„Zwangsheirat verhindern“ Konzept für die Landeshauptstadt ... - RIS
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III. Bedarfsanalyse<br />
1. Bestehende Angebote in München<br />
Die Mitarbeiterinnen der IMMA-Einrichtungen wurden in den vergangenen<br />
Jahren immer wieder mit dem Thema Zwangsheirat konfrontiert. Dabei mussten<br />
sie immer wieder feststellen, dass sie nicht ausreichend mit dem Thema<br />
vertraut waren. Es gibt in München keine Stelle, bei der sie sich beraten oder<br />
fachlich schulen lassen konnten; sie mussten sich selbstständig Informationen<br />
beschaffen (z.B. Internet, bundesweite Einrichtungen). Das veranlasste<br />
sie, im Jahr 2007 an der Bundesfachkonferenz Zwangsverheiratung 22 teilzunehmen,<br />
da es auf kommunaler Ebene keine entsprechende Austausch- und<br />
Weiterbildungsmöglichkeit gab.<br />
2009 wurde auf Initiative von IMMA der Arbeitskreis <strong>„Zwangsheirat</strong> verhindern<br />
– betroffene Frauen und Mädchen unterstützen“ ins Leben gerufen, der<br />
Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen vier Mal jährlich zum Austausch<br />
zusammenbringt. VertreterInnen folgender Stellen und Organisationen in<br />
München nehmen regelmäßig an den Treffen teil: Stadtjugendamt, Stelle <strong>für</strong><br />
interkulturelle Arbeit, Büro III. Bürgermeister, Gleichstellungsstelle, Referat <strong>für</strong><br />
Bildung und Sport, Ausländerbeirat, KVR Ausländerbehörde, Integrationsbeauftragter<br />
und freie Träger. 23 Sie kamen zu dem Ergebnis, dass es keine<br />
speziell auf <strong>die</strong>se Zielgruppe zugeschnittenen Angebote in München gibt, wie<br />
z.B. Beratungsangebote, Informationsmaterial etc.<br />
Den Sozialbürgerhäusern insbesondere der Bezirkssozialarbeit kommt in Fällen<br />
von Zwangsheirat eine wichtige Rolle zu: Herstellung von Schutz und Intervention<br />
bei allen Gefährdungslagen sind originäre Aufgaben der Bezirkssozialarbeit.<br />
Dies wird in München flächendeckend in den 13 Sozialregionen<br />
durch <strong>die</strong> Sozialbürgerhäuser abgedeckt bzw. auch durch den zentralen<br />
Dienst <strong>für</strong> <strong>die</strong> jungen Erwachsenen. Hier landen von der Problematik<br />
Zwangsheirat Betroffene auch im Zusammenhang mit anderen Problemlagen<br />
wie z.B. Gewalterfahrung an. Die Anforderung an <strong>die</strong> Fachkräfte vor Ort ist<br />
hoch, es muss häufig ad hoc eine Falleinschätzung insbesondere <strong>die</strong> Abwägung,<br />
wie akut <strong>die</strong> Gefährdung ist, vorgenommen werden. Hierzu braucht es<br />
Hintergrundwissen und fachliches know how (siehe IV. 2.3 Schulung und<br />
Fortbildung). Deshalb sind <strong>die</strong> SBHS ein wichtiger Kooperationspartner im<br />
Feld und sollen auch in weitere Überlegungen wie z.B. <strong>die</strong> <strong>Konzept</strong>ion von<br />
Schulungen einbezogen werden.<br />
Im Bereich Prävention ist das „<strong>Konzept</strong> zur Prävention von Zwangsheirat“<br />
vom Giesinger Mädchentreff erwähnenswert. Hierin wird <strong>die</strong> Arbeit mit den<br />
Mädchen im offenen Treff dargestellt, <strong>die</strong> u.a. <strong>die</strong> Themen Infragestellung der<br />
traditionellen Hierarchien, Förderung von Selbstbestimmung, Körperbewusstsein<br />
und Sexualaufklärung, Information und rechtliche Aufklärung sowie Berufsorientierung<br />
und Lebensplanung beinhaltet. Auch der Einbezug der Mütter<br />
durch Informationsveranstaltungen und niedrigschwellige Beratung ist im<br />
22 Siehe Anhang 7 Teilnehmerinnen der BuKo<br />
23 Siehe Anhang 1 TeilnehmerInnen des AK Zwangsheirat verhindern<br />
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