Wassergeburt - gesund-in-ooe.at
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Lebensstart im Wasser<br />
E<strong>in</strong>e n<strong>at</strong>ürliche Form der Geburt, die zunehmend mehr<br />
angenommen wird<br />
Bereits 30 Prozent der Babys, die im KH Kirchdorf das Licht der Welt erblicken,<br />
bahnen sich ihren Weg aus der Fruchtblase der Mutter <strong>in</strong> e<strong>in</strong> wohlig warmes<br />
Wasser. „Der Geburtsvorgang ist für Mutter und K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel schonender.<br />
Dennoch ist diese n<strong>at</strong>ürliche Form der Geburt nicht für jede Frau geeignet“,<br />
weiß Gynäkologie-Primar und Ärztlicher Leiter, Dr. Florian Marberger.<br />
Unter der „n<strong>at</strong>ürlichsten Geburt der<br />
Welt“ versteht Marberger „jenes <strong>in</strong>dividuelle<br />
Vorgehen, bei der sich die Mutter<br />
am besten entspannt und die wenigsten<br />
Schmerzen h<strong>at</strong>, aber gleichzeitig e<strong>in</strong>e vernünftige<br />
Kontrolle und Hilfe durch Arzt<br />
und Hebamme möglich ist“. Ob die Frau<br />
ihr Baby nun klassisch auf dem Rücken<br />
liegend im Bett zur Welt br<strong>in</strong>gt oder <strong>in</strong><br />
Seitenlage, sich auf Knie und Ellbogen<br />
stützt oder auf Knie und Hände, bleibt ihr<br />
überlassen. Diese Stellungen s<strong>in</strong>d auch im<br />
Wasser möglich. Zudem wird die<br />
„Hockergeburt“, bei der die Frau auf e<strong>in</strong>em<br />
Hocker sitzt und im Rücken von<br />
ihrem Partner gestützt wird, angeboten.<br />
„E<strong>in</strong> Kreuzstich kann die Schmerzen der<br />
P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong> l<strong>in</strong>dern. Er ist zwar auch bei e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Wassergeburt</strong> möglich, aber etwas<br />
schwieriger zu handeln. Vor allem bewirkt<br />
das Schmerzmittel <strong>in</strong> vielen Fällen,<br />
dass die Frau e<strong>in</strong>schläft, und das ist im<br />
Bett angenehmer“, me<strong>in</strong>t der Primar, der<br />
mehreren Tausend K<strong>in</strong>dern auf die Welt<br />
geholfen h<strong>at</strong>. Stolz ist der V<strong>at</strong>er dreier eigener<br />
Sprössl<strong>in</strong>ge auch auf 36 Mehrl<strong>in</strong>gsgeburten,<br />
darunter sieben Drill<strong>in</strong>ge.<br />
Die Erfahrung h<strong>at</strong> gezeigt, dass Babys, die im Wasser geboren werden, besonders ruhig und entspannt s<strong>in</strong>d.<br />
Wenn es mediz<strong>in</strong>isch <strong>in</strong>diziert ist, wird<br />
auch e<strong>in</strong> Kaiserschnitt vorgenommen. Bei<br />
82 Babys wurde 2004 dieser Weg gewählt.<br />
Von e<strong>in</strong>em „Wunschkaiserschnitt“<br />
hält Marberger aber nicht sehr viel:<br />
„Denn jeder Kaiserschnitt br<strong>in</strong>gt gewisse<br />
Risken. Diesen sollte man sich nicht ohne<br />
Grund aussetzen.“<br />
503 neue Erdenbürger, darunter fünf<br />
Zwill<strong>in</strong>ge, s<strong>in</strong>d vergangenes Jahr im KH<br />
Kirchdorf auf die Welt gekommen. Das<br />
Team rund um Primar Marberger ist<br />
bemüht, der werdenden Mutter und dem<br />
kle<strong>in</strong>en Menschle<strong>in</strong> die Geburt so angenehm<br />
wie möglich zu machen. Seit dem<br />
Jahr 2000 zählt zu den verschiedenen Angeboten<br />
<strong>in</strong> Kirchdorf, se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d zu be-<br />
kommen, auch die <strong>Wassergeburt</strong>. Mehr<br />
als 500 Babys haben sich seither auf diese<br />
Weise mit der Welt vertraut gemacht.<br />
P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong> soll sich<br />
wohl fühlen<br />
„Bei der Geburt geht es uns darum, dass<br />
sich die P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong> wirklich wohl fühlen<br />
kann“, betont Hebamme Claudia Schiefermair.<br />
„Sie br<strong>in</strong>gt ihr K<strong>in</strong>d auf die Welt,<br />
wir s<strong>in</strong>d nur zur Unterstützung da.“ Zusätzlich<br />
werden an sechs Abenden die<br />
8 HUMAN 2/05
werdende Mutter und ihr Partner rund<br />
ums K<strong>in</strong>derkriegen <strong>in</strong>formiert. Dazu<br />
kommt die Schwangerschaftsgymnastik,<br />
bei der jede Frau alle Hebammen kennen<br />
lernt. An e<strong>in</strong>em eigenen Abend wird über<br />
die <strong>Wassergeburt</strong> gesprochen.<br />
Für Frauen, die im KH Kirchdorf gebären,<br />
wird sogar die Akupunktur gr<strong>at</strong>is<br />
angeboten. Mit diesem Vorbereitungsprogramm<br />
– zu dem auch die Möglichkeit<br />
gehört, bei brennenden Fragen die Gyn-<br />
Hotl<strong>in</strong>e unter 07582/696/2301 anzurufen<br />
– soll die Frau möglichst gut auf das<br />
große Ereignis vorbereitet werden.<br />
„Egal, wer gerade Dienst h<strong>at</strong>, vertrauensbildend<br />
ist, dass die P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong> die Hebamme<br />
bereits von der Geburtsvorbereitung<br />
her kennt. Die Frau soll sich nicht<br />
mental auf e<strong>in</strong>e <strong>Wassergeburt</strong> fixieren,<br />
sondern ausprobieren, was ihr gut tut. Im<br />
Grunde liegt fast jede P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong> e<strong>in</strong>mal<br />
zur Entspannung <strong>in</strong> der großen Badewanne.<br />
30 Prozent der Babys kommen<br />
dann auch wirklich im Wasser zur Welt“,<br />
schildert die Hebamme. „Das Wasser h<strong>at</strong><br />
36 Grad – es kann, je nach Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
der Frau, e<strong>in</strong>, zwei Grad mehr oder weniger<br />
haben – und entspricht damit der gewohnten<br />
Temper<strong>at</strong>ur des K<strong>in</strong>des im Mutterleib.<br />
Die Geburt im Wasser geht meist schneller,<br />
weil sich die Frau besser entspannt,<br />
der Muttermund weicher ist und dadurch<br />
leichter öffnet. Die Austreibungsphase<br />
dauert zwar etwas länger, weil die Frau<br />
die Presswehen nicht so <strong>in</strong>tensiv spürt<br />
und das Köpfchen des K<strong>in</strong>des langsamer<br />
austritt. Aber das h<strong>at</strong> wiederum für den<br />
Damm der Frau den Vorteil, dass er mehr<br />
geschont wird. „Verletzungen s<strong>in</strong>d dadurch<br />
seltener“, sagt die Hebamme, die<br />
zwei eigene und 150 „fremde“ K<strong>in</strong>der<br />
h<strong>at</strong>. „Das Fasz<strong>in</strong>ierende an me<strong>in</strong>em Beruf<br />
ist, dass, sobald das K<strong>in</strong>d auf der Welt ist,<br />
die Frau gelöst ist, lächelt und e<strong>in</strong>e beglückende<br />
Situ<strong>at</strong>ion e<strong>in</strong>tritt“, schwärmt<br />
Claudia Schiefermair.<br />
EXPERTENTIPP<br />
Prim. Dr. Florian Marberger<br />
FA für Frauenheilkunde<br />
und Geburtshilfe<br />
Tipps an werdende Mütter:<br />
B<strong>in</strong>den Sie Ihren Mann <strong>in</strong> die Geburtsvorbereitung<br />
e<strong>in</strong>.<br />
Kommen Sie mit Ihren Fragen,<br />
sobald Sie e<strong>in</strong> Problem haben.<br />
Warten Sie damit nicht zu, damit<br />
die Unsicherheit nicht steigt.<br />
Unsere Gyn-Hotl<strong>in</strong>e<br />
07582/696/2301 ist Tag und<br />
Nacht für Sie erreichbar.<br />
Herztöne des K<strong>in</strong>des<br />
müssen lupenre<strong>in</strong> se<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong> Dammschnitt wird <strong>in</strong> Kirchdorf „nur<br />
dann gemacht, wenn die werdende Mutter<br />
schon sehr erschöpft ist oder es die<br />
Herztöne des Babys erfordern, weil damit<br />
der Geburtsvorgang um fünf Presswehen<br />
verkürzt werden kann“, so Marberger.<br />
„Wegen der Heilung ist aber auch e<strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>er Dammriss ke<strong>in</strong> Problem. Die Erfahrung<br />
h<strong>at</strong> auch gezeigt, dass Babys, die<br />
im Wasser geboren werden, besonders<br />
ruhig und entspannt s<strong>in</strong>d. Sobald die Gesichtshaut<br />
mit Luft <strong>in</strong> Berührung kommt,<br />
fangen sie zu <strong>at</strong>men an.”<br />
E<strong>in</strong>e <strong>Wassergeburt</strong> kommt vor der 36.<br />
Schwangerschaftswoche aber nicht <strong>in</strong><br />
Frage. Und auch dann nicht, wenn die<br />
Herztöne des K<strong>in</strong>des nicht lupenre<strong>in</strong><br />
(v. l. n. r.:) Assistenzärzt<strong>in</strong> Claudia Peter, Primar Marberger und Hebamme Schiefermair freuen sich mit<br />
Siegl<strong>in</strong>de Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger über ihr drittes K<strong>in</strong>d. Klara ist zwei Tage alt.<br />
Lesen Sie weiter auf Seite 10<br />
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s<strong>in</strong>d. „Denn im Wasser s<strong>in</strong>d Mutter und<br />
K<strong>in</strong>d mehr auf sich alle<strong>in</strong>e gestellt, die<br />
Hebamme kann nicht so <strong>in</strong>tensiv mithelfen<br />
wie an ,Land’“, erklärt Gynäkologe<br />
Marberger. Es komme aber auch vor, dass<br />
im Wasser die Wehen schwächer werden<br />
oder – zwar selten, aber doch – das Gegenteil,<br />
e<strong>in</strong> verstärkter Schmerz, e<strong>in</strong>tritt.<br />
Generell soll die P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong> nicht länger als<br />
zwei, drei Stunden am Stück im Wasser<br />
bleiben.<br />
Neuer Test zur Klärung<br />
e<strong>in</strong>es Gendefekts<br />
Seit e<strong>in</strong>em Jahr wird <strong>in</strong> Kirchdorf auch<br />
e<strong>in</strong> neuer Test zur Abklärung e<strong>in</strong>es Gendefekts<br />
angeboten. „Der Comb<strong>in</strong>ed-Test<br />
wird zwischen der 12. und 14. Schwangerschaftswoche<br />
durchgeführt und bietet<br />
e<strong>in</strong>e 90-prozentige Sicherheit“, betont<br />
Claudia Peter, Assistenzärzt<strong>in</strong> <strong>in</strong> Ausbildung<br />
zur Fachärzt<strong>in</strong>: „Mittels Ultraschall<br />
wird die so genannte Nackenfalte des Ungeborenen<br />
untersucht. Durch Blutabnahme<br />
werden zwei verschiedene<br />
Schwangerschaftshormone bestimmt.<br />
Dann wird computergestützt aus den<br />
Untersuchungsd<strong>at</strong>en und dem Alter der<br />
Mutter das Risiko für e<strong>in</strong>e chromosomale<br />
Veränderung (Gendefekt) des Babys errechnet.“<br />
Der Test wird jeder Frau empfohlen.<br />
Wenn die Mutter zum errechneten<br />
Geburtsterm<strong>in</strong> bereits 35 Jahre alt ist<br />
oder <strong>in</strong> erstgradiger Verwandtschaft e<strong>in</strong>e<br />
chromosomale Erkrankung (Down Syndrom)<br />
vorliegt, werden die Kosten von<br />
160 Euro von der Krankenkasse getragen.<br />
„Sollte das Ergebnis auffällig se<strong>in</strong>, müssen<br />
die werdenden Eltern ber<strong>at</strong>en werden,<br />
bevor sie entscheiden, ob e<strong>in</strong>e<br />
Fruchtwasseruntersuchung, die mit 100-<br />
prozentiger Sicherheit e<strong>in</strong>en Gendefekt<br />
feststellen kann, allerd<strong>in</strong>gs auch zu e<strong>in</strong>em<br />
Prozent das Risiko e<strong>in</strong>er Fehlgeburt <strong>in</strong><br />
sich birgt, durchgeführt werden soll“, so<br />
Peter.<br />
Das Team um Primar Marberger – mit<br />
ihm fünf Fachärzte, zwei Ausbildungsassistenten,<br />
drei Turnusärzte und 25<br />
Schwestern <strong>in</strong>klusive sieben Hebammen,<br />
die auch auf der St<strong>at</strong>ion im E<strong>in</strong>s<strong>at</strong>z s<strong>in</strong>d –<br />
betreut rund 500 Geburten im Jahr sowie<br />
3800 ambulante und knapp 1400 st<strong>at</strong>ionäre<br />
P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>nen auf der Gynäkologie<br />
und Geburtshilfe. Die Aufenthaltsdauer<br />
beträgt bei Erstgebärenden fünf Tage, ab<br />
dem zweiten K<strong>in</strong>d dürfen die Frauen am<br />
vierten Tag das Krankenhaus verlassen.<br />
Hebamme Claudia Schiefermair hilft der werdenden<br />
Mama Isabella Pelech sich zu entspannen. Für den<br />
nächsten Tag wird Töchterchen Elena erwartet.<br />
Bei Mehrl<strong>in</strong>gen ist der Aufenthalt auf sieben<br />
Tage verlängert, und bei e<strong>in</strong>em Kaiserschnitt<br />
erfolgt die Entlassung erst am<br />
achten Tag. Besonders familienfreundlich<br />
ist das „Familienzimmer“, <strong>in</strong> dem auch<br />
der V<strong>at</strong>er bei Frau und K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Tage<br />
wohnen darf.<br />
Möglich und zunehmend beliebt s<strong>in</strong>d<br />
aber auch ambulante Geburten. Dabei<br />
verlässt die Mutter mit ihrem K<strong>in</strong>d drei<br />
bis zwölf Stunden nach der Geburt das<br />
Spital, muss sich jedoch e<strong>in</strong>e Betreuung<br />
durch e<strong>in</strong>e frei praktizierende Hebamme<br />
zu Hause selbst organisieren.<br />
Marberger arbeitet „lieber mit P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>nen,<br />
weil sie belastbarer s<strong>in</strong>d und mit beiden<br />
Be<strong>in</strong>en im Leben stehen. Die Geburtshilfe<br />
ist zwar anstrengend, vor allem<br />
das Aufstehen <strong>in</strong> der Nacht, aber die<br />
schönste Aufgabe. Besonders freut den<br />
Primar, dass sie viel menschlicher geworden<br />
ist: Eltern, Hebamme und Arzt bilden<br />
heute ganz selbstverständlich e<strong>in</strong> Team.“<br />
Die Hebamme bereitet alles für e<strong>in</strong>e <strong>Wassergeburt</strong> vor.<br />
Mag. Michaela Ecklbauer<br />
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