Der Fersensporn: Qual auf Schritt und Tritt - gesund-in-ooe.at
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<strong>Der</strong> <strong>Fersensporn</strong>:<br />
<strong>Qual</strong> <strong>auf</strong> <strong>Schritt</strong> <strong>und</strong> <strong>Tritt</strong><br />
E<strong>in</strong> stechender oder brennender<br />
Schmerz <strong>in</strong> der<br />
Ferse beim Auftreten; e<strong>in</strong><br />
heftiger Anl<strong>auf</strong>schmerz<br />
nach dem Aufstehen, der<br />
sich zunächst zwar bessert,<br />
aber mit längerer<br />
Gehbelastung immer<br />
schlimmer wird <strong>und</strong> sogar<br />
im Liegen als dumpfer<br />
Schmerz spürbar bleibt:<br />
So macht sich e<strong>in</strong> <strong>Fersensporn</strong><br />
bemerkbar.<br />
Etwa zehn Prozent der Bevölkerung, mehr<br />
Frauen als Männer, leiden unter e<strong>in</strong>em <strong>Fersensporn</strong>.<br />
Die Beschwerden tauchen vor<br />
allem zwischen dem 40. <strong>und</strong> 50. Lebensjahr<br />
erstmals <strong>auf</strong>. Selten sitzt der Pe<strong>in</strong>iger als<br />
H<strong>in</strong>terfersensporn <strong>auf</strong> der Fersenrückseite<br />
am Ans<strong>at</strong>z der Achillessehne. Viel häufi ger<br />
ist es e<strong>in</strong> so genannter plantarer <strong>Fersensporn</strong><br />
an der Fußsohlensehnenpl<strong>at</strong>te, der<br />
so genannten Plantarsehne. Dieses äußerst<br />
kräftige Sehnenband setzt an der Unterseite<br />
des Fersenbe<strong>in</strong>höckers an <strong>und</strong> erstreckt sich<br />
<strong>in</strong> mehreren Zügen bis zum Vorderfuß. Wie<br />
e<strong>in</strong>e Zeltkonstruktion sorgt sie für jene Zugspannung<br />
im Fußlängsgewölbe, die für den<br />
sicheren Stand <strong>und</strong> Gang nötig ist.<br />
Entzündung durch Faserrisse<br />
Durch Überbeanspruchung kommt es zu<br />
mikroskopisch kle<strong>in</strong>en Faserrissen <strong>und</strong> <strong>in</strong> der<br />
Folge zu e<strong>in</strong>er entzündlichen Umwandlung<br />
des Sehnenans<strong>at</strong>zgewebes. Entzündungszellen<br />
lagern sich dort e<strong>in</strong>. Sie s<strong>in</strong>d die<br />
eigentlichen Schmerzauslöser. <strong>Der</strong> ständige<br />
Lesen Sie weiter <strong>auf</strong> Seite 28<br />
Barfuß im Gras: P<strong>at</strong>ienten mit <strong>Fersensporn</strong> können das nicht genießen. Bei ihnen<br />
schmerzt der Fuß mit jedem Auftritt.<br />
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Überlastungsreiz veranlasst den Körper zu<br />
e<strong>in</strong>em ungeeigneten Repar<strong>at</strong>urversuch: Am<br />
Ans<strong>at</strong>z der Plantarsehne bildet sich e<strong>in</strong>e<br />
knöcherne, spornartig nach vorne gerichtete<br />
Ausziehung. Dieser <strong>Fersensporn</strong> verstärkt<br />
die extreme Zugspannung nur noch mehr<br />
<strong>und</strong> somit auch den Schmerz- bzw. Entzündungsreiz<br />
im umgebenden Weichteilgewebe.<br />
Die Größe des <strong>Fersensporn</strong>s ist für<br />
das Schmerzausmaß nicht entscheidend,<br />
betont Dr. Manfred Hüthmair, Facharzt für<br />
Orthopädie <strong>und</strong> orthopädische Chirurgie <strong>in</strong><br />
L<strong>in</strong>z. Oft ist im Röntgenbild e<strong>in</strong> <strong>Fersensporn</strong><br />
erkennbar, der jedoch ke<strong>in</strong>erlei Beschwerden<br />
verursacht. Umgekehrt können ausgeprägte<br />
Schmerzen auch dann bestehen, wenn <strong>in</strong> der<br />
Röntgenbilduntersuchung noch überhaupt ke<strong>in</strong>e<br />
knöcherne Spornbildung nachweisbar ist.<br />
Ungünstig: Stöckel <strong>und</strong> Holzsohlen<br />
Übergewicht, Überlastung der Füße im Sport<br />
oder Beruf: Sie können die Spannungs<strong>und</strong><br />
Druckverhältnisse im Fuß verändern<br />
<strong>und</strong> Fehlstellungen bilden. Spreizfuß <strong>und</strong><br />
Knick-Senkfuß s<strong>in</strong>d häufi g Wegbereiter <strong>und</strong><br />
Begleiter des <strong>Fersensporn</strong>s. Schuhwerk mit<br />
dünnen Sohlen oder gar Holzsohlen, das<br />
die Fußsohlen nicht abfedert, kann e<strong>in</strong>en<br />
<strong>Fersensporn</strong> ebenso fördern wie Stöckelschuhe.<br />
Mit „High Heels“ verkürzt sich<br />
über Jahre die Wadenmuskul<strong>at</strong>ur. In fl achen<br />
Schuhen stehen die Sehnen dann unter<br />
erhöhter Spannung, die die <strong>Fersensporn</strong>entwicklung<br />
begünstigt. Zudem können<br />
„Vor <strong>Fersensporn</strong>r<strong>in</strong>gen<br />
<strong>in</strong> E<strong>in</strong>lagen<br />
warne ich. Mit dieser<br />
Fersenhohllegung<br />
ist der Fuß noch<br />
mehr Druck <strong>und</strong> Zug<br />
ausgesetzt. Die <strong>Fersensporn</strong>symptome<br />
könnten sich so noch<br />
verschlechtern.“<br />
rheum<strong>at</strong>ische Erkrankungen wie Gicht oder<br />
Arthritis zu entzündlichen Prozessen am<br />
Sehnenans<strong>at</strong>z <strong>und</strong> damit zu <strong>Fersensporn</strong>beschwerden<br />
führen. E<strong>in</strong> <strong>Fersensporn</strong><br />
schränkt die Lebensqualität der Betroffenen<br />
erheblich e<strong>in</strong>. Die P<strong>at</strong>ient/-<strong>in</strong>nen entwickeln<br />
e<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>kenden Gang, <strong>und</strong> die Schmerzen<br />
können so unerträglich se<strong>in</strong>, dass Gehen<br />
<strong>und</strong> Stehen nur mehr mit Entlastungshilfen<br />
möglich ist. Die Behandlung soll möglichst<br />
früh e<strong>in</strong>setzen, weil e<strong>in</strong> längerer chronischer<br />
Verl<strong>auf</strong> die Therapie nur erschwert <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />
stete Verschlechterung droht. Zur Diagnose<br />
genügt meist schon die kl<strong>in</strong>ische Untersuchung.<br />
Durch Hochziehen der Zehen <strong>und</strong><br />
punktförmigen Druck kann der Schmerz<br />
Dr. Manfred Hüthmair, niedergelassener<br />
Facharzt für Orthopädie <strong>und</strong><br />
orthopädische Chirurgie, L<strong>in</strong>z<br />
provoziert <strong>und</strong> der Verdacht <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>en<br />
<strong>Fersensporn</strong> bzw. <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>e Sehnenans<strong>at</strong>zentzündung<br />
bestätigt werden.<br />
Eis ist e<strong>in</strong> heißer Tipp<br />
<strong>Der</strong> kranke Fuß braucht Schonung. Neben<br />
schmerzstillenden Tabletten dienen lokale<br />
Infiltr<strong>at</strong>ionen vor allem als Erstmaßnahme.<br />
Dabei wird e<strong>in</strong>e Mischung aus niedrigdosiertem<br />
Cortison <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Betäubungsmittel<br />
direkt <strong>in</strong> den Schmerzpunkt <strong>in</strong>jiziert. E<strong>in</strong>e<br />
zwar unangenehme, laut Dr. Hüthmayr aber<br />
nicht sehr schmerzhafte Prozedur, die e<strong>in</strong>e<br />
sofortige <strong>und</strong> länger anhaltende, wenn gleich<br />
zeitlich begrenzte Schmerzfreiheit bewirkt.<br />
Die Kältetherapie, etwa durch Eismassagen,<br />
ist auch als Eigenbehandlung leicht anwendbar,<br />
ebenso entzündungshemmende Fußbäder.<br />
Über Nacht angelegte Salbenverbände s<strong>in</strong>d<br />
hilfreich, sofern entzündungshemmende Salben<br />
Expertentipp<br />
Am Fersenbe<strong>in</strong> setzen zahlreiche Bänder, Sehnen <strong>und</strong> Muskeln an.<br />
Achten Sie <strong>auf</strong> den Säuren-Basen-<br />
Haushalt Ihres Körpers. E<strong>in</strong> pHsäurebetontes<br />
Milieu verschlimmert alle<br />
Entzündungszeichen, das gilt auch für<br />
den <strong>Fersensporn</strong>. Je saurer Ihre pH-<br />
Werte, umso schmerzhafter ist er. Den<br />
Säure-Basen-Haushalt können Sie unter<br />
anderem durch e<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Ernährung bee<strong>in</strong>fl ussen.<br />
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„B<strong>in</strong> heute<br />
schmerzfrei“<br />
„Me<strong>in</strong> <strong>Fersensporn</strong> h<strong>at</strong> mir sehr zu<br />
schaffen gemacht- ich konnte vor<br />
Schmerzen kaum noch gehen. Magnetfeldtherapie,<br />
Ultraschall <strong>und</strong> Strom<br />
haben zwar nicht sofort e<strong>in</strong>e Besserung<br />
bewirkt, im Gegenteil: Im Therapieverl<strong>auf</strong><br />
wurden die Beschwerden vorübergehend<br />
sogar noch etwas schlimmer.<br />
Dann aber ist der volle Behandlungserfolg<br />
e<strong>in</strong>getreten- die Geduld h<strong>at</strong><br />
sich ausgezahlt. Heute b<strong>in</strong> ich absolut<br />
schmerzfrei <strong>und</strong> kann wieder mehrmals<br />
pro Woche Sport betreiben. In me<strong>in</strong>en<br />
Sportschuhen trage ich E<strong>in</strong>lagen. Hoffentlich<br />
meldet sich der <strong>Fersensporn</strong><br />
nie mehr wieder.“<br />
K<strong>at</strong>har<strong>in</strong>a E., L<strong>in</strong>z<br />
der Druck- <strong>und</strong> Zugbelastung am <strong>Fersensporn</strong><br />
mittels orthopädischer E<strong>in</strong>lagen.<br />
Sie heben <strong>und</strong> stützen das Fußlängsgewölbe<br />
<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d druckentlastend durch e<strong>in</strong>e Fersenpolsterung<br />
aus Moosgummi oder Viskose.<br />
Entscheidend ist, dass die E<strong>in</strong>lagen <strong>auf</strong> Dauer<br />
<strong>und</strong> beidseits getragen werden, selbst wenn<br />
der <strong>Fersensporn</strong> nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fuß sitzt. So<br />
wird e<strong>in</strong>e ausgeglichene St<strong>at</strong>ik gesichert <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>e Be<strong>in</strong>längendifferenz verh<strong>in</strong>dert. Dehnungsübungen<br />
beheben die Verkürzungen<br />
im Bereich der Wadenmuskul<strong>at</strong>ur <strong>und</strong> der<br />
Fußsohlen. So funktioniert das Pro-Stretch<strong>in</strong>g<br />
nach der Johnson-Methode: barfuß nur<br />
mit Zehenspitzen rückl<strong>in</strong>gs <strong>auf</strong> den Stufen<br />
stehen, l<strong>in</strong>ks <strong>und</strong> rechts am Geländer gut<br />
festhalten, nach h<strong>in</strong>ten unten ausstrecken,<br />
sich anschließend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bogenförmigen<br />
Bewegung hochziehen.<br />
Fußgymnastik als Vorbeugung<br />
In den allermeisten Fällen erreicht alle<strong>in</strong> die<br />
konserv<strong>at</strong>ive Therapie e<strong>in</strong>e deutliche L<strong>in</strong>derung<br />
oder sogar Beschwerdefreiheit. Für etwa zehn<br />
Prozent aller Betroffenen kommt e<strong>in</strong>e Oper<strong>at</strong>ion<br />
<strong>in</strong> Frage. Dabei wird - häufi g bereits mit<br />
m<strong>in</strong>imal-<strong>in</strong>vasiver Chirurgie - die Plantarsehne<br />
V-förmig e<strong>in</strong>gekerbt, um die Zugspannung<br />
zu mildern, gegebenenfalls wird der Sporn<br />
weggemeißelt. Aufwändig ist nicht der E<strong>in</strong>griff<br />
selbst, sondern die wochen- bis mon<strong>at</strong>elange<br />
Nachbehandlung bei Teilbelastungsfähigkeit.<br />
Schuhe mit guter Fersendämpfung, die dem<br />
Fuß Halt geben <strong>und</strong> die Fußkonstruktion vor<br />
Verw<strong>in</strong>dungen schützen, Gewichtsreduktion,<br />
Sport mit Maß <strong>und</strong> Ziel- das kann dem <strong>Fersensporn</strong><br />
ebenso vorbeugen wie regelmäßige<br />
Fußgymnastik. Zehenspitzen-, Fersen- <strong>und</strong><br />
Außenrandfußgang barfuß daheim, das dehnt<br />
das Fußgewölbe <strong>und</strong> kräftigt die Muskul<strong>at</strong>ur.<br />
E<strong>in</strong>e schlechte Nachricht kommt doch noch<br />
zum Schluss: Trotz erfolgreicher Behandlung<br />
e<strong>in</strong>es <strong>Fersensporn</strong>s besteht e<strong>in</strong> Restrisiko,<br />
dass der Quälgeist sich irgendwann doch<br />
wieder schmerzhaft zurückmeldet.<br />
Klaus Stecher<br />
mit Tiefenwirkung verwendet werden. Von<br />
den vielfach angebotenen Streckbandagen<br />
rät Dr. Hüthmayr ab. Ebenso wenig hält er<br />
von E<strong>in</strong>reibungen <strong>und</strong> homöop<strong>at</strong>hischen<br />
Mitteln zur <strong>Fersensporn</strong>bekämpfung. Als<br />
physikalische Methoden bewährt sich neben<br />
Ultraschall- <strong>und</strong> Magnetfeldtherapie auch<br />
die Iontophorese, bei der Arzneistoffe mittels<br />
elektrischen Stroms <strong>in</strong>s Gewebe geschleust<br />
werden.<br />
Vielfältige Behandlungsarten<br />
Bei der Schmerztherapie durch Röntgenschwachbestrahlung<br />
werden Strahlen<br />
gezielt <strong>auf</strong> den <strong>Fersensporn</strong> gerichtet. Diese<br />
schmerzlose Methode wird wegen der Strahlenbelastung<br />
– etwa 3 bis 4 Sitzungen s<strong>in</strong>d<br />
nötig- sehr zurückhaltend e<strong>in</strong>gesetzt. Vielen<br />
<strong>Fersensporn</strong>geplagten hilft die Stoßwellentherapie.<br />
Die energiereichen Stoßwellen<br />
zerstören – so der vermutliche Wirkmechanismus<br />
- die Entzündungszellen <strong>und</strong> nehmen<br />
so den Schmerz. <strong>Der</strong> knöcherne <strong>Fersensporn</strong><br />
selbst verschw<strong>in</strong>det durch diese Behandlung<br />
nicht. E<strong>in</strong>e mögliche Nebenwirkung ist e<strong>in</strong>e<br />
kurzzeitige Schmerzsteigerung kurz nach der<br />
Behandlung, gelegentlich kommen Blutergüsse<br />
vor. Wichtigster <strong>Schritt</strong> ist die Senkung<br />
Sport betreiben: Nach erfolgreicher Behandlung e<strong>in</strong>es <strong>Fersensporn</strong>s wieder möglich.<br />
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