Gießener Universitätsblätter 2013 - Gießener Hochschulgesellschaft
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Abb. 3: Martha Mendel (links) und die erste Frauensegelfluggruppe der Welt (Mainz 1931) vor ihrem selbst gebauten<br />
Flugzeug „Boy“.<br />
(Foto: Sammlung Dagmar Klein)<br />
Festanstellung in Gießen ging, bat sie darum,<br />
nur für den Sportunterricht eingesetzt zu werden,<br />
weil sie für das andere nicht geeignet sei.<br />
Dem Wunsch wurde entsprochen.<br />
Ihr Berufseinstieg begann 1929 stundenweise<br />
an den Frauenarbeitsschulen in Mainz und<br />
Gießen. Nachdem die hessischen Turnseminare<br />
1935 geschlossen wurden, war sie kurzzeitig<br />
arbeitslos und konzentrierte sich aufs<br />
Segelfliegen. Sie unterrichtete andere Frauen,<br />
gründete immerhin die erste Frauensegelfluggruppe<br />
der Welt in Mainz, und nahm solo<br />
oder mit der Gruppe an Wettbewerben teil<br />
(Abb. 3).<br />
1935 wurde sie bei einem Flugwettbewerb<br />
auf der Wasserkuppe Weltmeisterin im Dauersegelfliegen:<br />
11,28 Stunden blieb sie in der<br />
Luft. Sie schlug damit die amtierende Weltmeisterin<br />
Hanna Reitsch, die zu ihrer Freundin<br />
wurde. Den Titel hielt sie nur kurze Zeit, was<br />
in der damaligen Zeit üblich war. Ihr Sieg<br />
führte dazu, dass sie eine Festanstellung als<br />
Sportlehrerin an der <strong>Gießener</strong> Schillerschule<br />
bekam. Nach Kriegsende musste auch sie sich<br />
dem Entnazifizierungsverfahren stellen. Für<br />
ihre anti-nationalsozialistische Haltung verbürgte<br />
sich Heinrich Bitsch, der spätere Kulturreferent<br />
der Stadt Gießen. Dieser schrieb<br />
auch den Nachruf für die Tageszeitung, in<br />
dem erwähnt ist, dass Hanna Reitsch Ehrenrunden<br />
über dem Klinikum flog, als Martha<br />
Mendel starb. Reitsch hielt auch die Trauerrede<br />
an der Familiengrabstätte in Düsseldorf.<br />
Seit 1999 ist die Zufahrtsstraße zum Segelflugplatz<br />
in der Wieseckaue nach Martha<br />
Mendel benannt. Den Flugverein hatte sie<br />
1950 mitbegründet, war allerdings im Streit<br />
gegangen. Sie schloss sich dem Flugverein in<br />
Lützellinden an und wechselte in dieser Zeit<br />
zum Motorflug.<br />
„<strong>Gießener</strong> Köpfe – weiblich“<br />
Die Sichtbarkeit von Frauen im öffentlichen<br />
Raum musste ich bei meinen Stadtführungen<br />
anfangs noch mühsam suchen. Straßennamen<br />
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