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Geschichte - Berlinische Galerie

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BERLINISCHE GALERIE<br />

LANDESMUSEUM FÜR MODERNE ALTE JAKOBSTRASSE 124-128 FON +49 (0) 30 –789 02–600<br />

KUNST, FOTOGRAFIE UND ARCHITEKTUR 10969 BERLIN FAX +49 (0) 30 –789 02–700<br />

STIFTUNG ÖFFENTLICHEN RECHTS POSTFACH 610355 – 10926 BERLIN BG@BERLINISCHEGALERIE.DE<br />

PRESSEINFORMATION<br />

Kontakt:<br />

Susanne Kumar-Sinner<br />

Ltg. Marketing und Kommunikation<br />

Tel.: 030 789 02 – 829<br />

kumar-sinner@berlinischegalerie.de<br />

Fiona Finke<br />

Marketing und Kommunikation<br />

Tel.: 030 789 02 – 833<br />

finke@berlinischegalerie.de<br />

Berlin, 16. April 2013<br />

<strong>Geschichte</strong> der <strong>Berlinische</strong>n <strong>Galerie</strong><br />

Das Landesmuseum, das sich der in Berlin entstandenen Kunst, Fotografie<br />

und Architektur der Moderne widmet, ist eines der jüngsten Museen der<br />

Stadt und kann dennoch auf eine recht abenteuerliche <strong>Geschichte</strong><br />

zurückblicken. 1975 als privater Verein gegründet, lange Zeit ohne eigenes<br />

Domizil – zwischendurch sogar sieben Jahre lang obdachlos – eröffnete die<br />

<strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong> im Oktober 2004 ihr eigenes Haus in der Alten<br />

Jakobstraße in Berlin-Kreuzberg.<br />

1975<br />

wurde die <strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong> als privater Verein gegründet. Initiator war der<br />

Kunsthistoriker Eberhard Roters. Weitblickend hatte er in der damaligen Berliner<br />

Museumsszene eine folgenschwere Lücke erkannt: keine Institution widmete<br />

sich gezielt der in Berlin entstandenen Kunst. Es gab einerseits die<br />

Nationalgalerie, die moderne Kunst sammelte, aber auf internationalem Niveau<br />

und ohne spezifischen Berlin-Bezug; das Berlin Museum andererseits befasste<br />

sich zwar mit berlinischen Themen, aber wiederum nicht speziell mit bildender<br />

Kunst. Roters scharte mit Überzeugungskraft und Charme eine verschworene<br />

Gemeinde kunstbegeisterter Gleichgesinnter um sich, die am 21. November<br />

1975 in einer Art mäzenatischer Bürgerinitiative die <strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong><br />

gründeten.<br />

Foto: André Kirchner<br />

1977<br />

bezieht die <strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong> erstmals ein<br />

Quartier mit eigenen Ausstellungsflächen. In einer<br />

kleinen <strong>Galerie</strong> in der Jebensstraße nahe dem<br />

Bahnhof Zoo (heute befindet sich dort die Helmut-<br />

Newton-Stiftung) stehen drei Räume zur<br />

Verfügung, um die inzwischen gesammelten<br />

Kunstwerke zu präsentieren. Die ersten kleinen,<br />

aber feinen Ausstellungen lassen auch den bis dahin noch skeptischsten<br />

Beobachter ahnen, was sich hinter Roters’ scheinbar schlichter Idee verbirgt.<br />

Seit Erfindung der Moderne hatte die Stadt immer wieder die Protagonisten des<br />

Foto: Nina Straβgütl<br />

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internationalen künstlerischen Geschehens angezogen, die im Getriebe der<br />

Metropole Inspiration wie auch Publikum fanden. Gerade die klassische<br />

Moderne, von Impressionismus, Expressionismus, Dada, Neuer Sachlichkeit bis<br />

hin zur russischen Avantgarde, erfuhr hier Impulse und Wandlungen, aus denen<br />

sich eine spezifisch berlinische Kunstgeschichte entwickelte.<br />

Bei Erwerbungen wurde das Museum von privaten Mäzenen und sehr<br />

verlässlich immer wieder von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie unterstützt.<br />

Dem Spürsinn und Kunstverstand von Roters kam aber auch entgegen, dass<br />

viele der Künstler vor allem aus der Zwischenkriegszeit damals tatsächlich<br />

weitgehend vergessen und allenfalls einem kleinen Kreis von Eingeweihten<br />

bekannt waren: Bilder, die heute kaum noch bezahlbar wären, erhielt Roters<br />

sehr preiswert oder sogar als Schenkung für das Museum.<br />

Die <strong>Geschichte</strong> der <strong>Berlinische</strong>n <strong>Galerie</strong> ist auch eine <strong>Geschichte</strong> der<br />

Wiederentdeckung verlorener, verschütteter Schätze. Heute bekannte und<br />

bedeutende Namen wie Felix Nussbaum, Otto Freundlich, Conrad Felixmüller,<br />

Ludwig Meidner, Arthur Segal, Erwin Blumenfeld, Erich Salomon, erst recht die<br />

ohnehin immer allzuleicht übersehenen Künstlerinnen wie etwa Jeanne<br />

Mammen oder sogar Hannah Höch und viele, viele andere würden uns vielleicht<br />

noch immer nicht viel sagen, wenn nicht Roters sie dem Vergessen entrissen<br />

und ihre Werke für die <strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong> (und damit für Berlin!) gerettet hätte.<br />

1986<br />

erhält die <strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong> das 1. Obergeschoss des Martin-Gropius-Baus als<br />

„langfristig vorläufigen Standort“. Die Sammlung, die aus den kleinen Räumen<br />

in der Jebensstraße längst herausgewachsen ist, bekommt damit ein überaus<br />

repräsentatives Domizil – aber mit einem Pferdefuß: Es gehört ihr nicht alleine.<br />

Während der 12 Jahre, die das Museum hier residiert, wird es regelmäßig seine<br />

Schätze wegräumen müssen, um für große Sonderausstellungen Platz zu<br />

machen, mit denen immer wieder einmal das ganze Haus bespielt wird.<br />

Zunächst aber ist die Freude groß, und als Krönung des Triumphs gelingt dem<br />

Direktor Eberhard Roters ein ganz besonderes Kunststück. Pünktlich zum<br />

Einzug in den Gropius-Bau kann er, wiederum mit Hilfe der Lotto-Stiftung und<br />

des Bundesinnenministeriums, das millionenteure Meisterwerk eines der<br />

bekanntesten mit Berlin verbundenen Künstler erwerben: Otto Dix’ Porträt des<br />

Dichters Ivar von Lücken. Damit hat die <strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong> zur prachtvollen<br />

Residenz auch gleich ihr erstes international renommiertes<br />

Sammlungsglanzstück vorzuweisen.<br />

Vor solchem Hintergrund fällt es Roters nicht mehr sehr schwer, für seine<br />

legendäre Ausstellung „Ich und die Stadt“ 1987 eine Vielzahl kostbarster<br />

Leihgaben aus aller Welt zusammenzutragen: Dix, Beckmann, Kirchner, Nolde,<br />

Puni, Schmidt-Rottluff, Schad, Schlichter... Zwischen deren hochkarätigen<br />

Meisterwerken hängen geschwisterlich die Bilder damals noch eher<br />

unbekannter Maler aus der Sammlung der <strong>Berlinische</strong>n <strong>Galerie</strong> und zeigen in<br />

dieser Gesellschaft eindrucksvoll ihre bislang übersehenen Qualitäten.<br />

Auch unter dem Nachfolger von Roters, Jörn Merkert, der 1987 das Amt des<br />

Direktors antritt, konnten weitere Werke ersten Ranges für die Bestände des<br />

stetig wachsenden Museums gewonnen werden. Von Naum Gabo etwa besitzt<br />

es nach der Tate Gallery die weltweit zweitgrößte Sammlung, und der<br />

„Synthetische Musiker“ von Iwan Puni ist geradezu Markenzeichen der<br />

<strong>Berlinische</strong>n <strong>Galerie</strong> geworden. Mehr und mehr zeigt sich der reiche Gehalt des<br />

Konzeptes „Kunst, die in Berlin entstand“.<br />

OTTO DIX<br />

Der Dichter Iwar von Lücken, 1926<br />

Erworben aus Mitteln der Stiftung<br />

DKLB, des Bundesminister des Inneren<br />

und des Museumsfonds des Senators<br />

für Kulturelle Angelegenheiten Berlin,<br />

1988<br />

IWAN PUNI<br />

Synthetischer Musiker, 1921<br />

Erworben aus Mitteln der<br />

Senatsverwaltung für Kulturelle<br />

Angelegenheiten Berlin und<br />

Spendenmitteln, 1991<br />

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Auch weiterhin wird – neben der ständigen Sammlungspräsentation – in<br />

aufsehenerregenden Wechselausstellungen wie „Stationen der Moderne“<br />

(1988) oder „Berlin-Moskau/Moskau-Berlin“ (1995) dokumentiert, wie sehr das<br />

Kunstgeschehen in der Stadt stets mit den internationalen künstlerischen<br />

Entwicklungen in Tuchfühlung und Austausch verbunden war und heute noch<br />

ist.<br />

Am Grundproblem des Standorts freilich ändert sich nichts. Das „langfristig<br />

vorläufige“ Domizil Martin-Gropius-Bau ist kein wirklich eigenes Haus. Eine<br />

durchgehende Präsenz der Sammlung in der Öffentlichkeit ist damit unmöglich.<br />

1990<br />

hört man bis in die Ausstellungsräume des Martin-Gropius-Baus, der direkt<br />

neben der Mauer steht, das Hämmern der „Mauerspechte“ – hunderttausende<br />

Souvenirjäger sichern sich ihr Bröckchen des in Beton gegossenen Symbols der<br />

deutschen Teilung, die endlich überwunden ist.<br />

So wie der Gropius-Bau auf einmal im Zentrum der wiedervereinigten Stadt<br />

stand, rückte auch die <strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong> über Nacht in eine neue Position in<br />

der Berliner Museenlandschaft. Denn zum einen war sie ja nie als<br />

„Westberlinische“ <strong>Galerie</strong> konzipiert gewesen, sondern hatte lediglich aufgrund<br />

der politischen Situation ihr Wirken auf diesen Teil der Stadt beschränken<br />

müssen; zum anderen gab es so etwas wie eine „Ostberlinische“ <strong>Galerie</strong> nicht,<br />

mit der man sich jetzt hätte zusammentun können. Für die <strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong><br />

verdoppelte sich also schlicht der Zuständigkeitsbereich. Alles, was bisher im<br />

Westen aufgebaut worden war – gerade auch beim Sammeln und Fördern<br />

zeitgenössischer Kunst – musste nun für den Ostteil der Stadt nachgeholt<br />

werden.<br />

Das geschah recht zügig. Vom Verband Bildender Künstler der DDR zum<br />

Beispiel, der sich auflöste, wurde dem Museum schon 1991 die einzigartige<br />

Sammlung zur Fotografiegeschichte der DDR übergeben. Überhaupt nahmen<br />

die Ostberliner Künstler sehr schnell die <strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong> als ihre Heimat<br />

wahr.<br />

Auch das Land Berlin selbst musste nicht lange suchen, als es etwa darum<br />

ging, im Lauf der folgenden Jahre die zahlreichen Architekturwettbewerbe zur<br />

Neugestaltung der Innenstadt zu archivieren: die Modelle und Unterlagen der<br />

eingereichten Entwürfe, zum Beispiel zum Reichstag oder zum Lehrter Bahnhof,<br />

waren in der Architektursammlung der <strong>Berlinische</strong>n <strong>Galerie</strong> gut aufgehoben und<br />

werden bis heute regelmäßig ins Ausstellungsprogramm integriert.<br />

Jewgeni Jewtuschenko und Eberhard<br />

Diepgen bei der Eröffnung von<br />

„Berlin/Moskau“ 1995<br />

Sir Norman Fosters Entwurf für den<br />

Umbau des Reichstags – vielleicht das<br />

prominenteste Beispiel für die zahllosen<br />

Architekturwettbewerbe, deren<br />

Entwürfe und Modelle die BG verwahrt.<br />

1995<br />

gelingt ein wichtiger Schritt: die <strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong>, bis dahin immer noch ein<br />

privater Verein, wird in eine Stiftung öffentlichen Rechts umgewandelt. Ein<br />

Landesmuseum: das entspricht dem längst nicht mehr wegzudenkenden<br />

Beitrag des Museums zur kulturellen Identitätsfindung Berlins, das seine<br />

wechselvolle <strong>Geschichte</strong> im 20. Jahrhundert, seine Brüche, Katastrophen und<br />

Neuanfänge in den Kunstwerken der Sammlung widergespiegelt finden kann.<br />

Auch das Standortproblem wird inzwischen auf höchster politischer Ebene im<br />

Senat ernstgenommen. Als Wunschlösung ist das Postfuhramt in der<br />

Oranienburger Straße in Berlin-Mitte im Gespräch. Die Verhandlungen mit dem<br />

Eigentümer ziehen sich jahrelang. Mal scheint die Einigung bevorzustehen,<br />

dann wieder rückt das Ziel in weite Ferne. Direktor Jörn Merkert und seine<br />

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Kolleginnen und Kollegen geben alles, um mit phantasievollen Mitteln dem<br />

Glück nachzuhelfen: sie sammeln Unterschriften, organisieren<br />

Unterstützungsschreiben von namhaften Museen der Welt, werben nicht<br />

zuletzt Sponsoren ein, die bei der Instandsetzung des Postfuhramts helfen<br />

würden. Aber allen Bemühungen zum Trotz verlaufen die Verhandlungen im<br />

Sand. Noch ist das abzusehende Scheitern nicht in den Köpfen angekommen –<br />

eben hat die <strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong> noch mit einem kleinen „Probeauftritt“ zur<br />

Langen Nacht der Museen über 10.000 Besucher in das leerstehende<br />

Postfuhramt gelockt – da erhält die Belegschaft eine ganz neue<br />

Hiobsbotschaft.<br />

1997<br />

beschließt der Senat, den Martin-Gropius-Bau zu sanieren, um ihn für eine<br />

zukünftige Nutzung als große Ausstellungshalle des Bundes herzurichten. Das<br />

bedeutet für die <strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong> zweierlei. Erstens, dass sie wegen der<br />

Sanierungsarbeiten Ende 1997 Hals über Kopf ausziehen muss. Zweitens, dass<br />

sie nach deren Abschluss nicht wieder einziehen kann, weil das Haus bereits<br />

anderweitig verplant ist. Das hatte man beim Senat ganz vergessen.<br />

Obdachlos! Ins Depot eingelagert! Eine Katastrophe für ein Museum, das ja auf<br />

die Präsentation seiner Sammlung angewiesen ist – erst recht, wenn es um<br />

Sympathie für sein Anliegen werben muss. Nach dem ersten Schock besinnt<br />

sich das Team um Jörn Merkert auf das, was es notgedrungen schon längst<br />

gelernt hat: improvisieren und nicht aufgeben!<br />

Während provisorische Büros und Depoträume in der ehemaligen Schultheiss-<br />

Brauerei in der Methfesselstraße am Kreuzberg eingerichtet werden, stellen die<br />

Kuratoren aus rund 200 Meisterwerken der Sammlung eine Ausstellung<br />

zusammen, die unter dem Titel „100 Jahre Kunst im Aufbruch“ zwei Jahre<br />

lang durch Europa reist. Als „kultureller Botschafter Berlins“ erregt sie überall<br />

großes Aufsehen und soll damit natürlich auch auf die öffentliche Meinung in<br />

Berlin selbst zurückstrahlen.<br />

In der Schultheiss-Brauerei bietet sich jedoch schon bald eine unerwartete<br />

Möglichkeit an. Unter der Brauerei gibt es riesige Gewölbehallen – frühere<br />

Eiskeller – die sich, nach entsprechendem Ausbau, als Museumsräume<br />

hervorragend eignen würden. Mit den Investoren, die das gesamte Areal<br />

erschließen wollen, ist man schnell einig, und auch die Finanzierung durch das<br />

Land Berlin ist nach harten Verhandlungen mit der damaligen Finanzsenatorin<br />

Annette Fugmann-Heesing letztendlich gesichert.<br />

Mit dem ihnen eigenen Optimismus machen sich die Mitarbeiter des Museums<br />

an die Planungsarbeit. Die Raumaufteilung wird entworfen, eine akribische<br />

Arbeit, bei der nichts vergessen werden darf – von der Ausstellungshalle bis zu<br />

Anlieferungswegen, Teeküchen und Toiletten – und es beginnen schon erste<br />

Isolierungsarbeiten am alten Mauerwerk...<br />

Der Traum, schon zum Greifen nah, zerplatzt im letzten Moment. Völlig<br />

unvorhersehbar beantragt die Investorengesellschaft des Areals 2001<br />

Insolvenz. Auch das neue Domizil der <strong>Berlinische</strong>n <strong>Galerie</strong> ist damit über Nacht<br />

beerdigt, die Arbeit von über zwei Jahren landet im Papierkorb.<br />

2004<br />

kommt es dann doch noch zum Happy End, mit dem schon niemand mehr<br />

gerechnet hatte. Selbst der krisenerprobte Mitarbeiterstab der <strong>Berlinische</strong>n<br />

<strong>Galerie</strong> war nach dem Zusammenbruch des Schultheiss-Projekts mit seinem<br />

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Latein am Ende – nach all der Kraft, die man in die bisherigen, gescheiterten<br />

Visionen gesteckt hatte, war kaum noch abzusehen, wo man noch einmal<br />

einen Hoffnungsschimmer hernehmen sollte. Zumal im Lauf der jahrelangen<br />

Suche nach geeigneten Standorten eigentlich schon alles geprüft und aus den<br />

verschiedensten Gründen verworfen worden war, was auch nur einigermaßen<br />

in Frage kam.<br />

Aber das Museum hat Glück im Unglück, und zwar in zweierlei Gestalt. Erstens<br />

können die vom Senat bewilligten und bereitgestellten Mittel für das<br />

Schultheiss-Projekt aus dem Konkurs der Investoren gerettet werden, da sie<br />

von der Bank verbürgt sind. Sie stehen also in gleicher Höhe für ein neues<br />

Bauobjekt zur Verfügung, so sich denn eines findet. Zweitens wird von der<br />

Münchner Baufirma DIBAG, mit der man vorher schon wegen anderer<br />

Standorte erfolglos im Gespräch gewesen war, ein allerletzter Vorschlag<br />

eingereicht, an den man bei der DIBAG selbst kaum zu glauben wagt.<br />

Eine leerstehende riesige Lagerhalle in der Alten Jakobstraße, die 1966<br />

während des Kalten Krieges vom Senat zur Vorratslagerung von Glasscheiben<br />

errichtet worden war und jetzt natürlich nicht mehr gebraucht wird. Sechzig<br />

mal sechzig Meter im Grundriss, zwölf Meter hoch, mit einem separaten<br />

Bürogebäude an der Seite. Jörn Merkert und sein Team sind auf Anhieb<br />

begeistert, als sie die Halle zum erstenmal betreten und sich sofort vorstellen<br />

können, wie man sie museumsgerecht ausbauen kann: eine Zwischendecke<br />

einziehen, wodurch zwei Etagen mit viel Ausstellungsfläche bei immer noch<br />

großzügigen Deckenhöhen entstehen, die Kellerräume unter dem Gebäude als<br />

Depot herrichten...<br />

Aufs neue beginnen die Planungsarbeiten, und es gelingt ein Wunder, wie es in<br />

Berlin bei öffentlichen Bauten sonst selten vorkommt. Das gesamte<br />

Bauvorhaben wird streng auf die zur Verfügung stehende Summe gedeckelt<br />

und kostet am Ende tatsächlich keinen einzigen Cent mehr als geplant. Das<br />

gelingt natürlich nur mit größter Sparsamkeit und Verzicht auf jeden unnötigen<br />

Luxus.<br />

Hierbei bewähren sich einmal mehr der Einfallsreichtum der Mitarbeiter und das<br />

Geschick, die Unterstützung privater Mäzene und Sponsoren zu finden, das<br />

man im Lauf der entbehrungsreichen Jahre entwickelt hat. Nur ein Beispiel:<br />

zwar deckt die Bausumme die Einrichtung eines Veranstaltungssaals<br />

(Auditorium), aber für die Bestuhlung reicht das Geld nicht. Was tun? Eine<br />

„Stuhl-Spendenaktion“ unter den Mitgliedern des Fördervereins erbringt mit<br />

über 40.000 Euro sogar weit mehr als die erforderliche Anzahl von 240<br />

Stühlen, von denen jeder einzelne nun auf einem kleinen Schildchen den<br />

Spendernamen trägt...<br />

2006<br />

Die neue Ausstellung der Sammlung der <strong>Berlinische</strong>n <strong>Galerie</strong> zeigt nicht nur<br />

neue, noch nie vorgestellte bzw. neu erworbene Kunstwerke, sondern<br />

präsentiert sich auch in neu gestalteten Räumen. Hin und zurück springt die<br />

Zeit. Im „flic flac“ überkreuzen sich Stile und Kunstsprachen. Um alldem<br />

dennoch eine Ordnung zu geben, sind die einzelnen Sektionen thematisch<br />

sortiert. Die gesamte Ausstellung folgt drei Hauptthemen, die zu den zentralen<br />

Fragestellungen und Errungenschaften des 20. Jahrhunderts gehören:<br />

Realismen – Fragmentierungen – Entgrenzungen.<br />

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Als deutlicher Publikumsliebling erwies sich die Ausstellung um den<br />

provokanten und zugleich mythisch aufgeladenen Pirelli-Kalender. In 120<br />

Motiven von 27 international renommierten Fotografen wurde in dieser<br />

Ausstellung die <strong>Geschichte</strong> des legendären Pirelli-Kalenders „The Cal“<br />

nachgezeichnet. Die <strong>Geschichte</strong> begann 1964 mit der Ausgabe von Robert<br />

Freemann, dem Porträtisten der Beatles, und spannte sich über mehr als 40<br />

Jahre zu den provokanten Bildern von Mert Alas und Marcus Piggot, den<br />

Fotografen der Ausgabe 2006. Um Frauen zum Mitnehmen - Woman to go -<br />

handelte es sich gewissermaßen auch bei der aktuellen Arbeit der<br />

niederländischen Künstlerin Mathilde ter Heijne. Der Besucher konnte zwischen<br />

320 Postkarten wählen und einige Exemplare mit nach Hause nehmen. Die<br />

kritisch ironische Arbeit warf die Frage auf, warum Frauen trotz großer<br />

Leistungen in der Geschichtsschreibung keinen angemessenen Platz gefunden<br />

haben, außer den z.B. an der Wand hängendenden.<br />

Als nach dem Fall der Mauer 1989 die Einheit immer lauter beschworen wurde,<br />

begann der Berliner Fotograf Michael Schmidt eine neue Arbeit. Er fotografierte<br />

zwischen 1991 und 1994 Architektur, Landschaften und Interieurs, machte<br />

Porträts und Sachaufnahmen und reproduzierte aus allerlei Zeitungen, Büchern<br />

und anderen Druckerzeugnissen, was ihm wichtig erschien. Seine Arbeiten<br />

zeigten wir in der Ausstellung „Ein-Heit“.<br />

In „The Gartenhaus Project #2“ trafen die "Metamorphosen" Ovids auf<br />

spießige Kleingärtneridylle bei Hannah Doughertys Konglomerat aus<br />

Installation, Malerei, Collage und Zeichnung. Gedacht als friedlicher<br />

Rückzugsort für den gestressten Großstädter funktionierte Dougherty zwei<br />

Gartenhäuschen zum Ausstellungsraum um, in denen die Sehnsucht nach<br />

Natur und die Künstlichkeit unserer Träume phantasievoll aufeinandertrafen.<br />

In diesem Jahr hat die Jury der Fred Thieler Stiftung den mit 15.500 €<br />

dotierten Preis dem Berliner Künstler Bernd Koberling zugesprochen. Die<br />

<strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong> war erstmals Ausstellungsort für 10 junge Künstler, die von<br />

einer jährlich wechselnden Fach-Jury für das Arbeitsstipendium des Landes<br />

Berlin auf dem Gebiet der Bildenden Kunst ausgewählt wurden. Sabine Hornig<br />

zeigte im Rahmen der Künstlerinnenförderung der Senatsverwaltung für<br />

Wissenschaft, Forschung und Kultur eine Installation aus Skulptur und<br />

Fotografie und präsentierte ihre erste Werkmonografie.<br />

2007<br />

riefen wir beherzt „Aller Anfang ist Dada!“ und widmeten uns der<br />

bedeutendsten deutschen Künstlerin der Klassischen Moderne Hannah Höch.<br />

Mit rund 160 Arbeiten aus allen Werkperioden bewiesen wir die<br />

außerordentliche Vielgestaltigkeit des künstlerischen, immer aktuellen<br />

Schaffens von Hannah Höch. Ähnlich kühn und mit vollem Körpereinsatz<br />

tauchte der Besucher förmlich in die spektakuläre Raumskulptur aus<br />

orangefarbener Kunstfaser ein, die als eine Art Schutzraum einen Ausschnitt<br />

bisher geplanter und realisierter Arbeiten des Berliner Architekturbüros magma<br />

architecture beherbergte. Gerwald Rockenschaub erhielt in diesem Jahr den<br />

Fred Thieler Preis für Malerei, dessen signethafte Malerei mit einfachen<br />

Formen, Piktogrammen und klarer Farbigkeit in der Ausstellung „New Season<br />

Beauty“ zu sehen war.<br />

Seit Eröffnung des neuen Hauses im Oktober 2004 war es eines der<br />

wichtigsten Ziele des Museums, die eigenen Bestände zu sichten, zu bewerten<br />

und nach überraschenden Präsentationsformen zu befragen. So wurden in<br />

diesem Jahr nach spielerischer Erprobung der neuen räumlichen Möglichkeiten<br />

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Werke der Bildenden Kunst mit Fotografien und Architekturexponaten in einen<br />

geistigen Zusammenhang gestellt, um mit dem Besucher in rege Zwiesprache<br />

zu treten. Endlich Gelegenheit, eine Auswahl des 15 000 Blatt umfassenden<br />

Bestandes an Arbeiten auf Papier, die selten oder noch nie gezeigt wurden,<br />

kennen zu lernen! Erstmals zeigten wir auch eine repräsentative, 150 Werke<br />

umfassende Auswahl aus dem Gesamtbestand von 650 Gemälden, Skulpturen<br />

und Druckgrafiken der privaten Kunstsammlung Hartwig und Maria-Theresia<br />

Piepenbrock. Besonders freuten wir uns auch über die Schenkung Carl-Heinz<br />

Kliemanns und einer seltenen Mappe mit sieben Farbholzschnitten von 1947<br />

und 1948. Gleichzeitig konnten wir nun endlich die Neuerwerbungen der<br />

letzten zwei Jahre aus den Bereichen Malerei, Fotografie und Grafik in<br />

angemessener Form präsentieren. Dazu gehörten u.a. „Das Körperkörper-<br />

Problem“ von Clemens Krauss, „Wendy“ von Cornelia Renz, „In the Street“<br />

von Boris Mikhailov, „Im Garten“ von Heidi Specker, Fotografien von Stephen<br />

Wilks und Collageelemente von Brigitte Waldach.<br />

2008<br />

Ehrte die Venedig-Biennale den im letzten Jahr den 2006 verstorbenen Künstler<br />

Emilio Vedova, der seit 1948 regelmäßig auf der Biennale vertreten war, mit<br />

einer Hommage im venezianischen Pavillon. Das Zentrum der Ausstellung<br />

bildeten sechs neue großformatige Gemälde von Georg Baselitz. Baselitz schuf<br />

die erstmals auf der Biennale präsentierten Bilder eigens als Hommage an den<br />

großen italienischen Maler. Der <strong>Berlinische</strong>n <strong>Galerie</strong> ist es nun kurzfristig<br />

gelungen, die bereits an ausländische Sammler verkauften Arbeiten von<br />

Baselitz nach Berlin zu holen und im Rahmen der Vedova-Retrospektive<br />

erstmals in Deutschland zu zeigen.<br />

Spektakulär präsentierten wir mit dem Niederländer Ronald de Bloeme, der<br />

2007 mit dem Vattenfall Kunstpreis Energie ausgezeichnet wurde, eine<br />

Leuchtkräftige Farbgewalt auf riesigen Formaten. Grelle Farbigkeit und extreme<br />

Querformate sind de Bloemes Markenzeichen in der Ausstellung „Piracy“. Auf<br />

Piratenart eignet er sich Produktverpackungen genau so an wie Videospiele<br />

oder Layouts aus der Werbewelt, um sie verfremdet in eine neue Bildsprache<br />

zu übersetzen. Ähnlich rebellisch wirkte die Ausstellung „Blicke und Begehren.<br />

Der Fotograf Herbert Tobias“ auf die Besucher, die mit 200 Exponaten die<br />

Retrospektive des Enfants terrible der deutschen Fotografenszene der späten<br />

fünfziger Jahre erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.<br />

Als zentraler Ort des Festivals des Europäischen Monats der Fotografie ist die<br />

<strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong> mit der von allen sieben teilnehmenden europäischen<br />

Hauptstädten kuratierten Ausstellung „Mutations II“ gewählt worden. Das<br />

Angebot konzentrierte sich 30 Tage lang auf das Medium Fotografie, bot dem<br />

Publikum neue und außergewöhnliche Einblicke und der internationalen<br />

Fotoszene eine Plattform für Gespräche. Um die Fotografie drehte es sich auch<br />

in der Einzelausstellung „Die Riess. Fotografisches Atelier und Salon in Berlin<br />

1918-1932“ des Verborgenen Museums in der <strong>Berlinische</strong>n <strong>Galerie</strong> oder in der<br />

Ausstellung um Hans Robertson und die Berliner Jahre zwischen 1926 und<br />

1933, in der man einen der bedeutendsten Berliner Fotografen aus der<br />

Weimarer Republik wiederentdecken konnte.<br />

2009<br />

blickt die <strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong> auf fünf Jahre im eigenen Haus mit einer halben<br />

Million Gästen aus aller Welt zurück. Jetzt kann sie in der ständigen<br />

Sammlungspräsentation endlich umfassend und dauerhaft zeigen, welche<br />

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<br />

EMILIO VEDOVA


Kostbarkeiten ihre Sammlungen beherbergen – dazu gelingen regelmäßig<br />

Wechselausstellungen von bundesweiter und internationaler Ausstrahlung.<br />

So etwa „Brücke - die Geburt des deutschen Expressionismus“, eine<br />

Kooperation mit dem Brücke-Museum und dem Museo Thyssen-Bornemisza in<br />

Madrid, die den Höhepunkt des Brücke-Jubiläumsjahres 2005 bildete. Oder die<br />

Retrospektive „Emilio Vedova 1919-2006“ in enger Zusammenarbeit mit der<br />

Galleria Nazionale d’Arte Moderna in Rom, die den Hauptvertreter des<br />

italienischen abstrakten Expressionismus erstmals in Deutschland umfassend<br />

zeigte und damit eine Schenkung des Künstlers an die <strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong> im<br />

Wert von viereinhalb Millionen Euro besiegelte. Oder letztes Jahr „Soweit kein<br />

Auge reicht“, eine Ausstellung von bisher nie gesehenen Stadtpanoramen aus<br />

der Nachkriegszeit, die nicht nur zehntausende Berliner zum Staunen brachte.<br />

Von all der Unterstützung, die der <strong>Berlinische</strong>n <strong>Galerie</strong> von seinen Freunden im<br />

Förderverein, den zahllosen Mäzenen und Sponsoren in schwierigen Zeiten<br />

zuteil wurde, gibt sie nun in umgekehrter Richtung etwas weiter: Das gilt vor<br />

allem für die Förderung zeitgenössischer, junger Künstler, für die Berlin seit der<br />

Wiedervereinigung aufs neue eine ungeheure Attraktivität gewonnen hat – in<br />

Ausstellungen wie „Neue Heimat“ (2007) oder der aktuellen Schau „Berlin<br />

89/09“ richtet die <strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong> ihnen immer wieder ein prominentes<br />

Forum ein.<br />

Auch mit der Vergabe hochrangiger Kunstpreise fördert das Landesmuseum,<br />

meist in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, Kunst<br />

und Künstler. So stiftete der Altmeister des Informel Fred Thieler einen mit<br />

10.000 Euro dotierten Preis für herausragende Positionen zeitgenössischer<br />

Malerei, der alle zwei Jahre ausgelobt wird. Ebenfalls im Zwei-Jahres-<br />

Rhythmus werden zu Ehren des Gründungsdirektors abwechselnd der Friedlieb<br />

Ferdinand Runge-Preis für unkonventionelle Kunstvermittlung mit einer Dotation<br />

von 10.000 Euro und das mit 15.500 Euro Preisgeld ausgestattete Eberhard<br />

Roters-Stipendium für Junge Kunst ausgeschrieben, die beide einer<br />

Partnerschaft zwischen dem Landesmuseum und der Stiftung Preußische<br />

Seehandlung entspringen. Die <strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong> richtet den von der<br />

Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur gestellten Hannah-<br />

Höch-Preis aus und ist Gastgeber für den GASAG Kunstpreis und die<br />

Ausstellung der Preisträger des Vattenfall Kunstpreises Energie.<br />

2010<br />

verabschiedete sich Prof. Jörn Merkert nach 23 Jahren Museumsleitung Ende<br />

August in den wohlverdienten Ruhestand.<br />

Am 1. September 2010 übernahm Dr. Thomas Köhler die Leitung des Berliner<br />

Landesmuseums. Der promovierte Kunsthistoriker war zuvor zwei Jahre<br />

stellvertretender Direktor der <strong>Berlinische</strong>n <strong>Galerie</strong>.<br />

Auch in diesem Jahr unterstreicht die große Presse- und Besucherresonanz den<br />

hohen Stellenwert der Fotografie an unserem Haus wie zum Beispiel mit der<br />

Ausstellung der Fotografischen Sammlung „Nan Goldin. Berlin Work.<br />

Fotografien 1984-2009“, kuratiert von Dr. Thomas Köhler.<br />

Das Jahresprogramm 2010 war entsprechender Weise ganz auf den „Monat<br />

der Fotografie“ hin ausgerichtet. Neu war in diesem Jahr, dass unser Haus das<br />

erklärte Zentrum des gesamten Festivals war, in dem unsere eigenen und die<br />

von den Organisatoren des „Monat der Fotografie“ kuratierten Ausstellungen<br />

„Mutations III“ und „Menschen, Dinge, Menschenwerk - Emil Otto Hoppé.<br />

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Fotografien 1925-1929“ gezeigt wurden und zahlreiche Veranstaltungen<br />

stattfanden. Unser Beitrag für dieses Festival war die Ausstellung für den<br />

Hannah-Höch-Preisträgers 2010, Arno Fischer. Da der Monat der Fotografie<br />

2010 schon am 15. Oktober eröffnet wurde, war zu diesem Zeitpunkt auch<br />

noch die Marianne Breslauer-Retrospektive und die damit zusammenhängende<br />

Ausstellungserweiterung über die Fotografinnen der Moderne zu sehen.<br />

Aber auch im Bereich der bildenden Kunst gab es viel zu entdecken: Der<br />

Vattenfall Contemporary ist eine Neukonzeption des traditionsreichen Vattenfall<br />

Kunstpreis Energie, der seit 1992 jährlich vergeben wurde. Durch die<br />

mehrfache Kooperation mit Vattenfall bei Ausstellungen der Preisträger konnte<br />

die Firma überzeugt werden, den Preis ganz nach Berlin zu verlagern und die<br />

kommenden Preisträger-Ausstellungen in der <strong>Berlinische</strong>n <strong>Galerie</strong><br />

durchzuführen. Der Preis wird zukünftig über Malerei und Zeichnung hinaus<br />

auch für Medienkunst, Performance und Skulptur an international renommierte<br />

Künstler verliehen, die in Berlin leben und arbeiten. Ein perfektes<br />

Zusammenspiel lieferte auch die Ausstellung Berlin Transfer. Junge Kunst<br />

<strong>Berlinische</strong>n <strong>Galerie</strong> und der GASAG, die Neuerwerbungen der <strong>Berlinische</strong>n<br />

<strong>Galerie</strong> und ein umfangreiches Konvolut von Arbeiten aus der Sammlung<br />

„Kunst im Bau“ der GASAG gemeinsam präsentiert und einen<br />

doppeltgerichteten Fokus auf die aktuelle Berliner Produktion wirft. Die<br />

Ausstellung wurde durch eine Folge von lebendigen Künstlergesprächen mit<br />

Henrik Schrat, Ester Neumann, Ronald de Bloeme und Markus Strieder<br />

begleitet.<br />

Schwungvoll ging es bei uns auch vom 11.6. 2010 bis zum 27.9.2010 zu, als<br />

im Zeit-Raum der <strong>Berlinische</strong>n <strong>Galerie</strong> die Ausstellung „Karl Arnold. Hoppla, wir<br />

leben! Berliner Bilder aus den 1920er Jahren“ gezeigt wurde. Für die<br />

Realisierung der Ausstellung, d.h. Konzeption, Organisation, Gestaltung etc.,<br />

war die Grafische Sammlung verantwortlich.<br />

Nach Umhängungen und Neubespielung des Bereichs „Das Neue Berlin“<br />

wurden Grafiken, Fotografien und Modelle von u.a. David Chipperfield, Daniel<br />

Libeskind, Kurt Schwitters gezeigt sowie Archivalien und Fotografien zu Bauten<br />

im Nationalsozialismus oder Arbeiten von unbekannten Künstlern aus dem<br />

Konvolut Karstadt Hermannplatz um 1930, und dem Konvolut Alexanderplatz<br />

um 1970 präsentiert.<br />

Die <strong>Berlinische</strong> <strong>Galerie</strong> macht Schule und die Kurt-Schwitters-Oberschule legt<br />

ihre Reifeprüfung im Rahmen der erstmaligen Kooperation der Partner<br />

Kunst/Kultur (BG) und Bildung/Jugend in unserem Auditorium ab. Die<br />

anschließende Ausstellung, die einen breiten Querschnitt an schülerischen<br />

Leistungen der künstlerisch ausgerichteten Oberschule zeigte, bot einen<br />

gelungenen Schul-Abschluss mit fulminantem Erfolg.<br />

Auch die ganz Jungen kommen nicht zu kurz: Im Atelier Bunter Jakob können<br />

Kinder und Jugendliche im direkten Gegenüber mit den Kunstwerken ihre<br />

ersten Abenteuer mit künstlerischen Arbeitsweisen erleben.<br />

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