Die Kreativen
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len malerischen Gegenden und hervorragendem<br />
Licht schon immer Künstler<br />
angezogen hat, kann man nur feststellen:<br />
ein ganzes Land voller Malkurse.<br />
151 Volkshochschulen bieten welche<br />
an, und das mit ziemlich konstanten<br />
Teilnehmerzahlen (über 10 000 in<br />
ganz Schleswig-Holstein im Bereich<br />
Gestalten). Daneben gibt es private<br />
Einrichtungen wie die Musik- und<br />
Kunstschule Lübeck oder die Doris<br />
Rüstig-Ladewig Stiftung in Schleswig.<br />
Dazu kommen Erwachsenenbildungsstätten,<br />
die größte ganz Deutschlands<br />
- wen wundert's - auf Sylt: Das Nordseeheim<br />
Klappholttal verzeichnet über<br />
35 000 Übernachtungen jährlich. Kleinere<br />
Ausführungen dieser Art sind die<br />
Akademie Sankelmark und der - mehr<br />
für Jugendliche gedachte - Scheersberg<br />
in Angeln (jeweils rund 16 000 Übernachtungen<br />
pro Jahr). Museen wie<br />
Schloss Gottorf oder die Kieler Kunsthalle<br />
bieten ebenfalls Malkurse an. In<br />
Kiel kosten 13 mal zwei Stunden 125<br />
Euro, in Gottorf 10 mal zweieinhalb<br />
Stunden 98 Euro. <strong>Die</strong> Volkshochschulen<br />
sind etwas günstiger.<br />
Schließlich lassen sich Malkurse auch<br />
direkt im Atelier eines Künstlers buchen.<br />
Denn welcher freischaffende<br />
Maler oder Graphiker - von denen es<br />
allein 480 im Verband registrierte gibt<br />
- kann schon vom Verkauf seiner Werke<br />
leben? „So ziemlich alle Künstler<br />
im Lande geben Kurse", schätzt Martina<br />
Wittmaack von der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Kunst Schleswig-Holstein<br />
(LAG). Hinter dem langen Titel<br />
verbirgt sich ein gemeinnütziger Verein,<br />
der mit Hilfe des Ministeriums<br />
für Jugend und Soziales kulturpädagogische<br />
Einrichtungen unterstützt.<br />
Und was kommt so heraus beim kreativen<br />
Tun? Von „grässlich" bis zu „erstaunliche<br />
Qualität" reichen die Urteile<br />
von Kennern. Eins steht fest: So<br />
unterschiedlich wie die Künstler sind<br />
auch deren Kurse. Der eine legt Wert<br />
auf detailgenaues Abzeichnen, ein an-<br />
Mehrere Damen sitzen während eines Malkurses auf Schloss Gottorf unter der Leitung<br />
von Heide Klencke vor historischen Gemälden. Als Vorlage für ihre Skizzen dient<br />
ihnen ein Porträt von Julia von Reventlow, das die Künstlerin Angelika Kauffmann<br />
1784 malte.<br />
derer erwartet Ausdruck und stimmt<br />
erstmal mit Musik und ein paar Yoga-<br />
Übungen auf den Malprozess ein.<br />
Wer jedoch seine Kurse dauerhaft füllen<br />
kann, der schafft etwas sehr Wichtiges:<br />
Zufriedenheit bei den Teilnehmern. Ein<br />
gutes Bild gebe seinem Erschaffer „ganz<br />
viel Input", sagt Martina Wittmaack. Er<br />
sei dann „wie aufgeladen, auch für den<br />
Alltag. Das macht nicht satt, aber es tut<br />
gut", so die Sprecherin der LAG. Meistens<br />
fänden allerdings nur Jugendliche,<br />
Hausfrauen und Rentner Zeit dazu.<br />
Von der gut tuenden Wirkung des<br />
Kunstschaffens weiß man auch in der<br />
Medizin. Am Universitätsklinikum<br />
Schleswig-Holstein in Kiel arbeitet man<br />
mit der Kunsttherapeutin Wibke Arts<br />
zusammen. Sie hat überwiegend Patienten<br />
aus der Psychiatrie. Aber auch Risikoschwangere<br />
und Krebskranke würden<br />
Maltherapie auf Rezept erhalten,<br />
so Arts. Sie und alle ihre Kollegen<br />
glauben, dass es für jeden Menschen<br />
ein Material gebe, mit dem er künstlerisch<br />
umgehen könne. Und es stärke<br />
das Selbstwertgefühl enorm, wenn ein<br />
psychisch angeschlagener Mensch entdecke:<br />
„Hey, ich kann ja doch etwas."<br />
Man möchte hinzufügen: <strong>Die</strong>ses Gefühl<br />
können eigentlich alle Menschen<br />
von Zeit zu Zeit gut gebrauchen.<br />
Catrin Haufschild<br />
Insbesondere das Akt-Malen erfreut sich unter<br />
Hobby-Künstlern besonderer Beliebtheit.