LInzEr PArktESt - Arge für Obdachlose
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IMPRESSUM<br />
Leserbriefe<br />
Die Straßenzeitung Kupfermuckn ist ein Angebot zur<br />
Selbsthilfe <strong>für</strong> Wohnungslose und <strong>für</strong> Menschen an<br />
oder unter der Armutsgrenze. Unsere Zeitung versteht<br />
sich als Sprachrohr <strong>für</strong> Randgruppen und deren<br />
Anliegen. Aktiv werden beim Zeitungsverkauf, beim<br />
Schreiben, Zeichnen oder Fotografieren bringt - neben<br />
Zuverdienst - das Gefühl, gemeinsam etwas geschafft<br />
zu haben. Von Wohnungslosigkeit Betroffene<br />
bilden mit Mitarbeitern/innen des Vereins »<strong>Arge</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Obdachlose</strong>« in partnerschaftlichem Verhältnis die<br />
Redaktion dieser Zeitung.<br />
Redaktion<br />
Straßenzeitung Kupfermuckn<br />
Marienstraße 11, 4020 Linz, Tel. 0732/770805-13<br />
kupfermuckn@arge-obdachlose.at,<br />
www.kupfermuckn.at<br />
Projektleitung, Koordination, Layout, Fotos:<br />
Heinz Zauner (hz), Chefredakteur<br />
Daniela Warger (dw), Leitung Redaktion<br />
Walter Hartl (wh), Layout, Technik<br />
RedakteurInnen: Angela, Anton, Bertl, Christine,<br />
Claudia, Edi, Erich E., Erich H., Fredl, Gabi, Georg,<br />
Günter, Hans H., Hans R. Julia, Lilli, Manfred, Margit,<br />
Michael, Roman, Sonja;<br />
Freie MitarbeiterInnen: Gerald, Susanne;<br />
Zivildiener: Vincent Gscheidlinger<br />
Titelfoto: wh - Pauli bei seinem Lieblingsbaum im<br />
Hessenpark (Parktest 2011)<br />
Bankverbindung und Spendenkonto<br />
Kupfermuckn, VKB Bank, BLZ 18600,<br />
Kontonr. 10.635.100<br />
Zeitungsausgabe in Linz, Wels und Steyr<br />
Wohnungslose sowie Menschen die in Armut leben<br />
und ihren Lebensmittelpunkt in Oberösterreich haben,<br />
können sich Montags bis Freitags zwischen 8<br />
und 12 Uhr bei den Ausgabestellen melden und erhalten<br />
einen Verkäuferausweis. 50 Prozent des Verkaufspreises<br />
verbleiben den VerkäuferInnen.<br />
<strong>Arge</strong> <strong>für</strong> <strong>Obdachlose</strong>, Marienstraße 11, 4020 Linz,<br />
Tel., 0732/770805-19<br />
Soziales Wohnservice Wels, E 37, Eisenhowerstraße<br />
37, 4600 Wels, Tel. 07242/64930<br />
Verein Wohnen Steyr, B 29, Hessenplatz 3, 4400<br />
Steyr, Tel. 07252/50 211<br />
Medieninhaber und Herausgeber<br />
Vorstand des Vereines »<strong>Arge</strong> <strong>für</strong> <strong>Obdachlose</strong>«, Obmann<br />
Mag. Peter Zuber, Marienstraße 11, 4020 Linz,<br />
www.arge-obdachlose.at<br />
International<br />
Die Kupfermuckn ist Mitglied<br />
beim »International Network<br />
of Street Papers« INSP<br />
www.street-papers.com<br />
Zur Lebensgeschichte von Jürgen<br />
(Märzausgabe)<br />
Hallo! Ich bin der Bruder von Jürgen und habe<br />
Ihren Bericht in der Straßenzeitung Kupfermuckn<br />
gelesen. Bitte sehen Sie es nicht negativ,<br />
wenn ich einiges zu diesem Bericht richtigstelle.<br />
Leider bin ich der einzige von meiner<br />
Familie, der ein normales Leben führt. Solange<br />
ich mich erinnern kann, habe ich versucht,<br />
meinen Brüdern zu helfen und tu es<br />
auch jetzt wieder. Jürgen wurde nie von der<br />
Familie ausgeschlossen. Das einzige Problem<br />
in unserer Familie war der Alkohol. Meine<br />
Eltern waren starke Alkoholiker. Mit sieben<br />
Jahren hat Jürgen das erste Mal meinem Vater<br />
ein Bier gestohlen, die Sucht hat also schon<br />
viel früher begonnen. Seine Wahrnehmung<br />
war damals schon beeinträchtigt... Ich selbst<br />
bin im Alter von zehn Jahren arbeiten gegangen<br />
(<strong>für</strong> Leute einkaufen, Schuhe putzen<br />
usw.), um immer wieder Essen zu kaufen,<br />
denn Geld war immer knapp und wir mussten<br />
oft hungern. Drei meiner Brüder sind schon<br />
tot (Selbstmord und zweimal Alkohol). Meine<br />
Eltern sind auch schon tot. Der älteste Bruder<br />
ist in Wien in Haft und völlig verrückt. Mit 21<br />
Jahren hab ich es aufgegeben, meine Familie<br />
zu unterstützen. Der Alkohol war ihnen immer<br />
lieber. Jürgen hat auch das Lotterleben vorgezogen.<br />
Ich denke, Jürgen hat es mir nie verziehen,<br />
als ich mit 19 Jahren ausgezogen bin. Ab<br />
diesem Zeitpunkt hat er den Halt völlig verloren.<br />
Das tut mir heute noch leid, aber was<br />
sollte ich machen? Heute zeigt Jürgen das<br />
erste Mal den Willen, etwas zu ändern, und<br />
ich hoffe, es ist nicht nur ein Strohfeuer! Es ist<br />
schön, dass es euch gibt! Danke <strong>für</strong> alles, was<br />
ihr <strong>für</strong> meinen Bruder gemacht habt!<br />
Lg Horst W.<br />
Vertreibung armer Menschen aus<br />
dem öffentlichen Raum<br />
Die Gastgärten haben wieder geöffnet und das<br />
Wetter lädt direkt zu einem Picknick ein. Ich<br />
liebe beides. Im Freien sitzen und gemütlich<br />
ein Bier trinken oder am See mit Picknickdecke,<br />
einer Flasche Wein und gutem Essen.<br />
Und nun, stellen Sie sich mal eine ähnliche<br />
Situation vor. Ein möglicherweise nicht so gut<br />
gekleideter Mensch mit Bierdose im Park oder<br />
zwei Personen auf der Donaulände mit einem<br />
Doppler Wein. Worin liegt der Unterschied?<br />
Nirgends, denn es gibt keinen. Beide Personen<br />
genießen die frische Luft und das schöne Wetter.<br />
Die Situationen sind gleich und doch werden<br />
sie von vielen Menschen different wahrgenommen<br />
und verschieden gewertet. Denn,<br />
offensichtlich haben wir eine Zweiklassengesellschaft<br />
in der Menschen, die nicht so gut<br />
situiert sind, oft abwertend oder zumindest<br />
abschätzig betrachtet werden. Eine Gesellschaft,<br />
in der wir Arme aus dem öffentlichen<br />
Raum verdrängen wollen. Zumindest optisch.<br />
Wir wollen sie nicht wahrnehmen, wollen unsere<br />
Augen vor der Realität verschließen.<br />
Ganz nach dem Motto »aus dem Auge, aus<br />
dem Sinn« negieren wir die Tatsache, dass wir<br />
nicht in einer perfekten Welt, auf einer Insel<br />
der Seligen leben. Nur um die Illusion aufrecht<br />
zu erhalten, dass es keine Armut gibt,<br />
verdrängen wir arme Menschen aus dem öffentlichen<br />
Raum, an den Rand unserer Wahrnehmung,<br />
aus unserem Blickfeld. Um zu verhindern,<br />
der Notleidenden unserer Gesellschaft<br />
ansichtig zu werden, verlangten viele<br />
auch noch nach Ordnungsorganen, um diese<br />
Menschen von Plätzen zu vertreiben, die eigentlich<br />
<strong>für</strong> alle gedacht sind, nach einer Institution,<br />
um Bettler, <strong>Obdachlose</strong> und andere<br />
Menschen, die nicht in das Klischeebild einer<br />
heilen Gesellschaft passen, zu vertreiben. Womöglich<br />
werden Menschen sogar nach Fertigstellung<br />
der Oper vom Platz beim Schachbrett<br />
im Volksgarten vertrieben, damit OpernbesucherInnen<br />
diese Menschen nicht sehen müssen.<br />
Wir leben in einer Zweiklassengesellschaft,<br />
in der es uns noch immer lieber ist,<br />
keine Bettler sehen zu müssen und Armen und<br />
<strong>Obdachlose</strong>n an öffentlichen Plätzen nicht<br />
gerne begegnen. Vielleicht, weil wir durch<br />
diese Menschen peinlich berührt werden.<br />
Vielleicht aber auch, weil wir dadurch daran<br />
erinnert werden, dass plötzliche Armut Jede<br />
und Jeden von uns treffen kann.<br />
Gabriele Z., Linz<br />
Aktuell im Facebook: »Kupfermuckn-<br />
Die-Oberösterreichische-Straßenzeitung«<br />
Charly Gerstmair:<br />
Immer wieder Denkanstösse lese ich in dieser<br />
Zeitung. Ich bin sehr angetan von diesen Medium<br />
(Kupfermuckn).<br />
Sabine Staudinger-Retschitzegger:<br />
find i toll, dass es diese zeitung gibt. i kauf sie<br />
manchmal wenn i wieder jemanden stehen<br />
sehe. leider zu selten!!!<br />
2 05/2011