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Das Dilemma mit der Klimagerechtigkeit - Technik Steiermark

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Trotz <strong>der</strong> geringen Erfolge, die sich unter dem Dach <strong>der</strong> Vereinten Nationen zu verbuchen lassen, gibt<br />

es auch positive Entwicklungen. Noch nie in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Menschheit gab es so viele globale<br />

Netzwerker, die die Welt als Ganzes wahrnehmen und das enge nationalstaatliche Denken hinter sich<br />

lassen. Weltweit arbeiten WissenschaftlerInnen, Studierende, Nichtregierungsorganisationen,<br />

Kulturschaffende, UnternehmerInnen und viele an<strong>der</strong>e zusammen. Sie nutzen die aktuellen<br />

Erkenntnisse <strong>der</strong> Wissenschaften und zeigen, dass <strong>der</strong> Mensch im Stande ist, Kooperationen<br />

einzugehen und auch im globalen Maßstab zu denken und zu handeln.<br />

Die Querschnittmaterie „Klimawandel“ dient aktuell als Projektionsfläche für Frieden und<br />

Gerechtigkeit. Für viele Wissenschaftler und Aktivisten bildet <strong>der</strong> Klimawandel den Rahmen für neue<br />

Weltentwürfe, <strong>der</strong> diese Werte einzubeziehen vermag. Im Anbetracht <strong>der</strong> Tatsache, dass die Luft<br />

we<strong>der</strong> Staatsgrenzen noch Wirtschaftsräume kennt und sich daher – <strong>mit</strong> den sich darin enthaltenen<br />

und jährlich ansteigenden Spurengasen wie CO 2 – gleichmäßig über die gesamte Erdoberfläche<br />

verteilt, ist diese Tendenz verständlich.<br />

Die bislang umfangreichste wissenschaftliche Debatte über die Ursachen <strong>der</strong> Er<strong>der</strong>wärmung wurde<br />

<strong>mit</strong> dem Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) erst 2004 beendet. Seither<br />

herrscht Konsens darüber, dass <strong>der</strong> Mensch zu 95% für die <strong>der</strong>zeitige globale Erwärmung<br />

verantwortlich ist.<br />

In diesem Zusammenhang darf die Berechnung, dass die stabile Klimaphase <strong>der</strong> letzten Jahrtausende<br />

<strong>mit</strong> Temperaturschwankungen innerhalb einer Amplitude von nur 1°C eine wesentliche Grundlage<br />

für die Entwicklung <strong>der</strong> menschlichen Zivilisation darstellt, nicht unerwähnt bleiben.<br />

Die Herausfor<strong>der</strong>ung, innerhalb <strong>der</strong> 1°C Amplitude zu bleiben, wurde schon aufgegeben und <strong>der</strong><br />

Spielraum daher auf 2°C ausgeweitet. Doch auch die Herausfor<strong>der</strong>ung das 2°C Li<strong>mit</strong> einzuhalten, ist<br />

selbst <strong>mit</strong> einer stagnierenden Wirtschaft gigantisch: Um die globale Erwärmung auf 2°C zu<br />

begrenzen, dürfte die CO 2 -Konzentration <strong>der</strong> Atmosphäre höchstens auf 450 ppm (parts per million)<br />

ansteigen.<br />

Für die Kohlenstoffintensität, die <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Wirtschaftsleistung pro Kilogramm CO 2 -Ausstoss gemessen<br />

wird, bedeutet dies: Sie müsste jährlich um 4,9 % sinken und nicht um nur 0,7 % wie in den letzten<br />

Jahren. Gleichzeitig prognostiziert die UNO jedoch bis 2050 ein jährliches Wachstum <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

und des Wohlstands von 0,7 und 1,4 %. Um auch diese Entwicklung zu kompensieren, müsste die<br />

Kohlenstoffintensität sogar um 7 % abnehmen – zehnmal mehr als in <strong>der</strong> Vergangenheit. Und würde<br />

man auch noch die Entwicklungsziele <strong>der</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong> ernst nehmen, müsste die Wirtschaft<br />

jedes Jahr fossile Energien im Umfang von 9 % einsparen. Statt 768 Gramm pro Dollar des<br />

weltweiten BIP dürften dann nur 14 Gramm anfallen. (vgl. Jackson 2009, 8)<br />

<strong>Das</strong> <strong>Dilemma</strong> <strong>der</strong> falschen Lösungswege<br />

Vor allem die letzten beiden Jahrzehnte waren geprägt von unvollständigen und einseitigen<br />

Lösungsansätzen. Als Beispiel lässt sich die Bewerbung von CO 2 -neutralem Biodiesel als Klimaschutz-<br />

Allheil<strong>mit</strong>tel nennen. Selbst Umweltschutz-Organisationen befürworteten anfangs die Konzepte zur<br />

Beimischung von Biokraftstoff.<br />

Konterkariert wird die Klimadebatte von <strong>der</strong> beschleunigten, <strong>mit</strong> den Konflikten <strong>der</strong> Interessen<br />

einzelner Staaten einhergehenden wirtschaftlichen Globalisierung, die dabei scheitert, nationale und<br />

globale Interessen auszubalancieren. Österreich rechnet beispielsweise jeden verbrauchten Liter<br />

Biosprit als CO 2 -Einsparung von 2,5 kg. Auch importiertes Soja, Palmöl, Zuckerrohr werden als<br />

Guthaben für die österreichische Klimabilanz gerechnet, obwohl sich dadurch die globale Klimabilanz<br />

durch die da<strong>mit</strong> verbundene Regenwaldzerstörung verschlechtert.<br />

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