Einflüsse auf den Kohlenstoffvorrat landwirtschaftlich genutzter Böden durchzuführen, die<br />
auf konsistenten, nationalen Untersuchungen beruhen.<br />
Janzen, H. H. (2004): Carbon cycling in earth systems – a soil science perspective. Agriculture<br />
Ecosystems & Environment, 104, 399-417.<br />
Lal, R. (2004): Soil carbon sequestration impacts on global climate change and food security.<br />
Science, 304, 1623-1627.<br />
Scheffer, E. & P. Schachtschabel (Hrsg.) (2010): Lehrbuch <strong>der</strong> Bodenkunde, 16. Auflage, Heidelberg.<br />
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Die Vielfalt <strong>der</strong> Bodenorganismen in Bear<strong>bei</strong>tungssystemen –Wer profitiert<br />
wovon?<br />
Christine Sticht*, Stefan Schra<strong>der</strong>, Joachim Brunotte<br />
*Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI), Institut für Biodiversität, Bundesallee 50, D-38116<br />
Braunschweig<br />
Kontakt: christine.sticht@vti.bund.de<br />
Der Ackerboden als Standort <strong>der</strong> Kulturpflanzen und Lebensraum zahlreicher Bodenorganismen<br />
kann seine natürliche Fruchtbarkeit nur erhalten, wenn Bakterien, Pilze und Bodentiere in ihrer<br />
Vielfalt vorhanden bleiben und ihre ökosystemaren Funktionen im Boden möglichst ungestört<br />
erfüllen können. So zählt neben <strong>der</strong> oberirdischen Vielfalt auch die Biodiversität im Boden zu<br />
den Agrarumweltindikatoren, an denen die Nachhaltigkeit <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Produktion<br />
gemessen wird. In diesem Zusammenhang stellt das Bodenbear<strong>bei</strong>tungsverfahren eine wichtige<br />
Einflussgröße dar, die über die Verän<strong>der</strong>ung von physikalischen, chemischen und biologischen<br />
Bodeneigenschaften das Potential besitzt, die Vielfalt <strong>der</strong> Bodenorganismen zu verän<strong>der</strong>n. Vor<br />
diesem Hintergrund wurde eine Sachstandsanalyse als Literaturstudie an einzelnen<br />
Organismengruppen und verschiedenen Standorten innerhalb Deutschlands durchgeführt.<br />
Ziel dieser Studie ist die Erstellung einer Übersicht für Deutschland zur Bewertung <strong>der</strong> strukturellen<br />
und funktionellen Biodiversität im Boden unter dem Aspekt unterschiedlicher Bodenbear<strong>bei</strong>tungsverfahren<br />
als wesentlichem Faktor <strong>der</strong> Landnutzungsintensität.<br />
Innerhalb <strong>der</strong> Bodenfauna steht die Beeinflussung von Regenwürmern, Milben, Collembolen<br />
(Springschwänzen), Enchytraeiden und Nematoden als geeigneten Indikatororganismen im Vor<strong>der</strong>grund.<br />
Diese Tiergruppen stellen wichtige Bindeglie<strong>der</strong> innerhalb des Nahrungsnetzes und <strong>der</strong><br />
Zersetzergemeinschaft in landwirtschaftlich genutzten Böden dar. Zahlreiche Prozessabläufe,<br />
Nährstoffkreisläufe und somit letztlich auch die Bodenfruchtbarkeit hängen direkt o<strong>der</strong> indirekt<br />
von ihrem Vorkommen und ihren spezifischen Funktionen ab. Vor diesem Hintergund geben ihre<br />
Individuendichten, Biomassen, Artenspektren sowie das Vorkommen und die Zusammensetzung<br />
von funktionellen Gruppen wichtige Hinweise auf den Zustand und die Leistungen <strong>der</strong> biologischen<br />
Vielfalt im Boden.<br />
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<strong>GKB</strong>
Neben <strong>der</strong> Bodenfauna liefern neuere Untersuchungen Einblicke in die Beeinflussung <strong>der</strong> Aktivität<br />
und funktionellen Diversität <strong>der</strong> mikrobiellen Gemeinschaft. Beson<strong>der</strong>s Biomassen, Enzymaktivitäten<br />
und verschiedene Quotienten, die als Indikatoren für mikrobiell gesteuerte Bodenprozesse<br />
dienen (z.B. qCO 2 , C mic /C org ) stellen wichtige Parameter zur Bewertung des Einflusses <strong>der</strong><br />
Bodenbear<strong>bei</strong>tungs-verfahren auf die funktionelle Diversität <strong>der</strong> Mikroorganismen dar.<br />
Die zusammenfassende Betrachtung dieses breiten Spektrums an Indikatoren zeigt, dass verschiedene<br />
funktionelle Gruppen innerhalb von Bodenfauna und Mikroorganismen in Abhängigkeit<br />
von Bodenart und Fruchtfolge spezifisch auf die Form <strong>der</strong> Bodenbear<strong>bei</strong>tung reagieren. So<br />
weisen etwa Regenwürmer <strong>bei</strong> konservieren<strong>der</strong> Bodenbear<strong>bei</strong>tung, beson<strong>der</strong>s <strong>bei</strong> Direktsaat, höhere<br />
Individuendichten und Biomassen auf, als <strong>bei</strong> konventioneller Bodenbear<strong>bei</strong>tung. Dieser<br />
positive Effekt ist in Schluff- und Lehmböden signifikant höher als in Sand- o<strong>der</strong> Tonböden. Innerhalb<br />
<strong>der</strong> ökologischen Gruppen weisen anektische Regenwurmarten (Tiefgräber mit vertikal<br />
angelegten Gängen) die größte positive Beeinflussung durch die Reduktion <strong>der</strong> Bear<strong>bei</strong>tungsintensität<br />
auf. Die Individuendichte <strong>der</strong> Collembolen steigt <strong>bei</strong> Reduktion <strong>der</strong> Bodenbear<strong>bei</strong>tungsintensität<br />
in Schluffböden an, sinkt jedoch in Lehm- und Sandböden. Diese Abnahme ist auf einen<br />
Rückgang an oberflächennah lebenden (atmobionten) und in tiefen Bodenschichten lebenden<br />
(euedaphischen) Arten zurückzuführen. Hinsichtlich <strong>der</strong> Mikroorganismen variieren die mikrobielle<br />
Biomasse und die metabolische Aktivität <strong>der</strong> Organismen in verschiedenen Tiefenstufen in<br />
Abhängigkeit von <strong>der</strong> Bodenbear<strong>bei</strong>tung.<br />
Die Sachstandsanalyse soll dazu <strong>bei</strong>tragen, Informationslücken über Entwicklung und Zustand<br />
<strong>der</strong> Biodiversität im Boden im Kontext nachhaltiger Landwirtschaft und Bodenschutz für<br />
Deutschland schließen zu helfen und bestehenden Forschungsbedarf aufzuzeigen.<br />
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Bestrebungen zur Erhaltung <strong>der</strong> Bodenfruchtbarkeit im Betrieb<br />
Manfred Koppenhagen, Landwirt Kirchberg a.d. Iller<br />
Kontakt: agrar@manfred-koppenhagen.de<br />
Für den landwirtschaftlichen Betrieb ist <strong>der</strong> Boden <strong>der</strong> mit Abstand wichtigste Produktionsfaktor.<br />
Das nachhaltige und damit dauerhafte Ertragsvermögen eines Bodens ist die Voraussetzung für<br />
eine über Generationen erfolgreiche Bewirtschaftung <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Nutzfläche. Deshalb<br />
gilt <strong>der</strong> Erhaltung <strong>der</strong> Bodenfruchtbarkeit das ungeteilte Augenmerk eines verantwortungsvollen<br />
Betriebsleiters.<br />
Die Bodenfruchtbarkeit ist die nachhaltige Fähigkeit eines Bodens, den Pflanzen als Standort zu<br />
dienen und Pflanzenerträge zu erzeugen. Sie wird durch das Klima sowie die Gesamtheit <strong>der</strong> mineralogischen,<br />
physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften des Bodens bestimmt.<br />
Klima und mineralogische Eigenschaften sind da<strong>bei</strong> feste Größen, die <strong>der</strong> Landwirt nicht<br />
beeinflussen kann. Vielmehr stellen das Klima mit den Parametern Temperatur und Nie<strong>der</strong>schlägen<br />
sowie <strong>der</strong> Boden mit seiner Bodenart und seinem Bodentyp Rahmenbedingungen dar, an<br />
denen sich <strong>der</strong> Landwirt <strong>bei</strong> seiner Bodenbewirtschaftung orientieren muss.<br />
Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung <strong>der</strong> Bodenfruchtbarkeit müssen deshalb darauf abzielen,<br />
die variablen Bodeneigenschaften – physikalische, chemische und biologische – zu beeinflussen.<br />
Da<strong>bei</strong> sind diese Eigenschaften prinzipiell nicht gegeneinan<strong>der</strong> austauschbar.<br />
Zu den betrieblichen Maßnahmen <strong>bei</strong> chemischen Bodeneigenschaften gehören unter an<strong>der</strong>em<br />
eine ausgeglichene Nährstoffbilanz sowie die Einstellung des optimalen Reaktionszustandes des<br />
Bodens durch eine entsprechende Kalkdüngung.<br />
Zentrale Maßnahmen in Bezug auf physikalische Bodeneigenschaften sind eine möglichst lange<br />
Bodenruhe und <strong>der</strong> Verbleib von Pflanzenresten, vor allem Stroh, zur För<strong>der</strong>ung von Bodenstruktur<br />
und Bodengare. Aus diesem Grund wird seit vielen Jahren keine Stoppelbear<strong>bei</strong>tung nach <strong>der</strong><br />
Ernte mehr durchgeführt. Pflanzenreste sind darüber hinaus auch von Bedeutung, wenn es um die<br />
Futtergrundlage von Mikroorganismen und größeren Bodentieren sowie um Schutz vor Einstrahlung<br />
geht.<br />
Die dargestellten Einzelmaßnahmen sind Bausteine einer Bodenbewirtschaftung, die sich erhaltend<br />
und för<strong>der</strong>nd auf die Bodenfruchtbarkeit unserer Böden auswirken und so auf Dauer <strong>der</strong>en<br />
Ertragsfähigkeit sichern soll.<br />
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<strong>GKB</strong>
Konservierende Bodenbear<strong>bei</strong>tung im Ökolandbau –<br />
Feldversuche und Expertenumfragen<br />
Dr. Birgit Wilhelm, Universität Kassel/Witzenhausen, Fachgebiet Agrartechnik<br />
Kontakt: Birgit.Wilhelm@uni-kassel.de<br />
Die Ökologische Landwirtschaft ist ein Anbausystem, das auf ökologischen Prozessen, Biodiversität<br />
und Kreisläufen beruht (IFOAM, 2006). Der Boden und vor allem die Bodenfruchtbarkeit<br />
sind zentrale Themen seit Entstehung <strong>der</strong> Ökologischen Landbaubewegung.<br />
In bislang neun Langzeitprojekten zur Bodenbear<strong>bei</strong>tung im Ökolandbau wurden verschiedene<br />
Bear<strong>bei</strong>tungssysteme und Geräte miteinan<strong>der</strong> verglichen. Es ist auffällig, dass in nur zwei Langzeitversuchen<br />
Ar<strong>bei</strong>tstiefen unter 15 cm in <strong>der</strong> Versuchsanlage berücksichtigt wurden. Untersuchungen<br />
auf Praxisbetrieben zeigen, dass Ökolandwirte, die über zehn Jahre erfolgreich reduzierte<br />
Bear<strong>bei</strong>tungssysteme anwenden, den Boden nicht tiefer als zehn Zentimeter bear<strong>bei</strong>ten. Auf<br />
Grund <strong>der</strong> Probleme <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Unkrautregulierung und Ertragseinbußen in einigen Langzeitversuchen<br />
wurde das System <strong>der</strong> konservierenden Bodenbear<strong>bei</strong>tung von Wissenschaftlern und Beratern<br />
bislang sehr zurückhaltend bis negativ bewertet (Hampl et al., 2005; Kainz et al., 2005;<br />
Peigné et al., 2007). Ein Teil <strong>der</strong> Unkrautprobleme in den <strong>bei</strong>den ersten Langzeitprojekten (PÖB<br />
und Klostergut Scheyern) sind möglicherweise damit zu erklären, dass mit dem Beginn <strong>der</strong> Versuche<br />
zur Bodenbear<strong>bei</strong>tung die Umstellung <strong>der</strong> Flächen auf ökologische Wirtschaftsweise erfolgte.<br />
In den neueren Systemvergleichen in <strong>der</strong> Schweiz und in Frankreich werden die Versuche<br />
auf langjährigen Ökoflächen durchgeführt. Außerdem konnte bereits auf Erfahrung vorangegangener<br />
Versuche zurückgegriffen werden. In <strong>bei</strong>den Versuchen beeinträchtigt die Unkrautpopulation<br />
bislang nicht die Erträge in den konservierenden Systemen (Peigné et al., 2008; Krauss et al.,<br />
2010). Eine differenzierte Betrachtung <strong>der</strong> Versuche zeigt in den Varianten mit konservierenden<br />
Systemen <strong>bei</strong> vielen Bodenparametern <strong>der</strong> Bodenfruchtbarkeit eindeutig bessere Ergebnisse<br />
(Emmerling et al., 1997; Berner et al., 2008).<br />
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16. Februar 2011 vTI Braunschweig www.gkb-ev.de<br />
<strong>GKB</strong>
Die langjährigen Erfahrungen von drei Ökobauern mit <strong>der</strong> konservierenden Bodenbear<strong>bei</strong>tung<br />
wurden mit Hilfe von Experteninterviews erfasst und analysiert.<br />
• Alle drei Betriebsleiter stellen in <strong>der</strong> Bodenbear<strong>bei</strong>tung die För<strong>der</strong>ung des Bodenlebens als<br />
Zielsetzung in den Mittelpunkt. In diesem Zusammenhang spielt die Bear<strong>bei</strong>tungstiefe und das<br />
Vermeiden von Bodenverdichtung eine wichtige Rolle.<br />
• Die aktive Unkrautregulierung erfolgt <strong>bei</strong> allen drei Bauern gezielt und konsequent durch eine<br />
flache, mehrmalige Bodenbear<strong>bei</strong>tung vor <strong>der</strong> Aussaat. Diese Maßnahme wird von weiteren<br />
indirekten Maßnahmen unterstützt.<br />
• Durch die Beobachtung und Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Boden entwickeln die Landwirte -<br />
nach ihren Aussagen - ein „Gefühl für den Boden“. Der Wert des Bodenlebens für die Bodenfruchtbarkeit<br />
wurde für sie unmittelbar erfahrbar und erkannt.<br />
Im Sinne <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung und Erhaltung <strong>der</strong> Bodenfruchtbarkeit und <strong>der</strong> Entwicklung eines Bodenbewusstseins<br />
in <strong>der</strong> Ökologischen Landwirtschaft ist dieses Konzept <strong>der</strong> Bodenbear<strong>bei</strong>tung<br />
auch als notwendig zu bezeichnen. Allerdings ist da<strong>bei</strong> die Bodenbear<strong>bei</strong>tung nicht isoliert zu<br />
betrachten. Wie die Ergebnisse <strong>der</strong> Experteninterviews zeigen, sind im Konzept <strong>der</strong> konservierenden<br />
Bodenbear<strong>bei</strong>tung Entscheidungen in vielen Teilbereichen des Ökobetriebs zum Erfolg<br />
notwendig.<br />
Weitere Informationen und Literaturliste: Wilhelm, Birgit (2010): Konservierende Bodenbear<strong>bei</strong>tung<br />
im Ökolandbau – Analyse einer Verfahrenstechnik im Kontext <strong>der</strong> Bodenfruchtbarkeit, VDI<br />
Schriftenreihe Forschungsbericht Agrartechnik (VDI-MEG) 493,<br />
Dissertation http://urn.fi/urn:nbn:de:hebis:34-2010092934655<br />
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<strong>GKB</strong>
Einfache Feldgefügeansprache für den Praktiker<br />
Marion Senger *, Joachim Brunotte **<br />
* LWK Nie<strong>der</strong>sachsen, Geschäftsbereich Landwirtschaft Hannover<br />
Kontakt: senger.marion@lwk-nie<strong>der</strong>sachsen.de<br />
**Institut für Agrartechnologie und Biosystemtechnik, vTI Braunschweig<br />
Kontakt: joachim.brunotte@vti.bund.de<br />
Ziel <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Bodennutzung ist die „nachhaltige Sicherung <strong>der</strong> Bodenfruchtbarkeit<br />
und Leistungsfähigkeit des Bodens als natürliche Ressource“ (BBodSchG § 17). Mit Bodenfruchtbarkeit<br />
ist die messbare, natürliche Fähigkeit eines Bodens gemeint, Pflanzen als Standort<br />
zu dienen, so dass sie optimal wachsen können. Daneben ist <strong>der</strong> Boden Fahrbahn für Maschinen<br />
und Fahrzeuge, die die Kulturpflanzen säen, pflegen und ernten. Je nach Standortbedingungen<br />
kann es da<strong>bei</strong> zu einer Beeinträchtigung des Bodengefüges und <strong>der</strong> Wachstumsbedingungen<br />
kommen.<br />
Die hier entwickelte Feldgefügeansprache soll dem Praktiker helfen, Strategien zur Vermeidung<br />
unerwünschter Nebeneffekte <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Landbewirtschaftung (Bodenbear<strong>bei</strong>tung, Pflege, Ernte)<br />
abzuleiten. Ein zentraler Punkt ist da<strong>bei</strong>, die Auswirkungen von Bear<strong>bei</strong>tung und Befahrung des<br />
Ackers zu erkennen und das Bodengefüge so zu gestalten, dass Wasser,- Luft- und Nährstoffhaushalt<br />
ein optimales Pflanzenwachstum ermöglichen.<br />
Dies lag schon immer im Interesse <strong>der</strong> Bodenwissenschaften, <strong>der</strong> Beratung und des Landwirts.<br />
So sind eine Reihe von anspruchsvollen Methoden zur Gefügeansprache und zur Spatendiagnose<br />
entstanden, wie z.B. die Spatendiagnose nach Diez (Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft,<br />
2000), <strong>der</strong> Bestimmungsschlüssel nach Weyer und Boeddinghaus (FH Soest, 2009) o<strong>der</strong> die visuelle<br />
fruchtartenspezifische Bodenansprache nach Shepherd (Neuseeland, 2008).<br />
Was bisher fehlt, ist eine Feldgefügeansprache mit wenig Kennwerten für den Landwirt, mit<br />
<strong>der</strong> er nach kurzer Anleitung den Gefügezustand seines Ackers beurteilen kann, um seine Bear<strong>bei</strong>tungsmaßnahmen<br />
zu planen und nach außen seine Vorsorgeabsichten zu dokumentieren.<br />
Für diese einfache Gefügeansprache wurden aus den oben genannten und weiteren Methoden<br />
einzelne Bausteine übernommen und neu zugeordnet. Grundlage ist eine Profilgrube von 100 x<br />
50 x 50 cm. Hier<strong>bei</strong> wird Oberfläche, Krume, Krumenbasis und naher Unterboden anhand<br />
folgen<strong>der</strong> Parameter betrachtet: Durchwurzelung des Bodens / Makroporen / Gefüge und Verfestigung<br />
/ Organische Reststoffe / Farbe und Geruch.<br />
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<strong>GKB</strong>
Die Parameter werden anhand einer allgemein anerkannten Skala eingestuft und ergeben nach <strong>der</strong><br />
Addition eine Gesamtbewertung des Ackerschlages:<br />
(+) => Gefüge in Ordnung, Vorsorge erfüllt<br />
(0) => Gefüge noch zufriedenstellend, Vorsorge intensivieren<br />
(-) => Gefüge kritisch, Sanierung ggf. erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Für den feldtauglichen Einsatz wurde ein DIN A 3 Klemmbrett entwickelt. Auf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite<br />
sind seitlich links Positiv- und rechts Negativ-Beispiele dargestellt. Mittig befindet sich ein Abreißblock<br />
mit allen Parametern, auf dem die Beurteilung für die Ackerschlagkartei eingetragen<br />
wird. Auf <strong>der</strong> Rückseite befinden sich die Anleitung zur Durchführung sowie zwei Beispiele<br />
(Lösslehm, Ton). Die Gefügeansprache soll in 2011 auf mehreren Feldtagen <strong>der</strong> <strong>GKB</strong> und <strong>der</strong><br />
regionalen Ar<strong>bei</strong>tskreise eingeübt werden.<br />
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Notizen<br />
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