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Getreideprodukte - gesund-in-ooe.at

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Zöliakie – die verschleierte/<br />

maskierte Erkrankung?<br />

Süße Seiten der glutenfreien Ernährung<br />

Die glutenfreie Ernährung bietet als e<strong>in</strong>zige Therapie der Zöliakie viele<br />

köstliche pikant bis süße Facetten.<br />

Die Dunkelziffer ist hoch. Leider. Denn<br />

das Spektrum ihrer Symptome ist gerade<br />

beim Erwachsenen e<strong>in</strong> buntes. Die Rede<br />

ist von der Zöliakie. Dah<strong>in</strong>ter verbirgt<br />

sich die lebenslang bestehende Unverträglichkeit<br />

der Betroffenen gegenüber<br />

Glute, (bzw. gegenüber dem je nach Getreidesorte<br />

unterschiedlich benannter Eiweissanteil,<br />

z.B. im Weizen Gliad<strong>in</strong>) die<br />

zu e<strong>in</strong>er tief greifenden Störung der<br />

Funktion des Dünndarms führt.<br />

Gluten ist genau jener Eiweisskörper, der<br />

die guten Backeigenschaften von Weizen,<br />

D<strong>in</strong>kel, Grünkern, Roggen, Hafer, Gerste<br />

(und so seltenen Getreidearten wie E<strong>in</strong>korn,<br />

Kamut und Emmer)<br />

ausmacht. Das s<strong>in</strong>d<br />

jene Getreidesorten,<br />

die ja<br />

gerade <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Brotland wie Österreich<br />

zu den täglich konsumierten Hauptnahrungsmitteln<br />

zählen. Zöliakie darf jedoch<br />

nicht mit e<strong>in</strong>er Weizenallergie verwechselt<br />

werden.<br />

Die Zöliakie resultiert aus e<strong>in</strong>er krankmachenden<br />

Immunantwort unseres Darms<br />

auf Gluten bei genetischer Vorbelastung.<br />

Das Enzym t-TG (Gewebstransglutam<strong>in</strong>ase)<br />

spielt nach derzeitigem Kenntnisstand<br />

mit e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle bei der Entstehung<br />

der Zöliakie.<br />

Doch was heißt das <strong>in</strong> der Praxis? Die<br />

Folgen dieses sehr komplexen Krankheitsgeschehens<br />

s<strong>in</strong>d für die Gesundheit<br />

e<strong>in</strong>es Zöliakiep<strong>at</strong>ienten tief greifend: Die<br />

Ausreifung des normalen<br />

Mucosaepithels des<br />

Darmes bleibt aus,<br />

wor<strong>in</strong> das zöliakietypische<br />

Bild der flachen Schleimhaut resultiert.<br />

Damit e<strong>in</strong>her geht e<strong>in</strong>e drastisch verm<strong>in</strong>derte<br />

Dünndarmoberfläche durch die<br />

Darmzotten<strong>at</strong>rophie (unzählige kle<strong>in</strong>e<br />

Darmvorwölbungen der Schleimhaut, die<br />

weitgehend verschw<strong>in</strong>den), die auch den<br />

Verlust der Verdauungsenzyme im<br />

Mucosaepithel bedeutet.<br />

Die Aufnahme und anschließende Nutzung<br />

wertvoller Vitam<strong>in</strong>e und Spurenelemente<br />

aus der Nahrung über den Darm<br />

<strong>in</strong>s Blut für lebenswichtige Stoffwechselprozesse<br />

ist dadurch massiv gestört.<br />

Es entstehen Mangelersche<strong>in</strong>ungen und<br />

Verdauungsstörungen.<br />

Diagnose „Zöliakie“<br />

berücksichtigen<br />

Das sehr <strong>in</strong>homogene und entsprechend<br />

<strong>in</strong>dividuell unterschiedliche Krankheitsbild<br />

kann folgende Symptome umfassen:<br />

Gastro<strong>in</strong>tenst<strong>in</strong>ale Symptome: z.B.<br />

Durchfall<br />

Blähungen<br />

Gewichtsverlust<br />

Bauchschmerz<br />

Übelkeit<br />

Verstopfung<br />

Erbrechen<br />

Extra<strong>in</strong>test<strong>in</strong>ale Symptome:<br />

Antriebslosigkeit, Krankheitsgefühl,<br />

Schwäche<br />

Eisenmangel<br />

Muskel- und Gelenksschmerzen<br />

Depressionen<br />

Juckende Bläschen<br />

34 HUMAN 1/05


Bei K<strong>in</strong>dern: Gedeihstörungen (Wachstum,<br />

Gewicht) nach E<strong>in</strong>führung getreidehaltiger<br />

Kost<br />

Dieses breite kl<strong>in</strong>ische Bild und die Vielzahl<br />

an „stillen“ Beschwerden machen<br />

deutlich, warum die Erkrankung so<br />

lange, im Mittel 10 Jahre, bei Erwachsenen<br />

unerkannt bestehen kann. Denn <strong>in</strong><br />

vielen Fällen treten sowohl beim Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d,<br />

als auch beim Erwachsenen die als<br />

„typisch“ e<strong>in</strong>gestuften Zöliakiesymptome,<br />

wie Durchfall oder Blähungen,<br />

nur selten auf! Zwei Drittel aller Betroffenen<br />

weisen überhaupt ke<strong>in</strong>e und nur ger<strong>in</strong>ge<br />

Beschwerden im Magen-Darm-<br />

Trakt auf. Das wichtigste ist daher, bei<br />

genannten Krankheitsbildern unbed<strong>in</strong>gt<br />

auch die Diagnose „Zöliakie“ <strong>in</strong>s Kalkül<br />

zu ziehen!<br />

Die Hauterkrankung „Derm<strong>at</strong>itis herpetiformis<br />

Duhr<strong>in</strong>g”, juckender, bläschenförmiger<br />

Hautausschlag meistens an den<br />

Streckseiten der Ellbögen, Knie und an<br />

den Gesäßbacken ist ebenso fast immer<br />

mit Dünndarmschleimhautveränderungen<br />

wie bei e<strong>in</strong>er Zöliakie verbunden.<br />

Für e<strong>in</strong>e Zöliakie-Diagnose s<strong>in</strong>d im besonderen<br />

die zöliakiespezifischen Antikörper<br />

heranzuziehen. Die Diagnose Zöliakie<br />

darf sicher nie ausschließlich aufgrund<br />

e<strong>in</strong>es positiven Antikörperbefundes<br />

gestellt werden. Ist der jedoch positiv,<br />

wird der Verdacht durch e<strong>in</strong>e Gewebsentnahme<br />

aus dem Zwölff<strong>in</strong>gerdarm gesichert.<br />

Bei Erwachsenen geschieht dies im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er Magen- und Zwölff<strong>in</strong>gerdarmspiegelung.<br />

Lebensmittelunverträglichkeitstests<br />

oder Bioresonanz s<strong>in</strong>d nicht<br />

zur Zöliakie-Diagnostik geeignet.<br />

Glutenfreie Ernährung<br />

mit Genuss<br />

EXPERTENTIPP<br />

Primar<br />

Dr. Franz Eitelberger,<br />

FA für K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendheilkunde, Abteilungsleiter<br />

im Kl<strong>in</strong>ikum<br />

Kreuzschwestern, Wels<br />

An die Diagnose „Zöliakie“ denken,<br />

nicht nur im K<strong>in</strong>desalter!<br />

Wenn schon e<strong>in</strong>e glutenfreie<br />

Ernährung, dann exakt: e<strong>in</strong>e schlampige<br />

glutenfreie Ernährung h<strong>at</strong> dieselben<br />

neg<strong>at</strong>iven Folgen wie e<strong>in</strong>e<br />

Kost mit Gluten! Selbstverantwortung<br />

und die Kooper<strong>at</strong>ion mit e<strong>in</strong>em<br />

Arzt und e<strong>in</strong>em ernährungsmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Ber<strong>at</strong>er s<strong>in</strong>d das Um und Auf<br />

des Therapieerfolges.<br />

Übrigens: Ab dem 25.11.2005 müssen<br />

nach EU-Richtl<strong>in</strong>ie alle glutenhaltigen<br />

Zut<strong>at</strong>en ohne Ausnahmeregelungen<br />

deklariert werden (Übergangsregelung<br />

beachten)!<br />

Lebensmittelunverträglichkeitstests<br />

s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> geeignetes Mittel zur Zöliakiediagnose!<br />

Ke<strong>in</strong>e Ernährungsumstellung<br />

vor exakter Diagnose durch<br />

Schleimhautbiopsie e<strong>in</strong>leiten!<br />

H<strong>at</strong> der Arzt die Erkrankung e<strong>in</strong>deutig<br />

diagnostiziert, avanciert die glutenfreie<br />

Ernährung zur e<strong>in</strong>zigen Therapie. Und<br />

das lebenslang. Es ist jedoch wichtig, niemals<br />

mit e<strong>in</strong>er derartigen Kostform zu beg<strong>in</strong>nen,<br />

ohne vorher e<strong>in</strong> gesichertes Untersuchungsergebnis<br />

vorliegen zu haben!<br />

Lauchcremesuppe, Putenschnitzel mit<br />

Tom<strong>at</strong>en-Käse-Fülle und als Nachtisch<br />

saftiger Mohngugelhupf, allesamt glutenfrei<br />

zubereitet? Im Vergleich zu diesen<br />

leckeren kul<strong>in</strong>arischen Aussichten und<br />

dem Umstand, dass sich die Darmschädigung<br />

durch e<strong>in</strong>e strikt glutenfreie Kost<br />

wieder zurückbildet und man so wieder<br />

zu Gesundheit und Wohlbef<strong>in</strong>den gelangt,<br />

ist doch der Aufwand e<strong>in</strong>er<br />

Ernährungsumstellung vergleichbar m<strong>in</strong>imal!<br />

Dennoch s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige wesentliche<br />

Grundregeln zu beachten:<br />

Produkte, die Weizen, D<strong>in</strong>kel, Grünkern,<br />

Roggen, Gerste und/oder Hafer enthalten,<br />

Glutenfreies Kochen leicht gemacht. Lesen Sie weiter auf Seite 36<br />

1/05 HUMAN 35


GLUTENFREI &<br />

KÖSTLICH ESSEN!<br />

Die glutenfreie Küche h<strong>at</strong> viel<br />

Leckeres zu bieten.<br />

Wie generell empfohlen, sollte sie<br />

möglichst viele n<strong>at</strong>urbelassene, unverarbeitete,<br />

ballaststoffreiche Lebensmittel,<br />

wie z.B. Obst und Gemüse<br />

enthalten.<br />

Wichtig ist es auch, ausreichend<br />

(rund zwei Liter Wasser und ungesüßte<br />

Tees täglich) zu tr<strong>in</strong>ken. Auch<br />

Naschen – <strong>in</strong> Maßen – ist n<strong>at</strong>ürlich<br />

erlaubt! Denn richtiges Essen soll<br />

Spaß machen, fit und <strong>gesund</strong> halten!<br />

glutenfreie Getreidearten: Körner,<br />

Mehle, Flocken aus Mais/Polenta,<br />

Reis, Hirse, Buchweizen, Qu<strong>in</strong>oa<br />

und Amaranth. Die beiden letzteren<br />

s<strong>in</strong>d wieder entdeckte „Körner“<br />

der Inkas und Azteken. Sie<br />

gehören eigentlich botanisch<br />

nicht zu den Getreiden.<br />

Gemüse, Hülsenfrüchte, Sal<strong>at</strong>e<br />

Obst, Nüsse<br />

Milch und Milchprodukte, wie<br />

Joghurt, Topfen, Käse<br />

Sojaprodukte: Milch, Tofu<br />

Fleisch, Fisch, Geflügel,<br />

Meeresfrüchte<br />

Eier<br />

Fette, Öle<br />

Tee, Bohnenkaffee<br />

glutenfreie Diätprodukte wie<br />

Mehl, Nudeln, Brot, Kekse (s<strong>in</strong>d<br />

auch im Direktversand erhältlich!)<br />

E<strong>in</strong>e ernährungsphysiologisch wertvolle<br />

Anreicherung des glutenfreien<br />

Speiseplans mit Vital- und Ballaststoffen<br />

br<strong>in</strong>gen Sesam, Kürbiskerne<br />

oder Le<strong>in</strong>samen. Als B<strong>in</strong>demittel dienen<br />

Soja-, Buchweizen-, Johannisbrotkern-,<br />

Guarkern- oder Pfeilwurzelmehl.<br />

Gabriele Ecklmayr bietet <strong>in</strong> Kochkursen die Anleitung zum Glutenfreien Kochen.<br />

wie z.B. Mehl, Brot, Backwaren, Nudeln,<br />

Mehlspeisen, Grieß, Knödel, Brösel, mit<br />

Mehl gebundene Saucen, panierte Speisen,<br />

Bier und Getreideflocken, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach<br />

zu erkennen und zu vermeiden. Entsprechende<br />

glutenfreie Ers<strong>at</strong>zprodukte<br />

(auch Bier!) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> gut sortierten Supermärkten<br />

und Reformhäusern sowie Drogeriemärkten<br />

und im Direktversand problemlos<br />

zu f<strong>in</strong>den.<br />

Da das Lebensmittelangebot aber immer<br />

mehr Convenience-, also Halbfertig- oder<br />

Fertiggerichte umfasst, die e<strong>in</strong>e umfangreiche<br />

und manchmal auch e<strong>in</strong>e für den<br />

Laien undurchschaubare Zut<strong>at</strong>enliste enthalten,<br />

ist hier Vorsicht geboten.<br />

E<strong>in</strong>er Reihe glutenfreier Lebensmittel<br />

können im Zuge der lebensmitteltechnologischen<br />

Verarbeitung glutenhältige Zut<strong>at</strong>en<br />

beigemengt werden, ohne dass sie<br />

erkennbar s<strong>in</strong>d. Allgeme<strong>in</strong> „tückische“<br />

Beispiele aus der Fertiggerichteküche<br />

können daher Kartoffel-Fertigprodukte,<br />

Rahmsp<strong>in</strong><strong>at</strong> oder Röstzwiebeln se<strong>in</strong>.<br />

Durch Produktverunre<strong>in</strong>igungen am<br />

Feld, etwa bei Mischkulturen, beim<br />

Transport und der Herstellung, z.B. <strong>in</strong><br />

Getreidemühlen, kann es ebenfalls zu<br />

Glutenkontam<strong>in</strong><strong>at</strong>ionen kommen. Verlassen<br />

Sie sich daher bitte nie auf die Zut<strong>at</strong>enlisten<br />

auf den Lebensmittelverpackungen.<br />

Die Devise lautet: „Im Zweifel<br />

nie!“ Die österreichische Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

Zöliakie h<strong>at</strong> umfangreiche Lebensmittellisten<br />

aufliegen.<br />

Solide Ernährungs<strong>in</strong>form<strong>at</strong>ion zu Beg<strong>in</strong>n<br />

der Umstellung des Speiseplans ist sicher<br />

sehr hilfreich und grundlegend.<br />

Gabriele Ecklmayr<br />

36 HUMAN 1/05

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