Augenthrombose - gesund-in-ooe.at
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„Und plötzlich war es am l<strong>in</strong>ken Auge dunkel“,<br />
berichtet der P<strong>at</strong>ient. Für Priv. Doz. Prim. Dr.<br />
Siegfried Prigl<strong>in</strong>ger, der am L<strong>in</strong>zer Allgeme<strong>in</strong>en<br />
Krankenhaus die Abteilung für Augenheilkunde<br />
leitet, ist rasch klar, dass se<strong>in</strong> P<strong>at</strong>ient<br />
e<strong>in</strong>en Zentralarterienverschluss erlitten<br />
h<strong>at</strong>. E<strong>in</strong> Blutger<strong>in</strong>nsel verstopft die zentrale<br />
Arterie des Auges – die Netzhaut wird nicht<br />
mehr durchblutet. Nun heißt es rasch handeln,<br />
um die sensiblen Photozellen vielleicht<br />
noch retten zu können: Der Augendruck wird<br />
gesenkt, der Augapfel massiert und der P<strong>at</strong>ient<br />
erhält Medikamente, die die Durchblutung<br />
fördern. Da se<strong>in</strong> P<strong>at</strong>ient erst 45 Jahre<br />
alt und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr guten Allgeme<strong>in</strong>zustand<br />
ist, und der Vorfall erst zwei Stunden her, entscheidet<br />
sich Prigl<strong>in</strong>ger für e<strong>in</strong>e Lyse. „Bei<br />
diesem Verfahren wird e<strong>in</strong> K<strong>at</strong>heter durch die<br />
Be<strong>in</strong>arterie <strong>in</strong> unmittelbare Nähe des Thrombus<br />
geführt und vor Ort rtPA - rekomb<strong>in</strong>ant<br />
tissue plasm<strong>in</strong>ogen activ<strong>at</strong>or - e<strong>in</strong> Stoff, der<br />
das Fibr<strong>in</strong>netz des Thrombus angreift und<br />
auflöst, <strong>in</strong>jiziert“, erklärt Prigl<strong>in</strong>ger. Die Lyse<br />
ist e<strong>in</strong> riskantes Verfahren, das nur <strong>in</strong> Inten-
siv-Betreuung durchgeführt werden darf.<br />
Beim Schlaganfall ist sie – wenn gewisse<br />
Kriterien erfüllt s<strong>in</strong>d - die erste Akuttherapie,<br />
und, vor allem <strong>in</strong> den ersten drei Stunden e<strong>in</strong>gesetzt,<br />
hochwirksam. Im Fall e<strong>in</strong>es Zentralarterienverschlusses<br />
im Auge ist der Erfolg<br />
umstritten: „Neuesten Studien zufolge br<strong>in</strong>gt<br />
die Lyse nur dann e<strong>in</strong>en Erfolg, wenn sie so<br />
rasch wie möglich nach dem Vorfall durchgeführt<br />
wird – höchstens sechs Stunden später“,<br />
sagt Prigl<strong>in</strong>ger. Dass Blutger<strong>in</strong>nsel die<br />
Zentralarterie des Auges oder ihre Seitenäste<br />
verschließen, kommt selten vor – wenn es<br />
passiert, s<strong>in</strong>d die Möglichkeiten, den Schaden<br />
vollständig zu beheben, ger<strong>in</strong>g.<br />
<br />
<br />
Wesentlich höher s<strong>in</strong>d die Chancen, wenn<br />
die Thrombose nicht die Arterie, sondern<br />
die Augenvene betrifft, also der Rückfluss<br />
des Blutes beh<strong>in</strong>dert wird und das Gefäß<br />
anschwillt. „Der Verschluss der Zentralvene<br />
führt im schlimmsten Fall auch zu e<strong>in</strong>er<br />
ausgedehnten Ischämie – e<strong>in</strong>er verm<strong>in</strong>derten<br />
Sauerstoffversorgung – der Netzhaut mit<br />
Untergang der sensiblen Photozellen und<br />
irreversiblem Verlust der Sehschärfe. Man<br />
spricht dann von e<strong>in</strong>em ischämischen Zentralvenenverschluss“,<br />
erklärt Prigl<strong>in</strong>ger. Oft ist<br />
aber die Sehschärfe noch rel<strong>at</strong>iv gut erhalten.<br />
<br />
Priv. Doz. Prim. Dr.<br />
Siegfried Prigl<strong>in</strong>ger<br />
FA für Augenheilkunde und<br />
Optometrie,<br />
Abteilungsleiter am AKh L<strong>in</strong>z<br />
! Alle Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen stellen auch e<strong>in</strong> erhöhtes<br />
Risiko für e<strong>in</strong>en Gefäßverschluss im<br />
Auge dar<br />
! Wer plötzlich auf e<strong>in</strong>em Auge schwarz<br />
sieht oder Sch<strong>at</strong>ten sieht, sollte sofort<br />
<strong>in</strong>s Krankenhaus!<br />
! Wer morgens verschwommen sieht,<br />
sollte sich vom Augenarzt untersuchen<br />
lassen – auch wenn sich das Sehen im<br />
Laufe des Tages bessert.<br />
<br />
Im Gegens<strong>at</strong>z zum Zentralarterienverschluss<br />
äußert sich der Sehschärfenverlust nicht<br />
akut: „Die Betroffenen bemerken <strong>in</strong> den frühen<br />
Morgenstunden e<strong>in</strong>en Grauschleier, sie<br />
sehen verschwommen, meist bessert sich<br />
das im Laufe des Tages“, schildert Prigl<strong>in</strong>ger<br />
die Symptome. Die Sehschärfe bei der Zentralvenenthrombose<br />
oder e<strong>in</strong>es Seitenasts<br />
kann sich auch ohne Behandlung langsam<br />
wieder erholen. E<strong>in</strong>e Blutverdünnung kann<br />
diesen Prozess unterstützen.<br />
<br />
In den vergangenen fünf Jahren wurden viele<br />
neue Ansätze zur Therapie der Folgen e<strong>in</strong>es<br />
Verschlusses der Zentralvene oder e<strong>in</strong>es Venenasts<br />
entwickelt: So soll die radiäre Optikusneurotomie<br />
– kurz RON – dem gestauten<br />
Gefäß Entlastung br<strong>in</strong>gen. Dabei wird die<br />
Hülle des Sehnervs gespalten, was der verstopften<br />
Vene mehr Pl<strong>at</strong>z schafft, damit das<br />
Blut wieder abfließen kann. „Die Methode<br />
birgt e<strong>in</strong> hohes Risiko für Komplik<strong>at</strong>ionen, ihr<br />
Erfolg ist nicht nachgewiesen“, <strong>in</strong>formiert Primar<br />
Prigl<strong>in</strong>ger.<br />
Rel<strong>at</strong>iv neu ist auch das Verfahren, bei dem<br />
mittels kle<strong>in</strong>er Kanülen rtPA, welches den<br />
Thrombus auflösen soll, direkt <strong>in</strong> die Augenvene<br />
verabreicht wird.<br />
„Aktuell konzentriert man sich <strong>in</strong> der Therapie<br />
darauf, die Folgen e<strong>in</strong>es Zentralvenenverschlusses<br />
zurückzudrängen“, <strong>in</strong>formiert<br />
Prigl<strong>in</strong>ger. S<strong>in</strong>d die Venen funktionsuntüchtig,<br />
ist der Abfluss gestaut, <strong>in</strong> der Folge kann e<strong>in</strong><br />
Makulaödem entstehen. Dabei sickert Flüssigkeit<br />
durch Blutgefäße <strong>in</strong> die Netzhaut und<br />
Zentralvenenthrombose: Der Sehnervenkopf ist geschwollen. Es zeigen sich<br />
zahlreiche Streifenblutungen. Aufgrund e<strong>in</strong>es stark ausgeprägten Makulaödems<br />
(zentrale Netzhautverdickung) ist die Sehschärfe deutlich reduziert.<br />
Zentralarterienverschluss: Kirschroter Fleck im Bereich der Stelle des<br />
schärfsten Sehens umgeben von Makulaödem (Weisfärbung der Netzhaut<br />
durch Anschwellung <strong>in</strong>nerhalb der Zellen).
Vor der Injektion von Bevacizumab: verdickte Netzhaut.<br />
Nach der Medikamentengabe: deutliche Reduktion der Netzhautdicke.<br />
<br />
Netzhaut (Ret<strong>in</strong>a):<br />
kleidet das Innere des Auges aus,<br />
fängt das Licht auf und wandelt es<br />
<strong>in</strong> Nervenimpulse um. Alle Nervenfasern<br />
der Netzhaut bef<strong>in</strong>den sich im<br />
Sehnerv. Von dort werden die Impulse<br />
zum Sehzentrum im Gehirn weitergeleitet.<br />
Gelber Fleck (Makula):<br />
liegt im Mittelpunkt unseres Blickfeldes,<br />
<strong>in</strong> jenem Bereich der Netzhaut<br />
mit der größten Dichte von Sehzellen,<br />
führt zu e<strong>in</strong>er Verdickung der Makula, dem<br />
so genannten gelben Fleck im Zentrum der<br />
Netzhaut, der für die Sehschärfe zuständig<br />
ist. „In diesem Fall helfen unter anderem<br />
Cortisonpräpar<strong>at</strong>e, welche wir direkt <strong>in</strong>s<br />
Auge <strong>in</strong>jizieren. Cortison hemmt die Entzündungsreaktion<br />
und dichtet die durchlässigen<br />
Gefäße ab“, erklärt Prigl<strong>in</strong>ger, „dadurch kann<br />
die Flüssigkeit <strong>in</strong> der Netzhaut resorbiert werden<br />
und die Photorezeptoren wieder ungestört<br />
arbeiten.“<br />
E<strong>in</strong>en noch stärkeren Effekt jedoch haben<br />
Injektionen von so genannten VEGF Inhibitoren.<br />
Das s<strong>in</strong>d Antikörper, die neben der<br />
Hemmung des Wachstums neuer Gefäße<br />
auch zu e<strong>in</strong>er Abdichtung von erkrankten<br />
Gefäßen führen. „Als erstes Präpar<strong>at</strong> wurde<br />
Ende 2005 Bevazicumab (Avast<strong>in</strong>®) erfolgreich<br />
bei P<strong>at</strong>ienten mit Makulaödem <strong>in</strong> den<br />
Glaskörper <strong>in</strong>jiziert“, berichtet Primar Prigl<strong>in</strong>ger.<br />
Dieses Medikament wurde ursprünglich<br />
zur Behandlung von Darmkrebs entwickelt.<br />
Daraus entwickelte man speziell für<br />
das Auge das hochwirksame Ranibizumab<br />
(Lucentis®). „Lucentis br<strong>in</strong>gt fast allen e<strong>in</strong>e<br />
Verbesserung, manchen sogar e<strong>in</strong>e dram<strong>at</strong>ische“,<br />
sagt Prigl<strong>in</strong>ger. Das Medikament ist<br />
und ist für das „Scharfstellen“ des<br />
wahrgenommenen Bildes zuständig.<br />
Augen<strong>in</strong>nendruck:<br />
Bewirkt e<strong>in</strong>e konstant gl<strong>at</strong>te Wölbung<br />
der Hornhautoberfläche und e<strong>in</strong>en gleich<br />
bleibenden Abstand zwischen Hornhaut,<br />
L<strong>in</strong>se und Netzhaut. Kann das Kammerwasser<br />
aufgrund an<strong>at</strong>omischer Widerstände,<br />
wie etwa e<strong>in</strong>er Schwellung, nicht<br />
mehr abfließen, erhöht sich der Augen<strong>in</strong>nendruck,<br />
es kann e<strong>in</strong>em zum Glaukom<br />
(grüner Star) kommen.<br />
allerd<strong>in</strong>gs sehr teuer und wird derzeit nicht<br />
<strong>in</strong> allen Spitälern e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
<br />
Auch wenn die Behandlungserfolge bei Gefäßverschlüssen<br />
im Auge immer besser werden<br />
gilt: Vorbeugen ist besser als heilen. Wenig<br />
Bewegung, Rauchen, vielleicht noch <strong>in</strong><br />
Komb<strong>in</strong><strong>at</strong>ion mit der Anti-Baby-Pille, schlechte<br />
Blutzucker- und Blutfettwerte sowie erhöhter<br />
Bluthochdruck können – auch – <strong>in</strong>s<br />
Auge gehen.<br />
Die Behandlung der Risikofaktoren spielt<br />
auch <strong>in</strong> der Akut-Behandlung e<strong>in</strong>es Gefäßverschlusses<br />
im Auge e<strong>in</strong>e wichtige Rolle –<br />
„die enge Zusammenarbeit mit Gefäßspezialisten<br />
und Internisten ist e<strong>in</strong>e Voraussetzung“,<br />
sagt Prigl<strong>in</strong>ger.<br />
Der P<strong>at</strong>ient von Primar Prigl<strong>in</strong>ger h<strong>at</strong>te Glück:<br />
Mittels Lyse konnte se<strong>in</strong> Thrombus aufgelöst<br />
werden. Er sieht zwar nicht mehr so gut wie<br />
vorher, kann jedoch wieder größere Buchstaben<br />
lesen und se<strong>in</strong>en Alltag meistern. Und er<br />
kann sehr viel dafür tun, um e<strong>in</strong>en weiteren<br />
Vorfall zu vermeiden: Mit Bewegung <strong>in</strong> frischer<br />
Luft, <strong>gesund</strong>er Ernährung und regelmäßigen<br />
Gesundheits-Checks.