Darm: Das zweite Gehirn - gesund-in-ooe.at
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Schwerpunkt<br />
HUMAN Frühl<strong>in</strong>g 2013<br />
<strong>Darm</strong>:<br />
<strong>Das</strong> <strong>zweite</strong> <strong>Gehirn</strong><br />
Der <strong>Darm</strong> gilt als „Bauchgehirn“. E<strong>in</strong> dichtes Netz an Nervenzellen sorgt für Wechselwirkungen<br />
zwischen Verdauung und seelischem Bef<strong>in</strong>den.<br />
Der <strong>Darm</strong> enthält mehr Nervenzellen als das Rückenmark<br />
und gilt als „Bauchgehirn“. Er verdaut, stellt Energie<br />
bereit, beteiligt sich an der Immunabwehr und ist für<br />
Ausscheidung sowie Entgiftung zuständig. <strong>Das</strong> hochsensible<br />
Organ reagiert auf mangelhafte Ernährung, aber<br />
auch auf psychische Belastungen mitunter mit Durchfall,<br />
Blähungen oder Verstopfung. Von Mag. Conny Wernitznig.<br />
Der <strong>Darm</strong> leistet nicht nur Entscheidendes<br />
für unsere Gesundheit,<br />
er ist auch auf komplexe<br />
Weise mit anderen Teilen des<br />
menschlichen Körpers verbunden.<br />
Störungen des <strong>Darm</strong>es<br />
können zu Symptomen an anderen<br />
Organen führen und umgekehrt<br />
können Erkrankungen<br />
anderer Organsysteme e<strong>in</strong>e<br />
Störung der <strong>Darm</strong>funktion bewirken.<br />
Der <strong>Darm</strong> ist außerdem die<br />
Quelle mancher psychoaktiver<br />
Substanzen, welche die Gemütsund<br />
Stimmungslage bee<strong>in</strong>flussen.<br />
Unentbehrliche <strong>Darm</strong>bakterien<br />
Im <strong>Darm</strong> lebt bei jedem <strong>gesund</strong>en<br />
Menschen e<strong>in</strong>e unvorstellbare<br />
Zahl von Bakterien. Schon<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Milliliter Dickdarm<strong>in</strong>halt<br />
f<strong>in</strong>den sich bis zu e<strong>in</strong>er Billion<br />
dieser w<strong>in</strong>zigen Organismen.<br />
Ihre Gesamtheit nennt sich<br />
<strong>Darm</strong>flora. Die Mikroben s<strong>in</strong>d<br />
e<strong>in</strong> unentbehrlicher Bestandteil<br />
des Verdauungssystems und<br />
6
Dr. Silvia Haunschmidt-Ehn, praktische<br />
Ärzt<strong>in</strong> und Ernährungsexpert<strong>in</strong><br />
aus Freistadt. „Kommt es<br />
zu Störungen <strong>in</strong> der <strong>Darm</strong>flora,<br />
werden diese kurzfristig von den<br />
<strong>Darm</strong>bakterien behoben. S<strong>in</strong>d<br />
die Schädigungen massiv, können<br />
sich schädliche Keime ausbreiten<br />
und entzündliche Erkrankungen<br />
verursachen“.<br />
Antibiotika können der <strong>Darm</strong>flora<br />
schaden, daher nur e<strong>in</strong>setzen,<br />
wenn es unbed<strong>in</strong>gt nötig<br />
ist.<br />
Bewegung fördert<br />
e<strong>in</strong>e <strong>gesund</strong>e Verdauung.<br />
haben noch e<strong>in</strong>e weitere wichtige<br />
Funktion: Sie produzieren<br />
das lebenswichtige Vitam<strong>in</strong> K,<br />
das der Körper selbst nicht herstellen<br />
kann, das er jedoch für die<br />
Bildung bestimmter Eiweißstoffe<br />
im Blut und im Knochen dr<strong>in</strong>gend<br />
benötigt. „Wenn sich die Mikroorganismen<br />
<strong>in</strong> ausgewogenem Verhältnis<br />
bef<strong>in</strong>den, bezeichnen wir<br />
die <strong>Darm</strong>flora als <strong>gesund</strong>“, erklärt<br />
Häufige <strong>Darm</strong>erkrankungen<br />
■■<br />
Verstopfung<br />
■■<br />
<strong>Darm</strong>trägheit<br />
■■<br />
Durchfall<br />
■■<br />
Analfissur (E<strong>in</strong>riss der<br />
Haut- oder Schleimhaut<br />
des Afters)<br />
■■<br />
Hämorrhoiden<br />
■■<br />
Reizdarm<br />
■■<br />
Blähbauch,Gasbauch<br />
oder Meteorismus<br />
■■<br />
<strong>Darm</strong>entzündung<br />
■■<br />
<strong>Darm</strong>pilze<br />
■■<br />
Polypen im <strong>Darm</strong><br />
■■<br />
Morbus Crohn<br />
■■<br />
Colitis ulcerosa<br />
■■<br />
Blut im Stuhl<br />
■■<br />
<strong>Darm</strong>krebs<br />
Belastung durch Antibiotika<br />
Antibiotika beispielsweise können<br />
die <strong>Darm</strong>flora ziemlich durche<strong>in</strong>ander<br />
br<strong>in</strong>gen. Sie töten nicht<br />
nur Keime ab, die e<strong>in</strong>e Erkrankung<br />
verursacht haben, sondern auch<br />
die nützlichen <strong>Darm</strong>bakterien.<br />
Schädliche Bakterien, die nicht<br />
auf Antibiotika ansprechen, können<br />
sich ausbreiten und Durchfall<br />
oder schwere <strong>Darm</strong>entzündungen<br />
auslösen. E<strong>in</strong>e gestörte <strong>Darm</strong>flora<br />
h<strong>at</strong> aber nicht nur im Bereich des<br />
<strong>Darm</strong>s unangenehme Auswirkungen,<br />
auch die Haut wird <strong>in</strong> Mitleidenschaft<br />
gezogen. Dauern die schädlichen<br />
E<strong>in</strong>flüsse über e<strong>in</strong>en längeren<br />
Zeitraum an oder s<strong>in</strong>d sie sehr massiv,<br />
kommt es zu Veränderungen<br />
der <strong>Darm</strong>flora. Krankmachende<br />
Keime können sich ausbreiten und<br />
die nützlichen Mikroorganismen<br />
verdrängen. Unverdaute Nahrungsreste,<br />
abgestorbene Zellen und<br />
<strong>Darm</strong>gifte setzen sich dann <strong>in</strong> den<br />
<strong>Darm</strong>falten ab und bilden hochgiftige<br />
Gärungs- und Fäulnisprodukte,<br />
die das Lymph- und<br />
Immunsystem belasten.<br />
Essen schonend zubereiten<br />
Dr. Silvia Haunschmidt-Ehn rät allen<br />
empf<strong>in</strong>dlichen Menschen, schonend<br />
zubereitete Nahrung zu sich zu<br />
nehmen, z. B. gedämpftes Gemüse,<br />
fettarmen Fisch, Fleisch <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />
Mengen und ke<strong>in</strong>e blähenden Hülsenfrüchte.<br />
Kle<strong>in</strong>e Wunder wirken<br />
mitunter Bitterstoffe von Löwenzahnblättern,<br />
Artischocken, Kümmel,<br />
Fenchel und Wermut. <strong>Das</strong>s bei<br />
entzündlichen <strong>Darm</strong>erkrankungen<br />
oder Reizdarmsymptomen nicht<br />
nur die Ernährung, sondern auch<br />
Psychohygiene wichtig ist, legt die<br />
Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>er<strong>in</strong> allen Betroffenen<br />
ans Herz: „Seelische Ausgeglichenheit<br />
ist wichtig, denn Stress,<br />
Trauer oder Angst können<br />
den <strong>Darm</strong> zusätzlich neg<strong>at</strong>iv<br />
Milchsaure Lebensmittel wie Joghurt und ballaststoffreiche Kost fördern die<br />
Verdauung, Fisch ist für den <strong>Darm</strong> bekömmlicher als rotes Fleisch.<br />
7
HUMAN Frühl<strong>in</strong>g 2013<br />
Dr. Silvia Haunschmidt-Ehn,<br />
Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>er<strong>in</strong> und<br />
Ernährungsexpert<strong>in</strong> <strong>in</strong> Freistadt<br />
Tipps für e<strong>in</strong>e <strong>gesund</strong>e Verdauung<br />
Schwerpunkt<br />
„Bitterstoffe, wie sie<br />
etwa Kümmel oder<br />
Fenchel enthalten, s<strong>in</strong>d wichtige<br />
Unterstützer der Verdauungsfunktion<br />
und helfen, den<br />
Körper zu entsäuern und das<br />
Körpergewebe zu stärken.<br />
E<strong>in</strong> übersäuerter Körper<br />
ist anfälliger,<br />
vor allem im<br />
Magen-<strong>Darm</strong>-<br />
Bereich.“<br />
bee<strong>in</strong>flussen“. Wenn betroffene<br />
P<strong>at</strong>ienten <strong>in</strong> Absprache mit ihrem<br />
Arzt Maßnahmen zur <strong>Darm</strong><strong>gesund</strong>ung<br />
setzen, erkennen sie Verbesserungen<br />
häufig schon recht bald<br />
an e<strong>in</strong>er klareren, gl<strong>at</strong>teren Haut<br />
im Gesicht und am Körper. Cellulite<br />
(„Orangenhaut“), Tränensäcke und<br />
Falten gehen zurück und Ausschläge,<br />
unre<strong>in</strong>er Te<strong>in</strong>t und Pigmentflecken<br />
verbessern sich.<br />
■■<br />
wenig Fast Food, denn das kann<br />
zu chronischer Verstopfung<br />
führen; harter Stuhl erhöht das<br />
Risiko für <strong>Darm</strong>erkrankungen<br />
■■<br />
e<strong>in</strong>e ballaststoffreiche Ernährung<br />
(mit Roggenmehl st<strong>at</strong>t<br />
Weißmehl, Obst, Gemüse,<br />
Nüssen, Müsli, e<strong>in</strong>geweichten<br />
Trockenfrüchten, Floh- und Le<strong>in</strong>samen)<br />
macht den <strong>Darm</strong> aktiver<br />
■■<br />
bei Durchfallanfälligkeit<br />
viel tr<strong>in</strong>ken und M<strong>in</strong>eralstoffe<br />
zu sich nehmen<br />
■■<br />
Bewegung regt den Stoffwechsel<br />
an und reguliert den Stuhlgang<br />
■■<br />
kalt gepresste Pflanzenöle<br />
liefern wertvolle ungesättigte<br />
Fettsäuren und Vitam<strong>in</strong> E.<br />
Besonders wertvoll für e<strong>in</strong>e<br />
krebsvorbeugende Ernährung<br />
s<strong>in</strong>d zudem die Omega-<br />
3-Fettsäuren. Sie stecken <strong>in</strong><br />
fettem Seefisch, aber auch <strong>in</strong><br />
Le<strong>in</strong>-, Rapskern- und Walnussöl.<br />
■■<br />
wenig rotes Fleisch und<br />
Wurst essen, st<strong>at</strong>tdessen<br />
mehr Fisch oder Tofu<br />
■■<br />
milchsaure Lebensmittel wie N<strong>at</strong>urjoghurt,<br />
Kefir und saure Molke<br />
be<strong>in</strong>halten hilfreiche Milchsäurebakterien,<br />
die auch der<br />
<strong>Darm</strong>flora gute Dienste leisten.<br />
■■<br />
Alle Nahrungsmittel sollten<br />
gründlich gekaut und e<strong>in</strong>gespeichelt<br />
werden, weil die<br />
Verdauung bereits im Mund<br />
beg<strong>in</strong>nt.<br />
Abführmittel:<br />
So nicht!<br />
Abführmittel wirken zwar prompt,<br />
auf Dauer zerstören sie jedoch<br />
die Eigenregul<strong>at</strong>ion der Verdauungsorgane.<br />
Die regelmäßige<br />
Anwendung kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Abhängigkeit<br />
führen. Außerdem s<strong>in</strong>d<br />
Abführmittel M<strong>in</strong>eralstoffräuber.<br />
M<strong>in</strong>eralstoffe wie Kalium werden<br />
aber für e<strong>in</strong>e optimale Peristaltik<br />
gebraucht – e<strong>in</strong> Teufelskreis.<br />
Wer e<strong>in</strong>en empf<strong>in</strong>dlichen <strong>Darm</strong> h<strong>at</strong>,<br />
sollte besonders auf seelische Entspannung achten.<br />
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