Weihnachtsgrüße aus aller Welt - Schwäbische Post
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Seite26 ■ Samstag, 23.Dezember2006 ■ <strong>Weihnachtsgrüße</strong> <strong>aus</strong> <strong>aller</strong> <strong>Welt</strong><br />
SCHWÄBISCHE POST<br />
In sechsTagen den Kilimandscharo bestiegen<br />
V<br />
or einem Jahr haben wir uns in<br />
meiner Heimat mit einem Weih-<br />
nachtsbrief gemeldet. Es war schön,<br />
dadurch Kontakt zu einigen ehemaligen<br />
Freunden zu bekommen.<br />
Seitdem hat sich wieder viel ereignet.<br />
Das Jahr 2006 begann mit einem<br />
Paukenschlag − oder vielmehr mit der<br />
Besteigung des höchsten Berges Afrikas,<br />
dem Kilimandscharo. Im Januar<br />
wollte ich ein Krankenh<strong>aus</strong> in Moshi<br />
in Tansania besuchen, um klinische<br />
Verbindungen zu knüpfen. Mit drei<br />
Freunden plante ich außerdem meine<br />
erste Besteigung des Kilimandscharos.<br />
In sechs Tagen schafften wir es,<br />
die 5895 Meter zu erklimmen. Ich<br />
werde die Strapazen nie vergessen.<br />
Und vor allem nicht die Freude, den<br />
strahlenden Sonnenaufgang erleben<br />
zu dürfen und den blauesten <strong>aller</strong><br />
blauen Himmel zu sehen. Zusammen<br />
mit Anne, Angus und Adrian erfüllten<br />
wir uns einen Traum. Sechs Nächte im<br />
Zelt ohne Dusche, Ihr könnt Euch vorstellen,<br />
wie uns das erste Bier und die<br />
erste Dusche gefreut haben. Die ganze<br />
Reise konnte ich noch mit einer kleinen<br />
Safari im Ngorongo-Krater abschließen.<br />
Natürlich bedeutete meine Abwesenheit<br />
von zu H<strong>aus</strong>e, dass Jackie,<br />
meine Frau, viel mehr Arbeit und<br />
Stress hatte. Während ich meine<br />
Höchstleistungen vollbrachte, unterstützte<br />
sie Oliver (jetzt 14 Jahre), der<br />
Ende Juli den britischen Altersgruppenrekord<br />
für 13-Jährige über 50 Meter<br />
Schmetterling aufstellte. Solche<br />
Höchstleistungen kann er nur errei-<br />
Henry, Oliver, Jackie und Matthias Schmid feiern am Gardasee Olivers Erfolg<br />
beim Schwimmwettkampf.<br />
chen, weil er konzentriert trainiert −<br />
bis zu 20 Stunden in der Woche. Oliver<br />
wurde in seiner Altersklasse 2. über<br />
100 Meter Schmetterling und in der<br />
Gesamtwertung <strong>aller</strong> Disziplinen 7.!<br />
Das ist eine klasse Leistung, die wir mit<br />
einem Urlaub am Gardasee feierten.<br />
Mittlerweile ist Oliver an der High<br />
School auch in die Begabtenförderung<br />
aufgenommen worden.<br />
Christian (19 Jahre) machte dieses<br />
Jahr sein Abitur. Er konnte sich eine<br />
von vier Universitäten <strong>aus</strong>suchen, um<br />
Internationale Wirtschaftswissenschaften<br />
und Deutsch zu studieren. Er<br />
hat sich für die Aston University in Birmingham<br />
entschlossen.<br />
Henry scheint in die Fußstapfen<br />
seiner Brüder zu treten: er ist sportlich<br />
fit, hat das Fahrradfahren gelernt und<br />
eine Prüfung im Schwimmen gemacht:<br />
mit gerade mal fünf Jahren<br />
kann er schon eine ganze 25-Meter-<br />
Bahn schwimmen. Im September<br />
kam erin die erste Klasse.<br />
Jackie promovierte letztes Jahr. Seit<br />
Künstliche Christbäume und Watteschnee<br />
S eit<br />
Anfang August bin ich in Curitiba<br />
im Süden von Brasilien, um<br />
für ein halbes Jahr dort zu arbeiten<br />
und danach zu reisen. Viel kenne ich<br />
von diesem riesengroßen Land noch<br />
nicht und ich bin mir sicher, dass die<br />
verbleibende Zeit viel zu kurz sein<br />
wird, um all die Schönheiten und auch<br />
Unterschiede dieses Landes kennen<br />
zu lernen.<br />
Meine Reisen führten mich bisher<br />
nach Rio de Janeiro, Florianópolis und<br />
auf die Ilha Santa Catarina, nach Porto<br />
Alegre und Dois Irmãos. Die Gastfreundschaft<br />
der Brasilianer ist unvergleichbar<br />
und ich konnte es manchmal<br />
kaum glauben, mit welcher<br />
Freundlichkeit ein Fremder, insbesondere<br />
ein Europäer, hier aufgenommen<br />
wird.<br />
Curitiba ist eine sehr europäische<br />
Stadt, alles ist viel geordneter als in an-<br />
BRASILIEN<br />
Simone Hübener<br />
Simone Hübener hat in den<br />
vergangenen Jahren immer<br />
sehr gerne die „<strong>Weihnachtsgrüße</strong><br />
<strong>aus</strong> <strong>aller</strong> <strong>Welt</strong>“<br />
gelesen und fand es spannend,<br />
an welchen Orten<br />
der <strong>Welt</strong> die Menschen von<br />
der Ostalb Weihnachten<br />
verbringen. Dieses Jahr<br />
wird nun auch sie Weihnachten<br />
fern der Heimat<br />
verbringen und schickt<br />
deshalb einen Gruß nach<br />
„Good Old Germany“.<br />
E-Mail:<br />
simone.huebener@yahoo.de<br />
deren Teilen Brasiliens<br />
und auch die Mentalität<br />
der Menschen ist<br />
der europäischen ähnlicher<br />
als der südländischen.<br />
Rio de Janeiro<br />
dagegen ist das totale<br />
Chaos und gleichzeitig<br />
eine überwältigende<br />
Stadt, deren Ausmaße<br />
ich auch nach mehreren<br />
Tagen nicht begreifen<br />
konnte. Rio besitzt<br />
den größten Stadtwald<br />
Brasiliens (20 mal 40 Kilometer), um<br />
diesen herum gruppieren sich die einzelnen<br />
Stadtviertel. Von Pão de Açucar<br />
(dem Zuckerhut) <strong>aus</strong> gesehen, könnte<br />
man fast meinen, es würden einem<br />
viele kleine Städte zu Füßen liegen.<br />
Im großen Gegensatz dazu gibt es<br />
auf der Ilha Santa Catarina beschauliche<br />
Dörfer, in denen die Fischer am<br />
Nachmittag ihre Netze <strong>aus</strong>bessern,<br />
um am frühen Morgen aufs Meer hin<strong>aus</strong>zufahren.<br />
Das kleine Städtchen<br />
Dois Irmãos erinnert an „Klein-<br />
Deutschland“ in Brasilien. Es gibt dort<br />
einen Tante-Emma-Laden „Müller“,<br />
eine Fahrrad-Werkstatt „Morschel“<br />
(ein für Brasilianer un<strong>aus</strong>sprechlicher<br />
Name) und Deutsch kann man neben<br />
der Schriftsprache auch noch in verschiedenen<br />
Dialekten lernen.<br />
Advent und Weihnachten mit seinen<br />
ganzen Bräuchen wurden von<br />
den europäischen Einwanderern mitgebracht.<br />
Irgendwie will bei 30 Grad<br />
im Schatten und bunt blühenden<br />
Bäumen auch keine richtige Weihnachtsstimmung<br />
aufkommen. Ganz<br />
zu schweigen von der Lust auf ein heißes<br />
Glas Glühwein.<br />
Doch trotz alledem scheinen die<br />
H<br />
Simone Hübener verbringt Weihnachten im Süden<br />
von Brasilien<br />
Brasilianer an den Traditionen Gefallen<br />
gefunden zu haben und ahmen die<br />
importierten Rituale nach. Wo es<br />
keine richtigen Tannen zum Schmücken<br />
gibt, werden eben riesige künstliche<br />
Bäume aufgebaut, Schnee gibt es<br />
in Form von Watte und statt Haselnuss-Makronen<br />
gibt es Paranuss-Makronen.<br />
Brasilianische Chöre singen<br />
„Oh Tannenbaum“ und im Kaufh<strong>aus</strong><br />
begrüßt der Papai-Noel die Kinder.<br />
Doch in einer Sache gibt es keinen<br />
Unterschied zu Deutschland: die<br />
Menschen rennen gen<strong>aus</strong>o hektisch<br />
und mit genau so großen Einkaufstüten<br />
voller Geschenke durch die Geschäfte<br />
und Straßen. Ob es in diesem<br />
chaotischen Land wenigstens am<br />
Weihnachtsabend etwas ruhiger wird?<br />
Darauf werde ich wohl erst in ein paar<br />
Tagen eine Antwort bekommen.<br />
Bis dahin wünsche ich Euch allen<br />
frohe und gesegnete Weihnachten,<br />
ein bisschen winterlicheres Wetter als<br />
in den vergangenen Tagen und ich<br />
freue mich schon darauf, das kleine,<br />
aber schöne Städtchen Aalen Anfang<br />
Februar wiederzusehen! Liebe Grüße<br />
e um beijo (wie die Brasilianer so<br />
schön sagen) Eure Simone<br />
allo, meine Name ist Tobias. Nach dem Abitur war ich mir nicht so<br />
ganz schlüssig, was ich machen sollte, Zivi oder Bund. Ich hab mich<br />
dann für ein Jahr im Ausland entschieden. So bin ich nach Schottland gekommen.<br />
Jetzt lebe ich in einem kleinen Ort in der Nähe von Glasgow,<br />
zirka fünf Minuten mit dem Zug entfernt. Ich betreue hier einen Jungen<br />
mit Muskelschwund, der ohne meine Hilfe, glaub ich, sehr aufgeschmissen<br />
wäre. Er studiert an der Uni. Dorthin begleite ich ihn auch jeden Tag.<br />
Ich wäre seine Hände, hat er mal zu mir gesagt.<br />
Auf diesem Weg wünsch ich allen ein frohes Weihnachtsfest und natürlich<br />
meiner Freundin Sarah und ihrer Schwester Jana sowie meinen besten<br />
Kumpels Felix und Sebastian. Merry Xmas Tobias Jüschke<br />
November hat sie eine Teilzeitstelle,<br />
die viel Verantwortung erfordert. Sie<br />
versucht natürlich auch, das H<strong>aus</strong> irgendwie<br />
in Ordnung zu bringen, aber<br />
nachdem wir im April eine H<strong>aus</strong>erweiterung<br />
anfingen, hatten wir bis<br />
November ziemliches Chaos.<br />
Bei mir hat sich nicht viel verändert.<br />
Mir macht meine Arbeit immer noch<br />
Spaß, obwohl der Stress groß ist. Aber<br />
der Kontakt mit den Patienten, die<br />
Lehre und klinische Forschung sind,<br />
zusammen mit regelmäßiger Fortbildung,<br />
so verschiedenartig, dass mir<br />
ganz bestimmt nicht langweilig wird.<br />
Im September hatten wir unser<br />
25-jähriges Abifest in Oberkochen.<br />
Leider konnte ich nicht dabei sein, da<br />
ich einen wichtigen Workshop in Basel<br />
hatte. Doch ich habe die Zeit genutzt,<br />
um meinen ehemaligen Schulfreund<br />
Günter Ditzinger in Freiburg<br />
zu besuchen. Wir haben uns schon 25<br />
Jahre lang nicht mehr gesehen. Ich<br />
weiß, ich habe einen Freund wiedergewonnen.<br />
Er hat mir mittlerweile<br />
auch Bilder vom Abifest gemailt und<br />
mich damit virtuell mit meinen ehemaligen<br />
Schulfreunden und Lehrern<br />
verbunden.<br />
Mein Vater genießt mit 77 Jahren<br />
immer noch die Arbeit und ist physisch<br />
und geistig noch so fit wie ein<br />
40-Jähriger. Ich hoffe, dass er noch<br />
viele Jahre so fit bleibt und bin stolz<br />
auf ihn. Meine Mutter hat leider an<br />
Gelenkschmerzen zu leiden und ist<br />
nicht mehr so beweglich. Ich mache<br />
mir natürlich Sorgen um sie, weil<br />
meine Familie und ich nicht einfach<br />
GROSSBRITANNIEN<br />
Matthias Schmid<br />
Im Norden Englands lebt<br />
Matthias Schmid mit seiner<br />
Frau Jackie und den<br />
Söhnen Christian, Oliver<br />
und Henry. Höchstleistungen<br />
bestimmten bei den<br />
Schmids das vergangene<br />
Jahr: Die Besteigung des<br />
Kilimandscharo, Abitur<br />
und Studienbeginn von<br />
Christian, Erfolge von Oliver<br />
beim Schwimmwettkampf,<br />
Einschulung von<br />
Henry und eine neue Teilzeitstelle<br />
für Jackie. Die<br />
Schmids senden allen viele<br />
liebe <strong>Weihnachtsgrüße</strong> <strong>aus</strong><br />
dem „Geordie-Land“ <strong>aus</strong><br />
Ponteland bei Newcastle<br />
upon Tyne.<br />
Matthias Schmid<br />
Ponteland, GB<br />
E-Mail:<br />
Matthias.schmid<br />
@doctors.org.<br />
kurz auf Besuch kommen können. Wir<br />
wünschen ihr viel Kraft und eine positive<br />
Einstellung, dann wird das<br />
schon klappen.<br />
Wir wünschen allen Freunden und<br />
Bekannten, ob Alt-Aalenern oder<br />
„Reingeschmeckten“, ein wunderschönes<br />
und besinnliches Weihnachtsfest<br />
und alles Gute für 2007.<br />
Matthias Schmid mit Jackie,<br />
Christian, Oliver und Henry<br />
Silvesterohne Feuerwerk<br />
I<br />
ch habe 1960 Wasseralfingen verlassen,<br />
um ein paar Jahre in Australien<br />
zu arbeiten − inzwischen lebe<br />
ich seit 46 Jahren in einem Vorort von<br />
Melbourne. Seit ein paar Jahren bin<br />
ich im Ruhestand und nehme nur<br />
noch gelegentlich kleinere Aufträge<br />
als Fliesenleger an. Auch wenn ich<br />
nicht mehr arbeite, stehe ich jeden<br />
Morgen um 6 Uhr auf und gehe mit<br />
meinem Hund spazieren. Jeden<br />
Dienstag kommen Freunde zum Tennis<br />
spielen, anschließend sitzen wir<br />
noch bei einem Bier in gemütlicher<br />
Runde zusammen.<br />
Als ehemaliger Fußballspieler bin<br />
ich immer noch ein großer Fußball-<br />
Fan und besuche regelmäßig die<br />
Spiele von Melbourne Victory, die in<br />
der ersten <strong>aus</strong>tralischen Liga spielen.<br />
Vor ein paar Tagen war ich mit dem<br />
Besuch <strong>aus</strong> Aalen, der momentan bei<br />
uns ist, beim Match Melbourne gegen<br />
Sydney. Im Stadion waren über 50000<br />
Zuschauer, das ist für <strong>aus</strong>tralische<br />
Verhältnisse sehr viel. Durch das Abo<br />
des „Kicker“ bin ich gut darüber informiert,<br />
was in den deutschen Ligen geschieht<br />
und Fernsehübertragungen<br />
von Champions-League und Uefa-<br />
Cup halten mich über den europäischen<br />
Fußball auf dem Laufenden.<br />
In Australien ist das Weihnachtsfest<br />
ganz anders als in Deutschland. Es ist<br />
um diese Zeit sehr heiß, mit 30 bis 40<br />
AUSTRALIEN<br />
Karl Angstenberger<br />
Karl Angstenberger hat<br />
seine Heimat Wasseralfingen<br />
1960 verlassen, um<br />
eine Zeit lang in Australien<br />
zu arbeiten. Jetzt lebt er<br />
seit 46 Jahren mit seiner<br />
Frau Christine dort und erzählt<br />
in seinem Weihnachtsgruß,<br />
wie man in<br />
Australien Weihnachten<br />
und Silvester feiert.<br />
Karl Angstenberger<br />
3York Court<br />
Wantirna South 3152<br />
Australien<br />
Karl Angstenberger mit seiner<br />
Frau Christine (re), Kerstin Abele<br />
und Hund Elli<br />
Grad muss man schon rechnen − und<br />
Weihnachtsplätzchen gibt es keine.<br />
Die Australier feiern Weihnachten am<br />
25. Dezember, jährlich wechselnd bei<br />
verschiedenen Verwandten, und so ist<br />
ein Fest mit 25 bis 30 Personen keine<br />
Seltenheit. Zum Essen gibt es einen<br />
„Leg-Ham“, der um die fünf Kilogramm<br />
wiegt und bei einem Preis von<br />
40 AUD recht günstig ist (meine Frau<br />
Christine arbeitet gelegentlich in einer<br />
Metzgerei und dort gehen schon seit<br />
Wochen Bestellungen für diesen<br />
Schinken ein). Dazu gibt es Truthahn,<br />
Schweinebraten und als Beilage verschiedene<br />
Gemüse und süße Kartoffeln.<br />
Zum Nachtisch darf ein Plum-<br />
Pudding mit diversen Soßen nicht fehlen.<br />
Da meine Frau auch <strong>aus</strong> Deutschland<br />
kommt, werden wir traditionell<br />
an Heiligabend feiern. Zum Essen gibt<br />
es Karpfen blau mit verschiedenen<br />
Beilagen und um 22 Uhr gehen wir zur<br />
Christmette. An Silvester ist der größte<br />
Unterschied zu den Gewohnheiten in<br />
Deutschland, da es kein Feuerwerk<br />
gibt. Weil wir einen sehr trockenen<br />
Winter hatten, gibt es jetzt schon etwa<br />
150 Kilometer von hier schlimme<br />
Buschbrände und das Abschießen von<br />
Feuerwerkskörpern könnte weitere<br />
entfachen.<br />
Nun wünschen wir unseren Verwandten,<br />
Freunden und Bekannten<br />
ein schönes Weihnachtsfest und einen<br />
guten Rutsch ins Jahr 2007.<br />
Karl Angstenberger