"der flugleiter" im *.pdf Format - GdF

Editorial
Gegeneinander statt
Miteinander – sind zufriedene
Mitarbeiter nicht gefragt?
von
Klaus
Berchtold-
Nicholls,
Gewerkschaftsvorsitzender
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
um es gleich vorweg zu nehmen: Wenn das
Gegeneinander der letzten Monate fortgeführt
wird, sieht es um die Zukunft der deutschen
Flugsicherung bescheiden aus. Warum gerade
das in dieser Zeit gepflegt wird, und nicht das
Miteinander zwischen Management und Mitarbeitern,
ist eine Frage, die ich Ihnen nicht
ernsthaft beantworten kann. Dass es aber derzeit
leider so ist, dafür gibt es viele Indizien.
An vorderster Stelle möchte ich die kürzlich gelaufenen
Tarifverhandlungen mit der DFS nennen.
Sie waren so voll von alt bekannten, eigentlich für
überwunden geglaubten „Nettigkeiten“ des Arbeitgebers,
vor allem aber geprägt von der nie überwundenen
Hinhaltetaktik, dass es nur eine logische Schlussfolgerung
daraus gibt: Die Interessen der Mitarbeiter
sind für das Unternehmen ein stetiges Ärgernis, mit
dem man sich nur widerwillig auseinander setzt. Die
Zufriedenheit der Mitarbeiter hat in der DFS offenbar
keinen Stellenwert, auch nicht deren Wunsch, als
wertvolle Elemente im „Produktionsprozess“ wahr
und ernst genommen zu werden.
Ähnliches gilt in fachlicher Hinsicht. Während man
sich auf örtlicher Ebene meist noch sehr erfolgreich
den Anschein gibt, an der konstruktiven Mitarbeit
der operativen Mitarbeiter interessiert zu sein, lässt
dieser Eindruck nach, je weiter man in der Hierarchie
nach oben gelangt. Bei den entscheidenden Fragen
über die weitere Entwicklung der DFS (FAB Central)
ist zurzeit offen, ob die bisherigen Zusagen der DFS,
die Berufsverbände (FSBD und FSTD) aktiv in die
Erarbeitung von künftigen Verfahren und Strukturen
einzubeziehen, auch nach dem Personalwechsel im
Geschäftsbereich Center noch Bestand haben. International
ist die Erfüllung des Grundsatzes „umfassen-
de Einbindung unter gleichen Bedingungen“ bisher
weit entfernt, insbesondere in den Partnerländern
und was unsere Gewerkschaft als solche betrifft.
Beim Stakeholder Forum in Brüssel werden wir diese
Beteiligung mit allem Nachdruck einfordern. Und
dann war da noch das Beispiel „Remote Tower“, wo
in bewusster Ignoranz der Tatsachen eine problemlose
Umsetzbarkeit verkündet und fachliche Kritik als
„persönlich motiviert“ denunziert wird.
Dass die anderen Arbeitgeber unserer Mitglieder an
den Regionalflughäfen und bei den Vorfeldkontrollen
lieber gegen deren Vertretungen prozessieren als mit
ihnen direkte Gespräche zu führen, passt da ebenso
ins Gesamtkonzept wie die bisherige Verweigerung
der Regierung, auf unsere Bedenken bezüglich einer
Kapitalprivatisierung einzugehen und mit uns über
die alternative Entwicklung der DFS (in MOSAIC als
Kooperation staatlicher Flugsicherungen) zu sprechen.
Wir werden die ersten Erfolg versprechenden
Gespräche mit der nötigen Intensität fortführen.
Wo wir auch hinblicken: Fast überall schlägt uns
derzeit Verweigerungshaltung und Hinhaltetaktik
entgegen. Die DFS und andere wenden sich damit
bewusst gegen den internationalen Leitspruch (und
die eigenen Sonntagsreden), dass nur unter voller
Einbeziehung der Mitarbeiter die Herausforderungen
der Zukunft gemeistert werden können. Dass
dies tatsächlich wahr ist, werden wir nur allzu bald
schmerzlich erfahren müssen, wenn die idealistische
Wunschvorstellung des Single European Sky zur Enttäuschung
vieler Menschen an der Arroganz einiger
weniger Manager scheitert.
Die GdF wird weiter unbeirrbar an einer Korrektur
dieser ignoranten Haltung arbeiten. Für diese Sisyphusarbeit
hoffe ich mit dem ganzen Team der GdF
auf Ihre ungebrochene Unterstützung.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Berchtold-Nicholls
GdF Bundesvorsitzender
der flugleiter 2007/01
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