Fabeln: - Gemeindeschulen
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Kartei "ARBEIT AM TEXT 5&6"<br />
<strong>Fabeln</strong>:<br />
Die ziemlich intelligente<br />
Fliege (James Thurber)<br />
TEXT Fa06<br />
Eine große Spinne hatte in einem alten Haus ein schönes Netz<br />
gewoben, um Fliegen zu fangen. Jedes Mal, wenn eine Fliege sich auf<br />
dem Netz niederließ und darin hängen blieb, verzehrte die Spinne sie<br />
schleunigst, damit andere Fliegen, die vorbeikamen, denken sollten,<br />
das Netz sei ein sicherer und gemütlicher Platz. Eines Tages schwirrte<br />
eine ziemlich intelligente Fliege so lange um das Netz herum, ohne es<br />
zu berühren, dass die Spinne schließlich hervorkroch und sagte:<br />
"Komm, ruh dich ein bisschen bei mir aus." Aber die Fliege ließ sich<br />
nicht übertölpeln.<br />
"Ich setze mich nur an Stellen, wo ich andere Fliegen sehe",<br />
antwortete sie, "und ich sehe bei dir keine anderen Fliegen."<br />
Damit flog sie weiter, bis sie an eine Stelle kam, wo sehr viele Fliegen<br />
saßen. Sie wollte sich gerade zu ihnen gesellen, als eine Biene ihr<br />
zurief: "Halt, du Idiot, hier ist Fliegenleim. Alle diese Fliegen sitzen<br />
rettungslos fest."<br />
"Red keinen Unsinn", sagte die<br />
Fliege. "Sie tanzen doch."<br />
Damit ließ sie sich nieder und<br />
blieb auf dem Fliegenleim<br />
kleben wie all die anderen<br />
Fliegen.<br />
Moral: Der<br />
Augenschein kann<br />
ebenso trügerisch<br />
sein wie die<br />
Sicherheit, in der<br />
man sich wiegt.
James Grover Thurber wurde am 8. Dezember 1894 in<br />
Columbus im US-amerikanischen Bundesstaat Ohio geboren.<br />
Nach der Schulausbildung war er im Außenministerium beschäftigt. Er<br />
arbeitete dann als Journalist in Columbus, Paris und New York.<br />
James Thurber schrieb Satiren, Skizzen, <strong>Fabeln</strong> und Geschichten. Seine<br />
Texte illustrierte er selbst. James Thurber betätigte sich auch erfolgreich<br />
als Kinderbuchautor.<br />
Mit seinen Erzählungen und Karikaturen in ironischem, liebenswürdigem<br />
Ton wurde James Grover Thurber zu einem der populärsten USamerikanischen<br />
Satiriker und Zeichner des 20. Jahrhunderts. Eine<br />
Augenkrankheit im letzten Jahrzehnt seines Lebens, die nahezu zur<br />
Erblindung führte, war der Grund, dass er seine Arbeit als Karikaturist<br />
aufgeben musste.<br />
James Grover Thurber starb am 2. November 1961 in New York.<br />
Fabel:<br />
In der Fabel handeln und sprechen zumeist Tiere.<br />
Viele dieser Tierfiguren verkörpern feststehende menschliche<br />
Charaktereigenschaften: Der Fuchs gilt als schlau, der Esel als dumm, der Löwe als<br />
mächtig, der Wolf als gierig.<br />
Die Tiere sind häufig Gegner (Fuchs und Rabe, Wolf und Lamm, Löwe und Esel).<br />
Sie führen z.B. Streitgespräche, an deren Ende der Stärkere oder der Listigere siegt.<br />
Aus den <strong>Fabeln</strong> soll man Lehren für das eigene Verhalten gegenüber anderen<br />
Menschen ziehen.<br />
Arbeitsaufgaben ∗ :<br />
1) Erkläre die Überschrift.<br />
2) Was will diese Fabel uns beibringen?<br />
3) Schreibe 5 Tätigkeiten (Berufe) Thurbers auf.<br />
4) Das Verhalten der Fliege ist sehr menschlich. Kennst du ein<br />
Beispiel?<br />
5) Zeichne ein Bild zur Fabel.<br />
6) Erkläre den Begriff „Moral“.<br />
∗<br />
schwarz: Pflicht – rot: schwierig, freiwillig – grün: Freiarbeit
Kartei "ARBEIT AM TEXT 5&6"<br />
<strong>Fabeln</strong>:<br />
Ameisendank<br />
(Heinrich Steinhöwel)<br />
TEXT Fa07<br />
Eine Ameise, vom Durst geplagt,<br />
krabbelte an seinem Rand in einen<br />
Brunnen hinab, aber als sie trinken<br />
wollte, stürzte sie in das Wasser.<br />
Nun stand da über dem Brunnen ein<br />
hoher Baum, auf dem eine Taube<br />
hockte. Als sie die Ameise auf dem<br />
Wasser liegen sah, brach sie mit<br />
ihrem Schnabel ein Zweiglein von<br />
dem Baum und warf es in den<br />
Brunnen hinab, und die Ameise kletterte hinauf und brachte<br />
sich in Sicherheit. Über dem war ein Vogelsteller des Weges<br />
gekommen, und weil er die Taube fangen wollte, steckte er<br />
seine Kleberuten an eine lange<br />
Stange. Als die Ameise das<br />
bemerkte, biss sie den Vogelfänger<br />
in seinen Fuß. Davon zuckte er<br />
zusammen, und die Stange fiel<br />
ihm aus den Händen. Von dem<br />
Lärm aber erschrak die Taube und<br />
schwang sich sogleich von dem<br />
Baum in die Lüfte, und da war sie<br />
nun auch vom Tode errettet, und<br />
was sie an der Ameise getan, das<br />
ward ihr mit Gleichem vergolten.<br />
Wenn die unvernünftigen Tiere sich für empfangene Wohltat<br />
dankbar erweisen, wie viel mehr sollten es die vernünftigen<br />
Menschen sein und das Gute mit Gutem zu vergelten lernen.
Heinrich Steinhöwel<br />
geboren 1412 in Weil der Stadt (D); gestorben 1482 in Ulm<br />
Nach ausgedehnten Studien Arzt in Esslingen und Ulm. Er ist vor allem als<br />
Übersetzer berühmt geworden.<br />
Fabel:<br />
In der Fabel handeln und sprechen zumeist Tiere.<br />
Viele dieser Tierfiguren verkörpern feststehende menschliche<br />
Charaktereigenschaften: Der Fuchs gilt als schlau, der Esel als dumm, der Löwe als<br />
mächtig, der Wolf als gierig.<br />
Die Tiere sind häufig Gegner (Fuchs und Rabe, Wolf und Lamm, Löwe und Esel).<br />
Sie führen z.B. Streitgespräche, an deren Ende der Stärkere oder der Listigere siegt.<br />
Aus den <strong>Fabeln</strong> soll man Lehren für das eigene Verhalten gegenüber anderen<br />
Menschen ziehen.<br />
Arbeitsaufgaben ∗ :<br />
1) Suche jeweils drei treffende Adjektive für die Ameise und die<br />
Taube.<br />
2) Was will diese Fabel uns beibringen?<br />
3) Vergleiche diese Fabel mit „Der Löwe und das Mäuschen“<br />
(Fa01).<br />
4) Zeichne ein Bild zur Fabel.<br />
5) Versuche, den letzten Satz – die „Moral“ – zu erklären.<br />
∗<br />
schwarz: Pflicht – rot: schwierig, freiwillig – grün: Freiarbeit
Kartei "ARBEIT AM TEXT 5&6"<br />
<strong>Fabeln</strong>:<br />
Das ist wirklich wahr<br />
(Hans Christian Andersen)<br />
TEXT Fa08<br />
"Das ist ja eine<br />
schreckliche<br />
Geschichte!", sagte ein<br />
Huhn, und zwar an dem<br />
Ende des Dorfes, wo die<br />
Geschichte nicht<br />
passiert war. "Das ist ja<br />
eine schreckliche<br />
Geschichte im<br />
Hühnerhaus. Ich<br />
getraue mich gar nicht,<br />
heute nacht allein zu schlafen! Es ist nur gut, dass<br />
wir so viele im Stalle sind!" - Und dann erzählte sie<br />
es, dass sich den anderen Hühnern die Federn<br />
sträubten und der Hahn den Kamm sinken ließ. Es<br />
ist wirklich wahr.<br />
Aber wir wollen von Anfang anfangen, und der war<br />
am anderen Ende des Dorfes in einem<br />
Hühnerhaus. Die Sonne ging unter und die Hühner<br />
flogen auf. Eins von ihnen, es war weißgefiedert<br />
und kurzbeinig, legte seine vorgeschriebene Anzahl<br />
Eier und war, als Huhn, in jeder Weise respektabel.<br />
Als es die Leiter hinaufstieg, kraute es sich mit<br />
dem Schnabel, und dabei fiel ihm eine kleine Feder<br />
aus.<br />
"Hin ist hin!", sagte es. "Je mehr ich mich putze,<br />
desto schöner werde ich noch!" Das war scherzhaft<br />
hingesprochen; denn es war das lustigste unter<br />
den Hühnern, im Übrigen war es, wie gesagt, sehr<br />
respektabel; und dann schlief es ein.<br />
Ringsum war es dunkel, Huhn an Huhn saß auf der<br />
Stange; aber das, was am nächsten dabei<br />
gesessen hatte, schlief noch nicht. Es hörte halb,<br />
halb hörte es nicht, wie man es ja in dieser Welt<br />
handhaben soll, um seine Gemütsruhe zu<br />
bewahren. Aber seiner anderen Nachbarin musste<br />
es doch noch schnell zuflüstern: "Hast du gehört,<br />
was hier gesprochen worden ist? Ich nenne keinen<br />
Namen, aber es gibt hier ein Huhn, das sich rupfen<br />
will, um schön auszusehen! Wenn ich ein Hahn<br />
wäre, würde ich es verachten."<br />
Gerade gegenüber den Hühnern saß die Eule mit<br />
ihrem Eulenmann und den Eulenkindern;<br />
in dieser Familie hat man scharfe Ohren,<br />
sie hörten jedes Wort, was das<br />
Nachbarhuhn sagte. Und sie rollten mit<br />
den Augen und die Eulenmutter fächelte<br />
sich mit den Flügeln: "Hört nur nicht hin!<br />
Aber ihr habt es wohl doch gehört, was<br />
dort drüben gesprochen wurde? Ich hörte<br />
es mit meinen eigenen Ohren, und man<br />
hört ja viel ehe sie abfallen! Da ist eins<br />
unter den Hühnern, was in einem solchen<br />
Grade vergessen hat, was sich für ein<br />
Huhn schickt, dass es sitzt und sich alle<br />
Federn vom Leibe zupft und es den Hahn mit<br />
ansehen lässt!"<br />
"Prenez garde aux enfants!", sagte der Eulenvater,<br />
"das ist nichts für die Kinder."<br />
"Ich will es doch der Nachbareule erzählen! Das ist<br />
eine so ehrenwerte Eule im Umgang!" Damit flog<br />
die Mutter fort.<br />
"Hu-Hu! uhuh!", tuteten die beiden gerade in den<br />
gegenüberliegenden Taubenschlag zu den Tauben<br />
hinein. "Habt Ihr schon gehört? Uhuh! Da ist ein<br />
Huhn, das sich alle Federn ausgerupft hat wegen<br />
des Hahns. Es wird totfrieren, wenn es nicht schon<br />
tot ist, uhuh!" "Wo? Wo?", gurrten die Tauben.<br />
"Im Nachbarhofe! Ich habe es so gut wie selbst<br />
gesehen. Es ist zwar eine etwas unanständige<br />
Geschichte, aber es ist wirklich wahr!"<br />
"Glaubt nur, glaubt nur jedes einzige Wort", sagten<br />
die Tauben und gurrten zu ihrem Hühnerstall<br />
hinab: "Da ist ein Huhn, ja, einige sagen sogar, es<br />
seien zwei, die sich alle Federn ausgerupft haben,<br />
um nicht wie die anderen auszusehen und dadurch<br />
die Aufmerksamkeit des Hahns zu erregen. Das ist<br />
ein gewagtes Spiel, man kann sich dabei erkälten<br />
und am Fieber sterben, nun sind sie beide tot!"<br />
"Wacht auf! Wacht auf!“, krähte der Hahn und flog<br />
auf den Zaun. Der Schlaf saß ihm noch in den<br />
Augen, aber er krähte trotzdem: "Es sind drei<br />
Hühner aus unglücklicher Liebe zu einem Hahn<br />
gestorben! Sie haben sich alle Federn ausgerupft!<br />
Das ist eine hässliche Geschichte, ich will sie nicht<br />
für mich behalten, lasst sie weitergehen!"<br />
"Lasst sie weitergehen!", pfiffen die Fledermäuse,<br />
und die Hühner kluckten und der Hahn krähte:<br />
"Lasst sie weitergehen! Lasst sie weitergehen!"<br />
Und so eilte die Geschichte von Hühnerhaus zu<br />
Hühnerhaus und endete zuletzt bei der Stelle, von<br />
wo sie ausgegangen war.<br />
"Da sind fünf Hühner," hieß es, "die sich alle die<br />
Federn ausgerupft haben, um zu zeigen, welches<br />
von ihnen am magersten vor Liebeskummer um<br />
den Hahn geworden wäre, und sie hackten auf<br />
einander los, bis das Blut floss und fielen tot zur<br />
Erde, ihrer Familie zu Schimpf und Schande und<br />
dem Besitzer zu großem Verlust."<br />
Das Huhn, das die lose, kleine Feder verloren<br />
hatte, erkannte sich natürlich in der Geschichte<br />
nicht wieder, und da es ein respektables<br />
Huhn war, sagte es: "Diese Hühner<br />
verachte ich. Aber es gibt mehr von dieser<br />
Art. So etwas soll man nicht vertuschen, ich<br />
will jedenfalls das Meinige dazu tun, dass<br />
die Geschichte in die Zeitung kommt, dann<br />
geht sie durch das ganze Land, das haben<br />
die Hühner verdient und die Familie auch!"<br />
Und es kam in die Zeitung und wurde<br />
gedruckt und es ist wirklich wahr: Aus einer<br />
kleinen Feder können schnell fünf tote<br />
Hühner werden!
Hans Christian Andersen<br />
Hans Christian Andersen wurde am 2. April 1805 in Odense<br />
(Dänemark) geboren. Er war der Sohn eines armen Schuhmachers. Er<br />
konnte kaum die Schule besuchen, bis ihm der Dänenkönig Friedrich<br />
VI., dem seine Begabung aufgefallen war, 1822 den Besuch der Schule<br />
ermöglichte. Bis 1828 wurde ihm auch das Universitätsstudium<br />
bezahlt. Der Weltruhm Andersens ist auf den insgesamt 168 von ihm<br />
geschriebenen Märchen begründet. Andersen starb am 4.8.1875 in<br />
Kopenhagen.<br />
Fabel:<br />
In der Fabel handeln und sprechen zumeist Tiere.<br />
Viele dieser Tierfiguren verkörpern feststehende menschliche<br />
Charaktereigenschaften: Der Fuchs gilt als schlau, der Esel als dumm, der Löwe als<br />
mächtig, der Wolf als gierig.<br />
Die Tiere sind häufig Gegner (Fuchs und Rabe, Wolf und Lamm, Löwe und Esel).<br />
Sie führen z.B. Streitgespräche, an deren Ende der Stärkere oder der Listigere siegt.<br />
Aus den <strong>Fabeln</strong> soll man Lehren für das eigene Verhalten gegenüber anderen<br />
Menschen ziehen.<br />
Arbeitsaufgaben ∗ :<br />
1) Gib der Fabel einen anderen Titel.<br />
2) Was will diese Fabel uns beibringen?<br />
3) Schreibe untereinander in Stichworten auf, wie der<br />
ursprüngliche Vorfall (kleine Feder) von einem zum anderen<br />
weitererzählt wird.<br />
4) Zeichne ein Bild zur Fabel.<br />
5) Erfinde eine ähnliche Geschichte, lass sie aber zwischen<br />
Menschen spielen.<br />
∗<br />
schwarz: Pflicht – rot: schwierig, freiwillig – grün: Freiarbeit
Kartei "ARBEIT AM TEXT 5&6"<br />
<strong>Fabeln</strong>:<br />
Der Hahn und der Wurm<br />
(Hermann Harry Schmitz)<br />
TEXT Fa09<br />
An einem Freitagmorgen sagte der Regenwurm nach dem Morgenkaffee zu<br />
seiner Frau: »Höre mal, Traudchen, es wird mir hier unten zu muffig, ich<br />
krieche ein wenig nach oben, um Luft zu schnappen.«<br />
»Gott, Kaspar«, ängstigte sich die Regenwürmin, »gib nur bei Leibe acht,<br />
dass dir nichts passiert. Du weißt, speziell Hühner sind so unglaublich roh<br />
und rücksichtslos.«<br />
»Ich bin Fatalist ∗ «, sagte der Regenwurm<br />
kurz und verabschiedete sich von seiner<br />
Frau. Leise vor sich hin weinend, schaute<br />
die Gute ihrem Gemahl nach, bis er an der<br />
Biegung des Ganges verschwand.<br />
Im Hühnerstall krakeelte zur gleichen Zeit<br />
der Hahn mit den Hühnern.<br />
»Ich bin den ewigen Körnerfraß leid. Wenn<br />
derartig nachlässig für mich gesorgt wird,<br />
suche ich mir draußen selbst etwas. Wann<br />
hatte ich den letzten Regenwurm?«, fuhr er<br />
sein Lieblingshuhn Mathilde an. »Um<br />
Pfingsten«, stammelte dieses ganz<br />
zerknirscht. Der Hahn warf die Tür ins<br />
Schloss und ging auf den Hof. –<br />
Der Regenwurm war mittlerweile oben angelangt und hatte gerade das<br />
Loch verlassen.<br />
»O Schrecken! Ich bin verloren«, murmelte er entsetzt, als er den Hahn<br />
gewahrte, der soeben die ersehnte Delikatesse erspäht hatte und in<br />
eiligen Schritten auf ihn zukam.<br />
Schon bückt sich der Hahn, um sein Opfer<br />
zu verschlingen; da richtet sich der<br />
Regenwurm in seiner ganzen Länge<br />
kerzengerade auf und schnarrt dem Hahn<br />
entgegen: »Verzeihen Sie, ich bin eine<br />
Stricknadel.«<br />
Der Hahn prallte zurück. – Da er nicht<br />
gern Stricknadeln mochte, stammelte er<br />
verlegen: »Dann entschuldigen Sie,<br />
bitte«, machte eine leichte Verbeugung<br />
und ging weiter.<br />
Der Wurm lachte sich ins Fäustchen.<br />
∗<br />
Jemand der glaubt, alles sei vorherbestimmt.
Hermann (Harry) Schmitz<br />
Geboren am 12.7.1880 in Düsseldorf; gestorben am 8.8.1913 in Bad<br />
Münster am Stein.<br />
Der Sohn eines Fabrikdirektors wuchs in Düsseldorf auf. Das Gymnasium<br />
verließ er ohne Abschluss, um 1897/98 eine Tuberkulose auf Korsika<br />
auszukurieren. Auf Druck des Vaters begann er eine kaufmännische<br />
Laufbahn; daneben veröffentlichte er seit 1906 Komiken und schrieb<br />
merkwürdige Einakter oder trat als Conferencier bei Wohltätigkeits-<br />
Veranstaltungen auf. Nach dem ersten Bucherfolg 1911 wurde er freier<br />
Schriftsteller. Als er nach zahlreichen Krankenhaus- und Kuraufenthalten<br />
keine Hoffnung auf Heilung sah, schied er freiwillig aus dem Leben.<br />
Fabel:<br />
In der Fabel handeln und sprechen zumeist Tiere.<br />
Viele dieser Tierfiguren verkörpern feststehende menschliche<br />
Charaktereigenschaften: Der Fuchs gilt als schlau, der Esel als dumm, der Löwe als<br />
mächtig, der Wolf als gierig.<br />
Die Tiere sind häufig Gegner (Fuchs und Rabe, Wolf und Lamm, Löwe und Esel).<br />
Sie führen z.B. Streitgespräche, an deren Ende der Stärkere oder der Listigere siegt.<br />
Aus den <strong>Fabeln</strong> soll man Lehren für das eigene Verhalten gegenüber anderen<br />
Menschen ziehen.<br />
Arbeitsaufgaben ∗ :<br />
1) Suche jeweils drei treffende Adjektive für den Wurm und den<br />
Hahn.<br />
2) Was will diese Fabel uns beibringen?<br />
3) Könnte die Fabel etwas mit dem Leben des Verfassers zu tun<br />
haben?<br />
4) Zeichne ein Bild zur Fabel.<br />
5) Versuche, selbst eine lustige Fabel zu schreiben.<br />
∗<br />
schwarz: Pflicht – rot: schwierig, freiwillig – grün: Freiarbeit
Kartei "ARBEIT AM TEXT 5&6"<br />
<strong>Fabeln</strong>:<br />
Die Hunde und der Vogel<br />
(Heinrich von Kleist)<br />
TEXT Fa10<br />
Zwei ehrliche Hühnerhunde, die, in der<br />
Schule des Hungers zu Schlauköpfen<br />
gemacht, alles griffen, was sich auf der Erde<br />
blicken ließ, stießen auf einen Vogel.<br />
Der Vogel, verlegen, weil er sich nicht in<br />
seinem Element befand , wich hüpfend bald<br />
hier, bald dorthin aus, und seine Gegner<br />
triumphierten schon; doch bald darauf, zu hitzig<br />
gedrängt, regte er die Flügel und schwang sich in<br />
die Luft:<br />
Da standen sie, wie Austern, die Helden der<br />
Treibjagd, und klemmten den Schwanz ein, und<br />
gafften ihm nach.<br />
Witz( ∗ ), wenn du dich in die Luft erhebst: wie stehen die<br />
Weisen und blicken dir nach!<br />
∗<br />
Witz bedeutet hier Schlagfertigkeit, Einfallsreichtum
Heinrich von Kleist<br />
Geboren am 18.10.1777 in Frankfurt/Oder. Er<br />
kam nach dem frühen Tod des Vaters 1788 in<br />
das Haus des Predigers Cartel und besuchte das<br />
französische Gymnasium. 1792 trat er in das<br />
Potsdamer Garderegiment ein. Kleist nahm am<br />
Rheinfeldzug (1796) teil, wurde Leutnant (1797)<br />
und schied 1799 freiwillig aus dem Dienst aus.<br />
Dann studierte er Philosophie, Physik,<br />
Mathematik und Staatswissenschaft in<br />
Frankfurt/O. (1799/1800).<br />
Zwischen 1802 und 1803 lebte er in Weimar bei<br />
Wieland, wo er auch Goethe und Schiller kennen<br />
lernte.<br />
1804 trat er in den preußischen Staatsdienst ein. Er wurde 1807 in Berlin<br />
als vermeintlicher Spion festgenommen. Ohne literarischen Erfolg, an<br />
menschlichen Bindungen zweifelnd und über die politische Lage<br />
verzweifelt, nahm er sich gemeinsam mit der unheilbar kranken Henriette<br />
Vogel am Wannsee das Leben. Kleist starb am 21.11.1811.<br />
Fabel:<br />
In der Fabel handeln und sprechen zumeist Tiere.<br />
Viele dieser Tierfiguren verkörpern feststehende menschliche<br />
Charaktereigenschaften: Der Fuchs gilt als schlau, der Esel als dumm, der Löwe als<br />
mächtig, der Wolf als gierig.<br />
Die Tiere sind häufig Gegner (Fuchs und Rabe, Wolf und Lamm, Löwe und Esel).<br />
Sie führen z.B. Streitgespräche, an deren Ende der Stärkere oder der Listigere siegt.<br />
Aus den <strong>Fabeln</strong> soll man Lehren für das eigene Verhalten gegenüber anderen<br />
Menschen ziehen.<br />
Arbeitsaufgaben ∗ :<br />
1) Suche jeweils drei treffende Adjektive für die Hunde und den<br />
Sperling.<br />
2) Was will diese Fabel uns beibringen?<br />
3) Welchen Tätigkeiten ging Kleist in seinem Leben nach?<br />
4) Am Ende seines Lebens sah Kleist nur noch einen Ausweg. Wie<br />
denkst du darüber?<br />
5) Zeichne ein Bild zur Fabel.<br />
∗<br />
schwarz: Pflicht – rot: schwierig, freiwillig – grün: Freiarbeit